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Benutzername: 
chuckipop
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Bünde

Bewertungen

Insgesamt 305 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2021
Unkaputtbar
Jäger, Nicole

Unkaputtbar


ausgezeichnet

Ein mutiges Buch, das Mut macht!

"Unkaputtbar" von Nicole Jäger ist als Taschenbuch mit 256 Seiten im August 2021 beim Rowohlt Verlag erschienen.

Nicole Jäger, die viele sicherlich als erfolgreiche und selbstbewusste Komödiantin kennen, offenbart nun eine ganz private Seite von sich: Sie erzählt in diesem Buch schonungslos, offen und mutig von ihren Problemen mit ihrem Selbstwertgefühl, Problemen mit Männern und erlebter häuslicher Gewalt.

Sie schildert das Erlebte, aber auch, wie sie es geschafft hat, an ihrem Selbstwertgefühl zu arbeiten, es zu stärken und herauszukommen aus dem toxischen Privatleben.

"Unkaputtbar" ist ein Buch, mit dem sich garantiert vor allem viele Leserinnen widererkennen und identifizieren können, die so oder ähnlich schon einiges erleben und durchmachen mussten. Aber dieses Buch macht Mut und baut auf, denn es zeigt, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist - wenn man den Stier bei den Hörnern packt, kann man einiges bewirken und bisweilen setzt sich ein mechanismus in Gang, der Eingefahrenes aus der Bahn wirft und ganz neue Wege bereithält.

Eine mutige Lebensbeichte und ein echter Lichtblick, danke Nicole Jäger!

Bewertung vom 19.11.2021
Nowhere Girl
Diamond, Cheryl

Nowhere Girl


ausgezeichnet

Die ständige Flucht - das erschütternde Lebensabenteuer von Cheryl Diamond

"Nowhere Girl" von Cheryl Diamond ist als Taschenbuch mit 400 Seiten im Oktober 2021 bei Eden Books, einem Verlag der Edel Verlagsgruppe, erschienen.

Es handelt sich hier um die Autobiographie von Cheryl Diamond alias Harbhajan , in der sie von ihrem Leben im Alter von 4 - 30 Jahren erzählt.

Ihre Familie war ständig auf der Flucht, da der Vater ein Trickbetrüger im ganz großen Stil war und von Interpol gesucht wurde. Die Flucht ging durch viele Länder und über Kontinente, es wurden unterschiedliche Religionen gelebt, aber eines war Cheryl immer: heimatlos!

Cheryl erzählt schonungslos und erinnert sich an unendlich viele Details, wahrscheinlich war vieles ewig verdrängt und bahnte sich nun den Weg an die Oberfläche...

Der Vater unterrichtet seine Kinder in den praktischen Dingen des Lebens. Dazu gehören nicht nur Geographie, Mathe und Biologie, sondern vor allem so etwas wie man beispielsweise einen Ausweis fälscht, untertaucht oder erfolgreich klaut. Die Kinder standen unter einem ständigen leistungsdruck, um dem Vater zu gefallen und nicht bestraft zu werden, mussten sie stets in Allem die Besten sein...

Das Buch ist fesselnd von Beginn an und liest sich einerseits wie ein einziges Abenteuer: Bunt, abwechslungsreich, immer mit einem gewissen Nervenkitzel.

Doch zugleich ist es andererseits bewegend, erschütternd und unfassbar traurig:

Keine Heimat, keine Freunde, ein despotischer, gewalttätiger Vater und eine kuschende Mutter, dazu Liebe, die die Geschwister auf erschreckende Weise untereinander suchen...insgesamt eine toxische und abnormale Familiengeschichte, deren Tragik trotz dieses Buches in ihrer Tiefe wohl kein Außenstehender nachvollziehen kann, der nicht zumindest ansatzweise ähnliches erlebt hat.

Eine faszinierende und erschütternde Autobiographie, die zu Recht von sich reden macht und absolut lesenswert ist!

Bewertung vom 17.11.2021
Das Buch der verschollenen Namen
Harmel, Kristin

Das Buch der verschollenen Namen


ausgezeichnet

Eine bewegende Geschichte, eine mutige Protagonistin, Frankreich 1942

"Das Buch der verschollenen Namen" von Kristin Harmel ist im Oktober 2021 als Paperback mit 384 Seiten bei Knaur HC erschienen.

