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JED
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Berlin
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Wenn Ihr Lust habt, besucht doch mal meinen Bücherblog: http://schmoekerstube.blogspot.com/ Hier findet Ihr noch mehr zum Thema BÜCHER sowie weitere Rezensionen von mir. Freue mich über Euren Besuch. :o)

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2011
Die Verborgenen / Schattenblüte Bd.1
Melling, Nora

Die Verborgenen / Schattenblüte Bd.1


ausgezeichnet

Kurzinhalt:
Mit dem Krebstod ihres Bruders Fabian hat sich für Luisa schlagartig alles geändert: Ihre Eltern ziehen mit ihr nach Berlin, versinken in ihrer eigenen Trauer, während Luisa eigentlich nur noch sterben möchte.

An ihrem Geburtstag steigt sie dafür auf einen Turm und wird im letzten Moment von einem mysteriösen Jungen gerettet: Thursen.
Er nimmt ihr das Versprechen ab, am Leben zu bleiben, doch schon bald erfährt Luisa, dass Thursen und seine Freunde, die versteckt im Wald leben, ihren eigenen Weg gefunden haben, dem Leben aus dem Weg zu gehen. Sie können sich in Wölfe verwandeln und verlieren mit jeder Verwandlung ein Stück mehr von sich selbst.


Meine Meinung:
Zunächst eine Warnung: Wer ein reines Fantasy-Buch erwartet, wird enttäuscht werden. Dieses Buch ist mehr. Es ist anderes. Es ist vor allem sehr traurig. Aber auch wunderschön. Und allein deswegen lohnt es sich, es zu lesen.

Wortgewaltig beschreibt Nora Melling den Schmerz Luisas seit dem Tod ihrer Bruders und ruft damit ungeheure Bilder im Kopf hervor.

"Nur über mir glaube ich das leichte Pat-Pat des Gehstocks der alten Frau zu hören, die sich mühsam in die Küche schiebt. Bestimmt hat sie Hunger. Ich habe keinen. Versuche meinen Hunger herunterzuschlucken, damit meinen leeren Magen zu füllen. Er wehrt sich grollend." (S. 83)

Das Schweigen von Luisas Eltern, die ihren eigen Weg suchen, den Verlust des Sohnes zu verarbeiten, macht Luisas Sehnsucht nach jemand, der sich für sie interessiert, verständlich.

Dass sie Thursen nach ihrer ersten Begegnung sucht und letztlich findet, hätte in jedem anderen Zusammenhang kitschig gewirkt, in diesem Kontext wird er jedoch zum verständlichen Anker, den jeder Mensch irgendwann einmal braucht.
Doch Thursen ist nicht nur Anker. Er ist auch ein wieteres Beispiel dafür, wie man Schmerz verarbeiten kann.

Dieses Buch enthält damit vor allem die wichtige Frage, was Trauer für unser Menschsein bedeutet, wie sie uns formt. Es zeigt, wie unterschiedlich Menschen mit Trauer umgehen. Während der eine durchgeht, stärker wird, versucht der andere zu vergessen und gibt sich damit im Prinzip selbst auf.

Dass zum Menschsein auch Schmerz gehört, wird letztlich deutlich, sobald man als Leser versteht, welchen Weg die Wölfe gewählt haben und welchen Preis sie dafür zahlen.

Die Grundidee Nora Mellings ist damit eine höchstphilosophische und nimmt jeden, der selbst schon einmal tiefen Schmerz erlebt hat, wohl ziemlich mit.
Ich für meinen Teil musste das Buch jedenfalls häufiger mal aus der Hand legen, weil ich nicht weiterlesen konnte. In anderen Rezensionen beklagten einige LeserInnen, das Buch mache sie depressiv.

Aber macht dies letztlich nicht ein gutes Buch aus, wenn man so stark mitempfindet?

Dazu das allgegenwärtige Präsens der Erzählsprache, das dem Leser Luisas Gefühle nur noch näher bringt, für den Augenblick durchleben lässt.

Das Buch war mir auch insofern nah, da es in meiner Heimatstadt Berlin spielt, die beschriebenen Orte wirklich existieren, ich sie kenne.


