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wanderer.of.words

Bewertungen

Insgesamt 227 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2021
Dann schlaf auch du
Slimani, Leïla

Dann schlaf auch du


ausgezeichnet

Bereits die ersten Sätze verraten das Ende der Geschichte: die beiden kleinen Kinder sind tot, sie wurden ermordet. Ein ganz wenig Unklarheit herrscht noch darüber, wer die Tat begangen hat, die zentrale Frage des Romans ist aber das Warum. Um das zu erzählen macht die Autorin nach dem brutalen ersten Kapitel einen Sprung zurück und erzählt wie Myriam und Paul ihre Nanny Louise kennenlernten, einstellten und immer mehr von ihr abhängig wurden. Auch Louises Vergangenheit findet nach und nach Platz in der Geschichte. Und so kann der Leser mitverfolgen, wie die Ereignisse ihren Lauf nehmen und schließlich im fatalen ersten Kapitel enden.

Slimanis Roman ist kein Thriller. Das Buch erzählt von sozialem Elend, einem Leben das nicht wie geplant verlaufen ist und schleichender Perspektivlosigkeit. Die Handlung besteht oft aus Nebensächlichem, doch dort sind kleine Irritationen enthalten, Reaktionen und Worte, die den Leser stutzen lassen und andeuten, dass sich hinter der Fassade eines Menschen etwas versteckt. Die Steigerung des sich kümmernden und sorgenden Menschen bis zur krankhaften Besessenheit ist faszinierend und zugleich bedrückend zu beobachten.

Fazit
Slimanis Roman ist die Studie einer sich langsam anbahnenden Tragödie. Das ist spannend zu lesen, aber zugleich auch sehr belastend, so dass man sich vor der Lektüre überlegen sollte, ob man einen Roman über einen Mord an zwei kleinen Kindern lesen möchte.

Bewertung vom 30.09.2021
In Flammen
Majumdar, Megha

In Flammen


ausgezeichnet

In Megha Majumdars Roman geht es um das Sehnen nach einem besseren Leben. Jivan träumt davon zum Mittelstand zu gehören, sich keine Sorgen mehr um die nächste Mahlzeit machen zu müssen. Lovely wünscht sich eine Karriere als Schauspielerin und PT Sir möchte Respekt und Anerkennung, selbst wenn er dies nur auf Kosten anderer erhält. Neben den ganz persönlichen Kämpfen und Problemen der drei Protagonisten spielen auch Politik und Gesellschaft eine Rolle. Korruptheit, eine verurteilende Gesellschaft und ein voreingenommenes Gerichtssystem sind Herausforderungen mit denen die Menschen täglich zu kämpfen haben. Wer auf eine Dienstleistung angewiesen ist, von dem werden zusätzliche „Gebühren“ verlangt. Wer anders ist wird an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Ein gesellschaftlicher Aufstieg wird den Menschen so schwer wie möglich gemacht.

Majumdars Geschichte ist abwechselnd aus Sicht der drei Protagonisten erzählt, ergänzt durch kurze Kapitel in denen auch Sichtweisen einiger Nebencharaktere Platz finden. Trotz der doch recht umfangreichen Personenanzahl und der für mich fremden Namen, hatte ich nie Probleme die einzelnen Charaktere zu unterscheiden. Jivan, Lovely und PT Sir sind sehr facettenreich und auch emotional gestaltet, eine gewisse Distanz zu ihnen bleibt aber immer. Vielleicht lag es daran, dass bei drei Hauptcharakteren einfach nicht der Platz ist komplett in die Tiefe zu gehen. Megha Majumdar schafft es trotzdem ihre Geschichte sehr emotional und mitreißend zu erzählen und lässt den Leser mit den Protagonisten leiden.

Das Buch bietet einen interessanten und gleichsam erschreckenden Einblick in das Leben im modernen Indien. Hier treffen unterschiedlichste Welten aufeinander: große Armut in den Slums, das schillernde Leben Bollywoods und die alles bestimmende Politik. Die beschriebenen Ungerechtigkeiten die viele Menschen erleben sind oft nur schwer zu ertragen.

Fazit
Der Roman handelt von tiefgreifenden Entscheidungen, Entscheidungen die einen selbst voranbringen, aber für andere Menschen negativ sind. Durch die eindringlichen und sehr bewegenden Thematiken ist es keine unbeschwerte Lektüre, aber eine sehr lohnenswerte!