Die Autorin erzählt in ihrem Roman die Geschichte der französischen Studentin Eva, die 1942 in Paris aufgrund ihrer jüdischen Abstammung nur knapp der Deportation entgeht und gemeinsam mit ihrer Mutter in das unbesetzte Bergdorf Aurignon flüchten kann. Dort schließt sie sich der Widerstandsbewegung Résistance an und hilft, Papiere für jüdische Kinder zu fälschen. Um deren Identitäten zu bewahren, trägt sie ihre echten Namen verschlüsselt in ein besonderes Buch ein - und damit geraten Eva und Rémy, der ebenfalls für die Résistance kämpft, in Lebensgefahr...

Kristin Harmel hat mit "Das Buch der verschollenen Namen" einen Roman geschrieben, der auf einer wahren Begebenheit basiert und wahrhaft bewegt und erschüttert. Wie wunderbar, dass dieses Buch, welches die Identitäten vieler jüdischer Kinder bewahrte, die schlimmen Zeiten überdauern konnte!

Eva ist eine junge, sehr sympathische, aber vor allem bewundernswerte, empathische und engagierte Protagonistin. Sie beweist mit ihren Taten Mut und Entschlossenheit und begibt sich für ihre Mission ständig in Lebensgefahr.

Bei der Résistance lernt sie Rémy kennen, und zwischen den beiden entsteht eine echte Liebe - umso trauriger ist es, als Rémy eines Tages, nachdem die Zelle verraten wurde, spurlos verschwindet!

Es war sehr bewegend zu lesen, welcher Zusammenhalt in der Not bei den Menschen in Aurignon entstand und absolut erschütternd, dass solche Aktionen überhaupt notwendig wurden.

So gesehen ein zeitloser Roman, da sich die Menschheit leider nicht grundlegend ändert, weshalb solche und ähnliche Geschehnisse immer wieder vorkommen - darum finde ich es gut und wichtig. die Erinnerung in den Köpfen der Menschen lebendig zu halten.

Die Autorin erzählt auf zwei Zeitebenen, wobei die Zeit des zweiten Weltkrieges die weitaus größere Rolle spielt. Auf einfühlsame Weise bringt sie neben dem ganzen Schrecken eine Leichtigkeit ein und lockert die Schwere des Geschehens etwas auf, imdem sie Anekdoten zum Schmunzeln und aus dem Alltag einstreut . So wird die Handlung noch authentischer und der Leser kann die Atmosphäre, die vorherrschte, (fast zu intensiv) nachfühlen.

Ein bewegendes wichtiges Buch über eine Heldin des Kriegs-Alltags, unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 17.11.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Wenn Dir beim Lesen die Gänsehaut permanent im Nacken sitzt...!

"SCHWEIG!" von Judith Merchant ist im September 2021 als Taschenbuch mit 352 Seiten beim KiWi Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Das Cover gefällt mir sehr, es ist farblich passend gestaltet und ansonsten eher schlicht gehalten, bei näherer Betrachtung offenbart sich jedoch, dass hier einiges verborgen ist - genau wie später im Buch...!

23.12: Esther, die sich eingentlich um die Weihnachtsvorbereitungen für ihre Familie kümmern müsste, setzt sich ins Auto und fährt zu ihrer Schwester Sue, um ihr ein Geschenk vorbeizubringen und nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Sue lebt nämlich seit ihrer Scheidung allein in ihrem Haus im Wald, einsam und abgeschieden, und sie hat psychische Probleme. Zwischen den Schwestern entbrennt ein intensives Gespräch, und ein beginnender Schneesturm hindert Esther an der baldigen Heimfahrt - und so entsteht eine bedrohliche Situation, die permanent zu eskalieren droht...!

Judith Merchant hat mit "SCHWEIG!" einen Psychothriller der Extraklasse geschrieben.Die Story konnte mich von Beginn an fesseln, die Gänsehaut saß mir direkt spürbar im Nacken und im Verlauf des Geschehens breitete sie sich schleichend über die Wirbelsäule nach unten hin aus...

