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LEXI
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Österreich

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Insgesamt 384 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2019
Mr. Doubler und die Kunst der Kartoffel
Glaister, Seni

Mr. Doubler und die Kunst der Kartoffel


ausgezeichnet

Meine Kartoffeln sind mein Vermächtnis!

„Wenn ich sterbe, wird meine Arbeit das Einzige sein, was von mir übrigbleibt. Meine Kartoffeln sind mein Vermächtnis. Ich habe ihnen jede wache Minute gewidmet, und meine nützlichsten Tage liegen bereits weit hinter mir. Ich will etwas hinterlassen, ich will der Welt zeigen, dass es die Mühe wert war. Ich will mit dem Wissen sterben, dass ich etwas verändert habe. Ist das zu viel verlangt? Bin ich zu vermessen?“

Mr. Doubler ist nicht nur der zweitgrößte Kartoffelbauer der Grafschaft, sondern darüber hinaus ein absoluter Experte, was Kartoffeln betrifft. Die jahrzehntelangen Forschungen und Experimente des intelligenten und belesenen Mannes waren nicht vergebens, Doubler fehlt letztendlich nur noch die wissenschaftliche Bestätigung seiner Arbeit. Sein Vermächtnis bedeutet dem zurückgezogen lebenden Mann alles, er träumt davon, etwas von Dauer zu hinterlassen. Nachdem seine beiden erwachsenen Kinder Camilla und Julian ihr eigenes Leben fernab der Mirth Farm führen, zog Mr. Doubler sich mehr und mehr von der Gesellschaft anderer Menschen zurück und verließ sein Grundstück nicht mehr. Die Farm ist für ihn der ideale Ort zum Leben und Arbeiten, er fühlt sich in seinem selbst gewählten Einsiedlerleben und mit seinen gewohnten Alltagsritualen wohl. Der Lichtblick eines jeden Tages stellt das Mittagessen mit seiner Haushälterin Mrs. Gracie Millwood dar, die nicht nur eine ausgezeichnete und kluge Zuhörerin, sondern auch Mr. Doublers einzige Ansprechpartnerin und Freundin ist. Die pragmatische und resolute Frau besitzt eine ausgezeichnete Menschenkenntnis und die anregenden Gespräche sind Höhepunkte in Doublers Alltag. Er legt viel Wert auf ihre Meinung, ihre Besuche verleihen dem Alltag des Kartoffelbauern Struktur und Sinn. Als Mrs. Millwood aufgrund einer ernsten Erkrankung wegbleibt, wird dem Mann schmerzlich bewusst, wie schrecklich er die Frau vermisst. Doch Mrs. Millwoods Tochter Midge kümmert sich um Mr. Doubler und gemeinsam mit ihrer Mutter bringt sie den Mann dazu, sich nach und nach aus seiner selbst gewählten Einsamkeit zu befreien.

Seni Glaister hat mit ihrem Roman ein richtiges Juwel erschaffen. In wunderschönem Schreibstil und mit großen Emotionen blättert sie behutsam die Geschichte des Mr. Doubler auf. Das Buch basiert zu einem nicht unerheblichen Teil auf Interaktionen und Gespräche der handelnden Figuren, deren Anzahl überschaubar gehalten wurde. Der Fokus liegt auf dem eigenwilligen Protagonisten Mr. Doubler, der hervorragend charakterisiert wurde und mich voll und ganz zu überzeugen vermochte. Die liebenswerte Mrs. Millwood fungiert als wichtigste Nebenfigur im Buch, sie agiert geschickt und mit sehr viel Einfühlungsvermögen auch noch von ihrem Krankenbett aus. Sie schafft es gemeinsam mit ihrer Tochter Midge, positiv auf Mr. Doubler einzuwirken und ihn Schritt für Schritt aus seiner sozialen Isolation zu befreien. Mr. Doubler begegnet durch eine ehrenamtliche Mitarbeit bei einem Tierschutzverein auf der Grove Farm schließlich Mrs. Millwoods Bekannten und wird – auf seine Weise – für andere zum Segen. Sämtliche Charaktere mit Ausnahme von Mr. Doublers Sohn Julian sowie seinem Kontrahenten Mr. Legion Peele sind mir im Verlauf des Buches geradezu ans Herz gewachsen.

Nicht nur der einnehmende Schreibstil, sondern vielmehr auch die liebevoll charakterisierten Figuren und die Handlung dieses Buches haben mir ausgezeichnet gefallen. Der Protagonist besitzt umfangreiche Kenntnisse in Bereichen, in welche auch der Leser interessante Einblicke erhält. Diese Geschichte lebt von tiefgründigen Gesprächen voller Klugheit, Wärme und Lebensweisheit. Man darf keine temporeiche oder gar rasante Erzählung erwarten. Die Autorin vermittelt dem Leser vielmehr auf eine ruhige, gemächliche Art und Weise die stille, und doch so reichhaltige und tiefgründige Welt ihres Protagonisten. Familiäre und zwischenmenschliche Konflikte, große Lebensweisheiten und eine Prise Humor bilden gemei

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2019
Doppelt durchs Leben
Ottensmann, Elke

Doppelt durchs Leben


ausgezeichnet

Aus zwei mach vier. Die Lebensbilder von Werner und Reinhard Seidel.

