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Benutzername: 
Gela
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Niedersachsen
Über mich: 
Ob Krimi, Belletristik, Biografie oder Dokumentation. Ich mag Bücher und reise gerne mit ihnen in andere Welten.
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2015
Jungfernfahrt / Starnberger-See-Krimi Bd.2
Ding, Ida

Jungfernfahrt / Starnberger-See-Krimi Bd.2


sehr gut

Tief betrübt leidet Muck Halbritter unter der Trennung von seiner Frau Sopie. Tochter Emma findet derweil beim gemeinsamen Schwimmbadausflug im Possenhofner Schlosspark einen menschlichen Unterkiefer. Ein gefundenes Fressen für die Presse, könnte es doch ein uneheliches Habsburger Kind sein. Doch bevor der Fall so richtig Fahrt aufnimmt, gibt es schon das nächste Spektakel. Auf dem Starnberger See sinkt das gerade zur Jungfernfahrt aufgebrochene Prunkschiff und sämtliche Gäste gehen baden. Nur einer bleibt mit einer Schusswunde im Schädel zurück. Dank Mucks Gespür für alte Geschichten kommt er schneller als seine Frau, die Kommissarin, an Informationen.

Ida Ding hat einen liebenswert schrägen Humor, den sie mit einem Augenzwinkern einsetzt. Das nur vermeintlich ruhige Leben rund um den Starnberger See fängt sie mit viel Lokalkolorit ein. Die einzelnen Charaktere werden mit viel Liebe zum Detail (oder sollte ich bis zur letzten Nasenbehaarung sagen) beschrieben und zaubern ein Dauerschmunzeln ins Gesicht. Dank eines Bayerischen Glossars und einer Figurenliste im Anhang kann man der Handlung auch als Nordlicht gut folgen.

Trotz der turbulenten Vorfälle steht ganz klar Muck Halbritter von Beruf Schreiner und Bauer im Vordergrund. Seine direkte Art, verbunden mit Schusseligkeit und bedingungsloser Liebe seiner Frau gegenüber, macht ihn so liebenswert.

"Mein Handy ist nirgends, und die Badehose besitzt zum Glück
keine Hosentasche. Abgesoffen ist das Sprechhörgerät also nicht,
aber jetzt muss ich trotzdem jemanden Fremden drangsalieren,
mich anzurufen, damit ich weiß, wo ich bin."
Herrlich schräg wird es, als französischer Verwandtschaftsbesuch auftaucht. Leider spricht der Muck die Sprache nicht, versucht sich mit Englisch zu retten und dann kommt schon mal so etwas dabei heraus:


"Right, left, under. A little bit under, naa, over, I mean over, in
d'Höh!"

Polizeiobermeister Wolfgang Järger oder kurz Wolfi ist sein Erzfeind. Wie schon im ersten Band geraten Muck und Wolfi ständig aneinander, was die Ermittlungen rund um alte Knochen und frische Schusswunden nicht leichter macht.

Da ich den ersten Band "Hendlmord" ein wenig besser fand, ziehe ich einen klitzekleinen, fast nicht sichtbaren, Punkt ab.

Wer gerne schmunzelt und leichte Krimis mag wird diesen Regionalkrimi lieben.

Bewertung vom 27.07.2015
Lausige Liebe (eBook, ePUB)
Conrads, Linda; Richter, Alexandra

Lausige Liebe (eBook, ePUB)


gut

In einem Hotel in Ostfriesland wird der Frührentner Fokko Endjer ermordet aufgefunden. Kommissarin Marga Terbeek tappt im Dunkeln und muss sich auch noch um den Einbruch in einem Fischereibetrieb kümmern. Dabei kommt ihr ständig ihr Vater und Onkel Ali in die Quere. In Hamburg ermittelt Kalle Bärwolff mit seiner jungen Kollegin Yeshi in einem Fall über neugeborene Zwillinge, die tot in einer Babyklappe gefunden wurden. Kalle verliert dabei als alleinerziehender Vater seine Tochter Eliza aus den Augen. Auf St. Pauli wird diese festgenommen und es droht die Heimeinweisung.


Die beiden Autorinnen Linda Conrads und Alexandra Richter haben sich an einem neuen Format für einen Krimi versucht. So können die beiden Handlungssstränge völlig getrennt voneinander oder hintereinander weg gelesen werden. Ich habe mich für den Wechsel zwischen den Handlungsorten entschieden. So begleitet man einmal Marga Terbeek in Ostfriesland und zum anderen Kalle Bärwolff in Hamburg. Den Handlungssträngen kann man gut folgen. Lediglich Rückblicke in die Vergangenheit die in kursiver Schrift dargestellt werden, überfrachten die Handlung.

