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Wisent

Bewertungen

Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 23.04.2017
Der weiteste Weg
Blum, Bruno

Der weiteste Weg


ausgezeichnet

Der Delius Klasing Verlag ist unter Anderem auf Reise- und Abenteuerbücher spezialisiert. In diesem Buch zeigt sich einmal mehr, dass es dort wirkliche Könner gibt und man ein gutes Händchen für interessante Reiseberichte hat.

Das vorliegende Buch schildert die zweieinhalbjährige Reise des Schweizers Bruno Blum und seiner Partnerin Yvonne über das Baltikum nach Asien, Australien und wieder zurück nach Europa. In (sehr vielen!) wunderschönen Bildern lässt sich diese Lebenserfahrung des Paars nachvollziehen, die Texte sind leicht verständlich und nacherzählend verfasst.

Einer der großen Pluspunkte dieses Buches ist die Wertfreiheit und Offenheit. Was sich zunächst nach einer Grundtugend eines jedes Reisenden anhört, ist aber leider bei einigen Reisebüchern nicht so. Da wird versucht die eigene Art des Reisens (sei es Backpacking, Work and Travel etc.) als nonplusultra zu verkaufen, jede andere Art des Reisens sei ja nur Tourismus. Dies geschieht in diesem Buch nicht, der Autor spart auch die Schattenseiten der Tour mit ihrem Mitsubishi Bedford wie gelegentliche Pannen oder Ärgernisse beim Zoll nicht aus . Ebenso hat man nicht den Eindruck, es wären hier blauäugige, naive Menschen unterwegs, so begeistert die beiden über viele verschiedene Erlebnisse sind, so ehrlich und kritisierend (aber nicht vom „hohen Ross“ des Europäers aus) wird auch von negativen Erfahrungen wie Abzockversuchen, fluchtwilligen Schwiegertöchtern oder Vermüllung der Natur berichtet. All dies macht dieses Buch wirklich sinnvoll und zu einem wahren Schatz der aktuellen Reiseliteratur, man hat als Leser niemals das Gefühl es würde voreingenommen oder idealisiert von den Erlebnissen berichtet.

Für die wunderbaren Bilder (sowohl die Fotografien als auch im Kopfkino) und dieses exzellent geschriebene Buch vergebe ich die Höchstwertung verbunden mit der ernst gemeinten Warnung: Achtung, dieses Buch kann zu einem akuten Anfall von Reisedrang und Fernweh führen!

Bewertung vom 10.04.2017
Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger
Menke-Peitzmeyer, Jörg

Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger


sehr gut

Bert Stutenkemper ist ein Teenager und hat so seine Probleme. Nicht nur dass sein Name, wohlmeinend formuliert, echt retro ist, er wiegt auch über 100 Kilo. Da ist es leider unausweichlich, dass er zum Ziel des Spottes und des Mobbings seiner Mitschüler wird. Insbesondere Kevin, Orhan und Tom, von Bert treffend mit KOT abgekürzt, machen ihm das Leben schwer. Weil das alles noch nicht reicht, muss er sich mit den wechselnden Männerbekanntschaften seiner Mutter herumschlagen, ihr Beuteschema: verfressene Bauarbeiter aus Osteuropa.
Auf einem Ausflug in einen Freizeitpark bekommt Bert zufällig ein Gespräch unter Maskottchen, den Ganzkörperkostüm- tragenden Spaßmachern , mit und beschließt: das wäre ein Schülerjob für ihn. Keiner sieht ihn, er kann seine Kilos verstecken, er bekommt Geld; kurzum: perfekt! So wird Bert zu Billy the Beast, dem Maskottchen der Ice Tigers, dem steigenden Stern am Himmel der Eishockey- Teams, und erlebt einige Abenteuer.
Die Autorenvorstellung im Einband hat mich ja erstmal argwöhnisch gemacht: ein Stipendien- geförderter Schauspieler, der auch noch gern Dramatik und Prosa schreibt. Da fehlt ja nur noch der Hinweis auf soziales Engagement und es würde kilometerweit nach politisch korrektem Anti- Mobbing- Gesinnungsroman stinken. Erfreulicherweise ist dies nicht der Fall!
Der Roman besticht durch einen für sein Alter sehr reifen und abgeklärten Hauptcharakter, der sich nur gelegentlich mal zu unüberlegten Handlungen hinreißen lässt. Die Nebencharaktere sind glaubwürdig aufgebaut und der Plot insgesamt weder zu sehr von Sozialtristesse geprägt noch zu sehr auf ein Happy End aus.
Dieses Buch ist eine heiße Empfehlung für alle Freunde von guten Jugendromanen, die auf übermäßig Romantik und Schmonz verzichten können und gern glaubwürdige Geschichten lesen.

