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Buchstabengeflüster

Bewertungen

Insgesamt 183 Bewertungen
Bewertung vom 05.09.2021
Junge mit schwarzem Hahn
vor Schulte, Stefanie

Junge mit schwarzem Hahn


sehr gut

Entrücktes Märchen mit Gesellschaftskritik

Martin wächst alleine auf, nachdem seine Familie von seinem Vater grausam ermordet wurde. Seit Jahren schlägt er sich durch, nur den schwarzen Hahn an seiner Seite. Denn er ist ein Außenseiter, für die trottelige Dorfgemeinschaft ist er zu klug und hat zu sanfte Augen. Eines Tages kommt ein Maler, mit dem er mitgeht. Martin erfährt trotzdem immer wieder Leid, lässt sich von seiner Mission aber nicht abbringen.

Die Geschichte spielt vor langer Zeit, als die Menschen noch ohne Annehmlichkeiten lebten, und während eines Krieges. Martin hat nicht nur wegen dieser entbehrungsreichen Zeit wenig zum Leben, auch die Dorfbewohner kümmern sich nicht um den Waisen. Sie freuen sich, dass Martin nach erbrachter Hilfe nur mit einer Zwiebel zufrieden ist. Sie sehen den schwarzen Hahn, der den Jungen überall hin begleitet, als Teufel an. Als er später das Dorf hinter sich gelassen hat, trifft Martin weiterhin immer wieder auf Elend und Grausamkeiten. Doch trotz allem ist er immer sehr mitfühlend und hilft mit seinem Scharfsinn nicht nur sich selbst. Das Buch hat insgesamt eine sehr drückende Stimmung, auch wenn es ein paar Stellen gab, an denen ich schmunzeln musste.

Der Schreibstil kommt mit kurzen und prägnanten Sätzen daher, der eben deshalb die Geschehnisse sehr eindrücklich schildert und direkt auf den Punkt bringt. Ich bevorzuge lieber bildhafte und beschreibende Erzählstile, weil ich bei dem vorliegenden immer Probleme im Lesefluss habe. Aber Stefanie vor Schultes Geschichte ließ sich überraschenderweise sehr leicht und schnell lesen. Es mag mit Sicherheit nicht nur an den wenigen Seiten gelegen haben, dass ich das Buch innerhalb weniger Tage durchgelesen hatte.

Das Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen und dort haben einige angesprochen, dass es sehr märchenhaft zu lesen ist und auch viele Eigenschaften oder Anteile von anderen Märchen beinhaltet. Den Eindruck habe ich auch gewonnen und konnte das Übersinnliche in der märchenhaften Erzählung besser verorten als in ein einem fiktiven historischen Roman, denn solche zu Zeiten des Mittelalters oder 30-jährigen Krieges gehören nicht zu meinen bevorzugten Genres. Dazu passt Martin, der Junge mit den sanften, gütigen Augen, der trotz dem Leid in seinem Leben immer rein bleibt. Auch die schlimmen Taten der Gegenspieler, die oftmals schockierend und gruselig sind, passen zu der Macht, die die Herrscher in Märchen auf grausame Art ausüben. Das Ende war mir persönlich zu perfekt abgehandelt und manche Details zu positiv, aber auch das passt zum Schluss „…und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“


Fazit:
Die Geschichte ist geprägt von Leid, Grausamkeiten und manches Mal auch Grusel. Sehr düster, was im Gegensatz zu dem Protagonisten Martin steht, der trotz allem immer gütig und scharfsinnig bleibt. Eine märchenhafte Erzählung, aus der man auch Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft ziehen kann.