Der Schreibstil ist recht locker und umgangssprachlich gehalten. Teilweise hat mich die Sprache an Comicszenen erinnert.

"In Kurts Rennwagen altere man langsamer, weil der so schnell fahren
könne. Blablupp. Kalle hörte dem Gequassel seiner Mutter nur mit halbem
Ohr zu. In die Bonzenkarre kriegten ihn sowieso keine zehn Pferde rein.
Dann lieber wie ein Untoter aussehen"
So recht sympathisch konnte ich keinen der Protagonisten finden. Sowohl Marga, wie auch Kalle vernachlässigen ihr Privatleben und scheinen auch beruflich auf der Stelle zu treten. Man begegnet allen Ortes sehr speziellen Charakteren.

Interessant ist der Fall in Hamburg. Die Einrichtung von Babyklappen wirkt auf den ersten Blick positiv, zeigt aber auch, welche Probleme damit verbunden sind. Der Fall regt zum Nachdenken an und sensibilisiert den Leser.

Dieser Krimi zeigt, dass durch ebook-Technik neue Leseformen möglich sind. Die Idee finde ich reizvoll, hat mich aber bei dieser Story nicht völlig überzeugen können.

Bewertung vom 27.07.2015
Die stille Kammer
Blackhurst, Jenny

Die stille Kammer


sehr gut

Mord am eigenen Kind. Nach vier Jahren wird Susan Webster aus der Psychatrie entlassen. Sie selbst hat keine Erinnerung an die Tat und erste Zweifel kommen auf, als sie ein Foto ihres Sohnes entdeckt, auf dem er als Kleinkind zu sehen ist. Sollte Dylan noch leben? Unverhofft kommt ihr der Journalist Nick Whitely zu Hilfe. Kann sie ihm trauen? Susan begibt sich auf Spurensuche, die sie in die Vergangenheit ihres Exmannes führt. Ein Verwirrspiel beginnt, bei dem niemand mehr vertrauenswürdig scheint.

Jenny Blackhurst hat einen spannenden, nervenaufreibenden Psycho-Thriller als Debüt geschrieben. Hauptprotagonistin Susan Webster weiß am Ende nicht mehr, ob sie ihr eigenes Baby wirklich erstickt hat, oder was an diesem schrecklichen Tag wirklich in ihrem Haus passiert ist. Gekonnt setzt die Autorin Akzente auf die emotionale Zerrissenheit von Susan. Als Leser schwankt man, ob die empfundene Sympathie für die angebliche Mörderin richtig oder falsch ist. Anhand von kleinen Hinweisen wird man selbst zum Ermittler und versucht die einzelnen Punkte miteinander zu verbinden. Doch immer wieder wird man in eine Sackgasse geführt.

"Ich habe das Gefühl, heute nicht nur meinen Vater zurückbekommen zu
haben, sondern noch sehr viel mehr. Ich habe endlich wieder angefangen,
mich zu erinnern, wie es war, Susan Webster zu sein."

Verschiedene Identitäten verwirren anfangs, da man die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart durch die unterschiedlichen Namen nicht herstellen kann. Es macht aber auch den Reiz aus, denn man weiß, dass eine bestimmte Person Unrecht getan hat. Kann aber die Zuordnung zur Gegenwart durch die fehlende Identität nicht herstellen.

Rückblenden führen den Leser zu einer Gruppe Jugendlicher, die reich und überheblich ihr Leben genießen. Der Zusammenhang zu Susan bleibt erst einmal verborgen.

Perfekt inszenierte Fassaden verschiedener Charaktere fangen durch Details aus der Vergangenheit an zu bröckeln. Glücklicherweise hat jemand den Mut gehabt, Dinge zu hinterfragen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Am Ende wird die Vergangenheit zum Schlüssel für die Gegenwart. Doch ein HappyEnd darf man nicht erwarten.

Bewertung vom 27.07.2015
Wenn Ozeane weinen
Bennett, Ben

Wenn Ozeane weinen


sehr gut

Ein gläsernes Haus am Pazifik wird für Amber Wood ein neues Zuhause, denn hier lebt die Familie Teagarden, die ihre Mutter als Haushälterin eingestellt hat. Taylor Teagarden fasziniert Amber sofort, der Junge hat etwas besonderes, liebenswertes. Bei einem Familien-Bootsausflug stürzt Nichtschwimmer Taylor ins Meer. Eine Meerjungfrau rettet ihm das Leben und geht ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Er ist davon besessen, sie wiederzusehen, doch als es geschieht, muss er um ihr Leben bangen. Zusammen mit Amber versucht er "Mandy" zu retten.