„Doppelt durchs Leben zu gehen bedeutet für Werner und Reinhard viel mehr als verwechselt zu werden. Ihre Eltern und ihre großen Brüder umhüllten sie von Anfang an mit Liebe, Glauben und Musik. Die Geborgenheit ihres Elternhauses tragen die Zwillingsbrüder noch heute wie einen Schatz in ihrem Herzen, wie auch die Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse, wie nur Zwillinge sie haben können.“

Der Klappentext dieses Buches beschreibt den Inhalt von Elke Ottensmanns Neuerscheinung bereits sehr treffend. Die Autorin widmet sich auch in diesem Buch der Familie Seidel, konzentriert sich jedoch diesmal auf die Zwillinge Werner und Reinhard. Sie schildert die unfassbare Überraschung der Eltern und Verwandten, als nach der Geburt des kleinen Werner plötzlich noch dessen Zwilling Reinhard zur Welt kommt und die Familie nun anstatt zwei, plötzlich vier Kinder bereichern.

In eindrucksvollen Worten und sehr einnehmendem Schreibstil berichtet Elke Ottensmann von einer harmonischen Kindheit in Polen und dem Aufwachsen in einem liebevollen und von christlichen Werten geprägten Elternhaus. Sie gibt ihrer Leserschaft Einblick in die Erlebnisse, die Entdeckungen und natürlich auch die Streiche der Zwillinge, die nach der Vertreibung aus Schlesien im Jahre 1950 eine neue Heimat in einem kleinen Dorf im Schwarzwald fanden. Die Ereignisse der langen Jahre, aber auch die einzelnen Familienmitglieder, wurden detailliert und liebevoll beschrieben. Viele kleine Anekdoten brachten mich zum Schmunzeln, die Korrespondenz mit dem ältesten Sohn Günter, der niemals aus dem Krieg zurückkehrte, stimmt traurig und nachdenklich.

Ein ganz besonderes Extra stellen die vielen Schwarz-Weiß-Aufnahmen dar, die das Leben von Werner und Reinhards auf diese Weise dokumentieren. Besonders berührend fand ich das Foto eines handschriftlichen Briefes, den der damals achtjährige Werner in kindlicher Schrift an seinen Bruder an der Front richtete. Die tiefe Liebe innerhalb der Familie durchdringt die gesamte Handlung und kommt besonders in der kursiv gedruckten brieflichen Korrespondenz und Gedanken und Gefühlen Arthurs und Walters zum Ausdruck. Der christliche Glaube zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, er hat in der Familie Seidel ebenso wie die Liebe zur Musik einen sehr hohen Stellenwert. Vereinzelt bringt die Autorin auch Gedichte und Lieder, die für ihre Familie wichtig waren, ins Buch ein.

Die textliche und grafische Gestaltung hat mir außerordentlich gut gefallen. Der Großdruck und der großzügige Zeilenabstand erleichterten meinen Lesefluss ungemein. Meine Aufmerksamkeit wurde sofort auf die harmonische Gestaltung des hochwertigen Covers mit dem hinreißenden Foto von Werner und Reinhard an ihrem ersten Schultag und die zarten Blüten im Hintergrund gelenkt. Ein edles Lesebändchen in grüner Farbe stellt ein ganz besonderes Extra dar.

Fazit: „Doppelt durchs Leben“ hat mir sehr gut gefallen. Das Buch erlaubte faszinierende Einblicke in das Leben von Werner und Reinhard Seidel, die mich ausgezeichnet unterhalten haben. Der Autorin ist es vortrefflich gelungen, die Geschichte ihrer Familie für spätere Generationen und viele interessierte Leser festzuhalten und deren Erinnerungen dadurch zu bewahren.

Bewertung vom 05.07.2019
Honigduft und Meeresbrise (Neuauflage)
Barns, Anne

Honigduft und Meeresbrise (Neuauflage)


sehr gut

Manchmal geht das Leben seltsame Wege

„Manchmal geht das Leben seltsame Wege, und die Liebe hat ihre eigenen Gesetze.“

Ein Brief, der nach beinahe achtzig Jahren den Weg zur betagten Tochter seiner Adressatin findet, bringt ein jahrzehntelang gehütetes Geheimnis zutage und wirbelt das Leben von Anna Blumenthal und ihrer Großmutter Johanna durcheinander. Um der Geschichte von Johannas Mutter Martha Rotermund auf den Grund zu gehen, reisen Anna und Johanna kurz entschlossen nach Ahrenshoop und betrachten danach die Geschichte ihrer Familie mit völlig anderen Augen.

