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ikatzhorse2005

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Insgesamt 206 Bewertungen
Bewertung vom 03.02.2019
Der Hunger der Lebenden / Friederike Matthée Bd.2
Sauer, Beate

Der Hunger der Lebenden / Friederike Matthée Bd.2


ausgezeichnet

"Der Hunger der Lebenden" der zweite Kriminalfall für Friederike Matthee, geschrieben von Beate Sauer (Ullstein Verlag)
Nach dem ersten Fall: "Echo der Toten", welcher im eiskalten Januar 1947 spielt, konstruiert die Autorin nun einen Kriminalfall im heißen Sommer des gleichen Jahres. Die junge Mitarbeiterin der Weiblichen Polizei, Friederike Matthee ermittelt in dem von Hunger und Zerstörung gezeichneten Köln und im naheliegenden, ländlichen Umland. Sie unterstützt die Polizei bei der Aufklärung eines Mordes an einer früheren Kollegin. Schnell verdichten sich die Beweise gegen die junge Ida Gerwing, die am Tatort aufgegriffen wurde. Das Mädchen ist polizeilich bekannt und war während der Zeit des Nationalsotialismus in einem Polizeilichen Jugendschutzlager inhaftiert. Zu einfach und praktisch scheint für Friedericke die Lösung, eine von den unzumutbaren Zuständen gezeichnetes Naturell dingfest zu machen. Sie zweifelt an der Glaubwürdigkeit der endgültigen Beweislage. Angetrieben durch ihre Neugierde deckt Friedericke Dinge auf, die so mancher Sympathisant nicht wahr haben will.
Auch Lieutenant Richard Davies von der Royal Military Police ermittelt in einem zurückliegenden Fall dreier ermordeter englischer Soldaten im Auftrag der Engländer. Sein vermutlich letzter Fall führt ihn aus England zurück nach Deutschland, bevor er seinen Dienst quittieren will. Ein erneutes Zusammentreffen der smarten Friederike und dem wortkargen englischen Lieutenant ist unausweichlich, da beide Kriminalfälle miteinander verbunden sind. ...
Beate Sauers Heldin beweist starke Nerven, unerschütterlichen Mut, und verfolgt beharrlich ihr Ziel mit dem nötigen Einfühlungsvermögen. Gereift an den Aufgaben der täglichen Arbeit bei der Weiblichen Polizei, ist sie entgegen Band 1 weder ängstlich noch unsicher. Sie lässt sich nicht durch Anweisungen abschrecken und umgeht diese zwar mit Gewissensbissen, doch äußerst geschickt. Sie ist entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen und vertraut ihrer Intuition und ihrem Bauchgefühl. Friedericke ist eine überaus reife Protagonistin, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten agiert und durch die Zusammenarbeit mit der Royal Military Police Täuschung und Verlust hinter sich lässt. Richard Davies steht Friederike zur Seite und besticht durch kühle Gedankengänge. Er ist ein sympatischer Weggefährte, der immer noch mit seiner Vergangenheit hadert. Diese beiden Hauptprotagonisten sind sehr überzeugend und die Kriminalgeschichte plausibel mit breit gefächerten Emotionen erzählt. Neben den Mordfällen besticht die Erzählung durch Friederickes und Richards unentschlossene und von der Vergangenheit gezeichnete Gefühlswelt. Stimmig folgt man den Beiden bis zum dramatischen und zugleich beruhigenden Finale. Die Handlung umrahmt am Anfang ein Prolog sowie ein Personenverzeichnis, ein ergänzendes Nachwort und eine Karte der Handlungsorte am Ende. Auf den 429 Seiten entsteht ein eindrucksvolles Panorama jener Zeit voll mit alltäglichen Kleinigkeiten zwischen Trümmern und Hunger, Ängsten, Tabus und Gefühlen.
Fazit: Einmal eingetaucht in den Roman rund um Friederike und Richard, haben mich die Zeilen tief in der Vergangenheit der deutschen Geschichte nicht mehr losgelassen. Ein historischer Kriminalroman, der nach Band 1: "Echo der Toten" (der mir ebenfalls sehr gut gefallen hat) gelesen werden sollte. 5 Sterne und gern mehr für diese vielseitige, spannende Lektüre.

