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Aischa

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Insgesamt 529 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2022
Lektionen
McEwan, Ian

Lektionen


ausgezeichnet

In über 700 Seiten fächert der Brite Ian McEwan das Leben seines Protagonisten Roland auf, vom elfjährigen Internatsschüler Ende der 1950er Jahre bis zum Mittsiebzigjährigen in der Gegenwart. Dabei kommt, trotz einiger Wiederholungen, keine Langeweile auf, was nicht zuletzt daran liegt, dass McEwan äußerst kluge Reflexionen darüber anstellt, wie Erinnerung funktioniert, und Roland seine Jugend in späteren Lebensphasen immer wieder unterschiedlich bewertet und interpretiert. So auch den Missbrauch durch seine Klavierlehrerin, der zu einer sexuellen Obsession führt, die sein Sexualleben über Jahrzehnte hinweg prägt und von ihm erst spät als übergriffig erkannt wird.

Stets im Wandel ist auch, was er als erstrebenswert erachtet, was für ihn ein erfülltes Leben bedeutet. McEwan erzählt von verpassten Chancen, aber auch von solchen, die unerwartet spät im Leben doch noch ergriffen werden. Umrahmt von zeitgeschichtlicher Kulisse (Kubakrise, Thatcherismus, Fall der Berliner Mauer, Brexit und Covid-Pandemie) lässt sich die Story sowohl als Entwicklungs- als auch als Generationen- und Gesellschaftsroman lesen.

Und wer mit der Biografie des Autors vertraut ist, mag überdies Gefallen daran finden, autobiografische Anteile aus der Fiktion heraus zu arbeiten. Sprachlich ist der Roman solide, aber wenig aufregend, seine Stärken liegen vor allem darin, auch unbedeutende Nebenfiguren mit interessanten Handlungssträngen zu versehen und die Altersweisheit des Autors sehr unterhaltsam mit Zeit- und Lebensgeschichte zu verflechten.

Bewertung vom 12.12.2022
Wilderer
Kaiser-Mühlecker, Reinhard

Wilderer


ausgezeichnet

"Ich sehe es wirklich als eine Art Verpflichtung an, die Welt, die ich kenne, darzustellen, also erfahrbar zu machen - einem, der sie nicht kennt." So wird Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker im Klappentext seines aktuellen Romans zitiert. Dieser selbst auferlegten Verpflichtung ist er mit "Wilderer" auf hervorragende Weise nachgekommen.

Protagonist ist der Jungbauer Jakob, der nicht nur mit seinen persönlichen Dämonen, sondern auch mit der Ablehnung durch Familie und Dorfgemeinschaft zu kämpfen hat. Der Erzählung kommt sicher zugute, dass Kaiser-Mühlecker weiß, worüber er schreibt: Selbst in einem oberösterreichischen Gehöft aufgewachsen führt er - neben der Schriftstellerei - die Landwirtschaft seiner Vorfahren.

"Wilderer" ist von Anfang an von einer gewissen Schwere geprägt. Beeindruckt hat mich dabei, dass der junge Jakob allen Widrigkeiten trotzt und, obwohl er vieles hinterfragt, letztendlich doch immer weitermacht. Darin findet sich etwas sehr Tröstliches und Hoffnungsvolles; eine sehr empfehlenswerte Lektüre in diesen für viele so schweren Zeiten.

Bewertung vom 31.10.2022
Ein simpler Eingriff
Inokai, Yael

Ein simpler Eingriff


ausgezeichnet

In ihrem dritten Roman erzählt die Schweizerin Yael Inokai die Geschichte Merets, einer jungen, extrem pflichtbewussten Krankenschwester, die in einer psychiatrischen Klinik arbeitet. Meret assistiert bei Hirnoperationen an psychisch auffälligen Patientinnen, die anschließend wieder "funktionieren", niemandem mehr zur Last fallen sollen.