Bewertung vom 16.08.2021
Der dunkle Schwarm Bd.1
Graßhoff, Marie

Der dunkle Schwarm Bd.1


weniger gut

Spannende Idee, aber zu wenig Erklärung im Weltenaufbau


Atlas bzw. Oracle lebt in einer Welt, in der die Menschen über ihre persönlichen Adics (Implantate im Gehirn) kommunizieren, die Klimaerwärmung weit vorangeschritten ist und zwar noch Staaten existieren, aber alles stark von den großen Konzernen kontrolliert wird. Atlas hat durch ihr Adic gewisse Fähigkeiten, die sie einsetzt um Informationen zu stehlen und sie im Untergrund unter dem Namen Oracle verkauft. Eines Tages erscheint Noah und möchte, dass sie herausfindet wer einen ganzen Hive (quasi wie ein Gruppenchat bei WhatsApp) ausgelöscht bzw. getötet hat, zu dem seine Schwester gehörte. Bei diesen Recherchen hilft Oracle immer ihr einstiger Ziehvater Julien, der aufgrund seines Androidendaseins heute eher als externer Datenverarbeiter für Oracle dient. Da diese zukünftige Welt in einer zerstörten Natur lebt, gibt es noch die Organisation „The Cell“, die gegen die großen Konzerne rebelliert. Das zukünftige Washington hat mich mit seinen unterschiedlichen Levels, den großen Wolkenkratzern und den Leuchtreklamen stark an die Welt in Marie Grasshoffs „Neon Birds“-Reihe erinnert. Nur ist das Leben hier noch düsterer, da z. B. die Natur nur noch in unter Kuppeln angelegten Gärten existiert, der Blick auf die Sonne bzw. die Sterne nur noch sehr selten möglich und mittlerweile hauptsächlich künstlich ist, sowie die meiste Nahrung.

Und damit kommen wir zu meinem größten Kritikpunkt: Das Aussehen der dystopischen Welt konnte ich mir gut vorstellen, aber wie die Gesellschaft strukturiert ist und die Menschen leben, leider nicht. Der Unterschied zwischen Oracles Adic und dem der anderen wurde mir zu Beginn nach und nach klarer. Trotzdem haben mir diesbezüglich viele Informationen gefehlt, um mir ein umfassendes Bild der Gesellschaft zu bilden und damit Oracle und Noah bei ihrer Recherche verstehen zu können. Wie funktionieren Hive-Minds? Wann und wie erhält man das Implantat? Welchen Status und welche Rechte haben die Androiden? Sind sie nur Arbeiter für die reichen Menschen oder ist es ihnen möglich ein eigenständiges Leben zu führen? Von der Autorin ist man deutlich dickere Bücher gewohnt und auch hier hätte ich mir mehr Seiten gewünscht. Ich weiß, dass dieses Buch zunächst als Hörbuch mit begrenzter Wörterzahl erschienen ist, aber eine erweiterte Version in Schriftform hätte mir mehr zugesagt und mich mehr in das Geschehen eintauchen und mitfiebern lassen.


Die zweite Buchhälfte hat mich insgesamt etwas versöhnlicher gestimmt. Ich hatte immer noch manchmal Fragezeichen im Kopf, aber es wurde langsam mehr erklärt, wodurch ich tiefer in die Geschichte eintauchen konnte. Trotzdem war vieles für mich zu spät erwähnt. Hier wurde auch endlich das Geschehen rasanter und es kam viel mehr Spannung auf. Durch den ständigen Wechsel der Orte und das Aufeinandertreffen von Atlas, Julien und Noah mit unterschiedlichen Charakteren nimmt die Geschichte endlich an Fahrt auf. Mit einem Detail am Ende hätte ich fast gar nicht mehr gerechnet, aber mich gefreut, dass es noch erwähnt wurde. Die Erkenntnis hat mich sehr überrascht: Die Autorin hat definitiv eine Bombe platzen lassen. Und dann tat Alaska etwas, was mir zum einen nicht gefallen hat (muss es nicht, ich weiß), aber zum anderen hab ich es auch mal wieder nicht verstanden. Obwohl Alaska sehr leicht in die Köpfe anderer schauen kann, hat sie es mir nicht leicht gemacht, es bei ihr ebenso zu tun und ihre Gefühle gänzlich nachvollziehen zu können. Die Szene ist überhastet und ich hätte mir mehr aktives und verbales Geschehen gewünscht.




Fazit:
„Der dunkle Schwarm“ beinhaltet eine tolle Idee, deren Umsetzung aber noch ausbaufähig ist, wodurch ich mich in der faszinierenden Welt nie richtig zurechtfinden konnte. Wer gerne verstehen möchte wie etwas funktioniert, sollte vielleicht lieber die Finger von dem Buch lassen. Es ist es sehr schade, dass mich die Geschichte nicht mitreißen konnte, Potential dazu hat sie definitiv!

Bewertung vom 15.08.2021
Eine Insel zwischen Himmel und Meer
Wolk, Lauren

Eine Insel zwischen Himmel und Meer


sehr gut

Eine gemächliche, spannende und abenteuerreiche Suche

Osh und Crow leben Anfang des 20. Jahrhunderts auf einer der Elisabeth-Inseln vor der Küste Massachusetts. Als kleines Baby wurde Crow in einem Boot an den Strand von Oshs Insel gespült, woraufhin er sie bei sich aufnahm. Mittlerweile ist Crow 12 Jahre alt und möchte erfahren, woher sie kommt. Doch Osh hat Angst, was sie herausfinden könnten und wie sich dies auf Crows und sein Leben auswirken wird. Dabei spielt auch die Nachbarinsel Penikese und deren Vergangenheit eine wichtige Rolle. Im Nachwort erwähnt die Autorin noch viel mehr, wozu die Insel früher genutzt wurde.

