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leseratte1310
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Niederrhein
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Bewertungen

Insgesamt 3486 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


sehr gut

Dieser Thriller spielt in einer nicht so fernen Zukunft. Der Klimawandel und seine Auswirkungen zeigen sich in allen Lebensbereichen.
Harriet ist mit dem Zug unterwegs, als der wegen eines Waldbrandes stoppen muss. Sie rettet eine Frau aus deren brennendem Haus. Bevor die Frau das Bewusstsein verliert, sagt sie noch „Wie hast du mich gefunden? Du darfst gar nicht hier sein." Das lässt Harriet keine Ruhe. Dann tauchen immer wieder Erinnerungsschnipsel auf, die für Harriet sehr verstörend sind. Sie beginnt an ihrem Verstand zu zweifeln. Als sie ihre Vergangenheit erkunden will, gerät alles außer Kontrolle.
Dies ist mein erstes Buch der Autorin Zoё Beck, aber sicherlich nicht das letzte. Der Thriller hat mir gut gefallen und der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen.
Harriet ist eine Frau, die es nicht leicht hat. Ich konnte gut mit ihr fühlen, ganz besonders, als sie an ihren Erinnerungen zu zweifeln beginnt. Es muss sehr traumatisch sein, was sie erlebt. Doch sie möchte wissen, was sie und ihr Leben ausmacht. Dabei bringt sie sich auch noch in Gefahr.
Welche Erinnerungen sind wirklich Harriets? Und wie zuverlässig sind diese Erinnerungen?
Was zunächst so verwirrend erschien, löst sich am Ende doch schlüssig auf.
Ein spannender Thriller, der in einer erschreckenden Zukunft spielt.

Bewertung vom 19.10.2023
Der Kartograf des Vergessens
Couto, Mia

Der Kartograf des Vergessens


ausgezeichnet

Der Dichter Diogo Santiago leidet unter einer Depression und kehrt auf Anraten seines Arztes in seine Heimatstadt Beira zurück. Dort begegnet er der jungen Liana Campos, die ihm Unterlagen zukommen lässt, die ihm darüber Aufschluss geben sollen, was sich in den siebziger Jahren in Mosambik abgespielt hat und welche Rolle sein Vater Adriano, der auch ein Dichter war, dabei gespielt hat. Liana selbst möchte herausfinden, was mit ihrer verschwundenen Mutter geschehen ist. Gemeinsamen machen sie sich auf, die Vergangenheit zu ergründen.
Es hat eine wenig gedauert, bis ich mich in die Geschichte hineingefunden habe. Dann aber hat sie mich doch gepackt. Der Autor Mia Couto erzählt diese Geschichte, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spielt, auf ungewöhnliche Weise. Es ist eine Sammlung der unterschiedlichsten Quellen wie Tagebucheinträge, Aussagen von Zeitzeuge, amtlichen Dokumenten, Briefen und anderem, das verbunden ist durch die Suche von Diogo und Liana. Besonders gefallen haben mir die Kapitelüberschriften (wie zum Beispiel „Mit den Schatten sprechen“, „Das Schicksal austricksen“, „Ein Wundmal auf der Haut der Zeit“…) Trotz dieser vielen Quellen ergibt sich ein subjektives Bild, dass sich mit jedem neuen Dokument oder Zeugenaussage wieder verändert. Jeder hat halt seine eigene Betrachtungsweise auf das Geschehene und so manches mutet ein wenig mystisch an.
Wir erfahren, wie es damals in Mosambik zugegangen ist. Es war eine Atmosphäre des Misstrauens und schreckliche Grausamkeiten sind geschehen. Um das Massaker von Inhaminga ranken sich die Schicksale von sehr unterschiedlichen Personen, die aber miteinander verknüpft sind. Diogos Vater lebte als Dichter in seiner eigenen Welt. Er war zwar politisch interessiert, spielte aber nicht die Rolle, die Inspektor Oskar Campos vermutet, der Adriano unbedingt überführen will. Auf Veranlassung seiner Frau Virginia versucht Adriano in Inhaminga herauszufinden, ob Sandro noch lebt, der als Soldat in den Krieg gezogen ist. Dabei sieht Adriano all die Grausamkeit, die dort geschieht. Aber auch bei den Nachbarn der Santiagos gibt es Tragisches. Am Ende zeigen sich die Verbindungen zwischen diesen und weiteren Menschen und bringen einige Überraschungen ans Licht. Keiner der Personen hat unbeschadet aus dem damaligen Geschehen herausgefunden. Doch sie wollten vergessen, um weiter leben zu können.
In der Zeit der Befreiungskriege in Mosambik geht es sehr grausam zu. Nachdem man das Land ausgebeutet hat, traut keine Gruppierung der anderen. Bespitzelung, willkürliche Verhaftungen und Folter sind an der Tagesordnung und wieder einmal mischt auch die Kirche in diesem bösen Spiel mit. Manches ist nur schwer zu ertragen.
Es ist ein atmosphärisch dichter, vielschichtiger Roman über das Vergessen und Erinnern.

