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Märchens Bücherwelt
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Wolfenbüttel

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Insgesamt 231 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2023
Der Traum von Amerika (eBook, ePUB)
Weber, Jessica

Der Traum von Amerika (eBook, ePUB)


gut

Wie würde man reagieren, wenn ein Traum, der zum Greifen nahe ist, zerplatzt, weil plötzlich alles anders verläuft, als man geplant und erhofft hat?

Genau so erging es Leni, die schon in jungen Jahren aufgrund des Todes ihrer Eltern in die Mutterrolle für ihre kleine Schwester Ria schlüpfen und sich nebenbei um den Haushalt für ihren Bruder Benno und den besten Freund der Familie, Viktor kümmern musste. Sie sparen jede Mark, um den Traum ihrer Eltern, nach Amerika auszuwandern, zu erfüllen.

Doch dieser Traum scheint wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Durch die ärmlichen Zustände ist das Verhältnis zwischen Leni und Ria sehr angespannt, da die Kleine nicht verstehen kann, warum es diese Unterschiede gibt. Die Vorbereitung auf die Reise, die Abwicklung in den Auswandererhallen und der Verlauf der Reise samt all den Vorkommnissen machen aus einem Traum einen Albtraum.

Ich war sofort mitten im Geschehen. Wer die Bücher der Autorin kennt, weiß, dass man mit Spannung, Dramatik und unerwarteten Wendungen rechnen muss. So auch hier.

Die angespannte Stimmung, das Gefühlschaos, die Angst vor der ungewissen Zukunft und auch die Herausforderung, immer die beste Entscheidung für alle gemeinsam zu treffen, machen Leni schwer zu schaffen und dieser Konflikt ist deutlich zu spüren. Sie reagiert oft impulsiv, emotional und überängstlich, was das Verhältnis zueinander noch erschwert und zu ungeahnten Folgen führt.

Oft hätte ich sie gern geschüttelt und besonders der treue, liebenswerte Viktor hat eine Engelsgeduld mit ihr, was ich zutiefst bewundert habe.

Ich war einige Male erschüttert, was für eine Kettenreaktion Rias nörgelige, aufmüpfige und ablehnende Art und Lenis Reaktion darauf auslöst, besonders weil es teilweise so widersprüchlich ist und doch lernt man nach und nach beide Seiten besser kennen und verstehen. Immer wieder taucht die Frage auf: Was hätte ich getan?

Die Geschichte muss man wirken lassen. Ich hatte so viel Gefühlschaos beim Lesen, sämtliche Emotionen kamen auf.
Für alle bedeutet dieser Traum etwas anderes, weil sie alle unterschiedliche Vorstellungen von der Freiheit in Amerika haben. Deswegen erscheinen ihre Reaktionen im ersten Moment merkwürdig, doch je mehr man sich in jeden einzelnen hineinversetzt, versteht man ihre Gefühle, ihren Kummer, ihre Gedanken. Nicht zuletzt war es auch den Klassenunterschieden geschuldet, dass daraus arge Probleme entstanden.

Insgesamt ein dramatischer, historischer Roman über eine junge Frau, der das Leben vieles abverlangt und die auf ihre Weise alles tut, um mit der verbliebenen Familie sowohl den Traum der Eltern zu verwirklichen als auch in New York ihre Liebe zum Tanzen endlich umsetzen zu können. Doch diese Reise wird sie auf eine harte Probe stellen.

Fazit: Fasziniert vom Cover und der Vorschau wollte ich gern mehr lesen und war über die Entwicklung der Geschichte sehr überrascht. Die Handlung nimmt ordentlich an Fahrt auf und fordert den Leser regelrecht heraus. Dennoch gab es Situationen, die ich trotz aller Bemühungen nicht nachvollziehen konnte und zeitweise etwas zu viel von allem wirkten und leicht kitschigen Touch hatten, weshalb ich eher mit gemischten Gefühlen zurückbleibe. Es fehlte mir diese Wärme, die vielleicht dafür gesorgt hätte, dass es nicht so kühl und sprunghaft wirkte und die Charaktere noch nahbarer und authentischer gewesen wären.

