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Murksy

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2018
Zu nah / Frankie Sheehan Bd.1
Kiernan, Olivia

Zu nah / Frankie Sheehan Bd.1


ausgezeichnet

Frankie ist bei der Dubliner Polizei beschäftigt. Erst kürzlich überlebte sie die Attacke eines brutalen Mörders nur knapp, als die Leiche einer Wissenschaftlerin entdeckt wird. Zunächst ein klarer Selbstmord. Doch schon bald wird der Fall als Mord behandelt. Merkwürdigerweise findet man an der Leiche Spuren eines Farbstoffes, Preußischblau. Als dringend tatverdächtig gilt der verschwundene Ehemann. Kurze Zeit später findet man in einem Halloweenfeuer eine weitere Frauenleiche. Als sich herausstellt, dass es sich um die Geliebte des Ehemannes handelt, wird der Kreis um den Gesuchten immer enger. Doch der Mann bleibt verschwunden und der Polizei läuft die Zeit davon. Nach einigen Wochen will man den Fall zu den Akten legen, doch Frankie will sich damit nicht zufrieden geben.

Ein spannender Krimi, der ohne brutale Szenen auskommt. Es wird dem Leser überlassen, sich die schlimmen Szenen vorzustellen. Und dass tut dem Buch gut. So bleibt der Schwerpunkt auf dem komplizierten Kriminalfall mit vielen Wendungen und einigen verdächtigen Personen. Der Fall wird ohne große Logiklücken geschlossen, auch wenn das eigenmächtige Handeln der Frankie manchmal etwas vorhersehbar ist. Das ändert aber nichts am positiven Gesamtendruck des gut und glaubhaft geschriebenen Krimis um dunkle Geheimnisse und genauso dunkles Verlangen.

Bewertung vom 25.03.2018
Das Geheimnis der Muse
Burton, Jessie

Das Geheimnis der Muse


ausgezeichnet

Auf perfekte Weise verknüpft dieses Buch die Geschichte zweier Frauen, die unter unterschiedlichen Umständen und zu unterschiedlichen Zeiten durch ein geheimnisvolles Gemälde miteinander verbunden sind. Die Eine Frau, eine Schwarze aus Trinidad arbeitet Mitte der 60er in London. Das Leben der Weißen ist ihr fremd und scheint ein Mysterium zu bleiben. Ausgerechnet durch einen jungen Weißen ändert sich ihr komplettes Leben. Denn dieser Mann hat von seiner Mutter ein Gemälde geerbt, dass sofort für Aufsehen sorgt. Die Arbeitgeber der Frau sind außer sich, der Fund scheint eine Sensation zu sein, gibt es von dem spanischen Künstler doch kaum Werke. In der zweiten Erzähllinie springt das Buch gute 30 Jahre zurück. Eine junge Engländerin wohnt mit ihrer Familie in Spanien. Sie hat ein unwahrscheinliches malerisches Talent, glaubt aber nicht an sich und malt nur heimlich. Sie lernt einen Spanier und dessen Schwester kennen. Er ist ebenfalls ein ambitionierter Maler, ist aber gefangen zwischen den politischen Wirren und den Zwängen der Zeit. Es entsteht ein Kunstwerk, dass über Jahrzehnte die Menschen verändern wird.

Einfach nur famos, wie die Autorin die verschiedenen Fäden der Geschichte verknüpft und dabei eine so lebendige und fein darstellende Sprache benutzt, dass jede Zeile wie ein Spektrum an Farben aufleuchtet und mit jeder Seite mehr und mehr ein grandioses Gemälde aus Buchstaben und Wörtern entsteht. Das Buch fasziniert und fesselt, verbindet auf den beiden Zeitachsen geschickt die Personen und behandelt dabei auch Themen wie Rassismus, Klassengesellschaft oder politische Machtspiele. Burton ist eine Künstlerin des Wortes, gibt den Figuren Gestalt und Leben. Sie schreibt authentisch und wortgewaltig, nimmt den Leser sofort gefangen und entführt in auf eine Zeitreise voller Leidenschaft, Neid, Intrigen, Selbstaufgabe und unerfüllter Träume. Mit jeder Zeile leidet und hofft man mit den Protagonisten, vergisst Raum und Zeit, taucht vollkommen in die Geschichte ein. Eines der besten Bücher dieses Jahr!

