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Benutzername: 
Hilou
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 174 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2020
Die Wächter
Grisham, John

Die Wächter


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Cullen Post ist Anwalt und Geistlicher zugleich und kämpft bei Guardian Ministries, einer kleinen gemeinnützigen Organisation mit sehr bescheidenen Finanzmitteln, für die zu Unrecht verurteilten armen Seelen, die jahrzehntelang in ihren Todeszellen einsitzen und hilflos auf ihr Ende warten. Quincy Miller ist so ein unschuldiger Häftling, der vor 22 Jahren für einen Mord verurteilt wurde. Angeblich soll er aus Wut seinen damaligen Scheidungsanwalt erschossen haben. Die Beweismittel sind mehr als dürftig gewesen und dennoch entging er mit einer Jury-Stimme ganz knapp dem endgültigen Todesurteil. Für Post beginnt eine Suche nach neuen Beweisen für Millers Unschuld. Doch diesmal begibt er sich auch selbst in Lebensgefahr, als er es mit einem Drogenkartell und korrupten Polizisten zu tun bekommt...

Meine Leseerfahrung:
Vorweg ist anzumerken, dass dieser Grisham einen eher ungewöhnlichen Schreibstil in der Präsenzform bietet, was dazu führt, dass man direkt in die Geschichte einsteigt und in dem rasanten Erzählstil gefangen ist. Nach den Vorgänger-Büchern war ich endlich froh, den Autor wieder auf Hochtouren zu erleben. Es ist aber dennoch kein typischer Justizthriller. Die Story ist angelehnt an eine tatsächlich existierende gemeinnützige Organisation namens Centurion Ministries und ist inspiriert von einem wahren Fall. So hat man hier eine ausgesprochen gute Mischung aus einer True-Crime Atmosphäre mit Cold-Case-Elementen, da ein über Jahrzehnte zurückliegender fiktiver Fall von Anfang an neu aufgerollt wird und eine gut durchdachte akribische Ermittlungsarbeit beginnt, bei der man quasi mit an Bord ist und alles hautnah miterleben darf. Demzufolge wirken sowohl die Charaktere als auch die jeweiligen Settings absolut authentisch. 

Ich habe schon so einige Bücher gelesen, die sich mit Fehlurteilen des amerikanischen Justizsystems auseinandersetzen. Es ist ein absolut brisantes Thema, das schon seit Urzeiten ein großes Problem der amerikanischen Gesellschaft darstellt. Nicht selten sind unter den zu Unrecht Verurteilten junge Männer mit afroamerikanischen Wurzeln, was ich in Anbetracht der heutigen Zeit schockierend finde. Es zeigt, dass Rassismus immer noch tief verwurzelt in der amerikanischen Gesellschaft besteht und seit der abgeschafften Rassentrennung keinen Milligramm seiner Existenz in den weißen Köpfen eingebüßt hat.

Nachdem ich so dermaßen gefesselt mit Quincy Millers Schicksal mitgelitten und -gefiebert habe, ob er seine wohlverdiente Freiheit tatsächlich auch wiedererlangt, war ich am Ende zutiefst aufgewühlt, dass ich sogar Tränen in den Augen hatte.

Grisham verarbeitet gekonnt wahre Tatsachen in dieser bewegenden Story und zeigt wieder einmal auf, dass die amerikanischen Gerichte größtenteils immer noch geprägt von Vorurteilen sind. Zudem gewinnen wir einen verstörenden Einblick in die miserable Beweisführung der 90er Jahre, als völlig unterirdisch ausgebildete Sachverständige die Gerichte zu vielen untragbaren Fehlurteilen verleitet haben, weswegen so viele unschuldige Häftlinge in US-Gefängnissen sitzen. Und wieder einmal kann man sich nur glücklich schätzen, nicht in den Staaten zu leben...

Fazit:
"Die Wächter" ist ein absolut herausragender Grisham-Roman, der sich an die früheren erfolgreichen Bestseller des Autoren anknüpft und zeigt, wie großartig und fesselnd ein Justizdrama erzählt werden kann. Ein Muss für jeden Grisham-Liebhaber, aber auch ein guter Einstieg für Neu-Fans von Justizthrillern dieser Art.

Bewertung vom 30.03.2020
Melmoth
Perry, Sarah

Melmoth


sehr gut

Zum Inhalt:
Die Britin Helen Franklin lebt nun schon seit vielen Jahren in Prag und hat nicht viele Kontakte. Einer ihrer wenigen Freunde, Karel, gibt ihr eines Tages ein seltsames Manuskript, das sich mit Melmoth, der Zeugin befasst. Hierbei handelt es sich um eine mysteriöse Frau in Schwarz, die einst verflucht wurde, auf ewig über die Erde zu wandeln und sich an Sünder und Schuldige zu heften. Kurz darauf verschwindet Karel spurlos. Und Helen fühlt sich allmählich beobachtet und verfolgt. Langsam fragt sie sich, wie real Melmoth ist...

