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KristallKind

Bewertungen

Insgesamt 240 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2022
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


ausgezeichnet

Die Notärztin Kate North verpflichtet sich kurz entschlossen auf einer UN-Forschungsstation in der Antarktis mitzuarbeiten. Seit einem tragischen Unfall steht ihr Leben Kopf, und sie sucht einen Weg das Chaos zu ordnen. Daher stürzt sich sich mit einem hoffnungsvollen, aber auch etwas mulmigen Gefühl ins Abenteuer. In der Antarktis angekommen merkt sie jedoch recht schnell, dass ihr nicht alle wohlgesonnen sind, allen voran die Stationsleiterin Sandrine. Als Kate dann auch noch erfährt, dass ihr Vorgänger Jean-Luc im Eis ums Lebens kam, beginnt sie natürlich Fragen zu stellen, denen jeder mehr oder weniger ausweicht. Ahnt sie, dass Jean-Lucs Tod vielleicht überhaupt kein Unfall war?

Ich muss gestehen, dass mich der Beginn der Geschichte nicht so richtig mitreißen konnte. Obwohl ich die Beschreibung der Umgebung und der Atmosphäre fantastisch fand, entwickelte sich die Story anfangs nämlich etwas schleppend. Doch ab einem gewissen Punkt steigerte sich die Spannung stetig von Kapitel zu Kapitel, manchmal etwas zu leise, aber in der Summe doch durchdringend, bis ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und nach Auflösung lechzte.

Etwas fragwürdig wirkte auf mich allerdings das Benehmen der Protagonistin Kate, die sich auffällig alles an Tabletten einwarf, was sie zwischen die Finger bekam. Auch mit ihrer Menschenkenntnis schien es nicht weit her, und ich fragte mich nicht nur einmal, wie so jemand an eben jener Stelle auf einer Eisstation landen konnte. So richtig sympathisch war sie mir daher nicht, was mir für die Geschichte aber letztlich nicht so wichtig war. Die brenzlige Situation in der Einsamkeit des Eises kam durch Kates Augen allerdings richtig gut zur Geltung. Ich konnte an ihren Zweifeln und Schrecken unwahrscheinlich einfach teilhaben und mich mit Leichtigkeit in die Gemeinschaft auf der Eisstation einfühlen.

Der Showdown mit Auflösung war für mich dann jedoch nur semi-überraschend, da ich bereits im Laufe der Handlung gedanklich wirklich jede Figur als Täter angepeilt hatte. Trotzdem hielt sich das Spannungsniveau durchgehend hoch, vor allem, weil gegen Ende mehrere lebensgefährliche Situationen auf das Tablett kamen. Allerdings hätte ich mir am Schluss noch ein, zwei Kapitel als Cool Down gewünscht, denn ich fühlte mich vom abrupten Schluss doch eher überrumpelt und irgendwie in der Luft hängengelassen.

Trotzdem gebe ich für „The Dark“ eine absolute Leseempfehlung! Die Autorin spielt mit vielen Bedrohungen und Ängsten, und bleibt dabei in dieser ungewöhnlichen, faszinierenden Atmosphäre des ewigen Eises. Hat mir sehr gut gefallen!

Bewertung vom 16.10.2022
Im Feuer / Lilly Hed Bd.1
Ericson, Pernilla

Im Feuer / Lilly Hed Bd.1


weniger gut

Als die junge Ermittlerin Lilly Hed ihren neuen Arbeitsplatz an der Schärenküste antritt, lodern dort schon gefährliche Feuer, die der Hitzewelle des aktuellen Rekordsommers geschuldet sind. Seltsamerweise sterben dabei scheinbar gezielt immer ein bis zwei Menschen in jedem neuen Brand. Ob dies alles nur Zufälle sind, kann Lilly nur mit Hilfe des Feuerwehrchefs Jesper herausfinden. Doch Spuren bleiben nach einem Brand nur wenige zurück.

Leider hat mich dieser Krimi hat auf vielen Ebenen enttäuscht. Lilly, die ihren Dienst gefühlt nur halbherzig wahrnahm, und sich mehr in ihren Gedanken und neuen Freundschaften verzettelte, hat mich in puncto Einsatzbereitschaft furchtbar gelangweilt. Die sogenannte Star-Ermittlerin schien mir extrem hilflos und blauäugig, zudem fand ich überhaupt keinen Zugang zu ihr als Charakter.

Mir fehlte außerdem eine gehörige Dosis Spannung in der Handlung, die mir sehr konstruiert und einfach daherkam. Der Fall wurde überhaupt nicht richtig angegangen, man ließ viel einfach geschehen und ergötzte sich dafür ständig an Aussagen über die Hitze oder das schreckliche, schreckliche Feuer, was mich recht schnell ziemlich nervte. Selbst die Auflösung hat mich dann nicht mehr vom Hocker gerissen, was vielleicht auch daran lag, dass ich froh war, am Ende des Buches angelangt zu sein.

Letztlich wurde im Klappentext eine Handlung angeteasert, die so bei mir in keinster Weise ankam. Ich gebe in diesem Fall keine Leseempfehlung, es gibt aus dem Hause Fischer/Scherz wesentlich bessere Bücher dieses Genres.