Bewertung vom 28.09.2021
Das Mädchen mit der lauternen Stimme
Daré, Abi

Das Mädchen mit der lauternen Stimme


ausgezeichnet

Die Geschichte von Adunni konnte mich von der ersten Seite an fesseln. An vielen Stellen mag man kaum glauben, dass das Buch im 21. Jahrhundert spielt. Daré schreibt ihren Roman aus der Sicht von Adunni und passt das verwendete Vokabular dem des Mädchens an, dessen Sprache sehr einfach und auch mal recht grob ist. Zu Beginn habe ich teils noch gestutzt, aber es passt einfach und macht die Geschichte authentisch. Der Leser kann so auch Adunnis sprachliche Weiterentwicklung miterleben, etwa wenn sie mit der Zeit lernt, dass es „Mobiltelefon“ und nicht „Telefonmobil“ heißt.

Überhaupt ist Adunni eine großartige Protagonistin die man schnell ins Herz schließt. Sie ist aufgeweckt und mutig und trotz ihrer schlimmen Erfahrungen, sowie der Unterdrückung und Ausbeutung die sie schon in ihren jungen Jahren erlebt hat, versinkt sie nie in Selbstmitleid. Stattdessen hat sie immer ihr Ziel vor Augen und glaubt fest daran. Sie möchte ein freies, selbstbestimmtes Leben führen und sie will, dass auch andere Mädchen diese Möglichkeit haben. Für sich und für andere ist sie bereit zu kämpfen.

Die Autorin erzählt die Geschichte ohne übertriebene Dramatik oder Kitsch und genau deshalb ist sie so eindringlich. Es gibt viele Höhen und Tiefen. An manchen Stellen ist es schwer, ja fast unerträglich, zu lesen wie furchtbar und ungerecht das Mädchen behandelt wird. Daneben gibt es aber auch frohe und hoffnungsvolle Passagen, so dass das Buch insgesamt Mut macht.

Fazit
Eine große Leseempfehlung für diesen tollen Roman, der zeigt, dass es sich lohnt für die eigenen Träume zu kämpfen.

Bewertung vom 24.09.2021
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


gut

Bei den Büchern von Stuart Turton weiß man sehr lange nicht, ob sie einem gefallen oder nicht. Beim Lesen stolpert man über viele Stellen die erstmal seltsam erscheinen und hofft, dass der Autor am Ende eine schlüssige Lösung bereithält. Bei seinem ersten Roman „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ ist ihm das gelungen und trotz der teils undurchsichtigen Handlung konnte er mich dort immer fesseln. „Der Tod und das dunkle Meer“ bietet zwar eine überraschende Auflösung, bis man dahin gelangt ist es aber ein zäher Leseweg.

Vieles was im Klappentext angedeutet ist passiert erst erstaunlich spät. Ich hatte mir spannende Ermittlungsarbeit, Spurenlesen und Rätseln über die Vorkommnisse erhofft. Doch die ganze Handlung entfaltet sich leider nur sehr, sehr träge. Der Beginn war noch interessant, aber dann wird ziemlich ermüdend ermittelt, befragt, gerätselt und untersucht. Die Abläufe, Gespräche und Gedanken sind sich dabei so ähnlich, dass es mich bald gelangweilt hat. 200 Seiten weniger und eine straffere Handlung hätten dem Buch gutgetan. Auch einige Logiklücken konnte ich nicht übersehen. Ein verschenkter Gegenstand ist plötzlich wieder bei der Person die ihn weggegeben hatte. Schiffe verlassen den Konvoi, werden ein paar Seiten später bei der Zählung der Positionslichter aber wieder mit eingerechnet. Über eine einzelne solcher Szenen kann ich noch hinwegsehen, mehrmals darf es aber nicht vorkommen. Die finale Auflösung der Geschichte hat für mich einige Überraschungen bereitgehalten. Das Ende ist weder gut noch schlecht, ich hatte ich mir aber mehr erwartet, es ist mir zu rund.

Turton strickt ein sehr komplexes Netz aus Beweggründen, Beziehungen und Begegnungen in Vergangenheit und Gegenwart. Beim Erzählen seiner Geschichte verzettelt er sich dann leider etwas und verliert sich in Wiederholungen. Bei den Protagonisten sind wenige Sympathieträger vorhanden, viele sind interessant angelegt, mir aber zu glatt.

