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Benutzername: 
Jasminh86
Wohnort: 
Wuppertal

Bewertungen

Insgesamt 435 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2021
Sharing - Willst du wirklich alles teilen? (MP3-Download)
Strobel, Arno

Sharing - Willst du wirklich alles teilen? (MP3-Download)


sehr gut

Du glaubst an die Idee der gemeinsamen Nutzung. Aber was, wenn du gezwungen wirst, den Menschen zu »teilen«, der dir am nächsten steht?

Markus und seine Frau Bettina fanden den Gedanken, dass man nicht alles besitzen muss, um es zu nutzen, schon immer gut. Diese Philosophie liegt auch ihrem Sharing-Unternehmen zugrunde. Möglichst viele sollen Autos und Wohnungen teilen und so für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Bis Bettina in die Hand eines Unbekannten gerät, im Darknet öffentlich misshandelt wird und das Teilen plötzlich eine andere Dimension annimmt. Wenn Markus seine Frau lebend wiedersehen will, muss er tun, was Bettinas Peiniger sagt. Ausnahmslos, bedingungslos. Und ein Spiel mitspielen, das er nicht gewinnen kann. Auch wenn er bereit ist, alles auf eine Karte zu setzen.

"Sharing. Willst du wirklich alles teilen? von Arno Strobel habe ich als Hörbuch gehört, welches am 29. September 2021 im Argon-Verlag erschienen ist. Diese spannende Story beinhaltet das Thema Sharing, ein aktuelles und immer mehr aufkommendes Thema. Der Sprecher Sascha Rotermund hat die Geschichte wirklich gut erzählt, denn er hat mit seiner Stimme von Anfang an für die passende Atmosphäre gesorgt. Markus, der hier der Hauptprotagonist ist, befindet sich in einem höllenhaften Alptraum. Auf der Suche nach seiner entführten Tochter beginnt für ihn ein Spiel, was ihn in den Wahnsinn treibt. Auch will er mit allen Mitteln beweisen, dass er seine Frau Bettina nicht umgebracht hat. Er hat sie Tod aufgefunden und die Polizei glaubt nicht, dass sie von einem fremden Psychopathen im Darknet zum sharen angeboten und anschließend brutal geschändet wurde. Er ist auf der Flucht und muss Aufgaben lösen, die er vom Täter telefonisch erhält. Die Zeit rennt und Markus muss sich beeilen, bevor die Leonie-Show beginnt und sie dann ebenfalls brutal geshared wird. Eine atemlose Hetzjagd, die komplett von Adrenalin begleitet wird, kommt dank Sascha Rotermund perfekt rüber. Er betont im richtigen Moment die spannendsten Situationen und sorgt somit für Gänsehautmomente und Nervenkitzel.

Durch detaillierte Beschreibungen konnte ich mir die lebendige Geschichte auch bildlich unheimlich gut vorstellen. Ich habe von Anfang an mit Markus mitgefiebert, er leidet Höllenqualen und weiß nicht mehr, was ihm geschieht - vor allem aber das warum will ihm nicht in den Kopf gehen. Er hat zwar eine Ahnung, doch nach und nach tauchen mysteriöse Indizien auf, die alles andere als für ihn sprechen. Mit der Zeit zweifelt er an sich selbst und er weiß nicht mehr, wem er überhaupt vertrauen kann. Der Spannungsbogen ist konstant im oberen Bereich, überraschende Wendungen haben selbst mich an Markus zweifeln lassen. Dank regelmäßigen Cliffhangern konnte ich mich nur sehr schwer von dem Hörbuch losreißen. Zwischendurch konnte ich erfahren, was Leonie in ihrer Gefangenschaft durchmacht. Es wird aus ihrer Perspektive geschildert und ich konnte somit erfahren, wie schrecklich sie leiden musste. Da ein Countdown die Zeit zum Feind werden lässt, habe ich regelmäßig mitgefiebert.

Das Ende hat mich etwas enttäuscht, da ich natürlich mitgerätselt habe und schnell eine Ahnung hatte, wer hinter diesem ganzen Spiel steckt. Das hat mich dann logischerweise nicht mehr überrascht, die Zusammenhänge und das ganze drumherum habe ich nicht vorhergesehen. Die Geschichte ist logisch und gut durchdacht aufgebaut, das Ende hat mich nicht so ganz vom Hocker gehauen. Trotzdem hatte ich definitiv spannende Hörstunden. Insgesamt ist dies ein guter und typischer Arno Strobel-Thriller.

Bewertung vom 28.09.2021
Der Bewohner
Jackson, David

Der Bewohner


ausgezeichnet

​Ein spannender Thriller, der aus der Perspektive eines kranken Serienkillers erzählt wird!

Eine zutiefst gestörte Persönlichkeit, die heimlich auf dem Dachboden haust und seine "Nachbarn" mit perfiden Streichen in den Wahnsinn treibt. Obwohl er körperlich alleine ist, lässt seine schizophrene Stimme, mit der er nonstop in seinem Kopf lebt, ihn nicht in Ruhe. Diese kranke Stimme bestimmt Brogans' Leben, hetzt ihn auf und ist eiskalt.

