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Azyria Sun

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Insgesamt 545 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2023
Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen
Engel, Henrike

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen


ausgezeichnet

Es geht spannend in die 4. Runde

Worum geht’s?
Hamburg 1911: Immer mehr Süchtige sind unterwegs und es tauchen braune Tütchen mit Heroin auf. Wo kommen diese her? Anne van der Zvaans Freundin Ju gerät den Triaden in die Quere und Berthold Rheydt wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Meine Meinung:
Henrike Engel schreibt mit „Die Hafenärztin – Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ den 4. Band ihrer historischen Romanserie um die Hafenärztin Anne van der Zvaan. Wie auch die Vorgängerbände, habe ich dieses Buch verschlungen. Zu deutlich kann ich beim Lesen die Szenen vor mir sehen, den Hafen, das Grüne Haus, die Wohnhäuser von Helene und Paulina. Der Schreibstil von Frau Engel ist wirklich genial, atmosphärisch, lebendig und fesselnd.

In diesem Band machen unsere Protagonisten alle große Veränderungen bzw. Schritte im Leben durch. Berthold muss sich seiner Vergangenheit stellen, Anne ebenso. Zudem muss sie sich mit ihrer Familie auseinandersetzen. Helenes Bruder Klaus ist aus Übersee zurück und Helene muss sich entscheiden, wie ihre weitere Zukunft aussehen soll. Sind Ehe und Studium/Beruf für eine Frau in dieser Zeit miteinander vereinbar? Ein wirklich spannender Band, in dem es überall rasant zugeht.

Zudem erleben wir, wie es immer mehr Heroinsüchtige gibt. Heroin, das zunächst noch als heilende Medizin angesehen wurde und nun mehr und mehr in Verruf gerät. Spannend finde ich auch die Einblicke in die damalige Rechtsmedizin und Kriminaltechnologie. Unglaublich, mit wie wenig Möglichkeiten so viel herausgefunden werden konnte. Und wir haben mehrere rasante Fälle – Franz Hopp, der es immer noch auf Helene abgesehen hat, mehrere Morde und Jagd auf mögliche Zeugen, es ist vielleicht der spannendste Band überhaupt. Auch in den anderen ging es hoch her, aber besonders die Szene in der Fischhalle war mega mitreißend, ebenso, wie die Szene auf der Dschunke in der Mitte des Buches. Hier war wirklich Atem anhalten angesagt! Und ganz am Ende gab es für fast alle ein Happy End mit einem kurzen Ausblick in das weitere mögliche Leben unserer Protagonisten. Aber: War das wirklich der letzte Band? Ich habe so etwas munkeln hören, aber ich hoffe doch nicht, denn zu gerne würde ich noch viel mehr von Anne, Helene, Berthold, dem Journalisten Max und all den anderen lesen. Ich war hier immer mittendrin statt nur eine Lesende und kann diese Serie allen empfehlen, die auf der Suche nach spannenden historischen Romanen sind.

Fazit:
Auch im 4. Band der historischen Romanserie um „Die Hafenärztin – Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ zeichnet Henrike Engel wieder ein einmaliges Bild der damaligen Zeit. Wir begleiten Anne, Helene und Berthold auf ihren Fällen, die spannend und rasant sind. Zudem erleben wir mit, wie sie sich in großen Schritten weiterentwickeln, was mir total gut gefällt, da mir alle von Anfang an sympathisch waren. Es ist historisch interessant und kriminalistisch spannend. Wir haben mehrere Gänsehaut-Szenen und einen genialen Showdown in der Fischhalle sowie einen Ausblick in die nähere Zukunft. Kurz: Das Buch ist, wie auch seine Vorgängerbände, einfach nur genial!

5 Sterne und ich hoffe sehr, dass dies nicht der letzte Teil war!

Bewertung vom 30.11.2023
Die geheime Gesellschaft
Penner, Sarah

Die geheime Gesellschaft


ausgezeichnet

Ich bin beGEISTert

Worum geht’s?
Vaudeline D’Allaires guter Freund wird ermordet – am selben Abend, an dem auch Lennas Schwester sterben musste. Vaudeline, die als Wahrsagerin arbeitet, kehrt aus ihrem Exil in Paris zurück nach London, um in einer Séance den Geist von Volckman heraufzubeschwören und herauszufinden, wer ihn auf dem Gewissen hat.