Bewertung vom 19.07.2023
Der Laden der unerfüllten Träume
Cox, Amanda

Der Laden der unerfüllten Träume


ausgezeichnet

Was für ein Herzensbuch. Drei starke Frauen, die voller Liebe, Schmerz und Geheimnissen stecken und doch auch voller Vertrauen sind, dass am Ende ihre Träume und Hoffnungen durch Gottes Fügung an ihren richtigen Platz gerückt werden.
Die Geschichte um die drei Frauen: Glory Ann, Rosemary und Sarah - Oma, Mutter, Tochter und Enkelin ist einfach bezaubernd, nach und nach erfährt man mehr über das tragische Schicksal um Oma Glory Ann und den Beginn des schicksalhaften Ladens Old Depot Grocery. In diesem Laden liegen Freud und Leid so nah beieinander, er vereint drei Generationen aber auf so überwältigende Weise, dass mir immer wieder die Tränen kamen.
In Rückblenden erfährt man mehr über das Leben der drei, über die inneren Konflikte, die Zerrissenheit, weil das Leben oft anders spielt, als man denkt. Dadurch entstehen Missverständnisse, oft unabsichtlich oder unüberlegt, aus Selbstschutz, um den Schmerz zu verbergen oder weil sie niemanden belasten wollen.
Nach und nach lernen alle drei auf liebevolle, sanfte Art sich zu öffnen, sich von der Vergangenheit zu lösen und das Schöne, dass Gott ihnen jeden Tag präsentiert wahrzunehmen und umzusetzen.
Dabei spielen für mich die Männer in diesem Roman eine ganz große Rolle. Diese Ruhe, dieses großartige Gottvertrauen und das Verständnis trotz aller Nöte, Ängste und Rückschläge.
Die christlichen Aspekte wirkten im gesamten Buch auf so berührende, emotionale und nachdenklich stimmende Weise, genau passend und unaufdringlich dosiert.
Je mehr man über die drei Frauen erfährt, über das, was sie erlebt haben und was sie geprägt hat, was sie zu dem gemacht hat, wie sie heute sind, desto mehr versteht man jede Einzelne. Gefühlvoll sorgt die Autorin dafür, dass man einen ganz anderen Blick auf alle drei erhält.
Selten habe ich einen Roman erlebt, bei dem ich während des Lesens meine eigene Einschätzung und Erstreaktion korrigieren musste, weil die Entwicklung und langsame Aufklärung so überraschend und anders waren, als ich vermutet habe.
Dadurch entwickelte sich bei allen dreien durch ihre jeweiligen Umstände eine Charakterstärke, die mich besonders am Ende komplett überrollt hat, weil ich nie damit gerechnet hätte und es dennoch so schön und großartig war.
Ein Buch, das ganz tief unter die Haut geht und sich tief ins Herz brennt, weil es trotz aller Traurigkeit und nicht zu ändernden Entwicklungen so viele wunderschöne Dinge gibt, die alles andere ganz klein und unscheinbar wirken lassen.
Das Kaleidoskop, das Glory Anns Mann Clarence seiner Frau machte war eine schöne Geste, dass aus gebrochenen Stücken jedes Mal, wenn man es dreht etwas Neues und Schönes entsteht. Und genau das zeigt diese Generationengeschichte auf ganz intensive und besondere Weise.
Für mich ein Highlightbuch und verdient ganze 5★★★★★

Bewertung vom 13.07.2023
Die Schatten von Swanford Abbey
Klassen, Julie

Die Schatten von Swanford Abbey


sehr gut

Dieser Roman ist eine Mischung aus Crime Romance und hat mich vom ersten Moment an gut unterhalten.

Damit Rebeccas (Becci) Bruder John Ruhe für seine Schreibpharbeiten hat, erklärt sie sich dazu bereit, in ein zum Hotel umgebautes Kloster zu ziehen und ihn dort bei der Suche nach einem Verleger zu unterstützen und gleichzeitig als Gouvernante für Lady Fitzhoward tätig zu sein, die dort ebenfalls etwas Ruhe genießen möchte. Hier trifft sie auch auf ihren Jugendschwarm Frederick, dem jedoch ein familiäres Ereignis ziemlich zugesetzt hat.

Aufgrund Johns psychischer Instabilität und seiner Erwartungen an seine Schwester hat es Becci nicht leicht, zumal sie sich selbst ziemliche Vorwürfe für das Verhalten ihres Bruders macht. Erschwerend kommt hinzu, als ein Hotelgast ermordet wird, bei dem jeder der Gäste als auch Angestellten einen Grund zu haben scheinen und Becci dabei auch in Schwierigkeiten gerät.