Fazit:
Bildgewaltiges, trauriges Buch über die Schattenseiten des Lebens - und die Blüten, die daraus möglicherweise erwachsen können.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2011
Bamberger Bluthochzeit
Körner, Franz-Josef

Bamberger Bluthochzeit


gut

Kurzinhalt:
Während die Vorbereitungen für die Hochzeit der Nichte des Königs Philipp im Jahr 1208 in Bamberg laufen, wird eine Frau grausam in der Stadt ermordet. Aus ihrem Mund windet sich eine ebenfalls tote Schlange. Der Kanzler des Königs, Lupold, nimmt zusammen mit dem bischöflichen Kaplan die Ermittlungen auf. Denn dies soll nicht die letzte Leiche sein. Bald wird klar: Der Mörder will mit seinen seltsam zugerichteten Leichen Zeichen setzen.
Und auch das Leben des Königs ist in Gefahr.


Meine Meinung:
Historische Kriminalromane sind sicher nicht einfach. Entweder, sie sind zu sehr Krimi und lassen den historischen Hintergrund außer Acht. Oder sie achten auf die historischen Details, verlieren dadurch aber die für Krimis notwendige Spannung.

Dieses Buch gehört zur letzten Kategorie. Vollmundig wird auf dem Buchcover darauf hingewiesen, dass die im Buch beschriebenen Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben. Damit sind aber nicht die Morde an den Frauen gemeint (wie sich erst hinten im Nachwort lesen lässt), sondern die Bedrohung, in der der Stauferkönig Philipp schwebt.

Bleibt die Frage, warum der Autor, diese beiden Handlungsstränge miteinander verbunden hat - zumal der eigentlich historisch verbürgte Strang eher im Hintergrund spielt und so zu Krimikulisse wird für die Phanatsie des Autors wird.

Zwar bemüht sich Körner, das historische Umfeld detailgetreu nachzuzeichnen, verliert sich dabei aber oft in unwesentlichen Details, die überhaupt nicht zur Handlung beitragen und im Nachhinein nur verwirrend sind.
Dafür bleibt das kriminologische Geschick so ziemlich auf der Strecke. Manche Schlussfolgerungen des Kanzlers oder Kaplan erscheinen wenig logisch und nachvollziehbar.

Die Figuren benehmen sich oft unrealistisch (warum rennt jemand, der Hilfe sucht los und spricht NICHT den Erstbesten an, sondern rennt erstmal an x-Leuten vorbei - unnötige Pseudospannung) und wenig glaubhaft (warum macht sich der Kanzler permanent Gedanken, ER ALLEIN käme nicht voran im Kriminalfall, obwohl er doch bestimmt x-Leute zur Verfügung hat, die ihn unterstützen könnten?).

Bei aller Detailliebe passieren Körner zudem einige unhistorische Schnitzer, wie etwa die Tatsache, dass Kanzler und König sich duzen, was für mich z.T. lächerlich wirkte.
Gut gelingt ihm dagegen wieder das Ränkespiel der damaligen Großen, die sich für oder gegen den König positionierten, darzustellen.
Dennoch hätte er bei einem Handlungsstrang bleiben sollen. Hier hat der Autor wirklich zuviel gewollt.


Fazit:
So interessant, das Buch auch beginnt, bald wird es vorhersehbar und war für mich wenig spannend. Unter einer "Bambererg Bluthochzeit" habe ich mir jedenfalls was anderes vorgestellt.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2011
In Wahrheit wird viel mehr gelogen
Gier, Kerstin

In Wahrheit wird viel mehr gelogen


ausgezeichnet

Kurzinhalt:
Carolin ist 26 und bereits Witwe. Vor 5 Jahren hat sie den Vater ihres damaligen Freundes Leo kennengelernt und sich sofort verliebt. Dass Leo und seine Familie wenig begeistert von den Entwicklungen waren, ist klar.
Dass sie nun, da Karl tot ist, noch einmal einen Streit ums Erbe antreten, war abzusehen.
Doch Carolin hat einen IQ von 156 und weiß sich trotz ihrer Trauer zu wehren.


Meine Meinung:
Ein toter Ehemann? Eine junge Witwe? Verwandte, die einem noch zusätzlich das Leben schwer machen? Das klang nach einem traurigen Buch.
Aber das ist es auf keinen Fall. Kerstin Gier schafft den seltsamen Spagat, den Schmerz von Carolin glaubhaft zu beschreiben und dennoch hier ein ziemlich witziges Buch vorzulegen.
Aufgrund ihres IQs hat Carolin nämlich einen ganz eigenen Blick auf die Welt und der ist ziemlich lustig.

Das Buch beginnt bereits damit, dass sie versucht ihren Schmerz zu ertränken und nun besoffen im Straßengraben rumliegt. Da sie aufgrund ihrer Intelligenz mehrere Sprachen spricht, beginnt sie denjenigen, er ihr aufhilft, auf polnisch zuzuquatschen, der dies nur für betrunkenes Gestammel hält.

