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Benedikt Bögle

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Insgesamt 406 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2021
EuErbVO

EuErbVO


ausgezeichnet

Die EU-Erbrechtsverordnung (EuErbVO) ist ein wichtiger Gesetzestext für das Internationale Privatrecht. Anders als man vom Titel der Verordnung ausgehend meinen könnte, behandelt sie nicht das materielle Erbrecht für die EU-Staaten; es handelt sich vielmehr um Normen, die das Internationale Privatrecht für mehrere EU-Staaten einheitlich regelt. Es geht also nicht um die Frage, wie etwa die Bundesrepublik Deutschland ihr Erbrecht regelt, sondern das Erbrecht welchen Staates zur Anwendung kommt, wenn ein bestimmter Sachverhalt Verbindungen zu mehreren Staaten aufweist. Insofern ist die EuErbVO ein bedeutender Rechtstext. Wer sich näher damit beschäftigen möchte oder muss, kann sich nun an einen Kommentar halten: "EuErbVO. Kommentar zu EU-Erbrechtsverordnung" wurde von Astrid Deixler-Hübner und Martin Schauer herausgegeben und ist in einer Kooperation vom Manz-Verlag in Wien und von Nomos in Baden-Baden erschienen.

Der Kommentar beginnt seine Ausführungen mit den Erwägungsgründen, die für eine EU-Verordnung typisch sind. Im folgenden werden die 84 Artikel der EuErbVO kommentiert, wobei jeweils eine kurze Inhaltsübersicht vorangestellt ist. Es folgt dann die Kommentierung nationalen österreichischen Rechts, die für den deutschen Leser uninteressant sein dürfte, allerdings auch keinen großen Raum einnimmt. Am Ende wird dann noch die Durchführungsverordnung mit entsprechenden Formularen abgedruckt. Dieser Kommentar kann daher eine große Hilfe für alle sein, die sich mit grenzüberschreitenden Erbrechtsfällen beschäftigen und daher einen Blick in das Internationale Privatrecht werfen müssen.

Bewertung vom 11.02.2021
Adversus Valentinianos/De carne Christi - Gegen die Valentinianer/Über den Leib Christi
Tertullian

Adversus Valentinianos/De carne Christi - Gegen die Valentinianer/Über den Leib Christi


ausgezeichnet

Zwei altkirchliche Texte enthält dieser bei Herder in der Reihe "Fontes Christiani" erschienene Band: "Adversus Valentinianos" und "De carne Christi" von Tertullian. Beide Schriften wenden sich gegen altkirchliche Irrlehren. "Adversus Valentinianos" kämpft gegen die heute eher schwer zu greifende Gruppe der Valentinianer; sie stellten eine gnostische Gruppierung dar, die ein komplexes Gedankengebilde rund um ein höchstes Seiendes und seine 30 Emanationen vertritt. Spannend ist die Schrift des Tertullian, der kaum Argumente gegen diese Lehre darstellt, sondern vielmehr schon durch die Art seiner Darstellung dieser Lehre ihre Unvernünftigkeit, ja auf polemische Weise geradezu ihre Lächerlichkeit unterstreicht. Anders "De carne Christi": Diese Schrift wendet sich gegen verschiedene, sogenannte "doketistische" Lehren. Gemeinsam ist ihnen, dass sie davon ausgehen, Jesus Christus sei nicht wirklich Mensch geworden, habe nicht wirklich Fleisch angenommen. Es hatte nur den Anschein, es schien nur so, als sei er geboren worden, als wäre er am Kreuz gestorben. Diese Lehren versucht Tertullian zu widerlegen; ausgehend vom zu erlösenden Menschen zeigt er auf, dass es dem Gott, der das Fleischliche erlösen wollte, nicht gegen den Willen gehen konnte, gar selbst Fleisch anzunehmen - gerade, weil es so unglaublich scheint.

Beide Schriften werfen einen interessanten Blick auf altkirchliche Diskussionen, auf die Themen, die debattiert wurden und so - wenngleich im Wege negativer Abgrenzung - zu einer Reflexion über den christlichen Glauben führten. In für die "Fontes Christiani" bewährter Weise werden beide Schriften im lateinischen Original wie auch in deutscher Übersetzung geboten, die hier von Volker Lukas besorgt wurde. Er auch hat die beiden sehr prägnanten Einführungen verfasst, die dem Leser die Schriften verständlicher werden lassen.