Die Situation scheint anfangs klar, die Rollen der Schwestern eindeutig. Je intensiver sich Esther und Sue jedoch unterhalten, je mehr Probleme und Unausgesprochenes zu Tage gefördert wird, desto mehr zweifelt man daran, welche denn nun die "Gute" und welche die "Böse" der Schwestern ist. Auf eine clevere, perfide Art und Weise sät die Autorin Zweifel und durch die abwechselnde Erzählperspektive aus der Sicht der Schwestern ist dies ausgesprochen authentisch. Zusätzlich gibt es Kapitel, die aus der Vergangenheit berichten, und gegen Ende kommt auch noch Esthers Ehemann Martin zu Wort, was widerum ganz neue Impulse liefert.

Die Sympathien für die Charaktere sind bei mir nicht klar festgelegt, da die knisternde Stimmung, die jederzeit zu kippen droht und eskalieren könnte, durchaus Verständnis für beide Seiten erzeugt.

Der Plot ist abwechslungsreich und fesselnd, die immer wieder eingebauten Wendungen halten die Spannung hoch und erinnern an eine emotionale Achterbahnfahrt. Und dann ereilt den Leser ein Ende, das wirklich überraschend ist...!

Für mich ein echter Pageturner, der perfekt in die dunkle Jahreszeit passt und eine fesselnde Sogwirkung hat.

Bewertung vom 12.11.2021
Eine Prise Meersalz
Burba, Nanni

Eine Prise Meersalz


ausgezeichnet

Ein großartiges, unterhaltsames und Sehnsüchte weckendes Buch mit Charme, Herz, Humor und Leidenschaft

„Eine Prise Meersalz. Mein Traum vom Restaurant auf Mallorca“ von Nanni Burba ist im August 2021 als Taschenbuch – Klappenbroschur mit 272 bei Eden Books, einem Verlag der Edel Verlagsgruppe, erschienen.

Zum Inhalt:

Nanni Burba und ihr Mann Harald entschieden sich im Jahr 2006, nachdem es in ihrem Lokal „Liliom“ in Gronau, wo es ohnehin nicht mehr so gut lief, zu allem Überfluss nun auch noch gebrannt hatte, ihr Leben in Deutschland hinter sich zu lassen und auf Mallorca neu anzufangen. In einem alten Auto, mit nur wenig Erspartem und den beiden Hunden zogen sie los, um sich ihren Traum zu verwirklichen. Zunächst mit dem Vorsatz, nichts mehr mit Gastronomie am Hut zu haben, gelangten sie schließlich doch schnell weder zu ihrer alten Leidenschaft und konnten 2009 in dem ruhigen, schönen Städtchen Santanyí auf Mallorca das „Pablo“ eröffnen.

Meine Meinung:

Nanni Burba erzählt auf eine sehr offene, herzliche und warmherzige Art ihren Lebensweg vom Jahr 2006 bis (fast) heute mit allen Höhen und Tiefen. Es ist ausgesprochen abwechslungsreich, unterhaltsam und bewundernswert, was Nanni und Harald alles erlebt und zusammen gemeistert haben. Die beiden Herzblut – Gastronomen sind wahre Stehaufmännchen, keine noch so unvorhersehbare Unwägbarkeit wirft sie aus der Bahn – ein kurzes Schlingern, und weiter geht´s, stets mit Volldampf voraus. Ob Probleme mit Behörden, Millionärinnen und vermeintlichen Freunden, Schwierigkeiten mit dem Vermieter, Umbauten und anderen Weiterentwicklungen, Dreharbeiten im Lokal oder ganz persönliche und vertrauliche Inhalte, von allem ist etwas dabei. Trotz allem Stress und immer wieder auftretender Sorgen sind die Eheleute echte Familienmenschen – die Töchter und ihre Familien sind feste und regelmäßige Bezugspunkte- , es zieht sie einmal täglich an das geliebte Meer und ihre Hunde sind die wichtigsten Begleiter in ihrem Inselalltag. Sehr spannend war für mich auch der Rückblick auf die Zeit in Gronau, die sie bei dem Besuch durch einen Journalisten noch einmal Revue passieren lassen

Mich hat es beim Lesen immer wieder gefreut, wenn es Erfolgserlebnisse für Nanni und Harald gab und ich bin ganz begeistert von ihrer Ausstrahlung und Kreativität.

