Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Forti

Bewertungen

Insgesamt 204 Bewertungen
Bewertung vom 09.07.2018
Hyde
Wagner, Antje

Hyde


ausgezeichnet

Antje Wagners Jugendbuch "Hyde" ist eine spannende, mysteriöse Geschichte, die von der 18-jährigen Ich-Erzählerin Katrina handelt. Katrinas Person und ihre Vergangenheit sind lange Zeit von vielen Geheimnissen umgeben, wobei die Autorin nicht die Grenze überschreitet, an der zu viel Geheimniskrämerei anstrengend wird. Ich möchte garnicht mehr über den Inhalt verraten, da gerade dieses Ungewisse einen Reiz des Buches ausmacht. Katrina ist jedenfalls eine charismatische Protagonistin, die mir ans Herz gewachsen ist.

Die Spannung des Buches basiert meiner Meinung nach zu einem großen Teil auch auf der gelungenen Erzählweise. Die Autorin springt dabei immer wieder in der Zeit - manchmal wechselt die Zeitebene sogar schon nach ein oder zwei Absätzen. Trotzdem kann man der Handlung gut folgen. In Rückblicken wird so nach und nach Katrinas Vergangenheit aufgedröselt.
Das ist überaus spannend mit einer gruseligen Stimmung.

Auch als Erwachsene war das ein tolles Leseerlebnis - als Jugendliche hätte ich dieses Buch glaube ich geliebt und regelrecht verschlungen. Empfohlen wird das Buch ab 15 Jahren - der Empfehlung würde ich mich anschließen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2018
Fische
Broder, Melissa

Fische


gut

Melissa Broders Debütroman "Fische" ist die Geschichte einer Frau auf der Suche nach Liebe und Bestätigung. Lucy, Ende 30, befindet sich zu Besuch in Kalifornien und bewegt sich irgendwo zwischen ihrer prokrastinierten Doktorarbeit, einer Psychotherapie, ihrem Hundesitter-Job und Tinder-Dates - zusammen mit dem Schauplatz Venice Beach wähnte ich mich oft eher in einem etwas überdrehten Film als in einem Roman.
Die Liebesgeschichte mit dem Meermann Theo, die man nach Lektüre des Klappentextes für die zentrale Handlung halten könnte, beginnt erst in der Mitte des Romans. Meiner Meinung steht vor allem die Charakterisierung Lucys und ihre Entwicklung im Mittelpunkt, wobei das natürlich auch durch die ins Obsessive gehende Liebesgeschichte beleuchtet wird.
Dass Lucy die Liebe oder die Begierde von Männern so sehr braucht, hat mich oft aufgeregt. Zu gerne hätte ich sie geschüttelt und ihr gesagt, das sie sich doch bitte nicht über ihre Wirkung auf Männer definieren soll. Allerdings sieht sie das auch immer wieder selbst ein. Zwischendurch denkt sie vernünftig und klar, um sich dann in der nächsten Minute wieder total unvernünftig zu handeln.

Das Buch ist zudem gespickt mit Schilderungen von Sex und anderen intimen Angelegenheiten, die manchem Leser vielleicht zu extrem sein könnte.

Ich hab das Buch insgesamt gerne gelesen - manches war neu, manches schon abgenutzt ... einiges erfrischend unverblümt, anderes empfand ich als unnötig drastisch. Die euphorische Ankündigung konnte ich somit nur bedingt nachvollziehen und meine Erwartungen wurden nicht voll und ganz erfüllt.

Wer jetzt immer noch interessiert ist und nicht abgeschreckt wurde, sollte dieses Debüt lesen.