Die Dialoge, die er mit seiner Stimme führt, lassen tief in sein Innerstes blicken. Obwohl er ihr vertraut und folgt, zweifelt er zwischendurch auch an ihr. Diese Momente sind jedoch selten. Doch um auf dem Dachboden zu überleben, braucht er seinen Anführer, um nicht erwischt zu werden. Der innere Konflikt, mit dem Brogan sich manchmal quält, konnte ich die ganze Zeit sehr gut mitverfolgen. Seine kranke Psyche wird mit der Zeit immer mehr offenbart, was hier im Vordergrund steht. Wer erwartet, dass er auf dem Dachboden einen Mord nach dem anderen verübt, den muss ich enttäuschen. Hier geht es hauptsächlich um ein spannendes Szenario zwischen einem gesuchten Serienkiller und seiner Stimme, die sich so unauffällig wie möglich verhalten müssen, um zu überleben. Anstatt weitere Morde zu verüben, spielt er perfide Spiele mit seinen ahnungslosen Nachbarn. Diese sind teilweise sehr skurril und richtig fies, besonders bei Colette und ihrem Mann bereitet ihm dies ein großes Vergnügen. Während der Abwesenheit des Paares plündert er Lebensmittel. Obwohl die Handlung schon abgrundtief böse ist, passt der schwarze Humor sehr gut hierhin. Die verstörende Geschichte ist lebendig und detailliert, auch aus Brogans' Vergangenheit konnte ich mit der Zeit einiges in Erfahrung bringen, um besser zu verstehen, warum er ist, wie er ist. Geschehnisse aus seiner Kindheit und weitere Situationen aus damaliger Zeit waren daher sehr informativ, um den jetzigen Serienkiller zu "verstehen". Sein gestörtes Verhältnis zu Frauen wurde erläutert, sodass so sein krankhaftes Verhalten gegenüber Colette verständlich wurde. Besonders am Ende wurde ich mit einer Wendung und mit Ereignissen überrascht, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe. Denn es haben sich sehr rasante Situationen entwickelt, die mir sehr gut gefallen haben. Auch eine ältere Bewohnerin, Elsie, die von Brogan beobachtet und sogar besucht wird, fand ich klasse. Besonders ihre Entwicklung, die mich ebenfalls positiv überrascht hat.

Dass ausgerechnet Brogan in der Abwesenheit seiner Nachbarn auf einen Einbrecher trifft, hat unter anderem für Abwechslung gesorgt und den Spannungsbogen noch weiter in die Höhe treiben lassen. Dieser Aspekt wurde immer wieder erwähnt, denn seitdem hatte Brogan eine weitere Herausforderung zu meistern, um nicht entdeckt zu werden. Die Bewohner der Häuser haben alle ihre Probleme und Geheimnisse, die Brogan natürlich nicht verborgen bleiben. Da er, während seine Stimme extrem dominant auftrat, sehr unberechenbar war, konnte ich sein Handeln im ersten Moment nie richtig einordnen. Sie mischen sich immer mehr in das Leben der ahnungslosen Menschen ein, die er immer mehr beeinflusst. Spannung ist die ganze Zeit vorhanden, der Sprecher Peter Lontzek hat die Handlung sehr lebendig rübergebracht. Seine Stimme hat sich dank seinen gut imitierten Stimmlagen den Protagonisten, besonders Brogan und seiner Stimme im Kopf, immer gut angepasst. Die Atmosphäre kam von Anfang an passend rüber, auch bildlich hat er mit dem Autor für super klare Bilder gesorgt. Besonders dann, wenn Brogan freies Haus hatte und sich dann ganz ungeniert wie zu Hause gefühlt hat. Wenn ich mir vorstelle, dass ein gesuchter Serienkiller in Abwesenheit meine Zahnbürste benutzt und seine flüssigen Körperausscheidungen in meiner Spüle auskippt, bekomme ich schon Gänsehaut. Ein Serienkiller auf der Flucht und er versteckt sich in deinem Haus- ein unheimliches und spannendes Szenario! Ein gut durchdachter Plot, der mir wirklich gut gefallen hat.

Bewertung vom 27.09.2021
Böse
Wagner, Jonas

Böse


gut

Ein böser Thriller, der für meinen Geschmack gerne etwas böser sein könnte!

Das beschauliche Dorf Hussfeld gilt als eines der sichersten in ganz Deutschland. Hier gibt es niemanden, der sich nicht an die Regeln hält. Als Katharina mit ihrer Teenagertochter Fenja nach Hussfeld zieht, ist sie davon überzeugt, für sich und ihr Kind die beste Entscheidung getroffen zu haben. Doch dann verschwindet Fenja spurlos, und ein unvorstellbarer Alptraum beginnt. Ein Alptraum, der in die tiefsten Abgründe menschlichen Wahns führt. Denn nichts ist so unberechenbar wie der Mensch. Und nichts ist so böse.

"Böse" von Jonas Wagner ist ein 400 Seiten langer Thriller, der am 21. September 2021 im Harper Collins-Verlag erschienen ist. Mich haben das Cover und der Klappentext schnell angesprochen, weshalb ich auf den versprochenen bösen Inhalt sehr gespannt war. Böse ist die Geschichte auf jeden Fall, aber insgesamt war sie für mich nicht böse genug. Ich persönlich fand den Anfang sehr zäh und teilweise etwas langweilig. Ich habe den Thriller als E-Book gelesen und ab ungefähr 30 Prozent kam dann langsam Spannung auf. Der mittlere Teil hat mir recht gut gefallen, denn die Suche nach Fenja hat mich oft sehr mitgenommen. Katharina ist auf sich alleine gestellt, da ihr niemand bei der Suche helfen will. Die Angst einer Mutter, die ahnt, dass mit ihrem Kind was Schreckliches passiert sein muss, kam sehr authentisch und glaubhaft rüber. Ich empfand sie als einen sehr starken Charakter, der trotz schrecklichen Situationen nicht aufgegeben hat. Nicht nur ihre Tochter wurde ihr genommen, auch weitere Probleme kamen dank der Hussfelder Gemeinschaft nach und nach dazu. Dieses ganze Dorf strahlt von Anfang an zwar eine friedliche Idylle aus, die Bewohner haben es mit ihrer Anständigkeit jedoch übertrieben. Ihr feindseliges Verhalten gegenüber Katharina und Fenja war direkt vorhanden. Doch das komische und zurückhaltende Verhalten nach Fenjas' Verschwinden hat mich auf diese hochanständige Dorfgemeinschaft immer wütender gemacht.

