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Kiki2705

Bewertungen

Insgesamt 168 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

In „Findelmädchen – Aufbruch ins Glück“ von Lilly Bernstein tauchen wir ein ins Köln der 50er Jahre.
Helga und ihr Bruder Jürgen haben in den Wirren der Nachkriegszeit beide Eltern verloren – die Mutter mutmaßlich verstorben, der Vater nie aus dem Krieg heimgekehrt – und sind nach Jahren in den Trümmern Deutschlands bei liebevollen Zieheltern in Frankreich aufgewachsen. Eine Erinnerung an ihre frühere Kindheit haben beide nicht.
Plötzlich taucht ihr Vater aus der russischen Kriegsgefangenschaft wieder auf und holt die beiden in die Heimat nach Köln zurück.
Zu Beginn ist sowohl bei Jürgen als auch bei Helga die Freude groß, doch schon bald muss vor allem Helga erkennen, dass ihr großer Traum, aufs Gymnasium zu gehen und später Lesen und Schreiben zu studieren, in weite Ferne gerückt ist. Stattdessen schickt ihr Vater sie auf eine Haushaltungsschule, wo sie lernen soll, später eine gute Ehefrau zu sein. Im Zuge eines Praktikums im Waisenhaus muss sie die grausame Behandlung der Kinder durch die Nonnen miterleben und versucht ihr Möglichstes, um den Kindern das Leben zu erleichtern.

Der Schreibstil von Lilly Bernstein ist bildhaft, hochemotional und fesselnd.
Man erfährt die Geschichte aus der Sicht von Helga. Sie wird mit all ihren Gefühlen und Unsicherheiten so gut beschrieben, dass man sie förmlich vor Augen hat und mit ihr mitfiebert.
Auch die anderen Charaktere sind sehr lebendig und authentisch beschrieben. So habe ich von Beginn an eine große Sympathie für Fanny verspürt, die ihren Traum von einer eigenen Milchbar im Haus erfüllen will. Helgas Bruder Jürgen fasst Fuß in Köln, findet Arbeit und auch seine erste Liebe. Aber auch fiese Charaktere wie Tante Meta dürfen in einer gelungenen Geschichte nicht fehlen.
Als zweiter Handlungsstrang sind sehr geschickt Tagebucheinträge der Mutter von 1945 eingefügt, aus denen der Leser Stück für Stück in die Vergangenheit der Kinder blicken kann und so erfährt, was in den Wochen nach Kriegsende tatsächlich passiert ist.
Die Zeit der 50er Jahre, vor allem auch die Stellung der Frau und deren Abhängigkeit von der Männerwelt, werden gut eingefangen. Auch die Folgen des Krieges, die immer noch überall spürbar sind und gleichzeitig der Versuch der Menschen, das Grauen und auch die eigenen Taten unter den Teppich zu kehren, bleiben nicht unerwähnt. Es wird deutlich, dass die Aufarbeitung der Naziherrschaft nicht sofort und allumfassend angegangen wurde.
Auch die Situation der Flüchtlinge aus den von den Nazis zurückeroberten Gebieten findet im Roman Anklang.
Die Geschichte und Erfahrungen von Helga sind teilweise sehr traurig und vor allem die Situationen, die man als Leser im Waisenhaus erfährt, sehr erschreckend, sodass mir der Mund offen stehen blieb und ich auch Tränen in den Augen hatte. Wenn man am Ende des Buches auch noch erfährt, dass die geschilderten Situationen auf Erfahrungen von damaligen Heimkindern beruhen, ist es umso bedrückender.
Sehr schön finde ich hingegen, dass der Autorin gelungen ist, ab und an einen Bezug zum Vorgängerroman „Trümmermädchen“ zu setzen, den man zwar nicht gelesen haben muss, welcher aber nun definitiv auf meiner Wunschliste steht.
Dieses Buch hat in mir während des Lesens eine ganze Palette von Gefühlen ausgelöst – von Fröhlichkeit und Freude bis zu Trauer und Entsetzen war alles dabei. Es war ein Roman, der mich von der ersten Seite an gefesselt und wunderbar unterhalten hat und der in mir noch eine ganze Weile nachklingen wird.
Dafür gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.07.2022
Carolas Chance / Das Haus der Hebammen Bd.2
Adams, Marie

