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allegra
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Bewertungen

Insgesamt 292 Bewertungen
Bewertung vom 13.12.2014
Kinder des Meeres
Lyne, Charlotte

Kinder des Meeres


ausgezeichnet

Inhalt

In „Kinder des Meeres“ erzählt Charlotte Lyne die Geschichte von vier Kindern, die auf einer Werft in Portsmouth zu Beginn des 16. Jahrhunderts, also zur Regierungszeit von Henry VIII, aufwachsen. Die Zwillinge Sylvester und Geraldine sind die Kinder von Lord Sutton, einem sehr einflussreichen Herrn in Portsmouth, dem eine große Werft gehört. Fenella und Anthony sind zwei Kinder aus einfachen Verhältnissen und sehr eng befreundet mit Sylvester. Am Tag des Stapellaufs der „Mary Rose“, dem Lieblingsschiff von König Henrys, kommt es zu einem tödlichen Unfall. Bei einer Rauferei stößt Anthony versehentlich seinen älteren Bruder ins Dock. Anthonys Vater kann ihm das sein Lebtag nie verzeihen und so wächst Anthony wie mit einem Kainszeichen auf der Stirn auf und wird von vielen Menschen für des Teufels gehalten.

Im Laufe der Jahre bildet sich eine intensive Dreiecksbeziehung zwischen Sylvester, Fenella und Anthony. Die Freundschaft wird noch vertieft, als Anthony, der Ketzerei beschuldigt, ins Gefängnis geworfen und gefoltert wird. Nur seine Leidenschaft zu Schiffen verhilft ihm zu überleben und später zu einem beachtlichen Erfolg.


Meine Meinung

Mit den drei Hauptfiguren hat Charlotte Lyne drei sehr leidenschaftliche Figuren geschaffen, die jede in seiner Weise sehr intensiv und andersartig ist. So ist auch die Liebe, die sich zwischen den Figuren entwickelt von stürmischer, aber auch wieder sehr tiefer und ruhiger Intensität. Die historischen Begebenheiten um König Henry, der erst Katharina von Aragon ablegt, nachdem sie ihm keinen Sohn geboren hat und danach die nächste Herzensdame zu köpfen, ist sehr bewegt und findet natürlich auch ausführlich Niederschlag in diesem Roman. Geraldine begibt sich im Laufe der Handlung an den Hof und schließt mit der zukünftigen Königin Anne Boleyn Freundschaft.

Die sprachliche Ausdruckskraft von Charlotte Lyne hat mich einmal mehr verzaubert und sehr beeindruckt. Sie schafft es mit Worten eine rauschende, gefährliche, aber auch wieder eine so leise Atmosphäre zu schaffen, dass man glaubt, jede Nadel fallen zu hören. Ihre Liebe zu Portsmouth und zu Schiffen kommt in diesem Buch sehr schön zur Geltung.

Da ich eher ein nüchterner Mensch bin, war es mir stellenweise etwas zuviel an pathetischem Liebesgesäusel, was sich dann für mich zu sehr in die Länge gezogen hat. Dafür hätte ich gerne noch etwas mehr Henry und historische Hintergründe gehabt. Etwas schade finde ich auch die übergroße Dame auf dem Cover.Das Schiff auf stürmischer See alleine, würde mir besser gefallen.

Wer dieses Buch mag, dem möchte ich unbedingt auch „Das Haus Gottes“ von Charlotte Lyne ans Herz legen, weil dort alle Vorzüge dieses Buches noch viel betonter vorkommen.

Ich würde diesem Roman gerne 4,5 Sterne geben, da das nicht möglich ist runde ich auf 5 auf.

