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horrorbiene
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Bewertungen

Insgesamt 210 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2012
Der Anschlag
King, Stephen

Der Anschlag


ausgezeichnet

Die Blicke wandern zu meinem Stephen King Regal. „Die liest nicht wirklich Stephen King, oder?“ – Auf meine Antwort „Natürlich!“, folgt nur ein sehr skeptischer Blick. Es scheint so zu sein, dass man King entweder lieben oder „schrecklich finden“ muss, ein Mittelding gibt es nicht. Dabei sind die Zeiten, in denen King nur Horror-Thriller schreibt lang schon vorbei.
Dieses Buch ist ein typischer neuer King. Der Anschlag tritt eindrucksvoll in die Fußstapfen von Die Arena, in der King bereits ein umfangreiches, gesellschaftskritisches Werk vorgelegt hat. Ganz so gesellschaftskritisch ist Der Anschlag zwar nicht, aber ebenso ausführlich und umfangreich. Manch einer mag King vorwerfen, er schreibe zu langatmig und langweilig, doch gerade dies gefällt mir ungemein, doch würde ich nicht zu diesen Wörtern greifen. King schafft es durch ausführlichen, sehr detailliert beschriebenen Szenen eine geradezu herausragende Atmosphäre zu schaffen. Ich habe das Buch nicht nur gelesen oder vor meinem inneren Auge als Film ablaufen gesehen – nein, ich habe es regelrecht gelebt. Unterstützt wird dieses Erlebnis durch die Ich-Perspektive, die hier daher perfekt passt. Dazu ist es jedoch zwingend erforderlich die über 1000 Seiten recht zügig zu lesen. Das Leben in den späten 50er/frühen 60er Jahren ist wirklich eindrucksvoll geschildert. Hierbei und auch bei dem historischen Aspekt des Anschlags merkt man auch Kings gute Recherchearbeit.
Zeitreisen ist ein spannendes Thema, das jedoch aufgrund von kleinen Veränderungen der Geschichte schnell kompliziert und undurchsichtig wird. Die Rede ist dabei oft von Paradoxien und dem Butterfly-Effekt. Beides spielt bei King selbstverständlich auch eine Rolle, doch da das „Portal“ immer zu exakt demselben Zeitpunkt zurückführt, hat King hier auch einen neuen Aspekt aufgeführt. Hierbei hat mir besonders die Idee gefallen, dass die Vergangenheit bzw. die Geschichte sich selbst harmonisiert, d.h. es treten immer wieder Parallelen zu bereits vergangenen Handlungen oder begegneten Personen auf. Dies führt zu zwei Arten von Möglichkeiten beim Leser: Die erste besteht darin, dass manche ausgeklügelten Szenen oder kniffelige Zusammenhänge sofort erkannt werden und damit eine schöne und erfreuliche Voraussicht möglich macht. Die andere ist die, dass Jake – oder George, wie er sich in der Vergangenheit nennt, etwas versteht, was dem Leser nicht klar wird und so einige Zeit gerätselt werden muss, bis es sich aufklärt. Eine wirklich sehr gelungene und abwechslungsreiche Mischung.
Mein persönliches Highlight war jedoch, als Jake/George in der Vergangenheit in die Stadt Derry, Maine ging, um dort einen, ihm in der Zukunft bekannten, Menschen zu begegnen und seine Vergangenheit zu ändern. Derry ist der Schauplatz meines absoluten Lieblingsbuches ES und King hat es sich nicht nehmen lassen, Jake/George auf Figuren des Buches und selbstverständlich auch auf die „Geschichte“ des tanzenden Clowns Pennywise stoßen zu lassen.
Als kleinen Kritikpunkt könnte man anmerken, dass die eigentliche Geschichte – die Rettung Kennedys – recht spät erst anläuft und zu viel Zeit, Seiten und Worte damit "verschwendet" werden, Jakes/Georges Leben in der Vergangenheit detailliert zu beleuchten. Doch da gerade mir dieser Aspekt so gefallen hat, stört mich das nicht im Geringsten.

Fazit: Der Anschlag ist ein typischer neuer King: Kein Horror, größtenteils nicht einmal ein Thriller, mit einem fantastischen Element, sehr ausführlich und detailliert und einfach nur genial. Wenn man es schafft es zügig zu lesen, bekommt man mehr als einen Film vor dem inneren Auge. Schade, dass es so lange dauert, so einen Wälzer zu schreiben, denn ich will mehr davon!