Bewertung vom 03.02.2019
Die Klosterbraut
Schörghofer, Manuela

Die Klosterbraut


ausgezeichnet

Die Klosterbraut geschrieben von Manuela Schörghofer (MIRA Taschenbuch)
Dieser historische Roman beginnt im Mai 1226, als der Wildang und Freigeist Franka von Marienfeld, getarnt in Männerkleidung, ihrem zukünftigen Schwager Wulfgar vom Röllberg im Wald begegnet. Nach dieser schicksalhaften Begegnung, die die Herzen höher schlagen lasst, nimmt eine abenteuerliche und berührende Liebesgeschichte ihren Lauf. Ist Franka doch für das Kloster bestimmt und wird schon nach der Eheschließung von Wulf und ihrer Schwester Melinda der heiligen Gemeinschaft des Klosters beitreten. Seit ihrer Kindheit wurde sie darauf vorbereitet. Doch jetzt ist sie vollkommen überwältigt von ihren widersprüchlichen Gefühlen. Sie zweifelt und doch entscheidet die Vernunft. ...
Manuela Schörghofer erzählt diesen historischen Roman flüssig, packend und mit klaren Worten. Geschichtliche Hintergründe rund um das höfische und klösterliche Leben, den Einfluß der Kirche, die Bedeutung der Ritter und deren Kreuzzüge und -fahrten bis ins Heilige Land begleiten die Geschichte und geben ihr einen trefflichen Rahmen. Die bildhaften Beschreibungen zum Schwertkampf und Ritterturnieren, Kräuterkunde und Rangfolgen, Tradionen und Erwartungen, lassen eine stimmungsvolle Zeit lebendig werden. Historische Persönlichkeiten finden ihren Patz in dieser authentischen Erzählung des 13.Jahrhunderts. Durch neue Wendungen und Verzwickungen, gepaart mit kriminellen Machenschaften hinter dicken Klostermauern und einer andauernden Liebesgeschichte, bleibt die Spannung durchweg hoch erhalten.
Ein Personenverzeichnis sowie ein Glossar zu Anfang wirken erklärend zu den 35 Kapiteln. In zwei Teile gliedert die Autorin die schlüssige Erzählung.
Für die damalige Zeit agieren die lebhaften Figuren auf den 412 Seiten nachvollziehbar. Franka ist eine charakterstarke junge Frau, die sich wider ihrer Natur den standesgemäßen Erwartungen und Pflichten beugt. Sie begibt sich auf den ihr zugdachten Weg, denn den Mann der eigenen Schwester zu lieben, ist tabu! Und doch fühlt sie den Konflikt in ihrem Inneren. An jedem Ort lässt sich ein wenig Glück finden. So macht Franka Fortschritte im Skriptorium und findet Freude an den Farben und der Gestalltung von Gemälden. Wulf dagegen ist sich sicher, dass Franka seine Frau werden soll. Besticht Franka doch durch ihre Art und Intelligenz. Ihre überirdisch schöne, überhebliche Schwester kann ihr nicht das Wasser reichen. Wulf lässt sich nicht blenden und glaubt bis zum Schluß an die Liebe und eine Verbindung mit Franka. Er zeichnet sich durch Mut und Willenskraft aus. Doch schafft es diese Liebe gegen den Willen und die Pläne der Akteure der damaligen Zeit? Bis zum Mai 1232 dauert diese Hoffnung auf ein selbstbestimmtes und glückliches Leben an. Bis dahin liefert die Autorin ein bewegende, stimmungsgeladene Unterhaltung und gibt Einblicke in eine längst vergangene Zeit.
Fazit: Der Roman "Die Klosterbraut" entwickelte einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Das Lesen war wunderbar leichtfüssig und hat mir unheimlich Spaß bereitet. Liebe Frau Schörghofer, gern mehr davon!