Ganz toll und überhaupt nicht selbstverständlich ist es auch, so viele Jahre lang immer (und in Zukunft immer weiter) am selben Strang zu ziehen und mit dem gemeinsamen Leben so glücklich zu sein.

Ich möchte das Pablo jedenfalls demnächst unbedingt mal besuchen, mir den traumhaften Innenhof selbst ansehen und natürlich Nannis Kochkünste testen…!

Die Lebensfreude und die Leidenschaft für ihren Beruf – nein, es ist definitiv eine Berufung- , sprühen in „Eine Prise Meersalz“ aus jedem einzelnen Satz! Nanni Burba weckt Träume und Sehnsüchte, sei es nun nach einer entspannten Reise in / auf das wunderschöne Mallorca oder nach einer Veränderung der eigenen Lebensumstände. Ihr Buch gibt Inspiration und kann durchaus Mut machen, die eigenen Karten nochmal neu zu mischen und einen Traum zu leben…

Einziger Wermutstropfen: Mir fehlte ein Bildteil im Buch, ich hätte gern von ganz Vielem Fotos gesehen, die die fantastischen Schilderungen noch unterstützt hätten!

Mein Fazit: Einfach großartig, dieses Buch, diese Menschen und dieses Lokal! Ich drücke die Daumen, dass das Pablo die Coronakrise weitgehend unbeschadet übersteht und dass Nanni und Harald so bleiben, wie sie sind!

Bewertung vom 11.11.2021
Atemlos in Hannover
Sueße, Thorsten

Atemlos in Hannover


ausgezeichnet

Sehr gelungener, äußerst spannender Thriller mit viel Lokalkolorit!

"Atemlos in Hannover" von Thorsten Sueße is als Taschenbuch mit 496 Seiten im August 2021 bei CW Niemeyer erschienen.

Zum Inhalt:

In Hannover wird eine Frau beim Geocaching ermordet. Die Fahndung nach dem Täter verläuft ergebnislos, aber dann meldet sich der Täter bei der Polizei und kündigt per Brief das Datum seines nächsten Mordes an. Nun gibt es alle Hände voll zu tun für die Mordkommission, damit sie den Mörder fassen können, bevor er erneut zuschlagen kann. Und das, wo gerade Raffael, der neue Kollege aus Hamburg, dazugekommen ist, mit dem insbesondere Andrea, die mit ihm ein Büro teilt, noch nicht so recht warm wird...

Meine Meinung:

Besonders gut gefallen hat mir, dass hier gar nicht so sehr die Ermittlungen der Polizei im Vordergrund stehen, sondern auch das jeweilge Umfeld des Opfers und etwaige Berührungspunkte zwischen ihnen.

Außerdem gibt es immer wieder Kapitel aus der Sicht des Täters, in denen man seine Wut und seinen Hass besonders deutlich spürt und einen sehr guten Einblick in seine Psyche bekommt. Schon erstaunlich, wie klein der Tropfen bisweilen sein kann, der ein Fass zum Überlaufen bringt...

Die Protagonisten sind vielfältig und detailliert beschrieben, es gibt aufdringliche, nervige, sympathische, unscheinbare etc. Dadurch ist das Geschehen wirklich abwechslungsreich und immer wenn man glaubt, nun zu wissen, wer der Täter ist, lenkt der Autor die Gedanken wieder in eine andere Richtung...Ich war bis kurz vor dem Schluß auf falscher Fährte, somit kam das Ende recht überraschend...

Spannend sind auch die Auswahl des Titels und seine Bedeutung...

Ich komme zwar nicht aus Hannover, habe jedoch Freunde dort und bin schon häufiger da gewesen. So fand ich es super, dass Thorsten Sueße eine Menge Lokalkolorit eingebracht hat und ich mir viele Plätze so noch besser vorstellen konnte - das macht den Plot noch authentischer.

Mein Fazit:

Ein sehr gelungener, äußerst spannender Thriller, der unterschiedliche Sichtweisen sowie tiefe Einblicke in die Psyche des Täters bietet und das Ganze mit einer passenden Portion Lokalkolorit abrundet.

