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Philo
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2021
Die Beichte einer Nacht
Philips, Marianne

Die Beichte einer Nacht


ausgezeichnet

Das Buch ist bereits vor über 30 Jahren geschrieben worden. An einigen Stellen wird das offensichtlich. Die Krankensäle, die es damals gab, existieren gottlob heute nicht mehr, es gibt Krankenzimmer mit weniger Patienten, es sind Kranke und keine Verrückten. Heleen, die Protagonistin des Buches bemängelt, daß sie die ganze Zeit den unterschiedlichen Gepflogenheiten der vielen Patienten ausgesetzt ist, niemals kann sie abschalten oder Ruhe und Schlaf finden.

In zwei solcher unruhigen Nächte beginnt sie, einer Nachtschwester ihr Leben zu erzählen in der Hoffnung, daß diese ihr zuhört und sie nicht zurück in den Saal schickt. Heleen spricht nur von sich und ihrem Leben, ihren Erwartungen, ihren Hoffnungen, ihrem Abweichen vom rechten Weg und warum sie letztendlich in der Nervenklinik untergeracht wurde. Es ist ein Monolog. Andere Personen kommen nicht zu Wort.

Aufgewachsen als Älteste in einer kinderreichen Familie, die in großer Armut lebte, wurde auf Heleen nie Rücksicht genommen. Keine Wärme, keine Anerkennung, stattdessen immer nur Arbeit für die Familie, vor allem für die jüngeren Geschwister, insbesondere den Nachkömmling Lientje, die jüngste Schwester. Es gelingt ihr, eine Arbeitsstelle in einer anderen Stadt zu finden und aufgrund ihrer Schönheit findet sie einen Weg, sich Vorteile durch Männerbekanntschaften zu verschaffen. Einer unglücklichen Ehe folgt die Trennung und doch noch das große Glück in der Bekanntschaft mit Hannes, ihrer großen Liebe. Aber mit dem Älterwerden verändert sich ihr Wesen, die Schönheit schwindet und damit ihr Vertrauen in Hannes' Liebe zu ihr. Damit beginnt ihr großes Unglück.

Ihre Erzählung holt längst vergessene Erinnerungen zurück und setzt das Lebenspuzzle zusammen. Es ist ein erschütternder Bericht, in dem der aufmerksame Leser schnell herausfindet, daß Heleen, gefangen in einer großen Sehnsucht nach einem besseren Leben und dem Wunsch, den richtigen Weg zu finden, aber zuletzt in einer tiefen Niedergeschlagenheit und Depression gefangen, ihrem Unglück nicht wird ausweichen können.

Wie die Enkelin der Autorin im Anhang schreibt, hat Marianne Philips selbst unter Psychosen gelitten und Zeiten in einer Nervenklinik verbracht. Mit diesen Erfahrungen war es ihr möglich, schon vor so vielen Jahren dieses unglaubliche, sehr offene und ehrliche Buch zu schreiben, das ich als unbedingt lesenswert empfehlen möchte.

Bewertung vom 22.04.2021
Die Wahrheit der Dinge
Thiele, Markus

Die Wahrheit der Dinge


ausgezeichnet

Nach reiflichem Studium der Aktenlage, nach vielen Verhandlungstagen, nach Anhörung der Beteiligten und Zeugen verkündet ein Richter sein Urteil. Nicht immer entspricht das Urteil allen Erwartungen, weshalb oftmals Revision eingelegt wird.

Frank Petersen ist ein gewissenhafter und anerkannter Richter am Oberlandesgericht. Erst nach Prüfung aller Tatbestände fällt er seine Urteile, die nur höchst selten durch ein Berufungsurteil aufgehoben werden. Nun aber hat er massive familiäre Probleme wegen zweier Urteile, die seine Frau nicht nachvollziehen kann und ihm Überheblichkeit und Amtsanmaßung vorwirft. Sie zieht kurzerzhand mit dem gemeinsamen Sohn zu ihren Eltern und Petersen weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Er denkt darüber nach, sich als Richter zur Ruhe zu setzen und zweifelt an seiner Urteilsfähigkeit. Seine vorgesetzte Staatsanwältin, die große Stücke auf Petersen hält, bietet ihm eine Beurlaubung von einigen Monaten an, in denen er seine Handlungsweise noch einmalüberdenken soll.