Meine Meinung:
Sarah Penners Roman „Die geheime Gesellschaft“ ist komplett anders, als ihr Roman „Die verstecke Apotheke“ und doch irgendwie ähnlich. Ich mag ihren Schreibstil, wie sie die Protagonisten und Szenerien darstellt. Wie sie es immer wieder schafft, atmosphärische Spannung aufzubauen. Und die verschiedenen Erzählperspektiven, hier lesen wir aus der Sicht von Lenna bzw. Mr. Morley.

Lenna war mir von allen am sympathischsten. Obwohl eigentlich Vaudeline die wichtigste Aufgabe hat, ist doch Lenna die Hauptprotagonistin, die auch die größte Entwicklung durchmacht. Auch Mr. Morley ist gut dargestellt. Er hat mich in dem Buch am meisten überrascht. Und Vaudeline ist einfach magisch, nicht wirklich greifbar aber genauso, wie ein Medium bzw. eine Wahrsagerin sein soll.

Wir befinden uns in Paris bzw. London im Jahr 1873 und dringen als Frauen in eine reine Männerwelt ein – in die London Séance Society. Als Grundlage hierfür hat Frau Penner den Ghost Club genommen, aber nach eigener Aussage am Ende des Buches nur relativ lose Fakten in ihre Fiktion eingewebt. Es war damals die Hochzeit für Wahrsagerei und Übersinnliches in London. Zudem erfahren wir ein bisschen über die Rolle der Frau in dieser Zeit. Aber das eigentlich spannende ist die Geschichte selbst. Wir haben mehrere Morde, unheimliche Séancen, Betrügereien. Es ist spannend, ein bisschen romantisch. Es gibt Verwicklungen, Verwirrungen und eine Menge unvorhergesehener Wendungen. Am Ende erleben wir einen Showdown, der absolut mitreißend ist und für Gänsehaut sorgt. Und auch zwischendurch haben wir immer wieder Szenen, die mich gebannt haben. Die Geschichte hatte mich von der ersten Seite an gepackt – obwohl ich sonst keine mystischen Bücher lese. Aber hier hat es alles zusammengepasst. Das Buch war absolut rund und wirkte authentisch und realistisch. Sehr genial auch die Rezepte am Ende des Buches. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

Fazit:
„Die geheime Gesellschaft“ führt uns ins London der 1873er Jahre. Sarah Penner bringt uns in die London Séance Society ein. Wir ermitteln mit Lenna und Vaudeline in den Todesfällen von Evie und Mr. Volckman. Wir decken Lügen und Betrug auf. Es ist mystisch, es ist spannend und es ist absolut fesselnd. Ein Roman der anderen Sorte, der aber ein wirklicher Pageturner ist und ich habe mich bei jeder Séance anwesend gefühlt.

5 Sterne für dieses gespenstische Vergnügen mit Spannung und Gänsehautstimmung.

Bewertung vom 26.11.2023
Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1


sehr gut

Erfrischend anders und unterhaltsam

Worum geht’s?
Michael Cunningham wird aus dem Gefängnis entlassen – die Ideale Gelegenheit für ein Familientreffen in einem verschneiten, einsam gelegenen Hotel in den Bergen. Kurz, nachdem alle eingetroffen sind, wird auch schon die erste Leiche entdeckt und Ernest Cunningham macht sich an die Ermittlungen.

Meine Meinung:
„Die mörderischen Cunninghams – Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen“ (Ullstein Buchverlage, 10/2023) ist ein Detektivroman von Benjamin Stevenson, der einfach anders ist. Der Erzähler in dem Roman ist gleichzeitig der fiktive Autor der Geschichte und wir hören auch immer mal wieder seine Stimme aus dem Off, was dem Ganzen einen sehr eigenen Charme verleiht. Der Schreibstil selbst ist geprägt von einem sarkastischen Humor, der immer wieder durchkommt und ansonsten leicht zu lesen und doch überaus bildhaft geprägt.

Die Familie selbst hat mir gut gefallen. Jeder der Cunninghams, egal ob von Geburt an oder angeheiretet, ist eine Type für sich und gemeinsam sind sie ein Haufen Protagonisten, der hier nicht besser hätte hineinpassen können. Einerseits typisch für solche Bücher, andererseits aber auch kultig und anders – manchmal musste ich ein bisschen an die Adams Family denken.