Bewertung vom 28.03.2017
Der Fall Marietta King 2 - Spiel im Schatten / Ein MORDs-Team Bd.4-6
Suchanek, Andreas

Der Fall Marietta King 2 - Spiel im Schatten / Ein MORDs-Team Bd.4-6


ausgezeichnet

Mit "EIN M.O.R.D.s- Team- Der Fall Marietta King 2-Spiel im Schatten setzt Andreas Suchanek nochmal eins drauf. Waren die "härtesten" Momente des Vorgängerbandes Schlägereien und Unfälle, werden hier schon ganz andere Geschütze aufgefahren.

Das Buch steigt fast direkt mit einer bewaffneten Geiselnahme in die Geschehnisse in Barrington Cove ein. Nach dem letzten Band blieben einige offene Fragen. Wer ist Marietta Kings Kind? Wer hat Marietta ermordet? Wer ist der Graf? Manche dieser Fragen werden in diesem Band beantwortet, andere bleiben offen und es kommen neue Mysterien hinzu. Auch die Entwicklung der 4 Hauptcharaktere bleibt interessant, und die "84er" gewinnen einiges an Charaktertiefe.

Andreas Suchanek schafft es meisterlich seine Leser bei der Stange zu halten, bis zum Herzschlagfinale dieses Buches. Weiterlesen in der Reihe ist hier keine freiwillige Sache, der Herr der Cliffhanger "zwingt" die Leserschaft schon fast zum weiterlesen.

Fans von TKKG und den 3 ??? und auch anderen Krimis mit jugendlichen Ermittler sei dringend geraten sich mal mit dem derzeit kostenlos als e- Book erhältlichen 1. Teil der Reihe vertraut zu machen, denn es ist sehr zu empfehlen die Bände der Reihe nach zu lesen. Kenner der Serie werden hier ohnehin zugreifen.

Weiterhin positiv zu erwähnen ist die tolle Aufmachung des Hardcovers, wie alle Hardcoververöffentlichungen von Andreas Suchanek bei Greenlight Press die ich kenne, ist dieses Buch stabil und schön gebunden, mit einem matten Coverfinish, angenehm dickem Papier und Extras wie einer Covergalerie und einem Glossar.

Bewertung vom 15.03.2017
Das Herz der verlorenen Dinge
Williams, Tad

Das Herz der verlorenen Dinge


sehr gut

Mit „Das Herz der verlorenen Dinge“ kehrt Ted Williams wieder nach Osten Ard zurück.

Zuerst mal zu einem m.M. nicht so geglückten Punkt: dem Cover. Das Covermotiv vermag mich nicht zu begeistern, die Hintergrund- Farbwahl ist sehr düster und drückend. Dies passt zwar durchaus zur Geschichte, aber in Verbindung mit dem knallorangen Element wirkt das ganze irgendwie wie eine wildgemusterte Achtziger- Jahre- Couch. Zeitgemäße, ansprechende Cover sehen anders aus. Wenigstens beeindruckt der Rest des Buches aber mit einer schönen Ausstattung, den hässlichen Schutzumschlag kann man ja abnehmen. Es sind nach dem Roman sowohl Karten, als auch ein Glossar und eine ca. 30- seitige Leseprobe des nächsten Teils enthalten, der Buchrücken hat einen schicken Silber-Prägedruck erhalten.

