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orfe1975
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Bonn

Bewertungen

Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2016
Die Assistentinnen  (Restauflage)
Perri, Camille

Die Assistentinnen (Restauflage)


ausgezeichnet

Assistentinnen vs. Chef

Cover:
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Das Cover ist schön "businesslike", viele Assistentinnen laufen geschäftig hin und her, 2 davon in rot, die aus der Masse als etwas Besonderes herausstechen als Symbol für die beiden Protagonistinnen. Die Farben sind bunt, aber auch eher Bürostil als schrill und das Cover passt für mich sehr gut zur Handlung.

Inhalt:
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Tina Fontana ist Assistentin des großen Medienmoguls Robert. Sie ist ihm treu ergeben und arrangiert alles für ihn, schneidet gar die Zitronen für seinen Drink. Er schätzt sie und vertraut ihr, aber er fördert sie nicht und gibt ihr keine Gehaltserhöhung. Sie kommt mit ihrem Gehalt gerade so über die Runden, muss zusätzlich auch noch ihren alten Studienkredit abbezahlen. Als das Schicksal (und Roberts Vertrauen) ihr die Gelegenheit bietet, nutzt sie die Chance, um ihren Studienkredit mit Hilfe einer fehlerhaften Spesenabrechnung zu tilgen. Dabei ahnt sie nicht, welche Kettenreaktion sie damit in Gang setzt, die ihr Leben und das vieler Assistentinnen verändern wird...

Mein Eindruck:
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"Wir kamen nur damit durch, weil die Männer, die die große Kohle machten, die Verantwortung für Dinge, mit denen sie nicht belästigt werden wollten (wie eigenhändig unterschreiben) auf ihre Assistentinnen übertrugen."

Diesen (sozialkritischen) Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen und er spiegelt im Prinzip die zentrale Aussage des Buches deutlich wieder.
Die Geschichte beginnt im Grunde recht unschuldig, nur ein Klick, einmal der Versuchung nachgegeben und die Lawine rollt an und nimmt immer mehr Personen mit. Tina Fontana ist eine Person, die mir sehr sympathisch ist. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen, hat (aus Prinzip) keine Freunde, hat viel Geld in ihre Ausbildung gesteckt mit der Hoffnung auf eine große Karriere und ist stets bemüht, das Gesetz zu befolgen. Ihrem Chef ist sie treu ergeben und verhält sich ihm gegenüber loyal. "Jemand wie ich, der obenhin über eine ängstliche Grundkonstitution verfügt, ist einfach nicht für das kriminelle Leben geschaffen." Bis zu dem Tag der Versuchung, wobei Tina zwar im ersten Moment egoistisch handelt, aber wenn man Tag für Tag sieht, dass die 20.000 Dollar für ihren Chef nur Peanuts sind, für sie aber jahrelanges Schuften bedeuten, kann man nachvollziehen, dass man aus Frust der Versuchung mal nachgeben kann. Wirklich kriminell ist sie m. E. nicht. Es macht Spaß, ihre Weiterentwicklung im Laufe der Handlung mitzuverfolgen, da man als Leser alles aus ihrer Gedankenwelt heraus erlebt. Diese wird in flüssigem Stil beschrieben und mit viel Humor. Es gibt jede Menge Anspielungen auf US-Serien und sarkastische Bemerkungen über das Leben der Reichen, die in einer ganz anderen Liga spielen als sie selbst.

Auch die anderen Charaktere ergänzen sich mit ihren oft schrägen Eigenarten zu einer interessanten Mischung. Da ist Emily, die Tinas direkte Komplizin und eine Art von Freundin wird sowie die andere Assistentinnen und natürlich darf ein "Quoten-Assistent" in Gestalt von Kevin nicht fehlen! Und der unberechenbare Gegenpart Robert, der sich (besonders gegenüber Tina) mal väterlich beschützend verhält, mal rücksichtslos wütend und macht ergreifend.
Eine Liebesgeschichte findet am Rande auch noch statt, wird aber dank der auflockernden Gedankengänge von Tina zum Glück auch nie zu schnulzig, d. h. für meinen Geschmack genau richtig.

Der tolle Schreibstil, viele raffinierte und unvorhersehbare Wendungen sowie die sarkastischen Anspielungen auf die Welt der Reichen und Mächtigen mit einem überraschenden, tollen Finale lassen dieses Buch zu einem wahren Genuss werden!

Fazit:
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Die Welt eines Mächtigen mächtig gut ausgetrickst - eine sarkastisch-humorvolle Gesellschaftssatire erster Klasse!

Bewertung vom 14.11.2016
Alte Schule
Hodges, Charles

Alte Schule


sehr gut

Ein Gentleman der alten Schule als Privatdetektiv

Cover:
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Das Cover passt vom Stil zur "old school" und vermittelt ein gutes Gefühl für die Umgebung, in der Knight ermittelt: friedlich und beschaulich. Und die Möwe sowie der Stock spielen später noch eine besondere Rolle.
Das Bild lässt keinen Krimi vermuten, eher einen Urlaubsroman. Trotzdem wunderschön und passend zu Tom Knight, wenn man die Geschichte erst mal kennt. Im Laden hätte ich es definitiv in die Hand genommen.