7 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2012
Blutnacht
Hohlbein, Wolfgang

Blutnacht


gut

Blutnacht ist im Prinzip ein für sich stehender Roman – der Roman zur Rockoper. Demnach ist dieses Buch keine Fortsetzung oder andersartig gearteter Teil der Chronik der Unsterblichen. Mit diesem Wissen bin ich an das Buch heran gegangen und habe mich auch sehr darauf gefreut es zu lesen, versprach es mir doch unabhängige Lektüre über Andrej und Abu Dun und damit vielleicht wieder ein kleines Bisschen frischen Wind in der Chronik.
Doch was es dann zu lesen gab, war keineswegs leichte Unterhaltung. Mit dem Wissen der gesamten Chronik-Reihe ist dieses Buch einfach nur sehr verwirrend. Es tauchen viele verschiedene bekannte Charaktere auf wie z.B. Meruhe, die charakterlich plötzlich ein ganz anderer Mensch ist und damit nicht mehr zu vergleichen mit der Meruhe, die man bereits kennt. Mit einigen anderen Charakteren wird ebenso verfahren, doch da diese bereits tot sind, macht es die Geschichte noch verwirrender. Aufgrund dieses Wissens kann man Blutnacht nicht einmal als ein separates Buch zur Chronik verstehen, sondern eines das parallel dazu existiert mit einer parallelen Handlung und parallelen Charakteren. Doch selbst als ich mich dann auch darauf eingelassen habe, musste ich feststellen, das mir ein entscheidender Punkt fehlte: die Story. Worum zum Henker geht es eigentlich in diesem Buch?! Andrej wird verletzt (zu diesem Punkt gleich noch ein Wort) und nimmt gezwungener Maßen ein Mittel um nicht zu sterben, dieses versetzt in zu verschiedenen Punkten in der Vergangenheit. Die göttlichen Charaktere dieses Buches sind auch dort, doch mit dem Wissen des aktuellen Tages. So springt die Handlung mal hier hin mal dahin – immer zu Schauplätzen der „echten“ Chronikbände, doch deren Handlung ist immer irgendwie anders als im Original, also auch „parallel“. Dann passiert dort etwas und er springt weiter mit dem Ziel sich selbst und eine gewisse andere Person zu retten. Das wirkt wie ein Konglomerat aus verschiedenen Highlights der Bücher, die zusammen für mich jedoch nicht wirkten.
Man kann und muss dem Buch jedoch zu Gute halten, dass es sich leicht und flüssig lesen lässt und es im Grunde auch Spaß gemacht hat, zu den Schauplätzen zu reisen und diese alternative Handlung mit der originalen zu vergleichen. Dennoch bleibt viel Verwirrung zurück. Das führt mich zu einem Punkt, den ich nicht nachvollziehen kann: Als Buch wirkt diese Geschichte noch halbwegs, doch wie diese auf einer Bühne als Rockoper aufgeführt funktionieren soll, ist mir schleierhaft. Wie kann das Publikum eine solche sprunghafte Story und so viele Charaktere verstehen und noch schlimmer, wie kann man so etwas in Szene setzen? Mich würde die Umsetzung wirklich interessieren, da es mir sehr schwer vorkommt, doch nur leider ist die Bühne zu weit entfernt.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der, der mir auch schon bei den anderen Bücher zu den Ohren herauskam, sich jedoch zum Glück in Der Machdi besserte: Andrej wird relativ früh verletzt und ist die ganze Zeit angeschlagen. Zwar wird dies hier nicht en detail ausgeführt wie in den Chronikbüchern, doch diese Schwäche hängt wie ein Damokles-Schwert über ihm. Dennoch ist er noch halbwegs erfolgreich beim Kämpfen. Wie soll ich mir denn die Bühnenaufführung dazu vorstellen, läuft der Hauptdarsteller auch die ganze Zeit angeschlagen über die Bühne? Wer will denn so jemanden sehen?

