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Benutzername: 
brauchnix
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2015
Dunkle Gewässer
Lansdale, Joe R

Dunkle Gewässer


ausgezeichnet

Lansdale wie er leibt und lebt wird dem Leser in diesem düsteren Roman geboten. Für mich definitiv kein Jugendbuch. Dies liegt nicht nur an den blutigen Szenen sondern mehr am depressiven Grundton der Geschichte und den teilweise bis zum Anschlag überzeichneten Charakteren.
Erzählt wird aus der Sicht der 16-jährigen Sue Ellen. Sie lebt mit ihrer Familie nahe dem Fluss und hilft oft ihrem versoffenen Vater beim illegalen Fischfang. Ihr Leben ist eigentlich mehr als traurig. Der Vater ein Alkoholiker, der gern mal seine Frau schlägt, mit dem Onkel um die Wette säuft und ein Auge auf seine aufblühende Tochter geworfen hat, die er im Suff gerne betatschen würde. Das Haus verdreckt, die Nachbarn genauso arm und niveaulos. Sue Ellen ist nicht zart besaitet, hat eine zotige Sprache und wünscht ihrem Vater schon mal die Pest an den Hals. Aber noch ist sie nicht zum Ausbrechen bereit. Bei einer Fischfangaktion finden Sue Ellen, ihr Freund Terry, ihr Onkel und ihr Vater ein totes Mädchen im Fluss. Es ist May Lynn, ein Nachbarmädel. Sie wurde gefesselt, mit einer Nähmaschine beschwert und tot im Fluss versenkt.
Sue Ellen und ihre Freunde Terry und Jinks werden dadurch aus ihrer Lebens-Lethargie gerissen und beschlissen, die Asche des Mädchens nach Hollywood zu bringen. Bei der Durchführung dieses abenteuerlichen Unterfangens stoßen sie auf das Geld eines Bankräubers und nehmen es willkommen als Reisekasse an sich. Klar, dass da jemand was dagegen hat. Bald befinden die drei sich nicht auf einer Reise sondern auf der Flucht vor einigen teils blutrünstigen Verfolgern.
Für mich war das Buch kein Krimi. Es gibt natürlich eine Menge Thrill in der Geschichte, aber nach einem Mörder wird nicht wirklich gesucht - wenn es auch so einige Mörder in dem Buch gibt. Erzählt wird vom Leben in der Upperclass, von Armut und Hunger, von Alkohol, Dreck, Vergewaltigung. Die Jugendlichen in diesem Roman sind ihr Leben so gewohnt, kennen es nicht anders. Für den Leser ist es allerdings oft die Hölle, allein sich so einen Alltag auch nur vorzustellen. Lansdale schreibt rotzig und garstig, mit Sinn für Witz und Spannung. Dennoch ist das Buch für mich schwere Kot gewesen und ich würde es keinen Jugendlichen unter den Christbaum legen, sondern Erwachsenen mit starken Nerven, Sinn für literarische Texte und Spaß an düsteren Romanen. Aber denen könnte es so gut gefallen wie mir.

Bewertung vom 02.09.2015
Schnitt (eBook, ePUB)
Raabe, Marc

Schnitt (eBook, ePUB)


sehr gut

Gabriel und sein jüngerer Bruder David erleben als Kinder eine traumatische Nacht, in deren Verlauf beide Eltern erschossen werden und Gabriel seinen Bruder in letzter Minute noch aus dem brennenden Haus retten muss. Dieses Erlebenis hat vor allem beim Älteren schwere psychische Probleme ausgelöst, die im Laufe seiner Jugend immer schlimmere Auswüchse annehmen. Schlägereien, Drogenmissbrauch und schließlich schwere Verhaltensstörungen führen ihn in die Psychatrie, wo er Jahre lang festsitzt. Die zwei Brüder entfernen sich von einander und sehen sich 20 Jahre nicht mehr wieder.

Gabriel, von einem hilfreichen Russen aus dem Krankenhaus geholt, fristet dann ein ziemlich zurückgezogenes Leben. Er scheut den Kontakt zu anderen Menschen, will keinerlei Bindungen eingehen, lebt nur für seine Basteleien und den Job in der Überwachungsfirma des Russen. Fast schon 40 lernt er Liz kennen und gegen seinen Willen entwickelt sich eine Beziehung zu ihr.

