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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1361 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2022
Eine Familie in Berlin - Ulla und die Wege der Liebe / Die große Berlin-Familiensaga Bd.3
Renk, Ulrike

Eine Familie in Berlin - Ulla und die Wege der Liebe / Die große Berlin-Familiensaga Bd.3


ausgezeichnet

Die Vernunft kann nur reden. Es ist die Liebe, die singt. (Joseph de Maistre)
1919 Berlin. Endlich ist der Erste Weltkrieg vorbei, doch die Dehmels haben nicht nur Paulas Tod zu verkraften, sondern müssen sich, wie viele andere auch, mehr schlecht als recht durchs Leben schlagen. Als Heinrich Dehmel endlich aus dem Krieg zurückkehrt, ist die junge Künstlerin Ursula Stolte froh, ihre große Liebe endlich wieder in die Arme schließen zu können und mit ihm gemeinsam den Tod seiner Mutter zu verarbeiten, denn Paula war ihr immer ein großes Vorbild. Ulla nimmt Heinrichs Heiratsantrag an, um mit ihm eine eigene Familie zu gründen, doch ihre Eigenständigkeit als Künstlerin möchte sie deshalb nicht aufgeben. Aber Heinrich macht es ihr nicht leicht, denn er fällt als Ernährer der Familie aus, da ihm nach seiner Approbation als Arzt ein weiteres Studium wichtiger ist. Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter Fine sollte das Glück eigentlich perfekt sein, doch bleibt es vor allem Ursula, Spitzname Ulla, vorbehalten, sich um Haushalt, Kind und das Wohl der Familie zu kümmern. Dabei will sie auch ihre künstlerischen Tätigkeiten weiterverfolgen. Ob ihr das gelingen wird? Und auch bei den anderen Mitgliedern der Familie Dehmel bahnen sich Probleme an…
Ulrike Renk hat mit „Ulla und die Wege der Liebe“ den dritten Teil ihrer historischen Dehmel-Familiensaga vorgelegt, der den Leser erneut in der Zeit zurückreisen lässt, um dort die Geschicke der einzelnen Protagonisten mitzuverfolgen, während er gleichzeitig den geschichtlichen Hintergrund der damaligen Zeit hautnah miterlebt. Der flüssige, bildhafte und empathische Erzählstil erlaubt dem Leser den Zutritt zum engsten Familien- und Freundeskreis. Der Zeitrahmen erstreckt sich über einen Zeitraum von 1919 bis 1924, den die Autorin ihre Handlung aus realen und fiktiven Komponenten sehr gekonnt gewebt hat, so dass der Leser einmal mehr fasziniert das Leben der belegten Berliner Familie eintauchen kann. Paula Dehmel ist inzwischen verstorben, sie war die Seele und der Mittelpunkt der Dehmels, die alle miteinander verbunden und die Familie zusammengehalten hat. Mit ihrer Heirat wird Ulla Stolte ebenfalls eine Dehmel, auf die einige Herausforderungen zukommen, denn zu jener Zeit sind es immer noch die Männer, die in fast allen Dingen den Ton angeben und Entscheidungen treffen, die die Frauen zu akzeptieren haben. In Freundin Vera hat sie einen Fels in der Brandung an ihrer Seite, obwohl diese in dem Künstler Tetjus einen Ehemann an der Seite hat, der in seiner Lebensweise nur zu sehr ihrem Vater Richard Dehmel ähnelt und seine eigenen Bedürfnisse im Blick hat. Durch die sehr akribische Recherche der Autorin nimmt der Leser nicht nur regen Anteil am Familiengeschehen, sondern erlebt auch die Folgen des Krieges mit, die sich auf die Bevölkerung niederschlagen. So muss diese nicht nur unter der Inflation leiden, auch die Anzeichen von Judenfeindlichkeit mehren sich.
Die Charaktere wurden liebevoll und glaubwürdig weiterentwickelt, der Leser fühlt sich sofort wohl in ihrer Mitte und fühlt sich als Teil der Familie. Ulla ist eine liebenswerte Frau, die mit ihrem ruhigen und ausgeglichenen Wesen so mancher Familienzwistigkeit den Wind aus den Segeln nimmt und für einen Lösungsweg sorgt. Vera ist mit ihrer Extrovertiertheit Ullas perfektes Gegenstück. Tetjus und Heinrich wirken beide auf ihre Weise egoistisch in der Art, wie sie ihr Leben gestalten wollen, wobei sie keine Rücksicht auf ihre Frauen nehmen, von diesen aber alles erwarten. Aber auch Ida sorgt für einigen Wirbel nach Richards Tod, was sie nicht gerade zur Sympathieträgerin macht.
„Ulla und die Wege der Liebe“ ist nicht nur eine unterhaltsame Fortsetzung der Familiensaga, sondern besticht durch den gelungenen Mix aus historischem Hintergrund, Liebe, Freundschaft und einigen Schicksalsschlägen, die gemeistert werden wollen. Absolute Leseempfehlung für ein Abtauchen in alte Zeiten und in eine interessante Familie, die es wirklich gegeben hat. Ei

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.09.2022
Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2
Korn, Carmen

Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht. (Marie v. Ebner-Eschenbach)
1960 Hamburg, Köln, San Remo. Das neue Jahrzehnt läutet endlich den Aufbruch für die drei vom Krieg gebeutelten und miteinander befreundeten Familien Borgfeldt, Aldenhoven und Canna ein. Die Kunstgalerie der Aldenhovens in Köln hat die Durststrecke überwunden und hat nun großen Zulauf. Schon bald werden Gerda und Heinrich Großeltern, denn ihre Tochter Ursula erwartet ihr erstes Kind. Die lebt mit Ehemann Joachim bei den Borgfeldts in Hamburg, was vor allem oft mit Elisabeth zu Konflikten führt, die alle sehr für sich vereinnahmt, vor allem Ursels Töchterchen Henrike. Elisabeths Kurt kann seine Ehe nur noch aushalten, indem er genügend Abstand zwischen sich und seine Frau bringt. Derweil hat Pips, der als Jazz-Pianist für Gianni Canna in dessen Bar gearbeitet hat, San Remo für Hamburg verlassen, um in der Nähe seiner großen Liebe Ursula zu sein, die jedoch nun einem anderen gehört. Dabei hat er immer noch nicht verarbeitet, was er durch die Nazis erdulden musste…
Carmen Korn hat mit „Zwischen heute und morgen“ den zweiten Teil ihrer historischen Drei-Städte-Trilogie vorgelegt, der den Leser sowohl mit den Geschichten dreier eng miteinander verbunden Familien unterhält als auch den damaligen historischen Hintergrund wunderbar wieder aufleben lässt. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil Korns lässt den Leser in der Zeit zurückreisen, um sich in den 60er Jahren wiederzufinden und über wechselnde Perspektiven sowie dreier unterschiedlicher Handlungsorte einen Blick durchs Schlüsselloch der einzelnen Familien zu werfen und ihre Sorgen und Nöte zu erfassen. Auch diesmal legt die Autorin wieder großen Wert auf Authentizität, die sie durch exzellente Recherche in ihre Geschichte mit einfließen lässt. Der Romantitel ist erneut Programm, denn die Handlung erzählt nicht nur von der älteren Generation, die immer noch mit den Kriegsfolgen zu kämpfen hat, sondern bringt nun auch ihre Kinder ins Spiel, die sich mit ganz anderen täglichen und zeitgemäßen Problemen herumschlagen, während die Zeit des Wirtschaftswunders Fahrt aufnimmt und der Zweite Weltkrieg anscheinend verblasst. Korn schafft es sehr geschickt, den Spagat zwischen den Älteren und Jüngeren aufzuzeigen, während die damaligen gesellschaftlichen und politischen Ereignisse unterschwellig vorbeiziehen und Einfluss nehmen wie z.B. den Bau der Berliner Mauer, das Hamburger Hochwasser, die Ermordung John F. Kennedys und die Zeit des Kalten Krieges. Vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen und ihre Entwicklung bringen einiges an Spannungen mit sich und lassen den Leser die Seiten nur so durch die Finger rinnen.
Die Charaktere wurden weiterentwickelt und glaubwürdig inszeniert, so dass der Leser sich gut mit ihren Ecken und Kanten identifizieren kann. Schnell hat er sich in ihrer Mitte eingenistet und verfolgt voller Spannung ihren Erlebnissen. Während Ursula mit Joachim ihr Glück gefunden hat, entfremden sich Elisabeth und Kurt immer mehr voneinander, was Kurt kaum noch erträgt, Elisabeth dagegen kaum bemerkt. Heinrich und Gerda haben ihre Durststrecke überstanden und atmen endlich auf. Margarethe und Bruno sind sich ebenfalls noch sehr eng verbunden. Neben Carla und Uli hat auch Gianni endlich die Liebe gefunden. Pips ist ein trauriger, melancholischer Zeitgenosse, der zu viel erlebt und bisher nicht verarbeitet hat. Aber auch Jules, Nina und Vinton spielen in dieser Handlung wichtige Rollen.
„Zwischen heute und morgen“ bietet mit einem Mix aus unterschiedlichen Familiengeschichten und –schicksalen sowie ausgezeichnet recherchiertem historischen Hintergrund eine wunderbare Zeitreise in die jüngste Vergangenheit. Absolute Leseempfehlung für eine sehr unterhaltsame Lektüre!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.09.2022
Ligurien - ReiseMomente
Olderdissen, Bernadette