Auffällig ist, dass Männer durchaus psychisch fernab der Norm agieren können, ohne Gefahr zu laufen, dieser klinischen Behandlung unterzogen zu werden oder auch nur gesellschaftliche Sanktionen befürchten zu müssen: Merets Vater prügelt Frau und Kinder aus nichtigstem Anlass; Konsequenzen hat es für ihn keine. Zudem bleiben nahezu alle Figuren im klassisch-veralteten Rollenbild verhaftet. Das Pflegepersonal ist weiblich, der Doktor ein Mann.

​Doch dieser Roman ist mehr als Gesellschaftskritik, er erzählt auch eine überraschende und leidenschaftliche Liebesgeschichte. Und dabei bleibt Inokai zeitlich gesehen erstaunlich vage. Mal meinte ich, von den Anfängen der Hirnchirurgie zu lesen, um kurz darauf in die Gegenwart katapultiert zu werden, dann wieder tauchte ich in eine Dystopie ein. Eine sehr bewegende Geschichte von großer Kraft und Dichte, unbedingt zu empfehlen!

Bewertung vom 31.10.2022
Die Rotte
Fischer, Marcus

Die Rotte


sehr gut

Ein abgelegenes österreichisches Bergdorf Mitte der 1970er Jahre ist das Setting des Romandebüts von Marcus Fischer. Nicht gerade bahnbrechend, könnte man meinen, gibt es doch zuhauf Heimatromane, die in den Alpen spielen.

Doch Fischer bringt das Genre in die Moderne, seine Themen sind nicht wirklich neu (Misstrauen der Dorfgemeinschaft gegenüber Fremden, Neid und Missgunst, Lug und Trug), wohl aber wie er darüber schreibt. Sein mündlicher Erzählstil ist nicht nur gespickt von österreichischen Wörtern, sondern oft knapp, geradezu wortkarg, eben typisch für die Dorfler. Dieser Duktus vermittelt große Authentizität, stellt für Leser*innen, denen das österreichische Idiom nicht geläufig ist, jedoch eine Herausforderung dar. Schade, dass man hier auf ein Glossar verzichtet hat.

Großartig ist, wie Fischer das permanente Austarieren des Machtgefüges innerhalb des Weilers aufzeigt: So gerät ein Ausweichmanöver auf enger Straße schnell zum Kampf darum, wer das Sagen hat, und wer zurücksetzen muss. Auch die Kluft zwischen dem, was der Pfarrer sonntäglich predigt, und dem Alltag der Gläubigen wird verdeutlicht: "Weil für die Nächstenliebe muss sich jeder zusammenreißen, die kriegt keiner geschenkt."

Nicht ganz einfach waren für mich die beiden Zeitebenen, in denen die Geschichte spielt, da nur eine davon durch entsprechende Überschriften gekennzeichnet ist. Aber die Anstrengung lohnt, ich mochte den literarischen Ausflug in dieses fiktive Bergdorf sehr.

Bewertung vom 24.10.2022
Violeta
Allende, Isabel

Violeta


gut

In ihrem jüngsten Roman lässt Bestsellerautorin Isabel Allende Protagonistin Violeta ihr 100jähriges Leben schildern. Dabei ist die Erzählform dieser südamerikanischen Familiensaga noch am Originellsten, denn es handelt sich um einen - bei aktuellen Neuerscheinungen doch recht seltenen - Briefroman. Adressat der Briefe ist Violetas Enkel, ein in Afrika tätiger Jesuit.

Allende schreibt im gewohnten Plauderton, und auch das Setting überrascht nicht. Zwar wird das Land, in dem der Großteil der Erzählung spielt, nie genannt - wie dies übrigens auch in Allendes Debütroman "Das Geisterhaus" der Fall ist - doch ist recht bald klar, dass auch dieser Roman wieder in Chile spielt. Die Geschichte ist gespickt mit biografischen Parallelen, etwa dem Tod von Violetas Tochter als junger Frau (Allendes Tochter starb mit 29 Jahren) oder der Gründung einer Stiftung für die Opfer häuslicher Gewalt durch Violeta wie auch durch Allende.