Dank einer eifrigen Reporterin gelangt Katharina an Informationen aus der Vergangenheit von Hussfeld. Sie erfährt so, dass ihre Tochter nicht die erste ist, die spurlos in der ach so friedlichen Gemeinschaft verschwunden ist. Ein Junge, der unter extremer Aufsicht seines Vaters steht und isoliert in Hussfeld lebt, entdeckt abscheuliche Taten, die im Verborgenen liegen. Obwohl er diese geheimen Bilder aus einer unbekannten Folterkammer zuerst nicht richtig zuordnen kann und verschweigt, zeigt ihm sein Gewissen doch noch den richtigen Weg. Schnell wird klar, dass diese nette Idylle mit lauter anständigen Menschen tiefe Geheimnisse besitzt. Auf den ersten Blick ist alles harmonisch, doch unter der Oberfläche lauert das Böse. Das Ende fand ich spannend und rasant, doch leider auch sehr vorhersehbar. Dies hat mich etwas enttäuscht, da ich hier ein etwas spektakuläreres Finale erwartet habe. Es war nicht schlecht, doch der Überraschungseffekt blieb somit aus.

Es wird aus mehreren Perspektiven geschrieben. Besonders die der Opfer werden durch eine dickere Schrift, meistens am Ende eines Kapitels, hervorgebracht. So konnte ich deren Leid und Qualen sehr gut verstehen, was für intensive Gänsehautmomente gesorgt hat. Das fiktive Hussfeld in Sachsen wird sehr idyllisch und detailliert beschrieben, sodass bei mir während des Lesens klare Bilder entstanden sind. Die schöne Gegend und die netten, aber zurückhaltenden Bewohner wurden auch gut beschrieben. Besonders der Bürgermeister und der Pastor, die in dieser Handlung eine große Rolle spielen. Der restliche Schreibstil hat mir ebenfalls gut gefallen, denn er ist sehr flüssig und authentisch. Das Buch ist in Abschnitte eingeteilt, die das Böse erahnen lassen. Insgesamt hätte mir die Handlung besser gefallen, wenn die Suche nicht so in die Länge gezogen worden wäre, wo oft nichts großartiges passiert ist. Die Menschen in der anständigen Welt haben mir zu viel Raum eingenommen.

Bewertung vom 26.09.2021
Abgetrennt / Paul Herzfeld Bd.3
Tsokos, Michael

Abgetrennt / Paul Herzfeld Bd.3


ausgezeichnet

Eine klare Leseempfehlung für das Finale der Paul Herzfeld-Reihe!

"Abgetrennt“ ist der dritte Band der True-Crime-Thriller-Reihe um Paul Herzfeld von Michael Tsokos, der am 1. Oktober 2021 im Droemer Knaur-Verlag erscheint. Band eins ist unter dem Titel "Abgeschlagen“, Band zwei unter "Abgefackelt“ erschienen. "Abgetrennt“ beendet nun die Trilogie und der Autor schildert eine Handlung, wie sich jemand an illegal erworbenen Leichenteilen bereichert. Als plötzlich diese ominösen Leichenteile in der Kieler Rechtsmedizin auftauchen, kommt Paul Herzfeld ins Stocken. Denn von diesem Wiedersehen ist der Rechtsmediziner alles andere als begeistert.

‎Zum Inhalt: In einem privaten medizinischen Lehrinstitut werden Leichenteile beschlagnahmt. Es besteht der Verdacht der illegalen Beschaffung. In der Kieler Rechtsmedizin erkennt Paul Herzfeld auf einem der beschlagnahmten Arme ein auffälliges Nazi-Tattoo wieder: eine schwarze Sonne. Der versierte Rechtsmediziner beweist anhand von DNA-Untersuchung und Blutprobenvergleich, dass er den Mann, zu dem dieser Arm gehört, schon einmal seziert hat. Verkauft einer seiner Kollegen etwa Leichenteile? Oder stammen die Körperteile von Mord-Opfern? Auf der Suche nach Antworten kommt Herzfeld den Schuldigen so gefährlich nahe - allen voran einem Mann, der buchstäblich über Leichen geht -, dass auf einmal sein Leben nur noch an einem seidenen Faden hängt...

Dieser neue brisante Fall, der aus einer gelungenen Mischung aus authentischen rechtsmedizinischen Erfahrungen/Einblicken und spannender Fiktion besteht, hat mir wieder unheimlich gut gefallen. Obwohl ich den Verlauf der Story recht schnell erkennen konnte, war es von Anfang bis Ende spannend. Mir wurden keine falschen Fährten gelegt und auch überraschende Wendungen gab es nicht, was dieser Thriller aber auch nicht nötig hat. Was die Täter hier im Schilde führen war recht schnell klar, dessen Umsetzung hat für rasante und unheimlich spannende Lesestunden gesorgt. Interessante Einblicke aus der Arbeit eines Rechtsmediziners, der gut strukturiert an seine Arbeit rangeht, fand ich auch in diesem Band wieder unheimlich klasse. Mir als Laie wurden verschiedene Praktiken verständlich und vor allem detailliert erklärt. Paul Herzfeld selbst ist ein gelungener Protagonist und es macht mir immer wieder großen Spaß, ihm bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen. Er ist mit viel Leidenschaft und Eifer bei seinen Fällen, die er täglich auf dem Seziertisch untersucht. Außerdem arbeitet er sehr gründlich und seinen geschulten Augen entgeht nichts, was ihm auch dieses Mal wieder eine Menge Ärger einbringt. Herzfeld steht zu hundert Prozent auf der Seite der Gerechtigkeit, was einigen Menschen ein ziemlicher Dorn im Auge ist.