Inhalt:
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Tom Knight ist ein Gentleman der alten Schule. Er ist über sechzig, dafür aber noch sehr rüstig (bis auf ein paar Zipperlein), clever und extrem neugierig. Diese Eigenschaft kommt ihm bei seinem Rentnerjob sehr zugute, er ist nämlich Privatdetektiv. Und: er ist verliebt in Fran, die in einem Altenheim als Pflegerin arbeitet. Kurz nach ihrem ersten Date werden plötzlich 3 Frauen in dem Altenheim ermordet, Fran ist die Hauptverdächtige. Natürlich versucht Tom Knight ihr zu helfen und nimmt seine Ermittlungen auf.

Mein Eindruck:
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Ich war von Beginn an gefesselt vom Geschehen. Zum einen hatte ich zunächst nicht mit einem Krimi gerechnet (die Morde wurden im Klappentext nicht erwähnt). Zum anderen gefiel mir sogleich der Charakter des Ermittlers, der aufgrund von Alter, Humor und Erfindungsreichtum sehr originell ist. Zudem fand ich den subtilen und manchmal typisch britisch-schrägen Humor klasse. Auch die Kulisse, die Idylle eines englischen Seebades, gefiel mir gut. Alles wirkt auf den ersten Blick friedlich, aber hinter den Kulissen brodelt es.
Im Prinzip ist dies ein klassischer "who dunnit"-Krimi, der in den Nebensträngen jedoch auch Themen wie Liebe und Sex im Alter, Drogenprobleme und sozialen Abstieg sowie den klassischen Kampf Privatermittler vs. mürrischem Polizeikommissar auf humorvolle, manchmal aber auch nachdenkliche Weise behandelt.
Die Spannung baut sich aufgrund der vielen Nebenstränge anfangs nur sehr langsam auf, entwickelt sich gegen Ende aber zu einer wahnwitzigen Action-Jagd, bei der ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Wahres Kopfkino!
Diese Action führte jedoch dazu, dass es stellenweise etwas kompliziert wurde und sich die Auflösung am Ende für mich nicht 100%ig rund anfühlte, da auf einen Aspekt dabei nicht eingegangen wurde.
Doch soviel kann man verraten: Der Gerechtigkeit wird genüge getan.

Dies ist der erste Tom-Knight-Band von geplanten weiteren, auf die ich mich schon sehr freue!

Fazit:
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Krimi mit erfrischend skurrilem Privatdetektiv der alten Schule, subtil-britischem Humor und jeder Menge überraschenden Wendungen

Bewertung vom 11.11.2016
Clown Under
Schaible, Andreas

Clown Under


ausgezeichnet

(Zirkus)Leben in Australien - Eine spannende Reise

Inhalt:
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Nachdem er den Schulabschluss in der Tasche hat, stellt sich für den Autor, wie für viele andere die Frage: was nun? Wie viele andere möchte er erstmals die Welt kennenlernen, seine Wahl fällt auf Australien. Was seine Wahl von anderen unterscheidet: Um die Reise zu finanzieren, entscheidet er sich für "Work and Travel" bei einem Zirkus! Den liebt er seit seiner Kindheit und ein Traum ist es, eines Tages selbst in der Manege zu stehen. Doch ob dies gelingt? Auf jeden Fall erwarten ihn erst mal jede Menge harte Arbeit, doch Andreas gibt nicht auf.

Mein Eindruck:
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Ich habe ja schon einige Reiseberichte bzw. -abenteuerberichte gelesen. Aber zum einen ist Clown in Kombi mit Australien natürlich schon ein besonders gewähltes Thema, zum anderen habe ich selten einen so emotional packenden und gleichzeitig humorigen Schreibstil dabei vorgefunden. Als Leser hat man das Gefühl, ihm permanent über die Schulter schauen zu dürfen. Das betrifft sowohl die harte Zirkusarbeit, seine Nebenjobs in der Winterpause in der Deko-Branche oder auf einer Farm, aber auch seine Gedanken und Gefühle, sein Heimweh und noch anhaltende Trauer über den Tod seiner Mutter sowie überhaupt seine euphorischen und niedergeschlagenen Momente während der Reise.
Trotz der harten Arbeit entpuppt er sich immer wieder als Stehaufmännchen. So schreibt er nach einem stressigen Tag: "Vielleicht war ich nur ein kleines Licht im Zirkus. Aber immerhin eins, dem nicht die Sicherung durchgebrannt war, als es brenzlig wurde." (S. 51). Überhaupt wirkt der Autor sehr sympathisch auf mich. Er widerlegt auf jeden Fall das Klischee, junge Leute wollten nur Spaß haben und feiern, bei ihm hat das Zwischenmenschliche einen hohen Stellenwert. Kleine Momenten, wie der Blickkontakt mit einem behinderten Jungen in der Manege oder das Herumalbern mit kleinen Kindern bedeuten ihm sehr viel.
Der Blick hinter die Kulissen des Zirkuslebens haben mir sehr gut gefallen, zumal nicht nur die schönen, sondern auch die unangenehmen Seiten geschildert werden. Viele Dinge waren mir vorher einfach nicht bewusst, auch nicht, dass es eine Art Zweiklassengesellschaft (Arbeiter vs. Artisten) gibt und wie viel Vorarbeit notwendig ist, bis das Zelt erst mal steht und eine Vorstellung beginnen kann. Es gab auch rührende Momente und sehr intensive Gespräche mit Mitgliedern der Zirkusfamilie, zu der Andreas am Ende (temporär) gehört, die einen zum Nachdenken gebracht haben, auch die eigenen Wertvorstellungen betreffend.