Ben Bennetthat eine poetische Liebesgeschichte, die 1975 in der Küstenstadt Monterey in Kalifornien beginnt und dort im Jahr 2014 endet, geschrieben. Eine intensive, prägende Rolle spielt das Meer in dieser Geschichte. Egal wohin es Amber Wood auf ihrer Reise führt, das Meer ist nicht weit. Amber ist es auch, die diese Geschichte aus ihrer Sicht erzählt. Ihre heimliche, aber um so stärkere Liebe zu Taylor prägt die Geschichte. Ein stiller sechsjähriger Junge, der ihr Herz gewinnt:

"Taylor blickte durch dieselben unbeschreiblichen Augen in die Welt, die bereits seine
Mutter zu einer engelsgleichen Erscheinung gemacht hatten. Sie ähnelten dem klaren,
leuchtenden Blau des Pazifiks im Spätsommer, wenn die Morgennebel sich endgültig
aufgelöst haben, die die eigentliche Färbung des Meeres in Kalifornien nicht selten bis
tief ins Jahr hinein verhüllen..."

Dies ist keine brennende, vor Leidenschaft sprühende Romanze, sondern ein leises, gefühlvolles Empfinden. Die Freundschaft, die zwei Kinder verbindet, die gemeinsame Träume und Wünsche haben und der Zusammenhalt, wenn Gefahr droht. Sehr berührend beschreibt der Autor, wie Amber lernt, Taylor loszulassen. Sie versucht Abstand zu gewinnen, doch vergessen kann sie ihn nicht. Ihre Suche führt sie bis ans Ende der Welt.

"Konnte man einen Sonnenstrahl einfangen, um ihn zu besitzen? Das Leuchten der
Sterne vom Nachthimmel löschen wie das Licht aus einem Zimmer? Das Rauschen des
Meeres aus den Wellen fischen? Den Duft einer Rose pflücken? Das Lächeln eines
Kindes von seinen Lippen stehlen?"

Am Ende überrascht Amber mit einem völlig unerwarteten Geständnis, denn die Geschichte von Taylor Teagarden und Amber Wood birgt ein Geheimnis.

Dieses Buch ist genau richtig, um eine Auszeit aus dem Alltag zu nehmen und sich verzaubern zu lassen.

Bewertung vom 27.07.2015
Eine perfekte Lüge
Whitehouse, Lucie

Eine perfekte Lüge


sehr gut

Nachdem Hannah für Mark nach London gezogen ist, scheint ihr Eheglück perfekt zu sein. Doch erste Zweifel kommen bei ihr auf, als Mark sich von einer Geschäftsreise verspätet und sich nicht meldet. Seine Entschuldigung klingt fadenscheinig und warum hat er einen Kredit aufgenommen und ihr Konto geleert? Hinter seinem Rücken beginnt sie Nachforschungen anzustellen und erfährt Ungeheuerliches. Mark kann sie beruhigen und hat für alles eine Erklärung, doch die Zweifel bleiben!

Lucie Whitehouse versteht es falsche Fährten zu legen und den Hörer in die Irre zu führen. Durch die Erzählstimme von Solveig Duda werden Hannahs Stimmungen perfekt eingefangen. Die verzweifelte Ehefrau, die sich auf ihren Mann freut, der aber nicht nach Hause kommt. Erste Zweifel an ihm und dann die panische Angst, dass das, was sie herausgefunden hat, der Wirklichkeit entsprechen könnte. Man ist hin- und hergerissen, soll man Hannah beistehen oder sieht sie Schatten, wo keine sind. Mark wirkt so souverän, scheint jede Situation im Griff zu haben, bis erste Risse sichtbar werden.

Der Spannungsbogen baut sich langsam auf, plätschert anfangs fast dahin bis zum dramatisch spannenden Ende.

Das Spiel zwischen Gut und Böse wird hier perfekt inszeniert. Es zeigt, wie schnell man sich von Oberflächlichkeiten beeinflussen läßt, sich vorschnell eine Meinung bildet. Man sollte nicht alles hinnehmen und auch offensichtlich Feststehendes öfter hinterfragen.

Ein toller Psychothriller, der durch die stimmungsgeladene Erzählstimme an Spannung gewinnt.