Anne Barns widmet sich in ihrer aktuellen Neuerscheinung einer großen Liebe, die nicht sein durfte. Sie schreibt von der verbotenen Zuneigung zwischen einer jungen Frau und dem besten Freund ihres Verlobten und schildert von den Hindernissen, die dem Liebespaar in den Weg gelegt wurden. Die Autorin wartet mit einem einnehmenden und flüssigen Schreibstil auf, die Figuren ihrer Handlung sind detailliert ausgearbeitet, sie wirken liebenswert und überzeugend. Abgesehen von den beiden Protagonistinnen Anna und Johanna Blumenthal nimmt auch Annas beste Freundin Mona Berger eine bedeutende Rolle im Buch ein. Weitere interessante Nebenfiguren tauchen in der Person von Peggy Krüger, Annes ehemaliger Freundin, sowie Monas Freund Timo Fröhlich auf. In eindringlichen Worten und mit vielen Rückblenden erzählt Anne Barns darüber hinaus auch die Geschichte von Annas Urgroßmutter Martha Rotermund, beginnend mit dem Jahr 1942, und lässt ihre Leserschaft nach und nach in die Familiengeschichte eintauchen. Hierbei führt sie dem Leser die eindrucksvolle Kulisse in Lüdinghausen und Ahrenshoop bildhaft vor Augen und vermittelt darüber hinaus die große Leidenschaft für die Imkerei, die von Generation zu Generation weitervererbt wurde. Die Hobby-Imkerin Johanna Blumenthal kreiert köstliche Produkte aus der süßen Leckerei, die Rezepte dazu findet man im Anhang dieses Buches. Man erfährt auch einige hoch interessante Details über Bienen und kann nach dieser Lektüre diese goldfarbene Köstlichkeit wohl noch weit mehr schätzen als zuvor.

„Wusstest du, dass ein Löffel Honig das Lebenswerk einer Biene ist?“

„Honigduft und Meeresbrise“ war mein erstes Buch von Anne Barns. Es hat mir interessante Lesestunden beschert und mir die Kostbarkeit des wertvollen Produkts, das aus der unermüdlichen Arbeit einer Honigbiene und dem Nektar der Blüten entstand, wieder eindringlich vor Augen geführt. Die Kombination von Unterhaltung, Romantik, Familiengeschichte sowie der Hobby-Imkerei vor der malerischen Kulisse Ahrenshoops an der Ostsee- und Boddenküste und der Stadt Lüdinghausen hat mir sehr gut gefallen. Der Stammbaum von Martha Rotermund, der zugleich das Ergebnis ihrer Ahnenforschung darstellt, wurde im Nachhinein mit Marthas Nachfahren ergänzt. Auf diese Weise entstand ein höchst kreativer und ausgefallener Epilog, der nach der letzten Buchseite noch ein klein wenig über Anna und ihre zukünftige eigene Familie verrät.

Fazit: Dieser Wohlfühlroman stellt eine gefühlvolle und leichte Sommerlektüre dar, die ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 04.07.2019
Paulas erster Frühling
Lieder, Susanne

Paulas erster Frühling


ausgezeichnet

Das Leben hält immer ein paar Überraschungen bereit

Paula Neumann führt seit ihrem Studium der Pharmazie die Apotheke ihrer Eltern in Usedom. Ihre hochbegabte und sensible Tochter Katharina ist bereits aus dem Haus, sie besucht ein Internat in Torgelow und hat bereits Pläne für die Zeit nach ihrem Abitur. Paula führt eine Vernunftehe ohne Liebe, die jedoch auf Freundschaft und Respekt basiert. Die fünfundfünfzigjährige Frau fühlt sich in ihrem angepassten und langweiligen Leben eingesperrt, im Grunde ihres Herzens sehnt sie sich nach Geborgenheit und Herzenswärme. Als Thilo sie plötzlich vor vollendete Tatsachen stellt und sich von ihr trennt, zerbricht Paulas Welt. Sie fühlt sich wie eine leblose leere Hülle, ist desillusioniert und verzweifelt. Doch die tiefe, unerschütterliche Liebe zu ihrer behinderten Schwester Iris sowie ihrer Tochter Katharina gibt ihr nicht nur Kraft und Mut, sondern auch neue Zuversicht. Paula beschließt zum ersten Mal in ihrem Leben, nicht mehr brav und angepasst zu sein und wagt es, ihre Träume endlich zu verwirklichen.

Dieser wunderschöne Wohlfühlroman aus der Feder von Susanne Lieder beschreibt das Auseinanderleben zweier Menschen, deren Beziehung niemals auf Liebe, sondern vielmehr auf Gewohnheit und Vertrautheit aufgebaut war. Sie erzählt von Sehnsüchten, die unterdrückt, und Leidenschaften, die niemals ausgelebt wurden. Die Protagonistin Paula träumte davon, Schauspielerin zu werden – doch sie opferte ihren Lebenstraum einer Karriere als Apothekerin mit sicherem Einkommen. Die Autorin beschreibt das Erwachen und Aufblühen von Paula Neumanns Persönlichkeit in einfühlsamen Worten, auch die Beziehung zwischen den Eheleuten wird beleuchtet. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren hat mir sehr gut gefallen, sie wirkten sympathisch und überzeugend. Der Fokus lag in erster Linie auf Paula Neumann, doch auch ihrer Schwester Iris wurde große Aufmerksamkeit zuteil. Die hinreißende und lebhafte Vierzigjährige hat mich mit ihrer leidenschaftlichen Freude und Energie und ihrer kindlichen Art, auf andere zuzugehen und ihnen ihre Zuneigung zu zeigen, im Sturm erobert. Obwohl sich nach ihrer Geburt herausstellte, dass Iris am Downsyndrom erkrankt ist, war sie von der ersten Sekunde an über alles geliebter Mittelpunkt der Familie, und der ganz große Sonnenschein im Leben ihrer Schwester Paula. Susanne Lieders Beschreibungen der innigen Verbundenheit zwischen den Schwestern und der gemeinsamen Unternehmungen stellten für mich kleine Höhepunkte dieses Buches dar. Paulas Mutter Kriemhild, ihre Freundin Viola, eine neue Angestellte der Apotheke namens Marie und der warmherzige und attraktive Tierarzt Dr. Hendrik Flemming sind interessante, und teilweise sehr einnehmende Nebenfiguren.

