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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 633 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2024
Austrian Psycho Jack Unterweger
Herwig, Malte

Austrian Psycho Jack Unterweger


sehr gut

Der anonyme Autor, Journalist und Verfasser von "Austrian Psycho" gehörte zu der Kulturszene, die sich für Jack Unterwegers frühzeitige Freilassung einsetzten, als er für seinen ersten Mord im Gefängnis saß, und begibt sich auf Spurensuche, anhand seiner eigenen Erinnerungen und den zahlreichen Dokumente, die der Journalist und Autor Malte Herwig zusammengetragen und ihm zur Verfügung gestellt hat. Er ist es auch, der den anonymen Autor zur unbequemen Analyse ermutigt, welches ihm spürbare Anstrengung abverlangte. Beließ er es doch lange dabei, dieses Trugbild aufrecht zu erhalten, als die Wahrheit anzuerkennen, die eine mögliche Mitschuld zur Konsequenz hätte. Der Text reduziert sich auf das Wesentliche einer umfassenden Recherche aus Briefen, Akten, Gesprächen mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, literarischen Beispielen von Jack Unterweger sowie Reportagen und Interviews, die ein entlarvendes Bild zeichnen. Hinweise gab es viele, dass Unterwegers Schreiberei nur ein Ventil und letztlich Mittel zum Zweck gewesen war. Rückblickend ist der „Knast-Kitsch“ und die „Harte Kindheit“ wenig beeindruckend und es ist beinahe unverständlich, wie er der Kulturszene imponieren und Frauen so faszinieren konnte, dass sie ihm halfen, seine Ziele zu erreichen. Doch es wird auch deutlich, dass die Vorstellung der Resozialisierung eines Frauenmörders zu verlockend war, und es auch welche gab, die sein Spiel durchschaut hatten.

Es ist Malte Herwig zu verdanken, dass entwaffnende Details zur richtigen Zeit den Eindruck vermitteln, dass hier mit großem Arbeitseifer jeder Stein umgedreht wurde. Der Schreibstil ließt sich gut, mitunter zynisch und klischeehaft zeigt sich Widerwille und Resignation, die im Nachwort von Malte Herwig zur Gewissheit wird. Die Veröffentlichung sei ihm schwer gefallen, doch ich bin froh, dass er sich dazu entschlossen hat. Es ist ein enthüllendes Werk über Manipulation, Mord, Verblendung und Betrug, welches mich in den Bann gezogen hat, weil es sich immer wieder auf Fakten stützt und zeigt, wie es Unterweger gelang, die Menschen für sich zu vereinnahmen. Zudem aus dieser interessanten Perspektive eines ehemaligen Fürsprechers. Ich habe durch "Austrian Psycho“ das erste Mal von Jack Unterweger erfahren und konnte mir ein gutes Bild machen.

Bewertung vom 13.01.2024
Das Buch der Phobien und Manien
Summerscale, Kate

Das Buch der Phobien und Manien


ausgezeichnet

"Das Buch der Phobien und Manien" lädt zum Stöbern und Nachschlagen ein. Neunundneunzig Phobien und Manien von A wie Ablutophobie bis Z wie Zoophobie. Zu jeder Phobie oder Manie findet man etwas zur Entstehung, Bedeutung und Ursache. Außerdem dienen Betroffene als exemplarisches Beispiel für (körperliche) Reaktionen und Prozesse. Neben wissenschaftlichen Betrachtungen, Statistiken, Zitaten von Forschern und literarischen Bezügen, findet man auch Hinweise auf kulturelle Unterschiede und Bedeutungswandel in der Kulturszene, sowie interessante Erklärungen und Theorien. Wer hätte gedacht, dass Ophidiophobie, die Angst vor Schlangen, die nicht nur den berühmten filmischen Schatzjäger Indiana Jones plagte, sondern weltweit die häufigste spezifische Phobie ist, mit der sich schon Charles Darwin näher beschäftigte, um ihren Ursprung zu ergründen. Oder was berühmte Persönlichkeiten, wie der Komponist Frederic Chopin oder Hans Christian Andersen als Taphephobiker unternahmen, um ganz sicher zu gehen.