Bewertung vom 30.09.2014
Schlachtfeld Elternabend
Schuler, Bettina;Koeseling, Anja

Schlachtfeld Elternabend


weniger gut

Der Titel und der Untertitel „Der unzensierte Frontbericht von Lehrern und Eltern“ sagt es eigentlich schon aus: Es handelt sich um einzelne Erfahrungsberichte oder Anektoten von Lehrern und Eltern, unzensiert – vielleicht auch un-lektoriert – thematisch geordnet. Leider fehlen auch die Angaben der Autoren zu den einzelnen Beiträgen, so dass man oft erst nach einiger Zeit begreift, dass sich jetzt eine Mutter oder ein männlicher Lehrer hinter dem Autor verbirgt. Die ersten Kapitel fand ich ganz amüsant. Mir hat auch gefallen, dass Lehrer wie Eltern kritisch unter die Lupe genommen werden. Aber dann beginnen sich die Wiederholungen zu häufen, die mich etwas ermüdet haben, so dass ich mich durch den mittleren Teil hindurchkämpfen musste.

Mir erscheinen einzelne Abschnitte als zu überspitzt dargestellt, so dass sie für mich nicht glaubwürdig und somit eigentlich auch nicht lustig sind. Ich finde es auch schade, dass es von Eltern- wie auch von Lehrersicht geradezu verpflichtend ist, Elternabend nicht zu mögen. Und wenn man als Eltern positive Erwartungen an den Event pflegt, man garantiert zu den übereifrigen Helikoptereltern gehört. Eigentlich eine Ohrfeige für Lehrer und Elternvertreter, die einen Elternabend liebevoll und mit Bedacht vorbereiten.

Ich kann das Buch in seiner vollen Länge leider nicht empfehlen, auch wenn einzelne Kapitel durchaus amüsant zu lesen sind.

Bewertung vom 22.09.2014
Die Ratsherrentochter
Waldherr, Petra

Die Ratsherrentochter


sehr gut

Handlung

Wir sind im Jahr 1523 in Wimphen, dem heutigen Bad Wimpfen. Die junge Bürgertochter Anna zieht mit ihrem Bruder und ihrer Mutter nach Wimphen, weil ihre Mutter den Wimphener Ratsherrn Steffen Brel geheiratet hat. Anna lernt in der Bürgermeistertochter Apollonia recht schnell eine gute Freundin kennen, die ihr das Einleben in der neuen Heimat erleichtert. Doch mit ihrem Stiefvater hat sie weniger Glück. Er ist sehr jähzornig, wird gewalttätig gegenüber der Mutter und kommt der hübschen Anna zu nah.
Im späteren Verlauf wird Anna Opfer einer Intrige. Sie wird unschuldig als Mörderin zum Tod verurteilt und nur der Henker hat ihr Schicksal in der Hand.


Meine Meinung

Durch die sehr detailreiche Erzählweise konnte ich sehr schnell in die Welt des beginnenden 16. Jahrhunderts eintauchen. Anhand von zahlreichen Rezepten und Erklärungen bringt die Autorin das Handwerk des Henkers dem Leser näher. Ebenfalls das Küferhandwerk, das Annas Bruder Peter erlernt, als auch zahlreiche Bräuche werden ausführlich dargestellt. Ich mag es sehr, wenn ich von der Zeit neben der Handlung der Figuren auch Wissenswertes mitbekomme. Dennoch war es mir manchmal fast etwas zuviel, weil die Ausflüge in die Lebensweise der Menschen die Handlung manchmal nicht wirklich vorangebracht haben und meinen Lesefluss etwas behinderten.

Schade finde ich, dass die Handlung zum Großteil, bereits im Verlagstext vorne im Buch und hinten auf dem Rücken verraten wird. Von der Aufklärung der Tat hätte ich gerne noch etwas mehr gelesen. Der Schluss ist sehr gut gewählt und lässt auch eine Fortsetzung in einem anderen Umfeld als dem des Henkers in Wimphen zu.

Der angenehme Schreibstil der Autorin machte es mir sehr leicht, in Annas Welt einzutauchen. Leider ist der Satz des Buches etwas gewöhnungsbedürftig. Neben der eher kleineren Schrift, gibt es Seiten auf denen es kaum Absätze gibt, was in meinem Fall das Lesen im Bus doch etwas erschwert hat.