Fazit: Die Geschichte um Paula Neumann, die nach einer gescheiterten Beziehung ihren Weg ins Leben zurückfindet und endlich aufhört, ihre eigenen Bedürfnisse zu verleugnen, hat mich tief berührt und mir ausgezeichnet gefallen. Ich habe die Lektüre sehr genossen und kann diesen wunderschönen Roman wärmstens weiterempfehlen!

Bewertung vom 02.07.2019
In der Tiefe meines Herzens
Weeks, Stacey

In der Tiefe meines Herzens


sehr gut

Der Sommer in Camp Moshe

Die neunundzwanzigjährige Grace Stone wird als Rettungsschwimmerin und Schwimmlehrerin in Camp Moshe engagiert. Das christliche Jugendcamp stand bislang unter der Leitung ihres Onkels Carl. Da dieser vorzeitig in den Ruhestand getretenen ist, fungiert nun der attraktive Malachi „Kye“ Campton als Interimsleiter. Kye durfte bereits wertvolle Erfahrungen durch die Sanierung diverser Betriebe sammeln. Seine Pläne für das Camp stoßen bei Grace jedoch auf heftigen Widerstand, der Grund dafür ist ein schreckliches Erlebnis in der Vergangenheit der unkomplizierten und temperamentvollen jungen Frau. Als Malachis Arbeit vermehrt sabotiert wird und dies mit einer Gefährdung des Teams, aber auch der Kinder des Camps einhergeht, versuchen Grace und Malachi, jener Person auf die Schliche zu kommen, die eine Schließung des Camps mit unterbitterlicher Hartnäckigkeit erzwingen möchte.

Im vorliegenden Roman erzählt die mir bislang unbekannte Autorin die Geschichte eines christlichen Jugendcamps, das aufgrund einer finanziellen Schieflage kurz vor der Schließung steht. In flüssigem und einnehmendem Schreibstil berichtet Stacey Weeks von den Versuchen ihrer beiden Protagonisten, das Camp zu sanieren. Hierbei bringt sie nicht nur die Vergangenheitsbewältigung ihrer weiblichen Hauptfigur, sondern auch einige christliche Botschaften ins Buch ein. Durch den bis zum letzten Abschnitt des Buches unbekannten Saboteur entsteht ein gewisser Spannungsbogen, der mit einem kurzen, aber aufregenden Finale endet. Graces Familiengeschichte wird durch Rückblenden in die Vergangenheit neu aufgerollt, auch das tragische Unglück, welches ihr gesamtes Erwachsenenleben überschattete, kommt zur Sprache. Schuld und Vergebung sind gewichtige Themen dieses Buches, durch die starke Anziehungskraft zwischen Grace und Malachi ist auch für eine Prise Romantik gesorgt.

Ich empfand dieses Buch als locker-leichten Wohlfühlroman mit christlichen Elementen, auf die jedoch eher dezent eingegangen wird. Bei der Charakterzeichnung der Personen vermisste ich den Fokus auf die Nebenfiguren der Handlung, die für meinen Geschmack ein wenig zu blass und oberflächlich ausgearbeitet wurden. Gerne hätte ich mehr über Graces Onkel Carl und Malachis Mutter Tamera Campton erfahren, auch Graham, Ann und Jeremy Douglas blieben mir ein wenig fremd. Obgleich ich die Lektüre genossen und die Protagonisten gerne während ihrer abenteuerlichen Zeit im Camp begleitet habe, hatte ich mir ein klein wenig mehr von diesem Roman – speziell von den einzelnen Charakteren und deren Interaktionen - erwartet.

Bewertung vom 02.07.2019
Das Herz voller Träume
Harrel, Lindsay

Das Herz voller Träume


ausgezeichnet

„Wäre, hätte, könnte“ gibt es nicht. Das Einzige, was es gibt, ist das Hier und Jetzt.

„Ich glaube, um jemals wahrhaft zu leben, muss ich irgendwann das tun, was mir am allerschwersten fällt: mein Herz verschenken.“ (Amanda Abbott)

Die achtzehnjährige lebensfrohe Amanda Abbott hätte wohl niemals damit gerechnet, dass dieser letzte Wunsch ihrer Liste auf solch erschütternde Art und Weise in Erfüllung gehen würde. Amanda Herz wurde nämlich nicht an einen jungen Mann, sondern nach ihrem tragischen Unfalltod als Organspende an die schwer herzkranke Megan Jayne Jacob verschenkt. Der jungen Frau aus Minnesota, die beinahe ihre gesamte Kindheit im Krankenhaus verbrachte, rettete dieses kostbare Geschenk das Leben. Amandas Eltern offenbarten Megan Amandas Träume von faszinierenden Abenteuern, sie zeigen ihr die „To-do-Liste“ ihrer Tochter, auf welcher sie Dingen anführte, die sie in ihrem Leben tun, und Orte, die sie sehen wollte. Megan beschließt daraufhin, sich ihren Ängsten zu stellen und an Amandas Stelle all diese Orte aufzusuchen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Crystal tritt sie die Reise zu Ehren Amandas an. Den Schwestern bietet sich dadurch die einmalige Gelegenheit, nach Jahren endlich wieder zueinander zu finden. Es ist ein Weg, der Wunden aufreißt, zugleich jedoch auch Vergebung, Versöhnung und Heilung mit sich bringt.