Der Satzbau ist eher kurz und prägnant gehalten, was mich im Lesefluss etwas gestört hat, da ich solche abgehakten Schreibstile eher weniger mag. Für die 12-jährige Crow und ihre Gedanken ist diese Ausdrucksweise aber vollkommen passend. Man merkt ihr ihr junges Alter und das behütete Aufwachsen bei Osh an, sodass der Schreibstil sehr gut geeignet für die junge Zielgruppe des Buches ist.

„Du kannst von anderen Menschen lernen, oder du kannst lernen, indem du deine Augen offen hältst. Aber du kannst auch von dir selbst lernen. Von dem, was deine innere Stimme dir sagt. Wenn du nur darauf achtest.“, Osh, S. 90

Während Crow sich auf die Suche nach ihren Wurzeln begibt, bekommt man sehr viel von dem Alltag der beiden Inselbewohner mit. Sie fangen Hummer auf dem Meer und kümmern sich um ihren kleinen Gemüsegarten. Miss Maggie von der Nachbarinsel unterstützt Osh bei der Erziehung von Crow und kocht leckere Suppe, wenn einer der beiden krank ist. Dafür hilft Crow Miss Maggie ebenfalls, zum Beispiel beim Zusammentreiben ihrer Schafe oder sie bringen ihr frischen Hummer. Dabei kommen auch die Beschreibung des Meeres und die Beobachtungen auf den anderen Inseln nicht zu kurz.

Woher Crow stammt, wollte ich auch unbedingt erfahren, aber anfangs war dann einiges so offensichtlich, dass man nur langsam mitverfolgen konnte, wie Crow Schritt für Schritt einiges über ihre Herkunft herausfindet. Doch der anfängliche Schein trügt, denn damit verbunden kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht. Außerdem kommt auch von außen einiges auf die Inselgruppe, was dem Buch viel Spannung und Abenteuer verleiht. Insgesamt erzählt die Geschichte wie Crow langsam ihre Wurzeln findet und welche Gefühlsachterbahn sie dabei erlebt.


Fazit:
Auf „Einer Insel zwischen Himmel und Meer“ leben Osh und seine Tochter Crow, die herausfinden möchte, woher sie stammt. Der Schreibstil ist mir persönlich zu abgehakt, aber dessen Einfachheit ist gut für die eigentliche Zielgruppe des Buches zu lesen. Neben dem einfachen Leben der beiden und den Beschreibungen des Meeres wird die Geschichte zunehmend spannend und abenteuerlich.

Bewertung vom 14.08.2021
Claire / New York Diaries Bd.1
Taylor, Ally

Claire / New York Diaries Bd.1


ausgezeichnet

Mut, Liebe, Schmerz

Charaktere:
Claire ist 32 und nach einer gescheiterten Beziehung wieder in ihrem Kinderzimmer gelandet. Sie ist eine aus dem Leben gegriffene Protagonistin, die jammern, weinen, aber auch ihr Leben anpacken kann.
June ist seit Jahren Claires beste Freundin. Neben ihrem IT-Job ist sie jedoch sehr aufgeweckt, liebevoll verrückt und hat ein ausgeprägtes Sexleben.
Danny ist der beste Freund von Claire und June. Die drei haben schon zu Collegezeiten zusammengewohnt, wobei Danny sie über Claires Ex hinweggetröstet hat.
Jamie wohnt direkt über Claire und Danny. Er war Claires erste große Liebe, die sie nie vergessen konnte.


Meine Meinung:
Claire landet nach eineinhalb Jahren London und einer gescheiterten Beziehung wieder in ihrem alten Kinderzimmer. Mit ihrer exzentrischen Mutter, all den Erinnerungen und der jugendlichen Claire, die ihre Spuren an den Zimmerwänden hinterlassen hat, ist es mehr als ungemütlich, weshalb sie zu ihrer Freundin June ins Knights Building zieht. Allein schon Claires Ankunft über das Dach und die Tatsache, dass sie in dem begehbaren Kleiderschrank ihrer Freundin wohnt, lässt den Leser schmunzeln. Mit einem Ex-Freund über Claire und ihrem besten Freund im Zimmer nebenan ist das Chaos schon vorprogrammiert – Gefühlschaos pur.
In der Geschichte geht es nicht nur um Claires (verpatztes) Liebesleben sondern auch der Suche nach ihrem Platz im Leben. Ernsthafte Gespräche der Protagonisten wechseln sich mit lustigen Begebenheiten ab, sodass das Buch stets gut unterhält. Durch die Ich-Perspektive und Claires Tagebucheinträgen erhält man einen guten Einblick in ihre turbulente Gefühlswelt.

