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M.

Bewertungen

Insgesamt 358 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2023
Die Guten und die Toten
Koplin, Kim

Die Guten und die Toten


sehr gut

Das Licht im Dunkel


Ein Mann und seine kleine Tochter, die nicht nur wirken, als seien sie auf der Flucht. Und eine angehende Polizeikommissarin, die in einen Fall gerät, der vielleicht doch größer ist, als es den Anschein vermittelt.
Die beiden Erwachsenen sollten eigentlich keinerlei Überschneidungspunkte haben und doch laufen sich Saad und Nihal ein ums andere Mal über den Weg. Aus Zufällen wird bald mehr.

Kim Koplin schickt mit "Die Guten und die Toten" einen rasanten Hauptstadt-Thriller ins Rennen, der dermaßen schnell in der Handlung ist, daß man das Buch kaum aus der Hand legen möchte.
Dabei bleibt keine Zeit für wörtliche Rede; alles was gesagt wird, wird lediglich mit Gedankenstrichen markiert. Da muß man sich dran gewöhnen. Man hat bei dem Tempo aber auch keine andere Wahl. Und irgendwann ist es auch nicht störend, sondern paßt sich dem rauen, ungeschönten Ton Berlins an.

Obwohl ich eigentlich keine großen Verschwörungen oder politischen Verwicklungen in "meinen" Krimis oder Thrillern mag, so hat mich dieser Aspekt hier wenig gestört. Koplin zieht ihr / sein Ding durch und läßt sich diesbezüglich nicht aus der Ruhe bringen.
So entsteht eine kompakte Geschichte, in der von den Figuren nicht viel preisgeben wird, aber von den Wichtigen doch genügend, so daß man mit ihnen mitfiebern kann.

Die Lovestory zwischen Saad und Nihal hätte für meinen Geschmack ruhig ein bißchen weniger "zart", als beworben, sein dürfen, aber alles in allem ist es eine runde, kleine Geschichte, die trotz einiger beinahe schon absurder Zufälligkeiten, vermutlich dennoch genauso hätte stattfinden können.

Und so ist dieses Buch, ähnlich wie die Geschichte zwischen den beiden Hauptfiguren, ein Licht im Dunkel des Meers an Krimis und Thrillern auf dem Markt.

Bewertung vom 14.04.2023
Der Bojenmann
Schlenz, Kester;Jepsen, Jan

Der Bojenmann


weniger gut

Ein eher enttäuschender Auftakt der neuen Hamburg-Krimi-Reihe


Ein durch eine plastinierte Leiche ausgetauschtes Wahrzeichen Hamburgs - das ist die Grundidee und der Ausgangspunkt für die darauffolgenden Ermittlungen im entsprechend treffend benannten Krimi "Der Bojenmann".

Und die Idee ist wirklich gut. Und mal was Neues im der ganzen Flut an Krimis auf dem Markt.
Leider geht es über diese gute Idee aber kaum hinaus.

Dazu verzettelt sich das Autoren-Duo zu oft zu sehr zum Beispiel in Beschreibungen über Hamburg, die in Teilen wie ein unfreiwilliger Reise-Führer wirken. Aber auch andere Dinge und Handlungen werden unnötigerweise ausgewalzt, so daß an etlichen Stellen Straffungen gut getan hätten.

Ich weiß nicht, ob es der Zusammenarbeit als Duo geschuldet ist, jedenfalls wirkte auch der Schreibstil, für mich, nicht einheitlich: während an einigen Stellen alles ein wenig jovial, ja beinahe schon flapsig, rüberkommt, wird an anderen Stellen das Lexikon der Bildungssprache gezückt und Worte verwandt, die ich tatsächlich googlen mußte (aber vielleicht sagt das ja auch mehr über mich aus, wer weiß?!).

Was die beteiligten Figuren angeht, so ist zwar erneut die Idee gut, wurde aber wieder nicht gut umgesetzt: ein pensionierter Kapitän und ein Kriminalisten-Duo des LKA Hamburg - schön und gut. Aber der schon beinahe krampfhafte Versuch aus den Figuren "echte Charaktere" zu machen wirkt eher wie die Methode Holzhammer, als ein subtiles Nebenbei-Herausarbeiten derselbigen. Das wäre, läßt man die jeweiligen Unarten der Figuren mal ganz außen vor, meiner Meinung nach, ganz grundsätzlich wesentlich eleganter gegangen.

