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Gina1627

Bewertungen

Insgesamt 238 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2019
Kastanienjahre
Baumheier, Anja

Kastanienjahre


sehr gut

Hier wurde ein Stück deutsche Zeitgeschichte fesselnd erzählt!
„Kastanienjahre“ war ein total entspanntes und fesselndes Leseerlebnis. Wunderbar werden hier Lebensgeschichten von Menschen mit Zeitgeschehnissen aus der ehemaligen DDR und der anschließenden Wende erzählt.

Mysteriöse Briefe und ein Zeitungsartikel ihrer Freundin Marina aus Deutschland offenbaren Elise Petersen, dass ihr ehemaliger Heimatort Peleroich dem Erdboden gleich gemacht werden soll. Über zwanzig Jahre ist es schon her, dass sie nach Paris ausgewandert ist, um sich dort einen Lebenstraum als Designerin und Inhaberin einer kleinen Boutique zu erfüllen. Sofort kommen Erinnerungen an das idyllisch gelegene Dorf an der mecklenburgischen Ostseeküste, ihre Eltern, ihre Kindheit und ihre Liebe zu zwei ganz unterschiedlichen Männern hoch. Henning gab ihr Halt und war immer für sie da, doch Jakobs Liebe erfüllte sie unendlich und sie konnte es nie überwinden, dass er von einen auf den anderen Tag plötzlich verschwunden war. Ihre Hoffnung, dass er noch lebt und sie sich irgendwann einmal wieder gegenüberstehen werden, hat sie bis heute nicht aufgegeben. Elise reist nach Peleroich und hofft mehr von dem unbekannten Briefeschreiber zu erfahren.

„Kastanienjahre“ war mein erstes Buch von Anja Baumheier das ich gelesen habe. Ihr leicht zu lesender und sehr angenehmer Schreibstil hat mir gut gefallen. Durch die zwei zeitlich unterschiedlichen Erzählstränge und die Neugierde, wer und was hinter dem anonymen Verfasser der Briefe steckt, bin ich nur so durch die Geschichte geflogen. Mit sehr interessanten und auch aufreibenden Charakteren schafft es die Autorin, dass man die menschlichen und politischen Entwicklungen der damaligen Zeit, hautnah noch einmal miterlebt. Die sozialistischen Ideale, politischen Gängelungen und Propagandamaßnahmen, aber auch die Bevormundung der Bevölkerung und ihre Angst, ihr Misstrauen und ihre Vorsicht gegenüber jedem, hat Anja Baumheier sehr gut dargestellt. Hier wurde nicht zu tief gegraben, sondern einfach nur eindringlich und ehrlich erzählt.

Richtig gereizt hat mich im Buch der unsympathische Charakter von Bürgermeister Ludwig Lehmann. Er verkörpert sehr authentisch die Menschen, die als eingeschworenes Parteimitglied ihre Macht aus ihrer Position heraus ausüben und die Dorfbewohner von Peleroich durch Spionage, Kontrollen, Verwarnungen und Strafen in Schach halten. Warmherzig erzählt, empfand ich das Leben von Christa und Karl, und ihrer gesundheitlich etwas angeschlagenen Tochter Elise. Sie waren mir sofort sympathisch. Elises zwiegespaltene Liebe zwischen zwei Männern hat mich gefühlsmäßig etwas hin und hergerissen. Henning ist ihr Fels in der Brandung, der mit seinem Leben zufrieden ist und nicht auffallen und anecken will und Jakob verkörpert den Frauenschwarm, der von einem selbstbestimmten Leben träumt und sich der Kunst widmen möchte. Schon früh herrscht ein Konkurrenzkampf zwischen beiden, der immer mal wieder aufflammt. Für mich hätte diese Dreiecksbeziehung ruhig noch etwas ausdrucksstärker durch tiefere Gefühle und Emotionen dargestellt werden können. Die ganze Zeit rätselt man während dem Lesen, wer hinter dem Verschwinden von Jakob steckt und ich war nicht ganz überrascht über die schicksalhafte Auflösung, dafür aber über die Entschlüsselung der Frage, wer der unbekannte Verfasser der Briefe ist und welche Beweggründe ihn hier angetrieben haben. Sehr schön empfand ich den Ausblick auf Elises weitere und positiv erscheinende Zukunft.

Mein Fazit:

Anja Baumheier hat mir mit Kastanienjahre wundervolle Lesestunden geschenkt und den Wunsch erzeugt, jetzt unbedingt auch noch ihren Roman Kranichland lesen zu wollen. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen der Geschichten mit historischem Hintergrund liebt. Sehr gerne vergebe ich hierfür 4 Sterne.

Bewertung vom 17.10.2019
Bücherkrieg / Die Bibliothek der flüsternden Schatten Bd.3
El-Bahay, Akram

Bücherkrieg / Die Bibliothek der flüsternden Schatten Bd.3


ausgezeichnet

Ich verneige mich vor dieser unglaublich fantasievollen und magischen Erzählkunst von Akram El Bahay! Mit Bücherkrieg ist ihm ein brillanter Abschluss seiner fesselnden Reihe über „Die Bibliothek der flüsternden Schatten“ gelungen. Es war ein unglaubliches Leseerlebnis und großes Kopfkino!