Ein Verwirrspiel beginnt, zumal einige Spukgeschichten auch Tradition haben. Die Autorin schafft es, ständig neue Wendungen zu bringen, so dass man immer wieder in die Ausgangsposition versetzt wird. Jeglicher Verdacht löst sich wieder in Luft auf, weil sich immer neue Erkenntnisse und Gründe auftun.

Frederick als Friedensrichter hat alle Hände voll zu tun, um den Fall aufzuklären, schwerer als gedacht und bei der Menge an Verdächtigen ist es schwer, zu entscheiden, wem man vertrauen kann und wer alles Geheimnisse hat.

Die düstere Atmosphäre, die hier eingefangen wird, zusammen mit der Aufklärung, den Geheimgängen und Zimmern, das verdächtige Verhalten verschiedener Gäste lassen einen regelrecht mitfiebern und selbst ein wenig Detektiv spielen. Doch man knobelt bis zuletzt.

Was mir wirklich gut gefallen hat, waren diese kleinen aber besonderen Momente, wo Frederick versucht, Becci seine Gefühle zu zeigen, diese kleinen sanften kribbeligen Momente, die genau passend integriert sind.

Auch der christliche Aspekt wurde auf sanfte, gefühlvolle Weise mit eingebaut, denn hier geht es nicht nur um eine leichte Detektivgeschichte, sondern um so viel mehr, tiefgründigeres. Es geht um die Last des schlechten Gewissens, den Wert der Aufrichtigkeit, dem gegenseitigen Vertrauen, der Suche nach Vergebung und der Bereitschaft, sich ändern zu wollen. Nach und nach entwickelt sich der wichtige Gedanke, wie oft Gott uns tagtäglich vergibt und uns zweite Chancen bietet. Durch die jeweiligen Charaktere wird das auf unterschiedliche Weise gezeigt, ohne überladen zu wirken.

Es ist eine spannende Geschichte voller Überraschungen, mit berührenden christlichen Lerninhalten und einer zarten Romanze und interessanten Charakteren, die man jeden für sich schätzen und lieben lernt. Das Cover vermittelt schon die richtige Stimmung und auch wenn es ruhig noch etwas spannender hätte sein können, hat die Geschichte für gute Unterhaltung gesorgt.

Bewertung vom 06.07.2023
Eine Lady hat die Wahl
Irwin, Sophie

Eine Lady hat die Wahl


gut

Ein geerbtes Vermögen, ein tadelloser Lebenswandel und eine ganz neue Freiheit.

Genau das nutzt die junge Witwe Eliza Balfour mit ihrer Cousine Margaret erstmal ordentlich aus. Ein Trauerjahr, in dem sie sich nichts zuschulden kommen lassen darf, ansonsten wird ihr das Erbe wieder abgesprochen. Ausgerechnet ihre frühere große Liebe Oliver, Lord Somerset, könnte ihr das Erbe streitig machen.

Nicht nur, dass Eliza nun zerrissen ist zwischen erneut aufkommenden Gefühlen für Oliver taucht auch noch der unverschämt attraktive Schriftsteller Lord Max Melville auf, der einige Skandale ausgelöst zu haben scheint. Beide Männer buhlen um die Gunst von Eliza.

All die Erwartungen, Beobachtungen und Anforderungen der Gesellschaft machen Elizas Wunsch nach Freiheit und Selbstfindung extrem schwer.

Doch in ihrer Cousine Margaret, die stets offen und ehrlich ihre Meinung kundtut, hat sie eine nette Verbündete.

Viele Namen tauchen auf, an die man sich erstmal gewöhnen muss ebenso, wer mit wem zusammenhängt und auch der Verlauf der Geschichte nimmt immer neue Wendungen an, teils überraschend, teils absehbar.

So erlebt man eine anfangs graue Maus, die sich stets angepasst und auf eigene Träume verzichtet hat, um den Wünschen der Familie Genüge zu tun. Nach und nach kommt sie aus ihrem Schneckenhäuschen heraus, macht eine interessante Entwicklung durch und verteidigt immer mutiger ihren Standpunkt. Hinzu kommt eine Dreiecksbeziehung, die sie vor eine schwere Wahl stellt und sich am Ende ziemlich zuspitzt.

Die Autorin hat in diesem Roman noch eine gleichgeschlechtliche Beziehung mit eingebaut, allerdings war ich überrascht, wer sich da geoutet hat und wie die Geschichte sich ab da wendet. Explizite Szenen bleiben insgesamt allerdings aus.

