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Midnight-Girl
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NRW

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Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 22.03.2020
Das Mädchen, das den Sturm ruft
Lackey, Lindsay

Das Mädchen, das den Sturm ruft


ausgezeichnet

Bisher hat es Red in keiner Pflegefamilie lange ausgehalten, oder keine Pflegefamilie lange mit ihr, wie man es nimmt. Aber bald schon soll ihre Mutter aus dem Gefängnis entlassen werden, dann haben sie sich endlich wieder und niemand wird sich mehr zwischen sie drängen. Daher kommt es Red unwirklich vor, als sie bei Celine und Jackson landet, die sie genau so nehmen wie sie ist, mit all ihren Emotionen, die sich oft nur schwerlich zügeln lassen. Plötzlich scheint vieles möglich…

Ist Red aufgewühlt, braut sich nicht nur in ihrem Innersten ein Sturm zusammen. Von einer leichten Brise bis zu entfesselten Böen ist alles möglich, doch vermag Red dies nicht zu kontrollieren. Die Darstellung ist einerseits natürlich magisch, andererseits sehr philosophisch angehaucht. Bietet zudem aber ebenso einen metaphorischen Ansatz, den sicherlich auch die eigentliche Zielgruppe bereits nachvollziehen kann. Eine wahrhaftige Achterbahn der Gefühle durchlebt der Leser an Reds Seite. Viele ihrer Gedankengänge sind durchaus verständlich, sollten aber noch gar nicht so viel Platz im Leben eines solch jungen Menschen einnehmen (müssen).

Mit viel Empathie und Fingerspitzengefühl gelingt der Autorin eine gefühlvolle Erzählung, die große wie kleine Leser berührt und zum Nachdenken anregt. Hoffnung und Enttäuschung, Liebe und Hass, Freud und Leid, und viele Paarungen mehr, geben sich wortwörtlich von einer Sekunde auf die andere die Klinke in die Hand. Doch was zunächst als gegensätzlich empfunden wird, ist – je nach Situation – eng miteinander verbunden, womöglich kann ein Gefühl gar nicht ohne das andere bestehen.

„Das Mädchen, das den Sturm ruft“ vermittelt Kraft und Stärke, und den Mut dem Unmöglichen gegenüberzutreten. Nicht immer kann man alle Hürden alleine überwinden, vielleicht nicht einmal gemeinsam, dennoch ist es tröstlich zu wissen, dass man dem Gegner nicht als Einzelner die Stirn bieten muss. Fesselnd vom Anfang bis zum Ende und trotz aller thematischen Ernsthaftigkeit mit humorvollen und wärmenden Passagen bestückt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2020
Die Tote in der Sommerfrische / Viktoria Berg Bd.1
Dix, Elsa

Die Tote in der Sommerfrische / Viktoria Berg Bd.1


ausgezeichnet

Der Journalist Christian Hinrichs muss kurzerhand aus Hamburg verschwinden und nimmt daher das Angebot einer Illustrierten an, eine Reportage über den Sommer der Reichen und Schönen auf Norderney zu verfassen. Eigentlich ist dies so gar nicht seine Welt, doch als er die junge Viktoria Berg kennenlernt, die scheinbar ebenso mit den vorherrschenden Konventionen hadert, verspricht der Sommer interessant zu werden. Überschattet wird der Inselaufenthalt allerdings vom Tod eines Zimmermädchens, bei dem weder Christian noch Viktoria von Selbstmord ausgehen, obwohl die hiesige Polizei den Fall schnell ad acta legt. Nachforschungen bringen nicht nur feine Risse innerhalb der Gesellschaft ans Tageslicht…

In sämtlichen Epochen gibt und gab es Menschen, die sich nicht in vorgefertigte Rollen hineinzwängen lassen und lieber ihren eigenen Weg gehen wollten. Mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber doch immer mit Engagement und eisernem Willen. So ist auch im Sommer 1912 nicht alles eitel Sonnenschein auf Norderney, Unmut und Bedrückung machen sich mitunter breit, auch wenn immer versucht wird Widrigkeiten unter den Teppich zu kehren. Niemand möchte die adelige Gesellschaft verärgern oder ihnen gar die Leichtigkeit der Sommerfrische madig machen.