Bewertung vom 03.02.2019
Willkommen in der Provence
Guggisberg, Brigitte

Willkommen in der Provence


ausgezeichnet

Willkommen in der Provence ein Roman von Brigitte Guggisberg erschienen im DIANA Verlag
Vivianne, 49 Jahre, gebürtige Schweizerin, mit Problemzonen an der richtigen Stelle, hat alles, wovon eine Frau träumt, einen Franzosen, einen Banker als Ehemann, ein wunderschönes Haus mit Garten, fast das ganze Jahr über Sonne, nette Freundinnen, Träume, die sich bestimmt noch erfüllen lassen und ein unbeschwertes, sorgloses Leben mit allen Vorzügen in Aix-en-Provence. Dies ändert sich schlagartig, als Victor nach 25 gemeinsamen Ehejahren nicht nach Hause kommt. Nicht genug, hat er das Konto leergeräumt und sie auf einem riesigen Berg Schulden sitzen gelassen. Da ihr Ehegatte so schnell nicht wieder auftaucht, Verbindlichkeiten beglichen werden müssen und der Bankangestellte Vivianne aufs Dach steigt, muss schnell eine Lösung her! Aufgeben? Wegziehen? Nein! Mit Hilfe ihrer umtriebigen Freundin Aline entsteht aus einer genialen Idee: La vie en rose chez Madame Vivianne. Innerhalb kürzester Zeit setzt sie ungeahne Kräfte frei, erobert das Netz, stellt sich völlig neuen Herausforderungen und wird mit den unterschiedlichsten Charakteren konfrontiert. Zwischen diesen schwindeleregenden Aufgaben verursacht Felix, ein gutaussehendes männliches Exemplar, Vivianne gewaltige Hitzewallungen. Mit viel Humor meistert sie die neue Situation, die sich immer vertrauter anfühlt. Und dann steht plötzlich Victor vor der Tür...
Schon das Cover läd zum Vereisen ein, ein traumhafter Blickfang, passend zum charmanten, witzigen Inhalt. Die 33 Kapitel und 352 Seiten lesen sich flott weg, vobei die taffe Heldin anfänglich eher oberflächlich erscheint. Mit jeder gemeisterten Aufgabe und weiteren unerwarteten Enthüllungen zeigen sich charakterliche Besonderheiten. Im weitern Verlauf kristallisiert sich heraus, inwieweit wahre Freundschaft existiert, denn auch Vivianns Freundinnen und Feindinnen haben etwas zu verbergen. Mit Wortwitz und Situationskomik gelingt Brigitte Guggisberg ein amüsanter Roman, der so einige Klischees hinreichend bedient. Elegant eingebaute Phrasen, die sich nach einer Portion Lebensweisheiten anfühlen und den gesunden Menschenverstand kitzeln, treffen es auf den Punkt. Ein gelungener Schlußabsatz beendet gekonnt diese flotte Geschichte und es bleibt ausreichend Potenzial für eine Fortsetzung.
Fazit: In die warme, nach Lavendel duftende Provence mit all ihrem Liebreiz versetzt, habe ich jede Zeile sehr genossen, mit Vivienne gelitten und gelacht, mich einfach köstlich amüsiert, ein frischer (Frauen)Roman, Unterhaltungslitertur für zwischendurch.