Eine abenteuerliche Flucht auf den Berg zum „Tor des Himmels“ liegt hinter Sam, Kani, Nusar, Shagyra und ihrem Gefolge aus befreiten Fabelwesen. Hier wollen sie neue Pläne für ihre Zukunft schmieden und überlegen, wie sie ihren anderen eingeschlossenen Artgenossen noch helfen können. Doch die Wüstenhexe Layl ist ihnen schon wieder auf den Fersen, findet ihren Rückzugsort und fordert sie zum Kampf auf. Eile ist geboten, da sie die Macht besitzt sie alle wieder in das Buch der geheimen Namen einzusperren. Ihre einzige Möglichkeit besteht darin, es vorher zu finden. Sam, als ehemaliger Dieb, hat hier vielleicht die besten Chancen es aufzuspüren und er wird zu seinem Schutz von Shagyra begleitet, während Nusar Layl vor den Toren von Mythia entgegentreten will.

Sehnsüchtig habe ich auf Akram El Bahays letzten Band „Bücherkrieg“ hin gefiebert und war schon nach den ersten Zeilen wieder eingefangen in seinem Märchen aus Tausend und einer Nacht. Sein wundervoller, schmeichelnder, poesievoller und spannender Schreibstil lässt einen alles um sich herum vergessen. Durch kurze Rückblicke kam das Gelesene aus den vorherigen Büchern wie auf Knopfdruck wieder hoch. Der Kampf gegen Layl, Kanis Verwandlung zur Sahira und ihre neue Bestimmung und Sams und Shagyras Abenteuer, das sie auf der Suche nach dem Buch der geheimen Namen in der Bücherstadt Paramythia erleben, haben Lesesucht pur ausgelöst. Immer wieder haben sich die Ereignisse überschlagen und man war ständig am Grübeln, wie sich die Charaktere aus ganz verzwickten Situationen herausmanövrieren. Herzklopfen hatte ich, als Kania und Layl ihre Kräfte gemessen haben, Sam und Shagyra vor dem Tintenjäger, der ständig sein Aussehen geändert hat, flüchten mussten und letztendlich auch bei der sehr atmosphärischen Szene in der Krypta, in der sich das Schicksal der Menschen und der Fabelwesen entschieden hat.

Sams Charakter wurde wieder herausragend dargestellt. Aus einem Meisterdieb wurde ein Held der Geschichte und ich habe es geliebt, wenn er Selbstgespräche führte, seiner Intuition folgte, immer einen Weg aus jedem Dilemma fand und bei ihm die Gefühle für seine große Liebe Kani hochkamen. Auch Shagyra hat mir ausnehmend gut gefallen, ein mutiger und kampfbereiter Pferdemensch, der alles dafür tut, dass wieder Frieden in Mythia herrschen kann. Bei den Episoden mit der heimlichen Bücherkönigin Umm und dem versteinerten Dreigestirn Thalia musste ich jedes Mal schmunzeln wenn ihre anzügliche und forsche Art durchkam. Layl hat mich durch ihre egoistische und machtbessene Art wieder unheimlich polarisiert und es war bedrückend zu erfahren, wie sie den Weißen Herrscher zu ihrem Verbündeten machen konnte. Vincent, der König der Diebe und Vater von Sam und die Eule Jacobus wurden in ihren Rollen als Freiheitskämpfer und Rebellenanführer perfekt dargestellt. Nusars Aura als geflügelter Schwarzer König strahlte eine große Erhabenheit aus und mit dem Ausgang seines Schicksals habe ich überhaupt nicht gerechnet. Unheimlich schön war es an Kanis Entwicklung teilzunehmen. So feinfühlig wurde hier beschrieben, wie sie in ihre neue Rolle als Sahira hineinwächst. Sie muss erst das Gleichgewicht ihrer Gefühle finden und es war ein ständiger innerlicher Kampf zwischen Besonnenheit, Zweifeln, Hass, Wut und letztendlich Weisheit. Für ihre Liebe zu Sam hat Akram El Bahay ein überraschendes und schönes Ende gefunden.

Mein Fazit:

Akram El Bahay hat mich mit „Bücherkrieg“ wieder total begeistert und das Buch zusammen mit seinen beiden Vorgängerbänden zu einem besonderen Lesehighlight gemacht. Ich kann diese Reihe nur jedem empfehlen, der fantastische Märchen liebt!

Bewertung vom 14.10.2019
Leas Spuren
Storks, Bettina

Leas Spuren


ausgezeichnet

Ein Lesehighlight und Herzensbuch!
Einzigartig und wunderschön! Für mich war „Leas Spuren“ ein Lesehighlight! Schon lange nicht mehr war ich so ergriffen, eingefangen und begeistert von einer Geschichte, die durch ihre tollen Charaktere und die sehr gekonnte Einbindung von historischen Begebenheiten glänzt. Großes Gefühlskino mit Gänsehautfaktor!

Für die Kunsthistorikerin Marie Bergmann ändert sich auf einmal ihr ganzes Leben, als sie einen Brief von Notar Lambert erhält und erfährt, dass sie neben Nicolas Blanc Miterbin einer erstklassigen Immobilie in Paris ist. Doch dieses Vermächtnis wurde an eine Bedingung geknüpft. Zusammen sollen sie innerhalb eines Jahres das verschollene Gemälde „Mädchen im Jardin du Luxembourg“ ausfindig machen und es den Überlebenden der jüdischen Familie Stern zurückgeben. Bei ihrer Suche werden sie mit der Vergangenheit ihrer eigenen Familien, den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges und dem Entstehen ihrer zarten Gefühle füreinander konfrontiert.