Illustrationen veranschaulichen die Begriffe und tragen dazu bei, dass jeder der neunundneunzig Begrifflichkeiten einen interessanten Beitrag abliefern, der kurzweilig, interessant und inspirierend ist. Besonders gefallen hat mir, dass man versucht hat, zu den Anfängen zurückzugehen und die Phobien und Manien auch in ihrem kulturellen Änderungsprozess betrachtet hat, wie die Angst vor dem Telefonieren (Telephonophobie), die aus einem anderen Grund entstand, als der, weshalb sie wieder aufkam. Zudem haben mir die verschiedenen Blickwinkel gefallen, weil die unterschiedlichen Facetten der Kulturen berücksichtigt wurden. Eine umfassende Auflistung mit informativen Erklärungen für Wissenshungrige und Neugierige. Dient allerdings eher der Unterhaltung, als zur Selbstdiagnose. Perfekt für Zwischendurch und zum Querlesen.

Bewertung vom 05.01.2024
Die Wolkengucker
Fritz, Kristina

Die Wolkengucker


ausgezeichnet

Es ist eine Geschichte über das achtsame Beobachten der Wolken am Himmel, zum Entspannen, Erforschen und kreieren fantasievoller Wolkengebilde. Aber vor allem ist es eine hoffnungsvolle Geschichte über ganz unterschiedliche Menschen, die sich begegnen, auf der Suche nach Zugehörigkeit, Erfüllung und Liebe.

Kristina Fritz, auch bekannt als Kristina Günak, schreibt einfühlsam, berührend und mit einem sanften Humor über vielschichtige Themen wie Einsamkeit, Trauer, Verbundenheit, Ängste, Zuversicht und Fülle. Man fühlt sich mit den authentischen Charakteren von Jung bis Alt verbunden, die alle ganz verschiedene Qualitäten und Persönlichkeiten mitbringen. Da ist Matt, Illustrator und Vater, der um seine Verstorbene Frau trauert und das Vertrauen in die Welt verloren hat, die resolute 90-jährige Wilma, die ihre beste Freundin vermisst, der sie ein Versprechen gegeben hat, oder die wunderbare Ayla, die mit ihrer freundlichen und direkten Art begeistert.

Gefallen haben mir auch die treffenden Überschriften und der Perspektivenwechsel von Kapitel zu Kapitel. Dadurch erhält man viele Eindrücke in die unterschiedlichen Gedanken- und Gefühlswelten. Der Wolkengucker-Gemeinschaft, die daraus entsteht, wollte ich am liebsten selbst beitreten und auch, wenn sie durch die Umstände ungewöhnlich schnell zusammen wachsen, ist es genau das, was ich schön fand, weil sie füreinander da sind.

Obwohl die Geschichte ziemlich vorhersehbar ist, habe ich stetig weitergelesen, um mehr Zeit mit den Wolkenguckern zu verbringen. Dabei entsteht ein Wohlgefühl der Inspiration und Rührung, welches ebenso beseelend wirkt, wie das Wolkengucken selbst.

"Die Wolkengucker" zeigt viele Facetten des Lebens, in einer gelungenen Mischung aus Tiefgang und Oberflächlichkeit, ohne unangenehme Klischees. Es hält es einige Botschaften und Weisheiten bereit, die im Gedächtnis bleiben und lädt zum Nachdenken und Mitfühlen an. Über allem steht die gemeinsame Trauer, aus der schließlich Freundschaft und Lebensfreude erwächst. Es ist eine Geschichte voller Menschlichkeit, Hoffnung und innerer Einkehr.

Das passende Buch für alle, die etwas wohltuendes fürs Herz suchen, ohne große Dramen, das auch etwas vorhersehbar sein darf. Zudem schön geschrieben und hervorragend dargestellt, verspricht es einen Lesegenuss, ähnlich wie ein Pudding aus Kindertagen in schriftlicher Form.

Bewertung vom 05.01.2024
Die Eisfischerin vom Helgasjön
Lamberti, Frieda

Die Eisfischerin vom Helgasjön


sehr gut

Die Eisfischerin von Helgasjön erzählt die Geschichte von Rieke, deren Gefühle, nach sieben Jahren Beziehung, ordentlich durcheinander gewirbelt werden. Unerwartete Ereignisse zwingen sie, ihr Leben und die Liebe zu hinterfragen.

Die schwedische Idylle, die eisige Kälte und die träumerischen Nordlichter schaffen die perfekte Atmosphäre für diese emotionale, lustige und romantische Geschichte, die in Hamburg und im winterlichen Schweden spielt. Es geht um Selbstverwirklichung, Riekes persönliches Glück und die Familie.