Bewertung vom 10.02.2021
Juristische Methodenlehre
Wienbracke, Mike

Juristische Methodenlehre


ausgezeichnet

Eine hervorragende Einführung in das Recht ist bei C.F. Müller erschienen: "Juristische Methodenlehre" von Mike Wienbracke in der Reihe "JURIQ Erfolgstraining". In vier sehr klar gegliederten Schritten bietet der Autor eine Einführung in das Rechtssystem. Am Beginn steht ein Kapitel der "Einführung", das sich etwa mit den Rechtsquellen oder der Anwendung des Rechts beschäftigt. Der zweite Teil widmet sich der Handhabung des Gesetzes und damit der Struktur von Rechtsnormen und vor allem der Auslegung von Normen. Hier haben die einzelnen juristischen Methoden im engeren Sinne ihren Platz: Wienbracke führt in die verschiedenen juristischen Auslegungsmethoden ein, behandelt die grammatische, systematische, historische und teleologische Auslegung sowie natürlich die Analogie. Im dritten Kapitel des Bandes geht es dann um die Rechtsfortbildung, am Schluss um konkrete Hinweise zur Fallbearbeitung.

Dieser Band ist für Anfänger geschrieben und bietet sich so vor allem für Studierende am Beginn ihres Studiums an. Der Text ist durchweg gut verständlich und wird durch sorgfältig ausgewählte Schaubilder noch vervollständigt. Am Ende jeden Kapitels steht eine sehr knappe Zusammenfassung des gesagten, die eine nochmalige Wiederholung ermöglicht. Dass eine derart auf den Punkt gebrachte Einführung dann aber auch noch mit einer Vielzahl von Fußnoten arbeitet, kann nur hervorgehoben werden; so können bestimmte Fragen noch vertieft werden. Dieser Band kann für Studienanfänger nur empfohlen werden!

Bewertung vom 10.02.2021
Vertragliche Schuldverhältnisse
Oechsler, Jürgen

Vertragliche Schuldverhältnisse


ausgezeichnet

Die vertraglichen Schuldverhältnisse sind ein absoluter Schwerpunkt im juristischen Studium - und wohl auch der Bereich, in dem die meisten Menschen Rechtsprobleme haben können: Wenn sich eine Kaufsache als mangelhaft erweist, wenn die Mietwohnung gekündigt wird, wenn der Leasingwagen Probleme macht. Ein hervorragendes Lehrbuch dazu ist bei Mohr Siebeck erhältlich: "Vertragliche Schuldverhältnisse" von Jürgen Oechsler. Der Autor bietet die einzelnen Vertragstypen in sehr übersichtlicher Form dar: Der Kaufvertrag macht den Anfang, gefolgt von Darlehen, Leasing, unentgeltlichen Rechtsgeschäften, Miete und Pacht, Dienst- und Behandlungsvertrag, Werkvertrag, Reiserecht, Maklergeschäften, Geschäftsbesorgung, Bürgschaft und "sonstigen Verträgen". Das Kräfteverhältnis entspricht der Bedeutung in Lehre und Praxis, wenn etwa für den Kaufvertrag knapp 400 Seiten aufgewendet werden, für Auslobung und Gewinnzusage aber nur fünf.

Dieses Lehrbuch ist als Monumentalwerk angelegt, es umfasst gut 1100 Seiten. Gleichwohl sind die Ausführungen des Autors durchweg sehr gut zu lesen, die Gliederung ist sehr übersichtlich. Damit dürfte sich dieser Band auch für das Studium anbieten; an manchen Stellen mag es sicherlich zu ausführlich für die Vorbereitung auf die Examina sein. Gerade dort, wo ein Thema aber vertieft werden soll oder etwas nicht verstanden wurde, bietet sich ein Blick in dieses Werk sicher an. Gleiches darf für Hausarbeiten gelten, in denen eine bestimmte Rechtsfrage aus dem Bereich der vertraglichen Schuldverhältnisse im Mittelpunkt steht. Dieser Band ist daher sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 09.02.2021
Verwaltungsrecht

Verwaltungsrecht


ausgezeichnet

Gerade das Verwaltungsrecht ist gekennzeichnet durch eine Fülle nebeneinander stehender Gesetze. Während sich etwa das Studium im Strafrecht auf zwei Gesetze konzentriert - das StGB und die StPO - und sich ein sehr großer Teil des Zivilrechtsstudiums im BGB bewegt, beherrschen viele Gesetze das Verwaltungsrecht: Alleine im Allgemeinen Teil sind es die VwGO, das VwVfG, das VwVG und das VwZG. Ganz zu schweigen von den besonderen Gesetzen bezüglich des Baurechts, des Polizeirechts oder auch des Kommunalrecht. Übersicht über den Allgemeinen Teil bietet allerdings ein bei Nomos in der Reihe NomosKommentar erschienenes Werk: "Verwaltungsrecht. VwVfG, VwGO, Nebengesetze" wurde von Michael Fehling, Berthold Kastner und Rainer Strömer herausgegeben. Es bietet die oben genannten Gesetze, wobei der Schwerpunkt auf VwVfG und VwGO liegt.