Carolas Chance / Das Haus der Hebammen Bd.2


ausgezeichnet

„Das Haus der Hebammen – Carolas Chance“ ist Band 2 der Trilogie über das 1. Geburtshaus in Köln aus der Feder von Maria Adams.
Ich bin in diese Trilogie erst mit Band 2 eingestiegen, was jedoch kein Problem darstellt. Die Geschichte kann vollkommen unabhängig gelesen werden. Es ist natürlich von Vorteil, wenn man Band 1 kennt, da man die Protagonisten und ihre Hintergründe so bereits besser versteht.
In Band 2 ist das Geburtshaus bereits als „Haus der guten Hoffnung“ in Köln etabliert und die 3 Hebammen Susanne, Carola, Ella und der Neuzugang Annette haben alle Hände voll zu tun.
Sie begleiten die Schwangeren gefühlvoll durch die Zeit der Schwangerschaft, durch Hochs und Tiefs, durch die Geburten, die so unterschiedlich sind wie die Schwangeren selber und versuchen gleichzeitig, ihr eigenes Leben trotz Rufbereitschaft und hoher Arbeitsbelastung nicht aus den Augen zu verlieren.
Obwohl der Untertitel suggeriert, dass es hauptsächlich um Carola geht, erfährt der Leser aus der Perspektive aller drei Gründerhebammen den Lauf der Geschichte und deren Entwicklung.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm flüssig zu lesen und ließ mich nur so durch die Seiten fliegen.
Die 3 Hebammen sind mir alle sofort sympathisch geworden.
Am meisten verbunden gefühlt habe ich mich allerdings mit Carola, die mit ihren 3 Kindern und einem Vollzeitjob versucht alles bestmöglich unter einen Hut zu bekommen und dabei an ihre Grenzen stößt.
Besonders bewegend finde ich die Situation von Susanne, die trotz Kinderwunsch einfach nicht schwanger wird und dadurch auch mit ihrem liebevollen Ehemann Antonius einige Hürden überwinden muss.
Die jüngste – Ella – ist noch ungebunden und frei und möchte diese Freiheit auch noch nicht so schnell verlieren.
Als Kind der 90er Jahre habe ich mich mit diesem Buch förmlich in die Zeit zurückgeworfen gefühlt – ob damals geliebte Bücher, Ohrwürmer oder Talkshow-Ikonen. Man erkennt so vieles wieder und kann beim Lesen gar nicht glauben, dass es doch schon so lange zurückliegt. Dieses Flair einzufangen, ist besonders gut gelungen.
Auf der anderen Seite spricht Marie Adams in diesem Buch zahlreiche wichtige Themen an, die auch heute noch aktuell sind: Gleichberechtigung von Mann und Frau, auch wenn Kinder die Paarbeziehung verändern; Überlastung und psychische Gesundheit; medizinische Fortschritte usw.
Teilweise waren es mir zu viele Themen, die ich gar nicht alle auf einmal verarbeiten konnte. Jedoch merkt man dadurch auch, wie viele Dinge gerade auch rund um Geburt und Partnerschaft unausgesprochen bleiben und erst dadurch zum Problem erwachsen.
Besonders gefallen hat mir, dass in diesem Buch endlich mal Geburten nicht nur als Horrorszenario dargestellt werden, sondern die Stärke der Frau und der besondere Moment zur Geltung kommen. Natürlich ist das nicht bei jeder Geburt der Fall, aber dieser einzigartige und bewegende Moment sollte für jede Frau und auch den Partner in positiver Erinnerung bleiben. Da scheint mir der Gang ins Geburtshaus nach dem Lesen dieser Lektüre genau der richtige.

Fazit:
Ein sehr angenehm zu lesender Roman mit einer wichtigen Botschaft. Die Arbeit der Hebammen ist extrem wichtig und sollte viel mehr gewürdigt werden in der heutigen Zeit! Ich freue mich schon auf Band 3 der Reihe!