Kurze und prägnante Kapitel, die jeweils mit Ort/-, Datums- und Zeitangaben versehen sind, sorgen für einen unheimlich schnellen Lesefluss. Viele Cliffhanger nötigen quasi zum weiterlesen, denn im Verlauf der Handlung spitzt sich der Spannungsbogen immer mehr zu. Herzfeld ist nicht nur auf der Suche nach weiteren Informationen der ihm bekannten Leichenteile, auch sein schlimmster Feind kriecht aus seiner Höhle, um sich an ihm zu rächen. Als er anfängt auf eigene Faust zu ermitteln, wird er in eine tödliche Falle gelockt, die ein grausames Ende nimmt. Die bildhaften Beschreibungen und der flüssige Schreibstil sorgen für ein reines Lesevergnügen. Dieser Thriller ist wieder einmal packend, interessant und sehr authentisch geschrieben. Reale Hintergründe wurden super in eine fiktive Handlung eingebunden, sodass hier auf jeden Fall eine Gänsehautgarantie vorhanden ist. Von mir zum dritten Mal eine klare Leseempfehlung für das Finale der tollen Paul Herzfeld-Reihe!

Bewertung vom 25.09.2021
Im Versteck
Thiesler, Sabine

Im Versteck


ausgezeichnet

Wow, was ein großartiger Psychothriller!

"Im Versteck" ist mein erstes Buch von Sabine Thiesler. Ein Psychothriller, der am 13. September 2021 im Heyne-Verlag erschienen ist. Und ich muss sagen, dass mich diese knapp 600 Seiten von der ersten Seite an komplett in den Bann gezogen habe. Ich konnte diesen grandiosen Thriller wirklich nicht aus der Hand legen, denn dies ist eine Geschichte, die mich unheimlich gepackt hat. In Lesepausen habe ich über den Inhalt weiter nachgedacht und auch nach dem Beenden des Buches hallt das Geschehen bei mir immer noch nach. Paul Böger, ein freier Fotograf aus Hamburg, der auf den ersten Blick ein sympathischer und smarter Typ ist. Doch die Autorin hat hier sehr deutlich gezeigt, dass er mit seinem freundlichen Auftreten nur eins verbergen muss: seine Neigung zu kleinen Mädchen, die er entführt, brutal vergewaltigt und anschließend feige ermordet. Für ihn ist es ein Zwang, den er immer wieder zu unterdrücken versucht. Eine Sucht, die er einsieht, doch sich professionell helfen zu lassen kommt für Paul nicht infrage. Deshalb will er sich selbst therapieren, indem er sich eine verfallene Bruchbude in der Toskana, oberhalb von Ambra, kauft. Isoliert im Wald, weit und breit keine Nachbarn, vor allem keine Mädchen. Das ist sein Plan und somit will er sich und kleine Mädchen schützen. Er bricht alle Zelte in Hamburg ab, seinem besten Freund und Mitbewohner Donnie fällt dies besonders schwer. Da der unheimlich sympathische Künstler Donnie nichts von Pauls' abartigen Neigungen und Taten ahnt, wundert er sich mit der Zeit immer mehr über das launenhafte Verhalten seines Freundes. Während Paul in der Toskana die Bewohner geschickt täuscht, findet Donnie zufällig eindeutige Hinweise, dass mit ihm was nicht stimmt. Sein Verhalten und sein Handeln haben für ein spannendes Ende gesorgt, sodass er für mich ein großer Held in dieser Geschichte ist.

Ich habe selten Mitleid mit einem Täter, aber hier hat Sabine Thiesler es definitiv geschafft, dass meine Gefühle Achterbahn gefahren sind. Einerseits wird jede Tat von Paul abartig und abscheulich geschildert. Wie er seinen widerlichen Trieb zuerst versucht zu unterdrücken, es jedoch nicht schafft. Seine Gedanken dazu lassen in sein Innerstes blicken.
Was mich am meisten erschüttert hat, waren die Scherben, die Paul hinterlassen hat. Er hat nicht nur kleine Mädchen umgebracht, sondern direkt ganze Familien ausgelöscht. Diese nehmen ebenfalls Platz in der Handlung ein. Was diese schrecklichen Taten mit den Eltern der toten Mädchen gemacht hat, hat mich emotional richtig mitgenommen. Das Leid der Eltern wurde authentisch beschrieben und war deutlich zu spüren, was mich sprachlos hinterlassen hat. Ich als Mutter konnte dies absolut nachvollziehen, denn ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn eines meiner Mädchen sowas passieren würde. Dieser emotionale Teil ist nichts für Zartbesaitete.