Mit „Leas Spuren“ habe ich ein neues Herzensbuch für mich gefunden. Absolut fesselnd, unglaublich atmosphärisch, bewegend, bedrückend und herzerwärmend erzählt Bettina Storks eine so lebendige Geschichte, die mich nicht mehr losgelassen hat. Ich bin mit Marie, Nicolas, Victor und Charlotte durch die Zeit gereist und habe mich ihnen dabei so nahe gefühlt. Das ist echte Schreibkunst! Eine unheimliche Spannung kam auf, wenn Marie und Nicolas in Tagebüchern, Bilderalben, Postkarten, der Wohnung von Victor und bei Olivier Porte im „Archiv gegen das Vergessen“, nach Spuren von Lea Stern suchten. Unheimlich bildlich wurden auch die Schauplätze in Paris und Stuttgart rübergebracht und man spürt, dass die Autorin diese bereist oder sogar dort gelebt hat. Gänsehaut und eine bedrückende Stimmung kam bei den Szenen während der nationalistischen Zeit und dem hochinteressanten Thema Kriegsbeute und Raub von wertvollen Kunstgegenständen auf. Große Emotionen haben diese durch ihre Intensität bei mir erzeugt. Die letzten vierzig Seiten war ich nur noch ergriffen und mir sind immer mal wieder die Tränen gekommen. Das nenne ich Miterleben pur!

Durch drei sich abwechselnde Handlungsstränge, die aus Sicht von Marie, Charlotte und Victor erzählt werden, kommen diese Charaktere sehr gut zur Geltung und man fiebert mit jedem auf das weitere Geschehen hin. Hier wird richtige Lesesucht ausgelöst!

Mit Marie hat Bettina Storks einen fesselnden und einzigartigen Charakter erschaffen. Sie war mir total sympathisch durch ihren Familiensinn, ihre einfühlsame Art, ihr Verantwortungsbewusstsein, ihre Hartnäckigkeit und ihren Spürsinn für Menschen und deren Gefühle. Ebenso gut hat mir auch Nicolas gefallen. Ein attraktiver Mann, der zurückhaltend, wertschätzend und liebevoll mit Marie umgeht und der seine Lebensplanung nach ihrem Kennenlernen ändert. Auf ihrer Suche nach Lea begegnen sie Menschen, die sich auch noch Generationen später angegriffen und schuldig fühlen und die Zeit ihrer Ahnen am liebsten verdrängen oder stillschweigen wollen. Ihre Emotionen und Beweggründe wurden hervorragend dargestellt. Victor und Charlotte einzeln und gemeinsam kennenzulernen und zu erleben war auch großes Kino. Zwei tolle Charaktere, die das Schicksal zusammengeführt hat und deren Lebenswege mich unheimlich berührt haben. Ich könnte noch so viele weitere Protagonisten aufzählen, die diese Geschichte bereichert haben.

Mein Fazit:

Mit „Leas Spuren“ hat Bettina Storks bei mir durch ihre wundervolle Erzählweise einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Für mich war es das zweite Buch aus ihrer Feder, das ich gelesen habe und sie ist jetzt definitiv zu einer meiner Lieblingsautorinnen geworden. Dieser Roman erhält von mir eine absolute Leseempfehlung und eine 5 Sterne plus Bewertung!

Bewertung vom 01.09.2019
Das Geheimnis der Fjordinsel
Kabus, Christine

Das Geheimnis der Fjordinsel


ausgezeichnet

Christine Kabus hat mich mit ihrem Norwegenroman „Das Geheimnis der Fjordinsel“ wieder total verzaubert und auf eine wunderbare Lesereise mitgenommen. Bildgewaltig, fesselnd und sehr atmosphärisch wurden hier die Lebenswege von zwei faszinierenden Frauen erzählt und ein Geheimnis aufgedeckt, auf dessen Entschlüsselung man die ganze Zeit hin gefiebert hat.

Für die junge Rike ist es ein herber Verlust, als ihr über alles geliebter Großvater Fiete plötzlich stirbt. Er hat sie, an Stelle ihrer Mutter, von Kindesbeinen an alleine großgezogen und beide verband die Liebe zur Schifffahrt und das offene und herzliche Verhältnis zueinander. Doch dann erfährt sie aus gefundenen Briefen, dass ihre Großmutter Johanne aus irgendeinem Grund, Jahre vor ihrer Geburt, plötzlich zurück nach Norwegen gegangen ist. Rike macht sich auf den Weg zu einer kleinen Insel im Oslofjord um zu erfahren, ob sie noch am Leben ist und stößt dabei auf ein Geheimnis, dass weit in der Vergangenheit zurückliegt.

Ich liebe die Norwegenromane von Christine Kabus und ihren warmherzigen und unglaublich bildlichen Schreibstil. Sehr gekonnt hat sie hier Rikes Geschichte, die im Jahr 1980 spielt, mit der von Johanne aus dem Jahr 1926 langsam ineinander verwoben und einen dabei in einen wunderbaren Wohlfühlmodus versetzt. Durch die zwei zeitlich unterschiedlichen Erzählstränge, deren Wechsel in besonders spannenden Momenten erfolgte, fesselte sie einen dermaßen an die Geschichte und die Zeit beim Lesen verging wie im Flug. Beide Frauen müssen sich in ihrem Leben gegen die dominierende Männerwelt behaupten und es war unglaublich spannend in Johannes Fall, wie ihr das auf raffinierte Weise gelungen ist. Sie musste sich in Norwegen nach dem mysteriösen Tod ihres Vaters um ihre Familie kümmern und das Unternehmen vor einen zwielichtigen und gefährlichen Mann retten. Aufgrund der Prohibitation beschreitet sie mit dem Abenteurer Leif illegale Wege und taucht in die Welt der Schmuggler ein. Doch ihr Widersacher kommt ihr auf die Schliche und sie muss um ihr Leben und das ihrer Lieben fürchten.