Bewertung vom 29.07.2022
NEW YORK - Wie es keiner kennt
Kaufman, Susan

NEW YORK - Wie es keiner kennt


sehr gut

Wenn man an New York City denkt, fallen einem sofort Bilder von hohen Wolkenkratzern, blinkenden Lichtern und der Trubel vieler geschäftiger Menschen ein, doch mit dem Bildband von Susan Kaufmann wird man in ein ganz anderes, ein ganz persönliches New York entführt.
Das Format ist kleiner als ich vermutet hatte mit seinen 17,5 cm x 23,5 cm, passt dadurch aber umso besser ins Bücherregal.
Durch eine kleine Einführung wird klar, aus welchen Beweggründen Susan Kaufmann diesen Bildband erschaffen hat. Dieser persönliche Einblick in die Hintergründe zur Entstehung lässt einen die Bilder nochmal ganz anders betrachten.
Der Bildband ist untergliedert nach den Stadtteilen, die Susan Kaufmann als ihre Lieblingsorte regelmäßig besucht. Zu jedem Kapitel erfolgt vorab eine kleine Information mit interessanten Informationen und zum Abschluss jeweils eine kleine Übersichtskarte ihrer Lieblingsorte im Stadtteil.
Jedes Bild ist so beschriftet, dass man die Orte bei einem Besuch in New York auch selber wiederfinden kann.
Beim Durchblättern des Bildbandes fällt besonders die hohe Qualität der Fotos, die Fröhlichkeit der Farben und die Abwechslung in der Architektur der Gebäude auf.
Würde man nicht wissen, dass es ein Bildband von New York ist, könnten sich die zahlreichen Hauseingänge, Treppen oder Cafés sicher auch in vielen anderen Städten befinden.
Besonders gefallen hat mir das Einfangen der verschiedenen Jahreszeiten und Wetterlagen und den damit verbundenen Schönheiten der Natur und Umgebung.
Ein Großteil der Bilder sind Häuser, Hauseingänge, Treppen etc. Hier wäre vielleicht ein bisschen mehr Abwechslung schön gewesen. Die Architektur ist zwar beeindruckend, aber man sieht sich leider irgendwann satt.
Jedoch macht Susan Kaufmann ganz klar, dass es ihre persönlichen Lieblingsorte sind, die hier als Bilder verewigt sind.
Jeder ist dazu angehalten, sich selbst ein Bild dieser schönen Stadt abseits von Wolkenkratzern und Trubel zu machen und seine eigenen Lieblingsorte zu finden.
Für mich war es eine Bestätigung, dass ich New York mit all seinen Facetten gern einmal besuchen möchte, aber auch dafür, durch meine eigene Stadt mal etwas aufmerksamer zu gehen und charmante Orte zu entdecken.

Bewertung vom 22.07.2022
Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.
Troi, Heidi

Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.


gut

In „Marterlmord“ aus der Feder von Heidi Troi wird der Carabinieri Pietro Carminati in ein kleines 300-Seelen-Dorf in einem engen Tal in Südtirol versetzt. Nachdem 40 Jahre lang Ruhe war, wird gleich am Tag seiner Ankunft ein Toter ertrunken im Bach gefunden. Nachdem man beim ersten Todesfall noch von einem Unfall ausgehen könnte, wird am nächsten Tag ein brutal zugerichtetes Opfer aufgeknüpft an einem Marterl gefunden. Und die Mordserie reißt nicht ab. Die Suche nach dem Mörder und dessen Motiv beginnt, doch der neue Carabinieri trifft bei der Dorfgemeinschaft auf eine Wand des Schweigens.
Das Cover des Buches ist mit seiner schaurig-düsteren Stimmung richtig passend für die Geschichte. Man sieht auch gleich das Marterl – ein Wegkreuz mit einem Heiligenbild oder entsprechender Inschrift, welches dem Buch den Namen gibt und dessen Bezeichnung mir bis zum Lesen der Lektüre völlig unbekannt war.
Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen. Teilweise waren für mich die vielen verschiedenen Namen schwierig, haben aber gleichzeitig die Eigenheiten des Dorfes gut rübergebracht. Auch der Sprachmix aus Deutsch und Italienisch, der für diesen Landstreifen wohl typisch ist, wurde deutlich. Durch ein kleines Glossar am Ende des Buches hat man die Möglichkeit, einige fremde Begrifflichkeiten nachzuschlagen.
Die Atmosphäre im Dorf, die Verstocktheit und Gefühlskälte der Dorfbewohner ist förmlich spürbar. Man kann die Verzweiflung und Wut des Carabiniere darüber nachvollziehen, dass keiner mit ihm redet und ihm lediglich mit Ein-Wort-Sätzen oder einem bloßen Schulterzucken geantwortet wird. Gleichzeitig merkt man als Leser, dass die Dorfbewohner etwas wissen und jemanden decken oder selber Angst haben?!
Leider kann man nicht richtig miträtseln, da es für meinen Geschmack viel zu wenig Anhaltspunkte dafür gibt und vieles an der Oberfläche bleibt. Auch der Carabiniere Pietro bleibt blass.
Völlig überflüssig für die Story empfand ich außerdem die Liebesangelegenheiten von Pietro. Es hätte dem Krimi nicht geschadet, wenn diese einfach weggelassen worden wären.
An manchen Stellen kommen einzelne Gegebenheiten, wo man denkt, da passiert jetzt was Schlimmes, welche jedoch ohne weiteres Aufsehen aufgelöst werden und damit die Spannung wieder abebbt.
Man hat das Gefühl, dass die Morde vor sich hinplätschern und die Spannung im Laufe der Handlung leicht verloren geht.
Das Ende ist dafür umso überraschender und nochmal ein richtiges Highlight im Buch.
Für mich kam es völlig unerwartet und ich hätte mit diesem Ausgang so nicht gerechnet.
Fazit:
Dieses Buch war für mich ein Krimi mit besonderer Atmosphäre, der jedoch noch Luft nach oben hat und somit 3 Sterne von mir bekommt.