Bewertung vom 25.03.2018
Der Schlüssel des Salomon / Tomás Noronha Bd.2
Dos Santos, José R.

Der Schlüssel des Salomon / Tomás Noronha Bd.2


weniger gut

Wieder wird der Kryptologe Tomas Noronha in einen Krimi rund um die Wissenschaft verstrickt. Im CERN wird ein CIA-Chef ermordet. Ein Zettel in seiner Hand weist auf den Professor aus Portugal als Täter hin. Es beginnt, wie schon im Einstein-Enigma eine wilde Hatz zwischen CIA und dem nahezu allwissenden Wissenschaftler, der mit Hilfe einer Freundin hinter das wahre Rätsel des Mordes kommen will, um seine Unschuld zu beweisen. Nebenbei geht es in dem Buch um allerlei wissenschaftliche Thesen und Themen: steuert das Bewusstsein die Wirklichkeit? Was kommt nach dem Tod? Gibt es eine Unendlichkeit? Wie funktioniert das Universum? Ach..der Autor könnte uns vermutlich monatelang langweilen, so unerschöpflich ist das Spektrum seiner Erklärungen zu physikalischen und philosophischen Fragen rund um Einstein, Heisenberg und Co.
Und das mit der Langeweile meine ich leider so. Als Thriller taugt das Buch leider nichts, zu klischeehaft und stereotyp ist das Werk geworden. Die Erzählweise samt aller Logiklücken ähnelt dabei eher einem Groschenroman. Der CIA besteht aus psychopathischen Schurken, denen ihr Chef so manchen Auftrag erst zweimal erklären muss...bevor sie doch wieder vom Professor ausgetrickst werden. Da werden in Wildwestmanier Schlösser aufgeschossen, in der Gegend herumgeballert und Autos demoliert. Das CIA hat scheinbar Narrenfreiheit in seiner Unfähigkeit. Dann gibt es die (natürlich schöne, dem Professor den Verstand raubende) Frau, die hilft, das Rätsel zu lösen. Zwischen den diversen Verfolgungsszenen, die zu oft mit einem Sprung vom Balkon enden (hatte ich Klischee schon erwähnt?), erklärt der Professor seiner Freundin die kompliziertesten Experimente und Thesen der Physik (der Professor scheint damit eher ein Universalgelehrter zu sein) und..ACHTUNG...die Frau versteht das alles scheinbar auf anhieb, was dutzenden Physikern den Verstand geraubt hat. Das alles ist seht langatmig und leider nicht spannend. Zu vorhersehbar sind die einfältigen Verfolger, die teilweise mehr als dumme Selbstgespräche führen. Für wen sind diese Bücher gedacht? Ein Thrillerfan greift eher zu Brown oder Crichton, bekommt dort glaubhaftere Spannung serviert. Ein wissenschaftlich interessierter Leser nimmt sich besser gleich Feynman und die anderen Physiker vor, deutlich unterhaltsamer. Leider viel Hype um eine Romanserie, die letztendlich nur eine ewig lange Aneinanderreihung wissenschaftlicher Belehrungen ist. Aber Millionen Leser können sich doch nicht irren...