Der Richter Frank Petersen war mir von Anfang an sympathisch. Ein aufrechter Kämpfer für Recht und Ordnung, der seinen Beruf über alles stellt. Die letzten beiden Urteile versucht er aber, mit den Augen seiner Frau zu sehen. Auf alle Fälle will er aber, daß seine Frau wieder zurückkommt.

Markus Thiele hat mit seiner fundierten Kenntnis einen spannenden Roman aus dem Gerichtsalltag geschrieben, bei dem es sich zwar um einen fiktiven Roman handelt, der aber an reale Geschehnisse angelehnt ist. Die Tat der Marianne Bachmeier steht mir wieder vor Augen.

Aber Recht ist nicht gleich Gerechtigkeit. Petersen hält sich streng an die Gesetze und richtet danach das Strafmaß aus, was oft auf Unverständnis der Beteiligten oder der Bevölkerung führt.

Der Autor führt in einer wunderbaren Sprache seinen Lesern den Gerichtsalltag und die für die Urteilsfindung Verantwortlichen vor Augen. Ein sehr lesenswertes Buch, das ich nur empfehlen kann. Es regt zum Nachdenken an, und bestimmt werden die Protagonisten des Buches mich noch eine ganze Weile beschäftigen.

Bewertung vom 11.04.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


ausgezeichnet

Das Thriller-Debüt von Stephen Mack Jones hat es in sich. Gut geschrieben und spannend nimmt es die Leser mit nach Détroit, in dem die sozialen Unterschiede nicht größer sein könnten und durch Korruption Und Bestechung die Polizei die Kriminalität nicht unterbinden kann. Dem hat sich der Ex-Polizist August Snow entgegen gestellt und namhafte Politiker und Polizisten zur Strecke gebracht. Im Prozess wurden ihm 12 Millionen Dollar zugesprochen, mit denen er zunächst für ein Jahr aus Détroit verschwand.

Nun ist er zurückgekehrt, um mit seinem Geld sein Elternhaus und umliegende Häuser wieder aufzubauen und zu renovieren. Er hilft alten Freunden und will eigentlich nur in Frieden leben. Aber er gerät mitten hinein in einen Finanzskandal, in dessen Verlauf die Eigentümerin eines Bankhauses tot aufgefunden wird. Die Polizei geht von Selbstmord aus, aber August Snow ist sich sicher, dass es sich um Mord handelt. Er ermittelt auf eigene Faust und bekommt es mit den schlimmsten Kriminellen zu tun. Er wird verfolgt, überfallen, in Schlägereien verwickelt und muß ständig um sein Leben bangen.

Wer einen spannenden und actionreichen Thriller lesen möchte, dem sei „Der gekaufte Tod“ von Stephen Mack Jones empfohlen.

Bewertung vom 11.04.2021
Klima
Klass, David

Klima


ausgezeichnet

Ein Umweltaktivist kämpft für seine Überzeugung, aber mit welchen Mitteln? Für die einen ist er ein Held, für die anderen ein Terrorist. Um die Menschheit auf die drohende Umweltkatastrophe aufmerksam zu machen und sie wachzurütteln, verübt „Green Man“ — wie er vom FBI genannt wird — Anschläge auf Anlagen, wie Staudämme oder Ölfelder und zerstört diese. Daß dabei auch zahlreiche Menschen ums Leben kommen, belastet ihn schwer, wird von ihm aber als unvermeidlich hingenommen. Er will diesen Planeten retten. Vom FBI gejagt, hat man nach fünf Anschlägen noch immer keine vielversprechende Spur. Tom, ein junger genialer Datenanalyst beim FBI wird auf Green Man angesetzt. Dieser versteht zwar die Beweggründe von Green Man, kann aber nicht zulassen, daß bei den Anschlägen Menschen zu Tode kommen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Welchen Anschlag könnte Green Man als Nächstes planen? Aufgrund der bisherigen Anschläge und akribischer Analyse ist Tom in der Lage, sich in Green Man hineinzuversetzen und kommt ihm immer näher.

Green Man plant noch einen letzten verheerenden Anschlag, um dann mit seiner Frau und seinen beiden Kindern ein neues Leben zu beginnen.