Der Aufbau folgt einem ganz klassischen Kommentar. Jede Norm wird erst im Wortlaut geboten und dann kommentiert. Vor längerer Kommentierungen - beispielsweise vor § 1 VwVfG oder bei § 40 VwGO - wird eine Inhaltsübersicht über die folgende Kommentierung gegeben. Die Ausführungen zum VwVG und zum VwZG fallen entsprechend kürzer aus; das dürfte der Bedeutung in Studium und Praxis durchaus entgegenkommen. Dieser Band eignet sich für alle, die schnell eine Übersicht über bestimmte Normen des Verwaltungsrechts AT brauchen - sei es für das Studium, eine Hausarbeit oder auch die spätere Praxis.

Bewertung vom 09.02.2021
Mord mit verteilten Rollen / Ein Fall für Hercule Poirot Bd.27
Christie, Agatha

Mord mit verteilten Rollen / Ein Fall für Hercule Poirot Bd.27


sehr gut

Hercule Poirot wird zu einem sehr seltsamen Fall gerufen - der eigentlich noch gar keiner ist. Seine Bekannte Ariadne Oliver, die berühmte Schriftstellerin, soll auf einem englischen Landsitz für ein großes Gartenfest einen Krimi inszenieren - eine Art Schnitzeljagd, bei die Gäste im Laufe des Tages eine Leiche finden und den Mord aufklären sollen. All das ist natürlich nur ein Spiel, eine geschickte Inszenierung. Und dennoch har Ariadne Oliver ein komisches Gefühl. Irgendetwas stimmt ihrer Ansicht nach bei diesem Fall einfach nicht. Also soll Hercule Poirot kommen, um ein mögliches Verbrechen zu verhindern. Indes, es gelingt ihm nicht. Ein junges Mädchen, das die Leiche spielen sollte, wird getötet. Die Frau des Hausbesitzers verschwindet. Bald sind sich die Polizei und Hercule Poirot sicher: Das eigentliche Verbrechen wurde an der Hausherrin verübt. Das junge Mädchen wurde Zeugin und musste sterben. Doch wochenlang kann nicht einmal der berühmte Detektiv den Fall lösen - bis es ihm wie Schuppen von den Augen fällt und sein Verstand am Ende doch triumphieren muss.

"Mord mit verteilten Rollen" ist ein typischer Agatha-Christie-Krimi: Im Vordergrund steht die gehobene Gesellschaft, in der scheinbar alles seinen geordneten Bahnen nach geht. Im Hintergrund lauert aber wie immer das Verbrechen; nicht sonderlich grausam, nicht blutrünstig, mehr eine Aufgabe für die Gehirnzellen. Allerdings dauert es hier sehr lange, bis der Krimi in Schwung kommt. Erst nach der Hälfte des Bandes wird das Verbrechen überhaupt begangen. Auch die Ermittlungserfolge Poirots bauen sich nicht wie üblich auf, verdichten sich - sondern kommen geballt am Ende. Ein unterhaltsamer Roman. Allerdings hat Agatha Christie bessere geschrieben.