Hinten im Buch ist ein ausführliches Personenverzeichnis mit Erklärungen zu der Vielzahl an historisch verbürgten Figuren, die im Laufe des Buches einen Auftritt haben. Ergänzt wird der Anhang durch ein Glossar mit Begriffserklärungen.


Mein Fazit

Dieses Buch ist ein schöner historischer Roman über den Ort Bad Wimphen im Jahr 1523. Wer die Ortsgeschichte kennt, wird vermutlich viele bekannte Namen lesen. Trotz der 500 Seiten fand ich die eigentliche Handlung etwas dünn, ich habe mich aber dennoch gut unterhalten gefühlt und bin gespannt, ob es eine Fortsetzung gibt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2014
Das Tudor-Komplott / Tudor Bd.2
Gortner, Christopher W.

Das Tudor-Komplott / Tudor Bd.2


sehr gut

Handlung

„Das Tudor Komplott“ ist der zweite Teil der Serie um den Spion Brendan Prescott. Queen Mary möchte Philipp von Spanien heiraten, um England wieder zum katholischen zurück zu führen. Ihre Schwester Elizabeth, die dem reformierten Glauben angehört und in der Thronfolge hinter ihr die Nummer zwei ist, ist ihr dabei ein Dorn im Auge, weil sie mit Philipp auf ein Kind hofft, das dann König werden sollte. Elizabeth ist bei Hofe und befindet sich in Gefahr. Aus diesem Grund reist Brendan nach London, um sie zu beschützen. Er agiert in der Figur des Spions Daniel Beecham offiziell für Mary um Elizabeth auszuspionieren, setzt sich aber für Elizabeth ein. Als Doppelagent befindet er sich im Zentrum des Geschehens, das zu einer Rebellion führt (Wyatt Rebellion).


Meine Meinung

Der Roman ist aus Brendans Perspektive in der ich-Form geschrieben, was einem als Leser unmittelbar an der Handlung teilhaben lässt. Brendan ist Elizabeth gegenüber sehr loyal. Er erscheint als recht liebenswürdig und wächst mit seinem Diener Peregrine zu einem Team zusammen.
Die Handlung empfand ich die ersten 150 Seiten als etwas schleppend. Wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat, ist man vom Inhalt her recht gefordert, weil sehr oft darauf Bezug genommen wird. Dennoch kann man die Handlung gut verstehen, weil dem Roman auch eine nützliche Personenliste vorgeschaltet ist, wo man immer wieder spicken kann, um sicher zu sein, auf welcher Seite nun eine bestimmte Person steht.

Wer sich für die Tudors interessiert wird bestimmt keine Verständnisschwierigkeiten haben, wer nicht so firm ist in der Thematik, dem empfehle ich mit dem ersten Teil der Serie (Die Tudor-Verschwörung) zu starten.

Sprachlich lässt sich der Roman flüssig lesen. Durch die Erzählweise in der 1. Person beginnen natürlich entsprechend viele Sätze mit dem Wörtchen „ich“, was manchmal etwas stört. Das kann aber auch ein Übersetzungsproblem sein und ist somit nicht unbedingt dem Autor anzulasten.

Mir haben anschauliche Beschreibungen von der Einrichtung bei Hofe und den prachtvollen Roben der Damen etwas gefehlt. Vermutlich sind diese Aspekte im ersten Teil ausführlicher beschrieben. Ich fand die Handlung zwar spannend, aber mein Kopfkino hat sich nicht so wirklich eingestellt. Dazu habe ich nicht wirklich Zugang zu den Charakteren von Elizabeth und Mary gefunden, was aber in Marys Fall auch an ihrem tatsächlich sperrigen und widersprüchlichen Wesen liegen kann.


