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Kerstin

Bewertungen

Insgesamt 638 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Toller Roman den 100 Jahr deutsche Geschichte einfängt

Eva, Jan und Iris sind die Enkel eines Spielzeugfabrikaten. In der vierten Generation gibt es mittlerweile die Puppenfabrik Albert Langbein in Sonneberg in Thüringen. Kati Naumann erzählt die Gehsichte dieser Puppenfabrik als Abriss von 100 Jahren deutscher Geschichte. Es wird berichtet wie es der Fabrik und vor allem der Familie Langbein in den einzelnen Etappen des vergangenen Jahrhunderts ergangen ist. Ihren Ahmen bekommt die Geschichte durch Eva, Jan und Iris, die in der Gegenwart dabei sind das Stammhaus der Fabrik auszuräumen. Jeder Raum bekommt sein eigenes Kapitel. Die Kapitel spielen abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit. Nachdem ein Raum ausgeräumt wurde, wurde die passende Geschichte aus der Vergangenheit erzählt. Meist gab es einen Gegenstand, der nun Teil dieser Rückblende wurde. Beispielsweise ein Füller oder eine Zuckerdose. So weiß der Leser am ende mehr über die Dinge, die die drei Cousins gefunden haben. Teilweise wissen sie selbst nicht, was es mit einzelnen Dingen oder Situationen auf sich hat. Es war sehr interessant zu sehen, wie es in Sonneberg Anfang des 20. Jahrhunderts zu ging, wie in Heimarbeit Spielwaren erstellt wurden und eine ganze Stadt sich ihren Lebensunterhalt mit Spielwaren verdient. Auch wie es in den beiden Kriegen weiter ging und wie die Situation war, als Sonneberg zur DDR gehörte. Die Charaktere sind interessant gestaltet und der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Kam sehr schnell voran und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Immer wollte ich wissen, was entweder in der Vergangenheit passiert ist, oder was die drei beim Ausräumen noch so finden. Super ist auch der Stammbaum im Einband, dann konnte man immer wieder nachschauen, wer noch einmal wer ist. Und wann wer geboren wurde. Am Ende folgen noch ein paar geschichtliche Fakten.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, deshalb vergebe ich sehr gern volle fünf von fünf Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2021
Der Duft der weiten Welt / Speicherstadt-Saga Bd.1
Lüders, Fenja

Der Duft der weiten Welt / Speicherstadt-Saga Bd.1


sehr gut

Tolle Eindrücke in das Hamburg vor 100 Jahren

Im ersten Band der Kaffee-Trilogie lernen wir Mina kennen. Wilhelmina Deharde hat laut ihrem Vater den Kaffee im Blut, das hilft ihr aber nicht allzu viel, da sie nun mal eine Frau ist. Zwar bekamen die Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts immer mehr Rechte, aber eine Frau als Geschäftsführerin eines Kaffeekontors? Das ist dann doch dazu viel für die Hamburger Gesellschaft. Oder doch nicht?

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Wir tauchen ein in die Hamburger Speicherstadt Anfang des 20. Jahrhunderts. Wer schon mal in der Speicherstadt war erkennt schnell einige der Schauplätze. Ich konnte mir so sehr gut vorstellen, wo Mina sich gerade aufhält. Anschaulich wird beschrieben, wie das Leben damals war, was in einem Kontor passiert. Teilweise konnte ich sogar die frisch gerösteten Kaffeebohnen riechen. Mina ist eine sympathische und sehr starke junge Frau, die weiß was sie will. Gerne würde sie auch ihren Willen durchsetzen. Ihr Vater hat nichts dagegen, er erkennt früh, welches Potential in Mina steckt. Doch die Gesellschaft ist einfach noch nicht weit genug. Bevor ich diesen ersten Band gelesen habe, hatte ich schon den zweiten Band verschlungen, da ich nicht wusste, dass es eine Trilogie ist. Daher weiß ich nun schon, wie es weitergehen wird. Dennoch war es interessant, die Vorgeschichte zu lesen und nun musste ich bei manch einer Szene schmunzeln, da ich wusste, wie sich das in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird. Allerdings fehlten mir nun dennoch ein paar Informationen, die ich mir durch den ersten Band erhofft hatte. Da muss man sich die Geschehnisse wohl selbst zusammenreimen. Ich bin nun gespannt, auf den dritten Teil und wie es weitergehen wird. Die Charaktere, die Fenja Lüders geschaffen hat, sind authentisch und sehr unterschiedlich und somit individuell. Der Schreibstil ist ebenfalls toll, der Roman liest sehr sich angenehm und flüssig. Es war sehr schade, als die Geschichte zu Ende war. Ich vergebe gern viereinhalb von fünf Sterne.