Das einerseits ungleiche, andererseits in gewissen Denkstrukturen doch wieder gar nicht so unähnliche, Duo Hinrichs/Berg vermag den Leser von Beginn an mitzunehmen auf eine Reise unbekannter Art und Dauer. Seien es gesellschaftliche Strukturen, historische Gegebenheiten oder einfach nur die Schönheit der Insel, man ist gerne an ihrer Seite und darauf bedacht nichts zu verpassen. Vornehmlich aber geht es natürlich um den Tod des Zimmermädchens, den beide als Mord einstufen und entsprechende Ermittlungen anstrengen, so es die Polizei schon nicht für notwendig hält. Natürlich ist der Leser auch dahingehend voll bei der Sache, denn zahlreiche Indizien lassen auf eine Motivation schließen, die so von vornherein nicht vorhersehbar war. Und selbst innerhalb der ans Tageslicht kommenden Geheimnisse noch immer einige Theorien zulässt.

Elsa Dix schreibt spannend und gleichzeitig leichtfüßig, mit gebührendem Respekt und doch kritisch. Eine gelungene Mischung, die hoffentlich schon bald in einem weiteren Band fortgeführt werden wird. Denn die Charaktere sind einem inzwischen insoweit vertraut, dass man unbedingt wissen möchte wie es ihnen weiterhin ergehen wird.

Bewertung vom 22.03.2020
Totenblass / Kriminalhauptkommissar Fuchs & Fallanalystin Schuhmann Bd.1
Hecker, Frederic

Totenblass / Kriminalhauptkommissar Fuchs & Fallanalystin Schuhmann Bd.1


sehr gut

Joachim Fuchs und seine neue Kollegin Lara Schuhmann werden mit einem besonders undurchsichtigen und makabren Fall konfrontiert, der ihnen einiges abverlangt. Die Opfer ähneln sich nicht nur äußerlich, sondern sind zudem noch im selben Bereich tätig, teilweise sogar miteinander bekannt. Für die Ermittler steht schnell fest, dass sie es mit einem Serienmörder zu tun haben, der – wie tiefgründige Recherchen belegen – bereits zuvor in anderen Gegenden zugeschlagen hat. Nun heißt es schnell handeln und noch schneller Ergebnisse erzielen, denn ansonsten geht ihnen der mitunter sehr gewiefte Täter durch die Lappen.

Die im Main treibende Frauenleiche gibt zunächst zahlreiche Rätsel auf, so dass weder Ermittler noch Leser konkret wissen mit welcher Art Verbrechen sie es hier zu tun bekommen. Doch schon bald gibt es erste Hinweise, die zumindest in eine vage Richtung deuten, aus der allerdings ebenso bald Gegenwind aufbrandet. Mit durchaus unkonventionellen Methoden gelingt es vor allem Kriminalhauptkommissar Fuchs dennoch die Handlung weitestgehend in Gang zu halten. Auch sorgt er regelmäßig für neuen Input, der dem Leser dienlich ist, um die eigenen Theorien zu festigen oder auch zu verwerfen, je nachdem welchen Weg diese eingeschlagen hatten.

Zahlreiche Wendungen und neuerliche Ansätze wirken dem eben noch genannten Fluss jedoch entgegen. Das Geschehen gestaltet sich passagenweise recht langatmig und gewollt konstruiert, als hätte es eine Überbrückung notwendig, die von außen allerdings nicht sichtbar ist. Dadurch gerät die Erzählung zeitweise ins Stocken, was den Leser zwar irritiert, aber nicht wie vermutlich gewünscht verwirrt. Ein paar weniger ausladende Erläuterungen hätten die Geschichte als solche straffen und auch die Spannungskurve gleichbleibend hoch halten können.

Im Gesamten betrachtet fällt dieses Thriller-Debüt schlussendlich positiv auf, auch wenn der Autor ein wenig zu viel seines Wissens hat einfließen lassen wollen. Wenn es ihm gelingt dies im nächsten Band besser zu dosieren, wird den Leser mit Sicherheit ein besonderer Thriller-Genuss erwarten, das Potential ist absolut vorhanden, nur noch nicht zur Gänze ausgeschöpft.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2020
Das Gerücht
Kara, Lesley

Das Gerücht


sehr gut

Als Joanna mit ihrem Sohn in die Nähe ihrer Mutter zieht, ahnt sie noch nicht, dass die Idylle in der Kleinstadt trügerisch ist. Schon bald horcht sie auf, als Gerüchte aufkommen, eine Kindermörderin würde unter ihnen leben. Obwohl das Verbrechen schon viele Jahrzehnte vergangen ist und die Täterin ihre Strafe verbüßt hat, beginnt sich Angst breit zu machen. Welche Beweggründe sie veranlassen, kann Joanna im Nachhinein selbst nicht sagen, dennoch mischt sie fleißig mit was Spekulationen und Interpretationen angeht, bis der Strudel aus Skepsis und Verleumdungen kaum noch aufzuhalten ist…