Bewertung vom 27.07.2015
Das wilde Pack in der Falle / Das wilde Pack Bd.5
Marx, André;Pfeiffer, Boris

Das wilde Pack in der Falle / Das wilde Pack Bd.5


ausgezeichnet

Eine Bande von exotischen Tieren, die sich das Wilde Pack nennt, lebt mitten unter den Menschen. Verborgen in einem verlassenen U-Bahnschacht, planen sie eine Reise in die Freiheit. Doch die Menschen sind auf sie aufmerksam geworden und hetzen Tierfänger mit Spürhunden auf sie. Schnell muss ein Plan gefunden werden, wie man die Verfolger auf eine falsche Spur führen kann. Wolf Hamlet hat eine Idee, aber sie ist gefährlich und gefällt nicht allen Tieren der Bande. Am Ende landen sie sogar in einer Falle, aus der es erst in letzter Sekunde Rettung gibt.

Boris Pfeiffer bleibt auch bei Band 5 dieser Reihe seinem Erfolgsrezept treu. Dabei kommen sowohl Neueinstieger wie Fans der Reihe auf ihre Kosten. Humorvoll und spannend werden Kinder und Erwachsene von dieser wilden Tierhorde gefesselt. Der flüssige Schreibstil und die kurzen Kapitel sind auch für Erstleser gut geeignet.
Empfohlenes Lesealter ist 8 - 10 Jahre.

Die Illustrationen von Sebastian Meyer unterstreichen die Handlungsabschnitte und helfen, sich ein Bild von den Tieren und Menschen zu machen.

Die Mischung aus Abenteuer, Spannung und lehrreichen Momenten macht diese Buchreihe so lesenswert. Man lernt viel über Zusammenhalt und Freundschaft. Jedes der Tiere wäre allein den Menschen hilflos ausgesetzt, doch zusammen können sie sich sogar gegen Spürhunde und menschliche Technik durchsetzen.

Wir haben besonders Oskar ins Herz geschlossen, ein Tier, das selbst nicht weiß, zu welcher Tierart es gehört. Für jeden Leser wird es ein Tier geben, mit dem man besonders mitfiebert oder lacht.

Der 5. Band ist bis jetzt der spannenste, aber auch gefährlichste, gewesen. Man lernt, dass leichtsinniges Handeln nicht immer gut ausgeht.

Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 27.07.2015
Kurz bevor das Glück beginnt
Ledig, Agnès

Kurz bevor das Glück beginnt


sehr gut

Der Job an der Supermarktkasse ist die Hölle, doch für Julie und ihren kleinen Sohn ist dies die Existenzgrundlage. Als der 51-jährige Paul als Kunde vor ihr steht, scheint es ein wenig Licht im tristen Leben der jungen Frau zu geben. Freundschaftlich lädt er sie zu einem gemeinsamen Familienurlaub in die Bretagne ein. Am Meer erleben die sich bisher völlig fremden Menschen wundervolle Momente voller Harmonie. Doch schon die Heimfahrt stellt das Glück auf eine harte Probe.


Agnès Ledig hat einen nachdenklichen und einfühlsamen Schicksalsroman geschrieben. Man merkt, dass sie von ihren eigenen emotionalen Erlebnissen schreibt. Der Schreibstil ist sehr gefühlvoll und mit kleinen Weisheiten gespickt.

Hauptperson ist die junge Kassiererin Julie, die als alleinerziehende Mutter eines 3-jährigen Jungen das Leben schon fast aufgegeben hat. Das Geld fehlt an allen Ecken und für den kleinen Lulu die Zeit. Nur das Sprichwort:
»Lass den Mut nie sinken, sonst tust du es womöglich zwei Sekunden, bevor das
Wunder geschieht.«
gibt ihr immer wieder Halt. Paul, der gerade von seiner Ehefrau verlassen wurde, sieht sofort, dass Julie etwas besonderes an sich hat. Ohne zu zögern, bietet er ihr Hilfe an, lädt sie spontan ein, an seinem Urlaub in der Bretagne teilzunehmen. Zusammen mit Pauls Sohn Jerome, einem Allgemeinmediziner und Julies Sohn Lulu verbringen sie einen wundervollen Urlaub. Soweit so gut. Hier könnte man meinen, es erwartet den Leser ein seichter Liebesroman, doch weit gefehlt.