Bewertung vom 23.12.2018
Die Sache mit der gestohlenen Zeit / Zarah und Zottel Bd.2
Birck, Jan

Die Sache mit der gestohlenen Zeit / Zarah und Zottel Bd.2


ausgezeichnet

Zarah & Zottel Die Sache mit der gestohlenen Zeit geschrieben und fantastisch illustriert von Jan Birck
Zarah und ihr besonderes Zottelpony auf vier Pfoten gehen auf Mission nach der gestohlenen Zeit von Hausmeister Holzköppel. Der hat nämlich Huberts Ball konfisziert. Angeblich haben Martin, Ossi, Beule und Co. seine wertvolle Zeit gestohlen. Eine Behauptung, der auf den Grund gegangen werden muss! Wie Kinder mit solchen Floskeln umgehen und ob Zarah und Zottel hinter das Geheimnis mit der gestohlenen Zeit kommen, erzählt Jan Birck in diesem neuen, tollen Abenteuer. Die bunten, detailreichen, eingestreuten, oft ganzseitigen Illustrationen lassen die kleinen Leser in eine Fantasiewelt eintauchen, die am Ende mit so viel Wahrheit und Realität vollgepackt ist. Gerade diese moderne, kindgerechte Erzählweise machen die Lektüre auch für weniger routinierte Leser leicht. Die ausdrucksstarken Charaktere, eine stimmungsvolle Farbigkeit und witzige Kleinigkeiten machen Spaß beim Vorlesen und Entdecken.
Eine kleine Superheldin und deren pelziger Freund, farbenfroh zu Papier gebracht, machen Mut zum Handeln und Spaß beim Kennenlernen. Bei so viel freundschaftlichem Zusammenhalt und fantasiereicher Action wollen meine Kinder und ich unbedingt noch weitere Alltagsabenteuer von Zarah und Zottel – Zack Zack lesen.
Fazit: Jan Birck erzählt mit voller Kreativität und Fantasie eine wunderbare Geschichte. Eine Geschichte zum Erkunden, Verstehen, Innehalten und Nachdenken. Erfrischend offen, gerade für große Vorleser. Ein kleines Schatzbuch mit Bezug zur Realität..., das sind die Besten!

Bewertung vom 16.12.2018
Ferdinand der letzte Weihnachtsdrache
Harings, Audrey

Ferdinand der letzte Weihnachtsdrache


ausgezeichnet

Ferdinand der letzte Weihnachtsdrache, eine magische Geschichte aus der Feder von Audrey Harings
Audrey Harings weiß, wie Freundschaft geht. Alles wird einfacher, wenn man Feude und Leid mit jemandem teilen kann. So geht es auch Ferdinand, einem Drache, der ganz allein in seiner Höhle lebt und vor lauter Traurigkeit schon einen ganzen See geweint hat. Zum Glück stolpert Hugo, eine kleine Fledermaus in Turnschuhen, die eigentlich keine mehr sein möchte, in die vom Schnee bedeckte Behausung des großen Drachen. Etwas Kostbares wächst aus dieser Begegnung, Lust auf Abenteuer, neue Bekanntschaften und Mut, dass alles gut wird.
Große, fantasievolle Illustrationen begleiten den kindgerechten, einfühlsamen Text. Eine Bandbreite an Emotionen erzählt von Magie, Gefühlen und dem Glaube, welcher Wunder bewirken kann. Die Autorin erschafft liebenswerte Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ferdinand der letzte seiner Art, ein Weihnachtsdrache, er hofft auf die Rückkehr der Magie; Hugo, der kleine Kerl, ideenreich und neugierig auf die Welt; Hilde, das Huhn geduldig, liebevoll und mütterlich; Greta und Max, die Menschen, die Vertrauen haben, sich errinnern und die vergessene Faszination entfachen.
Eine ganz besondere, mitreißende Geschichte von Suchen und Finden, Freundschaft und einem ganz eigenen Zauber der Weihnachtszeit.
Zum Glück gibt es solche Erzählungen, die die Fantasie beflügeln und eine ganz eigene fabelhafte Welt erschaffen. Also, lest und erzählt diese Geschichte, denn Glaube und Weitererzählen kann überlebenswichtig und alles verändernd sein!