An sich kennt die Problematik wohl jeder. Gerüchte entstehen und verbreiten sich, manchmal werden sie sogar zu regelrechten Selbstläufern. Diese wieder aufzuhalten oder gar zu entkräften klappt in der Regel nicht so schnell, nicht selten bleiben zumindest Bruchstücke dennoch in den Köpfen der Menschen verankert. Wieso also kommt es immer wieder zu derartigen Phänomenen und warum lässt man sich hin und wieder ebenfalls auf dieser Welle treiben? Zwar wird diesen und ähnlichen Fragen inhaltlich kaum bis gar nicht nachgegangen, der Leser wird spätestens nach der Lektüre aber doch nochmal darauf zurückkommen und möglicherweise persönlich erlebte Situationen analysieren.

Die Autorin baut ein gut durchdachtes wie auch verschachteltes Konstrukt auf, das zunächst absolut undurchlässig erscheint. Naheliegende Lösungen schließt man als Leser recht schnell aus, trotz dessen, dass es keinerlei Hinweise darauf gibt, dass tatsächlich weitreichendere Gedankengänge zugrunde liegen. Nichtsdestotrotz kommt es innerhalb des Geschehens immer mal wieder zum Stillstand, obwohl Ruhephasen überhaupt nicht notwendig wären und auch mit etwas Abstand betrachtet keinen tieferen Sinn ergeben. Vielmehr hätte der Spannungsgehalt noch ein wenig ausgebaut werden können, ausreichend Potential ist durchaus vorhanden.

Ab einem gewissen Zeitpunkt wird relativ deutlich welche Richtung die Handlung anstrebt, überraschenderweise wirkt sich dies jedoch nicht negativ auf das weitere Leseverhalten aus. Eher ist es so, dass man nun unbedingt wissen möchte welche Ansätze der eigenen Theorien weiter verfolgt und ausgearbeitet werden. Außerdem gibt es trotz allem noch offene Fragen, deren Beantwortung für Erstaunen und Unglauben sorgen kann. Lesley Kara gelingt es also mit ihrem „Gerücht“, die Neugierde des Lesers zu wecken.

Bewertung vom 07.03.2020
Der Grolltroll Bd.1
van den Speulhof, Barbara

Der Grolltroll Bd.1


ausgezeichnet

Absolut nichts will ihm so richtig gelingen, alles und jeder scheint sich gegen ihn verschworen zu haben. Kein Wunder, dass sich immer mehr Wut und Frust anstaut und der Grolltroll kurz vorm Explodieren ist. Einmal in dem Strudel gefangen, dass Pläne sich nicht nach bestimmten Vorstellungen umsetzen lassen, gibt es so leicht keinen Ausweg. Wird es ihm dennoch gelingen – vielleicht auch mit Hilfe seiner Freunde?

Ob Klein oder Groß, jeder kennt solche Situationen, in denen einfach alles schief läuft, unabhängig von der Vorbereitung. Entsprechend sind auch die Gefühle, die den Grolltroll überkommen, niemandem fremd. Wie aber dem Geflecht aus Wut und Frustration entkommen? Eins ist sicher: Alleine ist es ein harter Weg und nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Auch der Grolltroll bekommt dies zu spüren, denn die negativen Emotionen summieren sich mehr und mehr.

Liebevoll illustriert und dennoch nichts beschönigend zeigt die Geschichte Ereignisse auf, in die sich jeder in irgendeiner Weise hineinversetzen kann. Gleichzeitig finden sich aber auch Lösungsansätze, um Unzufriedenheit und schlechte Stimmung abschütteln zu können. Sicherlich muss im Endeffekt jeder für sich den richtigen Weg finden, der Versuch sich Unterstützung zu holen, ist aber vermutlich nicht allzu verkehrt.