Eine hochintelligente Protagonistin - was für eine tolle Idee! Ich habe mich schon lange nicht mehr so amüsiert.
Allerdings ist ihre Intelligenz ist für Carolin oft auch Fluch, gerade was Männer angeht. Und man beginnt zu verstehen, warum sie sich in einen soviel älteren Mann verliebt hat.

Das Buch läuft in 2 Handlunggsträngen ab:
Einmal die Jetzt-Zeit, in der Carolin versucht, ihr Leben wieder zu ordnen und dafür unter anderem zu der Therapeutin Frau Kerstin K Karthaus-Kürthen (allein der Name!) geht. Diese hält sie zwar für völlig unfähig und fragt sich die ganze Zeit, wofür wohl das zweite K. steht, aber sie schreibt auf ihre Anregung hin auch alles auf, was sie mit Karl erlebt hat.
Dieses ist der zweite Handlungsstrang, in dem man rückblickend auch mehr über die Familie ihres Mannes lernt, ihren Ex-Freund Leo (dem sie ihre Intelligenz verschwiegen hat und der sie seitdem für eine "notorische Lügnerin" hält - daher der Titel!) und seine zickigen Schwestern, von der sich eine für eine Starpianistin hält und die andere sich gerade bei Germanys next topmodel beworben hat.


Fazit:
Die Figuren sind alle ziemlich schräg und haben mir sehr gefallen. Die Kombination von eigentlich trauriger Ausgangssituation und dennoch wirklich lustigem Weltblick ist einfach faszinierend. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen, was ich schon lange nicht mehr getan habe. Mehr davon!

6 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2011
'Er steht einfach nicht auf dich!'
Behrendt, Greg; Tuccillo, Liz

'Er steht einfach nicht auf dich!'


sehr gut

Kurzinhalt:
Wer meint, diesen Satz schonmal in einem anderen Zusammenhang gehört zu haben, hat offenbar "Sex and the city" gesehen. Miranda ist völlig beeindruckt von diesem Satz, nachdem sie mit ihren Freundinnen wieder stundenlang darüber gegrübelt hat, warum ein Kerl sie nach einem Date nicht zurückgerufen hat.

Greg Behrendt war Autor der Serie und hat diesen Satz gegenüber einer Kollegin fallen lassen. Auch diese hat sich den Kopf darüber zerbrochen, warum ein Mann diese oder jene Verhaltensweise an den Tag gelegt hat. Greg Behrendt machte ihr deutlich, dass Frauen sich zuviel Gedanken über Männer machen. Dass Männer so nicht sind. Wenn sie tatsächlich "auf eine Frau stehen", dann setzen sie Himmel und Hölle in Bewegung für sie. Ansonsten "steht er einfach nicht auf Dich".

Er hat beschlossen, diese einfache Wahrheit in einem Buch genauer auszuführen. Immer wieder wurden verschiedene Situationen an ihn herangetragen mit der Frage, was wirklich hinter dem Verhalten des jeweiligen Mannes steckt. Diese Anfragen wurden in Briefform in diesem Buch abgedruckt und nach verschiedenen Problemstellungen sortiert (z.B. wenn er kein Rendevouz mit Dir will, wenn er mit Dir keinen Sex hat, wenn er Dich nicht heiraten will usw.)

Greg Behrendt antwortet auf z.T. wirklich witzige Weise, welche immer wieder die eine Wahrheit enthält: "Er steht einfach nicht auf Dich". Aber auch immer wieder den schönen Satz: "Du bist eine Spitzenfrau, da draußen gibt es jemanden, der genau das tut."


Meine Meinung:
In gewisser Weise ging es mir beim Lesen wie Miranda in der Serie: Wenn man erstmal verstanden hat, dass es für Männer eigentlich nur 0 (steht nicht auf Dich) oder 1 (steht auf Dich) gibt, dann kann man sich das ganze Dazwischen echt sparen - warum er nicht anruft, warum er dies und jenes nicht getan hat oder gerade getan hat usw. All diese Gespräche, die man mit Freundinnen führt und die eigentlich imemr nur um die Kerle kreisen.

Greg Behrendt macht deutlich, dass Männer vor allem vor einer Sache Furcht haben: Frauen zu verletzen und sie weinen zu sehen. Er traut sich (als Mann) zuzugeben, dass Männer im Prinzip feige sind (was ich aus eigener Erfahrung so unterstreichen kann). Daher lassen sie sich oft allerlei Ausreden oder Verhaltensweisen einfallen, um diese Situationen zu umschiffen.