Es ist eine leicht kitschige Liebesgeschichte, die zwar vorhersehbar ist, aber auch mit einigen unerwarteten Wendungen aufwarten kann. Dadurch ergibt sich ein unterhaltsames Gesamtbild, mit einem angenehmen Wohlfühlfaktor. Rieke ist ein sympathische Hauptfigur, die für sich einzunehmen weiß. Auch die anderen Charaktere passen in die Handlung und Frieda Lamberti schafft es, die passenden Emotionen beim Lesen hervorzurufen. Dadurch wirkt es authentisch und man kann sich gut einfühlen. Ich habe das Hörbuch gehört, welches von Victoria Schätzle sehr gut vorgelesen wurde. Ich kann diese kurzweilige Wintergeschichte für alle empfehlen, die auf der Suche nach einer seichten, stimmungsvollen Romcom sind, bei der man einfach abschalten kann.

Bewertung vom 05.01.2024
Twelve Secrets / Ben Harper Bd.1
Gold, Robert

Twelve Secrets / Ben Harper Bd.1


sehr gut

Ben ist True-Crime-Podcaster und Journalist. Auch persönliche hat er bereits Verbrechen erlebt: vor vielen Jahren wurde sein Bruder Nick ermordet. Die beiden Täterinnen wurden festgenommen. Zum Jahrestag soll er einen Artikel darüber schreiben, doch Ben hat wenig Lust die Vergangenheit neu aufzuwühlen. Als jedoch eine der Täterinnen ermordet wird, werden die Karten neu gemischt und Ben deckt Geheimnisse auf, von denen er nie etwas geahnt hat. Kann Ben vergeben, was geschehen ist? Nebenbei laufen noch zwei andere Erzählstränge, die dann schließlich alle zusammenkommen. Diese zu identifizieren, war etwas herausfordernd, weil es dazu keinen Hinweis in der Überschrift gab. Erst dachte ich, dass es ziemlich vorhersehbar ist, aber dann wurde ich sehr überrascht. Das letzte Drittel hält absolute Spannung bereit und eine schlüssige Auflösung, die ich nicht erwartet hätte. Rückblickend arbeitet die Handlung stetig auf das Finale zu und löst nur so viele Geheimnisse, wie dafür nötig. Das war so gut geschrieben, dass mir die wenige Spannung gereicht hat, um neugierig zu bleiben. Ein Reihenauftakt, der für sich allein steht und mit Ben zwar eine sympathische Figur etabliert, die Charaktere insgesamt aber eher oberflächlich bleiben. Ein gut konstruierter Thriller ohne verherrlichte Gewalt, mit True-Crime-Atmosphäre, Verstrickungen, Geheimnissen und überraschender Auflösung.

Bewertung vom 05.01.2024
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Judith Pinnow hat einen warmherzigen Roman über Zugehörigkeit und Freundschaft geschrieben, der begeistert und berührt. Ihre liebenswerten Charaktere sind authentisch und bekleiden stets glaubwürdige Rollen, die man gern ein Stück begleitet. Ausnahmslos alle Figuren werden mit einfühlsamer Beobachtungsgabe dargestellt und bilden ein lebendiges Konstrukt um die Hauptfiguren. Es geht um die alleinerziehende Malu und ihren neunjährigen Sohn Janne, die im Park auf den Rentner Walter treffen, der mit seiner verstorbenen Frau Schach spielt. Diese Begegnung, und daraus entstehende Verbindung, verändert ihr Leben. In Rückblenden erfährt man, warum Walter so schroff und abweisend geworden ist. Das erinnert an "Kein guter Mann“ von Andreas Izquierdo - ein ebenso tolles Buch. Die Dialoge und den liebevollen Umgang untereinander habe ich als inspirierend und schön empfunden. Einige Szenen halten Botschaften bereit, die nachdenklich machen, was mir besonders gut gefallen hat. Die vereinzelten Cartoon-Zeichnungen sind dazu eine künstlerische Abwechslung.

Fazit:
Ein überraschend leichter, wohltuender Lesegenuss, dessen angenehm ruhiger und auch mal humorvoller Schreibstil wunderbar unterhält und bei dem man noch etwas über Schach lernt. Empfehlenswert für alle, die wohltuende und inspirierende Geschichten mögen.