Auch der Rest der Reise hat mir sehr gut gefallen. Alles ist sehr detailreich beschrieben, was daran liegt, dass Andreas zeitnah alles in seinem Blog dokumentiert hat. Man lernt sehr viel über Land und Leute, aber vor allem natürlich über das Zirkusleben. Tolle Fotos mit teilweise auch sehr lustigen Unterschriften ergänzen den Text hervorragend. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass die in den Kapiteln befindlichen QR-Codes mit URL und ggf. einer kurzen Quellenbeschreibung (Bild oder Video) versehen worden wären. So hätten a) auch Smartphone-Verweigerer was davon, und b) könnte man generell beim Lesen entscheiden, ob man sich den Link angucken möchte oder nicht. (Tipp: wenn man die QR-Codes selbst durchnummeriert, gelangt man über www.andreasschaible.de/qrcode01 bzw. .../qrcode02 usw. auch zu den Quellen). Doch auch ohne QR-Codes liest sich das Buch sehr anschaulich und spannend.

Ich freue mich jedenfalls, dieses Buch entdeckt zu haben und hoffe, bald mal wieder mit dem Autor auf seinem "Rollercoaster des Lebens" fahren zu dürfen!

Fazit:
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Fesselnd geschrieben mit Humor und tollen Fotos - ein ganz besonderes Reiseerlebnis!

Bewertung vom 11.11.2016
Was soll ich hier?
Kotulla, Thomas Christian

Was soll ich hier?


ausgezeichnet

Anregung, die Welt und auch den eigenen Glauben in einem neuen Licht zu sehen

Cover:
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Das Weiße des Covers ist etwas hervorgehoben, auch der eine Mensch, der aus der Masse hervorsticht - das ICH innerhalb der restlichen Männlein, angeordnet zu einer (Welt)Kugel.
Das Neon-Orange des Covers fällt sofort auf. Im Laden wäre mir das Buch direkt aufgefallen: die Farbe, der Titel, die Grafik, es wirkt fast so auf mich, als würde das Buch mich anschreien: nimm mich mit, lies mich, ja DU bist gemeint! Alle ist perfekt aufeinander abgestimmt.

Inhalt:
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Herr Kotulla ist von Hause aus Wirtschaftswissenschaftler, interessierte sich aber schon früh für psychologische, philosophische und religiöse Fragestellungen. Eine schwere Krankheit gab den Anstoß, sich mit den großen Sinnfragen zu beschäftigen. Dazu gehören u. a. :"Wie entstand die Welt", "Woher kommen wir Menschen und warum?", "Sind wir Menschen von Grund auf gut oder böse oder beides und warum?" bis hin zu "Was soll ich hier, was ist der Sinn meines Lebens?" und "Wie kann ich Glück finden?" Schritt für Schritt aufeinander aufbauend, nähert sich der Autor den Antworten auf diese Fragen in 10 Kapiteln.

Mein Eindruck:
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Ich habe mich schon länger mit "Glücksliteratur" und dem Thema Sinnfindung beschäftigt. Durch das auffällige Cover und vor allem den Untertitel "Eine Begründung der Welt" wurde ich fast provoziert, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Ich war neugierig, ob der Autor mir hier was Neues bietet und ich am Ende tatsächlich eine Begründung der Welt parat habe.
Positiv überrascht war ich über den strikten logischen Aufbau des Buches. Der Autor beginnt mit grundsätzlichen Fragen, wie die Welt und die Menschen entstanden sein könnten. Dabei behandelt er sowohl wissenschaftliche als auch religiöse Theorien und nähert sich durch logische Gedankenketten nach und nach dem Thema an. Im zweiten Teil widmet er sich dann der Sinnfrage.

Besonders gut gefiel mir der Schreibstil: Obwohl dies eine wissenschaftliche Abhandlung des Themas ist (mit vielen Fußnotenangaben), konnte auch ich als Laie den Ausführungen gut folgen und sie verstehen. Der Stil war flüssig und die gewählten Beispiele so anschaulich, dass es Spaß machte, weiterzulesen. Die Kapitel sind von der Länge bzw. Kürze her genau richtig für ein Thema und am Ende ist die Überleitung zum nächsten Kapitel so gut gelungen, dass man am liebsten immer weiter lesen möchte. Zudem verzettelt der Autor sich nicht, sondern kommt immer wieder auf die Ausgangsfrage zurück und durch zwischenzeitliches Wiederholen der zuvor behandelten Erkenntnisse ist stets ein roter Faden im Buch erkennbar.
Anfangs bin ich langsam vorangekommen, da das Verständnis der Grundlagen erst mal bei mir einsetzen musste. Doch nach den ersten 3 Kapiteln war ich gut eingelesen und der Rest des Buches ist im Fluge vergangen.