Während wir Frauen oft Entschuldigungen suchen (hatte einen harten Tag, schwere Kindheit, nachwirkende letzte Beziehung usw.), sind dies für Behrendt alles keine Gründe, um eine Frau im Unklaren über die eigenen Gefühle für sie zu lassen. Er sagt: Wenn Männer Gefühle für eine Frau haben, zeigen sie das auch. Andernfalls "steht er einfach nicht auf Dich".

Eine einfache Formel, die einleuchtend erscheint. Doch bleibt ein gewisser Nachgeschmack, ob Männer wirklich nur 0 oder 1 sind (oder suche ich bereits wieder eine Ausrede?).

Tatsächlich traue ich dem einen oder anderen zu, wirklich mal einen schweren Tag gehabt zu haben und deswegen nicht anzurufen. Oder noch an seiner vorherigen Beziehung zu knabbern und deswegen nocht nicht komplett offen für Neues zu sein.

Würde man sich da nicht etwas verbauen, wenn man konsequent sagt: Er steht einfach nicht auf mich?


Fazit:
Einen differenzierten Blick sollte man sich als Leserin insofern bewahren. Dennoch glaube ich, dass das Buch einen auch lockerer mit bestimmten Verhaltensweisen von Männern umgehen lässt.

Denn das ist für mich die Hauptaussage: Dass wir Frauen unglaublich viel Energie darauf verschwenden, uns über die Männer da draußen Gedanken zu machen. Energie, die wir vielleicht besser nutzen könnten. Z.B. für jemanden, der uns wirklich zeigt,wie sehr er uns mag.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2011
Blutopfer / Black Dagger Bd.2
Ward, J. R.

Blutopfer / Black Dagger Bd.2


sehr gut

Kurzinhalt:
Bei diesem Buch handelt es sich um die Fortsetzung von "Nachtjagd" - den 1. Teil muss man unbedingt lesen, denn "Blutopfer" schließt nahtlos an.
Beth steht kurz vor ihrer Transition und glaubt sich sicher im Haus von Wrath. Doch niemand ahnt die Wut, die Marissas Bruder aufgrund der Zurückweisung seiner Schwester als "shellhan" in sich trägt und welchen Verrat er dafür begeht.
Und auch Mr. X ist mit der Ausbildung seines neuen Rekruten, Billy Riddle, der Beth im 1. Band vergewaltigen wollte, mehr als zufrieden.


Meine Meinung:
Was HEYNE da mit diesem im amerikanischen Orginal EINEN Band gemacht hat, ist schon dreist. Ich habe nirgendwo im Buch einen Hinweis gefunden, dass es sich um die Fortsetzung von "Nachtjagd" handelt, das man in diesem Fall wirklich lesen muss.

Das amerikanische Buch ist in Deutschland einfach in zwei Hälften geteilt und auf den Markt geworfen worden, entsprechend beginnt "Blutopfer" nun mittendrin, ohne jegliche Erklärung. Die Story geht eben einfach weiter.

In diesem Band vertieft sich die Beziehung zwischen Wrath und Beth, aber auch Marissa bekommt einen - wie ich finde -sehr überraschenden neuen Partner an die Seite gestellt. Erotik wird auch hier wieder groß geschrieben, auch wenn es mich z.T. sehr gestört hat, dass in diesem Zusammenhang Begriffe wie "benutzen" und "gebrauchen" fallen.

Man erfährt ein wenig mehr über die Vorgeschichte des eigentlichen Königs der Vampire Wrath und begegnet auch der von den Vampiren verehrten "Jungfrau der Schrift". Und auch eine weitere überraschende Begegnung wartet auf den Leser - aber ich will noch nicht zuviel verraten.

Auch die anderen Mitglieder der Black Dagger erhalten mehr Tiefe, allen voran "V", der einen überraschenden neuen Freund findet. In den folgenden Bänden werden die Brüder noch tragende Rollen spielen.