Dieser dramatische und spannende Thriller ist gut durchdacht und flüssig, emotional und authentisch geschrieben. Die Protagonisten werden gut in den Fokus gesetzt, die komplette Handlung wird detailliert erklärt und logisch beendet. Diese verstörende Geschichte besitzt eine unglaublich intensive Atmosphäre, die ich die ganze Zeit gespürt habe. Die Autorin hat mich ganz tief in die seelischen Abgründe von Paul blicken lassen, diese kranke Seele möchte man definitiv nicht begegnen. Nicht die Ermittlungen der Polizei, sondern die persönlichen Schicksale der Opfer und Täter stehen im Vordergrund. Das Ganze wird von Sabine Thiesler flüssig, spannend, fesselnd, packend, dramatisch und lebendig dargestellt, da stellen sich einem die Nackenhaare auf. Nichtsdestotrotz kommt der italienische Flair nicht kurz, was mir gut gefallen hat. Dieser nachdenkliche Thriller zeigt, dass das Böse zwar ganz nah bei einem sein kann, sich jedoch perfekt zu tarnen weiß. Schreckliche Mädchenmorde und eine düstere Kindheit ergeben einen atemberaubenden Thriller!

Bewertung vom 23.09.2021
Instagrammatik
Schröder, Johannes

Instagrammatik


ausgezeichnet

Wer sich in der analogen Welt nicht zurechtfindet, der wird auch online immer ein Außenseiter sein!

Alles ist neu in der Helene-Fischer-Gesamtschule, denn zum Schrecken des Cholerikums gibt es eine neue Schulleiterin, die ein digitales Update im Gepäck hat. G8 trifft auf 5G: Der Medienwagen hat jetzt Netflix, die Schulbücher gibt's als Podcast, die Referate werden per Videokonferenz gehalten. Doch es gibt auch positive Aspekte: Mithilfe von YouTube-Tutorials wird endlich der Lehrermangel ausgeglichen, und die Schüler*innen haben keine Angst mehr vor Mathe: der Dreisatz in zwei Sätzen. Selbst Herr Schröder, der gerade zum ersten Mal eine Dienst-E-Mail verfasst hat, wittert Pionierluft und möchte Klick-Millionär werden – Opa-Gangnam-Style. Und seine Klasse soll ihm dabei helfen …

"Instagrammatik: Das streamende Klassenzimmer" ist der neue Comedy-Roman vom beliebten Comedy- und Erfolgslehrer Herr Schröder (Johannes Schröder). Zusammen mit Simon Slomma ist die lustige, kurzweilige Lektüre am 2. August 2021 im Ullstein-Verlag erschienen. Zahlreiche witzige Anekdoten aus dem streamenden Unterricht eines Klassenzimmers der Helene-Fischer-Gesamtschule haben mich wunderbar unterhalten, denn Herr Schröder lehrt seinen Schülern Instagrammatik auf seine lockere Art und Weise. Aber vorher muss auch er sich erst einmal in der digitalen Welt zurechtfinden. Schnell kommt er auf den Geschmack, denn die Idee, Klick-Millionär auf Instagram zu werden, reizt ihn immer mehr. Hilfesuchend wendet er sich an seine Schüler, die viel mehr Ahnung vom Online-Leben haben als er ahnt. Anstatt sich Likes zu kaufen, nimmt er bei ihnen Nachhilfe, um möglichst schnell eine hohe Reichweite zu erzielen. Dafür muss er schließlich auch regelmäßige Besuche im Habibitat am Lidl wahrnehmen.

Doch die neue Schulleiterin Frau Windkampf, die sich von Herrn Schröder sexuell beleidigt fühlt, benimmt sich mehr als merkwürdig, denn sie tauscht das Lehrerzimmer gegen eine Begegnungslounge um und ein Staubsaugerroboter flitzt fleißig durchs Schulgebäude. Aus einem pädagogischen Tag für die Lehrer wird es schnell zum digitalen Detox à la Montessori-Erlebnispädagogik zum Anfassen im Schwarzwald, wo Schröder von Datenträger-Alpträumen geplagt wird. Denn nicht nur das HFG wird komplett umgestaltet, es gibt keine Türen mehr, Chipsysteme werden für die Lehrer eingeführt, Hybridunterricht, digitale Klassenbücher, Online-Meetings anstatt Lehrerkonferenzen und Smartboards anstatt einer Tafel sind für Schröder ein bisschen viel auf einmal. In Sachen Datenschutz geht schließlich einiges schief und Schröder taucht mit seinen Schülern gemeinsam in die digitale Welt ein.

35 kurze Kapitel plus Prolog und Epilog bringen humorvolle Stimmung in die lebendige Geschichte, der trockene Humor von Herrn Schröder fand ich klasse. Auch seine Schüler haben für einige Lacher gesorgt. Ihre WhatsApp Nachrichten, die zwischendurch offenbart wurden, haben für eine tolle Abwechslung gesorgt. Der Schreibstil ist schön locker, flüssig und natürlich ultramodern, ich war mit dem Buch ruckzuck durch. Auch weitere Kollegen von Schröder wurden hier auf witzige und skurrile Weise dargestellt, sodass der Gesamtinhalt absolut stimmig ist. Mir hat die Doppelstunde Instagrammatik sehr gut gefallen, daher gibt es von mir eine glatte eins!

Bewertung vom 19.09.2021
Das Flüstern der Puppen (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Das Flüstern der Puppen (Thriller)


ausgezeichnet

Das Geheimnis des Puppenmörders!

"Das Flüstern der Puppen" von Gunnar Schwarz ist ein Thriller, der am 14. September 2021 im FeuerWerke-Verlag erschienen ist. Dies ist der erste Fall für die Ermittler Henning Gerlach und Lena Freyenberg, die es mit einem perfiden Serienmörder zu tun haben. Eine rasante Geschichte, die direkt mit einem entsetzlichen Mord beginnt und so die Grundlage für einen grausamen Rachefeldzug legt. Das Cover spricht mich ehrlich gesagt nicht wirklich an, aber da ich den ersten Thriller des Autors "Siehst du, wie sie sterben?" kenne und er mich unheimlich begeistert hat, ging an diesem Buch also kein Weg dran vorbei.