Bewertung vom 19.07.2022
Leuchtfeuer / Waldfriede-Saga Bd.2
Bomann, Corina

Leuchtfeuer / Waldfriede-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Mit „Leuchtfeuer“ erschien bereits Band 2 der Saga um die Schwestern vom Waldfriede aus der Feder von Corina Bomann.
Die Geschichte verläuft nunmehr in den Jahren 1930 -1933, in denen in Deutschland der Nationalsozialismus mehr und mehr in den Vordergrund rückt und Adolf Hitler die Machtübernahme in Angriff nimmt.
Lilly, die im Alter von 15 Jahren von zu Hause wegläuft, findet nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester eine Anstellung im Waldfriede und wird auf der kinderchirurgischen Abteilung Herrn Dr. Kirsch zugeteilt, der die schwere Erkrankung Knochentuberkulose erfolgreich behandelt.
Nach und nach kommen sich die beiden näher, doch Dr. Kirsch ist Jude und auch Lilly hat ein Geheimnis, welches der aufkeimenden Liebe im Weg stehen könnte. Werden die beiden zueinander finden und trotz der schweren Zeiten eine Chance haben?
Der Autorin gelingt es durch ihren flüssig-leichten Schreibstil einen Roman zu erschaffen, den man innerhalb kurzer Zeit verschlingt und dessen Spannung bis zuletzt aufrecht erhalten bleibt.
Die Einteilung in 3 Abschnitte beginnt jeweils mit einem Einblick in die tatsächlichen Chroniken der Klinik Waldfriede. Die Kapitellängen sind angenehm.
Das Cover hat einen Wiedererkennungswert zum Band 1 und durch das Wiedersehen mit liebgewonnenen Protagonisten fühlte ich mich auch sofort wieder heimisch im Waldfriede.
Im Mittelpunkt steht die junge Krankenschwester Lilly, die sich allein durchs Leben kämpft und dabei sehr liebevoll mit ihren kleinen Patienten umgeht. Sie war mir von Anfang an sympathisch.
Aber auch Hanna und Dr. Conradi spielen wieder eine große Rolle, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Erneut gelingt es der Autorin, die deutsche Geschichte der damaligen Zeit geschickt in die Handlung einzubauen. Die Finanzkrise hat wirtschaftliche Auswirkungen auf das Krankenhaus und auch die zunehmende Stimmungsänderung innerhalb der Gesellschaft wird immer deutlicher spürbar. Doch auch wenn einem die Situation immer bewusst ist, werden die Protagonisten und deren Einzelschicksale dadurch nicht in den Hintergrund gedrängt.
Wie bereits in Band 1 habe ich bei einigen Informationen auch nachgelesen und so mein verschüttetes Geschichtswissen auffrischen können.
Diese Geschichte hat mich emotional teilweise sehr aufgewühlt. Nicht nur die Krankengeschichten der Kinder und deren Behandlungsmethoden, sondern im späteren Verlauf auch der immer intensiver werdende Einfluss der SA und deren Schergen lässt einen nicht kalt.
Doch neben allem Leid gab es auch immer wieder freudige Momente.
Fazit:
Corina Bormann ist mit „Leuchtfeuer“ eine tolle Fortsetzung gelungen, die in meinen Augen sogar noch ein Stück besser ist als Band 1. Ich kann es kaum erwarten, Band 3 in den Händen zu halten und wieder ins Waldfriede zurückzukehren.