Bewertung vom 06.03.2018
Hologrammatica
Hillenbrand, Tom

Hologrammatica


ausgezeichnet

Wir schreiben das Jahr 2088. Nichts ist mehr so, wie es scheint. Egal ob Mensch oder Gebäude, über alles kann nach belieben eine holografische Maske gelegt werden. Das künstliche Äußere überdeckt den Schmutz und all die "Unansehnlichkeiten" der Natur. Mit speziellen Brillen lässt sich allerdings unter die Maske blicken. Doch das ist nur der Anfang. Selbst das Gehirn scheint seine Geheimnisse verloren zu haben. Es ist gelungen, den "Speicherinhalt" des Gehirns zu digitalisieren. Wer das nötige Kleingeld hat, transferiert die Software in einen anderen Körper. Dies kann ein identischer Klon oder eine x-beliebige Hülle sein. Nur eine Frage des Geldes und des Geschmacks. Diese Form der Gestaltwandlung hat natürlich seine Reize: ein Soldat kann sterben, sein Geist bleibt erhalten; Draufgänger vollführen tödliche Stunts und leben dennoch weiter. Einen Haken hat diese Verfahren. Nach maximal 3 Wochen muss der Inhalt des Gehirns wieder in den Originalkörper. Wenn nicht, Totalausfall...Tod. Eine Programmiererin versucht, dieses Problem zu lösen. Doch sie verschwindet scheinbar spurlos. Galahad, Sohn eines reichen Mannes, arbeitet als Quästor, eine Art Privatermittler. Er soll die verschwundene Frau aufspüren. das schwierige Unterfangen führt den Ermittler um die ganze Welt und in die gefährliche Mächte einer künstlichen Intelligenz, deren Absicht nicht klar zu sein scheint.
Für Galahad beginnt eine atemlose Suche in einer Welt, die ständig ihr Aussehen ändert. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Leider habe ich erst zwei Bücher von Tom Hillenbrand gelesen. Das erste handelte von einem draufgängerischen Kaffeedieb, das zweite spielt in einer Zukunftsvision, in der die Menschen nach der scheinbaren Perfektion und dem ewigen Leben streben. Die Tatsache, das beide Bücher zeitlich und inhaltlich komplett verschieden sind, zeigt, wie gut der Autor sein Handwerk versteht. Klug durchdacht schafft es Hillenbrand, seine Vision der Zukunft nicht nur glaubhaft, sondern spannend und kurzweilig zu erzählen. Neben den raffiniert gewobenen Handlungssträngen gelingt es Tom Hillenbrand auch noch, den nahkampftrainierten Galahad durch filmreife Actionszenen zu lenken. Das ist purer Lesegenuss, der alles abdeckt, was ein guter Thriller haben muss. Das Buch hat keinerlei Längen, die ethischen Prinzipienfragen dieser äußerlich scheinenden Zukunft werden zum Nachdenken anregend dargeboten, wechseln ab zwischen philosophischer Betrachtung und Thriller, verknüpfen alles zu einem Fiction-Roman, der leider in Teilen gar nicht mehr so fern zu sein scheint. Meisterleistung eines Könners. Ein Grund, viel mehr von Hillenbrand zu lesen.

Bewertung vom 02.01.2018
Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9
le Carré, John

Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9


ausgezeichnet

Die Spionage-Welt um Mastermind Smiley geht weiter. Ein alternder Ex-Spion, der seinen Ruhestand mehr oder minder genießt, wird eines Tages vom Geheimdienst in die Mangel genommen. Ein alter Fall wird wieder aufgerollt, weil Privatpersonen gegen die Regierung vorgehen und den Tod ihrer Eltern gerächt haben wollen. Für Peter wird es nun eng. Natürlich erinnert er sich an den fatalen Auftrag und die Toten. Doch was damals im Zuge der DDR-Spionage wirklich passierte und wer die Verantwortung tragen soll, ist ungeklärt. Die Welt des Spions wird auf den Kopf gestellt. Seine Versuche, sich unwissend zu stellen oder die Ermittler auf eine falsche Fährte zu locken, misslingen. Letztendlich muss er seine Beteiligung einräumen und führt die Beamten zu den gut versteckten Akten, die die Wahrheit ans Licht bringen sollen. Doch der Mann, der Peter entlasten könnte, Smiley, ist verschwunden.
Wie kein Zweiter schafft es LeCarre, die letzte romantische Verklärtheit über die Welt der Spione mit präziser Beobachtung und schonungsloser Brillanz vom Tisch zu fegen. Es gibt kein Schwarz und Weiß. Selbst diejenigen, die einen Hauch von Menschlichkeit zeigen, sind zum Schluß doch nur Marionetten in einem perfiden Spiel der Mächte. Menschen, ob im Dienste der Regierung beschäftigt oder nur durch Zufall in die Windmühlen des Systems geraten, sind jeder Zeit entbehrlich. Gegenspionage, raffinerte und bösartige Pläne, schmutzige Spuren zu verwischen sind nur einige Beispiele dieser Schattenwelt, die im verborgenen ihre Netze spinnt. LeCarre entwirrt dieses Netz wieder aufs Beste, zeigt die Gefühlskälte der Geheimdienste und die Hoffnungslosigkeit der Versuche, aus dem System auszubrechen. Selbst doppelte Identitäten schützen die Protagonisten nicht. Und am Ende des Buches bleibt der bittere Nachgeschmack, dass für den Tod Verantwortliche doch ein Schlupfloch finden und weiterhin ihr Marionettenspiel aufführen. Ein durchweg gelungener Roman auf gewohnt hohem Niveau.