Mit all dem hätte ich aber vielleicht noch irgendwie leben können, wenn an irgendeiner Stelle des Buches wirklich Spannung aufgekommen wäre, aber dem war leider nicht so. Viel mehr ist es ein vor sich hin wabern der Ermittlungen, die zwar versucht werden interessant zu gestalten, was aber leider nicht funktionierte.
Dazu ein enttäuschendes, weil offenes Ende, damit man auch ja etwas hat, womit Band 2 der geplanten Reihe, aufgezogen werden kann.

Von mir gibt es dafür nur 2,5 Sterne!

Bewertung vom 31.03.2023
Südlich von Porto lauert der Tod
da Silva, Mariana

Südlich von Porto lauert der Tod


sehr gut

Der etwas andere "Urlaubs-Krimi"


Ein langer Urlaub. Eine tote Frau. Eine verschwundene Leiche.
Das faßt im Grunde genommen die Geschichte von "Südlich von Porto lauert der Tod" knapp zusammen.

Darin schafft es Autorin Mariana da Silva durch die von ihr erfundenen Figuren frischen Schwung ins Krimi-Genre zu bringen.
Obwohl selbst der Tod der Frau, der sich relativ schnell doch zu einem "echten" Fall, statt einem Unglück entwickelt, bis zum Schluß spannend bleibt und das Buch damit wirklich aus dem Meer der viel zu schnell vorhersagbaren Krimis heraussticht.

Einzig das "Geheimnis", das Protagonistin Ria umgibt, wird viel zu lange angeteasert, um dann doch eher wie ein bleierner Ballon zu sinken. Das hätte es nicht gebraucht, sind die Figuren, zumindest die Meisten, doch wirklich sympathisch und machen - für mich - das Besondere dieses Buches aus.

Dazu kommt, daß da Silva es tatsächlich schafft das portugiesische Flair mit ins Buch zu bringen. Ein cleverer Kniff dafür: alle Kapitel beginnen mit einem Begriff, der typisch für die Region bzw. Portugal an sich ist und dann im jeweiligen Kapitel auch zum Tragen kommt. So lernt man tatsächlich ganz nebenbei noch etwas über Land und Leute, selbst wenn man eher auf den Krimi-Aspekt, als auf die touristische Seite aus ist.
Obwohl ich das sonst nicht kommentiere, möchte ich hier dazu auch die gelungene Aufmachung des Buches loben: die in der vorderen Klappe abgedruckte Karte war beim Lesen an vielen Stellen hilfreich, um sich geographisch ein wenig besser orientieren zu können!

Alles in Allem: Ein wirklich gelungenes Debut, das vor allem durch die Personenkonstellationen, eine mögliche Liebelei und die Tatsache, daß der zu lösende Fall ausnahmsweise nicht vorhersehbar war, nach einer Fortsetzung schreit.

Bewertung vom 30.03.2023
Casco Bay Summer. Ich sehe dich am Meer (eBook, ePUB)
Jones, Mona

Casco Bay Summer. Ich sehe dich am Meer (eBook, ePUB)


weniger gut

Sommer, Sonne, seichte Unterhaltung


Sonne, Sand und Surfbrett in der Hand - so oder zumindest so ähnlich sieht für Tamika das perfekte Leben aus. Dumm nur, daß das echte Leben ihr dabei in die Quere kommt.
Besser - zumindest im Ansatz - läuft es für Annabelle.

Um diese beiden Figuren, sowie um Rockstar und Frauenschwarm (natürlich, denn kleiner geht es nicht) Damian, hat Autorin Mona Jones ihre Geschichte "Casco Bay Summer" gebaut.

Das klingt auf den ersten Blick nicht sonderlich innovativ. Und ist es auch auf den zweiten Blick nicht wirklich.
Wie viele dieser Bücher ist die Geschichte in weiten Teilen vorhersehbar, was nicht tragisch ist, wenn es gut gemacht ist.