Die Geschichte selbst fließt vor sich hin, hat am Anfang einige Längen, wird dann aber immer mitreißender und spannender, wie ein Fluss, der sich auf einen Wasserfall zubewegt. Gut gefallen haben mir die selbstironischen und schwarzhumorigen Einschübe von Ernie, dem Erzähler. Spannend auch, wie nach und nach rauskommt, wer alles jemanden auf dem Gewissen hat und warum alle der/die mögliche Mörder/in sein könnten. Ein grundsolider Krimi zum Miträtseln, der mit einigen unvorhergesehenen Twists aufwartet und immer wieder eine Überraschung bereithält. Auch für die Lachmuskeln. Ich fand die Geschichte wundervoll unterhaltsam, auch wenn ich nie auf die Lösung gekommen wäre, die Ernie uns am Ende in einem Monolog präsentiert, was ein bisschen an Agatha Christie oder Sherlock Holmes erinnert aber doch auch sehr charmant ist. Und das alles vor einer Kulisse in den tief verschneiten Bergen – was will so ein Detektivroman mehr? Eine unterhaltsame Geschichte mit sympathischen Charakteren, die man besser doch nicht persönlich kennen möchte. Von mir auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung, wenn ihr gute Unterhaltung sucht und Spaß am Mitraten habt.

Fazit:
Benjamin Stevensons Detektivroman „Die mörderischen Cunninghams – Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen“ wartet auf mit einer Portion Humor, einer Menge gut dosierter Spannung und urigen, ganz eigenen Charakteren. Anfangs gibt es durchaus einige Längen, aber mit den Seiten steigt die Lesegeschwindigkeit und es wird immer rasanter. Außerdem ist der selbstironische Humor des Erzählers wirklich unterhaltsam und das Buch die perfekte Ablenkung zum Mitraten nicht nur für Zwischendurch. Die Cunninghams sind ein kurioser Haufen, der mir total gut gefallen hat, den ich aber lieber nicht persönlich kennenlernen möchte – lest das Buch, dann wisst ihr, warum.

4 Sterne von mir und gerne mehr von diesen schwarzhumorigen Büchern!

Bewertung vom 22.11.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Bester Serienauftakt ever

Worum geht’s?
Während wichtigen Ermittlungen wird Leonore Asker unverhofft als Ermittlungsleiterin abgezogen und in das intern als „Abteilung für hoffnungslose Fälle“ bezeichnete Dezernat versetzt. Hier landen Fälle, die als unlösbar gelten und sie hat ein Team hinter sich, das aus kuriosen Nerds besteht. Und einen Vorgänger, der seltsame Entdeckungen gemacht hat.

Meine Meinung:
Mit dem Kriminalroman „Stille Falle“ startet Anders de la Motte seine Serie um Leonore Askers besondere Fälle. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir der Name des Autors bekannt ist, ich aber noch keines seiner Werke gelesen habe. Und ich frage mich jetzt: Warum nicht? Wie konnte ich nur? Denn das Buch war ein absoluter Pageturner. Der Autor erzählt aus der Perspektive von Leo Asker, Martin Hill, dem Troll sowie Askers Konkurrenten Hillmann und immer wieder erhalten wir auch Rückblicke in die Vergangenheit von Asker. Für mich waren die Aufteilung der Kapitel sowie die Art, wie der Autor die Worte zu Papier gebracht hat, absolut fesselnd.

Und auch die Protagonisten sind einfach der Hammer. Sowohl Leo und Martin, über die wir mehr erfahren durften, als auch das Keller-Team, das wir leider nur so am Rande kennengelernt haben. Erst dachte ich: Na ja, schon ein bisschen wie die Carl Morck-Serie von Adler Olsen, aber das war es dann doch absolut nicht. Es war anders, es war prickelnd und allein die Charaktere warten mit einer so großen und spannenden Bandbreite an Möglichkeiten auf, dass ich es jetzt schon nicht erwarten kann, bis der nächste Band erscheint.

Dann der Fall: Wie kommt der Autor auf solche Ideen? Gruselig und grausam – also genau das, was man sich erhofft. Vor allem das Thema Urbex finde ich spannend. Das Genre Kriminalroman ist fast zu seicht gewählt und ich hätte das Buch eher dem Genre Thriller zugeordnet. Wir haben eine Spannungskurve, die von Beginn an da ist und immer stärker ansteigt. Immer wieder haben wir spannende Szenen und gruselige Peaks zwischendurch. Vor allem auch die Rückblicke in Askers Vergangenheit – unvorstellbar! Besonders gut hat mir das Ende gefallen, als es Untertage ging. Hier hatten wir eine so prickelnde und atmosphärische Stimmung, dass ich das Buch bis zum Ende nicht mehr aus der Hand legen konnte. In Bezug auf Hellmann hätte ich mir etwas anderes gewünscht – er ist der absolute Unsympath. Aber ihn sehen wir bestimmt auch wieder. Ebenfalls der Hammer: Der Cliffhanger am Schluss! What!?! Damit hätte ich am allerwenigsten gerechnet und fiebere dem zweiten Fall jetzt noch mehr entgegen – hier wurde wirklich nochmals die Fantasie angeregt. Ganz klare Leseempfehlung von mir und ich werde mir die anderen Bücher des Autors definitiv auf meine To-Read-Liste setzen.