Fazit: Das Buch ist absolut undurchsichtig. Eine Story ist nicht vorhanden. Die Handlung hüpft zu bekannten Schauplätzen, ohne der im Original ähnlich zu sein. Die Charaktere sind ebenfalls die gleichen mit anderem Charakter. Dies ist für Kenner der Chronik verwirrend. Doch für Nicht-Kenner dürfte das Buch noch verwirrender sein. Wieso hat das Team Hohlbein/Winkler für die Rockoper nicht eine hübsch gradlinige, actionreiche Story geschrieben, die nur in einer Vergangenheit spielte, so etwas stelle ich mir wesentlich spannender – und verständlicher – vor. Dennoch interessant, leicht und flüssig zu lesen.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.03.2012
Daughter of Smoke and Bone / Zwischen den Welten Bd.1
Taylor, Laini

Daughter of Smoke and Bone / Zwischen den Welten Bd.1


sehr gut

Als ich auf das Buch aufmerksam geworden bin, habe ich zunächst vorgehabt die Leseprobe zu lesen und mir so einen Eindruck zu verschaffen, ob dieses Buch etwas für mich ist oder nicht. Ich habe die Leseprobe jedoch nach genau drei Sätzen abgebrochen, da mir diese bereits so gut gefallen haben, dass ich lieber das Buch lesen wollte als die Leseprobe.
Mich hat die Sprache und der Schreibstil in diesen drei Sätzen durch die Bildhaftigkeit absolut überzeugt. Dies zieht sich auch durch das gesamte Buch, wenn auch nicht mit der Intensität, die ich nach den drei Sätzen erwartet hätte.
Karou umgeben viele Geheimnisse und selbst für sie, ist ihre Identität nicht klar. Wo kommt sie her? Warum ist sie bei diesen Chimären-Wesen aufgewachsen? Wieso erzählen diese nicht mehr über ihre Welt, sondern lassen Karou im Dunkeln und schicken sie stattdessen auf gefährliche Missionen? All diese Fragen werden im Buch geklärt, dies ist schon einmal ein Pluspunkt für das Buch. Der Leser wird nicht mit viel zu vielen offenen Fragen in die Wartezeit zum nächsten Teil geschickt. Dafür hinterlässt dieses Ende jedoch den Nachgeschmack einer Vorgeschichte: Taylor hat die Leser nach Band eins soweit, dass nun die Geschichte, um die es in der Serie gehen wird, richtig losgehen kann.
Eine weitere Stärke ist die Undurchsichtigkeit der Charaktere. Da Karou selbst so wenig weiß, sind für sie die Sympathien durch ihre persönlichen Erfahrungen vorgegeben – ebenso werden die Sympathien des Lesers gelenkt. Zwischendrin erfährt sie jedoch mehr, sodass sich die Sympathien verändern. So wird auf geschickte Weise Spannung erzeugt.
Leider hat die Spannung gegen Ende etwas nachgelassen, als die Erzählperspektive wechselte, doch dies mag eine rein subjektive Empfindung gewesen sein, da auch der Kitschfaktor gegen Ende anstieg – ohne jedoch allzu kitschig zu werden.
All diese Punkte bringen mich immer wieder zu einem Eindruck zurück: Dieses Buch ist die Auftaktgeschichte zu einem Kampf zwischen Gut und Böse mit einer Romeo-und-Julia-Thematik. Die wirkliche Haupthandlung wird sich noch entwickeln.

Fazit: Daughter of Smoke and Bone ist ein wundervoll geschriebenes Buch für junge Leser und der Auftaktband zu einer wirklich vielversprechenden Serie mit Romeo-und-Julia-Thematik.

193 von 376 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2012
Heldenwinter
Wolf, Jonas