Das ist hier leider nicht (immer) der Fall.
Dafür bleiben die Figuren zu blaß, ist mir unklar warum eines der männlichen love-interests in eigenen Kapiteln zu Wort kommen darf, das andere wiederum nicht, wird die Verbindung zwischen den beiden weiblichen Hauptfiguren zu spät klar, und ganz allgemein scheint das Lektorat an einigen Stellen ein wenig zu schlampig ausgeführt.

Ich denke Autorin Jones wäre gut beraten gewesen, wenn sie einige Dinge, gerade die, die die mehr oder weniger tragischen Vergangenheiten ihrer Charaktere betreffen, ein bißchen ausführlicher geschildert hätte. Das hätte nicht nur für mehr Verständnis beim Lesen gesorgt, sondern ggf. auch das Problem der blaßen Figuren, wenn vielleicht nicht beheben, dann zumindest "lindern" können.
Bei gerade mal 250 Seiten wäre es auf ein paar Seiten mehr wirklich nicht angekommen.

So reicht es nur für einen netten Lese-Nachmittag, der nach seichter Unterhaltung mit gut gebauten Typen und feschen Mittzwanzigerinnen, denen das Leben mitgespielt hat, schreit. Aber für mehr leider nicht.

Von mir 2,5 Sterne!

Bewertung vom 25.03.2023
Wehrlos (eBook, ePUB)
Benrath, Nora

Wehrlos (eBook, ePUB)


weniger gut

Vom Drang der Selbstdarstellung und möglichen Folgen


Ein Kind verschwindet vom Spielplatz. Scheinbar entführt durch ein anderes Kind.
Wie kann das sein? Wo waren die Eltern? Und ist Neles Entführung etwa gar kein Einzelfall?

Diesen und anderen Fragen geht Nora Benrath in ihrem als Thriller deklarierten Zweitwerk "Wehrlos" auf den Grund. Oder versucht es zumindest.

Während die Idee des Buches, mehr oder weniger schnell stellt sich nämlich raus, daß soziale Medien keine kleine Rolle spielen, wirklich gut ist, so ist sie - für mich - nicht besonders gut umgesetzt worden.

Denn gerade dieser Punkt, das Teilen des eigenen Lebens und das des eigenen Kindes bis ins kleinste Detail per Social Media, wird bei den Ermittlungen der Polizei sträflich vernachlässigt.
Dabei wird, da das Buch abwechselnd aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, von einem Verdächtigen sogar gegenüber den Ermittlern darauf hingewiesen. Ein IT-Fachmann aus den eigenen Reihen wird hinzugezogen. Und was passiert? Nichts.
Nichtmal als die Mutter einen ermittlungstaktischen Fehler begeht, der gravierende Folgen hat, wird im Buch (und damit scheinbar auch durch die Polizei) nicht weiter darauf eingegangen.

Insgesamt hat die Geschichte für mich zu viele Fäden, die zwar am Ende versucht werden zu einer Schleife zusammen zu binden, aber an etlichen Stellen verloren gehen, weil sie einfach nicht weiter ausgeführt und damit teilweise ungeklärt bleiben.
Das ist ähnlich frustrierend, wie die zwar überraschende, aber gleichzeitig auch irgendwie weit hergeholte Wende am Ende des Buches.

Durch die teilweise sehr kurzen Kapitel wäre ein guter Lesefluß eigentlich gegeben gewesen, aber die bereits erwähnten unterschiedlichen Perspektiven, schränken diesen ebenso ein, wie die Möglichkeit ein Gefühl für irgendeinen der Charaktere entwickeln zu können.
Einzig die Abscheu, die mich überkam, wann immer Kinder als Ware bezeichnet wurden, blieb bei mir hängen.

Insgesamt bin ich mit dem Buch leider nicht sonderlich warm geworden und kann daher auch nur 2,5 Sterne vergeben.