Bewertung vom 16.10.2023
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


gut

Ein Mann kommt auf einem Schiff zu sich. Er weiß nicht, warum er dort ist und wer er überhaupt ist. Dass er Huxley heißt, lässt ihn eine Tätowierung auf dem Arm annehmen. Er ist nicht alleine, es gibt weitere fünf Lebende und ein Toter. Keiner von ihnen hat eine Erinnerung. Das Schiff ist ferngesteuert und sie erhalten über ein Satellitentelefon Anweisungen. Im dichten Nebel hören sie schreckliche Schreie. Sie finden heraus, dass sie auf dem Weg in ein zerstörtes und ausgestorbenes London sind. Doch auf der Themse wird es immer gefährlicher, denn überall lauern schreckliche Wesen. Was ist geschehen?
Ich kannte den Autor Anthony Ryan bisher nur von Fantasy-Büchern, doch er kann auch Thriller, jedenfalls wenn man solch blutrünstige Horrorgeschichten mag. Meine Sache sind sie nicht. Der Schreibstil allerdings lässt sich gut und flüssig lesen sofern man nicht immer wieder pausieren muss, weil man das Gemetzel nicht mehr ertragen kann.
Es ist eine verstörende und sehr bedrohliche Welt, in der sich die sechs Überlebenden bewegen. Sie versuchen herauszufinden, was mit ihnen geschehen ist und ihre Vermutungen scheinen sich zu bestätigen. Sie geraten von einer gefährlichen Situation in die nächste und können sich keinen Fehler erlauben, denn sonst erwartet sie der Tod. Ihre Aufgabe ist es, die Welt zu retten, was sich aber erst so peu à peu ergibt. Doch nicht alle werden am Ende dabei helfen können.
Die Charaktere kamen mir nicht wirklich nahe, sie sind auch nicht besonders vielschichtig ausgearbeitet. Sie wurden in eine Ausnahmesituation hineingeworfen und ihre besonderen Fähigkeiten sollen ihnen dabei helfen, die Schwierigkeiten zu meistern. Vielleicht gehen sie deshalb nicht besonders empathisch miteinander um.
Für mich war diese zwar spannende, aber blutige und grausame Geschichte nicht das Richtige.

Bewertung vom 14.10.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Als die Nazis in Deutschland an die Macht kommen, dreht G. W. Pabst gerade in Frankreich. Da an eine Rückkehr nicht zu denken ist, macht er sich auf nach Hollywood, wo er auch eine Chance bekommt. Aber er kann seine Vorstellungen nicht durchsetzen und so wird der Film ein Flop. Damit ist er in dem Filmparadies gescheitert und kann auf keine Hilfe hoffen. Als er ein Telegramm von seiner kranken Mutter erhält, reist er nach Österreich, jetzt Ostmark genannt. Die Machthaber wollen ihn für neue Filme gewinnen. Zunächst lässt er sich auf die Angebote nicht ein, doch dann ist Krieg de und die Grenzen sind geschlossen. So kommt es, dass er sich doch auf die Anfragen einlässt. Für Propagandafilme steht er zwar nicht zur Verfügung, aber für ihn ist wichtig, dass er wieder drehen kann.
Eingerahmt wird die Geschichte des berühmten Regisseurs G. W. Pabst durch die fiktive Figur des Franz Wilzek, der mit Pabst beim verschollenen Film "Der Fall Molander" zusammengearbeitet hat.
Erzählt wird diese Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und so lernte ich Georg Wilhelm Pabst kennen, der mir aber dennoch immer ein bisschen fremd blieb. Er hat schon früh erkannt, wie er Menschen dazu bringt, das Beste vor der Kamera aus sich herauszuholen. Obwohl er in der Weimarer Republik sehr berühmt war, so blieb er beim Filmen selbst stets im Dunkeln. Mir kam Pabst oft ein wenig naiv vor. Das ging los mit seinen Verhandlungen in Hollywood, wo er aufgrund fehlender Sprachkenntnisse sich nicht durchsetzen kann. Dann reist er zurück, weil seine kranke Mutter einen Hilferuf losgeschickt hat, was ihn ehrt. Doch er hätte erkennen müssen, dass er wahrscheinlich nicht mehr ohne Weiteres ausreisen kann. Aber ganz besonders hätte er sehen müssen, dass man nicht für die Nazis Filme drehen kann ohne sich zu korrumpieren. Man spürt, wie zerrrissen er ist, aber für ihn geht das Filmemachen über alles. Seine Familie tat mir oft leid. Trude hat es nicht leicht mit ihm und seiner Besessenheit. Sie sieht, dass er in Gedanken ständig bei einer anderen - Louise Brooks – ist. Aber auch für seinen Sohn Jakob ist es nicht leicht und so wird er ein begeisterter Anhänger des Regimes und zieht sogar in den Krieg.
Daniel Kehlmann ist ein meisterhafter Erzähler, der kein Urteil über seine Figuren fällt. Er überlässt es dem Leser, sich selbst seine Gedanken darüber zu machen, was Pabst für ein Mensch war und was man im Namen der Kunst tun darf.
Ein tiefgründiger und lesenswerter Roman.