Fazit:
Selten habe ich einen so spannenden und unvorhersehbaren Serienstart gelesen wie „Stille Falle“ von Anders de la Motte, mit dem er Leonore Askers besondere Fälle einleitet. Der Schreibstil ist packend, wir haben eine stetig steigende Spannungskurve, atmosphärische Stimmung und geniale Szenerien. Besonders die Charaktere haben es mir angetan, allen voran natürlich Asker und Martin, aber auch auf das weitere Kennenlernen des Teams im Keller bin ich gespannt. Die haben alle echt Potenzial und der Einstieg hat die Messlatte wirklich hoch angesetzt für die weiteren Bände.

5 Sterne für diesen für mich unvorhersehbar genialen Pageturner! Auf jeden Fall eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr!

Bewertung vom 18.11.2023
Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
Fletcher, Susan

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe


ausgezeichnet

Spannung und Lebensrückblicke

Worum geht’s?
Die Heimleiterin Renata stürzt aus dem Fenster. Alle außer Florence glauben an einen Selbstmordversuch, doch die alte Dame ist sich sicher: Renata wollte ein neues Leben beginnen, nicht ihr Leben beenden. Entschlossen macht sich die alte Dame an die Ermittlungen.

Meine Meinung:
„Florence Butterfield und die Nachtschwalbe“ (Rowohlt Kindler, 11/2023) von Susan Fletcher ist ein wundervoller Roman. Ein richtiger Wohlfühlroman über das Leben und das Altwerden gespickt mit ein bisschen Spannung. Ich mag den Schreibstil der Autorin, leicht zu lesen und dennoch so lebendig. Wir wechseln zwischen Florences früherem Leben und den aktuellen Geschehnissen hin und her und die Autorin bringt die Gedanken der 87jährigen absolut authentisch zu Papier.

Florence ist einfach eine absolut herzliche aber auch robuste alte Dame. Einbeinig und im Rollstuhl sitzend schreckt sie vor nichts zurück und auch nicht-barrierefreie Wege stellen kein Hindernis für sie dar. Gemeinsam mit Stanhope, der eine absolute Marke ist mit seinem sehr speziellen Kleidungsstil, ermittelt sie im Fall Renata. Und nicht nur diese beiden genialen Charaktere dürfen wir in dem Roman kennenlernen. Nein, auch die anderen Bewohner der Seniorenresidenz sind einmalig – allen voran die Ellwood Schwestern. Sehr cool auch der ehemalige Türsteher Pastor Joe mit Vollbart und großem Herz. Allein wegen der Charaktere ist das Buch schon ein absoluter Genuss.

Auch die Geschichte bzw. die Geschichten haben mich gut unterhalten. Mit Florence in ihre Vergangenheit zu reisen, mitzuerleben, was sie alles erlebt hat in den vielen Jahren ihres Lebens – da wünscht man sich, später auch einmal auf so ein erfülltes Leben zurückblicken zu dürfen. Und auch die Ermittlungen waren mitreißend. Cozy Crime mit tollem Unterhaltungswert. Bei dem Kapitel, das mit einer Zeitungsüberschrift endet, hatte ich wirklich kurz einen Gänsehautmoment! Ja, an dem Buch war wirklich alles spannend, interessant und schön zu lesen. Ein Buch, das von allem ein bisschen hat und mal anders ist – aus der Sicht einer 87jährigen. Das Buch macht auch Mut. Mut, sein Leben zu leben. Keine Angst vor dem Altwerden zu haben. Dinge positiv zu sehen. Mitzuerleben, wie auch im hohen Alter noch schöne Dinge passieren können. Mir hat das Buch wirklich Spaß gemacht und ich habe Florence Butterfield direkt in mein Herz geschlossen.

Fazit:
Susan Fletchers Roman „Florence Butterfield und die Nachtschwalbe“ ist ein wundervoller Mix aus Spannung, Emotionen, Lebenserfahrung, Freundschaft, Liebe und was man sonst noch so in einem 87jährigen Leben erleben kann. Die Charaktere, allen voran Florence und Stanhope, hatte ich alle direkt ins Herz geschlossen. Wirklich urige, eigene und sehr charakteristische Personen, die wir hier kennenlernen dürfen. Dann die Lebensrückblicke – einfach schön. Und die Ermittlungen wirklich Cozy Crime spannend.