Für mich war Johanne in Christine Kabus Geschichte der herausragende Charakter. Ich habe sie für ihre Entscheidungsfreudigkeit, ihre vorrauschauende Art, ihr Trendgefühl und für ihr großes abenteuerliches und liebendes Herz bewundert. Als Tochter aus gutem Hause, die zuerst besonnen, selbstlos, vernünftig und zufrieden ist, entwickelt sie sich während des Geschehens langsam zu einer selbstbewussten und zielstrebigen jungen Frau. Gar nicht so einfach im Jahr 1926, in dem das weibliche Geschlecht noch nicht die Stellung hatte, wie zur heutigen Zeit.

Aber auch Rikes Charakter war unheimlich faszinierend. Sie ist so eine liebenswürdige Persönlichkeit, bei der man sich die ganze Zeit gefragt hat, warum sie von ihrer Mutter Beate einfach zu ihrem Großvater abgeschoben wurde. Als Rike sich auf die Suche nach Johanne macht, hat man die ganze Zeit mit ihr mitgefiebert, ob es zu einem Treffen kommen wird. Während ihrer Reise durfte man durch ihre Augen das wunderschöne Norwegen entdecken und es hat bei mir sofort Fernweh und Reiselust erzeugt. Doch dieser Aufenthalt, weit weg von ihrer Heimat Ostfriesland, verändert ihr bisheriges Leben noch auf eine ganz herzerwärmende Art.

Als Nebencharakter hat mich Beate sehr polarisiert. Bei ihr habe ich die ganze Zeit zwischen Unverständnis und Mitleid hin und hergeschwankt. Ihre Handlungen zeigen einem auf, dass es manchmal für Reue und Selbsterkenntnis zu spät sein kann.

Mein Fazit:

„Das Geheimnis der Fjordinsel“ war für mich eine wunderschöne und fesselnde Familiengeschichte, die eingebettet wurde in Norwegens atemberaubend tolle Kulisse und historischen Ereignissen. Für dieses besondere Lesevergnügen vergebe ich 5 hochverdiente Sterne.

Bewertung vom 31.08.2019
Schokolade aufs Brot
Pindeus, Simona

Schokolade aufs Brot


ausgezeichnet

Ein wundervoller Wohlfühlroman mit Charme und Witz!
Die perfekte Urlaubslektüre! Eine wunderschöne Liebesgeschichte wird hier mit so viel Humor, einem Augenzwinkern und ganz viel Herzenswärme erzählt. Einfach nur die Seele baumeln lassen und abtauchen! Was will man mehr?

Floras Leben läuft nicht ganz nach Plan, als sie nach ihrer gescheiterten Ehe samt ihren zwei kleinen Kinder wieder zurück in die Villa zu ihren Eltern zieht und einen Job im naheliegenden Krankenhaus annimmt. Das ausgerechnet hier ihr Herz wieder Purzelbäume schlägt, passt ihr im ersten Moment überhaupt nicht. Eigentlich hat sie die Nase voll von Männern, doch Julian Klee reizt sie ungemein und eine Tagung in Glücksburg fördert diese Gefühle noch. Doch Geheimnisse und so manches Hindernis muss hier noch überwunden werden.

Mit „Schokolade aufs Brot“ hat Simona Pindeus einen wundervollen Debütroman erschaffen, den ich mit einem Dauergrinsen und einem unheimlichen Wohlgefühl beim Lesen in einem Rutsch durchgesuchtet habe. Sie hat so eine herzerfrischende und charmante Art große Gefühle und auch Alltägliches zu erzählen. Ich habe ihre Wortspiele und warmherzigen Dialoge sehr genossen. Eine wunderbare Liebeskomödie, die einen zwischendurch Rätseln lässt und in kleinen Episoden auch schon mal zum Nachdenken bringt, wenn es gerade mal wieder um die Probleme und Schwierigkeiten geht, die durch einen Haushalt mit drei Generationen entstehen können. Liebe, Verständnis, Fürsorge, Rücksichtnahme aber auch Enttäuschung, Hilflosigkeit und Überforderung werden hier mit in die Geschichte eingeflochten.

Simona Pindeus hat eine ganz tolle Art, liebevolle Charaktere zu erschaffen. Flora Sandig und Julian Klee habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Total sympathisch und wie aus dem Leben gegriffen kommen sie rüber und man findet sich in der einen oder anderen Situation von ihnen selber schon mal wieder. Flora ist eine sehr ansehnliche und selbstkritische Mitdreißigerin, die ihr Herz auf der Zunge hat und sich durch ihre Spontanität in so manche peinliche Situation bringt. Sie lässt den Leser an ihren tiefsten Empfindungen teilnehmen und wird einem dadurch so nahbar. Probleme und Stress werden mit Schokolade überwunden, die sie sogar an den unmöglichsten Stellen an der Arbeit versteckt hat. Ihre Leidenschaft für diese Sünde hat sie auch an ihre Kinder weitergegeben, die am liebsten immer Schokolade aufs Brot haben möchten.

Mit ihrer kecken und unwiderstehlichen Art, ihren braunen Locken und dem herzförmigen Muttermal auf der Wange, macht sie den Kinderarzt Julian Klee wahnsinnig. Ein Traumtyp zum Dahinschmelzen, der sich eigentlich immer nimmt, wenn er etwas haben will. Doch unvorhersehbare Ereignisse, Missverständnisse und Unausgesprochenes machen ihm dabei einen Strich durch die Rechnung.