Ligurien - ReiseMomente


ausgezeichnet

Ligurien - Veni, vidi, amavi!
Unsere Familie hat 3 Jahre in Italien gelebt, in der Zeit haben wir nicht nur die Gastfreundlichkeit der Landesbewohner sowie die Kultur kennen- und lieben gelernt, sondern auch so manche Region erkundet. Dabei haben wir uns vor allem in die malerischen Gegenden der Toskana, der Amalfi-Küste und Ligurien verliebt.
Als wir die Möglichkeit hatten, in den Reiseführer „Ligurien-Reisemomente“ von Bernadette Olderdissen hineinzuschauen, waren wir sofort schwer begeistert. Zum einen waren wir sofort von dem Format überzeugt, dass in jede Handtasche passt. Die Aufmachung des 256 Seiten starken Büchleins ist schon vom Anblick her eine Augenweide, denn es überkommt einen sofort Fernweh bei dem Anblick vom farbenfrohen Cinque Terre. Die Autorin versprich 50 Mikroabenteuer in Ligurien zum Entdecken und Genießen, darauf lässt man sich schon als Leser sehr gern ein, so erhält man einige Inspirationen für den nächsten Besuch der wunderschönen italienischen Region.
Unterteilt ist der kleine Reiseführer in die Kapitel „Genua und Umgebung“, Levante-Genuas Hinterland und Golfo Paradiso“, „Levante bis zu den Cinque Terre“, „Levante-Golfo dei Poeti und sein Hinterland“, „Ponente-Hinterland und Küste nahe Genua“, „Ponente-Savona und Alassio“ sowie „Ponente-Zwischen Imperia und der französischen Grenze“. Ein Vorwort, Kurioses und Besonderheiten, die Top 10 der Sehenswürdigkeiten von Ligurien und ein Register machen dieses Büchlein komplett. Jedes Kapitel hat vorab eine kleine Karte, um dem Leser zu verdeutlichen, was ihm im Nachgang präsentiert wird. Mit ihrem eingängigen Beschreibungs- und Erzählstil nimmt die Autorin den Leser gedanklich sofort mit auf Reisen, denn die aneinandergereihten Geschichten lassen nicht nur von Sehenswürdigkeiten und Abenteuern träumen, sondern auch so manches wiedererkennen, was man selbst schon besucht hat. Vor allem Genua, das eigentlich einen eher schlechten Ruf hat und uns auch nicht gerade zum längeren Verweilen animierte, werden wir uns aufgrund der Empfehlungen das nächste Mal ausführlicher ansehen.
Ligurien hat nicht nur Strand und Meerblick zu bieten, sondern lockt auch mit Bergregionen und alten abgelegenen Dörfern, die es zu erkunden lohnt. Die Autorin hat eine Fülle von nützlichen Informationen zusammengetragen, die für einen geplanten Urlaub in dieser Region sehr hilfreich sind. Untermalt wird alles mit wunderschönen farbenfrohen Bildaufnahmen, die die Vorfreude auf die Reise nur noch mehr schüren.
Allen, die ihren nächsten Urlaub in Ligurien planen, sei dieser außergewöhnliche Reiseführer sehr empfohlen. Man blättert immer wieder darin, schwelgt in Erinnerungen und findet andauernd etwas Neues, was man noch sehen möchte. Finale Ligure, Alassio, Savona und Cinque Terre haben uns schon das Herz gestohlen, aber es gibt noch viel mehr zu entdecken. Absolute Leseempfehlung!!!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2022
Das Medaillon
Gohlke, Cathy

Das Medaillon


ausgezeichnet

Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.
1939. Im vom Bombenhagel zertrümmerten Warschau sieht sich das jüdisch-polnische Ehepaar Rosa und Itzhak Dunovich vor großen Herausforderungen, denn sie sind gezwungen, ins Warschauer Ghetto zu ziehen, obwohl sie eigentlich nur aus Litauen gekommen sind, um Rosas Mutter zu besuchen. Das Leben dort ist geprägt von Hunger, Entbehrungen und vor allem von den Grausamkeiten der Nazis. Itzhak, der sich Sorgen um seine eigene Familie macht, reist nach Litauern und lässt Rosa und die neugeborene Tochter Ania zurück. Rosas Lage wird im Ghetto immer schwieriger und als Itzhak nicht zurückkehrt, muss sie eine schwere Entscheidung treffen, um wenigstens das Leben ihrer Tochter zu retten. Währenddessen verliert die mit dem Polen Janek Kumiega verheiratete Engländerin Sophie in Warschau ihr Kind und muss allein mit der Trauer fertig werden, denn sie hat lange keine Nachricht von ihrem Ehemann mehr erhalten, der als Kampfpilot im Einsatz ist. Um sich abzulenken, setzt Sophie all ihre Kraft ein, die geknechtete jüdische Bevölkerung zu unterstützen, wenn sie sich selbst dabei in große Gefahr begibt…
Cathy Gohlke hat mit „Das Medaillon“ einen sehr berührenden und fesselnden historischen Roman vorgelegt, der den Leser in die dunkelste Zeit des vergangenen Jahrhunderts zurückreisen lässt, um zwei starke Frauen kennenzulernen, die mit ihren Taten Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und Liebe leben. Dass die Handlung auf tatsächlichen Begebenheiten beruht, erhöht den Authentizitätscharakter der Geschichte und macht sie noch interessanter, denn der Autorin gelingt es ausgezeichnet, Fiktion und Realität miteinander zu verknüpfen. Der flüssige und bildhafte Erzählstil bringt den Leser schnell in polnische Warschau, wo er sich inmitten des Zweiten Weltkrieges über wechselnde Perspektiven an der Seite unterschiedlicher Protagonisten wiederfindet und Einblick in deren Gedanken- und Gefühlswelt erhält, während er ihr Schicksal hautnah mitverfolgt. Die Autorin lässt mit ihre Worten das Warschauer Ghetto nebst seinen Bewohnern und all seinen dort herrschenden Unmenschlichkeiten plastisch vor dem Auge des Lesers entstehen, der tief in das Schicksal der Menschen abtaucht und dabei eine Achterbahn der Gefühle erlebt, die noch lange nachhallt. Während das unerträgliche Leid der jüdischen Bevölkerung einem die Tränen in die Augen treiben, ist es vor allem die Menschlichkeit derjenigen, die unter größter Gefahr helfen und unterstützen, die einem großen Respekt abringen. Sowohl das Schicksal von Rosa und ihren Angehörigen als auch das von Sophie nebst ihren Lieben gehen unter die Haut. Die von ihnen gefällten Entscheidungen haben eine große Tragweite und man fragt sich während der Lektüre oftmals selbst, ob man solche Wege gewählt hätte. Gerade der christliche Glaube hat diesen Menschen in einer grausamen, trostlosen Zeit Mut und Hoffnung gespendet und über sich hinauswachsen lassen.
Die Charaktere sind facettenreich gestaltet, ihre glaubwürdigen menschlichen Ecken und Kanten machen sie dem Leser nahbar, der ihr Schicksal atemlos verfolgt. Rosa ist eine selbstlose Frau, die verunsichert und verängstigt eine weitreichende Entscheidung treffen muss, die ihr das Herz bricht, aber ein Leben rettet. Sophia ist eine Kämpfernatur, die einen großen Verlust erlitten hat und ihre Trauer in Kraft und Unterstützung für andere umwandelt. Die innere Zerrissenheit beider Frauen ist durchweg gut spürbar, jede Mutter kann ihre Gefühle nachvollziehen. Aber auch Itzak, Janek, Aina und viele mehr bereichern das Buch mit ihren Auftritten.
„Das Medaillon“ ist ein Roman voller Leid, Trauer, Liebe, Hoffnung, Überlebenskampf und viel Mut. Fesselnd und wunderbar einfühlsam erzählt, trifft diese Geschichte den Leser mitten ins Herz, wo sie noch lange verbleibt, nachdem die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight - Chapeau!!!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2022
Genießen in Wien
Maier, Sabine

