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Benutzername: 
Monika58097
Wohnort: 
Hagen

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Insgesamt 637 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2018
Der Gutshof im Alten Land
Jary, Micaela

Der Gutshof im Alten Land


sehr gut

Wenn ich höre oder lese, dass wieder ein neuer Roman von Micaela Jary erscheint, dann muss ich dieses Buch sofort haben und lesen. Micaela Jary versteht es einfach, uns Leser zu unterhalten. So auch mit diesem Roman.

Während die Gutsherrin Caroline sich um ihren todkranken Mann Edzard kümmert, träumt die einzige Tochter Finja davon, Tiermedizin studieren zu dürfen, was ihr natürlich zu Zeiten direkt nach dem Krieg verwehrt bleibt. Anstatt eines Studiums, steht ihr höchstwahrscheinlich die Heirat mit einem ungeliebten Cousin bevor.

Der kranke Vater ruft immer wieder nach seinem Sohn Lennart, doch dieser ist verschollen. Ob im Krieg gefallen oder noch in einem Gefangenenlager, man weiß es nicht. Der andere Sohn Gerrit, ein Journalist, ist nach Amerika ausgewandert, doch nach diesem verlangt der Vater nicht ein einziges Mal.

Eines Tages erscheint Clemens Curtius auf dem Hof. Er war mit Lennart zusammen im Schützengraben und fühlt sich der Familie gegenüber schuldig, ihnen von Lennart zu berichten. Da er fast genauso aussieht wie der im Krieg verschollene Lennart, hat Caroline die Idee, Clemens als ihren Sohn auszugeben. Sie gibt sich der großen Hoffnung hin, dass auch ihr Mann Dank der großen Ähnlichkeit daran glauben mag und so wieder gesund wird. Clemens lässt sich auf das Spiel ein, ist er doch vom Krieg müde und ausgezehrt und möchte sich einfach nur erholen und endlich in Frieden leben. Er sieht zwar aus wie der verschollene Sohn, aber vom Wesen her ist er das völlige Gegenteil, was den Rollentausch nicht gerade leicht macht. Doch woher kommt diese frappierende Ähnlichkeit? Und wird es Clemens wirklich gelingen, Familie, Freunde und Personal davon zu überzeugen, dass er der Kriegsrückkehrer ist?

Micaela Jary hat es wieder einmal geschafft, mit ihrem neuen Roman zu fesseln und zu begeistern. So unterhaltsam diese Geschichte ist, so spannend und geheimnisvoll ist sie auch. Eine Geschichte, die einen mal wieder die Stunden vergessen lässt, aber auch eine Geschichte, die Fragen aufwirft und die große Hoffnung im Leser hegt, dass es eine Fortsetzung geben wird.

"Der Gutshof im Alten Land" - eine Geschichte, die man sich nicht entgehen lassen sollte!

Bewertung vom 23.09.2018
Schonzeit vorbei
Grossmann, Juna

Schonzeit vorbei


ausgezeichnet

In den Medien wird über körperliche Gewalt gegen Juden berichtet, doch verbale Schmähungen, Bedrohungen und Vorverurteilungen sind ebenso schlimm. Juna Grossmann berichtet über ganz schlimmen verbalen Antisemitismus, dem sie täglich begegnet.

Die Frage "Wann gehen Sie wieder nach Hause?" macht sie sehr betroffen. Zuhause, das ist doch Deutschland. Sie ist hier geboren, ihre Eltern und Großeltern sind hier geboren. Sie kennt kein anderes Zuhause.

Unschuldig gestellte Fragen und Behauptungen, die sich jedoch in ihre Seele eingraben. Als Juna Grossmann in einem jüdischen Museum arbeitet, muss sie die die Besucher bitten, ihre großen Taschen und Rucksäcke abzugeben. Eine Bitte, der man in jedem Museum folgen muss, nicht nur in einem jüdischen und doch ist es hier anders. Es gibt tatsächlich Besucher, die der festen Meinung sind, dass dies die jüdische Rache sei, weil die Deutschen im Krieg so viele Juden umgebracht haben.