Lindsay Harrels aktuelle Neuerscheinung erzählt von einer Familie, die von der Sorge um ein schwerkrankes Kind geprägt ist, und einer Zwillingsschwester, die kerngesund und selbstbewusst eine Karriere als erfolgreiche Architektin anstrebt. Die inneren Konflikte sowie die konträren Emotionen und Gedanken der beiden Mädchen werden hierbei überzeugend zum Ausdruck gebracht. Durch die hervorragend gezeichneten Protagonistinnen erfährt man als Leser von Missverständnissen, die bereits in der Kindheit entstanden, niemals aus dem Weg geräumt und geklärt wurden, und das Leben der Schwestern bis ins Erwachsenenalter beeinträchtigen. Crystal Ballinger ist eine arbeitssüchtige Karrierefrau und steuert durch ihren Lebenswandel zielstrebig auf einen Abgrund zu. Megan Jacob möchte nach ihrer Herztransplantation vermeiden, jemals wieder in ein Krankenhaus zu gehen und achtet akribisch auf die Einhaltung sämtlicher Empfehlungen ihrer Ärzte. Megans Leben, ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume werden dabei jedoch vernachlässigt. Die beiden Männer an Megans und Crystals Seite bereichern als interessante und liebevolle Nebenfiguren die Handlung. Brian Ballinger macht sich Sorgen um seine Ehefrau. Der fürsorgliche und großzügige Mann überredet Crystal schließlich, ihre Schwester auf dieser Reise zu begleiten. Caleb Watkins ist Megans bester Freund und Krankenhauskumpel, er glaubte stets an Megan und ermutigte sie in jeder noch so schwierigen Lebenslage. Der attraktive Profifotograf strahlt vor Lebensfreude und lebt seinen Traum. Ob er auch Megan dazu überreden kann, ihre Träume wahr zu machen?

Sowohl der einnehmende und locker-leichte Schreibstil der Autorin, als auch die tiefgründigen Gedanken und Themen dieses Buches haben mich beeindruckt. Lindsay Harrel überzeugt darüber hinaus durch wundervoll gezeichnete Charaktere und verleiht deren Gedanken und Gefühlen auf berührende Art und Weise Ausdruck. Der Christliche Glaube zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, gewinnt jedoch erst im Verlauf der Handlung zunehmend an Bedeutung. SMS-Nachrichten, Blog-Einträge sowie Gedanken und Erinnerungen werden durch verschiedene Schriftarten übersichtlich dargestellt. Durch den laufenden Wechsel der Schauplätze gestaltet sich die Handlung interessant und abwechslungsreich.

Fazit: „Das Herz voller Träume“ überzeugt durch authentische Figuren, eine mit wichtigen Themen und tiefen Emotionen bereicherte Handlung und den Fokus auf den christlichen Glauben. Dieses Buch hat mir großes Lesevergnügen bereitet und mir ausgezeichnet gefallen!

Bewertung vom 02.07.2019
Tödliche Nebenwirkung
Dylan, Rachel

Tödliche Nebenwirkung


ausgezeichnet

Tu, was richtig ist!

„Ich bin Klägeranwältin geworden, damit ich Menschen helfen und für diejenigen eintreten kann, die selbst keine Stimme haben.“ (Kate Sullivan)

Als nach der Einnahme eines neu zugelassenen Medikaments namens Celix vermehrt lebensbedrohliche Nebenwirkungen in Form von Hirntumoren auftreten und Menschen dadurch sterben, steht das Pharmaunternehmen Mason Pharmaceutical Corporation einer Sammelklage gegenüber. Der brillanten Anwältin Kate Sullivan aus Atlanta wird die Leitung des Prozessausschusses übertragen, sie steht damit vor dem bislang schwersten Fall ihrer Karriere. Kates Berufung ist es, jenen zu helfen, die sich nicht selbst helfen können, und für diejenigen zu kämpfen, denen Unrecht getan wurde. Der empathischen und ehrlichen jungen Frau geht es in erster Linie um Gerechtigkeit für ihre Klienten. Kate arbeitet hart, sie hat darüber hinaus auch den Ruf, niemals aufzugeben. Als ihr brisante Informationen zu diesem Pharmakonzern zugetragen werden, beauftragt sie den Privatdetektiv Landon James, der durch seine Zeit beim Militär und seine Erfahrungen als ehemaliger Ranger bestens für diesen Job qualifiziert scheint. Im Zuge ihrer Recherchen entwickelt sich aus der anfänglichen Sympathie eine enge Freundschaft zwischen Kate und Landon, und ihre Gefühle gehen bald sogar darüber hinaus. Kate ahnt jedoch nicht, dass sie mit ihrer unerbittlichen Hartnäckigkeit nicht nur ihre Informanten, sondern auch sich selbst in Lebensgefahr bringt. Denn Mason Pharmaceutical Corporation möchte um jeden Preis verhindern, dass ihre Machenschaften ans Licht kommen.