Genießen in Wien


ausgezeichnet

Essen ist ein Bedürfnis, Genießen eine Kunst! (La Rochefoucauld)
Wien ist immer eine Reise wert, steht diese Stadt doch für österreichische Gastlichkeit und Historie, aber vor allem auch für köstliche Gaumengenüsse, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Auch wir haben die Stadt schon öfters besucht und uns im Vorfeld immer Highlights herausgepickt, die wir uns ansehen und zusätzliche gastronomisch alles entdecken wollen, was diese Metropole zu bieten hat. Kurz vor unserem nächsten Wien-Besuch hatten wir das Glück, das Buch „Genießen in Wien“ der Stadtspionin Sabine Maier kennenzulernen und mit auf die Reise zu nehmen.
Neben den farbenprächtigen Fotoaufnahmen und vielen Randinformationen gibt Maier wunderbare Tipps für Ausflüge in die Museen, Wirtshäuser, Parks, Märkte und Kaffeehäuser dieser schönen Stadt, die man unbedingt ausprobieren sollte. Nebenbei empfiehlt die Autorin dem Leser den einen oder anderen Hotspot, wo man nicht nur die Seele baumeln lassen, sondern vor allem auch kulinarisch so manches Highlight erleben kann.
Das Buch ist eingeteilt in die Kapitel „Frühstück“, „Menüs auf die Hand“, „Am Wasser“, „Essen mit Frischluftfaktor“ und „Wiens schönste Märkte“. Zusätzlich gibt es „Genussvolle Geheimtipps“ sowie einen Abschnitt über „Zero-Waiste-Greißler“, wo man verpackungsfreie Waren kaufen kann und auf Nachhaltigkeit Wert gelegt wird.
Schon bei den Frühstücksvorschlägen fällt die Wahl schwer, aber sowohl Josephs Bistro, das Market am Naschmarkt als auch die Meierei sind auf jeden Fall einen Besuch wert und keine Wünsche offen bleiben. Für Streetfood ist das JuJu sehr empfehlenswert, die Burgerfans werden im XO Grill auf ihre Kosten kommen. Wer dem allen ein gut belegtes Brot vorzieht, ist beim Tzesniewski gut aufgehoben, die auch vegetarische Varianten anbieten. Essen unter freiem Himmel lohnt sich auf jeden Fall im Café Zeit sowie in der Schankwirtschaft, wo es so richtig urig und heimelig und man schnell mit Wienern ins Gespräch kommt.
Auch den Wiener Märkten sollte man unbedingt einen Besuch abstatten, um das dortige Treiben zu genießen und sich von den angebotenen Waren verführen zu lassen. Man findet bestimmt irgendwas, das einen an den Besuch dort erinnert. Empfehlenswert sind hier vor allem Rochusmarkt, Karmelitermarkt, Yppenmarkt und Kutschkernmarkt. Hier sollte man auf jeden Fall einiges an Zeit einplanen oder sich immer nur einen vornehmen und die nächsten für weitere Wienbesuche aufsparen.
Auch die Wirts- und Kaffeehäuser haben ihre Tradition in Wien und sind ein Anziehungspunkt, wenn man Land und Leute näher kennenlernen will. Ob die Hollerei, das Café Gestner oder die Vollpension - all diese charmanten Plätze gehören einfach zu einem Wien-Trip dazu. Ob die wunderschöne und gediegene Atmosphäre in der Hollerei (wo man unbedingt reservieren sollte) oder die Vollpension, in der sich sämtliche Generationen zusammenfinden, um sich hausgemachten Kuchen und Kaffeespezialitäten auf der Zunge zergehen zu lassen – hier kann man Stunden verbringen, da diese Orte regelrechte Wohlfühloasen sind.
„Genießen in Wien“ von der Stadtspionin Sabine Maier ist eine wunderbare Zusammenstellung toller Wiener Highlights. Vergessen Sie den Reiseführer und nehmen Sie lieber dieses Buch mit, dann wird der Besuch ein unvergessliches Erlebnis. Diese Insider-Informationen verdienen eine absolute Leseempfehlung!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2022
Im Licht der Hoffnung / Das Goldblütenhaus Bd.2
Groß, Gabriela