Mit gemischten Gefühlen betrachte ich den Vergleich zu Jane Austen und Bridgerton, was ich leider nicht so empfunden habe.

Es ist ein unterhaltsamer Roman, der allerdings auch von einigen Längen und unendlich vielen unterschiedlichen Namen getragen wird, die Charaktere aber alle nicht wirklich überzeugend wirkten.

Eine Dreiecksbeziehung, die ein ziemliches Auf und Ab erlebt, von vielen Dialogen, gesellschaftlichen Spitzen, Neidereien und Intrigen geprägt ist. Eine Lady, die immer wieder schwankt zwischen Wunschverwirklichung und Infragestellung, Zweifel und Mut, Tatendrang und Rückzug, was es nicht einfach macht, eine Verbindung aufzubauen oder ihre Handlung komplett zu verstehen. Und auch die männliche Riege bleibt aufgrund des irritierenden, manchmal recht kindischen Verhaltens eher blass und teilweise einfach nur anstrengend.

Ich habe irgendwie gehofft, dass viel mehr passiert, auf dieses gewisse Etwas, den Wow-Effekt, aber irgendwie war alles schnell absehbar und insgesamt nicht überraschend, obwohl ich mich wirklich bemüht habe, mich schon alleine aufgrund des schönen Covers in die Geschichte fallen lassen zu können.

Bewertung vom 06.07.2023
How to Save a Villain (Chicago Love 3) (eBook, ePUB)
Seyfried, Leandra

How to Save a Villain (Chicago Love 3) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tränenreich habe ich das große Finale der Chicago-Love Reihe verschlungen und was soll ich sagen: Mein Herz, mein Körper, mein Kopf – alles war unter Strom, zum Zerreißen gespannt, voller Emotionen und Hoffnung, aber das Leben spielt eben anders, als man denkt und es sich wünscht. Ich kam mir vor, wie in einer Achterbahn – mal aufwärts, ganz plötzlich stürzt man in die Tiefe und man ist hin und hergerissen zwischen Bauchkribbeln, der Frage nach dem, was kommt als nächstes und dem Wunsch die Fahrt heile zu überstehen.

Ich habe diese Reihe wirklich geliebt, vom ersten Moment an, weil sie so anders ist, weil sie zeigt, dass die Definition von Bad Boy, Untergrundwelt nicht immer Böses oder Grausames bedeutet. Hier erlebt man eine Familie und Menschen, die weit mehr sind, als man eigentlich denkt. Eine Welt, die so anders, einzigartig und wundervoll ist, mit Charakteren, die man vom ersten Augenblick ins Herz schließt, weil sie helfen wollen und für Gerechtigkeit kämpfen und einstehen. Die Einblicke sind so vielfältig, so umfangreich und interessant, dass ich gern ein Teil davon gewesen wäre.

Während Devon Turner in den ersten beiden Teilen diese Welt nach und nach kennen- und lieben gelernt hat, steht sie nun vor den Scherben des Glücks, denn ihre Vergangenheit hat zugeschlagen, ihr geliebter Tyler sitzt unschuldig im Gefängnis und egal, was sie auch versuchen, es sieht nicht nach Happy End aus, denn Devons Ex ist der Leiter dort und sinnt auf Rache. Dadurch, dass sie selbst ihre Geschichte erzählt, all ihre Empfindungen, Eindrücke, Ängste und Sorgen wird es noch intensiver, eindringlicher, ausdrucksstärker.
Immer wenn ich dachte, da ist ein Hoffnungsfunke, eine gute Idee, ein Plan, kam der nächste Tiefschlag und gleichzeitig spürt man die Hoffnungslosigkeit, die Zerrissenheit der beiden, die mir wirklich nahe gegangen ist. Es ist wie ein Sog, der einen veranlasst, ständig zu überlegen, was man tun kann, um eine Lösung zu finden.

Der Spannungsbogen blieb bis zum Schluss erhalten, durchatmen war kaum möglich und dennoch hat mir jede Wendung, jede Entwicklung so gut gefallen. Es war alles greifbar, fühlbar und genau das mag ich an dem Schreibstil der Autorin so sehr. Auch weil die Charaktere so authentisch wirken. Da ist nicht immer nur durchgehende Stärke, da ist Schwäche, sie machen Fehler, sie schwanken und tun auch Dinge, die über ihre Kräfte hinausgehen, aber immer spürt man diese Verbundenheit und Liebe zueinander. Mit einer guten Portion Humor erlebt man einen Abschlussroman, der es wirklich in sich hat und eine Story präsentiert, die für viel Gänsehaut, Tränen, etliche Überraschungsmomente und reichlich Emotionen sorgt, alles perfekt abgestimmt und nicht vorhersehbar.