Den Kleinsten kann das Bilderbuch auf spielerische Art und Weise sowohl die Thematik negativer Gefühle, als auch den Aspekt, dass einfach nicht immer alles rund läuft, näher bringen. Dass dies allerdings normal und überhaupt nicht schlimm ist, daran gibt es ebenfalls keinen Zweifel. Ein wundervolles Buch, das in keinem Regal beziehungsweise Kinderzimmer fehlen sollte.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2020
Insel-Krimi 11-Sherlock Holmes Auf Langeoog

Insel-Krimi 11-Sherlock Holmes Auf Langeoog


sehr gut

Schnell lässt man sich täuschen ob des vermeintlich harmonischen Titels des 11. Insel-Krimis. Denn was auf den ersten Blick wie ein harmloses Spiel anmutet, entpuppt sich im weiteren Verlauf als perfides Verbrechen. Doch bis es so weit ist begegnet der Hörer zunächst einigen Charakteren aus einer vorangegangenen Folge, wodurch schnell auch die damaligen Ereignisse wieder präsent sind. Trotz dieser Überschneidungen sind allerdings beide Handlungen komplett voneinander unabhängig, Vorkenntnisse sind entsprechend nicht notwendig.

Zunächst schleicht das Geschehen mehr oder weniger dahin, großartige Vorkommnisse oder Auffälligkeiten gibt es nicht zu verzeichnen. Schließlich ist der Hörer auch von Beginn an involviert in die kriminellen Taten, so dass dahingehend keine Überraschungen zu erwarten sind. Nichtsdestotrotz ist der Spannungsaufbau deutlich spürbar, wenn auch mehr unterschwellig angesiedelt als offensichtlich zur Schau gestellt. Stellt sich nur die Frage wann die korrekten Verbindungen von den Protagonisten gezogen werden und „Moriarty“ Einhalt geboten wird.

In Anlehnung an berühmt-berüchtigte Figuren aus der Kriminalliteratur werden hier Vergehen konzipiert und inszeniert, denen auf die Spur zu kommen bisher wohl niemandem gelang. Hätte die Mordserie ausschließlich auf Langeoog stattgefunden, hätte man allerdings vermutlich nicht so lange Zeit unbehelligt bleiben können. Dennoch stellt man sich als Hörer durchaus die Frage, inwiefern Behörden tatsächlich Zusammenhänge gesehen haben könnten. Oder sollte es wirklich jemandem gelungen sein die Polizei über Jahrzehnte hinweg an der Nase herumzuführen?

Trotz nervenaufreibender finaler Minuten kann der Abschluss jedoch leider nicht vollends überzeugen. Direkt von Enttäuschung zu reden wäre auch nicht richtig, mehr Potential wäre aber definitiv vorhanden gewesen. Von kleineren Mängeln in der Umsetzung lässt sich der Hörer so schnell aber sicher nicht abschrecken.

Bewertung vom 07.03.2020
Der Tote im Schnitzelparadies / Ein Fall für Arno Bussi Bd.1
Fischler, Joe

Der Tote im Schnitzelparadies / Ein Fall für Arno Bussi Bd.1


gut

Wenn man die Finger nicht von den Frauen lassen kann, und dann auch noch von solchen, die mit einflussreichen Männern verheiratet sind, darf man sich nicht wundern, wenn plötzlich eine Strafversetzung erfolgt. Dennoch staunt Arno Bussi nicht schlecht, als er sich – anstatt seine Karriere in höheren Gefilden fortzusetzen – im tiefsten Tirol wiederfindet. Viel hat Hinterkitzlingen zunächst nicht zu bieten, doch bald kommt es knüppeldick. Ein abgetrennter wie tiefgefrorener Kopf im Schnitzelparadies, ein unglaubliches Unwetter und – natürlich – die Frauen…

Ähnlich locker wie Bussis Schwäche für und Einstellung zu schönen Frauen, kommt auch die atmosphärische Darstellung daher. Wäre da nicht der Kopf des Bürgermeisters in der Tiefkühltruhe und das düstere Unwetter, wodurch ganz Hinterkitzlingen vom Rest der Welt abgeschnitten wird, könnte man meinen dem Idyll stünde nichts im Wege. Aber natürlich sind weder Hauptprotagonist noch Leser aus Spaß an der Freude vor Ort, vielmehr gilt es ein Gewaltverbrechen aufzuklären. Dies jedoch gestaltet sich zunehmend schwieriger. Nicht nur, dass eine höhere Gewalt zuschlägt und den Weg für Unterstützung abschneidet, darüber hinaus blockieren und behindern auch Dorfbewohner Bussis Bemühungen. Dass er auf Grund der Umstände seine mitunter flapsige Art nicht ablegt scheint reiner Selbstschutz zu sein. Die Gefahr, dass dies auch schnell als Arroganz gewertet werden kann, ist allerdings nicht von der Hand zu weisen.