Im Licht der Hoffnung / Das Goldblütenhaus Bd.2


ausgezeichnet

Das Schicksal weiß am besten, wo es langgeht. (Gabriela Gross)
Ella Glanz hat in Freund Timo die Liebe ihres Lebens gefunden. Obwohl Ella gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Leonie die Kosmetikfirma ihrer Familie führt und dort sehr eingespannt ist, finden Timo und sie immer Auszeitmomente, um ihre Beziehung zu pflegen, denn Timo hat seinen momentanen Lebensmittelpunkt in Kopenhagen. Großmutter Hedi traut sich endlich, ihr lang gehütetes Geheimnis der Familie mitzuteilen wohlwissend, dass sie mit ihrer Offenbarung ihren Liebsten, vor allem ihrer Tochter Annalena, einigen Schmerz zufügen wird. Als dann noch verunreinigte Kosmetikprodukte im großen Stil reklamiert werden, die den Glanz-Konzern in arge Schwierigkeiten bringen, hat Ella mit ihrer Schwester alle Hände voll zu tun, die Regressforderungen zu erfüllen und die Schieflage der Firma abzuwenden. Inmitten all dieser Ereignisse schlägt das Schicksal auch privat bei Ella zu. Von einem Moment auf den anderen zerplatzen ihre Träume, und nur die Zeit kann diese Wunden heilen…
Gabriela Groß hat mit „Im Licht der Hoffnung“ den zweiten Teil ihrer Goldblüten-Trilogie vorgelegt, der dem Auftaktband mit einer warmherzigen Familiengeschichte, interessanten Wendungen, starken Charakteren sowie spannenden Geheimnissen, die der Leser bei der Lektüre aufdecken wird, in nichts nachsteht. Der eingängige, bildhafte und anrührende Erzählstil lässt den Leser sofort in die Seiten eintauchen, wo er sich als unsichtbarer Beobachter inmitten der Glanz-Familie wiederfindet und das Schicksal der einzelnen Protagonisten gespannt mitverfolgt. Im Fokus steht diesmal Ella, die Zwillingsschwester von Leonie Glanz. Die beiden führen den familieneigenen Kosmetikkonzern, seit ihr Großvater und dann ihr älterer Bruder verstorben sind. Ella hat mit Timo ihr perfektes Gegenstück gefunden, so dass sie sich bei ihrem stressigen Job die Zeit stiehlt, um zwischen Tegernsee und Kopenhagen zu pendeln. Gleichzeitig liebt sie ihren Beruf und den Familienkonzern, der ihr viel abverlangt, aber auch ihre Kreativität immer wieder aufs Neue anstachelt. Doch dann muss sie viel Mut und Stärke beweisen, um ihr Glück vielleicht noch retten zu können. Auch Großmutter Hedi fordert mit einer Offensive ihre Familie heraus, denn sie weiht diese in ein altes Geheimnis ein, dass von allen Verständnis und vor allem Nachsicht erfordert. Mit viel Gefühl und Empathie lässt die Autorin ihre Protagonisten schwierige Lebenshürden durchstehen und sich neuen Herausforderungen stellen, die gemeistert werden wollen. Dabei werden diese sehr lebensecht und glaubwürdig an den Leser herangetragen, so dass dieser alles gut nachvollziehen kann und bei der Lektüre sowohl eine Achterbahn der Gefühle durchlebt als auch ein wunderbares Kopfkino spendiert bekommt, das plastischer nicht sein kann.
Die Charaktere wurden liebevoll und realistisch weiterentwickelt, so dass der Leser sich sofort mit ihnen wohlfühlt und sich als Teil von ihnen betrachtet. So fällt ihm auch das Mithoffen, -bangen und fiebern sehr leicht. Ella ist eine nahbare junge Frau, die von ihrer Liebe zu Timo getragen wird. Sie ist ehrlich, offen und lässt Nähe zu, gibt aber auch Freiraum, der ihr selbst wichtig ist. Timo ist ein lieber Kerl, der ebenso ein Familienmensch wie Ella ist und sie auf Händen trägt. Er ist ebenfalls ein kreativer Kopf wie Ella, weshalb die beiden sich wunderbar ergänzen. Timos Bruder Kai ist in Liebesdingen zwar ein Filou, aber ein toller Vater und ein sehr guter Freund, auf den man bauen kann. Hedi ist eine kluge Frau, die endlich über ihren Schatten springt und mutig etwas preisgibt, was manchen verletzen kann, aber vielleicht auch endlich Frieden für ihre Seele bringt.
„Im Licht der Hoffnung“ ist eine glanzvolle Fortsetzung der Familiengeschichte, gespickt mit Liebe, Freundschaft, Überraschungen, Geheimnissen und vor allem mit viel Gefühl und zwischenmenschlichen Tönen, die diese Lektüre zu einem wahren Genuss machen und die Buchseiten zum Fliegen bri

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2022
Die Vergessene
Slaughter, Karin