Meine Leseerfahrung:
Melmoth hat mich allein schon aufgrund des schönen Covers in den Bann gezogen. Ich kannte "Melmoth den Wanderer" von Maturin, von dem sich Sarah Perry inspirieren ließ, bereits durch einzelne Zitate aus diversen anderen Büchern. Gelesen hatte ich allerdings bisher nichts über diese Legende. Im Gegensatz zu Maturin hat Perry aus der Figur eine weibliche Verdammte geschaffen, die schaurig schön und teilweise sehr gruselig beschrieben wird.

Der poetische Schreibstil der Autorin passt perfekt zu der sagenumwobenen Geschichte der Melmoth. Während des Lesens befindet man sich durchgehend in einer beklemmend düsteren Atmosphäre und spürt förmlich die Hoffnungslosigkeit und die Ängste der einzelnen Charaktere. Zudem wird man als Leser an einigen Stellen auch direkt angesprochen, was bewirkt, dass man die Geschichte nahezu hautnah miterlebt und in die seltsamen Geschehnisse mit eingebunden wird.
Ebenso eingebunden ist man, als es einen umfangreichen Einblick in das Beweismaterial über Melmoth (historische Texte, Briefe und Tagebucheinträge etc) gibt. Perry versteht es sehr gut, einer Legende allmählich Leben einzuhauchen. Melmoth wird mit jeder einzelnen Geschichte über sie immer greifbarer. Und dennoch ist sie bis zum Ende des Buches im dunklen Hintergrund lauernd eine bedrohliche Gestalt, der man nicht begegnen möchte.

Dieses Buch ist definitiv keine leichte Lektüre. Sie enthält viele Sinnbilder und Metaphern, die nicht auf den ersten Blick begreiflich sind. Vielmehr erkennt man nach und nach, dass es eigentlich nicht einfach nur um Melmoth geht, sondern um Schuld und Reue, und das Verständnis von richtig und falsch. Das wird auch eher ab der zweiten Hälfte immer deutlicher. Spannung, wie in Thrillern, sucht man hier vergebens. Dafür gibt es aber um so mehr eine anhaltende düstere Atmosphäre, die trotz einiger langatmiger Stellen den Leser fesseln kann.

Ich denke, jeder hat irgendwann in seinem Leben eine Schuld auf sich geladen, auf die er nicht unbedingt stolz sein kann. Wer Melmoth liest, sollte sich darauf gefasst machen, gewollt oder ungewollt mit den eigenen Fehlern der Vergangenheit konfrontiert zu werden und sich damit auseinander zu setzen.

Fazit:
"Melmoth" von Sarah Perry ist ein Buch voller metaphorischer und tiefgründiger Anhäufungen und anhaltender düsterer Melancholie, das dem Leser einen großen Spiegel vorhält und ihn mit in die Geschichte einbindet. Es erfordert viel Geduld und Selbstreflexion, um ihr folgen zu können. Eine seltene Perle innerhalb der anspruchsvollen Literatur!

Bewertung vom 21.03.2020
Die Tochter des Wolfs / Das Kind des Weitsehers Bd.3
Hobb, Robin

Die Tochter des Wolfs / Das Kind des Weitsehers Bd.3


sehr gut

Zum Inhalt:
Der Abschlussband der Weitseher-Saga befasst sich mit den Abenteuern von dem ehemaligen königlichen Assassinen Fitz Chivalric Weitseher und seiner Tochter Biene. Diese wurde von den Dienern von Clerres entführt, da sie die nächste Weiße Prophetin werden soll, mit deren Weissagungen die Diener ihre eigene Macht weiter festigen wollen. Doch Fitz ist unbeirrbar und nimmt jedes Risiko auf sich, um seine Tochter zu retten. Und Biene gibt auch so schnell nicht auf, denn sie kommt ganz nach ihrem Vater...

Meine Leseerfahrung:
Wer die Ausdauer hatte und die vorherigen Bände gelesen hat, dürfte am letzten Teil der "Das Kind der Weitseher"-Trilogie nicht vorbei kommen. Vielmehr ist es Pflicht, diesen Abschlussband zu lesen. Ich habe leider nur einige Bände der Weitseher-Reihe gelesen und nicht jedes Band war durchgehend spannend oder unterhaltsam. "Die Tochter des Wolfs" ist leider an einigen Stellen auch sehr langatmig erzählt und daher äußerst ermüdend. So richtig in die Geschichte kommt man erst nach gut 200 - 250 Seiten rein. Und bei über 1000 Seiten ist das noch akzeptabel. Allerdings kommt Robin Hobb einfach nicht ohne die vielen erzählerischen Abschweifungen aus, was dazu führt, dass die Geschichte einfach nicht zum Ende kommen will. Nicht etwa um Seiten zu füllen, wie ich finde, vielmehr ist das der typische Hobb-Erzählfluss, der im letzten Band bis zum Äußersten ausgeschöpft wurde. Sowas kann man mögen oder nicht, ich persönlich war manchmal versucht, an einigen Stellen einfach vor zu blättern, insbesondere dann, wenn Einiges aus der Vergangenheit erzählt wurde, was meines Erachtens selten nützlich für die gegenwärtigen Geschehnisse waren.