Die Geschichte selbst startet mittendrin im Zug der Nordmänner, die die letzten Flüchtenden des Nornenvolkes stellen wollen. Wer erst mit diesem Band in die Geschichte einsteigt, so wie ich, wird als Fantasyleser/in aber keine größeren Probleme haben sich in der Welt und mit der Vorgeschichte zurecht zu finden, zumal diese immer wieder angeschnitten wird und man so genügend erfährt.

Trotz aller Fantasyelemente muss man Herrn Williams zugute halten, dass er den Krieg nicht glorifizierend beschreibt. Im Gegenteil er thematisiert oft die Sehnsucht der Kämpfenden nach ihrem Zuhause, nach Frieden, nach einem Ende des ganzen Konflikts, was das Ganze trotz der Genrezuordnung sehr realistisch erscheinen lässt. Fantastische Elemente wie Magie, das unsterbliche Nornenvolk oder geheimnisvolle, alte Artefakte kommen aber natürlich nicht zu kurz. Einige Szenen im Buch sind wirklich spektakulär, da ist bildgewaltiges Kopfkino garantiert.

Ein klein wenig hat mir bei den Charakteren die Charaktertiefe gefehlt, sie wurden bis auf wenige Ausnahmen alle nur sehr oberflächlich charakterisiert, die individuellen Motive des Handelns sind deswegen nicht immer ganz klar. Manche Nebencharaktere wie die Zida’ya- Beraterin des menschlichen Heers, werden quasi gar nicht weiter erläutert, so das deren Rolle und Handeln komplett mysteriös bleibt. Das finde ich persönlich sehr schade.

Alles in Allem ein gutes Buch von einem der bekanntesten Fantasy-Autoren, allerdings scheint es mir ein wenig „mit der heißen Nadel“ gestrickt worden zu sein, manche Dinge wie die Beweggründe und das Seelenleben der Charaktere hätte man besser ausarbeiten können. Für Tad Williams-Fans und Leser der Reihe ist dieses Buch auf jeden Fall zu empfehlen.

Bewertung vom 01.03.2017
Paper Princess - Die Versuchung / Paper Bd.1
Watt, Erin

Paper Princess - Die Versuchung / Paper Bd.1


sehr gut

Paper Princess ist der erste Band einer Young Adult- Romanreihe, ähnlich wie bei anderen Titeln des Genres folgen die nächsten beiden Bände zeit nah Anfang April bzw. Anfang Mai 2017.

Optisch ist das Buch gut gelungen, durch sein schlichtes, aber schön gestaltetes Cover taugt es als Blickfang. Das Buch ist trotz Taschenbuchbindung sehr stabil gearbeitet. Das glitzernde Krönchen- Motiv hebt sich haptisch angenehm vom restlichen Einband ab.

Im Roman geht es um die 17- Jährige Ella, die schon früh erwachsen werden musste. Ihre Mutter hat sie als Alleinerziehende aufgezogen und ihr Geld mit Striptease- Auftritten verdient. Als ihre Mutter jedoch an Krebs erkrankt, ist es an Ella für sie bis zu ihrem Tod zu sorgen und sich anschließend allein durchzuschlagen. Ella tritt, um genug Geld für die Behandlung und die Medikamente ihrer Mutter zu haben, in ihre Fußstapfen und fängt auch an zu strippen. Bis eines Tages in der Tabledance- Bar ein Mann auftaucht, der behauptet Ella wäre die Tochter seines verstorbenen Geschäftspartners und Freundes. Von einem Tag auf den Anderen wird Ella in ein neues Leben katapultiert und erkennt, dass auch die vermeintlich vom Leben begünstigten in Abgründe schauen müssen. Parallelen zum Aschenputtel- Märchen sind nicht zu leugnen.