Rachel Dylan befasst sich in dieser aktuellen Neuerscheinung mit einem gewissenlos agierenden Pharmakonzern und den kriminellen Aktivitäten, die mit der Gier nach Macht und Geld einhergehen. In diesem hoch spannenden Roman werden dem Leser gleich zu Beginn die Fakten und damit verbunden ein Verständnis für den Inhalt dieser Sammelklage gegen Mason Pharmaceutical Corporation vermittelt. In Kate Sullivan schickt die Autorin eine ehrgeizige und unabhängige Anwältin ins Rennen, die sich durch ein großes Herz und moralischen Skrupel auszeichnet. Kates tiefer und unerschütterlicher Glaube verleiht ihr Kraft, ihr liegt in erster Linie der Mensch am Herzen. In Landon James wird Kate ein sehr attraktiver Mann Ende dreißig zur Seite gestellt, der nicht nur für die Ermittlungen, sondern auch für ihren persönlichen Schutz verantwortlich ist. Die hervorragende Charakterzeichnung erstreckt sich nicht nur auf die beiden Protagonisten, sondern auch auf die Nebenfiguren dieses Buches. Sowohl den Freunden, als auch den Arbeitskollegen von Kate und Landon sowie den gegnerischen Anwälten wird große Aufmerksamkeit zuteil. Die Figuren wirken allesamt lebendig und weisen hohe Authentizität auf, ihre Handlungen sind ebenso nachvollziehbar wie ihre Gedanken und Gefühle. Die dunkle Seite wird durch den Geschäftsführer, den Leiter der Sicherheitsabteilung sowie dem Betriebsleiter von Mason Pharmaceutical Corporation dargestellt, ihre Aktivitäten sorgen dafür, dass der Spannungsbogen dieses Buches konstant hoch bleibt. Rachel Dylan erlaubt einen kleinen Einblick in die Welt der Anwälte und widmet sich zudem auch der Vergangenheitsbewältigung ihrer Protagonisten, sowie den gewichtigen Themen Schuld und Vergebung.

Fazit: „Tödliche Nebenwirkungen“ hat mir spannende Lesestunden bereitet, mich sehr gut unterhalten und mir ausgezeichnet gefallen. Ich kann diesen Roman aus der Feder dieser christlichen Autorin uneingeschränkt weiterempfehlen und freue mich bereits jetzt auf weitere Bücher von Rachel Dylan!

Bewertung vom 02.07.2019
Das Haus des Dämmerlichts
Dribbusch, Barbara

Das Haus des Dämmerlichts


ausgezeichnet

Ein Äskulapstab im umgekehrten Dreieck – das Abenteuer unseres Lebens

„Die Organisation Äskulap informiert Angehörige von Patienten, wenn diesen die Vernichtung droht, entweder durch den Abtransport oder durch eine tödlich wirkende sogenannte Behandlung. Die Verwandten holen die Patienten dann meist vorher ab. Äskulap hat in Krankenhäusern, Heimen und Forschungseinrichtungen Leute, die Informationen weitergeben. Manchmal schützt Äskulap auch direkt bedrohte Menschen.“

Um den Tod ihres Zwillingsbruders an der Front in Russland zu verarbeiten wird die Tochter des Rüstungsfabrikanten Max Rotstetter im Jänner 1943 in das österreichische Sanatorium Schattwald geschickt. Die Begegnung der empfindsamen jungen Frau mit den Ärzten und Patienten in Schattwald verändern Charlotte Rotstetters Leben.

Viele Jahrzehnte später ereilt Anne Südhausen die Nachricht vom Tod ihrer Großmutter Charlotte. Die in Scheidung lebende Karrierefrau reist daraufhin nach Innsbruck, um die Beerdigung der zweiundneunzigjährigen alten Dame zu organisieren und den Nachlass zu regeln. Oma Charlotte hat Anne nicht nur das Haus in Innsbruck sowie ihren kleinen, schlappohrigen Hund namens Leo hinterlassen, sondern auch einige Aufzeichnungen aus den Vierzigerjahren, die sich als Charlottes Tagebücher entpuppen. Fasziniert taucht Anne in die Vergangenheit ein und erfährt von einer bewegten Zeit im Leben ihrer Großmutter. Doch auch andere Personen zeigen auffälliges Interesse an diesen alten, eng beschriebenen Kladden, und Anne beschleicht das Gefühl, dass Fremde sich in ihrer Abwesenheit Zutritt ins Haus verschaffen.

Dieser Roman aus der Feder von Barbara Dribbusch schildert die Erlebnisse einer mutigen jungen Frau „in einem Sanatorium in den verschneiten Bergen, mit einem Hausmeister namens Luzifer, einem Chefarzt im Pelerinenmantel, einer stummen Pianistin und einem Grammofon, aus dem in sternenklarer Bergnacht die Andrew Sisters erklangen.“ In einem einnehmenden Schreibstil, verbunden mit einem gewissen Spannungsbogen, macht die Autorin die angeordneten Gnadentode des Adolf Hitler, die sogenannten „Krankenmorde“ zum zentralen Thema ihres Buches. Sie beschreibt den systematischen Mord an geistig Behinderten und chronisch psychisch Erkrankten und erzählt von Menschen, die sich im Widerstand gegen das Naziregime organisieren und sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, um so vielen Patienten wie möglich zu helfen.