Andererseits stellen alle Bände zusammen ein durchweg komplexes Gesamtwerk dar, so dass man sie besser in einem Ruck durchlesen sollte, um die Zusammenhänge besser zu verstehen. Da mir einige Bände fehlen, und auch viel Zeit zwischen den gelesenen Büchern vergangen ist, fühlte ich mich teilweise etwas außen vor. 

Dennoch fand ich das Buch unterhaltsam und voller interessanter Begegnungen mit tiefgreifenden Charakteren. In diesem Band hat mir die Darstellung von Biene Weitseher sehr gut gefallen. Trotz ihres jungen Alters ist sie schon eine große Kämpferin mit recht reifen Gedankengängen. Es ist spannend, ihre Entwicklung mit zu durchleben, daher habe ich die Kapiteln, die aus ihrer Sicht erzählt wurden, mit viel Vergnügen gelesen. Aber auch die anderen Hauptfiguren wie Fitz und Narr, die man bereits durch die vorherigen Bände begleiten durfte, haben durchweg sympathische Züge und sind äußerst gut durchdacht. Es gibt kaum eine so lange Fantasy-Reihe mit derart authentischen Protagonisten, die dem Leser mit der Zeit ans Herz wachsen. Zudem wird im Gegensatz zu vielen anderen Fantasy-Werken sehr emotionsgeladen erzählt, dass man gar nicht drumherum kommt, den eigenen Gefühlen freien Lauf zu lassen und  mit den Figuren mitzuleiden. 

Nichtsdestotrotz bin ich froh, dass die Geschichte des Weitsehers hier endlich ein Ende findet und hoffe auf neue Abenteuer aus der Feder von Hobb, die uns weiterhin in phantastische prächtige Welten jenseits unser Vorstellungskraft entführen.

Fazit:
"Die Tochter des Wolfs" ist ein zufriedenstellender Abschluss für eine dermaßen lange Fantasy-Reihe voller lebensechter Charaktere, bildgewaltiger Szenerien und reichlich Emotionen, die man vergleichsweise selten in phantastischen Geschichten in solchem Maße erleben darf.

Bewertung vom 04.03.2020
Sieben Lügen
Kay, Elizabeth

Sieben Lügen


gut

Zum Inhalt:
Jane und Marnie sind beste Freundinnen seit Kindheitstagen. Als Marnie ihre große Liebe Charles findet, versichert Jane ihr höflicherweise, dass sie gut zusammen passen. Aber innerlich sieht es bei Jane ganz anders aus, denn sie hasst ihn abgrundtief. Bei dieser kleinen Notlüge bleibt es allerdings nicht. Jane verstrickt sich immer weiter in ihrem Lügengerüst und bereitet damit den geraden Weg in eine Katastrophe. Die freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Frauen wird zunehmend mehr vergiftet. Und zwar so sehr, dass sie bald ein Todesopfer fordert...

Meine Leseerfahrung:
Selten liest man einen Roman, bei dem man direkt von der Hauptfigur angesprochen wird. In "Sieben Lügen" erzählt Jane aus der Ich-Perspektive und wendet sich unmittelbar an den Leser - nimmt man jedenfalls zuerst an. Schnell wird aber klar, dass Jane nicht zu dem Leser spricht, sondern ihre Geschichte einer ganz bestimmten Person erzählt, deren Identität erst gegen Ende gänzlich aufgeklärt wird. 

Obwohl Jane einige recht vielschichtige Charakterzüge aufweist, konnte sie mich als Hauptfigur nicht wirklich überzeugen. Zu keinem Zeitpunkt konnte ich Sympathie für sie aufbringen. Ganz im Gegenteil wurde sie mit jedem weiteren Detail aus ihrem Leben und ihrer Gefühlswelt zunehmend nervenzermürbender, so dass man es irgendwann leid war, ihrer verzerrten Wahrnehmung zu folgen. Dass mit ihr so Einiges nicht stimmt, erkennt man bereits in den Anfängen der Story. Auch Marnie ist keine Figur, der man Sympathie entgegenbringen könnte. Sie ist oberflächlich, egoistisch und nutzt Janes Zuneigung und Wohlwollen ihr gegenüber völlig aus. Im Grunde genommen kann man als Leser nur erwarten, dass bei dieser ungesunden Freundschaft und den ungünstigen Umständen das Unheil seinen Lauf nimmt. 

Als es dann schließlich zu einem Todesfall kommt, baut sich endlich der lang ersehnte Spannungsbogen auf. Janes Lügengebäude  scheint in sich zusammen zu fallen, was den Leser mitfiebern lässt, ob und wie sie sich aus diesem Wirrwarr entwinden wird. Insbesondere als sich eine neugierige sensationsgierige Reporterin an Jane hängt und nach der Wahrheit forscht, nimmt die Story richtig Fahrt an. Auf einen spektakulären Knall wartet man dann jedoch vergebens. Was mich ganz besonders gestört hat, war der rasante Abschluss ohne logische Konsequenzen, die nun am Ende hätten folgen müssen.