Überzeugen konnte mich der lebendige und bildliche Erzählstil, so dass ich das Buch insgesamt weder komplett begeistert noch absolut enttäusche beendet habe. Historische Korrektheit darf man nicht erwarten, Turton erklärt in seinem Nachwort, dass historische Korrektheit nicht sein Ziel war und er ganz bewusst einiges so zurechtgebogen hat, dass es in die Geschichte passt.

Fazit
Eine träge Story, blasse Charaktere und zu viele Wiederholgen stehen einem lebendigen und atmosphärischem Erzählstil gegenüber. Mich konnte das Buch damit insgesamt nicht überzeugen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.09.2021
Krone des Himmels
Stadler, Juliane

Krone des Himmels


ausgezeichnet

„Krone des Himmels“ ist mein erstes Buch über einen der Kreuzzüge und ich habe jede Seite dieser großartigen Lektüre genossen! Das Buch ließ mich die beschwerliche Reise ins Heilige Land, erbitterte Schlachten und natürlich die Belagerung Akkons hautnah miterleben. Vor allem letzteres fand ich absolut faszinierend. Man bekommt ein sehr gutes Gefühl dafür wie es den Belagerern mit der Nahrungsknappheit und den grassierenden Seuchen erging und wie sie dennoch an der Hoffnung Jerusalem zu erreichen festhielten. Der Klappentext lässt eine große Lovestory erwarten, zum Glück stehen aber die historischen Ereignisse im Vordergrund.

Juliane Stadler erzählt ihre Geschichte aus mehreren Perspektiven, die Hauptrolle spielen dabei Aveline und Étienne. Der Leser erfährt durch sie viel über die gefährliche Reise ins Heilige Land, über die Arbeit der Wundärzte und das Leben der einfachen Soldaten. Bekannte historische Personen, wie Friedrich Barbarossa oder Richard Löwenherz, kreuzen die Wege der beiden und der Leser erlebt dadurch auch wichtige historische Momente. Gut gefallen hat mir dabei, dass Aveline und Étienne bei diesen Begegnungen nur selten eine größere Rolle spielen, meist sind sie, entsprechend ihrer niederen Stellung, nur Beobachter. Ein weiterer Handlungsstrang umfasst Sultan Saladin und Karakush, den Statthalter Akkons. Ich fand es sehr gelungen, dass wir im Roman auch die „Gegenseite“ kennenlernen. Juliane Stadler schafft es dadurch sehr eindringlich zu zeigen, dass sowohl Christen als auch Muslime ihre Beweggründe hatten und es auf beiden Seiten ganz normale Menschen waren die kämpften und starben. Ein generelles Gut oder Böse gab es nicht.

Fazit
Mit „Krone des Himmels“ gelingt Juliane Stadler ein sehr spannender und fundiert recherchierter Debütroman. Das Buch wird als historisches Highlight des Jahres beworben, für mich ist es das definitiv! Ich freue mich schon auf weitere Bücher von ihr!

Bewertung vom 04.09.2021
Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe / Die große Berlin-Familiensaga Bd.1
Renk, Ulrike

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe / Die große Berlin-Familiensaga Bd.1


sehr gut

Man darf keine Spannungsliteratur erwarten

Das Buch ist recht dick, die Autorin erzählt Paulas Geschichte entsprechend auch sehr langsam und detailliert. Die erste Hälfte des Buches widmet sich Paulas Aufwachsen und Erwachsenwerden, auch die Familie und ihre Beziehungen untereinander werden dabei sehr ausführlich dargestellt. Der Leser erhält dadurch einen sehr tiefen Einblick in das Familienleben, entsprechendes Interesse daran muss aber vorhanden sein um sich nicht zu langweilen. Das Buch lebt nicht von Spannung oder mitreißenden Erlebnissen, sondern von seinen nuanciert erschaffenen Charakteren und der ruhigen aber dennoch intensiven Erzählweise. Es ist ein Roman um in eine andere Zeit abzutauchen.

Für meinen persönlichen Geschmack hätte gerne etwas mehr Handlung und zumindest ein kleiner Spannungsbogen vorhanden sein dürfen. Die Briefe zwischen Paula und Richard waren mir zu schwülstig, ich bin zugegebenermaßen aber auch kein Freund solchen „poetischen Kitsches“, manch anderer wird sie bestimmt großartig und romantisch finden.