Bewertung vom 05.01.2024
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


ausgezeichnet

In dieser sommerlichen Zukunftsversion von Deutschland, in der Hitzewarnungen, Plünderungen und weitere düstere Nachrichten der Klimakrise zum Alltag gehören, geht es um eine zweiunddreißig Jahre alte Frau, die in jungen Jahren nach einer Handverletzung ihre großen Träume als Pianistin nicht verwirklichen konnte und sich nun als Türsteherin eines Kaufhauses über Wasser hält. Was beim Lesen atmosphärisches Unbehagen auslöst, ist für Harriet vertraut, die viel mehr mit ihrem Trauma zu kämpfen hat, welches sie in ihren Träumen heimsucht, als mit den Folgen der Hitze und Dürre. „Jeder Mensch vergisst oder hat falsche Erinnerungen“. Harriets Träume fühlen sich an wie Erinnerungen, die nicht wahr sein können. Erste Zweifel kommen ihr, nachdem sie eine alte Frau aus deren brennenden Haus rettet, die Harriet zu erkennen scheint, dies aber später abstreitet. Außerdem konnte Harriet Auto fahren, ohne sich daran zu erinnern, je den Führerschein gemacht zu haben. Als sie nachzuforschen beginnt, stellt sie bald ihre Vergangenheit infrage und versucht die Wahrheit herauszufinden. Doch jemand will die Lügen schützen und bedroht Harriets Leben.

Erzählt wird aus der dritten Person mit einer gewissen Distanz, die mit ihrem nüchternen Stil ganz typisch für Zoë Beck ist. Ich habe bereits ein Buch der Autorin gelesen und mag den Mix aus Realismus, lokaler Nähe und Spannungsaufbau. Die Handlung fasziniert durch düstere Prognosen, sowie einer Hauptfigur, die auf der Suche nach Antworten ist, dabei einige Geheimnisse aufdeckt und echten Gefahren begegnet. Die Auflösung hat mich überzeugt. Die überraschenden Wendungen waren nicht vorhersehbar. Das Ganze ist gut verstrickt und konstruiert, so dass an der Komplexität der Welt kein Zweifel bleibt. Zudem ist der Schreibstil wunderbar, sodass man gut mitfiebern kann, ohne den Lesefluss zu verlieren. Besonders gefallen hat mir, dass Harriets Schicksal einem wirklich nahe geht. Vor allem die Begegnungen mit ihrem dementen Vater, sind sehr einfühlsam und authentisch dargestellt.

Fazit: Ein spannender Thriller einer Tragödie, deren Lügenspiel, dargestellt in einer unbequemen Zukunftsversion, überzeugt. Packend und berührend.

Bewertung vom 02.01.2024
Warrior Fairies. Die Macht der Jahreszeiten-Krone
Campisi, Stephanie

Warrior Fairies. Die Macht der Jahreszeiten-Krone


ausgezeichnet

Wer Fantasy und Feen liebt, wird im Reich der Feen im ersten Band von "Warrior Fairies" schöne Lesestunden verbringen. Fantasievoll wird hier mal etwas Neues mit weiblicher Heldin erzählt, wobei die Jahreszeiten eine wichtige Rolle spielen. Hauptfigur ist die dreizehnjährige Feenprinzessin Eliane, die nicht ganz den klischeehaften Erwartungen des königlichen Hofes entspricht, denn sie ist rebellisch und abenteuerlustig, liebt es mit ihrer Libelle Odona zu fliegen und weiß beim Fechten zu überzeugen. Als ihr Vater, der Sommerkönig, vermisst wird, beweist Eliane wie mutig sie ist, denn sie macht sich mit der hilfsbereiten Tierpflegern Rosa auf die Suche, um ihn zu finden.
Stephanie Campisi verpackt aktuelle Themen des Klimawandels in ein temporeiches Fantasyspektakel für Kinder und Jugendliche, flüssig, bildgewaltig und spannend geschrieben, packend bis zum Ende. Dank der kurzen Kapitel fliegen die Seiten nur so. Der Perspektivenwechseln zwischen Eliane und Rosa hat dazu beigetragen, dass man sich gut in ihre Gedanken- und Gefühlswelten hineinversetzten konnte.

Fazit:
Eine actionreiche und fantasievolle Geschichte voller Geheimnisse, Machtgier, Intrigen und Gefahren. Wendungsreich, spannend und voller Naturmagie.