Bewertung vom 16.12.2018
CanGu und die wilden Bienen
Harings, Audrey

CanGu und die wilden Bienen


ausgezeichnet

CANGU und die wilden Bienen eine neues Abenteuer , erzählt von Audrey Harings
Das CanGu Team ermittelt wieder in einer eiligen Mission. Spektakuläre Rettungsaktionen Freunde aus der Vergangenheit und Lebensgefahr! Hier ist dringend Hilfe von Nöten. Die tierischen Freunde wachsen an ihren Aufgaben, ihre Zahl wächst und ihr Zusammenhalt wird immer intensiver.
Im neuesten Band um Gucci, Saphir, Canelo und Co. erzählt Audrey Harings in einem unglaublich kindgerechtem Schreibstil ein faszinierendes Abenteuer von übergreifender Freundschaft, Tierliebe und Einzigartigkeit. Die Vielfalt ihrer einfach gewählten Worte und süßen Dialoge entfaltet bewegte Bilder, passend zu den zahlreichen, großen Illustrationen. So können kleine und große Leser noch besser in die zauberhafte Welt der Tiere eintauchen. Auch die Gefühlswelt kommt nicht zu kurz. Emotionen und Handlungen sind nachvollziehbar und berühren das Herz. Laute Lacher und kleine Seufzer entfleuchen beim Lesen der liebevollen Texte. Die Überschriften zu den einzelnen Kapiteln geben den einzelnen Abschnitten einen Rahmen.
Von Beginn an haben wir Gucci und seine wachsende Zahl an Freunden immer näher kennengelernt. Wir fieberten mit allen Sinnen und vollem Körpereinsatz den zahlreichen Erlebnissen, Höhen und Tiefen der charakterstarken Tiere mit. Jedes mal ist es eine Freude in die bunte Gedankenwelt der Autorin eintauchen zu dürfen. Und nun helfen sogar die wilden Bienen ein ungeahntes Leid zu beenden und neue Hoffnung für die kleinen Seelen zu schöpfen. Wir hoffen auf neue gut erzählte Abenteuer. Vielleicht gibt es ein Wiedersehen mit Guccis Geschwistern oder Simbas Mama?
Eine herzerwärmende Geschichte zum Lesen, Vorlesen, Mitlesen und glücklich sein!

Bewertung vom 16.12.2018
Frei wie die Vögel
Schlüter, Ann-Helena

Frei wie die Vögel


ausgezeichnet

Frei wie die Vögel ein Roman aus Kriegszeiten gegen das Vergessen von Ann-Helena Schlüter, verlegt vom SCM Verlag
Vier Geistliche aus Lübeck werden am 10. November 1943 um 18.00 Uhr auf Hitlers Befehl hingerichtet. Ihr offenes Aufbegehren gegen die Verbrechen des Nazi-Regimes kostet sie letztendlich ihren Kopf.
Die 288 Seiten lesen sich flüssig. Die 22 Kapitel sind mit passenden Überschriften und Zitaten sowie Gedanken in kurzen Zweizeilern versehen. Dem Vorwort und Prolog schließen sich kurze Biographien mit Fotos der vier Märtyrer an. Ein Epilog und Dank umrahmen die Geschichte. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und sehr ergreifend. Tief erschüttern mich die jeweiligen Begebenheiten und zeitlichen Einblicke in das Leben dieser intelligenten Männer. Intelligenz, Bildung und Menschlichkeit hinterfragt! Der Glaube ist nicht konform, kann es in dieser Zeit auch gar nicht sein mit den perfiden Ansichten des Kriegs-Regimes. Dies wird allen vier Männerrn zum Verhängnis und/oder erlöst sie letztendlich. Jedes Abweichen von der Norm und vom Verlangten konnte als Vorwand für Straftaten genutzt werden. Diese Geschichte gibt tiefe Einblicke in das Verhalten und Denken aller Gefolgsleute Hitlers. Mich erschüttert dieses Vorgehen der Nationalsozialisten. Der Glaube mit solch einer festen Überzeugung, diese menschenverachtenden und unwürdigen Dinge wären richtig, ist mir unbegreiflich. 
Die Positionierung der richtigen Person am richtigen Platz zeigt das Aufgehen Hitlers Strategie (z.B der Standpunkt der evangl. Kirche). Erschreckend und sehr anschaulich schildert die Autorin die Gegensätze dieser Zeit, das Leid der Bevölkerung und der nichtgewollten Gruppen. Neben den Juden wurden noch viele andere Bevölkerungsgruppen und Stände verfolgt und denunziert. Dies trifft die Autorin mit ihren einfühlsamen und bildhaften Worten bis ins Detail. Die Zeilen von Frau Schlüter gehen tief ins Herz und sind wahrlich keine leichte Kost! Man weiß, worauf die Geschichte am Ende hinaus läuft und doch entsteht während des Lesens Hoffnung! Die Gedanken in Gefangenschaft sind sehr düster und liegen schwer auf der Geschichte. Im Gegenzug dazu bringt die Arbeit und der Einsatz der Geistlichen Lichtblicke ins Dunkel. Die herannahende Bedrohung ist greifbar, weil alle vier Hauptprotagonisten ihren Weg gewählt haben und insgeheim wissen, dass es für sie persönlich nicht gut enden wird. Sie hoffen auf Gerechtigkeit und das sich die Augen der Bevölkerung öffnen. Doch ihren Bemühungen steht ein riesiges Geflecht aus Macht, Intrigen, Hass und Verblendung gegenüber, gerade weil diese gläubigen Menschen so herzlich dargestellt werden.
Das traurige, unausweichliche Ende hat mich bewegt, wie die ganze Geschichte. FrauSchlüter hat hier ein ausgezeichnetes Zeitzeugnis zu Papier gebracht, welches unbedingt gelesen werden sollte. Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen zu einem großen Gemälde. Schwieriger Stoff, doch der sehr gut erzählende Ton gibt dem Buch Lebendigkeit und lassen die Charaktere sehr nahe an den Leser heran. Unbedingt empfehlenswert!