Fazit:
Auch wenn der Titel "Blutopfer" etwas übertrieben ist: Mehr Action als im ersten Teil. Interessante Figurenkonstellationen. Bin gespannt, wie es weitergeht.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2011
Taxi
Duve, Karen

Taxi


ausgezeichnet

Kurzinhalt:
Hamburg, Anfang der 80er: Alex lebt mit ihrem Bruder in einem Bungalow - der Vater ist froh, dass er seine Kinder nach draußen verfrachtet hat.
Ohne Job kann sie sich keine Wohnung leisten. Mal abgesehen davon, dass sie auch gar nicht weiß, wie man eine mietet. Da fällt ihr die Anzeige: "Taxifahrerinnen gesucht" ins Auge. Explizit mit Frauenendung.
Sie besteht die Prüfung mit Ach und Krach, denn eigentlich kann sie sich keine Straßennamen merken - und lernt das Leben von einer ganz neuen Seite kennen. Nicht nur, weil sie lauter neue Straßennamen lernt, sondern auch, weil ihre Kollegen eine ganz neue Welt darstellen - wie auch die Fahrgäste, die bei ihr einsteigen.

Meine Meinung:
Nachdem ich bei der Lesung mit Karen Duve war und gehört haben, dass sie selbst jahrelang Taxi fuhr und diese Erfahrungen in einem Buch verarbeitet hat, musste ich mir das gleich bestellen.

Nach der ersten Irretation, dass es sich dabei um einen Roman und keinen autobiographischen Erfahrungsbericht handelt, war ich sofort in der Geschichte drin. Ich denke, es ist völlig egal, ob die Protagonistin Karen Duve oder Alex heißt- dass man so ein Buch nur schreiben kann, wenn man viele der Dinge selbst erlebt hat, ergibt sich von selbst.

Ich war begeistert von der schonungslosen Beschreibung des Taxifahrens einerseits und der Fahrgäste auf der anderen Seite. Duve gelingt damit gleichzeitig eine Analyse der gesellschaftlichen Unterschicht Hamburgs der 80er Jahre.

Da sind auf der einen Seite die Taxifahrer: ewige Studenten, Machos, Selbstverliebte und Verklemmte. Menschen die nicht wissen, was sie sonst in ihrem Leben anfangen sollen und insofern im wahrsten Sinne des Wortes ziellos durch die Gegend irren. Bis ihnen der nächste Fahrgast eine neue Richtungsangabe vorgibt. Haben sie mal niemanden zu fahren, hocken sie zusammen in einem Taxi und philosophieren über das Leben.

Auf der anderen Seite werden die Fahrgäste, von den Taxifahrern des Romans als "Dreckhecken" bezeichnet, in einem ganz anderen Licht dargestellt, als ich mir das immer vorgestellt habe. Da dachte ich, nur gut betuchte Menschen, können sich Taxifahren leisten. Alle anderen nehmen den Bus. Aber hier wird von Schnorrern und Spinnern geschrieben, Zuhältern und Gewalttätigen, Nutten und alten Muttchen. Menschen, die ihren eigenen Geruch mitbringen oder den, der noch an ihren Schuhen klebt; die ungefragt rauchen oder meinen, die Frau am Steuer wäre auch noch für anderweitige Dienste offen.

Dabei immer im Mittelpunkt: Alex - die Frau, die das Taxi fährt und mehr als einmal darauf angesprochen wird: Hast Du keine Angst?

Tatsächlich weiß auch sie mit ihrem Leben zunächst nichts Besseres anzufangen, so sehr der Job nachher auch an ihr zehrt. Sie bleibt viele Jahre dabei und findet nachher den Absprung nicht.

Unterteilt ist der Roman in die Anfänge (1986) und das Ende dieser Zeit (1989-1990).

Gleichzeitig erhält man einen schonungslosen Einblick in ihr Privatleben, das keines ist. Auch hier ist sie eine Suchende, Getriebene, die nirgendwo richtig ankommt, ankommen möchte. Zugezogene Vorhänge, Affenbücher, platte Fahrradreifen und skurile Männer bestimmen ihr Leben. Selten habe ich einen so schonungslosen und dabei ehrlichen Blick auf einen Menschen erhalten.

Fazit:
Eine seltsame und gleichzeitig faszinierenden Welt, in der man versinkt, sobald man das Buch aufschlägt.
Ganz großes (Kopf-)Kino! Ganz große Literatur!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2011
Kriegsengel
Weis, Margaret; Weis, Lizz

Kriegsengel


sehr gut

Kurzinhalt:

Natalia ist die Managerin des bekannten Rockstars Cain. Die neue Tour läuft nicht so gut an, wie erhofft, Cain zeigt Starallüren, die bei den Fans nicht so gut ankommen.
Als Natalia von dem herumziehenden Exorzisten Matthew hört, beschließt sie, ihn mit in die Show einzubauen, um den Auftritt von Cain wieder interessanter zu machen. Dieser behauptet ohnehin, er sei vom Teufel besessen, sein Song "Posession" ist DER Renner.
Natalia ist beeindruckt, als sie sieht, wie Matthew einen angeblichen Exorzismus durchführt - und ahnt nicht, dass sie es hier mit einem wahrhaftigen Engel zu tun hat. Und Cain nicht nur aus Imagegründen behauptet, er sei vom Teufel besessen.