Der Roman ist sehr leicht lesbar geschrieben und richtet sich definitiv an eine jugendliche Leserschaft. Diese kann sich sicher gut in Ella und ihr Leben im Gefühlschaos mit fünf neuen (Stief-) Brüdern und einem Ziehvater hineinversetzen, die natürlich alle extrem gut aussehen, natürlich geht man auf eine Privatschule, feiert wilde Partys und gewisse Drogen- und Suchtprobleme bleiben auch nicht außen vor. Ellas Weg in die Gesellschaft der reichen Kids ist nicht einfach, sie muss sich gegen viele Vorurteile wehren, dies wird im Buch einfühlsam beschrieben.

Positiv hervorzuheben ist Ella als Hauptcharakter. Oftmals sind die Hauptcharaktere dieser Geschichten junge, schüchterne, naive Mäuschen; hier nicht! Ella ist tough, ziemlich reif für ihr Alter, schlagfertig und charakterstark, sie kann einem nur sympathisch sein.

Paper Princess ist ein leicht lesbarer, spannender Roman in dem das Cinderella- Märchen auf O.C. California trifft, es geht um Vorurteile, das Erwachsenwerden, die Liebe, Betrug und Verrat; also kurzum alles was ein guter Roman dieses Genres braucht. Manche Wendungen sind vielleicht etwas zu vorhersehbar, aber es bleibt trotzdem eine gute Story mit einem etwas unerwartetem Ende, dass natürlich zum Kauf des zweiten Bandes verleiten soll.

Mein Fazit:

Wer Young Adult-Romane mag dabei NICHT auf maximalen Schnulzfaktor besteht, sollte unbedingt zugreifen. Ebenso auch Jene, die genug haben, von den ewig gleichen grauen Mäuschen als tragender Charakter einer Geschichte, denn Ella ist wirklich das Salz in der Suppe des Plots.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2017
Projekt Rahanna
Wohlers, Uli

Projekt Rahanna


weniger gut

Ich habe mir einen ganzen Tag Zeit gegeben um das Buch zu durchdenken. Denn leicht zu verstehen ist Uli Wohlers neuer Roman wirklich nicht. Ich gebe auch zu, seine Vorgängerwerke nicht zu kennen.

Im vorliegenden Buch „Projekt Rahanna“ übernehmen „Wikinger“, die man am ehesten als Karikatur von Reanactern bezeichnen könnte, die Herrschaft über die dänische Insel Bornholm. Sie nehmen Militärangehörige gefangen, besetzen das Rathaus und entfernen somit die kompletten, vorherigen Machtstrukturen. Den Kontakt zur Außenwelt schränken sie durch die Zerstörung des Flugplatzes und das Kapern einer Fähre ein. Sie haben genug von industrieller Landwirtschaft und Raubbau an der Natur, sie wollen das goldene Zeitalter einläuten, welches in der nordischen Mythologie auf Ragnarök folgt.

Das klingt alles sehr abgefahren und das ist es auch. Mir ist während der Lektüre des gesamten Buches allerdings nie klar geworden, ob der Autor das eigentlich ernst meint. Wenn ja, wäre einiges eklatant lächerlich (die Öko- Wikinger essen also die so verachteten Industrieschweine, und zwar zu Tausenden???), oder sehr eigenartig wenn z.B. der Polizist Stig Tex Papuga eigentlich seine Freundin sucht, was also läge näher als deren schwangere, heroinsüchtige und gerade an Schweinegrippe erkrankte Bekannte zu vögeln?