Doch in einer "neuen" Nacht wird wieder alles anders. Er wird bei einem Sicherheitsalarm in ein leerstehendes Haus gerufen, derweilen wird seine Freundin niedergeschlagen und verschwindet, nachdem sie noch einen telefonischen Hilferuf bei ihm abgesetzt hat. Gabriel landet schnell ganz oben auf der Liste der Verdächtigen, wird zeitweise inhaftiert. Über Tage und Wochen sucht er später nach Liz und wendet sich schließlich sogar an seinen lange gemiedenen Bruder um Hilfe. Liz wird derweilen von einem Unbekannten in einem Kellerraum festgehalten und mit dem Tode bedroht.

Der Erstling von Marc Raabe hat einen straff geführten Plott, in dem jeder und alle miteinander verstrickt sind. Die Handlung wird durch kurze Kapitel, gut geführte Cliff-Hanger an den Absätzen und eine ständig fortschreitende Bewegung der Akteure spannend und mit ständig ansteigendem Thrill. Der Showdown ist eine runde Sache, es wird versucht, auch die kleinsten Fadenenden zusammenzuführen, sämtliche Verwicklungen vor dem Leser aufzudröseln. Das ist so ausführlich, dass es fast etwas ermüdet, manche Lösung wäre besser im Laufe der Handlung präsentiert worden als alles geballt am Schluss.

Das für mich größte Manko an diesem Thriller war die Zeichnung der Charakter. Vor allem die wichtigen Nebenfiguren sind sehr rudimentär und für meinen Geschmack vollkommen überzeichnet dargestellt. Allen voran sämtliche Polizeibeamte, die alle dumm, voller Vorurteile und unfähig in ihrem Job sind. Die Deutschen und die Schweitzer. Der Bösewicht Val blieb mir ebenfalls etwas blass. Die Brüder sind zwar einigermaßen sympathisch, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass die zwei schon auf die 40 zugehen. Irgendwie kamen sie mir wie etwas unreife 20-Jährige vor. Selbst Liz, die 3/4 des Buches ziemlich glaubwürdig war, macht dann doch einen auf Tomb Raider und das fand ich in ihrem Zustand mehr als fraglich.

Dennoch habe ich das Buch sehr schnell gelesen und hatte das Gefühl, dass der Autor sicherlich Potential hat zu einer Steigerung. Für einen deutschsprachigen Autor defenitiv ein guter und lesenswerter Erstling, der sich vor den meisten englisch-sprachigen Thrillern nicht zu fürchten braucht.

Bewertung vom 02.09.2015
Wer Wind sät / Oliver von Bodenstein Bd.5
Neuhaus, Nele

Wer Wind sät / Oliver von Bodenstein Bd.5


sehr gut

Dies war mein erster Neuhaus-Krimi. Man merkt, dass die Autorin Erfolg hat, auch daran, dass die Buchaufmachung für ein Taschenbuch ungewöhnlich hochwertig ist. Es hat eine Klappbroschur und ein rotes Lesebändchen. Und auf dem Cover sind einige rote erhabene Blutstropfen, die haben es mir besonders angetan. Auch der Titel ist schön archaisch und mit "Wer Wind sät" wird auch schon hingedeutet auf das Thema Windkraft und Umweltschutz, welches hier eine große Rolle spielt.

Gewöhnungsbedürftig war es für mich, mit wievielen verschiedenen Akteuren war Neuhas agiert. Hier musste ich ein paar Mal Namen nachschlagen, um nicht den Überblick zu verlieren. Die Kommissare Pia und Oliver und ihr ganzes Team waren symphathisch, ich hatte aber das Gefühl, dass mir ein paar Insider-Infos fehlten, da ich die anderen Bücher vorher nicht gelesen hatte.

Jeder hat in dieser Geschichte Geheimnisse vor dem anderen und dementsprechend ist die Polizei schwer beschäftigt, Licht ins Dunkel zu bringen. Das Rätselraten und Mitforschen hat Spaß gemacht, auch wenn ich dem Ende zu manchmal dachte, na noch eine Wendung, ob es die noch braucht? Der Schluss war befriedigend und nicht blutig sondern ruhig und human gelöst. Die Menschen in diesem Buch kamen realistisch und nicht übertrieben rüber. Das Buch war angenehm zu lesen aber nicht nervenzerfetzend.