Weitere wunderbare Charaktere bereichern noch die Geschichte. Floras Eltern, die alles dafür tun, damit ihre Tochter wieder glücklich und zufrieden ist, oder auch ihre treue Freundin Silvie, die ihr immer zur Seite steht. Sehr amüsant war es, beide bei einer köstlichen Verfolgungsjagd und einem peinlichen Blind Date zu begleiten.

Mein Fazit:

Mit “Schokolade aufs Brot“ habe ich wundervolle Lesestunden genossen. Ein toller Roman mit ganz viel Humor, Liebe und ein kleines bisschen Kitsch, der perfekt zu allem passte. Simona Pindeus hat mich mit ihrer herzerfrischenden Erzählweise voll eingefangen und ich würde liebend gerne noch mehr Geschichten von ihr lesen. 5 Sterne für diesen Wohlfühlroman sind hier mehr als verdient!

Bewertung vom 31.08.2019
Jagd auf die Bestie / Detective Robert Hunter Bd.10
Carter, Chris

Jagd auf die Bestie / Detective Robert Hunter Bd.10


ausgezeichnet

Ein Thriller mit einer außerordentlichen Sogkraft! Einfach nur genial!
Chris Carter ist schon eine Liga für sich! Wie kein anderer versteht er es, einen dermaßen in die Geschichte hineinzuziehen. Ich bewundere seine unglaublich fesselnde, raffinierte und schockierende Erzählweise. Der Autor spielt wieder einmal mit der Vorstellungskraft seiner Leser und gibt jedem sein eigenes, unvorstellbares Kopfkino. Ein Thriller deluxe!

Robert Hunter, Profiler beim LAPD, ist stinksauer und fassungslos als er erfährt, dass Lucien Folter, dem bisher abartigsten Serienmörder alle Zeiten, die Flucht aus dem Lee-Hochsicherheitsgefängnis gelungen ist. Vor Jahren hat er ihn dingfest machen können und jetzt hinterlässt dieser, durch seine wiedergewonnene Freiheit, erneut eine blutige und grausame Spur. Doch Luciens eigentliches Ziel ist die Rache an Hunter. Als Meister des Bösen denkt er sich ein perfides Spiel für ihn aus und zeigt allen involvierten Ermittlern die Grenzen ihrer Vorstellungskraft und Handlungsfähigkeit auf. Wird ihn einer stoppen können?

Chris Carter ist auch mit dem 10. Band der Hunter und Garcia Thriller-Reihe wieder ein Meisterwerk gelungen. Hunters Jagd nach Lucien und ihr gemeinsames perfides Spiel waren für mich atemberaubend spannend und Nervenkitzel pur! Wie in einem Sog bin ich durch die Geschichte gejagt und konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Kurze, sich schnell abwechselnde Kapitel und Erzählstränge, aus Sicht von Hunter und seinen Kollegen und dem überaus polarisierenden Serienkiller Lucien, haben dazu beigetragen. Schon alleine der blutige Start ins Buch war ein Schocker und lies einen erahnen, was noch alles auf einen zukommen kann. Die Herausforderung zum Kampf, das Entschlüsseln von fast nicht zu lösenden Aufgaben unter Zeitdruck, die horrormäßigen Strafen beim Misserfolg und die verzweifelten Versuche, Herr über diese katastrophale Lage zu werden, haben nur noch Gänsehaut und Sprachlosigkeit bei mir erzeugt. Zum Ende hin spitze sich die Lage dermaßen zu, dass ich einfach nur noch Angst um Hunter hatte.

Für mich war es ein erstes Kennenlernen von Lucien Folter, da ich Band 6 „Die stille Bestie“ noch nicht gelesen habe. Was ist er nur für ein kranker Psychopath, der zwischen Genie und Wahnsinn steckt. Überaus intelligent, erfindungsreich, manipulativ, gewaltverliebt, experimentierfreudig und zu allem entschlossen. Wenn er zuschlägt wird es blutig und grausam. Ziemlich abartig ist es, wenn er seine Empfindungen, Beobachtungen und die vorausgerechneten Auswirkungen seiner Mordplanungen in einem Tagebuch festhält. Mich hat zwischendurch immer wieder die Frage beschäftigt, warum die ehemalige Freundschaft zwischen Hunter und Lucien sich ins Gegenteil gewandelt hat. Es ist mit ein Grund, warum ich unbedingt noch den Vorgängerband lesen möchte.

Hunter und sein Partner Garcia waren für mich wieder das Dreamteam, das sich ohne große Worte versteht und sich gut in den jeweiligen hineinversetzen kann. Es war unglaublich spannend, wie Hunter Luciens Gedanken und Handlungen lesen konnte. Doch immer wieder musste man um ihn zittern und zwischendurch sind mir sogar bei einer Szene die Tränen gekommen, weil etwas unglaublich furchtbares passiert ist. Ich bin sehr gespannt darauf, ob sich diese Beziehung wieder einrenkt.