Bewertung vom 16.12.2018
Juli verteilt das Glück und findet die Liebe
Kokoska, Tanja

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe


ausgezeichnet

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe von Tanja Kokoska aus dem Heyne Verlag
Juli Mahlo lebt allein in einer Wohnung, die sie einst mit ihrer Mutter und Großmutter teilte. Nach deren Tod flüchtet sie sich in vertraute Dinge wie die Suppenschüssel mit dem Plätzchenduft oder die Errinnerungen an einen Fleischwolf und dessen Kerbe auf dem Küchentisch. Vertraute Stille umgibt sie, in der sie wunderbar nachdenken kann. Besondere Begegnungen mit einzigartigen, zufällig scheinenden Personen regen ihre Fantasie an und erfassen ihre fürsogliche Seite. Pläne reifen in ihrer Stille und sie versucht die Menschen zum Reden zu bringen, sie von drückenden Erinnerungen zu befreien und glücklich zu machen. Mit Hilfe der farbenfrohen duftenden Blumen aus ihrem Blumenladen schafft sich Juli Zutritt zu den Herzensangelegenheiten fremder Menschen. Ihrem eigenen Glück begegnet sie in Form von Oskar, der so schön ist wie Gregory Peck. Doch ein Geheimnis und eine Verbindung zu ihrer eigenen Familie überschatten die zauberhaften Momente der geborgenen Zweisamkeit.
Dieses Buch ist anders, als alles, was ich bisher gelesen habe. Eine ganz und gar fabelhafte Geschichte mit einer zutiefst liebenswerten Protagonistin. Tanja Kokoska weiss diese Zeilen mit solch einem Feingefühl zu erzählen. Anmutig, leise mit einem Seufzen auf den Lippen begleitet der Leser Juli auf ihrem Weg zu sich selbst. Ganz klar, manchmal shroff aber immer eindeutig gibt die Geschichte ihre Anekdoten frei. Die Autorin nimmt uns mit auf eine Reise zu der Magie des Augenblicks, des Glück der kleinen Dinge und den zauberhaften Einzelheiten des Alltags. Daraus entfalten sich manch verwunderliche Situationen und ein überraschendes Ende, was die Anfänge nicht vermuten ließen. Unvorhergesehene Wendungen machen den reizvollen Schreibstil so interessant. Hoffnung entsteht, zerplatzt und keimt neu auf, getragen von einer positiven Grundstimmung.
Die Protagonisten sind klar gezeichnet und bleiben sich treu. Juli selbst ist einmalig. Sie wächst über sich hinaus mit den Aufgaben, die ihr das Leben stellt. Auch Oskar gibt Kleinigkeiten von sich preis und erscheint nahezu nüchtern neben seiner skurilen, bunten von Vergesslichkeit gezeichneten Mutter. Juli und Oskar sind zusammen ein Ganzes, zwei zersprungene Teile, die zusammengehören. Doch manchmal scheint die Vergangenheit den düsteren, langen Arm nach der Gegenwart auszustrecken, wo sie die Zukunft in die Knie zu zwingen droht, weil diese die Unwegsamkeit des Schiksals nur schwer ertragen kann.
Fazit: Ich konnte mich nur schwer von den Dingen, die Juli dazwischen zu sagen hatte, losreißen. Es gab einfach soviel mit ihr zu entdecken, wenn man bereit ist, sich auf diese besondere Lektüre einzulassen. Ein Buch, welches ich zu einem meiner Lieblingsbücher gewählt habe!