Bewertung vom 02.09.2015
So unselig schön / Kommissar Dühnfort Bd.3
Löhnig, Inge

So unselig schön / Kommissar Dühnfort Bd.3


sehr gut

Kommissar Dühnfort und sein Team müssen diesmal einem Serienkiller auf die Spur kommen. Das ist auch mein großer Kritikpunkt. Denn von denen habe ich eigentlich die Nase voll. Frau Löhnig versteht es natürlich dieses Thema sehr vielschichtig und gründlich zu erzählen. Auch wenn man erst am Schluss wirklich weiß, wer der Herren der tödliche Maler ist, so werden doch dessen Beweggründe aufgedröselt und reflektiert. Man darf als Leser mitraten und mitvermuten. Dühnfort hat jede Menge Ahnungen aber erst müssen mal die ganzen falschen Täter abgeklappert werden, bevor er den richtigen kennt. Auch diesmal ist eine junge Frau neben den Polizisten Hauptdarstellerin. Vicky war mir von Anfang an sehr symphatisch, ihr Leben wird ebenfalls durchforscht und innerhalb all der Mordermittlungen wächst sie über sich hinaus, aus ihren festgefahrenen Erinnerungen heraus und findet ziemlich dramatisch zu neuen Erkenntissen über ihre Mutter und einen Mann, in den sie sich schon fast verliebt hat.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, auch das Cover, obwohl ein Schmetterling passender gewesen wäre aber das erinnert ja mehr an "Das Schweigen der Lämmer". Lokalkolorit war vorhanden, aber nicht aufdringlich. Dühnforts Unentschlossenheit hat ziemlich genervt und wurde am Ende auch nicht richtig aufgelöst. Aber dass mit den komplizierten Beziehungen kennt man ja schon von anderen Kommissaren. Ich werde sicher einen weiteren Roman von Inge Löhnig lesen, hoffe aber, dass es dann wieder ein "normaler" Mord ist. Die sind mir eindeutig lieber. Deshalb auch ein Pünktchen Abzug. Und Dühnfort darf mit seinen Frauen mal zu Potte kommen, macht einfach einen etwas lappigen Eindruck, wenn ein taffer Polizist, nicht weiß welche Dame er gerne hätte. Vor allem, wenn er immer noch ans Kinderkriegen denkt.

Bewertung vom 02.09.2015
Das Wesen
Strobel, Arno

Das Wesen


gut

Wie auch schon bei der Trakt wird die Geschichte in sehr hohem Tempo erzählt. Durch die beiden Zeitebenen 1994 und 2009 erzeugt der Autor durch die kurzen Kapitel eine extreme Spannung,jedes Kapitel endet quasi mit einem Cliffhanger. Daher liest sich der Roman extrem schnell, man verschlingt die Seiten geradezu ... um am Ende dann aber doch etwas unbefriedigend zurückzubleiben.

Es geht um ein ausgetüfteltes Psychoduell zwischen Dr. Lichner und dem Kriminaloberkommissar Bernd Menkhoff. Beide legen eine derartige Besessenheit an den Tag und sind so voller Hass, dass sie mir gänzlich unsympathisch waren. Auch sein Partner Alex Seifert (der die Geschichte aus seiner Sicht erzählt)blieb in meinen Augen gänzlich blass und wirkte sehr hilflos. Die vom Autor gewünschten Persönlichkeitsveränderungen zwischen dem Ermittlungsduo Menkhoff und Seifert von 1994 - 2009 habe ich irgendwie nichterkennen können, außer dass sie sich später geduzt haben. Für mich fand keine weitgreifende Entwicklung der einzelnen Personen statt. Als Team fand ich die beiden Charaktere extrem ungeeignet.

Ich habe etwas gebraucht um zu erkennen, wer 1994 die kleine Juliane umgebracht haben könnte, aber die falsche Fährte auf die uns Arno Strobel locken wollte, habe ich zu keinem Zeitpunkt geglaubt.

Es wurde ein doch sehr heikles Thema gut umgesetzt, obwohl ich persönlich darüber nicht gerne Bücher lese.

Fazit: ein temporeicher Psychothriller, in dem die beiden Hauptakteure sich ein spannendes Katz und Maus Spiel liefern. Jeder denkt, er hat den anderen erfolgreich geschlagen, ist cleverer als der andere, bis einer zum Schluss als Sieger daraus hervorgeht. Für meinen Geschmack fand ich die Geschichte etwas zu konstruiert. Um das genauer zu erklären müsste ich jetzt Spoilern.

Ich möchte jetzt aber nicht zu viel verraten und dem Leser die Spannung nehmen.