Elizabeth Kay beweist mit "Sieben Lügen", dass ein Thriller auch auf ruhige Art und Weise nervenaufreibend sein kann. Spannung kommt hier allerdings spät auf, um dann am Ende plötzlich und sinnlos zu verpuffen. Der Abschluss dieser eigentlich vielversprechenden Story wirkt erzwungen und lieblos, was mir insgesamt ein eher unbefriedigendes Leseerlebnis beschert hat. Damit bleibt der Thriller m.E. völlig hinter seinem Potential zurück. 

Fazit:
"Sieben Lügen" ist eher ein durchschnittlicher Psychothriller mit vielversprechender Geschichte zwar, aber nicht ganz durchdachtem Verlauf und mäßigen Spannungsmomenten. Kays Werk ist allenfalls im Hinblick auf die Darstellung der Psyche einer gestörten labilen Person interessant zu lesen, kann aber auch nicht mit Authentizität der Hauptfiguren punkten.

Bewertung vom 01.03.2020
Das neunte Haus / Alex Stern Bd.1
Bardugo, Leigh

Das neunte Haus / Alex Stern Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt:
Das Studentenleben auf der Elite-Uni Yale ist gar nicht so einfach, insbesondere nicht, wenn man einem der geheimen acht magischen Studentenverbindungen angehört. Denn jedes Haus beherrscht eine eigene Art von Magie. Die Einen können aus Eingeweiden lebender Menschen die Aktienkurse voraussagen, die anderen nutzen Portal- oder Illusionsmagie. Alle Häuser haben aber gemein, dass ihre Mitglieder großen Einfluss auf die Politik und die Gesellschaft des Landes haben. Das neunte Haus 'Lethe' überwacht und kontrolliert die Anwendung jeglicher Magie, damit nichts schief läuft.
Alex wird von 'Lethe' auf Grund ihrer Fähigkeit, ohne Einsatz jeglicher Magie Geister sehen zu können, rekrutiert und darf ungeachtet ihres nicht ganz so sauberen Backgrounds in Yale studieren. Gerade beginnt sie die Abläufe kennenzulernen und wird Schritt für Schritt in die magische Welt eingeführt, als eine junge Frau auf dem Campus ermordet wird. Alex muss ihre gesamten Fähigkeiten einsetzen, um den Mordfall aufzuklären und kommt einem düsteren Geheimnis näher, das weit über 100 Jahre zurückreicht.

Meine Leseerfahrung:
Ich habe bewusst keine vorherigen Bücher von Leigh Bardugo gelesen, weil ich völlig unvoreingenommen und ohne jegliche Erwartungen mit "Das Neunte Haus" beginnen wollte. Meine Bewertung beschränkt sich also ausschließlich nur auf dieses Buch, ohne dass ich Vergleiche zu anderen Werken der Autorin ziehen kann.

Die ersten Kapitel waren für mich persönlich sehr langatmig und ermüdend, was zum Teil auch an dem sprunghaften Schreibstil von Bardugo sowie auch an den Zeitsprüngen in der Story liegen mag. Einerseits wird man am Anfang mit vielen interessanten Details dieser phantastischen magischen Welt überschüttet, andererseits erhält man auch viel Input, was die historischen Zusammenhänge der Häuser und die theoretische Magie anbelangt, was wiederum dafür sorgt, dass kaum Spannung aufgebaut wird. Dann aber kommt die Story richtig in Fahrt und man ist mittendrin in einem mysteriösen Mordfall.

Die Hauptfigur Alex, mit richtigem Namen Galaxy Stern, ist eine junge Frau mit Ecken und Kanten, und hat in ihrem Leben bereits so Einiges erlebt, was sie charakterlich sehr geprägt hat und sie von ihren Kommilitonen deutlich unterscheidet. Für mich ist sie eine starke Protagonistin, die neben ihrer Fähigkeit, mit Geistern in Kontakt treten zu können, auch noch die nötigen Fertigkeiten hat, um als furchtlose Heldin durchzugehen. Das Leben hat ihr übel mitgespielt, ihre Vergangenheit ist gezeichnet durch Gewalt, sexuellen Missbrauch und Drogen. Und doch ist sie eine bodenständige Person, die auch in äußerst gefährlichen Situationen nicht so einfach den Kopf verliert. Bardugo hat hier eine Figur mit einem eigensinnigen Naturell geschaffen, die zeichensetzend im Sinne der Emanzipation agiert und sich zu den interessantesten Protagonistinnen der heutigen Zeit zählen darf.

Dass die Handlung auch noch in unserer realen Welt angesiedelt ist und auf einem bekannten Campus spielt, macht es einfach, sich in der Geschichte wiederzufinden. Das Setting ist ideal und hat mich völlig abgeholt. Als dann auch noch das magische Parallelleben der Studenten immer konkreter wurde und der Kriminalfall in den Vordergrund gerückt ist, konnte ich das Buch kaum noch aus den Händen legen.

Die Auflösung des Falles war völlig unvorhersehbar. Bardugo versteht es, den Leser mit raffinierten und spannenden Wendungen zu überraschen. Der Cliffhanger am Ende der Story lässt einen ebenso spannenden zweiten Teil erwarten, den ich mir bestimmt nicht entgehen lassen werde.