Dieses Buch des Autors ist sehr angenehm zu lesen, denn der flüssige Schreibstil hat für einen schnellen Lesefluss gesorgt. Außerdem war ich schnell mitten im Geschehen. Es geht in diesem Thriller, den ich eher in die Kategorie Krimi einordnen würde, direkt zur Sache. Ich wurde schnell mit dem ersten Mordfall und dem Ermittlerduo vertraut gemacht, die ich mit der Zeit immer besser kennenlernen konnte. Private Details wurden nach und nach eingestreut, sodass die Suche nach dem Puppenmörder nicht konstant im Vordergrund stand. Lena Freyenbergs' Freund Nils behindert die viel beschäftigte Ermittlerin permanent, sein Auftreten und seine Art haben mich im Laufe der Handlung nur noch genervt. Auf ihn hätte ich getrost verzichten können, denn sein Erscheinen hat dem Spannungsbogen nicht wirklich gutgetan. Henning Gerlach und Freyenberg haben beide eine traumatische Erfahrung durch den Job durchgemacht, weshalb sie ständig mit ihren Gedanken in der Vergangenheit waren. Die Beziehung zwischen den beiden wurde immer enger und es wurde immer mehr Vertrauen aufgebaut, welches sich nicht nur auf den Fall bezogen hat. Ich habe schnell gemerkt, dass zwischen den beiden mehr werden könnte, denn mit der Zeit werden sie sich immer sympathischer. Ob es zwischen den Ermittlern gefunkt hat? Nur eine Fortsetzung würde mir diese Frage beantworten können.

Da der Puppenmörder sich zwischen den Morden nicht viel Zeit lässt, drängt die Zeit und die Ermittler mutmaßen aufgrund der Folterungen und Art der Verletzungen der Opfer verschiedene Hintergründe, bis Freyenberg den richtigen Riecher hat. Denn es beginnt nicht nur ein Wettlauf gegen die Zeit, auch der Chef drängt beide zum schnellen Ermittlungserfolg, da der Druck von oben immer größer wird. Als es dann auch noch einen Verdacht gibt, einen Maulwurf unter den Kollegen zu haben, ermitteln Gerlach und Freyenberg auf eigene Faust. Dabei kommen sie dem Täter gefährlich nah. Obwohl mir schnell klar war, dass dieser Rachefeldzug eindeutig mit einem tragischen Ereignis aus der Vergangenheit zusammenhängt, bin ich auf das Ende nicht vorbereitet gewesen. Diese überraschende Wendung über das Motiv des Täters ist dem Autor gut gelungen und ich habe richtig mitgefiebert. Es wird nicht nur aus der Sicht der Ermittler geschildert, auch der Täter meldet sich zwischendurch immer wieder kurz zu Wort. So wusste ich über sein grausames Vorgehen immer vor den Ermittlern Bescheid, was ich unheimlich spannend fand. Insgesamt hat mir dieser Thriller unheimlich gut gefallen, da er mir spannende Lesestunden beschert hat. Auch bildlich war ich ganz gut dabei, ohne dass der Autor mit Details übertrieben hat. Ich vergebe deshalb gute vier Sterne!

Bewertung vom 17.09.2021
Totenschrein / Sayer Altair Bd.3
Cooper, Ellison

Totenschrein / Sayer Altair Bd.3


ausgezeichnet

Ein extrem spannender Thriller!

Dieser Thriller hat mich überzeugt und komplett in den Bann gezogen. Mich fasziniert nicht nur der spannende, authentische und unheimlich flüssige Schreibstil der Autorin, auch das Setting passt wieder perfekt zu diesem unglaublich verstörenden und packenden Inhalt. Ihre Protagonisten sind tief ausgearbeitet, die mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen sind. Auch die beiden Hunde, die sich im Hintergrund aufhalten und trotzdem präsent sind, mag ich sehr. Denn der dreibeinige Therapiehund Vesper und die Polizeihündin Kona sind klasse und runden ein sympathisches und taffes Ermittlungsteam hervorragend ab. Altair ist die Hauptprotagonistin und eine taffe Neurowissenschaftlerin, die im Nationalen Zentrum für die Analyse von Gewaltverbrechen des FBI die Gehirnstrukturen von Serienmördern erforschte. Obwohl sie hauptsächlich als Neurowissenschaftlerin arbeitet, ist sie auch eine aktive Agentin in der Critical Incident Response Group des FBI. Als solche hat sie immer Bereitschaft und muss diesmal einen Psychopathen finden, der erst Ruhe findet, wenn er sein schreckliches, wahnhaftes und grausames Ritual vollständig beendet hat. Die Zeit rennt und auch wenn Altair glaubt, dem Mörder auf den Fersen zu sein, wurde ich von Wendungen überrascht, die nicht zu erahnen waren. Ich hatte permanent Gänsehaut, da nicht nur die Mädchenmorde detailliert beschrieben wurden, auch die Vorgehensweise des Täters und die Schauplätze haben für eine düstere Atmosphäre und unheimliche Bilder gesorgt. Welche Symbolik hinter den Morden, einzelner Elemente und den Tatinszenierungen steckt, kam nach und nach verständlich ans Licht. Warum es von einem Doppelmord zu einem Massenmord mit Entführung ausgeartet ist, wurde von der Autorin spektakulär und unheimlich interessant beschrieben und erklärt.