Es gibt Vermieter, die wie zu Zeiten des Nationalsozialismus auch heute nicht an Juden vermieten. Es gibt Vermieter, die sich an der kleinen Kapsel stören, die gläubige Juden an ihrer Wohnungstür anbringen. Juna Grossmann muss sich anhören, dass es ja wohl einen Grund geben müsse, dass Juden schon zu Zeiten der alten Ägypter verfolgt wurden.

Juna Grossmann schreibt einen Blog. Hasskommentare gehören hier zum Alltag. Soll sie aufhören? Soll sie verstummen? Sie entscheidet sich fürs Weitermachen. Sie will nicht verstummen. Sie will reden. Sie will aufrütteln.

Jüdische Freunde und Bekannte haben begonnen, deutlich sichtbare Zeichen ihres Judentums nicht mehr zu tragen. Sind wir wirklich schon wieder soweit?

Juna Grossmann schreibt eindringlich. Es ist erschütternd, zu lesen, was sie und andere Juden in unserem Land erfahren müssen, einem Land, in dem sie selbst geboren und groß geworden sind. Schreie wie "Juden ins Gas", "Jude, Jude, feiges Schwein...!" lassen den Leser zusammen zucken.

Und dennoch zeigt Juna Grossmann sogar eine Art Verständnis für diese Menschen. Sie wissen es einfach nicht besser. Ein nutzloses, tatenloses Leben. Frust. Armut. Diese Menschen müssen lernen. Sie müssen lernen zu akzeptieren. Man muss ihnen Aufgaben und einen Sinn fürs Leben geben.

Juna Grossmann hört nicht auf, an das Gute zu glauben. Sie rüttelt auf. Sie fordert, sich mit den aktuellen Problemen auseinander zu setzen. Sie fordert, die Probleme nicht weiter zu ignorieren. Etwas dagegen zu tun, aktiv zu werden, das fordert sie und sie hat Recht damit.

"Schonzeit vorbei - Über das Leben mit dem täglichen Antisemitismus" , ein Buch, das aufrüttelt. Ein Buch, das nachdenklich macht. Ein Buch, mit dem ich nicht immer übereinstimme. Manches Mal pauschalisiert Juna Grossmann in meinen Augen zu sehr. Nicht alle Menschen in Deutschland schauen weg und ignorieren. Ganz im Gegenteil, doch ich kann ihre Sichtweise verstehen, ebenso ihre Angst. Die Angst, irgendwann doch ihre Heimat verlassen zu müssen, weil es nicht mehr auszuhalten ist.

Im September habe ich mit guten Freunden die KZ-Gedenkstätte Dachau bei München besucht. Ein Erlebnis, das ich gar nicht richtig schildern mag. Zu grausam war, zu erfahren, was dort geschehen ist. Natürlich wusste ich es vorher, doch am Ort des Geschehens zu sein, das ist noch einmal etwas ganz anderes, als nur darüber zu lesen. Und nun lesen zu müssen, dass der Antisemitismus wieder einmal die Oberhand zu gewinnen scheint, das ist erschreckend, das ist brutal.

"Schonzeit vorbei - Über das Leben mit dem täglichen Antisemitismus" - ein Buch, das unbedingt gelesen werden muss!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2018
Der kleine Weihnachtsteufel und der verflixte Wunschzettel
Lott, Anna

Der kleine Weihnachtsteufel und der verflixte Wunschzettel


ausgezeichnet

Otibuk ist anders als die anderen Teufel. Er kann einfach nicht böse sein. Otibuk ist klein und er ist nett. Dann hat ein kleines Glitzerwesen einen Unfall mit seinem coolem Flugsurfbrett
Als der Engel gerettet wird, heftet sich der kleine Teufel an dessen Fersen und gerät so in die äußerst streng geheime Wunschzentrale. Eine Begegnung mit dem Weihnachtsmann, der eher aussieht wie ein Weinfassmann, bleibt auch nicht aus. Es kommt, wie es kommen muss, Otibuk wird entdeckt und hinaus geschmissen. Als Teufel hat er bei den Engeln einfach nichts zu suchen.