Bewertung vom 20.03.2023
Es war einmal in Brooklyn
Atlas, Syd

Es war einmal in Brooklyn


gut

In der Hitze der Nacht


Vor der Kulisse Brooklyns im heißen Sommer des Jahres 1977 läßt Autorin Syd Atlas ihre coming-of-age-Geschichte der beiden befreundeten Teenager Juliette und David spielen. Sie sind seit ihrer Kindheit Nachbarn und darüber Freunde geworden, aber nun - mit 17 - stehen die beiden vor zwei völlig unterschiedlichen Lebenswegen.

Und darum wie die Beiden damit umgehen, geht es im Grunde im ganzen Buch.
Es braucht allerdings sehr lange bis man sich als Leser*in in die Geschichte eingefunden hat, da es immer wieder zu mehr oder weniger ausschweifenden Erzählungen von und über mehr oder weniger wichtige Nebencharaktere(n) kommt. Die sind zwar zum überwiegenden Teil interessant und hätten ggf. sogar ausführlicher sein dürfen, so aber lenken sie von der eigentlichen Geschichte um Juliette und David eher ab.

Erst im dritten und letzten Teil des Buches hat es den Anschein, als hätte die Autorin endlich ihre Stimme und den damit verbundenen Ton gefunden, so daß man ab diesem Zeitpunkt nur noch so durch die Kapitel fliegt.

Leider kommt das "in die Geschichte gezogen werden" für mich zu spät, denn der Lesefluß, der zum Ende aufkommt, wäre gerade zu Beginn des Buches wünschenswert gewesen.

Nichtsdestotrotz ist "Es war einmal in Brooklyn" eine gefühlvolle Geschichte über das Erwachsenwerden, Gefühlschaos, die unterschiedlichen Gesichter der Liebe und vor allem über Freundschaft und darf jedem, der sich an einem etwas holperigen Buchbeginn nicht stört, wärmstens ans Herz gelegt werden.

Bewertung vom 16.03.2023
Keine gute Geschichte
Roy, Lisa

Keine gute Geschichte


sehr gut

Absolut gelungenes Debut, das eben doch eine gute Geschichte ist!


Man möchte meinen "Keine gute Geschichte" hätte den falschen Titel, denn dieses Buch ist vieles, allen voran aber eben doch eine verdammt gute Geschichte:

Als Aufhänger wählt Lisa Roy für ihr Debut das Verschwinden zweier junger Mädchen in Essen.
Beide aus einem Viertel der Ruhrgebietsstadt, das man wohl als Problemviertel bezeichnen könnte und aus dem Protagonistin Arielle schon vor Jahren geflohen ist, mit dem Vorsatz nie wieder dorthin zurückkehren zu wollen.
Ein Anruf bezüglich ihrer noch immer dort lebenden Großmutter und eine ohnehin schon vorhandene persönliche Krise bringen sie, und damit auch uns Leser, also dorthin zurück.

All das klingt, wenn man mal von den verschwundenen Mädchen absieht, vielleicht nicht sonderlich spannend und eher wie eine Milieu-Studie.
Und irgendwie ist es das auch. Aber dieses Buch ist eben noch viel mehr: ein bißchen Krimi, ein bißchen Liebesgeschichte, ein bißchen Charakterstudie, ein bißchen mehr Familiendrama und insgesamt eben doch eine richtig gute Geschichte!

All das in ungeschönten Worten und teilweise hingerotzt wirkenden Sätzen, die aber einfach "passen" und gar nicht anders hätten sein können. Nur so, wirkt die Geschichte echt und ungekünstelt und läßt den bunten Strauß an agierenden Figuren nicht zu Karikaturen werden.

Ein Buch, das einen schnell in seinen Bann zieht und es schafft die ersten drei Kapitel (insgesamt sind es fünf), allesamt mit einem Cliffhanger zu beenden, die einen beinahe schon zwingen weiterzulesen.
Die 240 Seiten sind dann auch wirklich schnell gelesen und irgendwie wünscht man sich Arielle noch ein wenig länger begleiten zu können, obwohl oder vielleicht gerade weil ihr Leben absolut "keine gute Geschichte" für sie ist - aber eben doch eine tolle Geschichte beim Lesen abgibt!