Die Vergessene


ausgezeichnet

Vergangenes ist nicht vergessen
Nachdem sie gegen den Willen ihrer Mutter Laura die Prüfung zum US Marshal bestanden hat, bekommt Andrea Oliver den Auftrag, in Longbill Beach die bekannte Bundesrichterin Esther Vaughn zu beschützen, die von Morddrohungen heimgesucht wird. Esthers Tochter Emily wurde 40 Jahre zuvor 1982 in der Nacht ihres Highschool-Abschlussballs brutal ermordet, als sie hochschwanger war. Bis heute wurde Emilys Mörder nicht ermittelt. Andrea nimmt den Personenschutz von Esther zum Anlass, in eigener Regie mehr über die damaligen Umstände von Emilys Tod herauszufinden, hat sie doch selbst einen ganz persönlichen Grund dafür…
Karin Slaughter hat mit „Die Vergessene“ eine spannende Fortsetzung von „Ein Teil von Dir“ vorgelegt, in dem der Leser nun auf die erwachsene Andrea Oliver trifft, die endlich ihre Ausbildung als US Marshal beendet hat und beruflich gleich mit einem brisanten Fall betraut wird. Der flüssige und bildhafte Erzählstil bringt den Leser schnell an Andreas Seite, um ihr nicht nur bei der Arbeit über die Schulter zu sehen, sondern auch ihre Gedanken- und Gefühlswelt zu erkunden. Andrea, die von ihrer Mutter Laura über 30 Jahre über ihren Vater belogen wurde, nutzt den Personenschutz von Esther Vaughn, um mehr über den Mordfall an deren Tochter Emily herauszufinden. Über wechselnde Zeitebenen erlebt der Leser mal die Gegenwart von Andrea und ihrer Arbeit bzw. Nachforschungen, mal taucht er in die Vergangenheit des Jahres 1982 ab, um dort die Geschehnisse rund um Emily mitzuverfolgen. Dadurch eröffnen sich dem Leser nach und nach Andreas besonderes Interesse an dem alten Fall sowie die dazugehörige Verbindung ihres Vater, dem Psychopathen und Massenmörder Clayton Morrow. Clayton sitzt zwar noch hinter Gittern, doch seine Entlassung könnte bald erfolgen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn Andrea will die Freilassung ihres Vaters unbedingt verhindern und gleichzeitig den alten Fall lösen. Slaughter versteht es wieder einmal perfekt, Gegenwart und Vergangenheit miteinander zu verweben und den Leser mit überraschenden Wendungen auf hohem Niveau konstant unter Spannung zu halten.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und wirkungsvoll in Szene gesetzt. Mit ihren realistischen Ecken und Kanten können sie den Leser sofort abholen, der ihnen nur zu gerne folgt und mitfiebert. Andrea ist eine sehr zurückhaltende Frau, die durch die Ereignisse in ihrer eigenen Vergangenheit ein gesundes Misstrauen zeigt. Sie ist clever, mutig, durchsetzungsstark und stur. Andreas‘ Mutter Laura wollte ihre Tochter über Jahrzehnte nur beschützen, hat sich jedoch damit ihr Vertrauen verspielt. Emily Vaughn ist eine sympathische, offene, lebenslustige junge Frau, die noch Träume hat. Clayton Morrow ist ein machtbesessener, charismatischer Mensch mit tiefen Abgründen, die ihn zu einer dauerhaften Gefahr für die Menschheit machen.
„Die Vergessene“ ist wieder einmal ein hochkarätiger Pageturner, der den Leser mit einem komplexen Fall über zwei Zeitebenen fesselnd utnerhält und ihm so manch schlaflose Nacht bereitet. Absolute Leseempfehlung!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2022
Schritt ins Licht
Carsta, Ellin