Zurück auf der Erde, entdeckt er Jannekes Wunschzettel. Die wünscht sich ihren Bruder Philli weg. Ist das vielleicht Otibuks Chance, endlich etwas Gutes zu tun? Für alle Beteiligten beginnt ein turbulentes Abenteuer, bei dem der kleine Teufel lernen muss, dass Wegwünsch-Wünsche niemals erfüllt werden dürfen. Was hat er denn nun wieder angestellt?

Als sich schließlich Krako, der Oberteufel, den kleinen Philipp schnappt und mit ihm abhauen will, arbeiten Weihnachtsmann, Glitzerwesen und Otibuk plötzlich Hand in Hand. Es kommt zu einem großartigen Finale, das einige Überraschungen bereithält!

"Der kleine Weihnachtsteufel und der verflixte Wunschzettel" ist eine richtig coole Weihnachtsgeschichte für Groß und Klein. Kinder wie Erwachsene werden gleichermaßen Spaß und Freude an dieser turbulenten Geschichte haben. Die wunderbaren Zeichnungen des Illustratoren Nikolai Renger machen das Ganze zu einem perfekten Lesevergnügen. Absolut empfehlenswert! Für Kinder von 6 bis 9.

Bewertung vom 22.09.2018
Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst / Zippel Bd.1
Rühle, Alex

Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst / Zippel Bd.1


ausgezeichnet

Da seine Eltern den ganzen Tag arbeiten, ist Paul ein sogenanntes Schlüsselkind. Oft fühlt er sich sehr einsam. In der Schule wird er von zwei Mitschülern geärgert. Und im Treppenhaus begegnet er oft Frau Wilhelm, die ein Auge immer zu hat und die ihm deshalb sehr unheimlich vorkommt.

Nach den Sommerferien entdeckt Paul im Schloss der Wohnungstür ein junges Schlossgespenst. Ein richtiges Schlossgespenst, das in einem Schloss lebt, in einem Wohnungstürschloss. Er nennt den kleinen Schlossgeist Zippel. Der scheint mit dem Namen auf sofort einverstanden zu sein.

Vorbei sind die einsamen und oft langweiligen Zeiten Zuhause. Endlich hat Paul jemanden, der ihm Gesellschaft leistet und lustig ist es auch noch mit dem Schlossgespenst. Ständig ist Zippel am dichten und verdreht irgendwelche Wörter, gerade so, wie es ihm passt. Zippel hat jede Menge Unsinn im Kopf und bringt Paul so oft zum Lachen.

Eines Tages kommt Zippel mit in die Schule. Als Tim und Tom wieder Ärger machen wollen, legt Zippel so richtig los. Was für ein Spaß! Und was für Folgen für die beiden Jungs. Ärger machen die so schnell nicht wieder.

Dann erfährt Paul, dass das Türschloss der Wohnung ausgetauscht werden soll, aber das geht doch nicht, da wohnt doch Zippel! Eine schnelle Lösung muss her. Wie ihm ausgerechnet die unheimliche Frau Wilhelm dabei helfen wird, tja, das erfahrt Ihr, wenn Ihr das Buch lest.

"Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst" - das ist eine so tolle Geschichte, da werden auch Erwachsene beim Vor- und Mitlesen ihren Spaß haben!

Alex Rühle hat hier eine ganz wunderbare Geschichte für Kinder geschrieben. Diese Geschichte macht Spaß. Sie ist lustig, sie ist warmherzig und sie zeigt auch, dass nicht immer alles so ist, wie es vielleicht erst einmal scheint. Einfach richtig schön sind auch die wundervollen Zeichnungen des Kinderbuchillustratoren Axel Scheffler.

"Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst" - eine Geschichte zum Vorlesen, zum Mitlesen, zum Selbstlesen. Wunderbar geeignet für Grundschulkinder.

Bewertung vom 21.09.2018
Glückstage unterm Apfelbaum - Geschichten von Minna
Rohmann, Kathrin

Glückstage unterm Apfelbaum - Geschichten von Minna


ausgezeichnet

28 kurze Geschichten, die durch Minnas phantasiereiches Leben führen. Was für ein wunderbares kleines Mädchen, die nachts auf ihrer Bettdecke den rudernden Willi trifft, der von Puffer-Insel zu PufferInsel rudert.