Mit ihrem lockeren Schreibstil erzählt Ally Taylor (Anne Freytag) von Claires Ängsten, Gefühlen und oft witzigen Gedanken. Ihr Humor und ihre spritzigen, ungewöhnlichen Vergleiche peppen die gesamte Geschichte auf. Die Leserin kann gar nicht anders, als mit Claire mitzufiebern, zu heulen und mit den Männern zu flirten. Die Nebencharaktere sind auch alle sehr gut ausgearbeitet. Claires Bruder Josh erfährt eine Wende in seinem Liebesleben und June ist für den Moment zufrieden und hört deshalb noch lange nicht zu Träumen auf. Auch Sahra, deren Geschichte im zweiten Buch erzählt wird, lernt man hier schon kennen. Am liebsten möchte ich jetzt schon mehr (Lese-)Zeit mit ihr verbringen.

"Ich spüre, wie viel Spaß alle anderen haben. Sie sind unterwegs mit Freunden. Sie haben ihren Platz. Nur ich nicht. So als bräuchte man fürs Leben eine verdammte Reservierung, und mir hat niemand etwas davon gesagt." S. 33

Ab und zu haben mir ein paar Kleinigkeiten gefehlt, was aber nicht sonderlich gestört hat, denn oftmals passierte genau das einige Seiten später.

Das I-Tüpfelchen an dem Buch ist der Soundtrack, der als Playliste mitgeliefert wird. Ich kann beim Lesen normalerweise keine Musik nebenbei hören, aber bei New York Diaries – Claire habe ich die gesammelten Lieder der Autorin hoch und runter gehört.



Fazit:
New York Diaries – Claire überzeugt durch den humorvollen und lockeren Schreibstil, der der sarkastischen und vom Liebesleben gezeichneten Protagonistin Claire ihren einzigartigen Charakter verleiht. Auch wenn man langsam wahrnimmt, in welche Richtung die Liebesgeschichte laufen wird, lassen die Wendungen und vielen kleinen Details die Leserin mitfiebern. Ich hatte viel Spaß mit den Bewohnern des Knights Building und freue mich im Januar Sarah näher kennenzulernen.
4,5 Sterne

Bewertung vom 14.08.2021
Zwillingssterne (eBook, ePUB)
Moracho, Cristina

Zwillingssterne (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Geschichte einer wahren Freundschaft

Die 17-jährigen Althea und Oliver sind allerbeste Freunde. Ihre Freundschaft besteht, seitdem sie 6 Jahre alt waren und ist so eng, dass sie alles miteinander machen und teilen. Athea ohne Oliver gibt es nicht, genauso wenig wie Oliver ohne Althea. Althea ist aufbrausend und impulsiv, Oliver ruhig und wird von jedem gemocht – Gegensätze ziehen sich eben an. Weil Olivers Vater vor vielen Jahren gestorben ist und Altheas Mutter sie als kleines Kind verlassen hat, haben die beiden ein Leben mit nur einem Elternteil gemeinsam. Da sich die beiden Jugendlichen auch sehr ähnlich sehen, werden sie oft für Zwillinge gehalten. Als Oliver krank wird und wochenlang im Schlaf gefangen ist, sind die Zwillingssterne getrennt und Althea plötzlich auf sich alleine gestellt. Während Olivers Schlafepisoden dreht sich die Welt weiter und alles ändert sich, auch Althea, nur für Oliver selbst bleibt die Zeit stehen. Althea versucht sich alleine in ihrem neuen Alltag ohne Oliver, mit dem sie all ihre Zeit verbracht hat, zurecht zu finden und ändert sich dadurch unweigerlich. Oliver erwacht nach Wochen, die es für ihn jedoch nie gegeben hat.

Dass Althea seit kurzem mehr für Oliver empfindet, macht die Sache nicht leichter. Es ist unabwendbar, dass sich die Freundschaft der beiden ändert. Auch wenn sie immer noch viel Zeit miteinander verbringen und viel füreinander empfinden, muss Oliver einen Weg finden um mit seiner plötzlichen Krankheit klar zu kommen und Althea damit, alleine zu sein. Althea macht dabei eine sehr große Veränderung durch. Sie ist eher eine Einzelgängerin, will ihren Willen durchsetzen und ist sehr emotional. Als sie Oliver durch seine Krankheit für längere Phasen verliert, macht sie eine enorme Entwicklung durch. Viele Charakterzüge treten erst jetzt auf oder sind nun offensichtlicher, wodurch ich mich erst an sie gewöhnen musste. Dadurch war sie mir erstmals fremd, bis ich sie wieder neu kennengelernt hatte.