Bewertung vom 02.07.2018
Ein Himmel voller Bücher
Meyerson, Amy

Ein Himmel voller Bücher


gut

Ich habe Amy Meyersons Debüt gerne gelesen, obwohl ich auch etwas enttäuscht war und meine Erwartungen nicht erfüllt wurden.
Die versprochene Schnitzeljagd, die der Onkel der Hauptprotagonistin Miranda vor seinem Tod für sie ausgelegt hat, habe ich mir spannend und mit vielen Wendungen vorgestellt. Leider ist es fast unmöglich, als Leser mitzurätseln und die aufgedeckten Informationen sind gleichzeitig nicht unbedingt überraschend. Insgesamt ist die Geschichte der etwas naiven Ich-Erzählerin Miranda ziemlich erwartbar. Dadurch dass wenig Überraschendes passiert, hatte das Buch für mich zwischendurch auch Längen. Manche Details sollte man besser auch nicht auf Plausibilität prüfen.
Die Schilderung der Buchhandlung, die der Onkel lange geführt hat, ist irgendwo zwischen Realität und Romantik angelegt, aber zumindest die wirtschaftlichen Probleme, die mittelständige Buchhandlungen heute meist haben, werden nicht übergangen.

Genug der Kritik! Irgendwie hat mir die Geschichte trotz der genannten Schwächen gefallen - allerdings halt mit Einschränkungen. Ich kann garnicht sagen, was mich dazu gebracht hat, das Buch gerne bis zum Ende gelesen zu haben. Die Beschreibungen L.A.s fand ich beispielsweise gelungen und die verschiedenen Nebendarsteller. Gegen Ende wurde es dann auch doch noch spannend.

Sprachlich fand ich es gut lesbar, ohne irgendwelche Finessen. Für einen Unterhaltungsroman voll und ganz in Ordnung.

Insgesamt ein Buch mit deutlichen Schwächen, dem man aber trotzdem eine Chance geben kann.

Bewertung vom 29.06.2018
Häuser aus Sand
Alyan, Hala

Häuser aus Sand


sehr gut

Hala Alyan erzählt in ihrem Romandebüt "Häuser aus Sand" eine palästinensische Familiengeschichte über vier Generationen - angefangen 1963 bis in die heutige Zeit. Dabei steht pro Kapitel immer ein (meist weibliches) Familienmitglied im Mittelpunkt. Geprägt ist die Geschichte von Migration oder sogar Vertreibung. Jede Generation sieht eine neue Stadt als ihre Heimat an, bevor es dann wieder zum Bruch und Neuanfang in einer anderen Stadt kommt. So begleitet der Leser die privilegiert lebende Familie von Jaffa und Nablus über Kuwait, Amman und Beirut nach Paris und Boston. Beschrieben wird das Leben der Familie in den verschiedenen Zeiten und Kulturen, aber auch die Suche nach Heimat und Identität.

Im Roman wird wieder einmal klar, wie komplex das Themenfeld Naher Osten ist. Die Autorin schafft es dabei gekonnt diese Themen so anzuschneiden, dass man als aufgeschlossener Leser genau so viel weiß, wie man wissen muss, um der Handlung gut folgen zu können. Diese grundlegenden Infos sind hilfreich, eine komplette Aufarbeitung kann (und soll) dieser Roman natürlich nicht leisten.

Geschrieben ist das flüssig und gut lesbar - aber nur manchmal so ausdrucksstark, wie man vielleicht denken kann, wenn man weiß, dass die Autorin Hala Alyan auch als Lyrikerin aktiv ist.

Für mich hat dieser Roman neue Einblicke gebracht und ich habe mich gut und intelligent unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 24.06.2018
Miss Gladys und ihr Astronaut
Barnett, David M.

Miss Gladys und ihr Astronaut


sehr gut

Der britische Autor David M. Barnett hat mit "Miss Gladys und ihr Astronaut" ein respektables Romandebüt vorgelegt. Die Geschichte rund um den Astronauten Thomas Major, die 70jährige Gladys Ormerod und deren jugendliche Enkel Ellie und James ist unterhaltsam, aber keinesfalls belanglos. Es ist keine heile Welt: ein gutes glückliches Leben führt hier niemand - jeder der Protagonisten hat seine Probleme und Sorgen. Der Umgang hiermit und die gemeinsame Lösung bestimmt die Handlung des Romans.
Dabei wird es manchmal etwas absurd. Das kann man bei dem Klappentext ja auch erwarten und bis zu einem gewissen Grad ist das für mich auch durchaus in Ordnung und unterhaltsam, aber vorallem gegen Ende hin wurde es manchmal doch etwas zu absurd.
Viel mehr möchte ich über den Inhalt nicht verraten - ich fühlte mich größtenteils jedenfalls gut unterhalten.