Bewertung vom 27.11.2018
Das Rumpelding, seine kleinen, mutigen Freunde und die große, weite Welt / Das Rumpelding Bd.1
Leuze, Julie

Das Rumpelding, seine kleinen, mutigen Freunde und die große, weite Welt / Das Rumpelding Bd.1


ausgezeichnet

Das Rumpelding von Julie Leuze, bunt bebildert von Astrid Henn, erschienen 2018 im Carlsen Verlag
Dieses skurile Wesen wohnt bei einem Zauberer. Das süsse Rumpelding stellt sich Fragen über sich selbst und möchte erkunden, ob es noch andere Wesen seiner Art da draußen gibt. Zusammen mit oinem kloinen Schwoinchen mit einem klitzekloinen Sprachfehler namens Oink geht er hinaus aus dem Dorf, über eine Brücke und die Wiese und immer weiter auf der Suche nach sich selbst. Dort warten viele neue Bekanntschaften und vielleicht auch die Antwort auf seine existentielle Frage...?!
Das Abenteuer um das Rumpelding, seine kleinen, mutigen Freunde und die große, weite Welt habe ich zusammengekuschelt mit meinen Kindern (11 und 8) gelesen. Dieses zauberhafte Buch ist eines von der Sorte: "Los, weiter, noch ein Kapitel, nicht aufhören, weiterlesen, biiiiiittttttteee ...!" für Leute von 0-99! Seite um Seite zog lachend an uns vorrüber. Besonders, wenn Oink etwas zu sagen hatte. Der unglaublich einfühlsame, kindgerechete Schreibstil vermittelt den Inhalt auf zauberafte Art und Weise. Alle kleinen, großen, sonderbaren und leicht unheimlichen Protagonisten sind uns ans Herz gewachsen. Die Wahrheiten, Fragen und versteckten Botschaften sind liebevoll erzählt und beantwortet worden. Diese magische Fantasiewelt rund um das kleine Rumpelding wurde von der Autorin und der Illustratorin durch gekonnte Kleinigkeiten toll in Szene gesetzt. Es gibt viel zu entdecken auf der Reise in die große, weite Welt. Wir hoffen, dass dies rumpelige, Staubmäuse vertilgende, weiche Plüschrumpeldings einen Weg in ganz viele große und kleine Herzen findet und auf baldigen Nachschub sowie neue Erlebnisse aus der magischen Welt um Zauberer Zimmerling und Co.!

Bewertung vom 18.11.2018
Die Melodie der Schatten
Maria W. Peter;Peter, Maria W.