Cristina Moracho hat einen sehr intensiven Schreibstil. Auch wenn die Geschichte nicht gerade sehr spannungsreich abläuft, wird der Leser in einer Sogwirkung gefangen, wodurch er das Buch kaum aus der Hand legen kann. Die Gefühle und Beziehung der Charaktere wurden sehr eingehend beschrieben, sodass man den vollständigen Charakter aller Personen vor Augen hatte.

Dieses Buch zeigt, wie tief und eng eine Freundschaft, die viel gemeinsam verbrachte Zeit aufweist, sein kann. Aber auch, wie sehr selbst so eine Beziehung durch Krankheiten oder sich verändernde Gefühle belastet wird. Im Laufe der Geschichte müssen die beiden auch oft alleine ihren Weg finden, wobei man immer merkt, wie sehr sie den jeweils anderen brauchen und helfen wollen. Das Ende beantwortet die Frage, wie ihre Freundschaft diese Belastungsprobe ausgehalten hat und sich künftig ändert. Am Schluss trat jedoch ein Aspekt auf, der für mich sehr irreal war. Auch wenn die Endsituation aus meiner Sicht teilweise unrealistisch wurde, hat sie perfekt zu Althea und Oliver gepasst.

Fazit:
„Zwillingssterne“ ist eine sehr intensive Geschichte über Freundschaft und Probleme im Jugendalter. Das Buch behandelt vor allem, wie sich zwei sehr enge Freunde voneinander lösen und sich trotzdem immer nahe bleiben. Ich habe bisher kaum Bücher gelesen, die Freundschaft so gut und intensiv darstellen konnten, wie Cristina Morachos Debüt.

Bewertung vom 12.08.2021
Wie Träume im Sommerwind
Herzog, Katharina

Wie Träume im Sommerwind


sehr gut

Ein schöner Roman mit viel Natur

Emilias Schwester Clara hatte einen schweren Autounfall, weshalb Emilia von Paris in ihre Heimat auf Usedom zurückkehrt. Aber es geht nicht ausschließlich um die Genesung ihre Schwester, sondern auch um deren beiden Kinder Felix und Lizzy, Emilias Eltern, bei denen es zu kriseln scheint, die Rosengärtnerei, die schon bessere Tage gesehen hat, und nicht zuletzt um Josh, in den Emilia schon lange verliebt ist. Als Emilia in Claras Sachen ein Foto von einer besonders schönen Rose, die auch deren Namen trägt, findet, macht sie sich mit Lizzy auf nach Kent, um diese besondere Blume zu finden. Doch dort stoßen sie auch auf Claras Geheimnis, von dem ebenfalls ab und zu Kapitel rückblickend erzählen.

Das Highlight des Buches sind definitiv die vielen Beschreibungen der Natur. Alleine schon der Rosenhof von Emilias und Claras Eltern muss wunderschön sein. Eine ganze Gärtnerei und Garten mit Rosen bestückt, lässt mein Herz definitiv höher schlagen. Die Blüten und deren Duft wurden von Katharina Herzog sehr bildlich beschrieben. Da Emilia eine besonders feine Nase hat, werden auch sehr oft Düfte von Personen oder Orten beschrieben, was der Geschichte etwas besonders verleiht. Viele Rosensorten wurden sogar beim Namen genannt und ich werde mir alle nochmal genauer anschauen. Mindestens eine davon wird bestimmt irgendwann in meinem Rosengarten, von dem ich träume, einen Platz finden. Auch die Landschaft in Kent, als Emilia, Josh und Lizzy dort unterwegs sind und an den Klippen entlang spazieren, ist wunderschön. Besonders die Beschreibungen des weißen Bereichs in den Sissinghurst Garden haben es mir angetan. Dass die Autorin für das Buch eine Recherchereise gemacht hat und auf den Spuren der Protagonisten war, kann man in der Liebe zu den detailreichen Beschreibungen sehr gut erkennen.