Barbara Dribbusch präsentiert ihre Geschichte in zwei verschiedenen Handlungssträngen. Während in der Gegenwart, im Dezember des Jahres 2014, Charlottes Enkelin Anne zur Beerdigung nach Innsbruck reist, umfassen die Rückblenden in die Vergangenheit jene Ereignisse des Jahres 1943, als die junge Charlotte Rotstetter in Schattwald eintraf. Die handelnden Figuren dieses Buches empfand ich als sehr gut charakterisiert und überzeugend dargestellt. Charlotte und Anne galt zwar die größte Aufmerksamkeit, ihnen wurden jedoch interessante Nebenfiguren zur Seite gestellt, beispielsweise Charlottes Zwillingsbruder Robert, Hausmeister Lukas Waldhofer und Dr. Carl Amberg. Der böse Antagonist wird durch den Obergutachter bei der Euthanasie-Aktion T4 unter Adolf Hitler, Prof. Dr. Hermann Josef Kettenbach, verkörpert. Für latente Bedrohung sorgt der unheimliche Assistenzarzt Josef Stühling, während in der Gegenwart der Neurobiologe Siegfried Rattler sowie der Medizinhistoriker Hendrik van Dijk eine wichtige Rolle für Anne Südhausen spielen.

„Das Haus des Dämmerlichts“ war ein faszinierender, aber auch nachdenklich stimmender Roman, der mir ausgezeichnet gefallen hat und den ich sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 10.06.2019
Solange sie tanzen
Leciejewski, Barbara

Solange sie tanzen


ausgezeichnet

Egal was passiert, wir werden einander nie verlassen, solange wir uns lieben!

„Es war mein Traum, mit dir mein ganzes Leben zu verbringen. Und dieser Traum ist in Erfüllung gegangen. Gibt es etwas Schöneres?“ (Hans Friedberg)

Ada Friedberg ist seit einem Jahr verwitwet und lebt in einer kleinen Wohnung am Stadtrand von München. Der Tod ihres Ehemannes hinterließ eine riesengroße Lücke in ihrem Leben. Einzig der alte Boxerrüde Hemingway und Adas abendliche Beobachtungen der Nachbarschaft gestalten ihren einsamen Alltag ein wenig unterhaltsamer. Doch während Ada in Erinnerungen schwelgt und die goldenen Jahre mit Hans in ihren Gedanken Revue passieren lässt, ergreift sie eine leise Unruhe. Ada hat das Gefühl, immer vergesslicher zu werden, sie registriert kurze Momente der Verwirrtheit. In einem ehemals leerstehenden alten Haus erblickt Ada eines Nachts ein tanzendes Paar… hätte Hans doch bei ihr sitzen und es sehen können, hätte Ada doch noch einmal mit ihm tanzen können…

Barbara Leciejewski erzählt von der Witwe Ada, die ein einsames, aber zufriedenes Leben in einer kleinen Wohnung führt und auf bewegte und erfüllte Jahre zurückblicken darf. Die Autorin macht ihre Leser mit der reizenden alten Dame und deren Umfeld bekannt, macht sie mit Adas Alltag vertraut. Sie stellt ihnen Adas erwachsene Kinder Susanne und Thomas, deren Partner und Kinder, aber auch Adas Nachbarn vor, von denen besonders der nette alte Witwer Herr Lenz und ein hilfsbereiter junger Mann namens Leo eine wichtige Rolle spielen. Barbara Leciejewskis Geschichte wurde in zwei Erzählebenen verfasst und beginnt mit der Gegenwart, in der Ada sich in ihrem einsamen Leben als Witwe zurechtfinden muss. Der Fokus des zweiten Handlungsstrangs ist auf die Vergangenheit gerichtet, die liebevoll und in bedächtigen Schritten aufgerollt wird. Man darf die junge Ada zurück ins Jahr 1957 zu ihrer ersten Begegnung mit Hans Friedberg begleiten, erlebt die wunderschöne Zeit des Kennenlernens, ihre Verliebtheit und die gemeinsame Leidenschaft für den Tanz. Im Verlauf der Jahre überwindet das Paar einige Hürden und kann dabei stets auf eine tiefe und unerschütterliche gegenseitige Liebe bauen. Zwar verblassen mit zunehmender Vergesslichkeit das Leben und die klaren Bilder der Gegenwart immer mehr vor Adas Augen, doch die wunderschönen Erinnerungen und tiefen Gefühle der Vergangenheit bleiben bestehen. Und Ada wünscht sich nichts sehnlicher, als noch ein einziges Mal mit Hans zu tanzen.