Bewertung vom 09.02.2021
SCHOTT Kar- und Osterwoche

SCHOTT Kar- und Osterwoche


ausgezeichnet

Der "Schott" ist seit Jahrzehnten ein verlässlicher Begleiter für alle, die sich auf die Feier des Sonntagsgottesdienstes vorbereiten wollen. Er enthält die liturgischen Texte und die von der jeweiligen Leseordnung vorgesehenen Lesungen aus der Heiligen Schrift. Für die Sonn- und Feiertage gibt es drei Bände, entsprechend für die Lesejahre A, B und C. Nachdem diese Bände nun entsprechend der neuen Einheitsübersetzung aktualisiert erscheinen sind, bringt der Herder-Verlag einen vierten Band auf den Markt: "SCHOTT Kar- und Osterwoche". Dieser Band folgt grundsätzlich nicht der Aufteilung in die drei Lesejahre; vielmehr beginnt der Band mit der Feier des Palmsonntags und endet mit dem Zweiten Sonntag der Osterwoche; er umfasst also die Kar- und die Osterwoche. Innerhalb der einzelnen gottesdienstlichen Feiern sind dann - sofern nicht die Lesetexte ohnehin jedes Jahr gleich sind, wie das etwa die alt- und neutestamentlichen Lesungen der Osternacht mit Ausnahme des Evangeliums betrifft - die einzelnen Lesejahre gesondert dargeboten.

Am Ende des Bandes finden sich dann noch der Schott-Standardteil zur "Feier der Gemeindemesse", wo etwa auch die drei Hochgebete geboten werden. Dazu aber bietet dieser Band noch mehr als es die einzelnen Lesejahr-Bände tun: Für die Osternacht ist etwa das Exsultet in vertonter Form abgedruckt. Dazu finden sich Andachtsformen für die Nachtwache am Gründonnerstag und für eine Kreuzwegandacht. Zudem sind die Trauermetten für Karfreitag und Karsamstag enthalten. Komplettiert wird all da durch eine Einführung in die Liturgie der Hohen Woche vom Liturgiewissenschaftler Stephan Wahle. Dieser Band bietet sich daher für jeden an, der die Heilige Woche intensiv feiern und etwa auch in den Gottesdiensten die Texte vor sich haben möchte. Allerdings ist auch eine liturgische Nutzung - etwa für die Lektoren der Passion am Palmsonntag oder Karfreitag - sehr gut denkbar. Eine hervorragende Ergänzung zu den bisherigen drei Bänden!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2021
Die seltsamsten Sprachen der Welt
Haarmann, Harald

Die seltsamsten Sprachen der Welt


ausgezeichnet

Gibt es seltsame Sprachen? Kann man Sprachen in "normal" und "außergewöhnlich" einteilen? Diesen Eindruck könnte ein Titel aus dem Beck-Verlag erwecken: "Die seltsamsten Sprachen der Welt. Von Klicklauten und hundert Arten, ich zu sagen" von Harald Haarmann. Schon im Vorwort macht der Sprachwissenschaftler aber klar: Das Buch "behandelt Sprachen, die uns aus der Perspektive des Deutschen seltsam vorkommen, aber auch Sprachen, die seltene Merkmale aufweisen, etwa besondere Baupläne, und in diesem Sinne seltsam genannt werden." Nicht eine ganze Sprache ist also zwingend seltsam, sondern bestimmte Aspekte, die uns aus dem deutschen Denken her unverständlich vorkommen müssen.

Diese Aspekte betreffen verschiedene Bereiche. Es kann sich um einzelne Wortfelder handeln, etwa wenn bestimmte Sprachen viele verschiedene Wörter für "Regen" oder für "Schnee" bilden können. Das kann aber auch den Satzbau oder die Grammatik betreffen, eigene Sprachregelungen für den Umgang mit sozial Höhergestellten oder eigene Wortbereiche für religiös-kultische Bereiche. Dieses Buch zeigt auf sehr unterhaltsame Weise, wie verschieden Sprachen sind - und wie sich diese Verschiedenheit an den konkreten Bedürfnissen orientiert. So sind verschiedene Worte für verschiedenes Schneeaufkommen im Süden der Welt nicht notwendig; in den nördlichen Ländern mag dies aber durchaus der Fall sein. Harald Haarmann hat hier ein sehr unterhaltsames wie auch bildendes Werk geschaffen. Die Zahl der von ihm behandelten Sprachen und Sprachphänomene ist für ein doch eher knappes Werk sehr bemerkenswert. Dieses Buch überzeugt auf voller Linie.