Bewertung vom 02.01.2024
Rein in die Komfortzone!
Butler, Kristen

Rein in die Komfortzone!


sehr gut

Darum gehts:

„Es fühlt sich an, wie nach Hause kommen“, so beschreibt Kristen Butler die Komfortzone als einen Ort der inneren Kraftquelle. Ein Ort voller Geborgenheit und Sicherheit, in dem man Selbstvertrauen und Fülle findet. In drei Teilen erklärt Butler ihr Konzept, was mein Verständnis von der Komfortzone nachhaltig verändert hat. Im ersten Teil erwächst das Verständnis für die eigene Komfortzone, und das es noch zwei andere Zonen gibt, in denen man sich zeitweise oder dauerhaft befinden kann. Grafische Darstellungen veranschaulichen die Kapitel, die immer mit einer motivierenden „Was du erreicht hast“-Zusammenfassung enden. Ist die Neugier geweckt, lernt man in drei Schritten im Create-with-Comfort-Prozess die eigene Komfortzone besser kennen und erfährt, wie man sie Schritt für Schritt erweitert - ohne Überforderung. Butler ermutigt zum Reflektieren und stellt dafür siebenundzwanzig Übungen vor, um das Gelernte umzusetzen. Die vorgestellten Tools umfassen u.a. Visualisierung, Meditation, Affirmationen, ermutigende Aussagen (Power Haltung) oder Achtsamkeit. Angepasst an das Konzept, ermöglicht es einen neuen Blickwinkel und kann helfen, wenn man mit den bekannten Standart-Techniken nichts anfangen kann oder neuen Aufschwung braucht. Dadurch kann man sich strukturiert durcharbeiten, während alles aufeinander aufbaut. Die Übersichtlichkeit hat mir gut gefallen und besonders das Register hilft beim gezielten Nachschlagen, was den Ratgeber zu einem treuen Begleiter macht. (Leider nur) im Englischen gibt es eine Community, in der man sich austauschen kann.

„Das Leben muss nicht hart oder gefährlich sein. Wir können es uns leichter machen.“

Kristin Butler sprüht vor Tatendrang und teilt diese Leidenschaft auch in ihrem motivierenden Schreibstil mit. Was sich manchmal „too much“ anfühlt, ist bei dieser arbeitsintensiven Selbsterforschung aber eine gute Sache. Es ist herausfordernd, die innere Arbeit zu leisten und bewertungsfrei und akzeptierend zu sein. Trotzdem hat es mir viel Spaß gemacht und bevor ich das Buch beendet hatte, konnte ich bereits positive Veränderungen feststellen, was mich bestärkt, jetzt beständig dranzubleiben.

Meine Kritik:

Allerdings habe ich mich mit einigen Sachverhalten schon ausführlicher beschäftigt, weshalb ich die Betrachtungsweise mancher komplexen Themen zu oberflächlich fand. Wer die eigenen körperlichen Empfindungen nicht wahrnehmen oder benennen kann, scheitert an der emotionalen Selbstfürsorge, die als einer der Grundpfeiler der SEE-Pyramide gilt. Wer keinen Zugang zu Spiritualität hat, wird auch nach zwei Seiten kurzer Erklärungen keinen Zugang dazu finden. Ernährung, Schlaf und Bewegung hätten mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt, aber es geht vor allem um eine positive Denkweise. Visualisierungsübungen, bei denen es Fantasie bedarf, bilden eine wichtige Voraussetzung. Alles baut aufeinander auf und bietet keine Alternativen, die trotzdem ans Ziel führen. Im ersten Prozess sollte man in die eigene Komfortzone finden, was eine echte Herausforderung für jemanden darstellt, der sich beispielsweise in der Überlebenszone befindet und bereits mit den Eckpfeilern der SEE-Pyramide hadert, weil es an physischer Selbstführsorge mangelt. Butler hilft aber dabei, einen Überblick zu schaffen und Probleme ausfindig zu machen, an denen gearbeitet werden kann. Das sorgt für Aha-Momente und Klarheit. Wer es gern strukturiert und inspirierend mag, wird hier viel Arbeitsmaterial finden, welches zum Durchdenken und Ausprobieren einlädt.

Fazit und Empfehlung:

Wer immer wieder unter Anspannung, Ängsten, Selbstzweifeln und Erschöpfung beim Verfolgen der eigenen Ziele und neuer Herausforderungen leidet, sollte mal einen Blick in dieses Buch werfen. Besonders empfindsame Persönlichkeiten, die Sicherheit und Geborgenheit brauchen, um sich zu entfalten, finden hier viel Inspiration und Hilfestellung. Wer sich in einer akuten Krise befindet, wird sich schnell überfordert fühlen.

Mir gefällt die neue Sichtweise auf meine Komfortzone. Es reicht, sie am Rand zu verlassen, um zu wachsen. Vor allem sollte man so oft es geht zurückkehren. Für mich war es genau das richtige Buch zur richtigen Zeit.