Bewertung vom 09.11.2021
Waldeskälte (ungekürzt) (MP3-Download)
Krüger, Martin

Waldeskälte (ungekürzt) (MP3-Download)


sehr gut

Die Dämonen der Vergangenheit - packender Thriller in düsterer Atmosphäre!

"Waldeskälte" von Martin Krüger ist im August 2021 als ungekürztes Hörbuch bei HarperAudio erschienen und hat eine Laufzeit von 12 Stunden 29 Minuten.
Gesprochen wird das Hörbuch von Julia Nachtmann.

In Eigerstal, einem Schweizer Bergdorf, verschwindet Nora, ein Teenager aus dem Dorf, spurlos. Elias, der Onkel des Mädchens, ruft Leutnant Valeria Ravelli von Interpol, die zugleich eine gute Freundin aus seiner Jugendzeit ist, zu Hilfe. Diese übernimmt die Ermittlungen, und damit wird der Fall für sie sehr persönlich. Vor 21 Jahren verschwanden nämlich in dem kleinen Dorf schon einmal drei Mädchen, von denen zwei ermordet aufgefunden wurden. Einzige Überlebende: Valeria Ravelli - doch sie kann sich nicht an die Geschehnisse erinnern.
Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, um Nora lebend zu finden, und für Valeria ein Kampf gegen die eigenen Dämonen.

Martin Krüger hat einen spannenden Plot und ein etwas düsteres Setting zu einem atmosphärisch dichten, clever ausgeklügeten Thriller verwoben. Dadurch, dass Leutnant Ravelli so persönlich involviert ist, bekommt die Story einen sehr authentischen Anstrich und man fiebert regelrecht mit. Der Autor hat die Gedanken und Gefühle der damals Überlebenden sehr detailreich dargestellt, besonders, wenn bruchstückhafte Erinnerungen zurückkehren und Zweifel an gewissen Personen die Oberhand gewinnen wollen...
Einziges kleines Manko für mich persönlich war, dass ich zu keinem der Charaktere besondere Sympathie empfinden konnte. Weder Valeria, noch Chloe (eine Ermittlerin, die bereits vor 21 Jahren fieberhaft nach dem Täter suchte), noch Elias Mattei konnten mich ganz für sich einnehmen. Somit sind keine echten Beziehungen zu den Protagonisten entstanden, schade.

Julia Nachtmann gibt dem Geschehen durch ihre Stimme noch eine ganz besondere Intensität, die "Waldeskälte" zu einem runden, atmosphärisch dichten Ganzen macht.

Insgesamt ein sehr hörenswerter Plot, der dem Hörer spannende und unterhaltsame Lesestunden bescheren wird!

#Waldeskälte #NetGalleyDE! #DankeNetGalleyDE!

Bewertung vom 04.11.2021
Die Kampagne / Maggie Costello Bd.3
Bourne, Sam

Die Kampagne / Maggie Costello Bd.3


sehr gut

Wahrheit oder Show? - ein spannender Polit-Thriller

"Die Kampagne" von Sam Bourne ist als Taschenbuch mit 448 Seiten im Oktober 2021 bei Lübbe erschienen.
Es handelt sich dabei um den fünften Band der Maggie Costello - Reihe, der jedoch unabhängig von den Vorgägngern gelesen werden kann.

Zum Inhalt: Die renommierte Anwältin Natasha Winthrop wird eines Abend in ihrem Haus überfallen und fast vergewaltigt. Sie kann ihren Peiniger jedoch stoppen, allerdings kommt dieser dabei ums Leben.
Die Polizei deckt einige Ungereimtheiten auf, und so gerät Winthrop unter Verdacht. Um diesen von sich abzuwenden, engagiert sie Maggie Costello, die ihr aus dieser Situation heraushelfen soll.
Diese beginnt zu ermitteln und es ergeben sich mehr Fragen als Antworten. Wer ist Natasha Winthrop wirklich? Will jemand sie hereinlegen? Oder ist die ganze Misere selbstinszeniert? Schließlich geht es letztendlich um die Wahl zum Präsidentschaftskandidaten...