Je mehr Kapitel ich gelesen hatte, desto mehr fiel mir auf, dass letztendlich das Christentum doch einen starken Fokus hat. Der Autor versteht es, den Leser logisch dorthin zu leiten. Auch wenn er viele Gedanken und Fragen aufwirft und im Konjunktiv formuliert, merkt man die starke christliche Orientierung des Autors. So wundert es nicht, dass die Schlussfolgerung der Weltbegründung ebenfalls in diese Richtung läuft.
Ich fand die Gedankenspiele, aufgeworfenen Fragen und deren Antworten faszinierend. Mich hat es inspiriert, meinen Glauben in einem anderen Licht zu sehen bzw. von bestimmten Glaubensaspekten noch überzeugter gemacht. Das Buch ist somit eine gute Inspiration für gläubige Christen und gleichzeitig eine generelle Anregung, sich mit den philosophischen und religiösen Sinnfragestellungen auseinanderzusetzen.

Fazit:
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Inspirierende Gedanken zur Entstehung der Welt und dem Sinn des Lebens - klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.11.2016
Stacheln in der Partnerschaft
Berger, Jörg

Stacheln in der Partnerschaft


ausgezeichnet

Meine, Deine, unsere Stacheln - Tipps für eine bessere Konfliktlösung in der Partnerschaft

Inhalt:
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In einer Partnerschaft erwartet man Geborgenheit, Verständnis, Romantik und natürlich Liebe und Akzeptanz des Anderen. Doch der Partner ist auch nur ein Mensch und hat zuweilen andere Bedürfnisse als man selbst. Dadurch kommt es im Alltag oft zu Konflikten, als Schutzmechanismus stellt man seine Stacheln auf, wertet den anderen ab, blendet, vermeidet, schüchtert den anderen ein, raubt ihm (oft unbewusst) Energie, überschreitet die persönliche Grenze des Partners oder übt (heimlich) Rache für dessen Verhalten aus. All das schadet auf Dauer der Beziehung und entfernt uns vom Ziel der glücklichen Partnerschaft immer mehr. Oft kann dies auch zu einer Trennung führen. Um dies zu vermeiden, zeigt Jörg Berger Strategien auf, sich selbst besser kennenzulernen sowie Wege, mit den eigenen Stacheln und denen des Partners sinnvoller umzugehen.

Mein Eindruck:
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Dies ist der 3. Band aus der Stachelreihe, von denen ich bisher nur den Vorgänger "Meine Stacheln" kannte. Diesen muss man aber nicht vorher gelesen haben, denn Herr Berger erklärt die 7 Stacheltypen auch hier wieder ausführlich und veranschaulicht sie sehr schön mithilfe der Illustrationen von Herrn Carstens.
Zunächst fiel mir auf, dass es beim Vorgänger noch die Menschen ohne Stachel gab, hier wird diese Kategorie nicht weiter beleuchtet. Ich vermute, da es hier um die Konfliktbewältigung geht, ist dieser Typus hier nicht relevant. In diesem Band werden im Prinzip die beiden Themen "eigene Stacheln" und "Stacheln des Anderen" perfekt miteinander zusammengeführt. Denn das Buch folgt immer der Struktur: Beschreibung der Stacheln mit Beispielen untermauert, gefolgt vom Umgang des betroffenen Partners mit seinen Stacheln und im Anschluss Tipps für den Partner, mit dem "Stachelpartner" umzugehen. Abgerundet wird jedes Kapitel mit einer passenden Bibelauslegung, die besonders für religiöse Menschen sehr hilfreich ist, mit der Situation besser umzugehen.
Diese stetige Reihenfolge gefiel mir sehr gut, allerdings fand ich den Übergang zwischen den beiden Seiten in der Partnerschaft nicht eindeutig gekennzeichnet, sondern optisch eher fließend. Es erforderte Konzentration, um zu erkennen, dass nun von dem anderen Partner die Rede war. Hier hätte ich mir eine stärkere Trennung durch entsprechende Überschriften gewünscht. Ansonsten finde ich diesen Band wirklich gut gelungen. Durch die Beispiele werden die Stacheltypen sehr gut herausgearbeitet und der Autor gibt sehr gute Tipps, wie man zu einer Verbesserung der Situation beitragen kann. Das hilft sogar, auch wenn nur ein Partner mit dem Buch unterwegs ist. Oft reicht schon eine Änderung, um die Partnerschaft in eine andere Richtung zu steuern. Diese Botschaft finde ich sehr wichtig: Jeder kann was ändern, aber einer muss den ersten Schritt tun - warum also nicht ich?
Dabei versteht es der Autor wieder einmal, den Leser da abzuholen, wo er steht. Er ermahnt nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern er ermuntert und gibt einem Werkzeug in die Hand, das hilfreich ist, aber verändern müssen wir schon selber.
Ich habe meine Partnerschaft in vielen Stachelbereichen mal mehr, mal weniger vorgefunden. Nicht alle Werkzeuge wären passend für uns, aber das Buch hat mir gute neue Ideen geliefert, von denen ich einige bereits erfolgreich umsetzen konnte. Danke Herr Berger!
Dieser Band ist für mich bisher der beste Stachelband der Reihe und ich kann ihn allen Paaren empfehlen, die ernsthaft an ihrer Beziehung arbeiten wollen. Er ersetzt keine Paartherapie, kann aber helfen, dass diese erst gar nicht notwendig ist.