Bedauerlicherweise geraten Weltgeschichte und Politik, die einen erheblichen Einfluss auf die Schicksale der Figuren haben, zu reiner Kulisse. An einer Stelle heißt es sogar zu den Folterungen und Morden während der Militärdiktatur sei bereits alles gesagt, daher würde hier nicht weiter darauf eingegangen werden. Das ist in meinen Augen sehr schade, gibt es doch immer neue Leser*innen, die mit einem Thema zum ersten Mal in Berührung kommen, hier wurde Potenzial verschenkt. Leider hat mich auch das Los der Protagonisten oft nicht erreicht. Weltwirtschaftskrise, Verarmung der Familie, Gewalt in der Ehe, Militärputsch und Ausgangssperre - all dies schlägt sich zu wenig im Erzählduktus wieder, als dass ich wirklich mitfühlen hätte können, vieles klingt wie ein beiläufiger Kaffeeklatsch, wirkt erstaunlich distanziert.

Dafür nehmen die sexuellen Aktivitäten Violetas seltsamerweise großen Raum ein. Seltsam deshalb, weil Violeta ihr Leben wie gesagt in Briefen an ihren Enkel auffächert, einen erwachsenen Mann, der als Jesuitenpriester unter anderem das Gelübde der Keuschheit abgelegt hat. Ob er Interesse daran hat, in allen Einzelheiten über die Bettgeschichten seiner Großmutter zu lesen ...?

Fazit: Ganz nette Unterhaltung, mir jedoch hat es an historischem Unterbau und literarischer Originalität gefehlt.

Bewertung vom 20.10.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Kaum zu glauben, aber es hat ganze 76 Jahre nach Erscheinung gedauert, bis dieser klassische japanische Kriminalroman auf Deutsch publiziert wurde. Und das, obwohl Seishi Yokomizo in seiner Heimat überaus populär war und ist.

"Die rätselhaften Honjin-Morde" sind der Auftakt zur 77bändigen Reihe um den schrulligen Privatdetektiv Kosuke Kindaichi, der entfernt an Detective Columbo aus der US-amerikanischen TV-Serie erinnert. Die Geschichte spielt 1937 im ländlichen Japan, das Setting wie auch die politischen Hintergründe dürfte für das Gros der deutschen Leserschaft weitgehend unbekannt sein. Doch keine Sorge - hier haben Übersetzerin Ursula Gräfe und das Lektorat hervorragende Arbeit geleistet: Wichtige japanische Bezeichnungen blieben erhalten, werden in der Regel im Text bei erster Erwähnung kurz erklärt und finden sich im Glossar mit umfangreicherer Erläuterung wieder. So ist die Story gleichermaßen authentisch wie verständlich.

Der Plot bietet mit einigen Roten Heringen und Twists durchaus Spannung, kommt aber dennoch eher ruhig daher, was vielleicht den im Vergleich zu unserer Gesellschaft sehr höflich-distanzierten Umgangsformen geschuldet ist. Dennoch wurde ich bestens unterhalten, nicht zuletzt weil - in bester Agatha-Christie-Manier - viele Hinweise auf den möglichen Tathergang gestreut werden, die die Leser*innen zum Miträtseln einladen. Allerdings dürfte kaum jemand wirklich auf den Tathergang kommen, dazu ist die Auflösung doch deutlich zu komplex.

Davon abgesehen: Ein sehr unterhaltsamer klassischer Detektivroman, der Einblicke ins alte Japan gibt.

Bewertung vom 14.10.2022
Hund, Wolf, Schakal
Karim Khani, Behzad

Hund, Wolf, Schakal


ausgezeichnet

Neben der Liebe zählt Kriminalität in all ihren Facetten wohl zu den häufigsten literarischen Themen. Braucht es also noch einen Roman, der den Lebensweg eines Jungen hin zum Kriminellen aufzeigt? Definitiv, zumindest wenn das so modern und mitreißend wie in Behzad Karim Khanis Debüt gelingt.