Bewertung vom 16.01.2021
Dunkeltot, wie deine Seele
Schiller, B.C.

Dunkeltot, wie deine Seele


weniger gut

Es fehlt an Spannung

Der dritte Fall für Targa Hendriks. Dieses Mal wird sie auf zwei Geschwister angesetzt. Sie stehen unter dem Verdacht mehre junge Frauen entführt und ermordet zu haben. Die beiden sind ziemlich Außenseiter in ihrem College, aber sind sie tatsächlich Mörder?

Wieder einmal wird die BKA-Undercover-Ermittlerin Targa eingesetzt, um ein Verbrechen aufzuklären. Parallel ist sie weiter auf der Suche nach ihrem Vater. Mir fehlte die Spannung. Eigentlich war alles von Anfang an klar. Und so richtig in Schwung kam die Geschichte auch nicht. Dennoch liest sich der Krimi sehr flüssig und zügig. Irgendwie fehlte mir auch die richtige Ermittlerarbeit. Lundt taucht zwar ein kleines bisschen in die Geschichte eines Ex-Stasimitarbeiters ein, aber das wars dann auch schon. Ansonsten ist Targa einfach im College unterwegs und alles entwickelt sich von allein. Das wirkte doch sehr unrealistisch.

Ich kam schnell durch den Krimi durch, fesseln konnte er mich aber nicht – es fehlte einfach an Spannung. Deshalb vergebe ich zweieinhalb von fünf Sterne.

Bewertung vom 16.01.2021
Am Himmel drei Sterne
Freiberger, Maya

Am Himmel drei Sterne


gut

Emotional und authentisch

Januar 1945, der Krieg ist fast vorbei. Eigentlich sollte es nun besser werden. Doch als die russischen Soldaten in Siebenbürgen ankommen, nehmen sie alle arbeitsfähigen Männer und Frauen mit. So auch Selma und Irma, die beiden Schwestern sind Anfang zwanzig und finden sich nach einer tagelangen Fahrt in einem eisigen Zug in Russland wieder.

Das war mein erster Roman zum Thema Zwangsarbeiter nach dem zweiten Weltkrieg. Die Geschichte um Selma und Irma war sehr spannend, authentisch und berührend. Was mir etwas gefehlt hat, waren noch mehr detaillierte Beschreibungen, wie es wirklich in diesen Lagern zu ging. Meist waren es nur allgemeine Beispiele, die man sich schon denken konnte. Selma tut alles, was nur irgendwie möglich ist, um ihre kränkliche kleine Schwester Irma aus Russland wieder in ihr geliebtes Siebenbürgen zu bringen. Selma erlebt in den vier Jahren in Russland so viel, dass es schon fast unmöglich scheint, dass ein Mensch das alles erleben kann. Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten. Tatsächlich hat eine Frau all diese Schicksalsschläge erlebt. Teilweise waren einige Dinge der spannungshalber angepasst worden und auch einige Personen, sind erfunden worden, um eine flüssige Handlung zu erschaffen und eine gewisse Dramaturgie in den Roman zu bringen.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, allerdings hätte ich gern mehr über die Zeit im Lager erfahren, deshalb vergebe ich nur dreieinhalb von fünf Sterne.

Bewertung vom 31.12.2020
Steirertanz
Rossbacher, Claudia

Steirertanz


gut

Netter Krimi, etwas verwirrend

Eines nachts stirbt eine der Lex Zwillingsschwestern. Lilli und Luise haben eine Trachtenmanufaktur im Ausseerland, am Grundlsee. Luise ist tot, verbrannt in der eigenen Villa. War es ein Unfall oder ein gezielter Mordanschlag? LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann beginnen zu ermitteln. Zu Bergmanns Freude führen sie ihre Ermittlungen nach Wien. Wo gerade der Steirerball stattfinden soll.