Meine Meinung:
Sam Bourne hat einen vielschichtigen Polit-Thriller geschrieben, in dem es um Macht, Gier und Korruption geht. Zugleich wird ein deutliches Bild der Rolle der Frau in der amerikanischen Gesellschaft gezeichnet, das durchaus auch auf viele andere Staaten zutrifft.
Der Schreibstil hat mich von Anfang an gefesselt und ich habe gestaunt, wie viel schmutzige Wäsche in diesen Kreisen gewaschen wird...
Was anfangs nach einem kristallklaren Szenario aussieht, entpuppt sich nach und nach als komplexe und teils verwirrende Story.
Maggie Costello bekommt von Natasha Winthrop Zugang zu ihrem ganzen Leben, trotzdem bleibt sie mysteriös und unnahbar. Dadurch kam auch nicht die rechte Sympathie für sie auf, umso lieber mochte ich Maggie Costello, denn ich bin neu auf die Reihe gestoßen.
Der Autor hat mich gepackt und sehr gut unterhalten, wenngleich es im Mittelteil ein paar kleinere Längen gab.
Dafür entschädigt dann der letzte Part absolut, denn es ergeben sich rasant zahlreiche Wendungen und ein überraschendes Ende. Allerdings, und das hat mich etwas gestört, bleiben am Schluß einige Fragen offen bzw. können divers interpretiert werden.

Insgesamt ein spannender, cleverer und überzeugender Thriller, der feinste Lesestunden bereitet.

Bewertung vom 28.10.2021
Der Uhrmacher in der Filigree Street
Pulley, Natasha

Der Uhrmacher in der Filigree Street


sehr gut

Eine wirklich schöne Geschichte, liebenswerte Charaktere, eine sehr authentische Atmosphäre und ein bunter Genre-Mix!

"Der Uhrmacher in der Filigree Street" von Natasha Pulley ist als Hardcover mit 448 Seiten im September 2021 bei Klett-Cotta erschienen.

London, 1883: Nathaniel "Thaniel" Steepleton findet eines Abends eine goldene Taschenuhr auf seinem Kopfkissen, die er allerdings nicht einmal öffnen kann - und wie sie in seine Wohnung gelangte, ist ihm ebenfalls ein Rätsel. Sechs Monate später jedoch öffnet sich die Uhr und schlägt derart Alarm, dass Steepleton aus dem Gebäude flüchtet und somit dem Bombenanschlag auf das Scotland Yard nicht zum Opfer fällt.

In die Taschenuhr ist die Adresse des Uhrmachers eingraviert, und diesen sucht Thaniel alsbald auf. Es handelt sich um den Japaner Keito Mori, ein stiller, freundlicher Mann, der harmlos zu sein scheint. Oder?

Der Titel hatte es mir im Vorfeld schon angetan und das wunderschöne Cover des Buches hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Besonders die durch die Autorin äußerst authentisch erzeugte Atmosphäre des viktorianischen Englands und des historischen Japans haben mir wahnsinnig gut gefallen. Hier merkt man ganz deutlich, dass Natasha Pulley sehr gründlich recherchiert hat, zudem sind historische Fakten in den Plot eingeflossen. Man meinte förmlich, durch die Straßen der damaligen Zeit zu flanieren und alles selbst mitzuerleben!

Ebenfalls toll finde ich die liebevoll und detailreich erschaffenen Charaktere, allen voran Thaniel und Mori, die bald Freunde werden, und Moris bezaubernden Oktopus Katsu.

Grace blieb für mich etwas mysteriös. Auf alle Fälle ist sie eine starke Frau, die aus dem damaligen Klischee, der Rollenverteilung, sympathisch ausbricht.

Den Schreibstil als solchen empfand ich hingegen an manchen Stellen etwas trocken und schwergängig, so dass ich ab und zu aus dem Buch wieder in den Alltag geraten bin, ohne es zu wollen... Vielleicht liegt das daran, dass die Autorin hier ein bisschen was von vielen Genres gemischt hat und damit etwas zu viel wollte. Vielleicht liegt es auch an meinem persönlichen Geschmack.

Die Geschichte ist wunderbar ausgeklügelt und alles fügt sich auf wundersame Weise am Ende schlüssig zusammen, so verwirrend es zuvor auch gewesen sein mag.

Ein wirklich lesenswerter historischer Roman mit liebenswerten Protagonisten, der sich schwerlich einem einzigen Genre zuordnen lässt...