Geschrieben ist das sehr flüssig - ich habe das Buch gerne und zügig gelesen. Stellenweise klingt auch leichter Witz an, ohne dass das Beschriebene verharmlost wird oder ins Lächerliche gezogen würde.

Ein Unterhaltungsroman mit gewissem Anspruch und Message - lesenswert!

Bewertung vom 22.06.2018
Die Jahre der Leichtigkeit / Familie Cazalet Bd.1
Howard, Elizabeth Jane

Die Jahre der Leichtigkeit / Familie Cazalet Bd.1


gut

Die in den 1990er Jahren erstveröffentlichte Familiensaga der englischen Autorin Elizabeth Jane Howard erscheint jetzt in neuer Übersetzung auf Deutsch. Insgesamt umfasst die Reihe fünf Bände, "Die Jahre der Leichtigkeit" ist der erste, den man aber auch als eigenständiges Werk lesen kann.
Beschrieben wird die Geschichte der Unternehmerfamilie Cazalet, die privilegiert im England der späten 1930er Jahre lebt. Beschrieben wird vor allem das vordergründig entspannte Leben auf dem ländlichen Sommersitz, das dann aber durch die Sorge vor einem neuen Krieg getrübt wird. Ansonsten werden neben dem alltäglichen Leben die großen und kleinen Sorgen der Familienmitglieder beschrieben.

Es ist eine ruhige Geschichte, die sich Zeit nimmt, das umfangreiche Personal ausführlich vorzustellen. Diese Charakterisierung ist gut mit der überschaubaren Handlung verknüpft, sodass es mir trotz einiger Längen nie wirklich langweilig wurde - man sollte diese Art der Erzählung aber mögen: wer spannende, schnelle Handlungen mag, wird mit diesem Buch wohl nicht glücklich.

Anfangs kommt auch die Dienerschaft oft zu Wort und man erfährt von ihrem Leben und ihrer Sicht der Dinge. Leider gibt es dann lange Passsagen im Buch, in denen man von den Angestellten der Familie garnicht mehr hört. Das finde ich schade, denn die Kombination der Sichtweisen der verschiedenen Klassen macht auch bei Downton Abbey für mich den Reiz der Saga aus.

Sprachlich wirkt das manchmal etwas unausgereift - manches liest sich nicht ganz rund. Ob dies schon im original der Fall ist oder an der Übersetzung liegt, kann ich nicht beurteilen.

Obwohl mich dieses Buch nicht restlos überzeugt hat, fand ich es doch interessant und unterhaltsam und ich freue mich auf die Folgebände.

Bewertung vom 22.06.2018
Wenn's weiter nichts ist
Pearson, Allison

Wenn's weiter nichts ist


sehr gut

"Wenn's weiter nichts ist" ist zwar die Fortsetzung von "Working Mum", lässt sich aber auch gut lesen, wenn man (so wie ich) den Vorgänger nicht kennt.
Kate Reddy ist 49 und schlägt sich mit allerlei familiären und persönlichen Problemen und Problemchen rum, als sie aus finanziellen Gründen gezwungen ist, wieder zu arbeiten. Wir begleiten sie auf Jobsuche, dann im Job und immer auch im Privaten, wo sie in der Familie von drei Generationen auf Trab gehalten wird. Die Geschichte überschreitet hierbei manchmal die Grenze, bis zu der das ganze auf mich tatsächlich realistisch ist , ist aber noch im Rahmen einer akzeptablen literarischen Überspitzung.
Was mir aber überaus gefallen hat, ist die sprachliche Umsetzung durch die Autorin Allison Pearson und den Übersetzer Jörn Ingwersen. Die Autorin schreibt witzig (sehr britisch) und pointiert, ohne die Handlung dabei ins Lächerliche zu ziehen. So liest sich das Buch trotz aller ernstzunehmenden Themen sehr unterhaltsam.
Insgesamt kann ich das Buch empfehlen und zwar nicht nur Leserinnen in Kates Alter, sondern in jedem Alter.