Mein Fazit

Eine spannendes Buch über die Tudors, das die Serie um den Spion Brendan Prescott vorantreibt. Das Buch kann einzeln gelesen werden, ich empfehle aber die Einhaltung der Serienreihenfolge. Da ich das erste Drittel als zu schleppend empfunden habe, obwohl ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt habe, würde ich gerne 3,5 Sterne vergeben, mit der Tendenz zu 4.

Bewertung vom 11.09.2014
Geschenkt
Glattauer, Daniel

Geschenkt


ausgezeichnet

Inhalt

Der Journalist Gerold Plassek ist 43 und arbeitet bei einer Gratiszeitung. Es mangelt ihm an jeglichem beruflichen Ehrgeiz und auch Privat scheint er auf einem Abstellgleis angekommen zu sein. Er ist geschieden und hat eine Tochter, die bei ihrer Mutter und ihrem wohlhabenden Stiefvater lebt.
Als seine längst verflossene Freundin Alice bei ihm auftaucht, wird er mit der Neuigkeit konfrontiert, dass er einen 14 jährigen Sohn hat, der aber nichts von ihm weiß. Da Alice für einige Monate an einem Entwicklungshilfeprojekt in Afrika mitarbeitet, hat sie Manuel bei ihrer Schwester untergebracht. Da diese aber an den Nachmittagen arbeitet, soll Manuel nach der Schule zu Gerold ins Büro gehen, um seine Hausaufgaben zu erledigen.

Gleichzeitig treffen aufgrund von kleineren Artikeln, die Gerold über soziale Projekte schreibt, anonyme Spenden von jeweils 10000€ bei den betreffenden sozialen Institutionen ein. Gerolds Leben ist somit beruflich wie privat an einem Wendepunkt. Es wird immer mehr klar, dass die Spenden mit seiner Person im Zusammenhang stehen. Es gelingt ihm Zugang zu seinem Sohn zu finden und journalistisch die Spendenserie zu begleiten. Die große Frage lautet: Wer ist der anonyme Geldgeber?



Meine Meinung

Mit diesem leicht zu lesenden Roman ist Daniel Glattauer ein sehr schönes Buch gelungen. Der Titel „Geschenkt“ ist ausgesprochen klug gewählt, das Buch wird bestimmt unter zahlreichen Weihnachtsbäumen liegen. Die Spendenserie, um die herum der Roman aufgebaut ist, beruht auf einer wahren Geschichte. Geschickt damit verwoben ist die Vater – Sohn Annäherung, die mich sehr berührt hat, ohne dass Glattauer auf gefühlsduselig macht. Manuel ist ein besonderer Teenager, so dass die Handlung nicht auf die übliche pupsitäre Monsterschau hinausläuft, sondern sehr gefühlvoll rüberkommt.

Der Sprachstil sowie die Gestaltung des Buches haben mir sehr gut gefallen. Die Kapitellänge ist jeweils genau richtig, so dass man gerne weiter liest, das Buch aber auch mal zur Seite legen kann, um den Inhalt auf sich wirken zulassen.

Ich habe sehr viele schöne Sätze gefunden, die mich zum Nachdenken angeregt haben.

Von mir erhält dieser Roman 5 Sterne.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.08.2014
Blutopfer / Hauptkommissarin Verena Sander Bd.1
Reißmann, Britt

Blutopfer / Hauptkommissarin Verena Sander Bd.1


ausgezeichnet

Mit diesem Krimi wird die Ermittlerin Verena Sander eingeführt. Sie ist alleinerziehende Mutter und entstammt einem eher problematischen Elternhaus. Ihre Mutter ist aktive Zeugin Jehovas und hat durch ihren religiösen Eifer das Familienleben stark belastet. Verena hat sich beruflich nie eingeschränkt durch ihr Kind, das sie zwischendurch für einige Jahre zu ihrem Vater gegeben hat, so dass sie nun um die Liebe ihrer Tochter kämpfen muss.