Bewertung vom 02.09.2015
Entrissen / Marina Esposito Bd.1
Carver, Tania

Entrissen / Marina Esposito Bd.1


sehr gut

Das Buch hielt genau, was die Leseprobe bereits versprach. Auf blutige Art und Weise wurde ein Baby gestohlen um einer kranken Frau als Kindersatz zu dienen - und jede Menge andere Babies und Mütter mussten drumrum sterben. Ein symphatisches Kriminalteam versuchte händeringend dem Einhalt zu gebieten. Allen voran der gutaussehende Polizist Phil Brennan und die bildhüpsche schwangere Psychologin Marina Esposito. Das die beiden mal ein Paar waren - und Marina jetzt bei ihrem erneuten Zusammentreffen schwanger und mit einem neuen Freund im Rücken - brachte den gewissen Liebesknister in den Roman. Also mir war es ein bisschen zuviel Liebe ehrlich gesagt und trotz des deftigen anfangs nicht genug Aktion. Erst am Schluß kommt etwas Fahrt in die Sache. Habe allerdings nicht verstanden, warum er Marina nicht gleich umgebracht hat - klar, dann hätte Phil sie ja nicht retten können - aber dieses einsamer Held rettet seine Ex-Freundin war mir ein bisschen zu amerikanisch platt.

Für ein verschneites Wochenende fand ich das Buch ganz okay, aber die Charakter waren für mich nicht ganz glaubwürdig, das Motiv der Taten zu dünn. Die Szenen, in denen der Täter aus seiner eigenen Sicht beschrieben wurde, fand ich zu bemüht, zu durchsichtig manchmal eher einfältig. Da es sich eindeutig um den Anfang einer Serie handelt, hoffe ich, dass das Ermittlerpärchen im nächsten Buch noch ein paar Ecken und Kanten bekommt und vielleicht nicht mehr immer so schön und anziehend ist.

Und das Cover hat mir nicht so gefallen. Das trennen des Wortes fand ich sah komisch aus und mehrere meiner Familienangehörigen lasen den Text auf dem Einband mit einem Schmunzeln und der Frage, was ich denn da komisches lese. Na ja, ist halt alles Geschmackssache.

Bewertung vom 14.08.2015
Nachtland / Die Seiten der Welt Bd.2
Meyer, Kai

Nachtland / Die Seiten der Welt Bd.2


ausgezeichnet

Inhalt:

Im zweiten Teil der Trilogie um die Bibliomanten und ihre Parallelwelt der Bücher geht der Kampf gegen die Adamitische Akademie in eine neue Runde. Furia und ihre Mitstreiter finden neue Helfer und Sympathisanten, aber sie müssen auch blutige Verluste hinnehmen. Nicht anders geht es ihren Feinden und während einige der Bösen ein unrühmliches Ende nehmen, kristallisiert sich heraus, dass noch ganz andere finstere Mächte hier am Werk sind.



meine Meinung:

Kai Meyer fackelt diesmal nicht lange und schmeißt den Leser mit Wucht in die Handlung. Man ist gut beraten, wenn man den ersten Teil schon gelesen hat, denn zum Atemholen und Eingewöhnen bleibt wenig Zeit.


Mir hat das sehr gut gefallen. Ich mag es, dass die Geschichte ein hohes Tempo an den Tag legt. Für ein Jugendbuch ist es fast etwas blutig – auf jeden Fall gibt es einige Tote. Allerdings ist es nicht brutal und der Humor kommt auch nicht zu kurz in diesem Buch. Ich musste oft schmunzeln und ein paar Mal laut loslachen.


Dieses Buch strotz geradezu vor fantastischen Einfällen, vor magischen Wesen, vor Anspielungen auf Bücher und Buchhelden. Für leidenschaftliche Leser und solche die es werden wollen, ist es ein Fest und ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß beim Lesen eines Fantasy-Jugendbuches.


Von mir eine dicke Leseempfehlung und ich freue mich sehr, dass Kai Meyer schon an der Fortsetzung dran ist.

Bewertung vom 06.08.2015
Die Berufene
Carey, M. R.

Die Berufene


ausgezeichnet

Man sollte sich von diesem Buch nicht abschrecken lassen. Mir war nicht bewusst, dass es ein Buch über eine Krankheit ist, die aus den meisten Menschen Zombies macht. Ich hasse Zombie-Filme und habe noch nie sowas gelesen. Hätte ich wahrscheinlich auch nicht, wenn ich es gewusst hätte. So war die Geschichte fürmich lediglicheine neue Dystophie und das mag ich ja sehr gerne. Und genauso liest es sich auch. Es ist kein Horrorbuch im eigentlichen Sinne auch wenn es Horror durchaus soweit gibt, dass Menschen andere Menschen töten und aufessen wollen und dass auch Kinder darin verwickelt sind. Aber für mich war es eher eine Entwicklungsgeschichte, die Suche nach der Wahrheit und nach einer Lösung für eine Reihe von Kindern, wie sie ihr Leben besser machen können und wie die anderen erkennen können, dass sie so nicht behandelt werden dürfen.