Klare 5 Sterne für dieses wohfühlige Lesevergnügen!

Bewertung vom 12.11.2023
In Liebe, deine Lina / Mühlbach-Saga Bd.1
Leciejewski, Barbara

In Liebe, deine Lina / Mühlbach-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Absolut eindrucksvoll

Worum geht’s?
Mühlbach Ende des 19. Jahrhunderts: Lina und Albert sind ineinander verliebt, seit man denken kann. Als Lina von ihm schwanger wird, verbieten ihm seine Eltern, sie zu heiraten. Albert kann oder will sich nicht gegen sie durchsetzen und die unehelich schwangere Lina wird von der Dorfgemeinschaft verstoßen. Nur Karl, ein Jugendfreund, steht ihr bei.

Meine Meinung:
„In Liebe, deine Lina“ (Ullstein Buchverlage, 10/2023) ist der zweite historische Roman, den ich von Barbara Leciejewski lese. Und dieser Roman ist wirklich etwas ganz besonderes. Es ist nicht nur eine Geschichte, sondern die Geschichte der Großeltern der Autorin. Sicher ist vieles Fiktion, aber man merkt am Schreibstil und an den Protagonisten, wieviel Familie und Herz die Autorin hier verarbeitet hat.

Die Protagonisten sind tatsächlich wie dem Leben entnommen und besonders Lina, Karl, Charlotte und August sind mir direkt ans Herz gewachsen. In dem Buch verarbeitet die Autorin, wie das Leben damals insbesondere in einem kleinen Dorf in der Oberpfalz war. Strenggläubige Leute, harte Sitten – wer da unverheiratet schwanger wurde, wurde sofort verstoßen. So erging es damals Karls Mutter, die nach einer Vergewaltigung schwanger wurde und der niemand geglaubt hat. Wir müssen miterleben, wie Karl von den anderen Kindern geschnitten wird und wie später Lina dasselbe Schicksal erleidet.

Nebenbei verarbeitet die Autorin noch die Arbeiteraufstände, den Kampf der Frauen um Gleichberechtigung und wir müssen noch miterleben, wie der erste Weltkrieg beginnt. Aber die eigentliche Geschichte, die Geschichte von Frau Leciejewskis Großeltern ist einfach absolut ergreifend. Wieviel Liebe kann aus so einer Menge Unglück entstehen! Überhaupt ist das Buch einfach nur wundervoll geschrieben und mir liefen mehrfach die Tränen – ob es jetzt Freudentränen waren oder Tränen des Mitgefühls. Es ist wirklich schwer, meinen Eindruck des Buches in Worte zu fassen, so schön fand ich das Buch und so zu Herzen gehend. Und mit August und Charlotte schreit das Buch geradezu nach einem zweiten Teil. Ob die beiden ihre Eltern werden? Oder doch Aaron? Ich habe schon lang kein so ergreifendes Buch mehr gelesen. Ein Buch, das mich tief bewegt hat und an das ich sicher noch lange denken werde, so real und greifbar waren die Charaktere und ihr Leben und Erleben. Und so sehr hat mich ihre Geschichte berührt. Dieses Buch muss man gelesen haben! Die besten Geschichten schreibt eben doch das Leben.

Fazit:
Barbara Leciejewski erzählt mit „In Liebe, deine Lina“ die Geschichte ihrer Großeltern. Und diese Geschichte ist wahrhaftig herzergreifend. Man merkt schon am Schreibstil, wieviel Herzblut die Autorin hier verarbeitet. Wie viele Erinnerungen an Erzählungen vielleicht aus ihrer Kindheit. Ich weiß nicht, was Fakt und was Fiktion ist, ich weiß nur eins: Dieses Buch hat mich tief berührt und muss unbedingt gelesen werden!

5 Sterne von mir und ich hoffe sehr, dass wir einen weiteren Band bekommen, in dem wir mehr über Charlotte und August erfahren!

Bewertung vom 09.11.2023
Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3
Engel, Henrike

Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3


ausgezeichnet

Spannend und historisch interessant

Worum geht’s?
Hamburg 1911: Anne behandelt im Chinesischen Viertel Zwangsprostituierte. Als eine von ihnen von einem Freier mit einem Messer attackiert wird und in ihren Armen stirbt, wendet sie sich an Kommissar Berthold Rheydt. Doch als er zum Tatort kommt, ist die Tote verschwunden und keiner will etwas gesehen haben. Was soll hier vertuscht werden?