Neben den rasanten Ermittlungen erzählt in eigenen Kapiteln ein Mädchen aus ihrer Gefangenschaft. Sie schildert ihre Angst authentisch und versucht mit allen Mitteln, sich und ihre Mitgefangenen zu befreien. Für mich war sie ein sehr starker Charakter, der auch in dieser ausweglosen Situation versucht hat, die Nerven zu bewahren. Da aus ihrer Perspektive geschildert wurde, habe ich auch einige Details über den Täter erfahren können.
Die Charaktere der Protagonisten sind gut ausgearbeitet, besonders Altair und ihr kleines, aber feines Team waren mir sehr sympathisch. Sie kommen lebendig und authentisch rüber, auch dessen Gedanken und Handlungen konnte ich super nachvollziehen. Altair gibt nicht auf, denn diese schreckliche Mordreihen hält sie permanent auf Trab. Dass sie nebenbei auch noch heimlich beobachtet und verfolgt wird, lässt ihre Nerven blank liegen. Was der mysteriöse Verfolger von ihr will, hat mich richtig überrascht.

Dieser Thriller kann unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden, da es jedes Mal ein neuer, in sich abgeschlossener Fall ist. Für ein besseres Verständnis aus Altairs' Privatleben ist es jedoch von Vorteil, wenn man ihr von Anfang an folgt. So kommen die überraschenden Wendungen viel besser und deutlicher rüber. Die Beweggründe des psychopathischen Monsters wurden gut erklärt, die gleichzeitig sehr informativ waren. Denn die Autorin hat mir schockierende Einblicke einer kranken und psychotischen Seelen gewährt. Dass es diese Krankheit wirklich gibt, hat diese Story noch authentischer erscheinen lassen. Sie hat mit einem realistischen Krankheitsbild und ihrer fiktiven Fantasie gespielt, sodass ein hervorragender Thriller entstanden ist. Dieser enthält außerdem noch einige historische Hintergründe aus dem alten Ägypten, die nicht weniger spannend und interessant waren. Altägyptische Mythologie, hingerichtete Schüler, verschwundene Mädchen, falsche Augenzeugen, ein kranker Psychopath und falsche FBI-Agenten ergeben einen großartigen Thriller. Natürlich ist auch wieder Altairs' Studienteilnehmer 037 dabei, der es nicht lassen kann, Spielchen mit ihr am Telefon zu treiben. Seine Anrufe haben mi

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2021
Dreamcatchers
Bennett, Chris

Dreamcatchers


ausgezeichnet

​Mysteriöse Vorkommnisse in Nightbow!

Ein spannender Thriller, der eine gute Portion Mystery enthält, das erwartet euch in "Dreamcatchers: Grahams Lehren" von Chris Bennett, der am 29. Juni 2020 im Gegenstromschwimmer Verlag erschienen ist. Mir hat diese schon fast filmreife Story sehr gut gefallen, obwohl ich kein großer Fan von Mysterygeschichten bin. Hier hat die Mischung jedoch gepasst, denn der Plot ist gut und geschickt durchdacht, der mich in eine alptraumhafte Geschichte entführt hat. Teilweise blutig, manchmal mysteriös - Stück für Stück konnte ich zwei Handlungsstränge verstehen und miteinander verbinden. Obwohl ich lange im unklaren darüber war, wie verstörende Alpträume, die in einem Sonnenblumenfeld stattfinden, mit einer Wohngemeinschaft in Nightbow zusammenhängen. Zoey, die von diesen Alpträumen geplagt ist, verzweifelt immer mehr, denn sie kann ihre Träume überhaupt nicht deuten. Mit ihrem sehr sympathischen Therapeuten Bosman kommt sie dank eines speziellen Therapieverfahrens den Ursachen immer näher. Nach gründlicher Recherche führt sie der Weg nach Nightbow. Dort erwartet sie eine verschworene Wohngemeinschaft, die gezielt Menschen ermordet. Dort kommen unfassbare Erkenntnisse ans Licht, womit ich nicht gerechnet habe. Der Autor hat sich mit der Auflösung Zeit gelassen und mich somit mächtig auf die Folter gespannt. Immer mehr Puzzleteile finden ihren Platz, sodass am Ende ein komplettes und schlüssiges Bild entsteht.

Ich wurde in die US-Universitätsstadt Nightbow in Kalifornien entführt, wo mir schnell klar war, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Taxifahrten können dein Unglück bedeuten und Besuche an der Universität sind nicht immer mit Glück verbunden. Die komplette Handlung ist außerordentlich lebendig, der Autor schreibt detailliert, spannend, flüssig, modern und gelegentlich poetisch. Ich hatte von Anfang bis Ende unheimlich klare Bilder im Kopf, was mir richtig gut gefallen hat. Bei einigen Details war Chris Bennett meiner Meinung nach etwas zu detailverliebt, was ich dann persönlich etwas langatmig fand. Dies waren jedoch Ausnahmen, ansonsten ließ sich die mysteriöse und oft brutale Handlung sehr gut lesen.

Die Protagonisten, die ich hier nach und nach kennengelernt habe, entwickeln sich im Verlauf immer weiter und gewinnen so an Tiefe. Auch die unsympathischen Charaktere kommen authentisch rüber, was mir auch sehr gut gefallen hat. Besonders Beatrice, die eine Reise nach Nightbow in Kauf genommen hat, um ihren Verlobten Theodore zu suchen und zu finden . Was ihr dort widerfährt, hat mich richtig mitgenommen. Schreckliche Ereignisse, die sich immer mehr zuspitzen, entwickeln sich zu einem emotionalen Desaster. Diese kamen sehr glaubhaft rüber, sodass ich richtig mit Beatrice mitgelitten habe. Über ihre Wendung war ich sehr traurig. Diese war jedoch nötig, um die Handlung so authentisch wie möglich wirken zu lassen. Die Story kam manchmal etwas verwirrend rüber, was die Neugier auf Antworten und den Spannungsbogen sehr in die Höhe treibt. Cliffhanger an den richtigen Stellen haben mich zum weiterlesen gezwungen. Viele Fragen entwickelten sich im Verlauf, dessen Auflösungen erst spät verraten wurden. Aber der Weg bis dahin war spannend, düster und erschreckend. Die überraschenden und unvorhersehbaren Entwicklungen der Protagonisten sind dem Autor sehr gut gelungen. Gewalt, Korruption und Grahams Lehren haben mich in eine spannende Welt versetzt, sodass ich für diesen Inhalt eine klare Leseempfehlung ausspreche. Das Cover ist zwar schlicht, es hat mich aber auf den ersten Blick angesprochen. Je mehr ich die Geschichte verstanden habe, desto klarer wurde mir, dass diese Sonnenblume für Zoey der Anfang vom Ende ist.