Der Roman verliert sich im Absurden und schweift ab. Mir geht nicht auf, warum sich die Wikinger- Karikaturen einerseits mit Robbenfett einschmieren, Äxte und Felle tragen, um dann wiederrum in Jeeps und Hummern zu fahren und modernstes Wehrgerät benutzen. Und warum die Wikingerinnen komplett nackt und rasiert sind, ich habe keine Ahnung, und würde da auch wirklich keine Psychoanalyse des Autoren betreiben wollen. Das wird zwar alles am Ende aufgeklärt, aber die Erklärung ist ein wenig fadenscheinig und bleibt im Ansatz inkonsequent, um das Ruder nochmal herum zu reißen war es viel zu wenig.

Leider bleibt auch die Darstellung der Handelnden sehr blass, die Motive der Einzelpersonen haben sich mir kaum erschlossen.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass ich mich hier von der Leseprobe habe blenden lassen. Ich hatte einen gesellschaftskritischen Roman mit surrealen Elementen erwartet. Bekommen habe ich eine Groteske im (Pseudo)Wikingerkostüm, welche sich liest, als ob im Mittagessen die falsche Sorte Pilze gewesen wäre. Der Ansatz des Buches ist spannend, jedoch hat der Autor sich am Thema leider gründlich verhoben.

Bewertung vom 06.02.2017
Rain Dogs / Sean Duffy Bd.5
McKinty, Adrian

Rain Dogs / Sean Duffy Bd.5


ausgezeichnet

Mit Rain Dogs ist bereits der fünfte Roman um den katholischen Bullen, Sean Duffy, erschienen. Ich bin seit dem Vorgängerband „Gun Street Girl“- Fan der Romane aus der Feder von Adrian McKinty.

Das aktuelle Buch weist ein sehr cooles Cover auf, dessen Zusammenhang mit dem Plot zwar zuerst nicht begriffen habe, aber es wird im Verlauf der Geschichte klar. Das Taschenbuch ist auch schon stabil verarbeitet, so dass kaum Leserillen entstehen könnten.

Die aktuelle Story handelt vom Mord an der Journalistin Lily Bigelow. Sie war in Carrickfergus mit einer finnischen Wirtschaftsdelegation unterwegs und scheinbar beging sie nachts Selbstmord in der Burg von Carrickfergus indem sie sich vom Turm stürzte. Doch Sean Duffy hat so seine Zweifel. Auch privat läuft es sehr unrund, seine jüngere Freundin Beth will sich von ihm trennen und ausziehen.

Der Plot ist geschickt konstruiert, vermeintlich ist die Lösung des Falls einfach, zumal die Burg nachts verschlossen war, doch schnell zeigt sich dass der Fall komplexer ist als angenommen. Adrian McKinty versteht es eine atmosphärische, düstere Stimmung zu erschaffen, die Zeit der Troubles wieder packend und greifbar zu beschreiben, dass es mich als Leserin fasziniert. Auch die tiefe Darstellung von Duffy als Musikliebhaber ist wieder wunderbar gelungen, es ist zu empfehlen sich die im Buch beschriebenen Songs zum Lesen aufzulegen, ein wunderbares Erlebnis. Im Buch sticht auch immer wieder Duffys Humor durch, der einen manchmal durchaus zum Lachen bringt.

Wer auf gute und anspruchsvolle Krimiunterhaltung Wert legt, die abseits der ausgetretenen Schauplätze wie Skandinavien spielen (na gut, ein paar kurze Kapitel spielen in Finnland), der ist hier gut beraten. Für McKinty- Leser ohnehin ein Pflichtkauf, für alle Krimifans sei diese Reihe aber zum Antesten empfohlen.