Meine Meinung:
Mit „Die Hafenärztin – Ein Leben für das Recht auf Liebe“ schreibt Henrike Engel bereits den dritten Band ihrer historischen Romanserie um Anne Fitzpatrick/van der Zwaan. Und ich kann es nur immer wieder sagen: Die Art, wie sie Fakten und Fiktion verbindet ist einfach toll. Ich liebe ihren lebendigen Schreibstil. Die schillernden Bilder, die sie zum Leben erweckt sind der Hammer. Aber lest die anderen Bände vorab, da es doch ein paar Rückblicke gibt und auch Zwischenmenschliches, bei dem man sonst nicht ganz so gut mitkommen würde.

Auch die Protagonisten habe ich vom ersten Band an ins Herz geschlossen. Vor allem den Kommissar Berthold und die Pastorentochter Helene mag ich in diesem Teil sehr. Und auch Helenes Mutter Fanny hat hier einen schönen Part, in dem sie richtig aufblüht. Anne selbst hat eher eine Nebenrolle, wenn auch eine wichtige. Überhaupt sind die Protagonisten wieder passend und perfekt für die Zeit dargestellt und ich freue mich mit jedem Band aufs Neue, mehr über alle zu erfahren und sie ein Stück in ihrer Zeit begleiten zu dürfen.

Es ist auch wieder spannend, wie wir es schon von den ersten Bänden gewohnt sind. Wobei mir dieser dritte Teil bislang sogar am Besten gefällt. Wir haben intensive Themen: Zwangsprostitution, Menschenhandel, Drogenhandel. Fast schon ein bisschen Mafia. Aber auch das Thema Gewalt in der Ehe und dass es damals Männern noch erlaubt war, ihre Frauen zu züchtigen. Und auch wieder das Thema Frauen, Ausbildung, Heirat und Beruf, heikel in der damaligen Zeit. All diese bewegenden Themen verbindet die Autorin mit einem Fall, in dem sie den Hafenschlächter – und nicht nur ihn - zurückholt. Es ist rasant und fast schon ein Kriminalroman. Neben den Herzenssachen haben wir eine Spannungskurve, die mit einigen Peaks aufwartet und das Buch ist wieder ein absoluter Pageturner. Wir freuen uns mit Helene, leiden mit der Chinesin Hao und ihren Kolleginnen und dürfen Berthold bei seinen Ermittlungen begleiten. Besonders die Jagd durch den Elbtunnel und die Szene in Annes Praxis haben es in sich. Hier könnt ihr euch auf spannende Lesemomente freuen und auch auf ein schönes Happy End – aber ich will nicht zu viel verraten. Wieder eine klare Leseempfehlung von mir und ich freue mich schon auf den nächsten Band, der in ein paar Wochen (am 30.11.2023) erscheint!

Fazit:
Henrike Engel schafft es auch im dritten Band ihrer historischen Romanserie um „Die Hafenärztin – Ein Leben für das Recht auf Liebe“ wieder, perfekt Fakten mit Fiktion vermischen und ihren passenden und sympathischen Charakteren Leben einzuhauchen. Ihre Schriftsprache ist einfach wundervoll. Das Hamburg des Jahres 1911 wird vor meinen Augen lebendig. Wir haben Spannung, Emotionen, einen rasanten Showdown und das Buch war wieder ein perfektes Lesevergnügen.

5 Sterne von mir und ich freue mich schon auf Band 4!

Bewertung vom 07.11.2023
Das Kochbuch der ersten 1000 Tage
Riedl, Matthias

Das Kochbuch der ersten 1000 Tage


ausgezeichnet

Interessant und empfehlenswert

Worum geht’s?
Von der Schwangerschaft an wird unser Essverhalten geprägt. Wie wir unserem Kind von Anfang an das Beste mit auf den Weg geben können, wird in diesem Buch erklärt.

Meine Meinung:
Mir hat „Das Kochbuch der ersten 1000 Tage“ von Dr. med. Matthias Riedl wirklich sehr geholfen. Es ist ein guter Mix aus Informationen und Rezepten sowie Übersichten über Verträglichkeiten, wieviel wann gegessen werden sollte etc. vom Beginn der Schwangerschaft bis zum 2. Lebensjahr. Die einzelnen Kapitel zwischen den Rezepten sind gut verständlich geschrieben und die Fragen, die ich insbesondere zum Thema Beikosteinführung hatte, wurden fast vollständig beantwortet.