Nüchtern und ab vom humoristischen Aspekt betrachtet, fehlt es dem Geschehen jedoch leider an Spannungselementen. Die Handlung als solche wird zwar nicht stringent verfolgt, stiftet aber zugleich auch nicht ausreichend Verwirrung, als dass man aufs Glatteis geführt werden würde. Entsprechend deutlich und eindeutig zeichnet sich der weitere Verlauf ab, viel Raum für eigene Überlegungen bleibt nicht. Potential für mehr wäre durchaus vorhanden gewesen, so aber bleibt ein mittelmäßiger Eindruck zurück.

Joe Fischler, bekannt und beliebt durch seine „Veilchen“-Reihe, wagt sich mit Inspektor Bussi auf schwieriges Terrain, das Chancen und Risiken birgt. Es ist ein wahrlich schmaler Grat, auf dem er wandelt. Die Grenzen zwischen Höchstleistungen und tiefem Fall sind nahezu fließend, der Leser allein entscheidet welche Option für ihn zutrifft.

Bewertung vom 01.02.2020
Tod im Mondschein / Mydworth Bd.2 (eBook, ePUB)
Costello, Matthew; Richards, Neil

Tod im Mondschein / Mydworth Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Mehr als eine kurze Zeit der Eingewöhnung ist Lord und Lady Mortimer nicht vergönnt, denn schon bald stehen sie vor einem weiteren ungewöhnlichen Fall. Von der Polizei als tragischer Wildunfall deklariert, sind andere Personen restlos überzeugt davon, dass der junge Syd erschossen wurde. Erste Nachforschungen lassen Harry und Kat schnell vor einer Mauer des Schweigens stranden. Grund genug sich erst recht mit den Ereignissen zu befassen und tief verwurzelte Geheimnisse zu ergründen.

Mussten im Auftaktband „Bei Ankunft Mord“ Figuren und Gegebenheiten zunächst noch eingeführt werden, fühlt es sich bei „Tod im Mondschein“ schon fast an als würde man alte Freunde treffen und sie einen Teil ihres Weges begleiten. Die Sympathien sind ganz klar verteilt und werden durch diverse Taten oder Gedankengänge nur noch positiv verstärkt. Charaktere, mit denen man ausschließlich auf Grund des Falls in Berührung kommt, werden natürlich erst einmal kritisch, aber doch neutral, beäugt. Hier muss sich jeder selbst ein Bild machen, inwiefern Vorsicht geboten ist oder bedingungsloses Vertrauen herrscht.

Jagdunfall oder Mord? Das ist die zentrale Frage, derer sich Lord und Lady Mortimer gewissenhaft annehmen. Auch wenn sie immer wieder ausgebremst werden, befeuert das nur ihren Ehrgeiz und dient somit im weitesten Sinne der Wahrheitsfindung. Dem Leser wird ebenfalls nicht so schnell langweilig, denn immer wieder werden neue Aspekte beleuchtet, die sowohl fallrelevant, aber auch der Entwicklung des gesamten Mydworth-Universums zuträglich sind. Zugleich wird der Spannungsbogen kontinuierlich ausgebaut, bietet Raum für eigene Theorien und führt doch mit klarer Linie in Richtung Finale.

Das beschauliche Mydworth wird zum Hexenkessel, wenn es wieder einmal darum geht gut gehütete Geheimnisse zu entlarven, um einem perfiden Verbrechen auf die Spur zu kommen. Nichtsdestotrotz ist man immer wieder gewillt dorthin zurückzukehren, denn es gibt augenscheinlich noch einiges zu entdecken.

Bewertung vom 25.01.2020
Mordflüstern
Preyer, J. J.

Mordflüstern


gut

Schon während der Arbeit an einem neuen Krimi, hört Lars Faber es immer wieder: das Flüstern seiner verstorbenen Mutter. Es verstärkt sich zunehmend, je tiefer er eintaucht in das Wirken eines Serienmörders, der sich diverser Männer annimmt, um sie mit einem Rasiermesser zum Schweigen zu bringen. Als es plötzlich in seinem Umfeld zu ähnlich gearteten Todesfällen kommt, sieht nicht nur Faber schnell die Verbindung zu seinem Werk. Mittels professioneller Unterstützung wie auch anhand einfacher Aspekte versucht er zugleich alle, die ihm lieb sind, zu schützen und den Täter zu überführen..