Fazit:
Es ist eine positive Geschichte, die mit viel Wärme erzählt ist und ohne Gewalt auskommt. Das Buch verschafft zugleich einen guten Einblick in das Aufwachsen als Frau Ende des 19. Jahrhunderts. Der zweite Band der Familiensaga wird bereits nächstes Jahr erscheinen. ⠀

Bewertung vom 29.08.2021
Unbekannte Mitbewohner
Kropp, Ruthild;Heberer, Carina

Unbekannte Mitbewohner


ausgezeichnet

Das Buch widmet sich den Tieren in unserer direkten Umgebung, Tieren von denen wir denken sie gut zu kennen. Schon nach ein paar Seiten stellte sich für mich aber heraus, dass dem gar nicht so ist und so manches unscheinbar wirkende Geschöpf ziemlich erstaunliche Fähigkeiten besitzt. Den meisten Tieren um die es im Buch geht sind wir schon begegnet, trotzdem wissen wir über sie oft nicht mehr als ihren Namen. Ruthild Kropp und Carina Heberer wollen uns diese Tiere näherbringen und uns zeigen, dass in unserem Haus und Garten sehr spannende Geschöpfe leben, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben.

Jedes der 28 ausgewählten Tiere wird umfangreich, aber nicht ermüdend, portraitiert. Ihre Lebensweise, ihre Fähigkeiten und Überlebenskünste, wie auch ihr Zusammenleben mit dem Menschen spielen dabei eine Rolle. Das Ganze ist sehr kurzweilig und verständlich formuliert, so dass ich als Laie keinerlei Verständnisprobleme hatte. Die Texte sind mit abwechslungsreichen Anekdoten ergänzt, Zeichnungen und schwarzweiß Illustrationen runden das Ganze ab. Die Auswahl der Tiere finde ich sehr gut getroffen, von Maus über Nacktschnecke und Zecke ist alles mit dabei. Recht schnell hat sich gezeigt, dass mein Wissen über die uns umgebende Tierwelt doch nur recht oberflächlich ist und dass man selbst so manches Vorurteil hat. Zu meinem Erstaunen stellte sich heraus, dass die niedlichen Marienkäfer Kannibalen sind, während auf dem Speiseplan der Silberfischchen Schimmelpilze und Hausmilben stehen, womit sie manchmal ganz nützlich sind.

Eine spannende Lektüre, nach der man so manches Tier mit ganz anderen Augen sieht. Ob man es am Stück liest oder immer mal wieder ganz gezielt ein Tier nachschlägt, das Buch ist eine Bereicherung für jedes Bücherregal!

Bewertung vom 11.08.2021
Das Lied der Arktis
Cournut, Bérengère

Das Lied der Arktis


ausgezeichnet

Der Schreibstil von Bérengère Cournut ist ungewöhnlich, es waren ein paar Seiten notwendig ehe ich mich daran gewöhnt hatte. Sie schreibt sehr schnörkellos und sachlich, ihr gelingt es aber dennoch Emotionen zu transportieren. Der Roman liest sich fast wie ein Tagebuch, die Kapitel sind ganz unterschiedlich lang, mal bestehen sie auch nur aus ein paar Zeilen.

Die Geschichte ist hauptsächlich aus der Sicht von Uqsuralik erzählt, die Kapitel werden ergänzt durch Liedtexte und Verse. Die Nomadenfamilien führen sehr einfache Leben, alles was sie besitzen müssen sie sich von der Natur erkämpfen. Ihre Traditionen und Lebensweise sind uns fremd, die Mythen mit Naturgeistern und Riesen erscheinen märchenhaft. Obwohl ich mir ein solches Leben nicht vorstellen und mich daher auch nur selten in die Figuren hineinversetzen konnte, habe ich immer mit ihnen gelitten und gehofft. Absolut faszinierend fand ich auch die Naturgewalten des Eises. Am Ende des Buches gibt es einige schwarz-weiß Fotos die ein wenig helfen sich das beeindruckende Lebensumfeld vorzustellen.