Mein Fazit:

Chris Carter hat mir mit „Jagd auf die Bestie“ beste Thrillerkost geliefert. 413 Seiten pure Spannung, für die man auf jeden Fall starke Nerven haben muss. Hochverdient vergebe ich für dieses Buch 5 Sterne plus und eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.08.2019
Nadelherz / Hall & Hellstern Bd.3
Corbin, Julia

Nadelherz / Hall & Hellstern Bd.3


ausgezeichnet

Wow, kann ich hier nur sagen! Was für ein extrem spannender und toller Roman! Julia Corbin hat mir mit „Nadelherz“ alles geboten, was mein Thrillerherz höher schlagen lässt. Ein Aufklärungsfall, der mich aufgrund der unvorstellbaren Verbrechen und Gewalttätigkeiten schockiert hat, ein faszinierendes Ermittlerteam, das einen an ihrem Leben teilnehmen lässt und ein finales Ende, mit dem ich so überhaupt nicht gerechnet habe. Ein Top-Leseerlebnis!

Für Alexis Hall war der Urlaub schnell vorbei, als sie eilig zu einem neuen Fall gerufen wird, bei dem der Empfängerin ein besonderes Paket vom Postboten überreicht wurde. Warum bekommt ausgerechnet Tessa Maerten ein mit Nadeln bespicktes menschliches Herz zugeschickt? Albträume kommen bei ihr wieder hoch und die Ermittler fragen sich, ob die Sendung mit ihrem 477-tätigem Martyrium zusammenhängen kann, das sie nach einer Wanderung mit ihrer Freundin zusammen erleben musste. Ein Psychopath hat sie gefangen gehalten, gefoltert, erniedrigt und sie gegenseitig ausgespielt. Ihre Befreiung hat sie einem Zufall zu verdanken, der zum Tod ihres Peinigers und dem ihrer Freundin geführt hat. Wer schürt hier wieder ihre Angst? Weitere Herzen und Leichenfunde folgen und der Druck auf sie und die Polizei wird immer größer.

Nach den beiden Vorgängerbüchern der Hall & Hellstern Reihe habe ich schon dem Nachfolgeband „Nadelherz“ entgegengefiebert. Wieder einmal hat mich Julia Corbin mit ihrer unnachahmlichen und äußerst spannenden Erzählweise total begeistert. Die Einflechtung ihrer kriminalbiologischen Betrachtung der Fälle durch Karen Hellstern, deren analytische Vorgehensweise bewundernswert ist, haben bei mir Gänsehaut und extremes Kopfkino verursacht. Mit den sich abwechselnden Erzählsträngen aus Sicht des Ermittlerteams und dem von Tessa baute sie einen enormen Spannungbogen und einen richtigen Gruselfaktor auf. Alexis und Karens Wettlauf mit der Zeit, ihre Ratlosigkeit bei der Aufklärung des Falles, das Rätselraten über den Zustand der Opfer, die Sorge um Tessa und schließlich das riskante Einsetzen ihres Lebens haben mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen lassen. Herausragend erzählt empfand ich die Rückblicke auf „Tessas anderes Leben“. Hier erinnert sie sich an ihre Gefangenschaft, ihr Leid, Ihren Zorn und Hass und ihren unglaublichen Überlebenswillen. Ich war wirklich sprachlos über diesen Leidensweg und bewundere sie dafür, wie sie sich ein neues lebenswertes Dasein erkämpfen und aufbauen will! Wenn da nicht derjenige wäre, der sie daran hindern möchte! Anspannung pur kann ich nur sagen. Immer wieder ist man am überlegen, wer hinter dem ganzen stecken könnte. Verdachtsmomente gab es bei einigen Charakteren und einmal habe ich wirklich überlegt, es wird doch wohl nicht…! Doch mit der Auflösung am Ende konnte man überhaupt nicht rechnen und ich war umso geflashter!

Sehr gelungen fand ich auch wieder die Einbindung von Alexis und Karens Privatleben, das einem die Charaktere immer näher bringt und Emotionen bei einem erzeugt. Hier ist bestimmt von Vorteil, wenn man die beiden vorherigen Bücher auch schon gelesen hat. Alexis belastet ständig noch die Vergangenheit ihrer Eltern und die Erinnerungen kommen durch ihren aktuellen Fall andauern hoch. Ich freue mich jedoch darüber, dass sie ihr Herz langsam immer mehr für andere Menschen öffnen kann. Auch Karen leidet psychisch noch unter ihren furchtbaren und noch nicht lange zurückliegenden Erlebnissen und ich finde es unglaublich von ihr, wie sie sich für ihr Pflegekind Merle zurücknimmt, um ihr zu helfen und für sie da sein zu können. Ihr Privatlegen ist am Nullpunkt angekommen. Gut, dass sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehrt und dazu bereit ist, auch ihre Wünsche und Gefühle wieder aufkommen zu lassen. Ob Chris sie dabei noch weiter unterstützen wird? Ich bin unglaublich neugierig darauf, was Alexis und Karen in Zukunft noch alles erleben werden!

Mein Fazit:

Für mich war „Nadelherz“

Bewertung vom 05.08.2019
Blutige Tränen / Profiling Murder Bd.1 (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Blutige Tränen / Profiling Murder Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Thrillersnack vom Feinsten! Toller Auftakt zu einer neuen Reihe um Laurie Walsh!
Dania Dicken ist ein Garant für superspannende Thriller! Mit ihrer neuen Reihe um Laurie Walsh hat sie mich sofort wieder begeistern können. Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit Suchtfaktor über 137 Seiten für schnelle Mußestunden zwischendurch!