Heldenwinter


ausgezeichnet

Meine Meinung: Heldenwinter hat etwas, dass ich schon lange bei keinem anderen Fantasy-Buch mehr erlebt habe, nämlich ein Ende! Ich liebe zwar lange detailverliebte vielteilige Serien, doch empfand ich es als sehr erfrischend ein in sich abgeschlossenes Buch zu lesen, bei dem man zwar gern wüsste, wie es mit den Helden weitergeht, die Story dies aber absolut nicht notwendig macht. Zwar geht damit einher, dass die Handlung, da sie „nur“ auf knapp 500 Seiten vorliegt, nicht allzu ausführlich ausgestaltet ist, doch darunter leidet weder die Spannung, noch die Atmosphäre. Im Gegenteil, ziehen nach dem fürchterlichen Massaker nur zwei Helden los, werden es nach und nach mehr und mit jedem neuen Gefährten bekommt die Geschichte mehr Reiz und Tiefe. Dies wird durch die geschickt eingewobenen Erzählungen aus der Vergangenheit Dalarrs unterstützt. Die Handlung erhält auf diese Weise sowohl Tempo als auch Spannung. Auch der Schreibstil Wolfs trägt seinen Teil dazu bei, denn das Buch lässt sich wirklich flüssig lesen. Ein schöner Bonus sind die fiktiven Zitate, die jedem Kapitel vorangestellt sind und die hübsche Karte, die das Lesen wirklich unterstützt.
Gut gefallen haben mir auch die vielen klassischen Fantasy-Elemente, die Wolf hier verwendet hat. Es tauchen neben den Halblingen nicht nur Zwerge und Elfen auf, sondern auch eine Hexe, eine Priesterin uvm. Dennoch bekam ich beim Lesen nicht etwa das Gefühl, das hier viel Bekanntes in einen Topf geworfen und ordentlich geschüttelt wurde, nein vielmehr wirkt Heldenwinter wie eine Hommage an die Großen Fantasy-Autoren – und dies ohne, trotz der Kürze des Buches, platt zu wirken.
Die einzigen beiden Kritikpunkte, die ich anbringen kann sind folgende:
Die Promotion und der Klappentext des Buches suggerieren ein Halblings-Abenteuer – das ist es jedoch nicht! Zwar startet das Buch bei den Halblingen und die Hauptperson ist auch einer, doch schon bald geht er in die weite Welt hinaus und entdeckt dort Wunderliches, dass jedoch nichts mehr mit Halblingen zu tun hat. Vor allem aber hat der Klappentext einen entscheidenden Fehler: Es werden NICHT viele Halblinge getötet und es wird NICHT das Land der Halblinge verwüstet - es ist stattdessen ein gezielter Angriff. Daher ist das Halblingsthema hier auch nicht vorherrschend!
Die Haupthandlung ist an sich schon sehr schlicht gehalten, was an sich noch nichts Schlechtes ist, doch die Auflösung der Mysterien im Finale waren leider sehr früh schon abzusehen. So blieb der Aha-Effekt leider aus und das Ende war somit nicht allzu spektakulär. Eigentlich ist es ja auch sehr schön während des Lesens mit zu rätseln, doch hier hatte ich die entscheidende Idee schon sehr früh und jeder weitere Hinweis wurde nur mit „passt“ oder „weiß ich schon“ abgetan.

Fazit: Heldenwinter ist ein erfrischend schnelles in sich abgeschlossenes Fantasy-Werk, das viele Elemente der High-Fantasy vereint, dabei ist es spannend und gut geschrieben. Auch wenn sich die Lösung des Mysteriums sehr leicht erahnen lässt, ist dieses Buch aufgrund der Abgeschlossenheit schon außergewöhnlich.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2012
Winterstarre / Robert Walcher Bd.8
Rangnick, Joachim

Winterstarre / Robert Walcher Bd.8


sehr gut

Winterstarre ist der bisher neuste und achte Band der Krimi-Serie um den Allgäuer Investigativ-Journalisten Robert Walcher. Die ersten sechs Bände sind zunächst im Selbstverlag erschienen und werden nun nach und nach bei List neu aufgelegt. Als nächstes erscheint der dritte Teil - Teil zwei wird eigenartigrweise vom Verlag übersprungen. Hier eine Liste der bisher erschienen Fälle. In Klammern steht der alte Titel soweit vorhanden.

1. Teil Bauernfänger (Die Lotto-Company)
2. Teil tba. (Die Austräger)
3. Teil Falkenjagd (Frische Hühnchen) (Erscheint September 2012)
4. Teil tba. (Viren-Mafia)
5. Teil tba. (Sonniger Herbst)
6. Teil tba. (Alte Kameraden)
7. Teil Der Ahnhof
8. Teil Winterstarre