Die Verbindung zwischen Paul und Julie ist freundschaftlich und innig. Selbst der in Trauer versunkene Jerome, kann sich auf Dauer nicht dem Charme von Julie entziehen. Immer mehr feine freundschaftliche Fäden werden zwischen den Akteuren gesponnen. Doch die Zerbrechlichkeit des Glücks wird auf eine harte Probe gestellt, als die Urlauber auf dem Heimweg in einen Unfall geraten. Ausgerechnet der kleine Lulu liegt schwerverletzt im Krankenhaus und eine schmerzliche Frage steht über allem. Wird er es schaffen. Man leidet mit Julie, fühlt ihren Schmerz und fragt sich, woher sie die ganze Kraft nimmt. Im Krankenhaus lernt sie Romain kennen, der als Bewegungstherapeut ihren Sohn behandelt. Mit seiner leisen unaufdringlichen Art und der Gabe, immer die richtigen Worte zu treffen, hilft er der verzweifelten Frau.

"Suchen Sie nicht nach dem perfekten Glück, sondern nach den vielen kleinen Freuden des Lebens und reihen Sie sie aneinander. Denn sie sind es, die uns Menschen helfen, durchzuhalten und in Zeiten des Unglücks immer wieder neuen Lebensmut zu schöpfen!"

Ein wirkliches Happyend kann es für diese Geschichte nicht geben. Durch den Epilog, der die Handlung drei Jahre später betrachtet, bekommt man Mut und Hoffnung zugesprochen. Eines ist jedoch sicher:
Im Herzen bleibt die Trauer, auch wenn sich eine schützende Schicht darüber legt.

Mich hat dieser Roman sehr bewegt und nachdenklich zurückgelassen. Man sollte die einem gegebene Zeit genießen und bewusst erleben.

Bewertung vom 27.07.2015
Lavendelbitter
Bicks, Elinor

Lavendelbitter


gut

Gerüchte ranken sich um Lore Kukuk, die auf der Otzberg-Burg lebt. Als nach einer Verabredung mit ihr, ein Mann tot aufgefunden wird, werden die Mordanschuldigungen immer lauter. Kommissar Roland Otto führt die Ermittlungen, die ihn auch auf die Spur der geheimnisvollen Kukusmorde bringen. Mit ihrem Lavendelwein hat Lore ihn schon betört, aber ist sie auch eine Mörderin?


Elinor Bicks stellt den Lavendel in seiner Vielfältigkeit in den Vordergrund der Handlung. Unterschiedliche Sorten werden detailliert beschrieben und so hat man gleich am Anfang das Gefühl mitten im Garten von Lore in lila duftenden Blütenwolken zu stehen. Doch die Blütenpracht trügt den Schein, denn durch die richtige Verarbeitung kann aus diesen herrlichen Pflanzen eine gefährliche Substanz gewonnen werden.

Lore Kukuk wird von Anfang an geheimnisvoll und verdächtig beschrieben. Sie bewahrt ein Geheimnis, dass ihre Oma ihr anvertraut hat. Doch worum es sich handelt, bleibt nebulös verborgen. Sowohl die verstorbene Oma, wie Lore, kennen sich mit Gartenkräutern und deren Wirkung aus. Durch den Mord an Lazlo, der mit Lore verabredet war, gerät sie in Mordverdacht. Doch Kommissar Otto, scheint zu allererst um seine Hunde besorgt zu sein. Die Mordermittlung läuft eher nebenbei und wird hauptsächlich durch den Mitarbeiter Brenneisen erledigt.

Viele Nebenschauplätze werden hervorgehoben und bekommen eine zu starke Gewichtung. Die Idee, dadurch falsche Fährten zu legen gelingt, aber der Lesefluss leidet darunter. So ist die Beziehung des Kommissars zu seinen Hunden zwar wichtig, um seinen Charakter darzustellen, die Suche nach einem neuen Lebensgefährten für den Hund, aber eher zuviel des Guten. Man bekommt auch so ein Gefühl für den alleinlebenden Mann, der sich immer noch zu seiner Exfrau hingezogen fühlt.

Der Spannungsbogen wird nur sehr langsam aufgebaut. Hinweise auf die Russenmafia müssen verfolgt werden, Zeugenbefragungen laufen ins Leere und dann auf den letzten Seiten überschlagen sich dann plötzlich die Ereignisse. Die Auflösung des Falls ist dann um so überraschender, aber für mich nicht ganz schlüssig.

Mich konnte der Gartenkrimi nicht völlig überzeugen. Einzelne Charaktere wurden zu sehr herausgehoben, obwohl sie mit der eigentlichen Handlung nicht viel zu tun hatten und verschiedene Szenen wirkten zu überzogen.