Fazit:
Nach einem zunächst langsamen und vor allem langatmigen Start begibt man sich bei diesem Buch plötzlich in eine rasante Ermittlung in einem Kriminalfall und wird von den magischen Momenten regelrecht mitgerissen. "Das neunte Haus" strotzt nur so vor phantastischen Einfällen und entführt den Leser in eine atmosphärisch finstere Welt voller Geister. Geniale Fantasy!

Bewertung vom 09.02.2020
Die Puppe - Vertraue nicht dem Bösen
Hazel, James

Die Puppe - Vertraue nicht dem Bösen


sehr gut

Zum Inhalt:
Charlie Priest ist ehemaliger Polizist und nunmehr erfolgreicher Anwalt und verteidigt ein kleines Online-Magazin, gegen die eine  Verleumdungsklage läuft. Klägerin ist die Gründerin einer millionenschweren Wohltätigkeitsorganisation Alexia Elias. Am Verhandlungstag erscheint allerdings der einzige Hauptbelastungszeuge gegen die Klägerin nicht, auf den Priest so sehr gebaut hatte. Kurz darauf wird dieser Zeuge brutal ermordet im Kofferraum einer Journalistin gefunden. Während Priest nach einem Ausweg für die Verhandlung sucht, ist auch die Klägerin nicht aufzufinden. Als auch ihre grausam entstellte Leiche auftaucht, wird Priest klar, dass es hier um viel mehr als nur einen Verleumdungsfall geht. Der Täter scheint sich auf einem persönlichen Rachefeldzug zu befinden und hat noch lange nicht genug. Schafft es Priest, den Täter ausfindig zu machen, bevor es ein nächstes Opfer gibt? Und welches dunkle Geheimnis liegt diesem Fall zugrunde?

Meine Leseerfahrung:
Als großer Fan von Thrillern habe ich bereits so Einiges sowohl von bekannten Autoren als auch von Neulingen auf diesem Gebiet gelesen. Meine Erwartung bezüglich James Hazel war nicht allzu hoch, denn ich kannte ihn und den Vorgängerroman um seinen Protagonisten Priest vorher überhaupt nicht. Mit "Die Puppe" wurde ich allerdings angenehm positiv überrascht. Hazel hat einen erfreulicherweise flüssigen Schreibstil und kommt ohne nennenswerte Abschweifungen meist immer zum Punkt. 

Bereits der Rückblick im ersten Kapitel ist fesselnd und verrät zwar noch nichts über die Geschichte selbst, holt den Leser aber ab und lässt ihn nicht mehr los. Der Spannungsbogen bleibt durchgehend konstant, so dass ich das Buch ab ungefähr der Mitte gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die einzelnen Kapitel haben jeweils optimale Längen, was ich bei spannenden Büchern durchaus sehr begrüße. Die Szenenwechsel und einzelnen Cliffhanger tragen größtenteils zum rasanten Erzähltempo bei und lassen so die Spannung keine Minute abflachen.

Besonders gut haben mir dabei die vortrefflich ausgearbeiteten Hauptcharaktere gefallen. Priest ist eine absolut authentische Figur, dem man seinen ehemaligen Beruf als Polizist durchaus abnimmt. Er leidet an einer Dissoziation, was dazu führt, dass ihm die Realität gelegentlich entgleitet. Dies führt zwangsläufig zu privaten Problemen und kniffligen Situationen, in die er sich unfreiwillig begibt. Das wiederum macht den Anwalt aber menschlich und damit auch sehr sympathisch. Ebenso interessant ist sein Bruder, der als fleißigster Serienkiller Londons in einer geschlossenen Anstalt einsitzt und den Priest einmal die Woche besucht. Die Dialoge zwischen den beiden Brüdern sind auf schräge Art und Weise amüsant und gehören zu meinen Lieblingsstellen des Buches.

Auch die Charaktere Georgie Someday, junge Kollegin von Priest, sowie der Nerd Solly mit seinen Zwangsneurosen, der Priest oft bei IT-Sachen behilflich ist, sind überaus sympathisch und geben der Story eine gewisse Würze.

Gegen Ende fügen sich die einzelnen Puzzleteile zusammen, die Priest Stück für Stück im Rahmen seiner Ermittlungen aufdeckt, wobei mich allerdings der zu stark konstruiert wirkende Abschluss etwas gestört hat. Die Person des Täters hat mich dann zwar überrascht. Dass aber die Journalistin eine tragende Rolle im Plot innehat, war bereits vorhersehbar. Dennoch minderten diese Aspekte die durchgehende Spannung nicht im Geringsten. Der Roman lebt von seinen tollen Charakteren und dem dunklen Geheimnis, das dem Fall zugrunde liegt. Ich hoffe auf viele weitere Bände mit Priest. Bis dahin muss ich mit dem Vorgänger vorliebnehmen.

Fazit:
"Die Puppe" ist ein spannungsgeladener und packender Thriller mit interessanten Charakteren voller authentischer Züge und einem aufregenden geheimnisvollen Kriminalfall. Die Reihe um Charlie Priest lässt auf eine ebenso spannende Fortsetzung mit reichlich Nervenkitzel hoffen. 