Bewertung vom 13.07.2022
Die Champagnerfürstin
Fabiani, Annette

Die Champagnerfürstin


ausgezeichnet

„Die Champagnerfürstin“ ist ein historischer Roman aus der Feder von Annette Fabiani, der Einblick in das Leben zweier starker Frauen des 19. Jahrhunderts gewährt.
Jeanne Pommery steht frisch verwitwet vor der Entscheidung, das junge Unternehmen ihres Mannes weiterzuführen oder sich ganz der Familie zu widmen. In dieser Situation sucht sie Rat bei der älteren Barbe-Nicole Clicquot, welche vorgemacht hat, wie eine junge Witwe erfolgreich ein Unternehmen leiten, dieses zu weltweitem Erfolg bringen und sich gegen die Männerwelt durchsetzen kann.
Das Cover des Buches ist der erste Blickfang. Es ist wunderschön und passend zur Lektüre gestaltet, sodass man kaum darüber hinwegsehen kann.
Der Schreibstil der Autorin hat sich flüssig und leicht lesen lassen.
Der Aufbau ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, da man als Leser durch mehrere Rückblenden das Leben der Witwe Clicquot begleitet und erst im letzten Drittel des Buches in das Leben der Jeanne Pommery zurückkehrt.
Wer also anhand des Klappentextes den Schwerpunkt auf der Witwe Jeanne Pommery erwartet, wird enttäuscht sein, da sich der Hauptteil mit dem Leben der Witwe Clicquot beschäftigt. Dies hat mir die Lesefreude jedoch in keiner Weise genommen, da erst durch deren Erzählung Jeanne Pommery die richtige Entscheidung für ihr weiteres Leben treffen und ebenfalls eine erfolgreiche Unternehmerin werden konnte.
Durch die sehr gelungene Verknüpfung von Realität und Fiktion gelingt es, einen sehr eindringlichen Roman zu erschaffen. Beim Lesen wird einem erst bewusst, in welch schwierigen – von zahlreichen Kriegen durchsetzten – Zeiten diese beiden Frauen lebten und es durch ihre persönliche Stärke und ihr Durchsetzungsvermögen trotz aller Widrigkeiten geschafft haben, ihre Unternehmen durch die Krisen zu führen.
Durch die herzlichen Nebencharaktere, die auch ein wenig Liebe und Romantik mit in die Geschichte einfließen lassen, ist der Roman auch etwas fürs Herz.
Ganz nebenbei fließen zahlreiche Informationen zur Champagnerherstellung, dem Handel sowie den damit verbundenen Unsicherheiten wie Wetterlage, Schädlinge und nicht zuletzt die politische Situation in die Lektüre ein, ohne langweilig zu werden.

Fazit:
Für mich war dieser Roman eine wunderbare Kombination aus persönlicher Lebensgeschichte und anschaulichem Geschichtsunterricht.
Die Mischung aus Fiktion und Realität ist gelungen und hat mich vollkommen fasziniert. Das Leben der beiden Protagonistinnen ist beeindruckend.
Dieser Roman war der erste, den ich von Annette Fabiani gelesen habe und wird definitiv nicht der letzte gewesen sein!