Ich finde, man kann durchaus Sympathie für Green Man aufbringen und hoffen, daß es ihm gelingt, mit seiner Familie einen neuen Anfang zu wagen. Andererseits wünscht man Tom einen Fahndungserfolg. Die Morde an den unschuldigen Menschen, die bei den Anschlägen ums Leben kamen, müssen gesühnt werden. Man befindet sich in einem Zwiespalt, und auch Tom ist nicht frei davon.

Ein hoch interessantes Buch über einen Umweltaktivisten, der glaubt, die Umweltzerstörung aufhalten zu können und dabei Grenzen überschreitet. Zum Schluß deckt der Autor die Karten auf. Wer ist Green Man wirklich? Ein unerwartetes Ende in einem spannenden und sehr lesenswerten Buch .

Bewertung vom 06.04.2021
Fritz und Emma
Leciejewski, Barbara

Fritz und Emma


ausgezeichnet

Fritz und Emma ist ein Buch, das mich zutiefst bewegt hat. Hier gewinnen Nächstenliebe, Herzenswärme, viel Geduld und Engagement für die 821 Einwohner in dem kleinen Ort Oberkirchbach die Menschen für sich. So ist es nicht nur die Geschichte von Fritz und Emma, die sich siebzig Jahre lang aus dem Weg gingen, obwohl sie als Kinder eng befreundet waren und sich nie mehr trennen wollten, bis ein schreckliches Ereignis sie auseinander brachte. Es ist vielmehr auch die Geschichte des Pfarrerehepaares Jakob und Marie, die neu in der Gemeinde sind und sich mit ihrer ganzen Menschenliebe den in Oberkirchbach lebenden Menschen widmen. Insbesondere Marie versucht, eine Verbindung zwischen den Alteingesessenen und den Hinzugezogenen herzustellen. Sie geht mit so viel Empathie auf die Menschen zu, daß es zu Herzen geht und mir manches Mal die Tränen in die Augen treibt. Besonders widmet sie sich Fritz und Emma, die dem Buch den Titel verleihen, und deren Geschichte etwas ganz besonderes ist und dieses Buch so lesenswert machen.

Bewertung vom 27.03.2021
2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


gut

Der Autor zeichnet ein düsteres Bild des Klimawandels in den kommenden zehn Jahren. Die Protagonistin Leela ist schwanger mit Zwillingen und wartet auf die Rückkehr ihres Freundes Jakob, der als Glaziologe in der Antarktis arbeitet. Bei dem Abbruch einer riesigen Eisscholle kommt Jakob ums Leben. Zuvor aber hatte er Leela noch geheime Forschungsergebnisse übersandt, die sie an Vertrauenspersonenen weitergeben soll.

Es beginnt ein gnadenloser Kampf zwischen politischen Kräften und Umweltaktivisten. Der Autor beschreibt, wie die Welt in 10 Jahren aussehen könnte. Hochwasser in Deutschland, Dürreperioden in Afrika, und an den Polen schmelzen die Gletscher. Ein Szenario, das man sich nicht vorstellen kann und noch weniger erleben möchte. Aber die Politik bleibt uneinsichtig und vieles scheint real.

Das Anliegen des Autors kann ich nachvollziehen. Man kann nicht oft genug
und äußerst nachdrücklich die Klimakatastrophe in den Fokus rücken. Höchste Zeit, dass etwas geschieht. Dass aber eine junge Frau, die dazu noch schwanger ist, in der Lage sein soll, den Kampf gegen die politisch Mächtigen und die Superreichen dieser Welt, denen es nur um Macht und Geld geht, aufzunehmen, macht die Geschichte unglaubwürdig. Zwar hat sie Verbündete, aber deren Pläne zur Weltrettung sind hochtrabend und verfehlen oft das Ziel. Zurück bleiben immer Tote, und Leela ist ständig auf der Flucht.

Der Autor beschreibt Visionen, bei denen sich nichts zum Guten wendet, es bleiben nur Verlierer zurück. Und der Einblick in das Leben einer Sekte, den der Autor seinen Lesern gewährt, ist gnadenlos, hat aber mit dem übrigen Geschehen nichts zu tun und ist für die Handlung bedeutungslos.

Ich habe das Buch zwar zu Ende gelesen, habe aber nach der Hälfte eine Pause eingelegt, als mir die Gewalttaten zu viel wurden. Wer starke Nerven hat, möge sich selbst ein Bild von den Vorstellungen des Autors machen.