Bewertung vom 08.05.2018
Gebrauchsanweisung fürs Lesen
Lovenberg, Felicitas von

Gebrauchsanweisung fürs Lesen


ausgezeichnet

Felicitas von Lovenberg hat eine Liebeserklärung ans Lesen geschrieben. Dabei trifft sie eine gute Mischung aus persönlichem Blickwinkel, wissenschaftlichen Fakten und Zitaten bekannter Autoren und Leser. Geschrieben ist das ganze flüssig und unterhaltsam. In meinen Augen ist das Buch wissenschaftlich fundiert, ohne dabei trocken zu sein oder den Anspruch zu haben, ein Sachbuch zu sein. Obwohl ich mich bereits mit dem Thema Lesen beschäftigt habe, habe ich in diesem Buch noch neues erfahren.

Eine schöne Lektüre für Leute, die gerne lesen - auch als Geschenk gut geeignet.

Bewertung vom 30.04.2018
Wie man die Zeit anhält
Haig, Matt

Wie man die Zeit anhält


sehr gut

Insgesamt ist "Wie man die Zeit anhält" eine schöne und ungewöhnliche Geschichte. Ich habe schon Geschichten über Zeitreisende oder Vampire gelesen, aber diese Geschichte über eigentlich ganz normale Menschen, die langsamer altern als normal, ist neu und interessant für mich. Mit dem Ich-Erzähler Tom, der im 16. Jahrhundert geboren wurde und heute aussieht wie Anfang 40, reist der Leser durch die Kontinente und die Zeit. Es gibt viele Zeitsprünge - die Passagen aus der Vergangenheit werden aber immer wieder mit dem Erzählstrang in der Gegenwart sehr gelungen verknüpft. Toms persönlicher Blick auf das Leben und die prägenden Ereignisse in den verschiedenen Äras fand ich interessant und glaubhaft. Die Liebe kommt natürlich auch ins Spiel, steht aber nicht omnipräsent im Mittelpunkt dieser durchaus lesenswerten Geschichte, die auch einige anderen Themen anspricht.
Negativ aufgefallen sind mir einige (nicht allzu viele) Wiederholungen, die ich unnötig fand: Sätze, die der Autor vielleicht besonders schön fand, oder Informationen, die ich bereits wenige Seiten zuvor gelesen hatte.
Falls man die Geschichte in ihren Einzelheiten zu sehr hinterfragen würde, kämen wohl doch noch ein paar Fragen und Kritikpunkte auf. Vielleicht sollte man das aber einfach sein lassen und das Buch als das nehmen, was es ist: gute, neue Unterhaltungsliteratur.

Bewertung vom 17.04.2018
Die Ladenhüterin
Murata, Sayaka

Die Ladenhüterin


ausgezeichnet

Die Ich-Erzählerin Keiko arbeitet seit 18 Jahren in einem Konbini - einem kleinen japanischen Supermarkt. Im Buch wird geschildert, wie sehr dieser Job und auch ihre spezielle Persönlichkeit sie zur Aussenseiterin in der perfektionistischen japanischen Gesellschaft machen. Dabei schafft es die Autorin Sayaka Murata, dass es nie traurig wird, sondern manchmal auch witzige Momente im Text eingeflochten sind. Manches im Buch mag auf den europäischen Leser aber überspitzter wirken, als es wirklich ist - die japanischen Normen werden hier durchaus realistisch dargestellt.
Ein Buch, das mich nachdenklich, aber nicht traurig zurück lässt, und einen ungewöhnlichen Blickwinkel auf die japanische Gesellschaft wirft.