Bewertung vom 15.09.2021
Die Tote mit der roten Strähne
Kent, Kathleen

Die Tote mit der roten Strähne


ausgezeichnet

Ein spannender und brutaler Suhrkamp-Thriller!

Mir hat der Inhalt sehr gut gefallen, denn nicht nur die Handlung hat für Spannung und rasante Action gesorgt. Besonders Hauptprotagonistin Betty Rhyzyk ist ein cooler Charakter, der dem ganzen hier das gewisse Etwas gibt. Mir hat es Spaß gemacht, sie bei ihren Ermittlungen zu begleiten, denn es wird komplett aus ihrer Sicht im Präsens geschildert. Betty ist polnischer Abstammung und Polizistin mit Leib und Seele. Obwohl sie aus einer Polizistenfamilie kommt, wurde ihr von dessen Seite ständig Steine in den Weg gelegt. Aber ihr starker Charakter kann sich sehr gut durchsetzen, was ich schnell gemerkt habe. Ihre Kollegen sowie der Rest von Texas ist sehr konservativ. Eine lesbische Polizistin, die voll und ganz zu ihrer Liebe zu Frauen steht, hat es dort nicht leicht. Trotzdem lässt sie sich nicht unterkriegen, was andere über sie denken versucht sie geschickt zu ignorieren. In ihrem Job kann sie sich knallhart durchsetzen, dort lebt sie ihre starke Seite aus. Jedoch zeigt sich ihre sanfte und einfühlsame Seite, sobald sie mit ihrer Lebensgefährtin zusammen ist. Ihr Humor und ihr loses Mundwerk passen perfekt zu ihrem Charakter. Mir war die taffe und schlagfertige Betty von Anfang bis Ende sehr sympathisch, sodass ich auch in Zukunft sehr gerne mehr von ihr lesen würde. Ihr auffälliges Aussehen wird immer wieder zur Sprache gebracht, denn als großgewachsene, muskulöse und rothaarige Frau mit einer unbändigen Lockenpracht ist nun mal ein Blickfang.

Insgesamt herrscht in dieser Story oft ein rauer Ton, der aber zu den grausamen und brutalen Handlungen passt. Was hier Menschenleben wert sind, wenn es um Drogen und Ehre geht, wurde realistisch und lebendig dargestellt. Auf der Suche nach dem wahren Täter rennt der Polizei die Zeit davon, denn Betty werden Botschaften übermittelt, die in Rätsel sprechen. Je näher sie der Lösung kommt, desto gefährlicher und verstörender wird es für sie und ihrem Kollegen. Leider passieren von Anfang an Fehler bei den Ermittlungen. Was Betty erlebt, lest ihr am besten selbst. Denn wenn ich jetzt weiter ausholen würde, laufe ich Gefahr, zu Spoilern. Aber es wird rasant und grausam, ich habe mit Betty jede Sekunde mitgefiebert. Gegen Ende spitzt sich die Story dermaßen zu, ein Weglegen des Buches war ab dem Zeitpunkt kaum mehr möglich. Obwohl am Anfang der Fokus auf den Drogendealer Ruiz gerichtet und die Polizei intensiv mit seiner Suche beschäftigt ist, bekommt der Fall eine ganz andere Wendung, als Betty plötzlich geheimnisvolle und schaurige Botschaften übermittelt werden. Die erwähnte rote Strähne und dessen Bedeutung hat mich überrascht, denn es kam völlig anders als ich anfangs gedacht habe.

Der Schreibstil ist angenehm, sehr authentisch und durch Bettys' Gedankengänge konnte ich mich super in sie hineinversetzen. Beschreibungen von Landschaften und das heiße Klima Texas hat die Autorin sehr gut vermittelt. Nicht nur der Fall hat mir gut gefallen, auch private Details, die zwischendurch offenbart werden, hat für ein abwechslungsreiches Lesevergnügen gesorgt. Besonders über ihren kürzlich verstorbenen Onkel, der ebenfalls mit Leib und Seele Polizist war, hat sie oft erzählt. Er war nicht nur in Lebzeiten ihr Vorbild, sondern seine Einstellung zum Job und zum Leben hat sie auch nach seinem Tod weiterhin begleitet. Ich konnte klar herauslesen, dass ihr Vorbild sie zu dem gemacht hat, was sie ist – eine sympathische, intelligente und starke Frau, die sich in der oft gehässigen Männerwelt Texas durchsetzen kann. Am Anfang musste ich mich erst einmal zurechtfinden, aber als ich alle Protagonisten richtig zuordnen konnte, kam ich immer besser voran. Das Cover hat mich auf den ersten Blick nicht wirklich angesprochen, aber da mich der Klappentext angezogen hat, wurde ich von diesem Suhrkamp-Thriller nicht enttäuscht!