Die weiteren Figuren bei der Polizei sind glaubhaft charakterisiert und hatten teilweise bereits Auftritte in Britt Reißmanns früheren Büchern. Mir hat sehr gut gefallen, dass dieser Krimi sehr genau in Stuttgart verortet ist, ohne ein Zuviel an Lokalkolorit.

Die Autorin versteht es, die Mordermittlungen klar und spannend aufzubauen, nicht ohne den einen oder andern Hinweis, der den Leser auch mal in die Irre führen kann.

Im Laufe der Handlung erfährt man einiges Wissenswerte über die Zeugen Jehovas. Neben den ausführlich dargestellten Mordermittlungen zieht sich das Thema der Eltern-Kind-Beziehung während der Pubertät als Roten Faden durch das Buch. Ohne hochgehaltenen Zeigefinger regt die Autorin die Leser an, die eigene Erziehungs- und Beziehungsarbeit zu hinterfragen. Daneben werden noch weitere interessante Themen angesprochen, die ich jetzt nicht verraten möchte. In diesem Zusammenhang möchte ich davor warnen, die Dankesworte hinten im Buch zu früh zu lesen, da sie sehr verräterisch sind.

Mir hat dieser Krimi sehr ausgesprochen gut gefallen und ich freue mich schon auf weitere Stuttgarter Fälle mit Verena Sander.

Bewertung vom 04.08.2014
Der Klang der Lüge
Winterberg, Liv

Der Klang der Lüge


gut

Inhalt

Der Roman setzt im Jahr 1308 in den französischen Pyrenäen ein. Die junge Alissende ist mit zwei Männern, Hugo und Hans, auf der Flucht. Alissende, die christlich getauft wurde hat ihre Ziehmutter früh verloren und fand Aufnahme als Magd in einen wohlhabenden jüdischen Haushalt in Paris. Als die jüdische Bevölkerung enteignet und verjagt wurde, begaben sich Alissende, Hans und Hugo auf den Weg nach Süden in Richtung Mallorca, wo ein Onkel der Familie lebt.
In dem kleinen Dorf Sériol in den Pyrenäen finden die ausgehungerten Reisenden liebevollen Unterschlupf, Nahrung und Arbeit. Alissende fühlt sich sehr schnell heimisch und möchte im Dorf bleiben, während Hans und Hugo weiterziehen. Im Haushalt des wohlhabenden Bauern Benoit findet die junge Frau Anstellung als Magd. Sie führt ein sehr zufriedenes Leben, findet unter den anderen jungen Leuten im Dorf zum ersten Mal Freundinnen und lernt den Hirten Simon kennen, in den sie sich verliebt.

Aber etwas ist besonders an Sériol. Obwohl es im Dorf eine Kirche und eine Pfarrer gibt, gehören einige Bewohner den Katharern an, einer Abspaltung der katholischen Kirche, die verboten ist und deren Angehörige verfolgt werden. Der Bischof im benachbarten Pamiers versucht die Katharer (Ketzer) auszurotten und bedient sich dabei ausgeklügelten Verhörmethoden und Spitzeln.

Einzelne Bewohner werden im Kerker festgehalten, eine Hütte wird angezündet und das Misstrauen unter den Dorfbewohnern wächst.


Meine Meinung

Die Ausgangslage, die sich aus der Kombination der Vertreibung der Juden durch die Christen und durch den innerchristlichen Glaubensstreit in Südfrankreich ergibt, empfand ich sehr vielversprechend. Das Thema der Katharer hat mich interessiert und die ländliche Region der Pyrenäen finde ich reizvoll. Die Landschaft, die Dörfer und die Häuser sind sehr anschaulich dargestellt.
Die Dorfbewohner, sowie die Hauptfiguren sind ausführlich charakterisiert, dass man eine gute Vorstellung von ihnen und ihrem Zusammenleben in der dörflichen Gemeinschaft gewinnt. Alissende erscheint für meinen Geschmack etwas zu lieb und glatt, so dass sie auf mich nicht wirklich glaubhaft wirkt.