Bewertung vom 12.10.2023
So tödlich der Wald (eBook, ePUB)
Seinsche, David

So tödlich der Wald (eBook, ePUB)


gut

Kommissar Johannes Burgmeister wurde aufgrund eines missglückten Einsatzes vom Dienst suspendiert und verbringt nun seinen Urlaub in Finnland. Bei einer Jagd wird ein Toter gefunden. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich aber als Mord. Burgmeister Burmester wird zu den Ermittlungen herangezogen. Da er aber kein Finnisch spricht, bekommt er einen Polizisten mit deutschen Sprachkenntnissen an die Seite gestellt.
Ich mag die düstere Atmosphäre von Skandinavien-Krimis, die auch in diesem Buch zum Tragen kommt. Dass ein deutscher Kommissar aber von der finnischen Polizei um Hilfe gebeten wird, erscheint mir nicht logisch. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Es dauert allerdings etwas, bis sich die Spannung aufgebaut hat.
Die Charaktere sind lebendig und gut beschrieben. Johannes Burgmeister ist kein sympathischer Mensch. Er präsentiert sich als echter Stinkstiefel. Kein Wunder ist es da, dass es auch in seinem Privatleben nicht besonders gut gelaufen ist. Seine Ehe ist gescheitert und zu seiner Tochter hat er auch keine Beziehung. Aber er ist ein fähiger Polizist, der nicht aufgibt, wenn er erst einmal Witterung aufgenommen hat. Dabei sind seine Methoden allerdings nicht immer ganz astrein. Der junge Polizist Matti Halonen ist so ganz anders als Burgmeister, nämlich angenehm und höflich. Obwohl er ein Anfänger ist, macht er seine Sache gut. Die Zusammenarbeit scheint beiden gut zu tun. Johannes wirkt am Ende zugänglicher und Matt wirkt selbstbewusster.
Der Fall ist nicht einfach und die Bewohner des Ortes Nurmes mauern, denn es gibt etwas, dass unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit dringen darf. Für Johannes Burgmeister ist es nicht ganz ungefährlich, diese Ermittlungen zu führen.
Als nach einer Weile Informationen auftauchen, klärt sich die Sache dann zügig und schlüssig auf.
Ein spannender, wenn auch nicht ganz logischer Krimi.

Bewertung vom 11.10.2023
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23 (eBook, ePUB)
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Frida Kahlo liebt ihren Mann Diego, aber sie ist finanziell von ihm abhängig und steht künstlerisch in seinem Schatten. Doch sie sieht sich anders und will sich nur der Malerei widmen. Dann hat sie 1938 ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Levy in New York. Es wird ein großer Erfolg und die Kunstwelt von Manhattan feiert sie. Es folgt eine Ausstellung in Paris. Frida trifft den Fotografen Nickolas Muray und erlebt mit ihm eine leidenschaftliche Affäre. Sie genießt das Leben und entwickelt sich auch künstlerisch weiter. Ihre Bilder sind gefragt.
Dieser Roman befasst sich mit ungefähr einem Jahr des Lebens dieser besonderen Frau. Schon das Buch „Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ der Autorin Caroline Bernard hat mir sehr gut gefallen und auch dieser Band konnte mich wieder überzeugen. Sie erzählt die Geschichte lebendig und emotional, so dass die Gedanken und Wünsche von Frida Kahlo greifbar werden.
Frida ist eine auffallende Frau, auch wenn sie nicht unbedingt eine Schönheit ist. Sie hat sich seinerzeit in Diego verliebt und steht zu ihm, auch wenn sie sich eingeengt fühlt. Das Hausfrauendasein liegt ihr überhaupt nicht. Sie will nur eins und das ist malen. Nach ihrer ersten Einzelausstellung befreit sie sich aus dem künstlerischen Einfluss ihres Mannes. Sie wird umschwärmt und trifft andere Künstler. Diese Eindrücke aus New York und Paris nimmt sie in sich auf und setzt alles in ihren Bildern um. Ich kann nicht sagen, dass sie eine sympathische Person ist, dafür nimmt sie sich recht egoistisch ihre Freiheiten. Aber ganz eindeutig ist sie eine beeindruckende und vielschichtige Persönlichkeit.
Ein lesenswerter Roman über eine außergewöhnliche Künstlerin.