Fazit:
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Guter Wegweiser für einen besseren Umgang miteinander, um eine glückliche(re) Partnerschaft zu erleben

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.10.2016
Der fiese Admiral Hammerhäd / Die Piratenschiffgäng Bd.1
Kramer, Irmgard

Der fiese Admiral Hammerhäd / Die Piratenschiffgäng Bd.1


ausgezeichnet

Tim Buktu wird Pirat

Cover und Aufmachung:
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Das Cover gefiel uns besonders gut, die Illustrationen sind klasse und ein Teil der Oberfläche glänzt. Die Seiten des Hardcoverbuches sind recht stabil, sodass das Buch sehr edel wirkt und auch für jüngere Kinder geeignet ist. Ein echter Hingucker!

Inhalt:
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Der kleine Tim Buktu wohnt in einem Rumfass. Sein größter Traum ist es, mit der Molly Popper mitzufahren. Sie ist das Schiff von Barti Blu, dem Piratenkapitän des Königs. Pirat wird man nicht einfach so. Doch Tim hat eine besondere Gabe, die ihm erheblich weiterhilft.

Mein Eindruck:
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Obwohl das Buch offiziell erst ab 7 Jahren empfohlen wird, ist es auch für jüngere Kinder geeignet. Ich habe das Buch zusammen mit meiner 3-jährigen Tochter gelesen. Bereits das edle Cover sowie die Illustrationen im Buch gefielen uns sehr gut. Die Autorin und der Grafiker haben klasse Ideen sehr anschaulich umgesetzt wie bspw. ein Flughühnchen mit Fliegerbrille.
Zudem sind die Sätze recht kurz und nahezu jede Seite mit einem Bild versehen. So ist es auch für die Kleineren leicht verständlich und es gibt viel zu sehen.
Die Geschichte selbst ist flüssig erzählt. Allerdings gehen die Kapitel inhaltlich nahtlos ineinander über. Die jeweiligen Überschriften haben den Vorlesefluss anfangs gestört, Absätze hätten m. E. auch genügt. Ich habe die Titel später einfach weggelassen. Für ältere, selbst lesende Kinder, können diese Überschriften jedoch sehr hilfreich sein, um sich die Lektüre besser einteilen zu können.
Das Abenteuer, dem bösen Admiral Hammerhäd zu entkommen, wartet mit kreativen Ideen und Wortspielen auf. So wird ein Teil des Schiffs lebendig, es gibt fliegende Koffer, einige lustige Missverständnisse und natürlich ein Happy End, wie es sich für ein ordentliches Kinderbuch gehört!
Toll finde ich auch, dass Tim Buktus besondere Gabe - soviel kann ich verraten - das Lesen und Schreiben darstellt. Dass dies der Schlüssel zum Erfolg ist, wird in dem Buch für Kinder gut nachvollziehbar vermittelt. So werden Kinder spielerisch zum Lesen und Schreiben ermuntert, dass gefällt mir sehr gut.
Wir haben das Buch in einem Rutsch (vor)gelesen und waren am Ende sehr traurig, von Bord der Molly Popper steigen zu müssen. Nun fiebern wir gebannt dem zweiten Abenteuer entgegen!

Fazit:
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Piratenabenteuer mit originellen Ideen, schönen Illustrationen und einer wichtigen Botschaft, auch für jüngere Kinder zum Vorlesen geeignet

Bewertung vom 29.10.2016
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Vogt, Fabian

Zurück


sehr gut

Eine besondere Zeitreise

Cover:
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Eine Collage aus altem Gemälde, einem Buch über Geschichte, einer alten Weltkarte sowie alter Schriftstücke und Teile einer Uhr fassen den Inhalt des Buches, in dem es um eine Zeitreise geht, perfekt zusammen.
Es wirkt sehr ansprechend und auch der rote Schriftzug des Titels ist auffallend, aber nicht aufdringlich und fügt sich harmonisch in die Collage ein. Sehr gelungen!

Inhalt:
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Der Wissenschaftler Max befindet sich auf einer Silvesterfeier, als die Uhr 12 schlägt. Was ihm merkwürdig vorkommt, ist die Vertrautheit seiner eigentlichen Ex-Freundin, und als er sich plötzlich selbst auf der Party sieht, realisiert er, dass er ein Jahr in die Vergangenheit gereist ist. Ab da ist nichts mehr so, wie es war. Nach jedem Tag beginnt zwar der nächste - jedoch um 1 Jahr in die Vergangenheit versetzt. So reist er Tag für Tag zurück in die Vergangenheit und beginnt sich Fragen über den Sinn dieser Reise zu stellen. Als er eines Tages einem Mönch begegnet, der ihm rät, seine Fragen an Jesus zu stellen, richtet er seine Reise nach Jerusalem aus.

Mein Eindruck:
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Der Einstieg ins Abenteuer beginnt 1640, bevor zum Ursprung, der besagten Silvesternacht 2000 erzählerisch zurückgesprungen wird. Auch im späteren Verlauf wird teilweise zwischen Zukunft und Vergangenheit hin und her gesprungen, was ich etwas gewöhnungsbedürftig fand. Der Zeitstrahl am Ende des Buches sowie die Landkarte mit Max' Reise sind jedoch sehr hilfreich, um den roten Faden nicht zu verlieren. Nach kurzer Zeit war ich eingetaucht und es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Der Autor versteht es, flüssig zu erzählen und durch Streuen von Spuren, die erst in den nachfolgenden Kapiteln ausgearbeitet werden, den Leser bei der Stange zu halten. Zudem erfährt man viel über die Zeit, in der sich Max jeweils befindet und lernt einige interessante historische Persönlichkeiten kennen.