Die Beschreibung des Gartens hat mir am besten gefallen. Hier merkt man, dass die Autorin mit Leidenschaft für die Pflanzen geschrieben hat.

Das Ende zeigt, dass es nie zu spät für einen Neuanfang ist.

Bewertung vom 27.07.2015
Makarionissi oder Die Insel der Seligen
Kaiser, Vea

Makarionissi oder Die Insel der Seligen


ausgezeichnet

Alles beginnt in einem Dorf an der albanisch-griechischen Grenze in den 50er Jahren. Lefti, Stammhalter der Familie Zifkos scheint ohne Frau ins Leben gehen zu müssen. Es gibt einfach zu wenige in seinem Alter. Doch Yiayia Maria fädelt als begnadete Kupplerin es geschickt ein, dass kurze Zeit später Eleni, seine Cousine und damit zukünftige Frau, geboren wird. Ihre Kinderfreundschaft zerbricht und troz des zu erahnenden Fiaskos heiraten die beiden, um dann das Land während der Militärdiktatur zu verlassen. In Hildesheim findet sich Lefti schnell zurecht. Die Arbeit macht ihm Spaß, doch Eleni hadert mit der Mentalität und dem Wetter. Für beide stellen sich die Weichen neu und so verliebt sich Lefti in seine Deutschlehrerin Fräulein Haselbacher und Eleni in den Musiker Otto. Als Eleni schwanger wird, kehrt sie zur Geburt in ihr Heimatdorf zurück, verschweigt aber, dass Lefti gar nicht der Vater ist. Dieser wird daraufhin von der Familie verstoßen. Doch noch ist das Ende der Reise der beiden "Helden" nicht erreicht.

Vea Kaiser versteht es durch ihre Erzählkunst den Leser in ihren Bann zu ziehen. Wortgewaltig, aber gleichzeitig leicht und humorvoll folgt man dem Geschehen. Ungewöhnlich ist die Aufteilung der Abschnitte. Statt Kapiteln gibt es Gesänge, angelehnt an die Ilias, wie z.B. den V. Gesang "Der davon kündet, wie der Held und die Heldin siebentausendfünfhundert Kilometer voneinander entfernt dieselbe Erfahrung machen: anzukommmen kann sehr schwierig sein."
So wird auch immer wieder die griechische Mythologie in die Handlung einbezogen und Parallelen zu den Charakteren gezogen. Der Handlungsbogen der Familiensaga wird von den Fünfzigerjahren bis in die Gegegnwart gespannt. Der immer weiter verzweigenden Familie beim Lesen zu folgen, fällt dank eines beigefügten Stammbaumes nicht schwer.

Ich habe das Hörbuch gehört und bin vom Sprecher Burghart Klaußner begeistert. Er haucht den Figuren in ruhiger, aber nachhaltiger Weise Leben ein. Gekonnt werden bei der Vielzahl an Charakteren feine Unterschiede herausgearbeitet.

Ungewöhnlich sind die unterschiedlichen Schauplätze. Ein kleiner Ort in Griechenland, Hildesheim, St. Pölten, Chicago und letztlich die imaginäre Insel Makarionissi. Mit viel Liebe zum Detail werden die Charaktere beschrieben. Eine Familie, die auf den ersten Blick völlig gewöhnlich scheint, wird von der Autorin zu etwas besonderem gemacht. Meine Sympathie schwankte immer zwischen den Protagonisten hin und her. Man litt, freute und lachte mit ihnen und hoffte bis zum Schluss, dass jeder sein Glück finden möge.

Durch den langen Zeitraum der Geschichte werden manche Handlungen nicht zu Ende erzählt oder gleich in mehreren Jahren übersprungen. So bleibt denn auch das Schicksal der Dorfbewohner Varitsis im verborgenen. Zu gern hätte ich erfahren, wie sich das kleine Dorf im wirtschaftlich gebeutelten Griechenland hält.

Lediglich dieser Satz weist daraufhin, was wohl geschehen wird:

"Im Grunde wartete das ganze Dorf darauf, wegzugehen. Entweder auf den eigenen Beinen oder in einem Sarg."

Ich wäre gern noch länger auf Makarionissi geblieben. Doch wie heißt es so schön: "Und sie lebten gut - aber wir leben noch besser."

Dieser Roman bietet einen ganzen Strauß voller Emotionen. Man hofft, leidet, träumt, lacht und lächelt glücklich über das Leben. Denn jedes Ende ist auch ein Neuanfang.

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