Bewertung vom 21.03.2021
Die Erfindung der Welt
Sautner, Thomas

Die Erfindung der Welt


ausgezeichnet

Das war mein erstes Buch von Thomas Sautner. Ich bin total begeistert von der Geschichte, auch wenn sie ganz anders verlief als ich es mir aufgrund der Buchbeschreibung vorgestellt habe. Die Sprache und vor allem wunderbare Wortschöpfungen haben mich für den Autor eingenommen.

Die Schriftstellerin Aliza Berg fährt nach einem anonymen Auftrag, mit G unterzeichnet, und vorab bereits hoch dotiert, in den kleinen Ort Litstein, um dort das geforderte Buch über „das Leben“ zu schreiben. Der Radius, in dem die zu beschreibenden Menschen leben, ist klein, mittendrin Burg Hohensinn, in der das gräfliche Ehepaar Elisabeth und Georg von Hohensinn lebt. Hier quartiert sich Aliza ein. Es sind nicht viele Protagonisten, denen man begegnet, aber alle sind besondere Personen, die in nicht erwarteten Beziehungen zueinander stehen.

Jede einzelne Figur ist gut charakterisiert, und ich konnte mir alle sehr gut
vorstellen und ihre zum Ausdruck gebrachten Gefühle verstehen.

Mal wird die Geschichte in der Ich-Form aus Sicht von Aliza beschrieben, mal aus der Sicht eines unbekannten Erzählers.

Auf dieses Buch muss man sich einlassen. Der Autor legt sein Augenmerk nicht nur auf seine Protagonisten, sondern auch auf die die Burg umgebende Landschaft
mit großem Waldbestand und Seen. Sein Anliegen ist es, den Lesern Flora und Fauna näherzubringen. Der Ausflug ins Weltall hat mich überwältigt, aber auch ein wenig überfordert.

Es ist ein ganz wunderbares Buch, dem ich viele Leser wünsche und es deshalb mit 5 Sternen und einer Leseempfehlung versehe.

Bewertung vom 17.03.2021
Johanna spielt das Leben
Falk, Susanne

Johanna spielt das Leben


sehr gut

Das Buch beschreibt das Leben der Burgschauspielerin Johanna Neuendorff in den Jahren zwischen 1949 und 1961. Johanna hat ihr ärmliches Elternhaus hinter sich gelassen. Die Mutter ist Putzfrau, der Vater Kriegsinvalide. Im Haushalt lebt noch die geistesgestörte Tante Mitzi, der noch eine besondere Rolle im Verlaufe der Geschichte zukommen soll. Johannas Traum ist es, Schauspielerin zu werden und mit gerade mal 19 Jahren kann sie bereits ihre ersten Erfolge an der Wiener Burg feiern. Nach einer Aufführung lernt sie den Juristen Georg kennen und verliebt sich in ihn. Sie heiraten als Johanna schwanger wird, aber das Kind wird tot geboren. Johanna widmet sich nun wieder voll und ganz ihrer Karriere, aber 10 Jahre später kommt ihre Tochter Lore zur Welt. Und nun erwartet ihr Mann, daß sie sich ganz dem Kind und dem Haushalt widmet. Aber Johanna will zurück auf die Bühne.

Die Autorin versteht es sehr gut, die Konflikte, die nun zwischen Johanna und ihrem Mann auftreten, zu beschreiben. Für beide kann ich keine ungeteilte Sympathie aufbringen. Johanna kann sich mit ihrer Mutterrolle nicht abfinden und vernachlässigt die kleine Lore in meinen Augen. Und Georg, der seiner Frau die Schauspielerei verübelt, erscheint mir auf einmal sehr kleinlich und bieder. Man kann das Leben nicht spielen, und so nimmt die Geschichte ihren Lauf bis zu einem völlig unerwarteten Ende.