Bewertung vom 24.01.2017
Fastenopfer / Kommissar Max Kramer & Nonne Maria Evita Bd.2
Leiss-Huber, Anton

Fastenopfer / Kommissar Max Kramer & Nonne Maria Evita Bd.2


ausgezeichnet

Viel Platz nimmt das Taschenbuch mit seinen nicht mal 250 Seiten im Bücherregal nicht weg. Allerdings bemüht es sich, dort wenigstens gut auszusehen. Der Schriftzug des Titels sowie das Kruzifix sind glänzend hervorgehoben, während der Rest sich matt gedruckt optisch zurückhält. Optisch ist das Buch also schon mal ansprechend gestaltet, es ist auf den ersten Blick klar, dass es sich hier um einen Regionalkrimi handelt.
Bei dem Buch handelt es sich bereits um den zweiten Band aus der Reihe um Polizeioberkommissar Max Kramer. Hervorzuheben ist, dass Herr Leiss- Huber es vortrefflich versteht eine packende Kriminalgeschichte mit einer guten Prise Humor zu versehen. Es ist bei ihm nicht alles so todernst wie in den skandinavischen Krimis, aber spannend ist es trotzdem.
Im aktuellen Fall muss sich Oberkommissar Max mit dem Verwalter des Tilly- Benefiziums, einer katholischen Einrichtung, auseinandersetzen. Dieser wurde in seinem Büro erstochen, bei ihm zuhause wurde auch noch eingebrochen. So nah an der katholischen Kirche, ist es fast klar, dass Max auch seine Ex- Freundin und Jetzt- Nonne Maria Evita zu helfen versucht. Ärgerlich nur, das Max seine Gefühle für die Verflossene nicht abstellen kann.
Das aktuelle Werk von Herrn Leiss- Huber halte ich für einen wirklich empfehlenswerten Regionalkrimi, spannend, humorvoll und mit viel Flair. Zwei kleinere Dinge habe ich aber auszusetzen. Zum Einen hätten mir manche Orte plastischer beschrieben gewesen sein können, um sich ein besseres Bild machen zu können, zum Anderen gibt es im Buch einen Spoiler zum vorhergehenden Band, der da ein wenig die Spannung weg nimmt, falls man es noch nicht gelesen hat, aber es noch lesen will. Für mich rechtfertigt dies aber noch keinen ganzen Stern Abzug, deshalb vergebe ich 5 Sterne für eine tolle Regionalkrimi- Neuentdeckung.

Bewertung vom 14.01.2017
Neuschweinstein - Mit zwölf Chinesen durch Europa
Rehage, Christoph

Neuschweinstein - Mit zwölf Chinesen durch Europa


ausgezeichnet

Den Autor Christoph Rehage kannte ich vor diesem Buch nicht, auch wenn scheinbar einige in Deutschland und China ihn durch seinen Youtube- Kanal und das Vorgängerbuch „The longest way“ kennen. Scheinbar wirklich ein Versäumnis meinerseits, denn der Mann verfasst tolle Berichte.
In seinem aktuellen Buch beschäftigt er sich mit einem Phänomen, dass an jeder touristisch interessanten Ecke der Welt zu beobachten ist: asiatischen, und seit ein paar Jahren vornehmlich chinesischen, Reisegruppen. Jeder kennt sie, die im Rudel auftretenden asiatischen Touristen, wild fotografierend und mit einem Reiseleiter mit Gruppenfähnchen vorneweg. Egal ob Münchner Rathaus, marrokanische Raststätte oder norwegischer Fjord; sie sind immer da und bereisen ganz Europa scheinbar in gefühlten 7 Tagen.
Einer solchen Reisegruppe hat er sich angeschlossen, um selbst zu erfahren wie eine solche Reise sich anfühlt, wer die Teilnehmer sind und warum sie diese Art des Reisens wählen. Die Mission: Zentral- und Süduropa (Deutschland, Österreich, Italien,Schweiz und Frankreich) in 14 Tagen.
Seinen Reisebricht verfasst er dabei erfrischend und humorvoll, ebenso ist die Betrachtung seiner Mitreisenden fast ausschließlich wohlwollend und immer respektvoll. Auch Kritik am politischen System Chinas scheint ab und zu durch, wenn Herr Rehage oder „Alter Lei“ wie ihn seine Reisegefährten nennen, beispielsweise beschreibt, welche absurd hohen Geldsummen die Auslandstouristen bei den Behörden hinterlegen müssen, um in den Urlaub fahren zu dürfen.
Im Anschluss an den Reisebericht, tritt der Autor eine weitere Reise an. Er besucht Teile der Reisegruppe in ihrer Heimat und sieht sich ihre Lebenssituation an. Dies ist für mich als deutsche Leserin natürlich noch interessanter, als die Beschreibung der Europa-Reise. Man erfährt von Städten die man bis jetzt kaum kannte, von familiären Zusammenhalt aber auch von alten Traumata und der chinesischen Art der Städteplanung.
Erwähnenswert ist auch, dass das Buch mit der „papego“- App zusammen arbeitet. Mit dieser kostenlos App kann man das Buch digital weiterlesen und somit das Buch zuhause lassen. Eine gute Idee, wie ich finde.
Zusammenfassend ist dieses Buch wirklich zu empfehlen. Es vermischt gekonnt Reisebericht, Humor und Roman. Der einzige Minuspunkt ist in meinen Augen der etwas billig und dünn wirkende Einband, der auch schnell und leicht verknickt.