Toll finde ich die Weiterentwicklung, die der Leser in den insgesamt 6 Jahren Zeitreise bei Max unmittelbar miterleben kann, da die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt wird. Anfangs hadert er mit seinem Schicksal, versinkt zeitweise in Selbstmitleid. Später versucht er, Einfluss auf sein eigenes Leben zu nehmen, wobei sich die Frage stellt, ob dies möglich ist und ob er sich bzw. seinem alten Ego dadurch nicht mehr schadet als nutzt. Als er diesen Einflussbereich zeitlich verlässt, irrt er zunächst ziellos umher, bis er schließlich in das Weltgeschehen eingreift, sogar einen Kriminalfall löst und letztendlich seinem Ziel, Jesus zu begegnen sehr nahe ist, als plötzlich die Geschichte eine unerwartete Wendung nimmt.
Genau diese Wendung hat mich irritiert. Nachdem ich mit Max zum Ende hin richtig mitgefiebert hatte, fand ich das Ende zwar schlüssig, hat mich aber nicht ganz befriedigen können.

Insgesamt ist dies ein sehr lesenswertes Buch. Man spürt den Flair der einzelnen historischen Epochen, fiebert bei den Ereignissen mit und beschäftigt sich mit Max zusammen mit Philosophischen und christlichen Fragestellungen auf unterhaltsame Weise. Dass es zwischendurch zu ein paar "Knoten im Hirn" kommen kann, aufgrund (scheinbarer) fehlender Logik bei der Zeitreise, hat meinen Lesespaß noch verstärkt. Das Buch hat zu Recht den Deutschen Science-Fiction-Preis gewonnen!

Fazit:
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Eine ungewöhnliche Zeitreise, spannend erzählt mit philosophischen und christlichen Fragestellungen

Bewertung vom 21.10.2016
Aufregung im Kindergarten
Löffel-Schröder, Bärbel

Aufregung im Kindergarten


ausgezeichnet

Emmis Abenteuer - unterhaltsam und lehrreich zugleich

Inhalt:
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Emmi ist ein 4 jähriges Mädchen, das im Kindergarten, aber auch zu Hause mit ihren Eltern und ihrem Hund Fröhlich einige Abenteuer erlebt. Wenn es mal Probleme gibt, weiß sie, dass sie sich natürlich immer an ihre Eltern, aber auch an Jesus wenden kann, der ihr als Freund immer zur Seite steht.

Mein Eindruck:
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Ich habe das Buch mit meiner fast 3-jährigen Tochter gelesen (offizielle Empfehlung: 4 Jahre) und sie war direkt von den Bildern auf dem Cover und im Buch begeistert. Sie sind schön bunt und liebevoll gestaltet und spiegeln Situationen wieder, mit denen sich ein Kind in dem Alter gut identifizieren kann.
Ich hätte mir gewünscht, dass Text und Bild auf einer Doppelseite zusammenkommen bzw. noch mehr Bilder hätte ich auch gut gefunden. So musste ich vorblättern, um die Geschichte weiter zu lesen und dann wieder zurück, weil meine Tochter sich das Bild dazu noch mal anschauen wollte. Die Geschichten selber sind meiner Meinung nach für kleinere Kinder auch schon geeignet, nur diese wollen natürlich auch gerne noch mehr Bilder haben - ich übrigens auch :-)
Aber das hat unserem Lesespaß keinen Abbruch getan. Die Geschichten sind von den Themen her wirklich aus dem Leben, jedes Kind kann sich damit identifizieren: Heimlich Dinge tun, die schief gehen, Puppenfriseur spielen und merken, dass das doch keine so gute Idee war, Streit um Bauklötze, Erzieher oder Eltern haben keine Zeit, Anschaffung eines Haustieres u. v. m. wird thematisiert.

Emmi ist dabei ein liebenswürdiges Vorbild für ihre Leser: sie meint es immer gut, aber sie ist eben nicht perfekt. Auch sie ist wütend, macht Fehler und ist zeitweise auch verzweifelt und traurig. Doch da ist immer auch Jesus, ihr unsichtbarer Freund, der Sohn Gottes. Mit ihm kann sie immer reden und dies hilft ihr, eine Lösung für ihr Problem zu finden. Sei es mit der Hilfe ihrer Eltern oder dass sie selbst eine entsprechende Eingebung hat.
Meine Tochter hat noch nicht ganz die Bedeutung von Jesus verstanden, sie fragte immer: "Wo ist denn dieser Jesus?", und ich antwortete: "Er ist ein unsichtbarer Freund." Aber auch wenn sie die Bedeutung von Jesus noch nicht vollständig greifen kann, so liefern Emmis Erlebnisse ein gutes Beispiel für Kinder. In den Geschichten ist der Prozess, dass es normal ist, Fehler zu machen, aber wichtig, darüber nachzudenken und an der Wiedergutmachung zu arbeiten, sehr schön eingearbeitet. Und: Dass es immer jemand gibt, der für einen da ist und einen auch lieb hat, wenn man Fehler gemacht hat, ist eine wichtige Botschaft. Ich kenne zwar keine 4-Jährige, die so reif zu Gott betet, aber für Kinder, die diese Geschichten lesen, ist es wichtig, da sie eine Vorbildfunktion einnimmt und Kinder zum Nachdenken und Nachahmen einlädt.