Ganz bezaubernd auch die Geschichte mit den Sofa-Schafen, in der Minna einen Cowboy trifft, der zusammen mit seinem Pferd gerade mal so groß wie eine Birne ist! Jimi, der Cowboy nimmt die Schafe von Minnas Kissen mit. Lediglich 3 lässt er auf dem Kissen, damit das einsame schwarze Schaf nicht so alleine ist. Minnas Mama wundert sich später. Waren da am Morgen nicht noch viel mehr Schafe auf dem Kissen?

Und dann Anton mit seinem kaputten Auto, dem Minna hilft, indem sie eine Mechanikerin aus Papas Auto-Zeitschriften ruft! Alle wundern sich, nur Minna nicht.

Aber Minna hat nicht nur viel Phantasie, manchmal ist sie auch traurig, zum Beispiel, wenn sie an ihre Oma denken muss, die vor einiger Zeit zurück ans Meer gezogen ist, dort, wo sie einst gelebt hat. Mama und Papa haben versprochen, dass sie Oma in den Ferien besuchen werden und dann gibt es auch die heißgeliebten Spagetti mit roter Soße und Würstchen!

Minna trifft am Strand den kleinen Ritter Freibert von Sülz und ein anderes Mal die Blaubeer-Prinzessin Barbara.

"Glückstage unterm Apfelbaum" - wunderschöne kindgerechte Geschichten zum Vorlesen und Selbstlesen. Geschichten, die mit großer Wahrscheinlich immer folgende Reaktion hervorrufen werden: "Bitte, bitte, noch eine Geschichte!" Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die richtig schönen Zeichnungen. Sie passen hervorragend zu den Geschichten!

Die Geschichten sind mit viel Liebe und Witz geschrieben worden. Kinder wie auch Eltern werden dieses Buch lieben! Absolute Empfehlung!

Bewertung vom 05.09.2018
Sommerhaus zum Glück
Sanders, Anne

Sommerhaus zum Glück


gut

Elodie nimmt ihre gescheiterte Beziehung zum Anlass, mit dem Geld ihres Ex ungesehen ein Bed & Breakfast in Cornwall zu kaufen, dass sie erst noch aufwändig renovieren muss, bevor es überhaupt einigermaßen bezugsfertig sein wird. Ob das die richtige Entscheidung war?

In dem kleinen Fischerdörfchen lernt sie Helen kennen, die gerade in einer Ehekrise zu stecken scheint. Mit ihr versteht sie sich sofort. Auch die schüchterne ältere Brandy steht ihr immer beiseite und nicht zu guter Letzt der zurückhaltende Tom, der einen Kaffeeladen im Ort betreibt. Doch warum ist Tom so reserviert ihr gegenüber? Nicht, dass Elodie sich auf eine neue Beziehung einlassen möchte, aber irgendeine Verbindung scheint es da zu geben zwischen ihr und Tom.

Die Renovierung des Hauses kommt langsam aber stetig voran und die drei Frauen verbindet schnell eine wunderbare Freundschaft.

"Sommerhaus zum Glück" - eine sommerliche Geschichte mit liebenswerten Figuren, die einem schnell ans Herz wachsen. Eine bezaubernde Kulisse, eine warmherzig erzählte Geschichte, kurzum, ein Buch, das glücklich machen kann.

Bewertung vom 30.08.2018
Bienenkönigin
Praxmayer, Claudia

Bienenkönigin


sehr gut

Mel liebt Bienen. In ihrer WG wird sie nur die Bienenkönigin genannt. Die junge Frau hat eine ganz besondere Beziehung zu den samtigen kleinen Tierchen. Sie kann mit den Bienen singen, eine seltene Begabung, die sie von ihrer Großmutter geerbt hat. Doch eines Tages liegt vor dem Bienenstock im Garten der WG eine unheimliche schwarze Miniatur-Drohne. Als dann auch noch der gesamte Bienenstock verschwunden ist, ist die WG in heller Aufregung. Was ist passiert? Wer könnte dahinter stecken? Gibt es wirklich Menschen oder gar ganze Organisationen und Firmen, die die so wichtigen Bienenvölker gänzlich ausrotten wollen, wo die Tiere doch eh schon bedroht sind?