Für Laurie Walsh war der Polizeidienst vorbei, als sie aus Notwehr Will Forester erschoss und die Alpträume davon sie nicht mehr loslassen. Sie quittiert ihren Dienst und therapiert fortan als Sozialarbeiterin Junkies, hilft ihnen aus dem Drogensumpf und ein neues Standbein zu finden. Den Kontakt zu ihrem ehemaligen Partner Jake McNeill jedoch erhält sie aufrecht und kann seine Bitte nicht ausschlagen, als er ihre Hilfe bei der Suche nach einem Frauenhasser benötigt, der seine Opfer auf dem Straßenstrich findet, sie verstümmelt, tötet und anschließend wegwirft. Lauries Scharfsinn und ihr Instinkt sollen ihn zur Strecke bringen.

Als Fan der Thriller von Dania Dicken komme ich nicht umhin auch ihre neue Reihe um Laurie Walsh zu lesen und bin schon wieder total eingefangen und süchtig nach weiteren Folgen. Ihre große Stärke ist das Erschaffen von sehr faszinierenden Charakteren, dass ihr hier mit Laurie und Jake wieder perfekt gelungen ist und ihr unglaubliches Talent, sich in die Rolle eines Serienmörders hineinversetzen zu können und seine Handlungen und gedanklichen Abgründe auf spannende und öfters auch schockierende Weise rüberzubringen. Hierfür ist ihr sicherlich auch ihr Psychologiestudium sehr hilfreich gewesen. Mit ihrer genialen Erzählweise, die unglaublich fesselnd, äußerst spannend und dann auch wieder feinfühlig und voller Emotionen steckt, zieht sie einen direkt in die Geschichte. Man spürt sofort, das Laurie nicht ihre Erfüllung in ihrer Arbeit als Sozialarbeiterin findet und im geheimen ihr Herz noch an ihrem Dienst bei der Polizei hängt. Die ganze Zeit wartet man eigentlich darauf, dass diese Spürnase ihre Angst verliert und wieder zurückkommt. Sehr spannend ist auch die Frage, ob aus ihr und Jake vielleicht mal mehr werden wird, obwohl sie im Moment mit dem Journalisten Liam Robbins glücklich zu sein scheint. Er hilft ihr bei der Suche nach ihrer vor 11 Jahren verschwundenen Schwester. Laurie findet keine Ruhe und möchte den Glauben nicht aufgeben, dass sie irgendwo noch am Leben ist. Ein toller roter Faden, der sicherlich noch für viel Stoff in den nächsten Büchern sorgen wird.

Die Suche nach dem Mörder, der sich an der Angst seiner Opfer weidet und sie als willenlose Sklaven hält bis er ihnen überdrüssig wird, war wieder Nervenanspannung pur. Hier wurde ich mit bester Dania Dicken Manier von Geschehnissen überrascht, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe.

Mein Fazit:

Profiling Murder - Fall 1 Blutige Tränen ist ein idealer, superspannender Thriller für zwischendurch. Ich bin voll abgeholt und süchtig nach mehr geworden. Von mir gibt es hierfür eine unbedingte Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne.

Bewertung vom 04.08.2019
Im Fokus
Schütte, Carsten

Im Fokus


ausgezeichnet

Ein spannendes und sehr gelungenes Debüt einer Krimi-Reihe!
Ein toller Debütkrimi, bei dem sich die Dramatik und Spannung stetig steigerte und der mit einem furiosen Ende aufwartete. Die Profiler-Reihe um Thorsten Büthe sollte man sich merken!

Eine Mordserie an jungen Frauen in der Eilenriede und der Druck der Presse machen dem LKA in Niedersachsen schwer zu schaffen. Das OFA-Team um Thorsten Büthe arbeitet unter Hochdruck an der Aufklärung und gerät ein um das andere Mal auf eine falsche Fährte. Sie sind machtlos gegen das unberechenbare Handeln des Psychopathen. Doch Eile ist geboten, da der perfide Mörder seinen Hunger nach Gewalt immer noch nicht gestillt und sein Auge schon wieder auf sein nächstes Opfer geworfen hat. Thorstens Familie gerät in seinen Fokus und er gibt alles, damit der Psychopath sein Ziel nicht erreicht.

Ich liebe es immer wieder neue Autoren und ihre Werke für mich zu entdecken. Auf Carsten Schüttes Roman bin ich durch das sehr gelungene Cover, den spannenden Klappentext und den Hinweis darauf, dass er selber seit 2016 Leiter der OFA in Niedersachsen ist, aufmerksam geworden. Meine Neugierde war riesengroß. Wie wird ein Experte mit 40 Jahren Diensterfahrung seine Geschichte rüberbringen? Hier kann ich jetzt sagen, sehr spannend, gefühlt realitätsnah und mit der richtigen Portion an Dramatik, Gruselfaktor und Herzklopfmomenten. Sein Schreibstil ist leicht zu lesen und lässt einen durch kurze temporeiche Kapitel, die den Spannungsbogen immer weiter erhöhen, schnell durch das aufregende Geschehen suchten. Ich fand es total interessant, wie er die Zusammensetzung eines Teams der operativen Fallanalyse mit ins Buch eingeflochten und deren Aufgaben sachlich, nüchtern und glaubhaft dargestellt hat. Die Suche nach dem Serienmörder, dessen Gedanken und Handlungen, der Einfluss der Presse und die akribische Arbeit des Teams haben mich sehr gefesselt. Ein besonderer Reiz an der Geschichte war natürlich, dass man zusammen mit Thorsten Angst um seine Familie hatte und gespannt darauf war, wie er dem Psychopathen das Handwerk legen wird. Ich wurde mit manchen Begebenheiten überrascht und durfte am Ende einen fulminanten Showdown erleben.