Diese Reihe ist eine der Besten mit einer der schönsten Liebesgeschichten, die ich jemals gelesen habe und es fällt mir schwer, schon wieder Abschied nehmen zu müssen.

Bewertung vom 03.07.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


sehr gut

Dieser Debütroman der Autorin ist ein Buch voller Gegensätze und sehr komplex. Schatten und Licht, Kummer und Freude, Schicksal und Glück, Hoffnung und Verlust, eingebunden in eine Landschaft, die so rau und doch so wunderschön ist, bildgewaltig umschrieben.

Ich bin während der ganzen Geschichte emotional hin und hergeworfen worden, das habe ich selten in einem Buch erlebt. Ich empfand es teilweise rau und trocken, oft ohne viele Worte und dennoch hat es so viel ausgedrückt. Erst nach und nach erfährt man mehr und mehr Hintergründe, ist zerrissen aufgrund so vieler Veränderungen und Schicksale. Ich habe gebangt, gehofft und mich gefragt, wie man sowas ertragen kann. Das, was dieses junge Mädchen Victoria erleben muss, was ihr abverlangt wird und welche schwerwiegenden Entscheidungen sie treffen und mit den Folgen leben muss, ist heftig und doch gleichzeitig wieder erstaunlich.

In 4 Teilen erzählt Victoria ihre ganz persönliche Geschichte in zusammengefassten Zeitepochen. Ihre Eindrücke, ihr Zuhause auf einer Pfirsichplantage, das Familienleben, ihre erste Liebe, Neufindung und schmerzvolle Verluste. All diese prägenden Ereignisse tragen dazu bei, Victoria in ihrer Entwicklung zu begleiten, zu sehen wie sie reift, wie sie aus ihren Fehlern lernt und gleichzeitig in der Natur so viel Ruhe und Geborgenheit verspürt. All die bildgewaltigen Eindrücke dieses imposanten Fleckchens in Colorado, die Rauheit ebenso wie die Schönheit, das Kommen und Gehen der Jahreszeiten, die Veränderungen der Natur lassen einen Roman entstehen, der einen ziemlich beschäftigt und dem Titel eine ganz besondere Bedeutung gibt.

Faszinierend, erschreckend, bewegend und gleichzeitig auch ernüchternd.

Er wurde verglichen mit dem Roman "Der Gesang der Flusskrebse" und wer diesen kennt, wird auch diesen hier mögen, denn die richtige tiefgründige Geschichte steckt in vielen kleinen Details und bildet zusammen am Ende ein Gesamtbild, das aus jedem Winkel anders aussieht, lange wirken muss und sehr facettenreich ist.

Ein ruhiger Roman, ohne wirklich viele Worte, über Verluste und Neuanfänge, Mut und Veränderung, der zeigt, wie das Leben einem Fluss gleicht, der im weiteren Verlauf gegen Hindernisse stößt, auf diesem Weg vieles aufsammelt oder zurücklässt, vielleicht am Ende auch verändert sein wird, aber dennoch stark und unaufhaltsam ist.

Bewertung vom 30.06.2023
Hoffnung / Ein kleines Stück von Afrika Bd.2
Rey, Christina

Hoffnung / Ein kleines Stück von Afrika Bd.2


weniger gut

Ich war schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, denn Ivy war so eine lebensfrohe, mutige Frau, die für den Schutz der Tiere gekämpft und sich vehement gegen die Jagdgesellschaften ihres Mannes gestellt hat. Nicht umsonst wird sie auch unter den Einheimischen „Mutter der Tiere“ genannt und sehr geschätzt. Da jetzt aber der Tod ihres Mannes in Frage gestellt wird, übernimmt ihr arroganter Neffe und Lebemann Lennox die Farm. Zu lesen, was er aus der Farm gemacht hat, wie er mit dem Personal umgeht und das berühmt berüchtigte Happy Valley Set samt den widerlichen Orgien haben mich wirklich schockiert. Furchtbar, wenn Menschen wie Vieh behandelt werden und keinerlei Achtung oder Würde erfahren und noch schlimmer wurde mit den Tieren verfahren.