Die Krimis von Herrn Rangnick sind keine klassischen Krimis. Statt eines ermittelnden Kriminalbeamten ist die Hauptperson der investigativ Journalist Robert Walcher  und Hauptperson ist zeitweise wirklich übertrieben, denn im ersten Teil des Buches ist Walcher alles andere als die Hauptperson. Doch nicht alle seine Romane sind so gestrickt. Rückwirkend betrachtet ist wirklich jeder drei bisher bei List erschienenen Bücher für sich gesehen anders. Dies finde ich sehr erfrischend: Im Prinzip weiß man, was man bekommt. Eine umfangreich gestaltete Kriminalgeschichte um Walcher im beschaulichen Allgäu mit Alpenpanorama. Und doch kommt alles ganz anders.
Im ersten Teil des Buches erlebt der Leser sozusagen die Vorgeschichte mit um dann im zweiten Teil der Sache mit Walcher auf den Grund zu gehen. So etwas habe ich bisher noch nicht gelesen, vor allem, da der zweite Teil erst auf Seite 191 beginnt. Nach einer so langen Vorgeschichte muss der Leser doch alles wissen  so dachte ich zunächst, doch weit gefehlt. Die Geschichte ist so komplex, dass eine solch ausufernde Vorgeschichte sinnvoll ist und auch aufgrund des Charmes, den er versprüht (eingeschneite Berglandschaftsidylle vs. Kriminalität) sehr schön zu lesen.
Rangnick hat sich hier wieder einmal eine sehr vielschichtige Geschichte ausgedacht, die, wie er im Nachwort selbst sagt, zwar Fiktion ist, doch genauso gut grausame Realität sein könnte. Diesen politischen Spiegel, den der Autor uns vorhält, schätze ich an seinen Büchern sehr. Sie sind nicht einfach inhaltlich flach, sondern tiefgründig und gesellschaftskritisch. Leider schafft er es dadurch nicht immer einen durchgehenden Spannungsbogen zu kreieren. Dennoch reißt gerade diese Geschichte mit.
Ich persönlich liebe es Romane aus meiner liebsten Urlaubsregion zu lesen und nebenbei die Wanderkarte auszubreiten und Orte zu suchen und Wege nachzuvollziehen. Hier wurde vom Autor natürlich wieder einiges angepasst, dennoch finde ich gerade diesen Teil wirklich sehr gelungen. Rangnick fällt durch seine kritischen Romane und Walcher jedenfalls aus dem typischen Allgäu-Krimi-Schema heraus und bietet somit eine gelungene Abwechslung.

Fazit: Winterstarre ist ein gesellschaftskritischer Roman mit einer opulent gestalteten Geschichte, die wirklich aus dem Leben gegriffen scheint. Leider leidet unter der Zweiteilung der Spannungsbogen etwas, dennoch finde ich Winterstarre wirklich gelungen. Ein starker Krimi im wunderschönen Allgäu.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2012
Die Lieder der Erde / Magier Gair Bd.1
Cooper, Elspeth

Die Lieder der Erde / Magier Gair Bd.1


sehr gut

Auf dem ersten Blick ist Die Lieder der Erde nichts Neues: Es geht um einen Helden, der selbstverständlich überaus Magie-begabt ist, dies jedoch nicht weiß. Er wird von einem Meister an eine Schule gerufen, an der er sich nicht nur Freunde macht, sondern auch Feinde und seine große Liebe kennenlernt. Es taucht ein bitterböser Gegner auf und der Schleier, der die Welt schützt, droht zu zerreißen. Außerdem gibt es jede Menge Rätsel, die sich im Laufe des Buches auftun: Wieso ist Gair so überaus begabt? Wie viele Welten gibt es eigentlich? Was hat es mit der Wilden Jagd auf sich? Dieser Band ist demnach ganz typisch für einen Auftaktband einer Reihe. All dies kam mir zu Beginn so vor, als hätte ich dies schon mal gelesen. Cooper bedient sich bekannter Elemente und verknüpft sie zu etwas nicht ganz Neuem. Diese Punkte kann man nun positiv oder negativ auslegen… Ich hatte dadurch jedenfalls leichte Startschwierigkeiten beim Lesen. Das lag auch etwas daran, dass es neben der Haupthandlung um Gair noch einige Einblendungen aus dem Mutterhaus gibt, bei denen ich anfangs mit den Personen und deren Gesinnung etwas durcheinander geraten bin. Dem Buch hätten daher, trotz der über 550 Seiten, ein paar mehr sehr gut getan, um besser in die Geschichte eintauchen zu können und mehr Atmosphäre zu schaffen.
Denn eintauchen konnte ich in das Buch letzten Endes doch. Fantasy ist mein Lieblingsgenre – ich lese es einfach gern. Auch wenn es hier nicht viele erfrischend neue Elemente gibt, ist es doch qualitativ hochwertige Fantasy, die dem Leser Spaß macht und bestens unterhält. Auch wenn es mich erst ab dem Mittelteil so richtig mitgerissen hat.
Zwei inhaltliche Punkte haben mir besonders gut gefallen: Zum einen der kirchliche Hintergrund und damit auch der Erzählstrang im Mutterhaus, denn dies zeigt die heuchlerische und ambivalente Seite einer Kirche. Hierbei wird es sicher noch viel zu entdecken geben. Zum anderen die sich entwickelnde Beziehung Gairs zu seiner Geliebten. Cooper hat es geschafft den richtigen Moment abzupassen, bevor ihre Geschichte zu kitschig wird und die Handlung vorangetrieben. Dies hatte auch Konsequenzen für die Liebenden, die mir persönlich gut gefallen haben und sich sicher sehr interessant auf Gairs Zukunft auswirken werden.
Am Ende hatte ich das Gefühl, dass die Handlung nun wirklich beginnen kann, nachdem gewisse Dinge klar geworden sind und sich so entwickelt haben, wie es der Fall ist. Demnach ist es zwar schade, dass das Buch an der Stelle zu Ende war, doch in verspreche mir viel von den Folgebänden. Der Grundstein ist gelegt und nun kann es richtig losgehen!