Schritt ins Licht


sehr gut

Generationenwechsel bei den Hansens
1924 Hamburg. Luises und Hamzas gemeinsame Tochter Amala Hansen reist von Amerika aus zum ersten Mal nach Deutschland, um zum ersten Mal in ihrem Leben auf ihre deutsche Verwandtschaft zu treffen. Ihr 75-jährige Georg Hansen freut sich über den Besuch seiner Nichte, denn inzwischen fühlt er sich in der Familienvilla recht allein. Die 24-jährige Amala träumt von einer Schauspielkarriere, und Georg hofft, sie dabei nach Kräften unterstützen zu können. Doch die junge Frau muss schon bald merken, dass ihr aufgrund ihrer Hautfarbe Ressentiments entgegenschlagen. Wird sich Amala davon entmutigen lassen? Währenddessen hat Franz Loising die Führung des Wiener Kaffeehauses seiner Mutter Therese übernommen, der er mehr schlecht als recht gerecht wird. Zu sehr machen ihm noch die schrecklichen Erlebnisse aus dem Ersten Weltkrieg zu schaffen. Ob es ihm gelingen wird, die schlimmen Erinnerungen endlich loszuwerden?
Ellin Carsta hat mit „Schritt ins Licht“ den Auftaktband ihrer neuen historischen Saga rund um die Kinder der Hansen-Dynastie vorgelegt, die nicht nur einen Generationenwechsel einläutet, sondern mit wechselnden Schauplätzen sowie unterschiedlichsten Lebensläufen der einzelnen Familienmitglieder den Leser gut zu unterhalten weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser auf eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein, um dort nicht nur auf manch altbekannten Charakter zu treffen, sondern vor allem die junge Generation beim „Wachwechsel“ zu beobachten und ihre jeweiligen Erlebnisse zu verfolgen. Über wechselnde Perspektiven steht der Leser mal an der Seite von Amala in Hamburg, dann wieder an Franz Seite in Wien sowie an Eduards in Berlin. Amala hat in Amerika eine Schauspielschule erfolgreich abgeschlossen, jedoch bisher aufgrund ihrer Hautfarbe in ihrem Beruf nicht Fuß fassen können. Nach dem Tod ihrer Mutter Luise hofft sie, nicht nur in den deutschen Familienzweig aufgenommen zu werden, sondern vielleicht ihrer Karriere in Deutschland einen Turbo zu verpassen mit Georgs Hilfe und Unterstützung. Derweil hadert Franz immer noch mit seinen Kriegserlebnissen, die ihn bei der täglichen Arbeit im Kaffeehaus behindern. Gleichzeitig hat der Leser oft das Gefühl, dass Franz nicht mit dem Herzen dabei ist und eigentlich ganz andere Lebensvorstellungen hat. Amalas Cousin Eduard dagegen steht auf Dauerkriegsfuß mit seinen säumigen Kunden und seine Mutter Martha geht ihm mit ihrer ständigen Nörgelei auf die Nerven. Während der Leser zwischen den einzelnen Hotspots hin- und her wandelt, lässt die Autorin den damaligen Zeitgeist sowie die gesellschaftlichen und historischen Ereignisse in die Geschichte miteinfließen.
Die Charaktere sind liebevoll und facettenreich ausgestaltet. Sie können mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften überzeugen, so dass der Leser sich gern unter sie mischt und mit ihnen hofft, bangt und fiebert. Amala ist eine liebenswerte junge Frau, die ein festes Ziel vor Augen hat und dieses mit dem nötigen Ehrgeiz verfolgt. Obwohl sie mit Vorurteilen zu kämpfen hat, lässt sie sich nicht entmutigen. Georg ist ein liebevoller, herzlicher und großzügiger Mann, der keine Vorbehalte hat und froh über die Beendigung seiner Einsamkeit ist. Franz steht sein Kriegstrauma im Weg, er fühlt sich unzulänglich, hilflos, aber auch unsicher, was sein restliches Leben angeht. Eduard ist Geschäftsmann, jedoch hat er weder seine Kunden noch seine Mutter Martha im Griff. Aber auch Frederike und Therese spielen in dieser Handlung eine tragende Rolle.
„Mit Schritt ins Licht“ ist der Autorin der Generationenwechsel innerhalb der Hansen-Dynastie gut gelungen. Carsta versteht es, den Leser mit ihren unterschiedlichen Familienschauplätzen abwechslungsreich zu unterhalten und die Neugier auf die Fortsetzung zu schüren. Verdiente Leseempfehlung!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2022
Kein Entkommen - Still Missing / Spannung made in Kanada Bd.1
Stevens, Chevy

Kein Entkommen - Still Missing / Spannung made in Kanada Bd.1


sehr gut

Das Leben kann schlimmer sein als jeder Albtraum. (Stephen King)
Die Maklerin Annie O’Sullivan lebt mit Freund und Hund ein beschauliches Leben im kanadischen Vancouver Island, das von einer auf die andere Sekunde aus den Fugen gerät. Bei einer Open-House-Besichtigung wird Annie von einem vermeintlichen Interessenten überfallen, betäubt und in eine Hütte mitten im Wald verschleppt, wo sie dann ein Martyrium aus körperlichem und seelischem Missbrauch erlebt, aus dem sie sich über ein Jahr lang nicht befreien kann. Nach der Befreiung ist es Annie kaum möglich, in ein normales Leben zurückzukehren. Bei der Aufarbeitung der Geschehnisse gemeinsam mit einer Therapeutin kommt erst nach und nach an die Oberfläche, warum es ausgerechnet Annie getroffen hat und wie perfide der Täter vorgegangen ist…
Chevy Stevens hat mit „Kein Entkommen-Still Missing” einen spannenden Psychothriller vorgelegt, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite an den Seiten kleben lässt und ihn dabei gut zu unterhalten weiß. Der flüssige Erzählstil bringt den Leser schnell an die Seite von Annie, wo er gemeinsam mit ihr an den Therapiesitzungen teilnimmt, anhand derer er das ganze Ausmaß des Verbrechens an Annie aus erster Hand geschildert bekommt. Die Autorin hat sich mit ihrer Art, die Handlung an den Leser zu bringen, eines geschickten Tricks bedient. Auch wenn man schon schnell weiß, dass Annie dem Verbrecher entkommen konnte, so erfährt er doch erst durch die laufenden Therapiebesuche nach und nach, wie perfide der Täter agierte und wie sehr er Annie malträtiert hat. Dabei stellt man sich unentwegt die Frage, wer Annie dies angetan hat und vor allem warum. Die Grausamkeiten, die Annie durchleben musste, während sie ihrem Täter über diesen langen Zeitraum ausgeliefert war, sind kaum zu ertragen; der Alptraum lässt beim Leser die Haare zu Berge stehen und das gesamte Gefühlsbarometer durchlaufen, denn ihre Angst, Verzweiflung und Machtlosigkeit sind konstant spürbar. Auch den polizeilichen Ermittlungen wird in der Geschichte Platz eingeräumt und lässt mit Annies Familien- und Freundeskreis eine Riege von Verdächtigen auflaufen. Der Leser rätselt ununterbrochen mit, wer für die Tat in Frage kommt und wird am Schluss doch überrascht.
Die Charaktere sind lebhaft in Szene gesetzt und kommen mit ihren menschlichen Eigenheiten glaubhaft beim Leser an. Annie ist eine junge Frau, die etwas durchleben musste, was sie wohl nie verwinden wird. War sie früher offen, fröhlich und lebensbejahend, so ist sie nun nur noch ein Schatten ihrer selbst und sich selbst fremd. Sie wagt sich kaum noch aus dem Haus und misstraut jedem, was nach so einer Tat völlig verständlich ist. Dabei zeigt sie aber auch Mut durch den Besuch der Therapiesitzungen, denn sie will nicht nur das an ihr begangene Verbrechen verarbeiten, sondern sucht auch nach Antworten auf ihre Fragen. Die Therapeutin Nadine Lavoie ist behutsam und einfühlsam, sie gibt Annie ein Gefühl von Sicherheit. Polizist Gary ist ein hartnäckiger Kerl, der nicht locker lässt und Annie unbedingt helfen will.
„Kein Entkommen-Still Missing” ist von der ersten Minute an rasant und packend. Die dort beschriebenen menschlichen Abgründe lassen den Leser schauern und hoffen, so etwas nie erleben zu müssen. Verdiente Leseempfehlung für spannende Unterhaltung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2022
Sonnenblumentage
Bergmann, Frieda