Bewertung vom 13.07.2022
Löffelweise Hoffnung
Smith, Caleb

Löffelweise Hoffnung


ausgezeichnet

„Löffelweise Hoffnung – Wie die Kaninchen von Peacebunny Island Herzen heilen“ ist eine Biografie der besonderen Art.
Caleb Smith entdeckte im Alter von nur 8 Jahren seine Liebe zu Kaninchen und hat seinen Traum, diese einfühlsamen und treuen Tiere für ein ganz besonderes Projekt zu nutzen, konsequent verfolgt – bis hin zum Erwerb einer eigenen Insel, Peacebunny Island.
Die Erzählung ist wirklich außergewöhnlich und herzerwärmend. Man begleitet Caleb aus der Ich-Perspektive auf seinem Weg von der ersten Begegnung mit einem Kaninchen bis hin zum Erwerb der Insel. Dabei wird man Zeuge von zahlreichen Herausforderungen, Rückschlägen und interessanten Begegnungen.
Die Art und Weise der Erzählung ist dabei teils sehr emotional, aber auch sehr amüsant, sodass ich immer wieder schmunzeln musste.
Man lernt beim Lesen so einiges über diese wunderbaren Tiere, deren Pflege und Haltung. Was mir besonders gefallen hat, ist die Aufmerksamkeit darauf, dass es eine sehr langfristige Entscheidung ist, so ein Tier bei sich aufzunehmen. Dies sollten alle Menschen bedenken, die sich ein Haustier anschaffen. Durch das gesamte Buch zieht sich die außergewöhnliche Verbindung, die Caleb zu diesen Tieren aufgebaut hat.
Der Hintergrundgedanke von Caleb, bedrohten Kaninchen ein zu Hause zu geben, diese zu züchten und gleichzeitig den Menschen Trost und Liebe zu schenken, ist wunderbar und umso beeindruckender, wenn man bedenkt, wie jung er war, als er diese Pläne fasste und in die Tat umsetzte.
Es wird jedoch auch immer wieder sehr deutlich, dass er das niemals ohne den großen Rückhalt seiner liebenswerten Familie und hilfsbereiter Freunde geschafft hätte. Nicht zuletzt sein Glaube hat ihm sicher so manche Hürde überwinden und nicht aufgeben lassen.
Auch die leisen Töne im Buch haben mir sehr gefallen und regen zum Nachdenken an.
Nicht zuletzt tragen die farblichen Bilder im Innenteil dazu bei, dass man als Leser noch einmal eine besondere Verbindung zum Gelesenen herstellen kann. Hier sieht man Caleb auf verschiedenen Stationen seiner Reise zusammen mit seinen Fellnasen.
Fazit:
Es ist keine Lektüre, die einen vor Spannung nicht mehr loslässt, jedoch ist die Lebensgeschichte von Caleb Smith sehr interessant und lässt mich beeindruckt zurück. Da in unserer Familie selber 2 Kaninchen leben, habe ich manches Mal Verbindungen herstellen können und bei anderen Gelegenheiten ungläubig geschaut, aber die Botschaft des Buches, dass man alles schaffen kann, wenn man daran glaubt und mutig voranschreitet, ist wichtig. Zu guter Letzt kann ich nur bestätigen, dass diese kleinen Tiere unglaublich gut darin sind, Trost zu spenden und „zuzuhören“.

Bewertung vom 01.07.2022
Drachenkönigin
Charonne, Charlotte

Drachenkönigin


ausgezeichnet

„Die Drachenkönigin“ von Charlotte Charonne ist ein Urban-Fantasy-Roman, welcher den Leser in das Reich der Mitte entführt.
Jade hat seit dem Verschwinden ihres Vaters keinerlei Vertrauen mehr in die Menschen. Sie verlässt sich nur auf sich selber, hat keine Freunde und übt täglich Kung-Fu. Eines Tages bittet ihr Großvater sie, nach China zu reisen, um eine neue Drachendynastie zum Leben zu erwecken. Jade glaubt jedoch nicht an diesen Mythos und hat eine große Abneigung gegen das Land ihrer Vorfahren. Doch als ihr Großvater brutal überfallen wird, überwindet sie ihre Zweifel und tritt die Mission an.
In Shanghai trifft sie auf Liam und den kleinen Chee Tian, die bei der Erfüllung ihrer Aufgabe noch große Bedeutung gewinnen werden.
Während die Bedrohung für Jade immer größer wird, Kinder auf unerklärliche Weise verschwinden und Jade mehr und mehr verfolgt wird, muss sie sich entscheiden, ob sie Vertrauen und Liebe schenken und zulassen kann.
Ob es Jade gelingen wird, die Drachenstatuen zum Leben zu erwecken und so ihre Mission zu erfüllen?
Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und leicht zu lesen. Durch die recht kurzen Kapitel möchte man immer weiterlesen und wird förmlich in die Geschichte hineingesogen.
Jade als Hauptprotagonistin ist anfangs sehr abweisend; fasst zu niemandem Vertrauen und möchte am liebsten alles alleine schaffen. Doch nach und nach lernt sie sich zu öffnen. Die Charakterentwicklung ist sehr authentisch und zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar.
Liam als wichtiger Begleiter ist ebenfalls ein sehr sympathischer Charakter, der sein Päckchen zu tragen hat und dessen Geheimnisse im Laufe des Buches ans Tageslicht kommen.
Sehr gefallen hat mir der kleine Chee Tian, ein kleiner Feenmann, der mit seiner lustig-frechen Art sofort mein Herz erobert hat.
Die Spannung zieht sich durch die gesamte Lektüre und man möchte das Buch bis zum Schluss gar nicht mehr aus der Hand legen. Teilweise liest sich das Ganze wie ein Krimi; auf der anderen Seite kann man oft schmunzeln – eine perfekte Mischung!
Die Beschreibung der Orte – vor allem Shanghai mit seinen Hochhäusern, seinem Lärm und den Menschenmassen ist sehr gelungen. Durch zahlreiche Vergleiche wird einem die Welt bildhaft vor Augen geführt.
Geschickt sind Kultur und Lebensweise sowie die chinesische Mythologie in die Geschichte eingewoben, ohne aufdringlich zu wirken.
Ganz nebenbei lernt man einiges über diese Welt, die einem sonst eher fremd ist.