Fazit: Nach einem etwas holprigen Start entwickelt sich das Buch in die richtige Richtung. Für mich wirkt es wie die Vorgeschichte zu einem wirklich guten Fantasy-Epos. Hier werden viele klassische Fantasy-Elemente bedient und es passiert nichts gänzlich Neues, dennoch ist es solide Fantasy, die mir beim Lesen Freude bereitet hat. Ich bin gespannt, wie es mit Gair und seinen Fähigkeiten weitergeht und was die Lösungen der vielen kleinen offenen Rätseln sind.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2011
Liebe auf den zweiten Klick
Rowell, Rainbow

Liebe auf den zweiten Klick


ausgezeichnet

Der Klappentext klingt schon sehr gut, das muss man dem Buch ja lassen und so kam es, dass ich mal wieder ein eher schnulziges Buch lesen wollte. Doch das Buch ist alles andere als schnulzig! Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass der Hauptteil des Buches aus der Sicht eines Mannes geschildert wird. Lincoln ist ein ganz normaler Typ und eben auch wieder nicht. Er lebt mit Ende 20 und vielen abgeschlossenen Studien wieder bei seiner Mutter, die ihn nicht loslassen kann, ist seit einer Ewigkeit Single und weiß eigentlich nicht, was er mit seinem Leben anfangen möchte. Also nimmt er diesen Job in der Nachtschicht an, den er eigentlich nicht ausstehen kann. Der Leser erlebt ihn bei seinem Job und wie er sich langsam in die Frau aus den E-Mails verliebt, die er noch nie gesehen hat, dabei bleibt die Erzählung männlich nüchtern.
Im anderen Teil bekommt der Leser die E-Mails zu lesen, die Lincoln durch seinen Sicherheitsfilter herausgefischt zu lesen bekommt. Dabei korrespondieren Jennifer und Beth – beide vergeben – über allerlei persönliche Dinge und man lernt diese beiden Personen wie Lincoln kennen und mögen.
Die Geschichte entwickelt sich zwischen den Protagonisten sehr interessant, da Lincoln stets von Gewissensbissen geplagt wird, da er unerlaubt ihn die Privatsphäre der Frauen eindringt, obwohl er damit ja ganz legal seine Brötchen verdient.
Durch diese sich abwechselnden Abschnitte und des Erzählstils macht das Buch wirklich Spaß zu lesen und liest sich auch super gut weg. Es ist zwar nicht ganz so schnulzig, wie ein eingesessener Fan des Genres es sich vielleicht wünschen würde, doch mich hat es wirklich überzeugt.
Ein besonderer Bonus war für mich, in einem solchen Buch etwas über Rollenspieler zu lesen. Lincoln trifft sich regelmäßig zum Dungeons und Dragons spielen und berichtet selbstverständlich mit Humor darüber.

Fazit: Liebe auf den zweiten Klick weiß mit seiner gelungenen Story und dem Fehlen von Schmalz absolut zu überzeugen. Sie ist realitätsnah und mit Witz und Schwung erzählt, so dass ich mich bestens unterhalten fühlte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.