Ähnlich schwer wie seine Meinung zu dem vorliegenden Titel überhaupt in Worte zu fassen, gestaltet sich bereits der Einstieg in ebenjenen. J. J. Preyer lässt seinen Hauptprotagonisten schnell und präzise agieren und genau das spiegelt sich auch stilistisch wider. Kurze, prägnante Sätze, die zwar nicht immer zielführend, aber dennoch auf den Punkt sind, wirken wie Peitschenhiebe, denen der Leser instinktiv ausweichen möchte. Sprunghafte Gedankengänge, Abschweifungen und wilde Theorien lassen das Geschehen unruhig erscheinen und eine klare Linie vermissen, mithilfe derer man die vorherrschende Distanz womöglich ein wenig hätte überwinden können. Sicherlich ergibt sich im Nachhinein ein klareres Bild, das durchaus seinen Reiz und absolut gelungene Ansätze bietet, auf den ersten Blick jedoch erscheint vieles einfach nur verwirrend. Natürlich sollte ein Krimi niemals ruhig und leise sein, eine gewisse Substanz aber ist immer notwendig.

Konzentriert man sich auf die Charaktere, werden früh gewisse Unstimmigkeiten deutlich, die jedoch schnell und eindeutig auf eine Art Verschleierungstaktik zurückzuführen sind. Schließlich sollte niemand zu vorschnell verurteilt oder gar entlarvt werden. Dennoch stellt sich die Frage, ob es nicht eine elegantere Lösung gegeben hätte, um den Leser näher mit einzubeziehen, vielleicht sogar Identifikationen herzustellen. So ist man ewig misstrauisch und gibt nur wenigen Figuren die Chance sich zu behaupten.

Preyer entwickelt und konstruiert einen soliden Krimi, der mit mehr Potential ausgestattet ist als die Umsetzung zunächst vermuten lässt. Nichtsdestotrotz wird man leider bis zum Schluss nicht so recht warm mit der Geschichte, von der man sich mehr Ecken und Kanten wie auch Überraschungsmomente erhofft hatte.

Bewertung vom 05.01.2020
Wie durch ein dunkles Glas / Commissario Brunetti Bd.15 (MP3-Download)
Leon, Donna

Wie durch ein dunkles Glas / Commissario Brunetti Bd.15 (MP3-Download)


gut

Rund um Brunetti scheint zur Zeit alles ruhig. Zu ruhig? Wie sonst lässt sich erklären, dass er sich zu privaten Ermittlungen hinreißen lässt.. Nächstenliebe, Freundschaft, Neugierde? Als jedoch ein Toter vor dem Brennofen einer Glasbläserei gefunden wird, ist es mit der Idylle schnell vorbei. Schnell wird das tragische Ereignis als unglücklicher Unfall deklariert, doch gibt es Menschen, die sich absolut sicher sind, dass hier ein Verbrechen vorliegt..

Die Kriminalfälle mit und um Commissario Brunetti zeichnen sich seit jeher durch eine gewisse Ruhe und Gewissenhaftigkeit aus. Keine rasanten Verfolgungsjagden oder brutalen Serienkiller, vielmehr ist es die Verknüpfung sozial- und zeitkritischer Themen, die Spannung und im besten Fall eine Sogwirkung erzeugt. Auch im fünfzehnten Band werden Zusammenhänge entwickelt und wird auf Missstände aufmerksam gemacht, eine Nähe zu den Charakteren ergibt sich dadurch allerdings leider nicht. Es bleibt eine gewisse Distanz, fast schon Kälte, die man nicht so recht erfassen und somit auch nicht einfach ausblenden kann.

Jochen Striebeck gibt als Sprecher alles, doch kann auch er nicht über langwierige Passagen und zu detaillierte Beschreibungen hinweglesen. Von Zeit zu Zeit stagniert die Handlung, die Erzählung verliert sich mitunter in sich selbst und schafft es nur mit Mühe wieder in Gang zu kommen. Somit ist die Gefahr groß, dass ebenjene Elemente, die ganz wunderbar – inhaltlich wie stilistisch – gelungen sind, einfach untergehen. Das gilt es zu vermeiden, indem man die Konzentration möglichst nicht abreißen lässt. Denn nur dann werden auch die filigransten Hinweise erst offensichtlich.

Durchwachsen ist wohl das richtige Wort für „Wie durch ein dunkles Glas“, schließlich ist man hin- und hergerissen ob einer konkreten Beurteilung des Gehörten. Solide allemal, aber leider auch nicht mehr, glücklicherweise ebenso nicht weniger.