Die Melodie der Schatten


ausgezeichnet

Die Melodie der Schatten von Maria W. Peter, erschienen 2018 Bastei Lübbe Verlag
Schottland 1837: Nach dem Überfall auf die Kutsche von Fiona Hamington, deren Tante und Begleiter in den schottischen Highlands, flüchtet die junge Lady durch eine dunkle, mystische, ihr unbekannte Gegend. Schutz und Obdach findet sie in einem geheimnisvollen, abgelegenen Herrenhaus. Thirstane Manor, so düster und voller Schatten, wie dessen Laird und die spärliche Gefolgschaft. Nach der Erschöpfung folgt die Neugier und Fiona begibt sich auf eine rätselhafte Suche hinter den düsteren Mauern. Während ihres Aufenthalts versucht sie hinter das Geheimnis des zurückweisenden Lairds und Baronets Aidan Thirstane zu kommen und ist dabei ihrer eigenen Vergangenheit auf der Spur. Unheimliche Träume und seltsame Geräusche gepaart mit wiederkehreneden Melodien drängen sich in Fionas Kopf. Spielt ihr der Verstand einen Streich? Oder offenbart sich ein böser Fluch, der schwer auf den dicken Wänden des Hauses und deren Bewohnern zu liegen scheint? Bald offenbart sich Fiona neben der Schwere des Anwesens die geballte Schönheit der Highlands. Mit Herz und Verstand setzt sie alles daran den Glaube an ihre Stärken nicht zu verlieren und stellt damit die Weichen für ihre Zukunft.
Maria W. Peter schreibt in ihrem neuen Roman über den Verlust, die Schuld und die Tragweite des Handelns in einer dunklen Epoche Schottlands. Eingewoben in eine brillante Geschichte, gelingt es der Autorin historische Einzelheiten, eingebettet in den höfischen Alltag spannend und lebensnah zu erzählen. Standesunterschiede sind anhand der Sprache und des Auftretens gut verständlich dargelegt. Die Entwicklung Lady Fionas innerhalb der Erzählung ist atemberaubend. Die Fortschritte bezüglich ihres charakterstarken, mutigen Auftretens und der Entfaltung ihrere Persönlichkeit, losgelöst von vorherrschenden Zwängen, lässt sich sehr gut nachvollziehen. Durch einen klaren, bildhaften Erzählstil ruft die Autorin erschütternde Einzelschicksale und unsagbare Verbrechen an der gälisch sprechenden Bevölkerung ins Gedächtnis. Das Resultat und die Auswirkungen profitgieriger Herrscher und besser gestellten Obrigkeiten haben nicht nur die Hauptprotagonisten, sondern die Bewohner eines ganzen Landstriches nachhaltig beeinflusst. Schwere Themen schneidet Maria W. Peter in einem faszinierend leichten, gut zu lesenden und extrem fesselnden Schreibstil auf 672 Seiten an. Zeitnah und lebendig lässt sie schottisch-gälische Ausdrücke und Redewendungen in den Text einfliesen. Diese werden im Anhang erklärt. Zum allgemeinen Verständnis gestallten sich eine Karte aus Schottland des Jahres 1837, das Nachwort mit interessanten historischen Hintergründen und Erläuterungen der Protagonisten, ein Glossar, Stöbertipps, eine Auflistung der handelnden Personen, sowie reale historische Persönlichkeiten. Das Resultat ist eine Vielfalt in einem rundum gelungenem, sehr gut recherchierten Roman. Ich habe neben der unterhaltsamen Lektüre einige, lehrreiche Hintergrundinformationen erhalten. Der Sogwirkung des einfühlsamen Schottland-Romans mit dem beschreibendem Cover bin ich regelrecht verfallen. Ich hoffe, Fiona und Aidan spielen sich mit dem Charme ihrer tiefen Verbindung in viele sensible Herzen, die sich u.a. auch für die reale Geschichte des rauen Hochlandes interessieren. Dieser Roman führt in eine Welt von Gestern und zeigt eine versunkene Vergangenheit. Historie mit Suchtfaktor und ein idealer Lesestoff für Vielleser.