Meine Meinung:

Nach "Dunkler Engel" war dies mein zweites Buch von Margaret und Lizz Weis. Beide Bücher kann man unabhängig voneinander lesen, obwohl die Protagonisten Derek und Rachel aus dem ersten Buch ganz kurz erwähnt werden und auch der Erzengel William wieder eine Rolle hat.

Matthew selbst ist ein so genannter "gefallener" Engel. Er starb als Märtyrer im Römischen Reich, um seine Familie zu schützen und grollt seitdem Gott. Seit 2000 Jahren wandelt er nun schon auf Erden und existiert eigentlich nur noch. "Ein Engel ohne Flügel, um sich aufzuschwingen. Ein Engel ohne Licht, das ihn umgibt. Ein Engel, dessen weiße Kleidung durch den Dreck und Schmutz gezogen wurde. ein Engel, der sein Schwert der Gerechtigkeit und Wahrheit schon lange in die Gosse gewworfen hat."

Als seine persönliche "Rache" engagiert er sich immer wieder Schauspielerinnen, mit deren Hilfe er einen angeblichen Exorzimus ausführt - was genau daran seine Genugtuung ist, wurde für mich nicht deutlich.

Offenbar brauchten die Autorinnen einen Exorzisten für die nachfolgende Handlung.

Hier wird das Leben das Leben einen Rockstars auf Tour beschrieben und damit Einblick in ein Milieu gewährt, zu dem wir alle irgendwie Bezug haben. Hat nicht jeder von uns mal für einen Star geschwärmt? Und hat man sich nicht schon immer gefragt, warum die einen so wahnsinnig erfolgreich werden und die anderen nicht? Haben da tatsächlich höhere (satanische) Mächte ihre Hand im Spiel? Und welchen Preis zahlen die Stars dafür?

Insofern fand ich diesen Teil der Handlung sehr interessant, auch wenn die Rollen von Gut und Böse klar verteilt sind, das Ende vorhersehbar.
Wobei mir gerade dieses Ende etwas zu abrupt erschien, nicht alle Fragen geklärt.

Für zusätzlichen Charme sorgen Figuren wie der Geist des Großvaters von Natalia, der nicht von ihrer Seite weicht, aber nur von Matthew gesehen /gehört werden kann, was zu gelegentlichen Verwicklungen führt.



Fazit:

Wer Engel mag (und in diesem Kontext auch den christlichen Themenhintergrund), ist hier richtig. Wer sich schon immer gefragt hat, warum einige Menschen solch einen Hype hervorrufen, auch.

Bewertung vom 22.05.2011
Gejagt / House of Night Bd.5
Cast, P. C.;Cast, Kristin

Gejagt / House of Night Bd.5


sehr gut

Kurzinhalt:

Das Buch setzt nahtlos da an, wo der letzte Band aufgehört hat: Die Freunde um Zoey sowie Darius und Erik Night sind in die Tunnel geflohen, in denen sich die roten Jungvampire schon seit einiger Zeit versteckt halten. Stevie Ray steckt noch immer der Pfeil von Stark in der Brust.

Draußen tobt ein Eissturm, der Strom scheint in der ganzen Stadt ausgefallen und es ist niemand auf der Straße zu sehen.
Doch sind die in den Tunneln wirklich sicher? Haben die roten Jungvampire wirklich ihre Menschlichkeit zurück?
Zoey hat das Gefühl einer weiteren Bedrohung, die in den Tunneln versteckt zu sein scheint. Und wird zudem von dem gefallen Engel, Kalona, in ihren Träumen heimgesucht.
Doch die Feder, die auf dem Buchcover zu sehen ist, weist auch auf die Rabenspötter hin, die den Freunden immer noch auf den Fersen sind.


Meine Meinung:
Meine Hoffnungen, dass Zoey gefühlsmäßig etwas erwachsener wird, haben sich leider zerschlagen. Noch immer springt ihr Herz zwischen diversen Jungs herum und ich frage mich langsam, ob dies einfach zeigen soll, dass sie auch nicht perfekt ist (um sie mit all ihren Fähigkeiten nicht völlig zu erhöhen).