Verdächtige gibt es schnell recht viele. Wo Geld und Erfolg sind, sind Neider nicht weit. Was es mir erschwert hat, der Geschichte zu folgen, waren die ähnlichen Namen der Schwestern. Ich konnte mir nicht merken, wer nun Lilli und wer Luise ist, deshalb war ich dann auch immer verwirrt, wem jetzt welcher Partner gehört.

Sascha Bergmann war mir recht unsympathisch. Sandra Mohr war mir hingegen sympathisch. Allerdings verstehe ich nicht, wie sie mit Bergmann klarkommt. Er wirkt sehr desinteressiert an seiner Arbeit und redet auch gern anderen ins Wort, selbst denen, die sie gerade verhören. Ich habe erst einen Band aus dieser Reihe gelesen. Das hat mich nun beim Lesen aber nicht gestört. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass mir was gefehlt hat.

Beim Steirertanz handelt es sich um einen netten Regionalkrimi, der nicht übermäßig spannend ist und durch die ähnlichen Namen etwas für Verwirrung sorgt. Dennoch hat er mir gefallen und ein bisschen mitzittern und mitermitteln konnte ich. Ich vergebe drei von fünf Sterne.

Bewertung vom 31.12.2020
Meist sonnig
Kiewel, Andrea

Meist sonnig


gut

Nettes Schmankerl für Fans

Ich fand es interessant in Kiwis Leben einzutauchen und sie durch ihr Buch mehr kennen zu lernen. Kiwi kenne ich aus dem Fernsehgarten. Neu war für mich, dass sie in der DDR Leistungsschwimmerin war. Jedes Kapitel widmet sie einem Abschnitt ihres Lebens oder eines Herzensmenschen. Auch lernen wir ihre neue Liebe lernen – Tel Aviv. Andrea Kiewel ist ein sehr neugieriger Mensch und lässt sich gern alles erklären. Sie ist wie ein wissbegieriger Schwamm.

Kiwis Geschichten waren eine Mischung aus fröhlichen und traurigen Gehsichten. Manche regten auch zum Nachdenken an. Das Buch las sich sehr flüssig und im Nu waren die Seite durchgelesen. Es hat mich gefreut mehr über Kiwi zu erfahren und sie gefühlt besser kennenzulernen. Teilweise hätte es auch etwas tiefer gehen können. Allerdings wäre es dann ja ein Seelenstriptease geworden. Gute gefallen hat mir, dass vor jedem Kapitel ein passendes Bild stand – meist mit Kiwi selbst. Ich habe das Lesen genossen und vergebe gern drei von fünf Sterne.

Bewertung vom 17.12.2020
Stellen Sie die Sirenen aus - mein Kind macht Mittagsschlaf!
Padtberg, Carola;Greiner, Lena

Stellen Sie die Sirenen aus - mein Kind macht Mittagsschlaf!


sehr gut

Wieder mal lustig

Neue Anekdoten von Deutschlands Helikoptereltern. Oh Mann, beim Lesen wünscht man sich, dass alles erfunden ist, das kann doch nicht wahr sein. Schrecklich! Bis zur Schule dürfen die Kids selbst bestimmen was sie machen, danach ebnen die Eltern ihnen jeden einzelne Schritt und übernehmen zum Teil sogar das Sprechen für sie. Unverständlich, dass Menschen ihre Kinder über alles setzen und alle anderen und alles andere sich unterordnen muss und hinten anstehen muss. Das Buch liest sich sehr schnell, in zwei Stunden war ich durch. Es hat mir die morgendliche und abendlich U-Bahn-Fahrt versüßt. Gern vergebe ich vier von vier Sterne.

Bewertung vom 13.12.2020
Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3
Raabe, Marc

Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3


ausgezeichnet

Spannend und irreführend

Tom Babylons dritter und wohl persönlichster Fall. Ein Superstar wird am Tag nach seinem Berlin-Konzert tot aufgefunden. Schnell steht Toms Frau Anne unter Mordverdacht. Kann Anne das wirklich gewesen sein? Tom glaubt nicht daran, oder doch? Tom fängt an Beweise verschwinden zu lassen und muss selbst untertauchen.