Sowohl der einfühlsame und wunderschöne Schreibstil der Autorin, als auch die starken Emotionen und tiefgründigen Gedanken machten diesen Roman zu einer herzerwärmenden Lektüre, die einerseits wehmütig stimmt, zugleich jedoch einen Rückblick in liebevoller Dankbarkeit für wunderschöne erlebte Jahre darstellt. Es gibt Bücher, die mich als Leser tief berühren und unter die Haut gehen. „So lange sie tanzen“ ist eines davon – eine erlesene kleine Perle, die mich vollständig in den Sog dieser Geschichte zog und mich durch Adas Erzählungen oftmals zu Tränen rührte. Barbara Leciejewski bedient sich hervorragend ausgearbeiteter Charaktere und schreibt von dem Kampf um eine Liebe gegen alle Hindernisse, eine Liebe, die ein ganzes Leben lang währte und auch über den Tod des Partners hinaus bestehen blieb. Das Thema Demenz wurde in die Handlung verwoben und ist von einem Aufruf, die kostbare Lebenszeit zu nützen und den Augenblick zu leben, begleitet.

„Manchmal wünsche ich mir, ich könnte die Uhr zurückdrehen. Ich würde alles anders machen. Und ich würde jede Sekunde genießen, jede einzelne Sekunde. Warum merkt man immer zu spät, wie kostbar das Leben ist?“

Fazit: „So lange sie tanzen“ stellt eine zauberhafte Hommage an die Liebe dar und ist eine Lektüre, die man nicht so rasch wieder vergessen kann.

Begeisterte fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 06.06.2019
Im Land des Korallenbaums
Caspari, Sofia

Im Land des Korallenbaums


weniger gut

Sind Träume nicht dazu da, in Erfüllung zu gehen?

„Argentinien – Silberland – was würde ihnen dieses Land wirklich bringen?“

Anna Weinbrenner und Viktoria Santos aus Deutschland sind im Jahre 1863 unterwegs nach Argentinien, wo sie von ihren Ehemännern erwartet werden. Als Anna während der langen Schiffsreise die Bekanntschaft des Kaufmannssohnes Julius Meyer macht, lernt sie durch diesen attraktiven und wohlerzogenen jungen Mann auch seine Bekannte Viktoria kennen. Die Tochter aus gutem Hause reist zu ihrem Ehemann Humberto, dem Erben einer großen Estancia in Salta. Obgleich die beiden jungen Frauen aus völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten stammen, freunden sie sich miteinander an und vertiefen auch die Bekanntschaft mit Julius. In Argentinien trennen sich die Wege der drei Reisenden. Während Anna mit ihrem Mann Kaleb Weinbrenner und ihrer Familie um das tägliche Überleben kämpfen muss, erwartet die fröhliche und freiheitsliebende Viktoria ein gelangweiltes Dasein in einem goldenen Käfig. Darüber hinaus hegt ihre Schwiegermutter tiefsten Hass gegen die Ehefrau ihres vielgeliebten Sohnes, die Gehässigkeit und die Intrigen von Dona Ofelia machen Viktoria das Leben schwer. Nach einem tragischen Schicksalsschlag sucht Anna ihre Schiffsbekanntschaft auf und bittet sie um Hilfe. Doch schon bald geraten beide Frauen in Schwierigkeiten und müssen um ihre Existenz in Argentinien kämpfen.

Im vorliegenden Roman erzählt Sofia Caspari die Geschichte einer Auswanderung, wobei sie durch ihre Protagonistin Anna Weinbrenner den harten Überlebenskampf mittelloser Landarbeiter, durch Viktoria hingegen das Dasein einer ungeliebten und unglücklichen Ehefrau beschreibt. Die Autorin bietet einen regen Perspektivenwechsel und lenkt den Fokus abwechselnd auf Anna und Viktoria, stellt dem Leser deren Lebensumstände und einige relevante Nebenfiguren vor. Während Anna mit ihrem Mann Kaleb für das Auskommen von Annas Eltern und ihrer kleinen Schwester sorgen muss, haben die beiden älteren nach einem Streit die Familie verlassen und gehen ihre eigenen Wege. Viktoria leidet hingegen unter ihrer eiskalten und grausamen Schwiegermutter Ofelia, die keine andere Frau in der Nähe ihres Sohnes duldet und die Entfremdung der Eheleute mit aller Macht vorantreibt. Als wichtige Nebenfiguren der Handlung tauchen der junge Halbindianer Pedro Cabezas sowie Annas Brüder Eduard und Gustav auf. Die Inhaber des Fuhrunternehmens Breyvogel & Sohn sowie die beiden skrupellosen Gauner Piet und Michel zählen zu den Antagonisten dieses Buches. Ihre finsteren Aktivitäten ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung und sorgen für eine nicht unbeträchtliche Spannung.

Fazit: Ich empfand die Geschichte dieser beiden unterschiedlichen Frauen interessant und verfolgte ihre Überfahrt aus Deutschland, ihre Ankunft in Argentinien und ihre Bemühungen, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden. Doch trotz der beeindruckenden Landschaftsbeschreibungen und der interessanten Informationen zu diesem „Neuen Land“ konnten mich weder der Schreibstil, noch die Figuren und deren Handlungen wirklich überzeugen. Darüber hinaus hat die enorme Anzahl derber und vulgärer Ausdrücke in diesem Buch mein Lesevergnügen empfindlich gestört.

„Im Land des Korallenbaums“ hat meinem Lesegeschmack leider nicht entsprochen und ich kann daher keine Empfehlung aussprechen.