Wie Harry Potter, der kein besonders guter Schüler war, ist Zoey scheinbar keine besonders treue Freundin. Nerven tut's trotzdem. Mit 17 erwarte ich irgendwie mehr von einer Jugendlichen.

Andererseits ist sie mit ihren 17 Jahren in der Lage, es gegen gefallene Engel und durchgeknallte Hohenpriesterinnen aufzunehmen. Was auch nicht immer unbedingt glaubwürdig wirkt. Da wird eine Riesenspannung aufgebaut, indem sich seitenweise sich darüber ausgelassen wird, welche Fähigkeiten "der Feind" hat und wie schwer es wird ihm gegenüberzustellen und dann wird doch alles wieder mit dem sprichwörtlichen Fingerschnipsen gelöst.

Aber ich will nicht nur meckern. Das Buch ist spannend, keine Frage. Auch wenn man die Handlung von über 500 Seiten im Prinzip in 3 Sätzen zusammenfassen kann. Dafür bringen die Autorinnen zusätzliche Figuren hinein (etwa werden verschiedene rote Jungvampire vorgestellt, hier besonders zauberhauft Kramisha mit ihrem herrlichen Akzent). Und stellen auch immer mehr die anderen Freunde in den Mittelpunkt der Handlung.

Auch wenn ich mich ernsthaft frage, warum nun zum mittlerweile fünften Mal erklärt werden muss, dass die Zwillinge eigentlich keine sind. Wir haben's begriffen!

Aphrodite wird für mich immer mehr zur Symphatieträgerin und das nicht nur, weil sie mit ihrer herrlich schnoddrigen Art Kalona auch mal als "Geflügelheini" bezeichnet. Ein Lob an die Übersetzerin.

Gut gefallen hat mir auch die düstere Atmosphäre, die jetzt im House of night herrscht, auch wenn das einiges an Potential nicht genutzt wurde. Hier hätte man sicher noch mehr Verwicklungen hineinbringen können.

Weniger gefallen hat mir auch, dass immer häufiger sexuelle Themen mit Gewalt verbunden werden, ich weiß nicht, wie oft das Wort "Vergewaltigung" fällt. Das geht in eine unschöne Richtung.


Fazit:
Spannend, aber oft leider zu einfach gelöst.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2011
Ein unmoralisches Sonderangebot
Gier, Kerstin

Ein unmoralisches Sonderangebot


gut

Kurzinhalt:

Der pensionierte Leiter eines Automobilkonzerns, Fritz Gaertner, philosophiert mit seiner Altherrenrunde nicht nur darüber, wie unzufrieden sie doch z.T. sowohl mit der beruflichen Wahl ihrer "Kinder" sind, sondern auch mit der Wahl von deren LebenspartnerInnen.
Die Pensionäre (Doktoren, Lehrer, Bankdirektoren) haben zuviel Zeit und zuviel Geld, denn bald kommen sie auf eine irrwitzige Wette:
Würden die zwei Söhne von Fritz Gaertner für 1 Million Euro ein halbes Jahr ihre Frauen tauschen? Und was würde alles in diesem halben Jahr passieren, wie würde das das Leben der beiden Ehepaare verändern?
Das erfahren die alten Herren schneller als ihnen lieb ist, denn die Brüder und deren Frauen können das Geld gut gebrauchen und stimmen zu - und die alten Herren achten wie übereifrige Privatdetektive darauf, dass auch alle Vereinbarungen wirklich eingehalten werden.



Meine Meinung:

Die Grundidee erinnert ein wenig an "Ein unmoralisches Angebot" - der Film mit Robert Redford und Demi Moore. Tatsächlich wird dieser Film auch im Buch erwähnt und wir wissen alle, dass sich auch für Redford und Moore die Dinge anders entwickelt haben, als sie es sich vorgestellt haben.

Nun wird hier niemand gezwungen MIT jemanden zu schlafen, sondern nur BEI jemanden, dafür haben die Ehepaare ab 18 Uhr totale Kontaktsperre. Und allein dadurch läuft schon einges in der Fantasie von Olivia ab, was ihr wie Brad Pitt aussehender Stephan mit ihrer schönen Schwägerin Evelyn so alles anstellt, während sie in deren Designerwohnung sich kaum traut die Füße aufs weiße Sofa zu legen.