Er erzählt die Geschichte Saams, einer 11jährigen Halbwaisen, der mit Vater und Bruder in den Wirren der iranischen Revolution nach Westberlin flieht. Dabei wurde ich nicht nur davon überrascht, dass ich den Protagonisten fast ausnahmslos sympathisch fand, auch dann noch, als er vom Kleinkriminellen zum brutalen Schläger wird. Auch die Sprache Khanis hat mich - im positiven Sinn - verblüfft: Er schafft kreative, treffende Bilder, zum Beispiel schreibt er über eine Reihe an Pfähle angebundene Baumsetzlinge, sie "befanden sich im Rohbau". Khani dichtet einer winterlichen Bank geradezu poetisch-zart einen "Dreitagebart aus Eis" an, aber er kann auch kraftvoll-brutal werden, etwa wenn er die Vergewaltigung eines Jungen dadurch verdeutlicht, dass er "Sperma scheißt".

Die Figur des Vaters bekommt etwas rührend Komisches, wenn er rätselt, ob die Häuschen in den Berliner Schrebergärten deutsche Slums oder doch eher eine Siedlung einer speziellen Religionsgemeinschaft sind. Ein klein wenig zu kurz kommt in meinen Augen, wieso sich das Machtgefüge zwischen Vater und Sohn so extrem zuungunsten des Ersteren verschiebt. Denn das passiert ja nicht "einfach so". Gelungen ist die Schilderung des Gefängnisalltags, in dem Agressionen der Häftlinge untereinander nachvollziehbar "einfach so" entstehen.

Saams Lebensweg ist unbedingt glaubwürdig, und so empfehle ich "Hund, Wolf, Schakal" nicht nur jedem Jugendrichter als Nachttischlektüre, sondern allen, die ein echtes Interesse an jungen Menschen haben, die auf die schiefe Bahn geraten sind.

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Bewertung vom 10.10.2022
Euphorie
Cullhed, Elin

Euphorie


ausgezeichnet

Elin Cullhed nähert sich der berühmten Literatin Sylvia Plath frappierend distanzlos. Die ausnahmslos aus der Ich-Perspektive verfasste Erzählung hat mich schnell vereinnahmt und ich wähnte mich bei der Lektüre unweigerlich in einer Romanbiografie, obwohl "Euphorie" gemäß einer Vorbemerkung der Autorin genau das nicht sein will. Zwar bedient sich der Plot hemmungslos biografischer Eckdaten Plaths, so dass man immer wieder meint, Auszüge aus ihren Tagebüchern zu lesen. Doch laut Cullhed ist die Sylvia im vorliegenden Roman dennoch reine Fiktion. Wieso also einerseits die große Ähnlichkeit zur realen Person, andererseits dieser Hinweis? Als Absicherung vor möglichen Klagen der Erben?

Egal - ob biografisch oder nicht, "Euphorie" ist die grandios geschriebene Innenansicht einer zerrissenen Seele, gequält durch Depressionen, zutiefst verunsichert und stets, jeder und jedem gefallen wollend. Die hochtalentierte Schriftstellerin Plath scheitert am Alltag als Ehefrau, Mutter und Dichterin, weder genügt sie den Ansprüchen ihres Schriftsteller-Ehemanns Ted Hughes, noch ihren eigenen. Sie wird zerrieben zwischen überbordender Liebe und zerstörerischem Hass.

Der Roman mutet seiner Leserschaft einiges zu, es ist beileibe kein Wohlfühlroman. Aber er lässt erahnen, wie erdrückend die Last einer psychischen Erkrankung sein kann. Sprachlich gesehen erweist Cullhed der außergewöhnlichen Plath mit "Euphorie" eine würdige Reminiszenz, es ist ein großartiger Roman über eine großartige Dichterin.