Bewertung vom 02.02.2020
Das Derwischtor
Ümit, Ahmet

Das Derwischtor


sehr gut

Zum Inhalt:
Ein ungeklärter Hotelbrand im Herzen Anatoliens führt die Londoner Versicherungsinspektorin Karen Kimya Greenwood in die mystische Stadt Konya in der Türkei, in der sie mit gemischten Gefühlen ankommt. Denn es ist zudem die Heimatstadt ihres Vaters, der ihre Mutter und sie im Kindesalter verließ und sich einem sufistischen Orden anschloss. Die Aufklärung des Brandfalls ist nicht einfach, aber Karen hat darüber hinaus auch mit persönlichen Problemen zu kämpfen. Als ob das nicht genug ist, sucht sie auch noch der vor 700 Jahren auf mysteriöse Weise ums Leben gekommene Wanderderwisch Shams-e Tabrizi in ihren Träumen auf, und das mehrere Male. Karen gerät in eine mystische Welt voller Geheimnisse und Intrigen und verliert sich immer mehr zwischen Traum und Realität...

Meine Leseerfahrung:
Es ist immer schwierig, eine völlig bildhafte Sprache wie Türkisch in eine nüchterne und sachliche Sprache wie Deutsch zu übersetzen. "Das Derwischtor" ist meines Erachtens ein Roman, der von einer bildhaften Erzählung lebt. Denn die außergewöhnlichen Erfahrungen der Protagonistin auf der Traumebene sind dermaßen lebendig dargestellt, dass man sich beim Lesen darin verliert und selbst nicht mehr weiß, wo die Realität aufhört und die Phantasie beginnt. Ich kann mir gut vorstellen, dass die türkische Version womöglich um Einiges mitreißender auf Grund der metapherreichen Sprache ist. Aber die Übersetzung ist bis auf einige Stellen nicht zu bemängeln und gibt die mystische Atmosphäre der Sufi-Stadt Konya hervorragend wieder.

Ahmet Ümit schildert in diesem Buch nicht nur einen Kriminalfall, sondern gibt dem Leser auch sehr viel Wissen über historische Aspekte des Schauplatzes weiter und entführt uns in eine legendenumwobene Welt, in der wir eine andere Seite des Sufi-Mystikers Shams-e Tabrizi kennenlernen dürfen. Dabei überlässt er es dem Leser, über Wahrheit und Unwahrheit zu entscheiden. Konstante Spannung sucht man hier allerdings vergebens. Vielmehr bemüht sich der Autor um umfassende Übermittlung vieler kultureller und geschichtlicher Aspekte, was auch überaus interessant und fesselnd ist.

Ich für meinen Teil habe zumindest einen Einblick in den Sufismus bekommen, und auch einen Hauch Ahnung darüber, wie die spirituelle Liebe der Semah tanzenden Derwische sich von der weltlichen Liebe gewöhnlicher Menschen unterscheidet. Mein Interesse wurde hier dermaßen geweckt, dass ich mir weitere Bücher über den Sufismus anzuschaffen gedenke. In diesem Sinne hat mir die Kriminalliteratur nicht nur unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern auch auf geistiger Ebene zutiefst bereichert. 

Fazit:
Ahmet Ümit bettet seinen außergewöhnlichen Roman in einen atmosphärisch gut inszenierten Plot ein und schafft damit eine wundervolle Verbindung kriminalistischer Elemente mit kulturellen und historischen Aspekten, was überaus interessant und auch lehrreich ist. Lesenswert und horizonterweiternd!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.01.2020
Die Wälder
Raabe, Melanie

Die Wälder


sehr gut

Zum Inhalt:
Nina hat aufgrund ihres Jobs als Ärztin kaum noch Zeit für ihren besten Freund Tim, den sie schon von klein auf kennt. Eines Tages erfährt sie, dass er an einer Überdosis gestorben ist. Dabei war er schon seit Langem wieder clean. In der Nacht vor seinem Tod hat er allerdings versucht, Nina zu erreichen. Eine verwirrende Sprachnachricht und ein geheimnisvoller Brief ist alles, was Tim zurücklässt. Nina soll seine vor vielen Jahren in den Wäldern verschwundene Schwester Gloria wiederfinden. Die schier endlosen Wälder, die ihr Heimatdorf umgeben, erinnern Nina jedoch an ihre gemeinsame düstere Vergangenheit, die sie für immer hinter sich lassen wollten. Und doch macht sich Nina auf den Weg, um Tims letzten Wunsch zu erfüllen und Glorias Verschwinden aufzuklären. Die Angst aus Kindheitstagen ist jedoch immer noch gegenwärtig...

Meine Leseerfahrung:
Nachdem ich "Der Schatten" von Melanie Raabe gelesen hatte, war ich sehr erstaunt, wie subtil die Spannung in einem eher ruhigen Thriller aufgebaut werden und den Leser fesseln kann, ohne von Gewalt und Brutalität jeglicher Art Gebrauch zu machen. Melanie Raabe versteht es gut, äußerst beklemmende Atmosphären heraufzubeschwören und die Psyche ihrer Buchcharaktere authentisch darzustellen, so dass man das Buch vor Aufregung einfach nicht mehr weglegen kann. 