Die fünf WG-Freunde wollen das nicht auf sich beruhen lassen. Sie beginnen nachzuforschen und begeben sich selbst in große Gefahr.

"Bienenkönigin" - nicht nur ein Thriller für Jugendliche. Es ist vor allen Dingen eine unheimlich spannende Geschichte zu einem ganz wichtigen Thema, dem Bienensterben. Eine mitreißende Geschichte, spannend, unterhaltsam und packend.

Das Bienensterben, ein Thema, das jedem Einzelnen zum Nachdenken bringen sollte. Was wäre, wenn es wirklich bald keine Bienen mehr geben würde? Könnten tatsächlich künstliche Bienen die Lösung sein?

"Bienenkönigin" - temporeich, mit vielen Denkansätzen zum eigenen Umgang mit der Natur.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.08.2018
Die Frauen von Savannah
Hoffman, Beth

Die Frauen von Savannah


ausgezeichnet

Cecelia Rose Honeycutt, von allen liebevoll CeeCee genannt, hat schon einiges mitgemacht mit ihren 12 Jahren. Vom Vater allein gelassen, musste sie mit ansehen, wie ihre Mutter immer weiter in eine andere Welt abdriftet.Einer Welt voller bunter Cocktailkleider, die sich in einem Laden für wenige Dollar gekauft hat und mit denen sie tagsüber durch die Straßen tanzte. Sie ist psychisch krank. Als CeeCees Momma eines Tages bei einem Tanz über die Straße überfahren wird und stirbt, gibt der Vater das Mädchen zu ihrer Großtante Tootie, die in Savannah lebt.

Oletta, die farbige Angestellte und Tootie selbst, kümmern sich von Stund an liebevoll um das Mädchen, das in ihrem bisherigen Leben nur wenig Familienleben kennengelernt hat. Die warmherzigen Frauen schaffen es, dass CeeCee Vertrauen zu ihnen aufbaut. CeeCee blüht regelrecht auf bei so viel Liebe und Entgegenkommen. Endlich darf sie glücklich sein!

Als sie mit Oletta und ein paar anderen Frauen ans Meer fährt, kommt es zu einem rassistischen Überfall und alte Ängste überrollen das junge Mädchen wie eine Flutwelle.

"Die Frauen von Savannah" - es ist eine dieser leisen und großartigen Geschichten, die einem unvergessen bleiben. Der Roman spielt in den Sechziger Jahren, ist jedoch so aktuell wie nie. Eine warmherzig erzählte Geschichte über die Frauen von Savannah, bei denen Zusammenhalt groß geschrieben wird und nicht nur eine Floskel ist.

"Die Frauen von Savannah" - bezaubernd, schön, berührend. Ein hinreißendes Buch, das ich längst hätte lesen sollen. Es lag seit 2012 in meinem Bücherschrank. Ich bin unheimlich froh, dass ich es endlich gelesen habe.

Bewertung vom 22.08.2018
Wenn wir wieder leben
Roth, Charlotte

Wenn wir wieder leben


ausgezeichnet

Gundi Friböse, die wegen ihr stets guten Laune von allen nur Gundi Sonnenschein genannt wird, hat gemeinsam mit ihrer Schwester Lore und den Freunden Julius und Erik nur einen großen Wunsch: Endlich berühmt werden mit ihrer Band "Piroggen". Einmal im Grandhotel in Zoppot bei Danzig auftreten, da, wo sich die Reichen und Schönen zur Sommerfrische tummeln, doch die Tür zum Grandhotel bleibt ihnen verschlossen.

Die Jahre vergehen, Gundi ist immer noch auf der Suche nach "ihrem" Lied. Sie findet dieses Lied, doch geschrieben hat es eine andere. Mit dem Lied "Morgen am Meer" wird die Gruppe jedoch endlich bekannt.