Leider flacht der interessante Anfang ziemlich bald ab und die Handlung verliert sich etwas in unbedeutenden Szenen des dörflichen Lebens. Ich finde es immer schön, wenn Kinder in Büchern eine gewisse Rolle spielen. Aber gerade die Dialoge unter den Kindern und zwischen Mägden und Kindern empfand ich nicht immer zur Zeit passend und nicht selten kamen sie mir unnatürlich und aufgesetzt vor, so dass sie mich etwas ermüdeten. Über die Katharer konnte ich dem Buch einzelne isolierte Teilinformationen entnehmen, aber um einen Überblick über diese Glaubensgemeinschaft zu gewinnen, musste ich zusätzlich recherchieren. Auch das informative Nachwort und das an sich hilfreiche Glossar haben mir da nicht gereicht. Das kann ich aber dem Buch nicht anlasten, weil die Autorin die Geschichte konsequent aus der Perspektive der einfachen Landbevölkerung erzählt und diese Menschen waren eben nicht so gut informiert über kirchengeschichtliche Zusammenhänge, wie man das heute ist.

Durch die angenehme sprachliche Ausdrucksweise lässt sich das sehr schön gestaltete Buch sehr flüssig lesen. Wer gerne Liebesromane vor historischer Kulisse liest, wird bestimmt Freude an diesem Roman haben. Ich persönlich hatte etwas andere Erwartungen, was die Historie betrifft. Auch hat es mir an Spannung gefehlt, so dass ich dem Buch 3 Sterne verleihe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2014
Krähenmädchen / Victoria Bergman Trilogie Bd.1
Sund, Erik Axl

Krähenmädchen / Victoria Bergman Trilogie Bd.1


sehr gut

Ausnahmsweise werde ich in meiner Rezension etwas spoilern, wer nicht damit leben kann, sollte nun sofort aufhören zu lesen.

Es geht in diesem Buch um das Thema des sexuellen Missbrauchs an Kindern, und was aus den ehemaligen Opfern für Erwachsene werden können. Die Beschreibungen, was Täter mit Kindern machen, sind zwar nicht extrem detailliert, dennoch reicht es sensibleren Lesern, sich eine Vorstellung davon zu machen. Wer damit Mühe hat, sollte besser nicht zu diesem Buch greifen. Neben der schmerzhaften Vorstellung, wenn es um Gewalt an Kindern geht, zeigt das Buch auch auf, wie leichtsinnig Menschen mit sexueller Gewalt an Kindern umgehen, wie gerade Mütter sich das schönreden und wegschauen. Und wie sich Menschen mit verletzten Seelen entwickeln können, wenn man nicht wachsam mit ihnen umgeht und ihnen möglichst früh und nachhaltig therapeutisch hilft.

Vom Schreibstil her lässt sich das Buch sehr angenehm lesen. Obwohl es sich bei Erik Axl Sund um ein Autorenduo handelt, kam mir der Roman sehr homogen vor, als wäre er aus einem Guss. Die Kapitel sind recht kurz, was einem motiviert zum Weiterlesen und übertitelt mit dem jeweiligen Schauplatz, so dass man gleich merkt, aus welcher Perspektive das Kapitel erzählt ist.

Was mir weniger gefallen hat, ist dass das Buch über sehr fiese Cliffhanger verfügt, da es von Anfang an als Trilogie angelegt ist. Das ist in diesem Thriller so stark ausgeprägt, dass ich fast sagen möchte, dass das Buch zwar durchaus spannend zum Lesen ist, aber inhaltlich nicht wirklich für sich alleine steht, wie ich es mir auch bei Mehrteilern wünsche. Wer die Serie beginnt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Fortsetzungen „Narbenkind“ (Mitte September 2014) und „Schattenschrei“ (Mitte November 2014) ebenfalls fällig werden.

Ich vergebe diesem Thriller für Liebhaber von düsteren Themen eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.

22 von 28 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.