Band eins und zwei waren schon spannend, aber Band drei übertrifft die beiden Vorgänger noch einmal. Neben dem aktuellen Fall erfahren wir auch endlich mehr über Toms Vergangenheit. Dieser Krimi war sehr spannend. Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Sowohl der aktuelle Fall, als auch die Einschübe aus der Vergangenheit haben mich in ihren Bann gezogen. Die Vergangenheit fast noch mehr als die Gegenwart. Genial fand ich, wie Marc Raabe den Leser immer wieder auf eine falsche Fährte lockt! So soll es sein.
In diesem Band gibt es sozusagen zwei Ermittlerteams. Auf der einen Seite das LKA Berlin, auf der anderen Seite Tom Babylon. Stellenweise wurde das zum Katz-und-Maus-Spiel. Die meisten Charaktere sind dem Leser aus den vorherigen Bänden bekannt. Es taucht auch die ein oder andere unerwartete Person aus alten Bänden auf. Mehr kann ich aufgrund der Spannung aber nicht verraten. Schön finde ich, dass alle ihre Ecken und Kanten haben und sehr individuell sind – so ist es auch ein Leichtes sie auseinander zu halten. Am Ende haben wir hier nämlich ganz schön viele Beteiligte. Ich habe nicht nachgezählt, aber 20 werden es schon sein. Ich finde es sehr schwierig, dieses Buch richtig zu bewerten, da man einfach keine Beispiele bringen kann, ohne etwas vom Inhalt zu verraten, dass einem künftigen Leser die Spannung nehmen würde. Jede Seite die man liest, bringt einen einen Schritt weiter zur Lösung. Auch Zwischentöne und Nebensätze müssen beachtet werden. Marc Raabe hat kein unnötiges Wort verschwendet. Es handelt sich tatsächlich um über 500 notwendige Seiten.

Ich habe nichts an diesem Buch auszusetzen, deshalb vergebe ich sehr gern volle fünf von fünf Sterne und freue mich schon riesig, auf Tom Babylons vierten Fall, den es hoffentlich geben wird. Vor allem nach diesem Ende!

Bewertung vom 05.12.2020
Der Glanz der neuen Zeit / Speicherstadt-Saga Bd.2
Lüders, Fenja

Der Glanz der neuen Zeit / Speicherstadt-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Tolle Einblicke in die Kaffeewelt der 1920er

Hamburg, Anfang der 1920er Jahre. Mina Lohmeyer führt in der männergeprägte Kaffeebranche ein Kontor. Der Krieg ist zwar vorbei, dennoch befindet sich die Kaffeewelt noch im Tiefschlaf. Doch Geld braucht die Familie trotzdem. Eigentlich sollte Minas Mann im Kontor mitarbeiten und die Geschäfte führen, doch auf ihn ist kein Verlass – er treibt sich lieber rum und wirft mit Geld um sich. Wird Mina sich durchsetzen und allen Widerständen zum Trotz das Kontor wieder voranbringen?

Dieses Buch ist der zweite Band der Speicherstadt-Saga. Das habe ich aber erst nach dem Lesen festgestellt, als ich so begeistert war, dass ich gern eine Fortsetzung gelesen hätte. Dass ich den ersten Band nicht gelesen habe, störte mich beim Lesen nicht. Der Band steht für sich allein. Ein bisschen bekommen wir Einblicke in die Vergangenheit. Die damaligen Geschehnisse werden so weit angerissen, dass man sich denken kann, was geschah. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Der Roman lässt sich sehr flüssig lesen und es gibt eine gewisse Grundspannung. Erzählt wird aus Minas Sicht, somit steht sie auch im Mittelpunkt der Geschichte. In diesem Buch gibt es einige starke Frauen. Die Männer sind mittlerweile tot oder wie Minas Mann nicht zu gebrauchen. Mina lebt zusammen mit ihrer Großmutter und Schwester in der Kaffeevilla. Ihre Eltern sind beide schon verstorben. Mina und Hiltrud wissen was sie wollen, und wie sie es erreichen können. Agnes ist noch recht jung, aber auch sie wird sicherlich eine selbstständige Frau werden. Auch Minas Freundin Irma weiß, was sie will. Eigentlich gibt es keine einzige Frau in diesem Roman, die nicht stark ist – selbst unter den Bediensteten. Das ist schon fast komisch und fällt mir erst jetzt auf. Für die 20er Jahre doch sehr beeindruckend. Was ich ganz herzig fand, ist, dass Mina sich sehr zum Personal hingezogen fühlt und sehr bodenständig ist. Das machte sie umso sympathischer. Die Ganze Geschichte wirkte sehr realistisch und authentisch. Die Frauen haben gerade das Wahlrecht bekommen und werden etwas mehr anerkannt, dennoch sind sie ohne Mann nicht geschäftsfähig. Und langsam macht sich schon die neue politische Richtung bemerkbar, in der die Frauen wieder nur noch hinter dem Herd stehen sollen.