Und die Lösungen, die Emmi findet, laden auch die vorlesenden Eltern und Erzieher ein, darüber nachzudenken, wie man ggf. anders/besser auf bestimmte Situationen reagieren kann. Ich habe für meinen Teil beim Vorlesen auch einige Aha-Effekte gehabt und mit meiner Tochter zusammen gelacht und gestaunt. Wir würden uns über mehr Emmi-Geschichten freuen!

Erwähnen sollte man jedoch, dass die Mutmachgeschichten nicht alle einzeln für sich gelesen werden können bzw. einige vom Inhalt her zusammengehören. Zudem sind zu Beginn zwar alle Freunde von Emmi abgebildet, aber bestimmte Personen werden erst im Laufe des Buches eingeführt, sodass es sich empfiehlt, zumindest beim Erstlesen, die Geschichten von Anfang bis Ende zu lesen und nicht willkürlich einzeln herausgepickt.

Fazit:
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Lebensnahe Geschichten aus dem Kindergartenleben - Lustig und mutmachend für Kinder und für Erwachsene

Bewertung vom 14.10.2016
Frei!
Schwarz, Andrea

Frei!


ausgezeichnet

Von den Wildgänsen fürs Leben lernen

"Manchmal fühle ich mich so, als würde ich gelebt, statt zu leben. Wenn ich Wildgänse höre oder sie fliegen sehe, dann werde ich sehnsüchtig. Sie erinnern mich an Freiheit, an Weite, an Unterwegssein. Und einen Moment lang ahne und spüre ich, was meinem Leben fehlt: Ich hätte Lust aufzubrechen und loszuziehen..." (S.36)

Ich habe bereits das Buch "Reise in die Sehnsucht" der Autorin gelesen. Dabei habe ich die Mischung aus Gedichten, Erzählungen, Gedankenspielen untermalt von traumhaften Bildern sehr zu schätzen gelernt. So war ich auf diesen Band besonders neugierig und wurde nicht enttäuscht. Frau Schwarz hat sich mal wieder kompetente Hilfe bei ihren Buch geholt. Der Naturfotograf Herr Rolfes hat Wildgänse in atemberaubenden und wunderschönen Momenten festgehalten. Zusammen mit den Texten versetzen sie den Leser in die passende Stimmung. Als besonderer Bonus kommt hier der Biologe und Zugvogelforscher Helmut Kruckenberg zwischendurch zu Wort, der Wissenswertes über die Gänse, ihr Sozialverhalten und die Unterschiede zwischen ihren Arten vermittelt.

Angefangen von der Frage, was bedeutet "frei" sein überhaupt, geht die Autorin mit dem Leser Kapitel für Kapitel weiter, nimmt ihn an der Hand, um mit ihm zu erkunden, wie er frei leben kann, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen. Sie kommt zu dem Schluss, dass Freiheit nicht "Beliebigkeit" bedeutet, sondern immer etwas mit der Entscheidung zu tun hat, welchen Weg wir gehen wollen. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel ist wichtig. Dann steht die Frage: Was müssen wir tun, um diesen Weg zu gehen? Wie orientieren wir uns? Gehen oder fahren wir? Wer begleitet uns oder gehen wir alleine? Wie können wir im Unterwegssein zuhause sein, ruhen wir uns dabei auch ausreichend aus? Und nicht zuletzt: Welche Rolle spielt Gott für uns dabei? Dies wird thematisch Stück für Stück in den Kapiteln untersucht.

Jedes Kapitel wird mit einem Wildgänsefoto und entsprechendem Titel auf einer Doppelseite stimmungsvoll eingeleitet. In jedem Kapitel verknüpft die Autorin Wissenswertes über die Wildgänse und mit dem Bezug zu unserem Leben anhand ihrer persönlichen Erlebnisse und Gedichte. Der Sachtext ist in dezentem Blau hervorgehoben, sodass er sich vom übrigen Text abgrenzt, jedoch harmonisch im Gesamtgefüge verbunden bleibt.
Ich wusste schon einiges über Wildgänse, aber der Autorin gelingt es, ihr Augenmerk auf Kleinigkeiten zu legen und vor allem den Bezug zu unserem Leben herzustellen und einen damit zum Nachdenken anzuregen. So sind Wildgänse immer füreinander da, sind einander treu und doch lassen sie sich auch mal los von der Gemeinschaft, um zu brüten, sie gönnen sich Auszeiten, um daraus gestärkt hervorzugehen ("Mauser"). Sie stimmen sich miteinander ab, wann der richtige Zeitpunkt zum Aufbruch gekommen ist und das Wichtigste: sie vertrauen. Sie vertrauen darauf, den richtigen Weg zu finden und dass immer jemand für sie da ist. Besonders dieses bedingungslose Vertrauen können wir von ihnen lernen, denn Gott ist immer für uns da und begleitet uns, auch wenn wir manchmal orientierungslos durch das Leben rauschen. Wir müssen nur daran glauben.