Bewertung vom 18.10.2017
Crimson Lake
Fox, Candice

Crimson Lake


ausgezeichnet

Kenner der Hades-Trilogie konnten es wahrscheinlich kaum abwarten. Endlich ist sie eröffnet: die neue Krimi-Reihe von Candice Fox. Und was soll ich sagen? Das ist noch besser geschrieben, als die Vorgängerreihe. Geschickt verknüpft die Autorin gleich drei Kriminalfälle ohne sich damit zu viel zu zutrauen. Alle Fälle sind spannend, schlüssig und dieses Mal dominiert der Krimi, das heißt es gibt keine wirklich brutalen Szenen, Effekthascherei hat dieses Buch nicht nötig. Wieder lässt Fox angeknackste Charaktere auf die Verbrecher los. Da ist der Ex-Cop, der einer Vergewaltigung beschuldigt nun einer der meist gehassten Männer des Landes ist. Er sucht Unterschlupf im Norden des Landes, in einer Region, die für ihre gefährlichen Krokodile bekannt ist. Ein Anwalt vermittelt ihn an eine Privatermittlerin, die tatsächlich eine verurteilte Mörderin ist. Dieses ungewöhnliche Duo muss sich erst einmal finden. Der Cop kommt mit der unkonventionellen Art der Frau zunächst schwer zurecht. Doch so nach und nach ergänzen sich die Zwei bei einem Fall eines verschwundenen Mannes, dessen Ehering in einem Krokodil gefunden wurde. Die geschickt entwickelte Geschichte, einige raffinierte Wendungen und ein trockener Humor runden den Krimi ab, der seinen Namen wirklich verdient. Das Buch wird quasi verschlungen, und man kann die Fortsetzung kaum erwarten. Hochklassige Unterhaltung einer Autorin, die schon in jungen Jahren ein unglaubliches Niveau erreicht hat.

Bewertung vom 03.10.2017
Stille
Kagge, Erling

Stille


gut

Ob das Buch ein Wegweiser oder eine Anleitung zum inneren Frieden ist, muss jeder Leser selbst entscheiden. Ich für meinen Teil bin nicht so ganz mit dem Buch ins Reine gekommen. Der Abenteurer und Verlagsgründer Kagge schreibt in diesem sehr kurzen, von einigen Fotos umrahmten Bild von seinen Erfahrungen auf seinen Expeditionen oder Gesprächen mit Größen wie Elon Musk. Ob diese Erwähnung dazu dient, dem inneren Ego zu schmeicheln, muss der Autor selbst beantworten. Mich hat es zumindest nicht wirklich weiter gebracht. Die zusammenhangslose Aufzählung soll, wie in unzähligen Ratgebern zuvor, dem Leser die Wichtigkeit der Stille näherbringen. Auch hier darf man geteilter Meinung sein. Sogar im Mutterleib ist ein Kind nie in Stille, ganz im Gegenteil. Und Experimente mit absoluter Schalldichte (wie auch im Buch beschrieben) halten die Probanden nicht wirklich lange aus. Brauchen wir also wirklich Stille, um inneren Frieden zu finden oder das ultimative Glück zu erfahren? Ich weiß es nicht. Ein kleines Kind wird zum Beispiel vom Atem der Eltern beruhigt, wenn es mit ihnen zusammen im Bett liegt. Macht uns Stille nicht eher nervös oder erzeugt ein Gefühl der Einsamkeit? Denke ich an meine geliebten Spaziergänge im Wald, möchte ich kein Knacken im Unterholz, kein Pfeifen eines Vogels oder das sanfte Plätschern eines Baches missen. Das Buch hat vieles von dem wiederholt, was ich schon kannte. Die kurzweilige Lektüre der knappen 130 Seiten hat mich für ebenso kurze Zeit entspannt und mir zumindest mal wieder Anregung gegeben, in die Natur zu gehen und das zu genießen, was diese uns bietet. Und zum Glück ist das keine absolute Stille.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2017
Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2
Ani, Friedrich

Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2


weniger gut

Nachdem ein Junge mehrere Tage verschwunden war, wird seine Leiche gefunden. Alles deutet auf Mord hin. Ein ehemaliger Polizist hat es sich zur Aufgabe gemacht, die traurige Nachricht den Hinterbliebenen zu überbringen. Dass er dann auch noch in dem Fall ermittelt, ist die erste Ungereimtheit des Buches. Ist das bei der Polizei üblich und möglich? Nun ja. Auf jeden Fall wird nach und nach ein Netz aus verstörten Familien und verkrachten Existenzen gewoben. Alte Sünden, Hass und Verzweiflung bestimmen die Geschichte. Teilweise nervt das Buch durch die geistigen Monologe der Charaktere, die dann in einer gequält aufgesetzten Proletariersprache die Abgründe ihres Lebens
erläutern. Auch die Auflösung des Falles wirkt gezwungen. Spannung kommt so nicht auf, man wartet nur auf die nächste menschliche Katastrophe. Das Ganze bleibt eher deprimierend als überzeugend. Für mich leider kein lohnender Lesegenuss.

Bewertung vom 14.09.2017
Der Vater, der vom Himmel fiel
Henderson, J. Paul

Der Vater, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Als Lyle stirbt, ist die Anzahl der Trauergäste überschaubar. Die mehr oder minder chaotische Trauerfeier gerät nur knapp nicht zur Katastrophe. Dass sich nicht alle Verwandten grün sind zeigt sich zur Gänze, als Greg (einer der Söhne ) aus Amerika ankommt. Eigentlich will er nur das Haus verkaufen. Doch es kommt alles ganz anders. Denn ausgerechnet der tote Vater erscheint eines Abends und bittet seinen Sohn um Hilfe...
Was nach schräger Geisterkomödie klingt, ist letztendlich eine rührende Familiengeschichte, die den Leser auf eine Achterbahnfahrt schickt. Slapstickhafter Humor wechselt sich mit tiefgründiger Seelenreinigung ab. Köstlicher britischer Witz gepaart mit herzlicher Menschlichkeit. Das Buch hat mich zum Weinen gebracht. Oft durch Lachen, aber auch durch Rührung. Wunderbar erzählt, clever und menschlich. Ein Buch zum Verlieben.

Bewertung vom 03.09.2017
Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


ausgezeichnet

Der Abenteuerroman spielt in der Zeit der Franco-Diktatur. Großmächtige Herrscher glauben immer noch daran, die Welt nach ihren Vorstellungen ändern zu können. Ihnen sind treu ergeben ihre Handlanger, die dem Wahnsinn in ergebener Ergriffenheit folgen. Und dann gibt es noch die Mitläufer und Opportunisten, die sich der jeweiligen politischen Strömung anpassen und daraus Gewinn ziehen. Weder politische Überzeugung noch Moral treiben diese Menschen, sondern der pure Überlebenswille, egal was es kostet und wer darunter leidet. Falco ist einer dieser Gewinnler. Mal auf der einen, mal auf der anderen Seite verdient er an den Folgen des Krieges. Momentan ist er für den Geheimdienst, bzw. einer der Dienste tätig. Seine Aufträge sind heikel und für Gegner des Regimes immer tödlich. Falco stellt keine Fragen, zumindest keine nach Sinn oder Menschlichkeit. Eines Tages bekommt er einen neuen Auftrag. Doch dieser scheint über das normale Maß hinauszugehen. Sogar Unterstützung der deutschen Marine wird dabei sein. Falco bekommt eine bunte Truppe zur Befreiung eines Gefangenen aus einem Gefängnis zur Seite gestellt. Falco, der in Bezug auf Frauen eher ein sehr lockeres Verhältnis hat, wird ausgerechnet durch eine Frau vor eine Gewissensfrage gestellt. Der Auftrag erweist sich als Todesfalle. Wird Falco die gefährliche Mission überstehen?
Liebe, Verrat, politische Intrigen und Brutalität. Der abenteuerliche Roman hat alles, was gute Unterhaltung zu bieten hat. Doch neben der spannenden Geschichte bietet der gut geschriebene Roman auch einen Blick in die damalige Gesellschaft. Um zu überleben, geht man über Leichen. Moral und Gewissen stehen hinten an. Falco wird wunderbar gut beschrieben als ein Mann, der zwar nicht komplett vom Saulus zum Paulus wird, aber zumindest die Umstände hinterfragt und für kurze Momente so etwas wie ein Gewissen zeigt. Der Roman ist authentisch geschrieben, zeigt die Unerbittlichkeit des Krieges und reißt den sogenannten Überzeugungstätern die Maske vom Gesicht.