Bewertung vom 10.10.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


gut

Alex ist verschuldet und ihr Ex Dom setzt ihr zu wegen etwas, das sie getan hat. Sie hat sich nun im Sommerhaus bei dem älteren Simon eingenistet und hofft, dass sie am Ende des Sommers, der sich dem Ende zuneigt, bei Simon bleiben kann. Doch dann passiert etwas und sie wird vor die Tür gesetzt. Aber sie hofft, dass sie am Ende der Woche bei Simons Gartenparty wieder zurückkehren kann.
Die Autorin Emma Cline ist eine gute Beobachterin der Menschen und ihrer Abgründe. Ihr Schreibstil lässt sich gut lesen. Dennoch hat mich diese Geschichte nicht wirklich fesseln können.
Alex ist eine ziemlich unsympathische Person. Sie nimmt andere Menschen aus, damit sie selbst es gut hat. Dabei setzt sie ihren Charme und ihren Körper ein. Sie lügt sehr gut und ist manipulativ, so dass die anderen es erst einmal nicht merken. Simon nimmt sie auf und belohnt sie mit kleinen Geschenken, aber er denkt nicht daran, es zu einer festen Beziehung werden zu lassen. Für ihn ist sie ein Sommerflirt. Aber Alex hat keinen Ort und keine Freunde, zu denen sie kann, als Simon sie wegschickt.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie Alex zu so einem Menschen wurde. Wie sah ihre Vergangenheit aus? Oder ist es einfach nur ihr Charakter, der sie antreibt? Ich konnte ihr Handeln jedenfalls nicht nachvollziehen.
Aber auch die anderen Personen, die den Sommer in den Hamptons verbringen, waren mir nicht unbedingt sympathisch. Manche der jungen Leute leben komfortabel auf Kosten ihrer Eltern, die ihre Brut zwar mit allem versorgen, sich aber kaum um sie kümmert. So fällt es auch oft nicht auf, wenn etwas verschwindet.
Am Ende kommt es, wie es kommen muss. Wie Alex‘ Zukunft aussehen könnte, kann man sich selbst ausmalen.
Ich hatte mir mehr von diesem Roman versprochen, der mich streckenweise gelangweilt hat.

Bewertung vom 10.10.2023
Das Vogelmädchen von London (eBook, ePUB)
Osman, Mat

Das Vogelmädchen von London (eBook, ePUB)


sehr gut

Im Jahr 1601 lebt in Birdland das Vogelmädchen Shay. Dort werden die Vögel als Götter verehrt und in den Flügeln kann Shay die Zukunft sehen. Sie befreit in London gefangene Vögel und muss vor einem der Vogelhändler fliehen. Über den Dächern begegnet sie Nonesuch, der ihr hilft. Nonesuch arbeitet beim Theater und Shay freundet sich mit ihm und den anderen Jungen dort an. Nonesuch und Shay gründen das Ghost Theatre. An den unterschiedlichsten versteckten Orten von London führen sie ihre Stücke auf. Shay macht sich einen Namen als Wahrsagerin und weissagt sogar Königin Elizabeth. Doch das hat ungeahnte Folgen.
Mir hat diese phantastische und magische Geschichte gut gefallen. Der recht poetische Schreibstil ist angenehm zu lesen. Alles – die Menschen wie die Orte – ist bildhaft und detailreich beschrieben, so dass sich die Geschichte manchmal zieht. So turbulent sie auch begonnen hat, so tragisch endet sie.
Die Charaktere sind interessant und komplex. Shay hat die besondere Gabe der Weissagung und ahnt nicht, was sie damit auslösen kann. Als sie Nonesuch begegnet, ist sie gleich von dem wortgewandten Jungen beeindruckt und verliebt sich in ihn. Ich mochte Shay von Anfang an, doch mit Nonesuch wurde ich nicht wirklich warm.
In den Straßen von London herrscht Not und Elend und auch für die Theaterjungen ist es kein leichtes Leben. Sie dienen nur zur Unterhaltung der Adeligen und Reichen. Umso schöner ist in diesem traurigen Umfeld die Liebesgeschichte zwischen Shay und Nonesuch. Doch es gibt auch die andere, die tragische und sogar grausame Seite dieser Geschichte.
Eine interessante und ungewöhnliche Geschichte mit magischen Elementen.