Die Autorin erzählt die Geschichte sehr ruhig, ohne aufgebauten Spannungsbogen und Action. Es geht um nichts Geringeres als das Überleben, doch die Menschen sind es gewöhnt dafür täglich hart arbeiten zu müssen und der Tod ist einfach Teil dieses Lebens. Es geht darum ausreichend Tiere zu jagen, Wintervorräte anzulegen, im Frühjahr weiterzuziehen und dann Beginnt der Kreis von vorne. Alles erfolgt in enger Verbundenheit mit der Natur.

Fazit:
Bérengère Cournut gibt mit ihrem Buch einen faszinierenden Einblick in das Leben der Inuit. Ein Buchtipp für jeden der Lust hat eine fremde Kultur und deren Mystik kennenzulernen.

Bewertung vom 06.08.2021
Space Girls
Nielsen, Maiken

Space Girls


ausgezeichnet

Hauptdarstellerin in Maiken Nielsens Roman ist die fiktive Juni, die schon als Kind von Flugzeugen fasziniert war und davon träumt zum Mond zu fliegen. Im ersten Abschnitt des Buches erlebt der Leser die Flucht von Juni und ihrer Mutter vor den Nazis und wie ihr Weg sie in die USA führt. Dort beginnt Junis Leidenschaft fürs Fliegen. Auf ihrem Weg begegnen ihr dabei jede Menge historische Figuren: die Frauen der “Mercury 13”, Astronaut John Glenn oder der Raketenwissenschaftler Wernher von Braun. Die Mischung aus Fakten und Fiktion gelingt Nielsen großartig, die historischen Figuren sind sehr glaubwürdig in die Geschichte eingeflochten. Die Geschichte wird durch Passagen ergänzt die den Flug der Apollo 11 zum Mond beschreiben, Nielsen hat dafür die historischen Gesprächsaufzeichnungen verwendet. Diese Faktentreue und die Kombination der Erzählstränge fand ich großartig! An mancher Stelle hätte ich mir aber gewünscht am Kapitelbeginn zu erfahren in welchem Jahr wir uns gerade befinden.

Neben der Geschichte der “Mercury 13” steht im Roman auch die damalige Stellung der Frauen im Fokus. Weibliche Pilotinnen waren unüblich und entsprechend groß die Vorurteile ihnen gegenüber. Trotzdem ließen sie sich nicht unterkriegen und kämpften für ihren Traumberuf und um Anerkennung. Ein großes Lob kann ich auch für die Protagonisten aussprechen, die Autorin schafft es ihnen Leben einzuhauchen und sie greifbar zu machen.

Fazit
Ein großartiges Buch, das mehr Aufmerksamkeit verdient! Maiken Nielsen erzählt eine Geschichte über mutige Frauen bei der man auch viel über die Gesellschaft im Amerika der 50er und 60er Jahre erfährt.

Bewertung vom 30.07.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1


gut

Ich kannte und schätzte bereits Becketts Buchreihe um den Forensiker David Hunter, daher habe ich seiner neuen Reihe mit Spannung und großen Erwartungen entgegengesehen. Becketts Stil ist unverändert großartig. Bereits nach wenigen Seiten zog mich die Geschichte in ihren Bann und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Simon Beckett schafft es so realistisch zu schreiben, dass man in das Buch hineingesogen wird, dabei baut er eine atmosphärische Spannung auf die einem Gänsehaut beschert.

Leider folgt nun das große aber…
Die Geschichte ist sehr komplex konzipiert und insgesamt zu vollgepackt. Beckett tut sich dann am Ende auch schwer alle Zusammenhänge in einen sinnvollen Kontext zu setzen. Die Auflösung des Falls konnte mich so gar nicht überzeugen, einiges war vorhersehbar und bei weitem nicht alles logisch.

Auch mit der Berufswahl hat Beckett seinem Protagonisten keinen Gefallen getan. Dass Jonah Colley ein top ausgebildetes Mitglied einer Spezialeinheit sein soll konnte ich an vielen Stellen nicht glauben. Er macht in den meisten Situationen keine gute Figur, ist leichtgläubig und durchschaut selbst einfachste Täuschungen nicht. Mit einem anderen Beruf wäre er glaubwürdiger gewesen.

Fazit
Wer noch kein Buch von Simon Beckett kennt, der sollte mit der David-Hunter-Reihe anfangen, dort zeigt Beckett sein volles können. Dem Folgeband werde ich trotzdem eine Chance geben, weil Becketts Schreibstil absolut fesselnd ist und ich ja weiß, dass er auch großartige Plots schreiben kann.