Bewertung vom 03.02.2021
Staatshaftung in der Coronakrise

Staatshaftung in der Coronakrise


ausgezeichnet

Einer sehr aktuellen Frage geht ein neuer Band aus dem Nomos-Verlag nach: "Staatshaftung in der Coronakrise. Ansprüche bei rechtmäßigen und unrechtmäßigen COVID-19-Schutzmaßnahmen" wurde von Benedikt Quarch, Dennis Geissler, Pierre Plottek und Melanie Epe herausgegeben. Schon im Vorwort wird die Bedeutung der Fragestellung deutlich: Das Werk "beantwortet die Frage, ob und inwiefern der Staat für - teils rechtmäßige, teils rechtswidrige - COVID-19-Schutzmaßnahmen zur Haftung herangezogen werden kann." Diese Frage wird im folgenden beantwortet. Die Gliederung kann an Klarheit gar nicht mehr übertroffen werden. Zunächst werden die Grundlagen beantwortet: Der erste Beitrag des Bandes fragt, was Staatshaftung überhaupt meint. Der zweite Beitrag stellt sehr kurz, übersichtlich knapp die geltenden Corona-Maßnahmen dar. Im dritten Beitrag geht es dann um die Entschädigungsregelungen nach dem Infektionsschutzgesetz, die insbesondere in den § 56 Abs. I und § 65 IfSG geregelt sind und etwa Ansprüche bei der Schließung von Betreuungseinrichtungen betreffen oder beim Ausübungsverbot einer Erwerbstätigkeit.

Schließlich wendet ein weiterer Beitrag die allgemeinen Staatshaftunsgregelungen auf die Corona-Situation an und behandelt damit den Fall, dass eine Haftung des Staates zwar denkbar, im IfSG aber nicht geregelt ist. Das Ende bildet dann der Sonderfall der Staatshaftung im Reiserecht, ein Aufsatz zum Prozessrecht und ein Muster für die anwaltliche Tätigkeit. Dieser Aufbau kann auf voller Linie überzeugen. Er beginnt beim Allgemeinen und arbeitet sich zum Speziellen vor. Gleiches gilt für die Ausführungen selbst, die sehr übersichtlich gehalten sind und immer wieder auch knappe Prüfungsschemata bieten. Dieser Band führt in die aufgezeigte Thematik hervorragend ein - und kann große Dienste in der Praxis leisten, vielleicht sogar im Kontext eines speziellen Schwerpunkts auch im Studium.

Bewertung vom 01.02.2021
Jeanne d'Arc
Krumeich, Gerd

Jeanne d'Arc


ausgezeichnet

Jeanne d'Arc oder Johanna von Orleans - die junge Frau aus dem 15. Jahrhundert ist bist heute eine Ikone. Im Hundertjährigen Krieg versprach sie dem französischen König, die Belagerung der Stadt Orleans durch englische Truppen zu beenden und ihm selbst die Salbung und Krönung zum König in Reims zu ermöglichen. Die Frau aus dem Osten Frankreichs trat mit dem Anspruch auf, von Gott selbst gesandt zu sein: Sie wurde geleitet von Stimmen der heiligen Katharina und der heiligen Margaret. Und tatsächlich: Unter ihrer Führung wurde die Stadt Orleans befreit und der König konnte tatsächlich gesalbt und gekrönt werden. Doch die weitere Geschichte entwickelt sich zum Drama: Johanna wird von gegnerischen Truppen festgesetzt und in Rouen wird ihr der Prozess gemacht. 1431 beginnt der Inquisitionsprozess, der ihr zum Vorwurf macht, in Wahrheit eben nicht von Gott gesandt zu sein, sondern vielmehr einem wiedergöttlichem Auftrag zu folgen, gar eine Hexe zu sein. Am 30. Mai 1431 schließlich wird Jeanne d'Arc in Rouen hingerichtet, zwanzig Jahre später aber erfolgt ihre Rehabilitation, in der katholischen Kirche wird sie als Heilige verehrt.

Licht in die Geschichte der Jungfrau von Orleans bringt nun der Historiker Gerd Krumeich: "Jeanne d'Arc. Seherin, Kriegerin, Heilige. Eine Biographie" ist bei C.H. Beck erschienen. Der Autor rollt das Leben der Johanna konsequent anhand von Quellen auf. All seine Ausführungen sind mit teilweise langen Quellen-Zitaten belegt, die den Leser näher an das Denken und Schreiben des 15. Jahrhunderts führen. Krumeichs Biographie zeichnet sich vor allem dadurch aus, keine vorschnellen Antworten zu geben. So macht er etwa deutlich, dass ein historisch zu verantwortendes Urteil über die Herkunft jener von Jeanne d'Arc gehörten Stimmen heute nicht mehr möglich ist. Vielmehr bettet Krumeich die Geschichte der Jungfrau in ihren größeren politischen, aber gerade mit Blick auf das Inquisitionsverfahren auch theologischen Zusammenhang. Entstanden ist so eine sehr lesenswerte Biographie, die nur empfohlen werden kann.