Erzählt werden zwei Handlungsstränge, zwischen denen Kapitel für Kapitel geswitcht wird. So ergänzen sie sich gegen Ende der Story wie viele kleine Puzzleteile, die zusammengesetzt werden und zu einem Aha-Effekt führen. "Die Wälder" hat allerdings eine kleine Schwachstelle. Je näher man der Auflösung kommt, desto mehr fühlen sich einige Aspekte der Geschichte auf Biegen und Brechen inszeniert an, als hätte man mit aller Kraft versucht, nach den nervenaufreibenden Kapiteln einen befriedigenden Abschluss zu finden. 

Das scheint mir auch ein Markenzeichen der Autorin zu sein und ist um Grunde genommen nicht zu beanstanden, da man das Buch zufrieden zuklappen und mit dem Gelesenen wunderbar abschließen kann. Allerdings wirkte die Darstellung, wie sich alles gegen Ende zusammenfügt, seltsamerweise sehr künstlich an.

Dennoch handelt es sich bei diesem Buch um einen lesenswerten Roman, der hervorragend aufzeigt, auf welche Weise Bedrohungen und Gefahren von kindlichem Geiste aufgenommen und verarbeitet werden können. Dieser Thriller zeigt gekonnt, dass zur Bewältigung eines angejahrten Traumas eine Menge Mut und Entscheidungsstärke nötig ist. Allein deswegen lohnt es sich, sich in die beklemmende Umgebung, die Melanie Raabe geschaffen hat, zu begeben und sich eventuell auch den eigenen Dämonen zu stellen.

Fazit:
Ein solider ruhiger Thriller mit viel Spannung, der leider gegen Ende etwas gestellt und zwanghaft konstruiert wirkt, um unbedingt ein zufriedenstellendes Ende zu erlangen. Dennoch ist die Story rasant spannend und daher sehr lesenswert.

Bewertung vom 29.12.2019
T.I.M.E Stories - Jagd durch die Zeit
Lambert, Christophe

T.I.M.E Stories - Jagd durch die Zeit


sehr gut

Zum Inhalt:
Tess Heiden hatte eine schwere Kindheit und Jugend. Im Jahre 2014 sitzt sie mit ihren 21 Jahren in einer Psychiatrie, weil sie als labil gilt und zu Gewaltausbrüchen neigt. Eines Tages wird ihr von einer geheimen Organisation ein Angebot unterbreitet: Sie kann die Psychiatrie verlassen, wenn sie sich zur Agentin der T.I.M.E. Agency ausbilden lässt. Tess ergreift die Gelegenheit ohne zu Wissen, dass es kein Zurück gibt. Nach diversen Tests wird sie zur wahren Ausbildungsstätte auf einer Raumstation in der Zukunft geschickt. Sie lässt ihre ganze Vergangenheit hinter sich und landet im Jahre 2469. Von dort aus soll sie mit ihrem Team aus zwei Menschen und einem Alien durch Raum und Zeit reisen, um die Welt vor den "Bösen" zu retten. Doch etwas verbirgt die Agency vor Tess. Je mehr sie der Sache auf den Grund geht, stellt sie fest, dass das gutgehütete Geheimnis der Agency ihre eigene Vergangenheit betrifft...

Meine Leseerfahrung:
Ich kannte das Brettspiel nicht und habe mich erst im Nachhinein schlau gemacht, was es damit auf sich hat. So hatte ich vor Beginn keinerlei Erwartungen an das Buch. Vielmehr war ich neugierig auf die Zeitreisen-Story. Der Schreibstil von Christophe Lambert ist flüssig und gradlinig. Das Taschenbuch ist auch nicht besonders dick, so dass ich die Geschichte über die zeitreisende Agentin Tess in zwei Tagen durchgelesen habe. 

Die Geschichte an sich ist reich an Settings, denn durch die Zeitsprünge kommen Tess und ihr Team zu verschiedenen historischen Schauplätzen, bei denen sie innerhalb einer vorgegebenen kurzen Zeitspanne die ausgesuchte Mission erfüllen müssen. Lambert erzählt auf den Punkt genau ohne Abschweife und lässt den Leser aktiv am Geschehen teilhaben. So ist Dauerspannung garantiert, wodurch man das Buch kaum zur Seite legen möchte. 

Das Ende kam für mich daher sehr abrupt. Ich hätte mir gern noch ein paar Missionen mehr gewünscht und auch den einen oder anderen Kapitel zusätzlich mit mehr Hintergrundwissen zu den einzelnen Teammitgliedern begrüßt, die m.E. neben der Hauptfigur Tess etwas verblassen. So konnte ich kaum eine Bindung zu dem menschlichen Teamkollegen James oder dem außerirdischen Kollegen aufbauen. Ich hoffe daher auf weitere Bände, in denen das nachgeholt wird und natürlich noch viele weitere spannende Missionen folgen werden.