Die Nazis kommen an die Macht. Auch sie lieben das Lied. Die Freunde wollen noch nicht wahrhaben, dass die Welt sich im Umbruch befindet. Endlich sind sie berühmt. Endlich haben sie Erfolg. Sogar auf dem KDF-Schiff, der Wilhelm Gustloff, einem Luxusschiff, fahren sie mit und spielen ihre Musik. Gundi macht es sogar möglich, dass ihr geliebter Großvater Pop sie auf dem Schiff begleiten darf.

Julius und Gundi heiraten, damit das gemeinsame Kind nicht unehelich aufwachsen muss, doch lieben tut Gundi einen anderen, den Sänger Tadek. Hitler überfällt Polen. Der Zweite Weltkrieg bricht aus und nun müssen auch die Freunde erkennen, dass nichts mehr so sein wird wie zuvor.

Viele Jahre später wird Wanda von ihrem Studienfreund Andras gefragt, was ihre Eltern im Krieg gemacht haben. Wo waren sie? Haben sie sich schuldig gemacht? Wanda, die sich bisher keine Gedanken darüber gemacht hat, befragt ihre Mutter Matti und ihre Tante Lore, doch Antworten bekommt sie keine. Eine Wand aus Schweigen breitet sich vor ihr aus.

Wanda beschließt nach Polen zu reisen, nach Sopot, doch auch hier, in den Sechziger Jahren, ist kaum jemand bereit, ihr Auskunft zu geben. Wird es Wanda gelingen, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen? Wird sie erfahren, wer ihre Familie wirklich ist und wo ihre eigenen Wurzeln liegen?

"Wenn wir wieder leben" - ein Roman, der fasziniert, der zutiefst berührt, der aus der Masse heraussticht. Es ist eine fesselnde und zutiefst bewegende Geschichte. Es ist Charlotte Roths persönlichster Roman, was beim Lesen auch immer wieder deutlich wird.

Mit erzählerischer Kraft und großem Einfühlungsvermögen bringt uns die Autoren die Geschichte und ihre Protagonisten nahe. Man fiebert, man zittert mit, man lacht und weint gemeinsam und man hält vor Spannung und Entsetzen den Atem an. Vor dem inneren Auge des Lesers läuft ein Film ab.

"Wenn wir wieder Leben" - eine fesselnde Geschichte, nachdenklich stimmend, unendlich traurig und voller Leben. Ein absolutes MUSS für jeden Leser!

Bewertung vom 11.08.2018
Ein Ire in Paris
Baker, Jo

Ein Ire in Paris


ausgezeichnet

Es gibt Bücher, von denen bin ich einerseits fasziniert und andererseits kann ich doch nicht wirklich warm werden mit ihnen. "Ein Ire in Paris" gehört dazu.

Der Zweite Weltkrieg steht kurz vor dem Ausbruch. Samuel Beckett, der im Roman nie wirklich genannt wird, ist noch bei seiner Mutter Zuhause, doch hier kann er nicht schreiben. Ihm fehlt die Luft zum Atmen. Er fühlt sich eingeengt. So packt er seine Sachen und reist zurück nach Paris, zurück zu seiner Geliebten Suzanne, doch so einfach, wie Beckett sich das Leben in Paris in Kriegszeiten gedacht hat, ist es nun mal nicht.

Immer mehr Freunde verschwinden. Niemand kann sagen, was mit ihnen passiert ist. Schließlich entscheidet sich Beckett, der auch in Paris an seiner Schreibblockade leidet, sich der Résistance anzuschließen. Falsche Papiere müssen her. Die Gruppe wird verraten. Ein Leben nun im Untergrund, immer auf der Flucht, immer auf der Hut. Ein Leben von der Hand in den Mund. Hunger, Durst, Entbehrung, Erschöpfung.

Jo Baker schreibt so, dass die Düsternis fast greifbar ist. Sie beschreibt das Leben, die Landschaften bildhaft und einprägend, doch die Personen selbst sind mir irgendwie fremd geblieben. Der Schreibstil ist ungewohnt, ungewöhnlich, nicht so ganz meins. Trotzdem ist ein lesenswertes Buch, eine Romanbiografie, die die dunkelste Zeit in Samuel Becketts Leben betrachtet.