Bewertung vom 08.10.2023
Die der Brandung trotzen / Das Grand Hotel Bd.3
Benedikt, Caren

Die der Brandung trotzen / Das Grand Hotel Bd.3


ausgezeichnet

Bernadette von Plesow hat schon einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Nun aber sorgt sie sich um ihren Sohn Constantin, der wegen Mordes, den er nicht begangen hat, im Gefängnis sitzt und dem die Todesstrafe drohen könnte. Constantin hat sich in Berlin mit den falschen Leuten angelegt. Natürlich versucht Bernadette alles Menschenmögliche, um ihren Sohn zu retten. Dabei geht sie ein großes Risiko ein.
Ich begleite die Familie Plesow vom Grand Hotel in Binz von Anfang an und musste natürlich wissen, wie es weitergeht. Der Schreibstil ist lebendig und angenehm flüssig zu lesen. Durch unterschiedliche Perspektiven erhält man einen umfassenden Einblick und ist nah an den Personen. Auch die Handlungsorte sind bildhaft beschrieben, dass ich sie mir genau vorstellen konnte.
Bernadette von Plesow wusste immer genau, was sie wollte. Sie ist eine starke und kämpferische Frau. Wenn das Schicksal es nicht immer gut mit ihr meinte, so ließ sie sich doch nicht unterkriegen und kämpfe für ihre Familie und für das Hotel. In Berlin versucht sie nun gemeinsam mit Marie und Gerd Nolte, der Constantins rechte Hand ist, einen Freispruch zu erreichen. Ihre Tochter Josephine hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und führt nun die Geschäfte.
Die Geschichte ist spannend, denn immer wieder gibt es neue Wendungen. Es werden Intrigen gesponnen, die das Leben der von Plesows kompliziert machen. Doch mit eisernem Willen versucht Bernadette immer wieder die Geschicke der Familie in geordnete Bahnen zu lenken.
Auch dieser finale Band der dramatischen und spannenden Familiengeschichte hat mich wieder gefesselt.

Bewertung vom 07.10.2023
Einer von den Guten (eBook, ePUB)
Wagner, Jan Costin

Einer von den Guten (eBook, ePUB)


sehr gut

Ermittler Ben Neven verstrickt sich immer mehr in sein zwielichtiges Doppelleben. Er hält sich für einen von den Guten, was ihn aber nicht davon abhält, seine Familie zu hintergehen und sich immer wieder mit dem minderjährigen Adrian zu treffen. Im Dienst versucht er genau solche Fälle aufzuklären und die Täter zu überführen. Da bleibt es nicht aus, dass der innere Konflikt ihm zu schaffen macht.
Adrian wird von seinem Vater zur Prostitution gezwungen. Als er Vera kennenlernt, erfährt Adrian, dass es ein ganz anderes Leben geben kann.
Dies ist der dritte Band aus der Ben Neven-Reihe. Der Autor Jan Costin Wagner schreibt ungewöhnlich, distanziert, gleichzeitig aber auch intensiv, wertet aber nicht. Die Perspektiven wechseln, so dass man nahe am Geschehen ist. Gerade darum ist es oft sehr schwer weiterzulesen, denn Bens Doppelleben geht unter die Haut. Es ist so schwer zu ertragen, wie er auf der einen Seite in Sachen Kinderpornografie und Missbrauch an Kindern ermittelt und auf der anderen Seite auch ein Täter ist. Beim Lesen des Vorgängerbandes hatte ich so sehr gehofft, dass Neven die Kurve noch kriegt, obwohl man ahnen konnte, dass er nicht widerstehen wird. Doch tief in seinem Innern beschönigt er nicht. Er weiß, dass es nicht richtig ist, was er fühlt und tut. Fast wäre er aufgeflogen. Er vertraut sich seinem Mentor und Freund Landmann an.
Es ist ein spannender, aber auch verstörender Roman, der nur schwer zu ertragen ist.