Sozusagen wie Frauentausch auf RTL 2. Nur nicht ganz so konfliktreich. Sozusagen die "Sonderangebots-Version" (warum auch immer Kerstin Gier diesen Titel sonst gewählt hat).
Tatsächlich läuft hier vieles sehr harmonisch und letztlich sehr vorhersehbar ab. Die größte Aufregung besteht noch darin, dass Schwager Oliver seine Schwägerin Olivia (schon diese Namensgleichheit wirft Schatten voraus!) mit heruntergelassener Unterhose auf dem Klo beim "Ling Ling" sieht (wie sie es verschämt formuliert, da es ihr peinlich, darüber zu sprechen, geschweige denn tatsächlich vor jemandem zu pinkeln).

Ansonsten haben sich alle furchbar lieb und sind in freudiger Erwartung ihrer Million, während Olivia den Balkon der Schwägerin verschönert, während diese Olivas Küche und Gästezimmer renoviert. Solch einen Tausch hätte wohl jeder gern.

Letztlich rutscht das Ganze etwas stark in Richtung Hera Lind und völlig an den Haaren herbeigezogene Story ab. Das macht dann keinen Spaß mehr.
Zumal mir auch ein wenig der typische Kerstin-Gier-Humor fehlte, den ich aus anderen Büchern von der Autorin gewohnt bin. Auch wenn sich die Geschichte flüssig weg-liest. Trotzdem hätte man mehr aus der Story holen können.



Fazit:

An den Haaren herbeigezogene, aber durchaus nett zu lesende Story - nur leider insgesamt zu vorhersehbbar.

13 von 20 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2011
Ewige Liebe / Black Dagger Bd.3
Ward, J. R.

Ewige Liebe / Black Dagger Bd.3


sehr gut

Kurzinhalt:
Die krebskranke Mary kommt sich mehr als veralbert vor, als sie der unglaublich schöne Hal E. Wood um ein Rendevouz bittet. Während alle Frauen im Umkreis schon ihre Telefonnummern zücken, hat er nur Augen für sie.
Fast möchte sie schon an ein Wunder glauben, als beide überfallen werden und sie eine ganz andere Seite von ihrem Begleiter kennen lernt. Und dann ist auch noch ihre Handtasche mit all ihren Papieren verschwunden.


Meine Meinung:
Der 3. Band (eigentlich der zweite, aber da HEYNE die Orginal-Bände derart zerstückelt hat, ist es hier der dritte in der deutschen Reihe) um die Bruderschaft der Black Dagger stellt den Vampir Rhage in den Mittelpunkt der Handlung.
Wrath und Beth aus den ersten beiden Bänden spielen nur am Rande noch eine Rolle, so dass - wie bei Lara Adrian - jeweils ein anderer Vampir der Hauptprotagonist in den Nachfolgebänden darstellt.

Von seinen Brüdern aufgrund seines phänomenalen Ausehens "Hollywood" genannt (daher Mary gegenüber sein "Pseudonym" Hal E. Wood), wechselte Rhage bisher die Frauen wie andere die Hemden. Bereits im letzten Band hat sich jedoch angedeutet, dass er mit einem Fluch zu kämpfen hat, der in diesem Band deutlicher erklärt wird und an dem man als Leser auch sehr bildlich daran teilhaben "darf".

Während es ihm vorher bei seinen Ausschweifungen darum ging, seine Energie irgendwie anders zu bündeln, verliebt er sich nun ernsthaft in Mary und muss damit gleichzeitig mit der Angst kämpfen, sie zu verletzen, sobald er außer Kontrolle gerät.

Auch seine Brüder sind alles andere als begeistert von dieser neuen Verbindung, denn Mary ist ein Mensch und damit eine potentielle Gefahr mehr für die Krieger. Rhage muss sich entscheiden.

Leider bricht auch dieser Band wieder aprupt ab - eine neuerliche unverschämte Stückelung von HEYNE - so dass man erst mit "Bruderkrieg" erfahren wird, wie es weitergeht.

Immerhin lernt man die anderen Brüder in diesem Band ein wenig besser kennen, wobei ich vor allem die Freundschaft zwischen dem Menschen Butch und "V" eine großartige Idee finde. Zudem taucht ein neuer Krieger auf, der jedoch noch nicht weiß, dass er einer ist, geschweige denn, dass ihm ein Vampirdasein zuvor steht.


Fazit:
Wenn man sich damit abfindet, dass auch dieser Band keine wirkliches Ende hat, dann liest er sich bekannt spannend und erotisch.Auch wenn mir oft die Kombination von Gewalt und Sex zuviel ist.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.