„Damals, in ihrer Kindheit und Jugend, […] als es noch so viel Zukunft zu geben schien, und so wenig Vergangenheit. Unbesiegbar hatte sie sich in dieser Zeit gefühlt, und sie war felsenfest davon überzeugt gewesen, alles erreichen zu können, was sie sich wünschte.“, 23 %

Zum Ende hin entwickelt sich in der Liebesgeschichte so ein typisches Missverständnis, bei dem der/die Leser/in nur den Kopf schütteln kann. Ich frag mich, warum in Büchern nicht mal eine gesunde Eifersucht oder ein echtes Problem behandelt wird? Nachdem das dann aber glücklicherweise aufgrund des Drängens von Josh bald aus der Welt geschafft wurde, schließt das Buch zu einem schönen Ende ab. Als ich auf die Seite des Epilogs blätterte, war ich überrascht und etwas enttäuscht, dass nur noch wenige Seiten vor mir liegen. Bezüglich eines Themas hätte ich aber noch mehr erfahren wollen. Es war mir zu schnell abgehandelt und in mir bleibt die Frage zurück, wie es diesbezüglich weitergeht.


Fazit:
„Wie Träume im Sommerwind“ besticht durch die Vielzahl an Rosen, deren detaillierten Beschreibungen und Schilderungen von Düften. Auch ein Familiengeheimnis und der Glaube spielen eine nicht unwesentliche Rolle. Am Ende hat mir etwas gefehlt, aber insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Wer Rosen oder schöne Gärten liebt, dem wird das Buch definitiv gefallen.

Bewertung vom 11.08.2021
Das Leuchten unserer Träume
Atkins, Dani

Das Leuchten unserer Träume


sehr gut

Emotionale, mitreißende Geschichte mit kleinen Schönheitsfehlern

In Sophies Wohnung bricht Feuer aus und sie steht verzweifelt am Schlafzimmerfenster, während der Rauch immer weiter zunimmt. Ein Passant auf der Straße kommt ihr zu Hilfe und sie entkommt knapp den Flammen. Der Mann, Ben, ist sehr hilfsbereit und zuvorkommend, sodass sich die beiden wieder begegnen. Sophie findet ihn charmant, doch sie hält ihr Herz verschlossen, um sich vor weiteren Verlusten zu schützen. Denn vor vielen Jahren ist ihr Bruder bei einem Unfall ums Leben gekommen, weshalb sie sich abschottet. Es ist sehr gut geschildert, wie Sophie jeglicher menschlichen Beziehung aus dem Weg geht und nur ihre beste Freundin an sich heranlässt.

Überaus gefühlvoll vermittelt die Autorin die Erlebnisse ihrer Protagonisten. Obwohl sie schlimme Schicksalsschläge erleben, fühlt man sich während dem Lesen so wohl. Dani Atkins schafft es, eine besondere Atmosphäre zu erzeugen, in der der Leser die Gefühle von Sophie und Ben selbst verspüren, ohne sich jedoch unangenehm zu fühlen. Ich liebe ihren emotionalen und feinfühligen Schreibstil. Deshalb ist die Geschichte wunderschön, bricht dem Leser aber auch an ein paar Stellen das Herz, sodass ich am Ende einige Tränen in den Augen hatte.

"Egal wie verzweifelt man sich etwas wünscht, es bedeutet nicht, dass sich der Wunsch auch erfüllt." - Ben, S. 348

Obwohl die Geschichte so schön, und manchmal traurig ist, haben mich die gelegentlichen Logikfehler (zB BH) gestört. Sie verwirren mich kurzzeitig in der Situation, sind glücklicherweise aber nicht bedeutend für den Verlauf der Geschichte.

Das Ende ist, wie von der Autorin gewohnt, sehr emotional. Ein Detail habe ich schon lange geahnt, trotzdem hat mich das Ende sehr beeindruckt und getroffen, denn Dani Atkins setzt mit einem kleinen Trick nochmals Emotionen drauf. Ich habe einige Tränen verdrückt und das Buch mit einem Lächeln geschlossen.

Fazit:
"Das Leuchten unserer Träume" erzählt, wie von Dani Atkins gewohnt, eine sehr emotionale Geschichte über Sophie und Ben. Ihre Schicksale haben mich tief berührt, nicht zuletzt wegen dem absolut feinfühligen und gefühlsbetonten Schreibstil der Autorin. Der Schluss nimmt emotional nochmal an Fahrt auf, sodass auch auf Seiten der Leser Tränen fließen. Obwohl ich den Roman wieder sehr schön finde, haben mich ein paar kleine Fehler im Lesefluss gestört.

Bewertung vom 11.08.2021
Ich und die Menschen
Haig, Matt

Ich und die Menschen


ausgezeichnet

Ein Roman über das, was uns Menschen ausmacht

Der brillante Mathematiker Andrew Martin hat einen Beweis gefunden, der die Menschheit enorm voranbringen würde. Doch eine außerirdische Lebensform ist der Überzeugung, die Menschen auf der Erde wären mental für diesen Fortschritt nicht bereit. Deshalb wurde einer von ihnen auf die Erde geschickt, in den Körper von Andrew Martin, um die Veröffentlichung des mathematischen Beweises zu verhindern.