Zeitweise hat mich das Buch an "Reise in die Sehnsucht" erinnert, ein Gedicht ist aus diesem Buch auch übernommen worden. Inhaltlich bietet das Wildgänsebuch eine Erweiterung des Sehnsuchtsgedankens. Denn wie die Autorin gegen Ende so schön schreibt: "Es ist kein wissenschaftliches Buch über Wildgänse geworden, sondern ein Buch der Sehnsucht und des Staunens." Und das ist Ihnen wundervoll gelungen, Frau Schwarz! Man kann es immer wieder durchblättern, um innezuhalten, nachzudenken und einfach inspirieren zu lassen.

Fazit:
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Stimmungsvolle Fotos, Erlebnisse und Gedichte zum Thema Freiheit, Aufbruch, Sehnsucht und was die Wildgänse uns lehren können

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.10.2016
Phänomen Nahtod
Meili, Walter

Phänomen Nahtod


sehr gut

Ich habe schon diverse Bücher und Berichte zum Thema Nahtoderfahrung (NTE) gelesen. Für mich ein sehr spannendes, aber auch sehr diffuses Thema. Ich stellte mir die Fragen: Was ist davon zu halten? Was genau ist eine NTE, kann man diese Erfahrungen genauer definieren und eingrenzen? Wie kommt es dazu und muss man gläubig sein, um eine NTE zu erfahren? Was passiert mit einem Menschen während dieses Erlebnisses? Und nicht zuletzt: Kann uns eine NTE tatsächlich Einblicke in das Leben nach dem Tod geben und wenn ja: welche?
Der Autor ist selber Psychiater und gläubiger Christ. Er versucht, genau diesen Fragen auf die Spur zu kommen. Dabei hat mir besonders gut gefallen, dass sein Schreibstil flüssig zu lesen ist. Er bringt Wissenschaft und Unterhaltung sehr gut in Einklang, indem er auf der einen Seite viele NTE-Schilderungen beschreibt, auf der anderen Seite diese analysiert, ohne den Leser mit Fachbegriffen zu überladen. So kann auch jeder Laie seinen Ausführungen problemlos folgen.

Gut finde ich die Auflistung der einzelnen Merkmale und die Definition von NTE zu Beginn, hier wird alles strukturiert aufgeschlüsselt. So bekam ich einen besseren Überblick und konnte das Thema besser greifen.
Im 2. Kapitel wird die NTE Schritt für Schritt mit diversen anderen Phänomenen wie Wahnvorstellung, Traum etc. verglichen. Es liest sich aufgrund der Komplexität nicht ganz so flüssig, ist für Nicht-Mediziner/Laien jedoch auch sehr verständlich. So wird eine Abgrenzung des Themas zu anderen Phänomenen besser möglich.


Im folgenden Abschnitt beschäftigt sich mit dem Thema, dass leider aus diversen NTEs erfunden werden. In diesem Kontext kommt der Autor auch zu dem Schluss, dass die NTEs nicht naturwissenschaftlich beweisbar sind und man so die Freiheit hat, sie als "unbewiesen" zu ignorieren, ohne sein bisheriges Weltbild nicht überdenken zu müssen. Gleichzeitig kann man aber auch den umgekehrten Weg gehen und sich den Glauben an dieses Phänomen bewahren. Diese Offenheit ohne Dogmatismus hat mich sehr angesprochen.

Nach der eher wissenschaftlichen Betrachtungsweise wird das Thema NTE und Glauben untersucht. Dabei werden verschiedene NTEs zu "Himmel und Hölle" packend geschildert und versucht, der Frage, was uns nach dem Tod wohl erwartet, auf die Spur zu kommen. Die wichtige Botschaft, die ich hieraus mitgenommen habe, ist die Tatsache, dass eine NTE eher eine Art "Vorhölle" oder "Vorhimmel" darstellt, keine 100%-Bestätigung dafür ist, wie es nach dem Tod tatsächlich aussieht. Denn nach einer NTE kehrt man wieder in das "normale Leben" zurück (sonst könnte man ja nicht berichten) und in vielen Berichten wurde klar, dass eine solche Erfahrung den Betroffenen so stark berührt, dass sie fast immer zu einer Änderung des Lebens und der Lebenseinstellungen führt - meistens zum Guten hin (manchmal wird die NTE aber auch zur Belastung des "Rückkehrers"). Ich fand dieses Kapitel sehr tröstlich, denn es zeigt, dass es zum Umkehren nie zu spät ist, sofern man seine Fehler noch im Hier und Jetzt begreift und Gott um Vergebung dafür bittet.
Später wird nicht nur auf den christlichen Glauben eingegangen, sondern das Thema NTE auch in Verbindung mit anderen Glaubensströmen untersucht. Dieses Kapitel fand ich etwas verwirrend und ausschweifend, der Autor kam einfach nicht so richtig auf den Punkt.

Rückblickend hatte ich den Eindruck, dass sich etwas schwerere, theoretische Kost mit eher lebhaft und flüssiger zu lesenden Kapiteln abwechseln. Eine gute Mischung aus Fachwissen und Unterhaltung.
Ein weiterer Kritikpunkt: Der Titel suggeriert die eher psychologische Auseinandersetzung mit dem Thema NTE. Dies ist am Anfang auch der Fall, anschließend driftet das Buch jedoch ab. Mir fehlte teilweise der konkrete Bezug zum Thema, den der Autor m. E. nicht immer klar genug formulierte.

Fazit:

Eine wissenschaftliche Spurensuche von Nahtoderfahrung - unterhaltsam, faszinierend und verständlich, jedoch teilweise auch verwirrend und ausschweifend