Mir hat es sehr viel Spaß gemacht durch die Kaffeewelten Hamburgs zu schlendern und ich werde mir die beiden anderen Bände sicherlich noch ansehen. Ich vergebe volle fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 28.11.2020
Die Schweigende
Sandberg, Ellen

Die Schweigende


ausgezeichnet

Spannend bis zur letzten Seite

Im Nachkriegsdeutschland wächst die junge Karin zusammen mit ihrem kleinen Bruder und ihrer Mutter auf. Sie kleidet sich gern nach der neusten Mode und hört Rock N Roll. Das gefällt den Nachbarinnen gar nicht und sie mischen sich in Dinge ein, die sie nichts angehen. 60 Jahre später ist Karin Mutter von drei Töchtern. Und ein ganz anderer Mensch. Wie kam es dazu?

Dieser Roman spielt auf zwei Zeitebenen – so etwas mag ich sehr gern. Es ermöglicht einem die beiden Zeiten miteinander zu verbinden. Dinge, die in der Gegenwart nicht erwähnt werden, kann man sich aus den Erzählungen der Vergangenheit zusammenreimen und so nach und nach das Puzzle zusammensetzen. So auch hier. Wir lernen Karin kennen, die scheinbar keine Liebe hat – sie kann weder Liebe geben, noch annehmen. Schnell wird dem Leser klar wieso: Karin musste in einem Heim aufwachsen. Die Bedingungen hier waren grauenhaft. Gewalt, Demütigung, harte Arbeit, kaum Essen und das unter der Hand der Kirche. Karins Töchter Geli, Imke und Anne, wissen nichts über diese Zeit, daher verstehen sie das Verhalten ihrer Mutter nicht. Bemerkenswert ist, dass auch die drei Töchter Probleme haben Liebe zu geben und entgegenzunehmen. Zum Teil hat sich das sogar auf deren Kinder übertragen. Es ist beeindruckend, wie sich die Erfahrungen eines Menschen auf die der nachfolgenden Generationen übertragen können.

Ellen Sandberg hat in ihrem Roman viele verschiedene Charaktere geschaffen. Ich finde sie wirken alle etwas überspitzt. Andererseits kann man sie so sehr gut und schnell unterscheiden, was wichtig ist, da die Handlungen immer aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden – Karin jung, Karin alt, Geli, Imke und Anne. Karin wirkt am Anfang sehr kalt und unnahbar, nachdem man sie immer besser kennenlernt und erfährt, was ihr zugestoßen ist versteht man sie. Geli bleibt recht im Hintergrund, Imke ist die „gute“ Tochter, die sich um alle und alles kümmert. Anne hingegen ist grässlich – sie scheint ein Problem mit sich zu haben und sieht in jedem einen Feind. Sie wurde mir von Seite zu Sete unsympathischer.

Der Roman war richtig fesselnd, ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und hätte es am liebsten am Stück gelesen. Ellen Sandberg hat es wunderbar geschafft, Kapitel immer genau dann enden zu lassen, wenn man unbedingt wissen musste, wie es weitergeht. Ich habe dieses Buch verschlungen und genossen, deshalb vergebe ich sehr gern volle fünf von fünf Sterne.