Fazit:
Dieser Roman ist ein Muss für alle Fantasy-Fans. Bildgewaltig, spannend und mit einer guten Portion Humor hat er mir wunderbare Lesestunden bereitet!

Bewertung vom 30.06.2022
Aller Anfang ist Liebe
Löwe, Juli

Aller Anfang ist Liebe


sehr gut

„Aller Anfang ist Liebe“ von Juli Löwe ist Teil 1 der Overlander-Reihe.
Jo ist in einer Werbeagentur in Düsseldorf als Grafikdesignerin beschäftigt und bekommt bisher nur unliebsame langweilige Aufgaben zugeteilt. Eines Tages bekommt sie jedoch die große Chance, ein Marketingprojekt in Amsterdam zu übernehmen. Jo wittert die Chance, endlich ihre eigenen Ideen umzusetzen und das zu tun, was sie liebt. Doch es gibt auch Neider wie ihren ehemaligen Teamchef Paul, der das Projekt gern selber übernommen hätte.
Der Sohn des Kunden scheint sehr interessiert an Jo zu sein. Noch dazu begegnet sie in Amsterdam einem Schulfreund wieder, der ihr zur Grundschulzeit sehr nahe stand und zu dem sie eine besondere Verbindung hat.
Jo wird nicht nur in einen Gefühlsstrudel gezogen, sondern hat plötzlich auch seltsame Träume und Visionen.
Wird Jo alles zu viel oder kann sie ihre Aufgabe souverän zu Ende führen?
Das Cover des Buches ist sehr angenehm gestaltet.
Der Schreibstil der Autorin ist leicht und flüssig zu lesen. Sehr oft musste ich über Redewendungen schmunzeln. Amsterdam ist mir durch die bildliche Beschreibung klar vor Augen und ich verspüre große Lust, selber mal die Nieuwe Kerk zu besuchen oder an den Grachten entlang zu spazieren.
Jo als Hauptprotagonistin ist mir sofort sympathisch. Sie hat eine sehr humorvolle und bodenständige Art. Jo in ihrem Alltag zu begleiten, zu sehen, wie sie an ihrer Aufgabe wächst und schließlich auch die Entwicklung ihrer Gefühle sind sehr authentisch beschrieben.
Sie bekommt Unterstützung und Rückhalt nicht nur von ihrer langjährigen Freundin Rike, die in Amsterdam wohnt, sondern auch von ihren tollen Kollegen.
Die beiden Männer, die in Jos Leben treten, sammeln ebenfalls fleißig Sympathiepunkte, sodass es einem als Leser fast ein bisschen leid tut, als sich Jo für einen der beiden entscheidet. Obwohl diese Entscheidung von Beginn an klar zu sein scheint.
Die immer wieder auftauchenden Visionen und Träume sowie die Hochsensibilität waren mir teilweise ein bisschen zu spirituell. Auch, dass plötzlich so viele Personen im Umfeld von Jo diese Gabe hatten, war mir etwas zu viel. Für mich hätte es diesen Teil der Geschichte nicht so intensiv benötigt, denn die Liebesgeschichte funktioniert auch so wunderbar.
Fazit:
Dieser Roman ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, die mich sehr gut unterhalten hat. Es ist ein Buch, dass man zügig lesen kann, da man es auch gar nicht mehr weglegen möchte.
Ich freue mich schon jetzt auf Band 2 der Overlander-Reihe und auf ein Wiedersehen mit lieb gewonnenen Charakteren.