Es ist die Geschichte einer Ehe mit allen Höhen und Tiefen, die die beiden Protagonisten zu meistern haben. Mir haben die Abstecher in die Theaterwelt sehr gefallen, vor allem die Begegnung mit vielen bekannten Burgschauspielern aus den 1950er und 1960er Jahren, allen voran Josef Meinrad.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, sie ist gut geschrieben, und es ist leicht, sich hineinzufinden. Ein Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 14.03.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Die Autorin hat eine ganz wunderbare Familiengeschichte erzählt. Sehr gut geschrieben, spannend zu lesen und bestens recherchiert, war es leicht, sich in die Familie Langbein hineinzudenken und die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Albert Langbein gegründete Puppenfabrik in dem kleinen Ort Sonnenberg in Thüringen bis nach der Wiedervereinigung zu begleiten. Hilfreich ist der dem Buch vorangestellte Stammbaum, der hilft, die Protagonisten zuzuordnen. Es handelt sich um einen fesselnden Familienroman, in dem man das Leben und Arbeiten der Familie Langbein über mehrere Generationen miterleben kann. Unter größten Schwierigkeiten führte Albert langbein seinen Betrieb, die Menschen lebten in Armut, zwei Weltkriege mit all ihren Schrecken mußten überstanden werden, aber von Generation zu Generation wurde der Betrieb weitergeführt.

Auch wenn man vieles weiß aus dieser Zeit habe ich doch viel Wissenswertes erfahren über die Zeiten der DDR mit der Verstaatlichung des Betriebes mit all seinen Erschwernissen für die enteigneten Eigentümer bis hin zu der Auflösung des Betriebes nach der Wiedervereinigung. Ich habe viel gelernt über das Handwerk der Puppenherstellung, das sehr anschaulich beschrieben wird.

Die einzelnen Familienmitglieder werden sehr gut charakterisiert. Nicht alle muß man mögen, aber die meisten sind mir ans Herz gewachsen. Ich habe großen Anteil genommen am Leben der Familie Langbein.

Erinnerungen werden wach, als die Erben der Familie Langbein Iris, Eva und Jan das Haus in Sonnenberg, in dem sie groß geworden sind und glückliche Kindertage verbracht haben, beginnen auszuräumen. Wie erstaunt sie sind, was dabei alles zum Vorschein kommt, und sie verhelfen dem Leser in vielen Rückblicken noch einmal dazu, am Leben dieser besonderen Familie teilzunehmen.

Etwas wehmütig nehme ich Abschied von der Geschichte der Puppenfabrik in Sonnenberg, die mir ans Herz gewachsen ist, die ich begleiten konnte über viele Jahrzehnte, die aber zusamengefaßt in diesem Buch viel zu schnell zu Ende gelesen war. Ein großartiges Buch, welches ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 07.03.2021
Sommer der Träumer
Samson, Polly

Sommer der Träumer


weniger gut

Aufgrund des Klappentextes und der Leseprobe habe ich mir viel mehr erwartet von dem Buch. Leider hat es mich nur enttäuscht. Der Anfang und das Familienleben von Erika und ihrem Bruder Bobby ist noch nachvollziehbar beschrieben, auch daß Erika mit ihrem Bruder Bobby, ihrem Freund Jimmy und zwei weiteren Mädchen nach dem Tod ihrer Mutter dem gewalttätigen Vater entflieht und die Einladung von Charmian, einer Freundin ihrer Mutter, nach der griechischen Insel Hydra annimmt, kann ich gut nachvollziehen. Aber ein Sommer zum Träumen ist es für mich nicht geworden. Eigentlich ist niemandem zum Träumen zumute. Charmian lebt mit ihrem Mann, einem Schriftsteller, der aus Krankheitsgründen völlig unleidlich geworden ist, und ihren drei Kindern unzufrieden und in eher ärmlichen Verhältnissen. Sie gehören zu einer Künstlerkolonie, die sich im Sommer auf der Insel tummeln, und es sind deren so viele, daß ich mir keine Mühe gegeben habe, mir all die Namen zu merken oder auseinanderzuhalten. Eine bekannte Figur war darunter, der kanadische Sänger Leonhard Cohen, der hinter allen hübschen jungen Frauen her war, ohne Marianne zu respektieren, mit der er ein Kind hatte. Ihnen allen ist gemeinsam, daß sie ihre Unzufriedenheit und Langeweile in endlosen Partys und Saufgelagen begraben haben. In immer wieder gleichen Begebenheiten und endlos wiederholten Gesprächen wuchs die Langeweile beim Lesen. Das Buch hält nicht, was das schöne Cover und der Klappentext versprechen.