Mit Thorsten Büthe hat Carsten Schütte einen überaus interessanten Charakter erschaffen, der mir durch seine Kompetenz, sein Bauchgefühl, den Umgang mit seinen Kollegen und seinem Familiensinn sehr gut gefallen hat. Sein Hobby, die Hochzeitsfotografie, die er zusammen mit seiner Tochter Celina als Ablenkung zu seiner anstrengenden und nervenaufreiben Arbeit betreibt, macht ihn noch sympathischer und menschlicher. Sehr gelungen fand ich auch die Darstellung des Serienmörders. Die krankhaften und psychopathischen Gedanken, seelischen Abgründe und seine Handlungszwänge haben des Öfteren Gänsehaut bei mir verursacht. Unheimlich polarisiert hat mich auch der Journalist Andi Hübner, der skrupellos alles dafür tut um eine Exklusivstory präsentieren zu können und dabei immer auf Profit aus ist.

Mein Fazit:

Ich habe für mich mit „Im Fokus“ wieder einen neuen Autor entdeckt und bin schon riesig gespannt auf seine Fortsetzung der Profiler Reihe um Thorsten Büthe. Zum Glück muss ich nicht mehr lange warten, denn „Der Pelikan“ erscheint schon am 4. September. Für diesen sehr unterhaltsamen Kriminalroman vergebe ich 4,5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.07.2019
Jagdtrieb / Colossa Bd.1
Esch, Hendrik

Jagdtrieb / Colossa Bd.1


ausgezeichnet

Paul Colossa weiß zu überzeugen! Ein toller humoriger Krimi!

Ungewöhnlich, fesselnd und mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und Wortwitz erzählt! Ein sehr unterhaltsamer Krimi, bei dem die Spannung und der große Reiz der Geschichte durch die eigenwilligen und faszinierenden Charaktere erzeugt werden!

Paul Colossas Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als er nach dem Tod seines Onkels dessen Anwaltskanzlei in dem tiefsten bayrischen Provinzort Neustadt übernimmt. Eigentlich hätten ihm die große Villa und der beeindruckende Landrover Defender 110 schon genügt, doch die Kundschaft lässt nicht lange auf sich warten und fordert seine Aufmerksamkeit. Bei Maja Rivinius, einer äußerst attraktiven jungen Tochter eines russischen Unternehmers, fällt ihm das gar nicht schwer. Ein Stalker soll in seine Schranken gewiesen werden und Paul macht sich unter ihren bewundernden Blicken sehr engagiert ans Werk. Wenn er gewusst hätte, was er sich damit für eine Aufregung und ein Unheil eingefangen hat.

Mit „Jagdtrieb“ hat Hendrik Esch einen sehr gelungen Debütroman einer Krimi-Reihe um den jungen Anwalt Paul Colossa erschaffen, der sofort Lust auf mehr Folgen macht. Seine fesselnde und mit Humor, Wortwitz und Selbstironie untermalte Erzählweise hat mir unheimlich gut gefallen. Ich habe schon lange nicht mehr beim Lesen eines Krimis so geschmunzelt. Seine Spannung erzeugt der Autor nicht nur durch das Geschehen, sondern viel mehr noch durch seine faszinierenden und wie aus dem Leben gegriffenen Charaktere. Er hat so eine coole Art Pauls Emotionen und Gedanken zu beschreiben, dass man automatisch mit in seine Rolle schlüpft. Köstlich, wie er hier mit einem Augenzwinkern so witzig die Denk- und Handlungsweise der Männerwelt beleuchtet. Hierzu gehören auch seine Dialoge zwischen Maja und Paul, die sehr reizvoll und oft auch anzüglich sind. Richtig originell sind seine Kapitelüberschriften aus dem Jägerlatein, die wie die Faust aufs Auge zu den anschließenden Geschehnissen passen. Das langsame Entschlüsseln von Onkel Oscars Leben, der körperliche und gerichtliche Kampf gegen Majas Stalker, das Kennenlernen und die Entwicklung von Paul und ein spannender und unvermuteter Showdown haben mich das Buch fast nicht aus der Hand legen lassen.

Hendrik Esch hat ein sehr gutes Gespür für das Erschaffen markanter Charaktere. Paul ist sein Prachtexemplar. Ein zurückhaltender, unauffälliger und schüchterner junger Mann, der immer zu viel denkt bevor er handelt, öfters neben der Spur ist und immer auf den letzten Drücker zu wichtigen Terminen erscheint. Doch er kann auch anders. Wenn bei ihm durch gefahrvolle Situationen oder beruflicher Notwendigkeit der Wolf im Kopf erscheint, wird er mutig, selbstbewusst und mitunter auch leichtsinnig. Sehr sympathisch finde ich auch Attila mit seinem Ghettoslang, der ein herzensguter Freund für Paul ist und ihm immer wieder aus der Patsche hilft. Maja hat es faustdick hinter den Ohren und ist unberechenbar und der verstorbenen Onkel Oskar hat mir durch die Erinnerungen der Menschen an ihn, als Anwalt aus Leidenschaft, Kunstsammler, Beschützer von Paul und für seine nicht ganz erfüllte Liebe zu einer Frau, sehr gut gefallen.

Ich bin sehr gespannt darauf, wie es Paul Colossa nach seiner unfreiwilligen Veränderung weiter ergeht.

Mein Fazit:

Hendrik Esch hat mich mit seiner ganz anderen Art von Kriminalroman begeistert. Ich habe sehr vergnügliche und spannende Lesestunden genossen und kann „Jagdtrieb“ nur jedem Leser empfehlen, der solch einen tollen Mix aus Spannung und Situationskomik mag. Eine verdiente 5 Sternebewertung.