Sonnenblumentage


sehr gut

Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt. (Forrest Gump)
Mit ihrer Mutter, einer gefragten Künstlerin, hat Floristin Marie jahrelang ein ruheloses Leben geführt, so dass sie sich nach deren Tod in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bamberg niedergelassen hat. Dort arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Freund Fabian in einer Gärtnerei und führt ein recht beschauliches Leben, doch richtig zufrieden ist sie im Herzen nicht. Sie stellt ihr Leben insgeheim ständig in Frage und weiß selbst nicht so richtig, welche Richtung sie einschlagen soll. Da trifft es sich gut, dass ein gemeinsames Wellness-Wochenende mit ihrer Tante auf dem Plan steht. Marie erhofft sich davon nicht nur körperliche Entspannung, sondern hofft auch darauf, dass ihr Gedankenkarussel endlich Ruhe gibt. Doch dann kommt alles ganz anders, denn Marie muss plötzlich eine Entscheidung treffen, die weitreichende Folgen für ihr zukünftiges Leben haben wird…
Frieda Bergmann hat mit „Sonnenblumentage“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der dem Leser oftmals den Spiegel vorhält, während dieser Protagonistin Marie durch die Handlung begleitet. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil holt den Leser sofort ab und stellt ihn Marie an die Seite, deren Gedanken- und Gefühlswelt wie ein offenes Buch sind und den Leser einladen, daran rege teilzuhaben. Über zwei miteinander verknüpfte Handlungsstränge lässt die Autorin den Leser in Maries Welt eintauchen, indem sie parallel mal den einen Entscheidungspfad, mal den anderen aufzeigt. Je nachdem, welchen Weg Marie einschlägt, entwickelt sich daraus auch ein anderes Ergebnis, das dann auch eine andere Tragweite für ihr Leben hat. Während der Leser Maries Talent für farbenprächtige Blumengestecke regelrecht vor dem inneren Auge bewundern kann, sind es vor allem die innere Zerrissenheit von Marie und ihr fehlender Mut zum Risiko, die den Leser bewegen. Sie ist wie ein Krebs – immer zwei Schritte vorwärts, drei zurück –, einerseits wünscht sie sich Veränderung, andererseits fehlt ihr die Courage, diese selbst in die Wege zu leiten aus Angst, sich falsch entschieden zu haben. Ein Richtig und Falsch gibt es nicht, denn man kann nie wissen, wie es anders ausgesehen hätte, womöglich gibt es sogar mehrere Möglichkeiten, die man gar nicht in Erwägung zog und vielleicht zu einem noch besseren Ergebnis geführt hätte. Ketten müssen gesprengt werden, um endlich frei für das Leben zu sein, indem man sich wohlfühlt. Bergmann gestaltet Maries „zweiseitigen“ Werdegang sehr gefühlvoll und nachvollziehbar, wobei sie ihre Protagonistin eine Wandlung durchleben lässt.
Die Charaktere wirken mit ihren Ecken und Kanten lebendig und glaubwürdig. Der Leser folgt ihnen gern auf Schritt und Tritt, um keinen Moment zu verpassen, wobei er vor allem mit Marie hofft und fiebert. Marie ist eine Frau, die den Tod ihrer Mutter noch nicht verarbeitet hat und sich dahinter versteckt. Das unstete Leben hat ihr nie eine Heimat geboten, so dass Marie sich nun in einem biederen Umfeld wiederfindet und sich in der Beständigkeit eingerichtet hat, obwohl sie sich damit nicht wirklich wohl fühlt. Marie ist unsicher, traut sich selbst nicht über den Weg und will kein Risiko eingehen. Fabian ist nicht gerade der ehrgeizige Typ Mann, Sean das genaue Gegenteil, so dass Marie endlich aus ihrem Schneckenhaus heraustritt und mutiger wird. Ebenso wichtig für die Handlung sind die Tanten Hilda und Vee, Lio, Magnus und einige mehr.
„Sonnenblumentage“ ist ein Roman, der nicht nur seine Hauptprotagonistin Marie vor die Wahl ihres Lebens stellt, sondern auch beim Leser das Gedankenkarussel in Gang bringt, während er schöne Lesestunden mit der Lektüre verbringt. Verdiente Leseempfehlung!

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