Die Ausgangssituation ist die, dass einige Kinder durch die Infektion nicht erkranken und man sie als Versuchskaninchen benutzt, um eine Gegenmittel zu erfinden oder die KRankheit wenigstens besser zu verstehen. Die zehnjährigen Melanie erzählt also von ihrem seltsamen Leben. Sie kennt es ja ihr ganzes kurzes Leben nicht anders aber es ist ein Leben in einem Bunker wohl unter der Erde und sie ist mit 19 anderen Kindern gefangen. Jedes wird isoliert von den anderen in einer leeren Zelle gehalten wie Schwerverbrecher und sie dürfen nicht miteinander sprechen und nichts tun ausser warten und dröhnende Musik hören. Wenn sie Unterricht haben, werden sie auf Rollstühlen festgeschnallt und von Soldaten die sie wie Monster behandeln in den Klassensaal. gerollt. Ein beängstigendes Szenario. Vor allem, da Melanie so sympathisch und liebenswert scheint. und die Erwachsenen sie so abfällig und mit Furcht und gar Hass behandeln. Aber die Kinder kommen frei und versuchen ihr Leben selbst in die Hand zunehmen.

Mir hat der Erzählstil sehr gut gefallen und auf ruhige Art und Weise kommt dennoch genug Spannung auf um immer weiterlesen zu wollen. Es ist nicht zu fantasy-lastig und nicht besonders wissenschaftlich. Die Kinder werden eindringlich und klar beschrieben und man möchte, dass sie am Ende glücklich werden und wie normale Kinder leben dürfen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Auch das Cover passt. Es vermittelte mir Einsamkeit und Hilflosigkeit - einen Hilferuf sozusagen.

Bewertung vom 06.08.2015
Der Sohn
Nesbø, Jo

Der Sohn


ausgezeichnet

Inhalt:
Sonny Lofthus sitzt im Gefängnis eine mehrjährige Haftstrafe ab. Schnell erfährt der Leser aber, dass Sonny unschuldig ist und eine Tat gestanden hat, die ein anderer beging. Dort avanciert er durch sein introvertiertes spirituelles Verhalten zu einer Art Beichtvater für die anderen Gefangenen. So erfährt er schließlich auch, dass sein Vater gar keinen Selbstmord begangen hat, sondern umgebracht wurde. Sonny bricht aus dem Gefängnis aus und macht sich auf die Suche nach den Mördern und dem Hintermann, genannt „der Zwilling“. Dabei wird er nicht nur von der Polizei gejagt sondern auch von den Verbrechern, die er bestrafen will. Ermittler Simon kommt ihm dabei sehr schnell gefährlich nahe.

Meine Meinung:
Nesbo hat hier einige sehr unterschiedliche und teils gebrochene Charaktere versammelt, die in einem wilden, blutigen Reigen in hohem Tempo auf den Showdown zustreben. Die „Helden“ in diesem Buch sind nicht immer liebenswert. Sie lügen und betrügen, sie morden und foltern, sie nehmen Drogen und sind dem Glücksspiel verfallen. Ein Wechselbad der Gefühle hat mich durch diesen Thriller getrieben und man fragt sich oft, was Recht und Gesetz darf und wer hier Rächer und wer hier Richter sein will.

Gefallen hat mir, dass von Anfang an viel Spannung und Effet in der Geschichte ist. Überraschende und meist nachvollziehbare Wendungen und eine abwechslungsreiche Handlung geben die Möglichkeit zum Miträtseln. Immer wieder wechselt der Autor den Blickwinkel, und lässt seinen Kommissar witziger Weise auch mehrmals betonen, dass dies wichtig wäre, denn dann würde man ganz neue Dinge entdecken können. Und genau so führt er den Leser souverän durch das Buch und scheut auch nicht vor den zarten Gefühlen einer Liebesgeschichte zurück, die sich nahtlos und harmonisch in diesen harten und durchaus action-betonten Thriller einfügt.

Es viel mir manchmal schwer, Sonny zu verstehen und zu akzeptieren wie er handelt. Am Ende habe ich mich aber wieder mit ihm versöhnt und gerade meine Animositäten und meine Zweifel lassen erkennen, wie sehr ich in die Geschichte eingetaucht bin und wie gut Jo Nesbo mich am Haken hatte. Und auch wenn Harry Hole weiterhin mein Lieblingsheld bleibt, so war es doch ein großes Vergnügen meine Lesezeit mit Simon und Sonny zu verbringen.