Das Buch ist aber trotz der Kürze dennoch  unter guter Unterhaltungsliteratur einzustufen und mit zahlreichen Anspielungen aus der Filmszene geschmückt, die Tess öfter in den Raum wirft, danach allerdings mit fragenden Gesichtern konfrontiert wird. Denn alle ihre Teamkollegen kommen entweder aus einer anderen Zeit oder einer anderen Welt. So entstehen amüsante Dialoge, die insbesondere auch durch den sarkastischen Unterton der Protagonistin unterhaltsam sind. Trotz ihres anfänglichen trotzigen und anstrengenden Verhaltens war mir Tess durchgehend sympathisch. Sie ist keine 0815-Heldin, sondern eine junge Frau mit Ecken und Kanten, die ihrem früheren Dasein als Einzelgängerin entflieht und sich mutig größeren Herausforderungen stellt. 

Fazit:
Ein kurzweiliges, aber dennoch unterhaltendes Buch als Auftakt einer Zeitreisen-Reihe, die sich sicherlich eine eigene Fangemeinde aufbauen wird. Die Story um die Agentin Tess Heiden bietet unverkennbar reichlich Potential, um es auf die Leinwand zu schaffen. Lesenswert, nicht nur für Sci-Fi-Fans! 

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.12.2019
Das Gedächtnis von Babel / Die Spiegelreisende Bd.3
Dabos, Christelle

Das Gedächtnis von Babel / Die Spiegelreisende Bd.3


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Im dritten Teil der Spiegelreisenden-Saga sind fast 3 Jahre vergangen, die Ophelia getrennt von ihrem Ehemann Thorn verbracht hat. Ganz allein begibt sie sich auf die Suche nach ihm und nach der letzten Wahrheit. Sie landet auf einer bisher unbekannten Arche namens Babel, deren Einwohner unter strikten Regeln leben und von Automaten umgeben sind. Um sich zu schützen nimmt Ophelia eine neue Identität an und bewirbt sich an der Akademie der Guten Familie, um Vorbotin werden zu können. Denn nur so kann sie in die verschlossene Bibliothek und nach der letzten Wahrheit um Gott und die Entstehung der Archen forschen. Kaum beginnt sie die schwierige Ausbildung, steht sie gänzlich neuen Herausforderungen gegenüber. Plötzlich ereignen sich äußerst mysteriöse Todesfälle, die alle miteinander zusammenzuhängen scheinen. Wie gefährlich Babel tatsächlich ist, bekommt Ophelia bald am eigenen Körper zu spüren...

Meine Leseerfahrung:
Christelle Dabos hat eine zarte Leichtigkeit und einen unterschwelligen Humor in ihrem Erzählstil, was mir schon im allerersten Band sehr positiv aufgefallen ist. Sie hat mit ihrer Spiegelreisenden-Saga eine faszinierende abenteuerliche Welt geschaffen, die für mich neben der Harry Potter Reihe mittlerweile zu meinen beliebtesten phantastischen Settings zählt. Und diese Welt weiß sie mit vielen interessanten und bunten Charakteren zu füllen, die jede für sich absolut genial ausgedacht und mit vielen Facetten ausgeschmückt worden ist.

So durfte ich im dritten Band eine wundervolle Entwicklung der Hauptperson Ophelia miterleben, die ich mittlerweile besonders ins Herz geschlossen habe. Das kleine unsichere Mädchen wurde im Laufe der Zeit zu einer willensstarken und ehrgeizigen jungen Frau, die endlich den Mut zur Liebe findet und sich auf dem Weg zur Wahrheit in keiner Weise beirren lässt. 

Auch die vielen neuen Charaktere, die im dritten Band auftauchen, besitzen Tiefe und überzeugen in ganzer Linie. Ebenso ist die neue Szenerie auf der bislang unbekannten Arche Babel sehr lebhaft und schillernd dargestellt und macht neugierig auf die ungewohnte Lebensweise der dortigen Bewohner, die sich deutlich abhebt von allem bisher Kennengelerntem. 

Ich bin immer wieder erstaunt, wieviel Kreativität manche Autoren insbesondere in Fantasy-Geschichten stecken. Christelle Dabos scheint mit jedem Band, ihr Können zu übertrumpfen und liefert immer wieder neue Ideen, sei es bei den Handlungssträngen oder der örtlichen Begebenheiten. Die Geschichte um Ophelia und Thorn bleibt konstant spannend und macht Lust auf mehr aus dieser außergewöhnlichen Phantasiewelt. Ich freue mich schon riesig auf den vierten Teil, der ebenfalls nicht in meinem Bücherregal fehlen darf.

Fazit:
Dabos liefert mit "Das Gedächtnis von Babel" einen soliden 3. Teil der Spiegelreisenden-Saga ab, der sich harmonisch an die vorherigen Bände anfügt und den Leser in einen neuen phantastischen Ort in der Archenwelt entführt. Spätestens ab jetzt zählt die Fantasyreihe zu den Besten ihres Genres und ist Pflichtlektüre für jeden Fan alternativer Welten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.