Zudem gibt es unter den Rezepten immer wieder Infokästen mit Tipps und Tricks, die auch sehr lesenswert sind. Und auch die Rezepte sind toll und haben mir sehr geholfen. Obwohl ich gestehen muss, dass ich anhand der Rezepte sehr schnell auch weitere Zutaten hinzugenommen und experimentiert habe, was mein Kleiner gerne isst und gut verträgt. Die einzige Änderung, die ich bei den Rezepten zum Thema Gemüsebrei gemacht habe (auf Empfehlung eines Prof. für Kindermedizin hin) war, dass ich Saft durch Wasser ersetzt habe. Und wenn ich den Morgenbrei einführe, werde ich auch 1:1 Wasser und Milch nehmen, statt nur Wasser und dafür abends etwas Milch im Abendbrei durch Wasser ersetzen, ich denke, das schmeckt einfach besser.

Einzige Änderung, die ich gut gefunden hätte: Am Ende der z.B. Gemüsbrei-Rezepte waren noch Infos zur Gemüsebreieinführung, die hätte ich im Buch vor diese Rezepte gesetzt. Aber ansonsten ist das Buch wirklich empfehlenswert und hat mir sehr geholfen. Ein Buch für alle Eltern, die gerne selbst das erste Essen für ihren kleinen Schatz kochen möchten und sich etwas unsicher dabei sind.

Fazit:
„Das Kochbuch der ersten 1000 Tage“ von Dr. med. Matthias Riedl ist in meinen Augen eine kleine Fibel für alle Eltern, die gerne selbst für ihren kleinen Schatz kochen möchten. Neben tollen Rezepten enthält das Buch viel Wissenswertes und Hilfreiches, hat mir den Einstieg in die Beikost sehr leicht gemacht und ich habe mich auch schnell getraut, selbst die Gemüse- und Getreidesorten in den Rezepten zu variieren und herumzuprobieren.

Eine klare Empfehlung von mir und 5 Sterne!

Bewertung vom 02.11.2023
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


ausgezeichnet

Sind wir nicht alle ein bisschen Klugscheißerchen?

Worum geht’s?
Tina und Theo Theufel, 10 und 8 Jahre alt, sind die typischen altklugen Kinder. Beim Spielen auf dem Dachboden entdecken sie in einer Bücherkiste ein kleines, türkisfarbenes Männchen, das alles besser weiß. Ob auch ihre Eltern das Klugscheißerchen sehen können?

Meine Meinung:
Marc-Uwe Kling ist für mich seit seinen Känguru-Chroniken Pflichtlektüre. Nicht nur seine Bücher für Erwachsene, auch seine Kinderbücher sind einfach genial. So auch „Das Klugscheißerchen“, das Astrid Henn mit wundervoll passenden Bildern zum Leben erweckt hat. Der Schreibstil ist einfach genial. Nicht nur für die Kleinen, auch für uns Großen ist es kurzweilig und unterhaltsam zu Lesen und zum Schmunzeln.

Das Klugscheißerchen selbst hat mich anfangs ein bisschen an Pumuckl erinnert – vielleicht an einen modernen Pumuckl, obwohl er definitiv kein Kobold oder Klabautermann ist. Und nicht nur der kleine türkisfarbene Kerl, auch die Familie ist toll dargestellt. Theo, Tina und ihre Eltern – eine Familie, mit lustigen Dialogen und jeder Menge Szenen bei denen man denkt: Ja, genau. So ist es! Das kenne ich auch!

Die Sätze sind kurz und kindgerecht für Erstleser gehalten, aber dennoch auch für uns Erwachsene unterhaltsam. Dazu die passenden Bilder. Das Buch ist wirklich ein Erlebnis für Groß und Klein! Gespickt mit ein bisschen Allgemeinwissen können die Kleinen auch noch etwas dazulernen. Einziges Manko: Es war viel zu schnell zu Ende! Ich hätte zu gerne noch mehr von der Familie Theufel und ihrem kleinen Mitbewohner gelesen. Das Buch schreit geradezu nach einer Fortsetzung mit weiteren lustigen Dialogen und Erlebnissen. Ich wurde super unterhalten und Marc-Uwe Kling hat wieder einmal bewiesen, dass er sich den Platz in der Top 10 meiner Lieblingsautoren mehr als verdient hat!