Ich habe für Ivy und Sanele so gehofft, dass sich das Blatt wendet, doch immer und immer wieder kommen neue schreckliche Ereignisse, speziell auch mit ihrem adoptierten Albinomädchen, das aufgrund des vorherrschenden Aberglaubens überall nur Geisterkind genannt wird. Diese ständig lauernde Gefahr und Ivys Sehnsucht nach den Tieren sind wirklich emotional.

Einen großen Teil des Buches nimmt allerdings die bereits bekannte Maharani Ranjana, Frau des jagdwütigen Maharatschas, aus dem ersten Teil, ein. Allerdings wird auch hier ihre Beziehung zu ihrer Dienerin Naeku sehr intensiv hervorgehoben. Doch da das zu der Zeit verpönt war, trifft sie einige folgenschwere Entscheidungen, die auch Auswirkungen auf die Farm, Lennox und letztendlich auch für Ivy haben.

Leider wirkte Ranjana stets wie ein dickköpfiges, eingeschüchtertes kleines Kind und deshalb konnte ich mit ihr bis zum Schluss einfach nicht warm werden. Einige Wendungen haben mir gut gefallen, wenn auch leider etwas absehbar.

Insgesamt hat der 2.Teil deutlich an Fahrt verloren und viele Schwächen gezeigt, Verläufe, die für mich teilweise nicht schlüssig waren und die Geschichte insgesamt eher als schwere Kost darstellten, weil vieles einfach nur grausam, entwürdigend und erniedrigend war. Ganz besonders zerrissen hat es mich immer wieder, als ich gelesen habe, was mit diesen großartigen Tieren passiert ist, für die Ivy sich so sehr stark gemacht hat und um die sie trotz ihrer jetzigen Position auf ihre Weise kämpft.

Obwohl die Autorin hier viele Hintergrundinformationen zu Abläufen, den Einheimischen und deren Traditionen liefert, die wirklich toll recherchiert sind und ja auch wirklich so stattgefunden haben, habe ich einfach nicht in die Geschichte gefunden und obwohl zeitweise Spannung aufkam, hat mich die Entwicklung nicht packen oder begeistern können. Zu viel, was mir einfach nicht gefallen hat und die Charaktere, bis auf einige wenige, die zum Glück auf ihre Art etwas Sympathie und Fröhlichkeit schaffen, leider oft nicht richtig greifbar und ihr Verhalten oft nicht nachvollziehbar waren.

Es erwartet einen die Faszination Afrikas mit all den Sitten, Bräuchen und dem vorrangigen Aberglauben, der Schönheit aber auch Tücke dieses besonderen Kontinents, gemischt mit einer ziemlich düsteren Geschichte, die mir zeitweise zu viel, zu extrem und erschütternd war. Das haben leider auch das wieder mal schön gestaltete Cover, der hoffnungsvolle Titel und die Vorschau nicht auffangen können. Schade, da wäre deutlich mehr Potential für diese so schön begonnene Saga gewesen.

Bewertung vom 23.06.2023
Sonnenaufgang mit Giraffen
Rutledge, Lynda

Sonnenaufgang mit Giraffen


sehr gut

Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes, einfühlsam, wohltuend und einfach unglaublich.

Mit dem Sprecher ist genau der Richtige ausgewählt worden, um diese Geschichte mit den beiden Hauptprotagonisten Woody Nickels und dem Zoowärter Riley Jones so souverän und authentisch mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit zu präsentieren. Ich war sofort mittendrin und hab es so genossen, sowohl den etwas griesgrämigen Riley zu erleben, der eine eigene Giraffensprache entwickelt hat, um zu kommunizieren. Aber auch den gerade mal 17-jährigen Woody, den schwere Schicksalsjahre ziemlich mittellos und verwaist zurückgelassen haben. Mit seiner jungen, ungestümen Art wird die Reise ein großes, spannendes, amüsantes und ereignisreiches Erlebnis.

Unfassbar, was man dabei alles erlebt und auch über die beiden Giraffen lernt, die von Woody liebevoll „Wildes Mädchen“ und „Wilder Junge“ genannt wurden.

In einem selbst gebauten Kastenwagen geht es durch Sandstürme und eine Wüstenflut, durch unwegsames Gelände, etlichen Gefahren durch Mensch, Tier und Wetterkapriolen ausgesetzt, 12 Tage und 3000 Meilen nach Westen. Mit der geheimnisvollen Reporterin Augusta kommt auch die romantische Seite mit ins Spiel, wenn auch anders als gedacht und sehr emotional.