Bewertung vom 09.01.2017
Minus 18 Grad / Fabian Risk Bd.3 (2 MP3-CDs)
Ahnhem, Stefan

Minus 18 Grad / Fabian Risk Bd.3 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Meine Rezension bezieht sich auf die Hörbuchversion des Romans.

Das Hörbuch besteht aus einem stabilen, schmalen Pappschuber in dem sich 2 mp3-CDs befinden. Es handelt sich um die ungekürzte Lesung, die Spieldauer beträgt 949 Minuten.

Das Cover ist gut gewählt und verbreitet ein kühles, skandinavisches Flair, das gut zum Thema des Buches passt.
Eingesprochen wurde das Hörbuch von David Nathan, der ja einer der bekanntesten, deutschen Hörbuchsprecher Deutschlands ist. Auch hier bei diesem Roman wird wieder klar warum das so ist. Die ruhige, aber fesselnde Art seines Vortrags und seine dunkle, angenehme Stimme lässt einen komplett in die Geschichte eintauchen. Chapeau für diese Leistung.

Zum Roman an sich ist zu sagen, dass Minus 18° bereits der dritte Roman von Stefan Ahnhem ist, der sich um Ermittler Fabian Risk dreht. In Helsingborg rast ein Auto über die Kaimauer, eine Leiche wird geborgen, doch die Gerichtsmedizin sagt der Fahrer sei schon seit 2 Monaten tot. Doch wie kann ein Toter durch die Stadt ins Hafenbecken rasen?

Es baut sich fast sofort Spannung auf, man verfolgt gebannt die Ermittlungswege und auch die Irrwege in der Polizeiarbeit. Manche Situationen sind beklemmend detailliert geschildert und reißen einen mit, auch im Unguten, man bekommt eine Stinkwut auf gewisse handelnde Personen. Die Kenntnis der Vorgängerbände ist nicht notwendig, Relevantes wird erzählt, so dass sich keine Verständnislücken auftun.

Stefan Ahnhem erschafft einen spannenden Fall, der sowohl die Ermittler an ihrem Verstand zweifeln lässt, als auch den Leser zum Miträtseln animiert. Auch die Nebenstränge der Handlung um Fabians Sohn, die Polizistin Dunja sowie Fabians Kollegen sind interessant bis beklemmend und das Ende ist im Wahrsten Sinne atemraubend und beklemmend. Fabians Eheprobleme hätte es für mich in der Geschichte nicht auch noch gebraucht, allerdings sind diese auch nicht extrem im Detail geschildert, so dass ich dies verschmerzen kann.

Alles in Allem ein echter Top- Krimi und ein Ohrenschmaus. Für Ahnhem- Fans ist der Kauf absolute Pflicht, alle Anderen sollten sich die Hör- oder Leseprobe aber auch anschauen.