Das Buch ist ein Bericht, eine Erzählung des Außerirdischen darüber, wie er seine Zeit auf der Erde erlebte. Deshalb gibt es zu Beginn zwei Vorworte, einmal für uns Menschen und nochmals für die Vonnadorianer, seine eigene Lebensform. Schon hier erhält man einen Eindruck, was diese Außerirdische charakterisiert. Zum einen sind sie viel intelligenter als die Menschen und nehmen z. B. Bücher durch einen Chip auf, den sie schlucken und so in Sekundenschnelle das Buch „gelesen“ haben.

》Die Liebe ist beängstigend, weil sie eine extrem starke Sogkraft hat, wie ein ultramassives Schwarzes Loch, das von außen ganz harmlos wirkt, aber von innen jede noch so vernünftige Tatsache in Frage stellt, die man kennt. Man verliert sich, wie ich mich verlor, in der wärmsten aller Annihilationen. 《 S. 235

Da der Vonnedorianer das Leben von Andrew übernimmt, geht es auch um Mathematik, was die Geschichte mit faszinierenden Details für Mathematikliebhaber aufwertet. Für solche Leser, die Zahlen nichts abgewinnen können, macht es das Buch jedoch nicht weniger schön. Die teilweise schon philosophische Betrachtung über das Leben von uns Menschen und essentiellen Themen, die oft angesprochen werden, ließ mich das Buch langsamer lesen. Es gibt so viele Dinge, die man einfach aufnehmen und darüber nachdenken möchte.

„In diesem Buch geht es darum, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.“, schreibt der Vonnadorianer zu Beginn des Buches und das fasst es perfekt zusammen. Der Außerirdische irrt am Anfang nackt auf einer Straße umher, da er nicht weiß, welche Regeln auf der Erde herrschen. Er sieht zunächst das komische Aussehen der Menschen, da uns die Nase aus dem Gesicht ragt, die lästige Nahrungsaufnahme um den Körper funktionsfähig zu halten und dass wir uns an Dinge und Menschen binden, die uns wichtig sind. Dies hat Matt Haig sehr gut dargestellt, da die Personen des Buches anfangs tatsächlich sachlich und auf das nötigste reduziert betrachtet wurden. Nach und nach lernt der Vonnadorianer aber unsere Lebensform kennen. Er erfährt, was den Menschen ausmacht. Er versteht, warum es uns ausmacht.

》Das also passiert, dachte ich bei mir [...], wenn man auf der Erde lebt. Man zerbricht. Man hält die Wirklichkeit in Händen, bis man sich verbrennt, und dann lässt man den Teller fallen. [...] Ja, jetzt war mir alles klar. Ein Mensch zu sein treib einen in den Wahnsinn. 《 S. 61

Fazit:
In "Ich und die Menschen" übernimmt ein Außerirdischer den Körper und das Leben des Mathematikers Andrew. Das macht es aber nicht unbedingt zu einem SciFi-Roman, sondern eher zu einer Geschichte über die Menschheit – über die Dinge, die uns ausmachen, die uns zu etwas besonderen machen; über viele Facetten unseres Lebens, die fragwürdig oder auch einfach nur wunderbar sind.

Bewertung vom 09.08.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Faszinierender und humorvoller historischer Krimi

Leo von Herzfeldt wechselt von Graz zur Wiener Polizei. Mit den neuen Ermittlungsmethoden, die zu der Zeit ihren Anfang nehmen, stößt er seine neuen Kollegen vor den Kopf. Im Prater wird eine Frauenleiche gefunden und bald darauf noch mehr. Leo und seine Kollegen ermitteln in dem Fall, wobei er zunehmend immer mehr Alleingänge macht und den ohnehin schon negativ gestimmten Kollegen noch mehr vor den Kopf stößt. Leo beherrscht zwar die neuen Methoden der Forensik, Fotografie und was ebenfalls noch nötig für die Aufklärung ist, jedoch hat er sich zum Schluss eher unprofessionell verhalten und dabei einige Sympathiepunkte bei mir eingebüßt. Mein liebster Charakter dagegen war der Totengräber Augustin, der für die Ermittlungen schon bald eine wichtige Rolle spielt. Trotz seiner Tätigkeit, ist er sehr schlau und hat einen unschlagbaren Humor, manchmal etwas trocken, aber ich musste so oft grinsen. Der Totengräber hat durch die Aufbahrung der Toten und den Schichtgräbern, die regelmäßig wieder geöffnet und neue Leichen darin begraben werden, ein umfassendes Wissen über die Verwesung erworben. Dieses hält er in einem Buch fest, dessen Auszüge regelmäßig zu Beginn der Kapitel stehen.