Bewertung vom 13.09.2022
Blinder Spiegel
Jamal, Salih

Blinder Spiegel


weniger gut

Nach den ersten Sätzen war ich durchaus angetan von der Geschichte über eine zunehmend toxische Affäre in Paris. Denn Salih Jamal hält sich nicht mit unnötigem Vorgeplänkel auf, nein, er führt seine Leserinnen und Leser ohne Umschweife mitten ins Geschehen. Und auch einige poetische oder kreative Sprachbilder nahmen mich sehr für die Erzählung ein. Doch leider sollte sich das schnell ändern.

Dass es zwischen den Protagonisten ausgerechnet auf einem Friedhof und noch dazu am hellichten Tag zu einem Blow Job kommt, mag man noch als plakative Verdeutlichung der stark sexuell geprägten Beziehung zwischen Elle und Lui deuten. Doch dann kippt die Sprache unversehens ins Kitschig-Schwülstige, und Luis meint beim Orgasmus die Callas singen zu hören. Tut mir leid, aber das ist keine gute Literatur, sondern schlichtweg Peinlichkeitsprosa. Die extreme Beziehung zwischen dem unsteten Fluglotsen und der "im goldenen Käfig" gefangenen Ehefrau wird entweder küchenpsychologisch oder gleich gar nicht erklärt. Eine Nebenfigur nimmt urplötzlich eine wichtige Rolle ein, um ebenso unerwartet wieder zu verschwinden, ihre Nähe zum Protagonisten bleibt schleierhaft.

Auch die Form des schmalen Büchleins ist nicht eindeutig: Einerseits ist es wie ein klassisches Drama in fünf Akten aufgebaut, andererseits weist es auch viele Merkmale einer Novelle auf, wie die begrenzte Anzahl von Personen, weitgehend eindimensionale Figuren ohne Entwicklung und ein außergewöhnliches Ereignis als zentrales Element mit extremem Wendepunkt. Irgendwie ist die Story nicht Fisch und nicht Fleisch, ganz als ob der Autor sich nicht entscheiden konnte oder wollte.

Ich jedenfalls habe mich entschieden: Dieses existenzialistische Einsamer-Wolf-verfällt-unglücklicher-Ehefrau-Gesülze muss niemand lesen, ich habe es leider zu spät gemerkt.

Bewertung vom 12.09.2022
Ein Mann mit vielen Talenten
Freeman, Castle

Ein Mann mit vielen Talenten


ausgezeichnet

Autor Castle Freeman lebt und schreibt in Vermont, und dort lässt er auch seinen Mephisto (hier mit dem bedeutungsvollen Namen Dangerfield) mit dem schrulligen Säufer und Ex-Lehrer Taft einen teuflischen Pakt schließen. Wie im allseits bekannten Faust-Motiv soll dieser dem Fürsten der Finsternis seine Seele verkaufen und im Gegenzug für eine begrenzte Zeit irdische Wünsche erfüllt bekommen.

Doch anders als bei Johann W. von Goethe oder Christopher Marlowe erkauft sich Freemans Taft vulgo Faust keine jugendliche Wolllust, nein, der alte Sonderling entpuppt sich überraschenderweise als selbstloser Wohltäter, der die teuflischen Talente nutzt, um Kinder gesunden zu lassen, Mobber zu bestrafen oder Nachbarn finanziell unter die Arme zu greifen.

Dies wird in großartigen Dialogen erzählt, Freeman liefert ein wahres Feuerwerk bissiger Schlagabtausche. Seine Figuren sind überzeugende Provinzcharaktere, ich habe dem Plot jede noch so skurrile Wendung abgenommen. Eine erfrischende, humorvolle Neuinterpretation des jahrhundertealten Faust-Motivs, auf gerade einmal 175 Seiten. Hier ist kein Wort zu viel, und zugleich gibt es nichts, was ich vermisst hätte! Brillant!