Diese Story beruht auf wahren Begebenheiten, ist toll recherchiert und wertvoll, um alte Geschichte wieder lebendig werden zu lassen, mit zwei wundervollen Tieren, die das Leben der Mitreisenden grundlegend verändert haben.

Eine Geschichte, die nicht ungelesen bleiben darf, weil sie so tief berührt und unvergesslich bleibt.

Die Mischung aus Wahrheit und Fiktion ist großartig gelungen, zumal dies hier dargestellt durch eine Erinnerung von Woody ist, die er im Seniorenheim als über 100-Jähriger aufschreibt und obwohl es ihn eigentlich gar nicht gab, passte es perfekt hinein.

Das Ende hat mich sehr mitgerissen, weil ich mit dem Verlauf überhaupt nicht gerechnet habe, es dennoch genau passend fand, weil eben auch im echten Leben nicht immer alles so verläuft, wie man es erhofft und sich wünscht.

Fazit: Ein sehr bewegendes Buch über zwei Tiere, liebevoll auch turmhohe Wunder genannt, die man für ihre Grazie und Schönheit bewundert und die mit ihrer Geschichte weltweit für Schlagzeilen gesorgt haben. Toll verpackt in eine ereignisreiche Reise, die sowohl Mensch als auch Tier auf ganz besondere Weise verbunden hat und zu Freunden gemacht hat. Ich kann diese Geschichte wirklich empfehlen, es hat mich sehr berührt und ich bin froh, dass ich es, wenn auch eher durch Zufall, entdeckt habe. Doch schon alleine das Cover und der besondere Titel haben mich sofort angesprochen. Und die Erwartung ist übertroffen worden.

Bewertung vom 17.06.2023
Im Visier der Macht
Dylan, Rachel

Im Visier der Macht


gut

Mit Spannung habe ich nun den 3.Teil der Crime Reihe von Rachel Dylan erwartet. Nach und nach lernt man immer mehr die Ermittler aus den vorherigen Teilen kennen, ihren Werdegang beruflich und privat, teilweise aber auch mit einigen traurigen Erlebnissen verbunden.

Auch hier geht es wieder um politische Machtspiele, diesmal aufgrund von Verbindungen zwischen den Botschaften von Ägypten, Russland und den USA und terroristischen Machenschaften.

Da es gleich 2 Vorfälle gibt, die großen Einfluss auf die eh schon schwierigen Verhältnisse miteinander nehmen, muss ein eventueller Zusammenhang geklärt werden, doch die Zusammenarbeit zwischen CIA und FBI gestaltet sich schwierig, denn beide Seiten scheinen Informationen nur dürftig weiterzugeben und ihre Vorgehensweise verläuft nicht immer im Sinne aller Beteiligten, was die Gefahr für die Juristin Vivian nur steigert.

Schon auf den ersten Seiten wird der Leser in die spannungsgeladene Handlung gerissen, wodurch ein regelrechter Wettlauf gegen die Zeit entsteht.

Fein dosiert wird auch der Glaube integriert, denn viele des Teams sind Christen, die sich gegenseitig Mut machen und bestärken, niemals das Vertrauen zu Gott aufzugeben, egal welche Gefahr auch drohen mag. Ich hätte mir an manchen Stellen noch etwas mehr Tiefe gewünscht, denn es blieb eher bei Gesprächen und kurzen Stoßgebeten.

Man muss sich ein wenig an die unterschiedlichen Posten und Namen gewöhnen, weil es hier etliche gibt, die in den Fall involviert sind.

Sowohl Vivian als auch Jacob als Hauptprotagonisten haben beide mit schlimmen Erlebnissen zu kämpfen, was dazu führt, dass in Jacob viele innere Kämpfe toben und er Gefühle kaum zulassen will.
Dennoch fand ich es etwas schwierig dieses Mal mit beiden warm zu werden, einerseits weil mir die Annäherung zu schnell ging, ich aber die jeweiligen Reaktionen Vivians nicht immer nachvollziehen konnte. Einerseits ist sie ein ziemlicher Sturkopf, andererseits zerfließt sie in Tränen und reagiert oft etwas irrational.

Anders dagegen die Entwicklung von Delaney O`Sullivan, die für mich die ausdrucksstärkste Person war, obwohl sie so ein Schicksal erlitten hat. Als FBI-Agentin fördert und fordert sie in ihrer aufmerksamen, hilfsbereiten Art ihren jungen Kollegen Weston und hat die Geschichte nicht ganz so steif und förmlich wirken lassen.