Fazit:
„Das Klugscheißerchen“ von Marc-Uwe Kling ist ein wirklich geniales Buch für Groß und Klein. Etwas Allgemeinwissen, lustige Szenen und Dialoge, einige Aha-Momente, bei denen man sich selbst ertappt. Dazu passende Bilder von Astrid Henn – ein Kinderbuch nicht nur für Kinder, das wirklich toll ist. Man lernt etwas, hat etwas zum Schmunzeln und die Klugscheißer-Familie mit dem Klugscheißerchen ist einfach perfekt aus dem Leben gerissen.

Ganz klare 5 Sterne von mir und bitte mehr von dem kleinen Kerl!

Bewertung vom 02.11.2023
Blinde Tunnel
Alsterdal, Tove

Blinde Tunnel


sehr gut

Verbrechen der Vergangenheit

Worum geht’s?
Sonja und Daniel ziehen aus Schweden weg in ein kleines Weingut in Tschechien, im Sudetenland. Bei den Renovierungsarbeiten entdeckt Daniel im Keller die mumifizierte Leiche eines kleinen Jungen. Einbetoniert hinter dem Weinkeller. Ein Verbrechen? Doch die Polizei scheint das Ganze eher vertuschen zu wollen, als herauszufinden, wer der Junge war und was damals geschah.

Meine Meinung:
Ich habe von Tove Alsterdal schon einige Bücher gelesen und mir gefällt es, wie sie geschichtliche Dinge mit der Zukunft verwebt. Auch in ihrem Kriminalroman „Blinde Tunnel“ (Rowohlt Kindler, 09/2023) bringt sie wieder spannende geschichtliche Fakten mit ein. Für mich schafft sie es, damit noch mehr Spannung in ihre Bücher zu bringen und mein Interesse an der jeweiligen geschichtlichen Begebenheit zu wecken.

Auch der Schreibstil ist interessant. Das Buch ist quasi eine Art Tagebuch, in dem die Protagonistin Sonja Dinge aufschreibt, um nicht zu vergessen. Eine interessante und andere Herangehensweise. Vor allem mit den Einfügungen, dass sie es so in Erinnerung hat, was der Fantasie noch zusätzlichen Spielraum lässt. Die Charaktere selbst fand ich gut gewählt, auch wenn ich keinem besonders nahegekommen bin. Am sympathischsten war mir Martha, die Buchhändlerin, sie hätte ich gerne noch näher kennengelernt.

Wirklich interessant fand ich die Abschnitte über die Geschehnisse im Sudetenland und über das Tunnelsystem unter dem Ort. Vor allem über das Tunnelsystem hätte ich gerne mehr gelesen. Ein Ausflug dort hinunter wäre toll gewesen. Die historischen Begebenheiten mit den Sudetendeutschen waren mir – wie ich zu meiner Schande gestehen muss- komplett unbekannt. Ein wirklich interessantes Kapitel in der Geschichte, das ich auf jeden Fall noch vertiefen werde. Auch die Erzählung drum herum war spannend. Mit Sonja die Spuren des Jungen zu verfolgen und die Geschichte des Weinguts herauszufinden. Wobei mir allerdings die Ermittlungen im alten und gegenwärtigen Mordfall fast etwas zu kurz kamen. Auch hatte ich manchmal das Gefühl: Da steckt noch viel mehr dahinter. Für mich ist das Buch auch eher ein Roman, vielleicht sogar ein historischer Roman und weniger ein Kriminalroman, da die Spannungskurve doch recht niedrig war. Aber dennoch war das Buch für mich ein Pageturner und einige Dinge hätte ich zu gerne noch vertieft erfahren. Tove Alsterdal ist auf jeden Fall lesenswert und auch für dieses Buch kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen an alle, die gerne in historische Begebenheiten mit abtauchen.

Fazit:
Auch Tove Alsterdals Kriminalroman „Blinde Tunnel“ konnte mich wieder überzeugen. Wir haben interessante Charaktere und spannende historische Einblicke in das Leben der Sudetendeutschen in Tschechien. Zu gerne wäre ich tiefer in das Tunnelsystem abgetaucht und was mir etwas gefehlt hat, waren die kriminalistischen Ermittlungen. Aber das Buch war dennoch ein Pageturner, der Lust auf mehr gemacht hat. Ich mag die Schreibweise der Autorin und wie sie die historischen Dinge in Verbindung zur Gegenwart darstellt. Es war packend, mitreißend und ich habe vieles gelernt, das ich noch vertiefen werde.

4 Sterne von mir. Tove Alsterdal ist eine lesenswerte Autorin und ich freue mich schon auf ihr nächstes Buch!