Oliver Pötzsch beschreibt während der Geschichte das Wien von 1893. Der Protagonist ist oft in einer Kutsche unterwegs um z. B. zum Wiener Zentralfriedhof zu kommen. Dabei wird auch der Weg detailliert beschrieben, den man in der vorderen Buchklappe mitverfolgen kann. Nicht nur einmal habe ich bedauert, noch nie in Wien gewesen zu sein oder dort zu wohnen, da die Stadt so eindrücklich beschrieben wurde. Auch die damalige Zeit mit ihren neuen Errungenschaften der Fotografie und Telefonie werden oft in der Geschichte genutzt. Oliver Pötzsch verwendet auch einige Bezeichnungen der damaligen Zeit, z. B. bei der Bekleidung. Ich habe dadurch einige neue Wörter gelernt, die ich nachgeschlagen habe. Durch das Nachwort des Autors merkt man, wie intensiv er recherchiert und was ihn für diese Geschichte inspiriert hat.

Die Fälle, denn neben den toten Dienstmädchen gibt es noch geköpfte Leichen, zu verfolgen war sehr spannend. Die Wiener Polizei hatte viele falsche, aber auch richtige Fährten und ich habe gern mitermittelt. Kurz bevor Leo zum Schluss den Grund und den Täter kannte, habe ich dies ebenfalls geahnt. Aber bis dahin konnte ich stets mitraten, was ich bei Krimis sehr wichtig finde. Die Lösung des Falls um die toten Frauen hat mich sehr an meine Lieblingsserie Criminal Minds erinnert.


Fazit:
„Das Buch des Totengräbers“ ist ein sehr spannender historischer Krimi, der mit viel Detail zur damaligen Zeit und dem historischen Wien geschrieben ist. Die Fälle waren spannend mitzuverfolgen und besonders haben mir der Totengräber Augustin und sein Humor gefallen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.08.2021
The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen
Haig, Matt

The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen


ausgezeichnet

Eine kleine Umarmung

Matt Haig hat hier eine schöne Sammlung von Gedanken zusammengetragen, die ihn durch seine Depression geholfen haben bzw. die er dadurch erkannt hat. Er schreibt von persönlichen Begebenheiten, teils auch aus der Zeit seiner Depression, erwähnt Zitate, erzählt von realen Persönlichkeiten und schreibt auch über unsere Natur und das Universum. Dieses Buch enthält Analogien zum Leben, z. B. als er sich mit seinem Vater im Urlaub im Wald verlief und dieser erkannte, dass sie einfach gerade ausgehen müssten, um aus dieser Situation herauszukommen. Es wird von Fischen erzählt, die sich zusammenschließen um als ein großer Fisch zu überleben. Der Autor erwähnt unter anderem Personen, die sich verletzt in der Wildnis wiederfanden und wochenlang mit unzureichender Nahrung in die sichere Zivilisation zurückkämpften. Weiterhin führt Matt Haig Listen auf mit z. B. Filmen, die Trost spenden, oder Liedern, die ihn glücklich machen.

Der Autor erzählt, von den Höhen und Tiefen des Lebens: Von Alltäglichem, Beziehungen, Glück und Ziele. Anders als manchmal sehr naive Kalendersprüche, liest man in diesem Buch von Schmerz und Niedergeschlagenheit. Matt Haig wirft nicht mit irgendwelchen Phrasen um sich, die negative Lebenssituationen verhöhnen, nein, er zeigt, wie schlimm es ist und irgendwann auch wieder besser werden wird. Wie der Untertitel so schön sagt, macht er Hoffnung – Hoffnung, auf die Zukunft. Matt Haig fordert uns auf, uns selbst genug zu sein und auf unsere Bedürfnisse zu achten und diese zu verwirklichen.

„Geh mit dir selbst liebevoll um.“, S. 62


Fazit:
„The Comfort Book“ ist eine Sammlung von Matt Haig über „Gedanken, die mir Hoffnung machen“, wie der Untertitel es so schön beschreibt. Der Autor hat durch persönliche Begebenheiten, Zitate, die Natur und reale Persönlichkeiten Analogien und Aufmunterungen zu negativen Lebenssituationen geschrieben. Dieses Buch tröstet, gibt Hoffnung und ist wie eine kleine Umarmung im Alltag.