Für mich war dieser Teil der schwächste, weil zu schnell absehbar ist, wer die Fäden zieht und wie sich alles entwickelt. Auch der Spannungsbogen bei der Aufklärung war viel zu schnell und unspektakulär vorbei, irgendwie hat man immer auf diesen gewissen Überraschungsmoment gewartet, der aber leider ausblieb. Auch die Beziehung ist für mich etwas zu kitschig verlaufen und hat mich einfach nicht so packen und abholen können.

Ich hoffe sehr, dass Delaney ihre ganz persönliche Geschichte bekommt und es da mit Sympathie und Spannung wieder etwas besser verläuft.

Dennoch kann man diese Reihe empfehlen, und die Eindrücke sind ja auch persönliches Empfinden. Jeder Teil kann für sich gelesen werden, allerdings ist zu empfehlen, die Reihe von Anfang an zu verfolgen, weil man dadurch die Verbindung zwischen den Agenten besser versteht.

Bewertung vom 13.06.2023
Love Always Hopes
Feurer, Melissa C.

Love Always Hopes


sehr gut

Dieses Buch fällt in die Kategorie Faithful New Adult und das spürt man mit jeder Seite. Sowohl der Titel in Verbindung mit einem bedeutungsvollen Bibelspruch als auch das Cover selbst laden zum Lesen ein.

Mir hat der Schreibstil sehr gefallen. Sowohl Juna als auch Leo erzählen ihre persönlichen Eindrücke, ihre Gedanken und Erlebnisse während ihres Praktikums.

Beide sind mit ihrer jetzigen Situation ziemlich unglücklich. Während Juna Hemmungen hat, ihre Wünsche, Geheimnisse und Träume ihrer Familie zu erzählen, aus Angst sie zu enttäuschen, kämpft Leo gegen die Erwartungshaltung seiner Eltern an und dementsprechend schlecht gelaunt tritt er die erste Zeit seines Praktikums auf. Doch die Entwicklung, die beide machen und sich gegenseitig ermutigen, für ihre Träume zu kämpfen und einzustehen haben mir unglaublich gut gefallen.
Die familiäre Bindung und der Glaube in Junas Familie spielen eine große Rolle. So kreiert der Vater als Künstler viele biblische und eindrucksvolle Szenen, während ihre Mama als Pfarrerin voll aufgeht, und zwar mit Herz und Seele, was auch ihren Kindern zugutekommt. Ihre Gedanken sind einfach so genial, um Mut zu machen und besonders Juna in ihrem noch jungen Glauben an Gott zu bestärken und einen Weg zu finden, um Zweifel zu überwinden.


Doch auch der vielschichtige Leo hat mich sehr überrascht. Obwohl er anfangs den verzogenen Hotelerben raushängen ließ, entdeckt man nach und nach, was sich hinter dieser Mauer verbirgt und was man da entdeckt, lässt einen regelrecht schmelzen. Ob in Gesprächen oder durch seine selbstgeschriebenen Songs, in denen er von seinem Glauben erzählt, seinem Vertrauen zu Gott.

Dieses Buch hat mich unglaublich berührt, weil es auf so leichte, sanfte Weise von jungen Leuten erzählt, die lernen müssen, für ihre Ziele und Wünsche einzustehen, den Mut zu haben sich zu öffnen, Fehler einzugestehen und über den Schatten zu springen und an Selbstzweifeln und Zweifeln an Gott zu arbeiten. Nach und nach lernen sie, Gott in alles einzubeziehen, was ihnen auf dem Herzen liegt und sich dafür nicht zu schämen. Ich habe viel gelacht, es von der ersten Seite an genossen und konnte all die Reaktionen und Gefühle komplett nachvollziehen. Mit vielen tollen Charakteren, dem Aufspüren nach verschwundenen Zahnbürsten, einem Vulkankrater und der Suche nach Plan B erhält man hier einen wundervoll mitreißenden, berührenden Roman und ich freue mich sehr auf die weiteren Teile dieser Reihe.

„Wenn dein Leben ein Hotel wäre: Ist Gott dann nur ein Gast, der sein zugedachtes Zimmer und vielleicht ein paar öffentliche Bereiche betreten darf? Oder gehört ihm das Hotel und er darf auch in die Räume hinter den Kulissen? Hat er den Generalschlüssel?“ (Buchzitat)