Bewertung vom 03.10.2022
All I (don't) want for Christmas / Love Songs in London Bd.1
Krüger, Tonia

All I (don't) want for Christmas / Love Songs in London Bd.1


sehr gut

Febe ist in finanziellen Nöten und möchte trotzdem gerne in ihren heißersehnten Skiurlaub. Liam hat Vermögen, aber keine Freundin mehr. Die ist jetzt nämlich mit seinem Bruder zusammen, wobei er an jedem verdammten Familienfest die beiden turteln sehen muss. Um seine Ex-Freundin zurückzugewinnen, schließt Liam mit Febe kurzerhand eine Pakt: Febe soll mit ihm zu seiner Familie reisen und seine Freundin spielen, und dafür füttert er ihr Konto. Gesagt getan, doch einfach war gestern. Ist Febe überzeugend genug, um Liams Familie zu täuschen?

Das verspielte Cover lud mich förmlich in die erste Weihnachtsstimmung für dieses Jahr ein, und sofort hatte ich richtig Laune nach einer turbulenten Liebesgeschichte im winterlichen London. Letztlich hatte ich aufregende Lesestunden und viel Spaß mit Febes Abenteuer.

Anfangs habe ich allerdings etwas gebraucht, bis ich mich in der Geschichte eingefunden hatte. Ich hatte etwas Schwierigkeiten mit den Protagonisten warm zu werden, weil ich sie eher kalt und berechnend fand. Vor allem Febes Tick, ständig mit Shakespeare-Zitaten aufzuwarten, fand ich irgendwie unpassend und störend. Das alles relativierte sich dann aber recht schnell, die Figuren wurden zugänglicher und die Geschichte damit warmherziger. Vor allem die Turbulenzen mit Liams durch und durch sympathischer Familie fand ich überaus amüsant. Am liebsten wäre ich selbst dabei gewesen und hätte die unfreiwillige Komik vor Ort persönlich miterlebt. Überraschend, wie unterhaltsam die Autorin diese eher abgegriffene Idee auf ihre Art umsetzen konnte! Herrlich.

Liam und Febe fand ich durchaus authentisch. Auch Febes Bedürftigkeit, die sie manchmal zeigen durfte. Vor allem gefiel mir, wie die junge Frau durch freundliche Zurückhaltung glänzte und damit jeden positiv stimmte, und auch Liam nach und nach bezauberte. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir auch Liams jüngerer Bruder Matti. Daher würde es mich auch freuen, dessen Weg in einem weiteren Buch verfolgen zu können.

Einzig die Szenen, in denen die Protagonisten mit ihrem beruflichen Wissen glänzen wollten, passten nicht so richtig in das Geschehen. Irgendetwas störte hier meines Erachtens die Harmonie und die Persönlichkeit der Figuren. Doch im Großen und Ganzen traf ich hier auf alles, was eine Liebeskomödie braucht: Nervige Brüder, urige Großmütter, zickige Frauen und etwas versnobte Eltern. Die Krone der Unannehmlichkeit trug allerdings, zu meiner eigenen Überraschung, Febes Freundin Joss, die es zwar gut meinte, aber durch ihre penetrante Ader Febe immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Ich muss heute noch lachen, was ich mit Febe während des Lesens alles durchlebt habe!

Mir gefiel die Entwicklung zwischen den Hauptfiguren, die nicht einfach, aber durchaus nachvollziehbar war – mit allen Ecken und Kanten, und allem Vor und Zurück. Leider entwickelte sich das Ende für mich zu schnell und war thematisch auch nicht so meins. Doch am Ende hallte noch eine Zeit lang dieses versöhnliche Weihnachtsgefühl nach, welches sich nach der Lektüre in mir breit machte.

Der Weg ist das Ziel, ist für dieses Buch bezeichnend. Die Grundgeschichte ist nicht neu, aber mit vielen emotionalen Seiten und verschiedenen Sichtweisen gepflastert, mit einigem Humor gespickt und ehrlichen Gefühlen versüßt. Ein empfehlenswerter Liebesroman mit Weihnachtsflair!

Bewertung vom 03.10.2022
We Are Like the Sea / Like Us Bd.1
Niebler, Marie

We Are Like the Sea / Like Us Bd.1


weniger gut

Lavender erbt das Haus ihres verstorbenen Onkels auf Malcolm Island. Eigentlich wollte sie nie wieder auf die Insel zurückkommen, doch ihre finanziellen Nöte zwingen sie dazu. Kurz vor Ankunft trifft sie auf den Coast Guard Jonne, der sie offen und freundlich begrüßt. Als er allerdings erfährt, wer sie ist, dreht sich der Wind und ein gänzlich anderer Jonne tritt ihr gegenüber.

Eins ist klar: Die Autorin kann Emotionen übermitteln! Diese Geschichte war überaus energiegeladen, was mir im Nachhinein allerdings deutlich zu viel war. Diese Entwicklung hätte ich nach der Leseprobe so nicht erwartet!

Ehrlich gesagt kam mir der Aufhänger des Problems relativ aufgebauscht vor. Ich hatte mehr Fragezeichen im Kopf, als Verständnis für das Verhalten und die nicht enden wollenden Überreaktionen der Protagonisten. Ab einem gewissen Punkt konnte ich das Buch daher nur noch in Häppchen lesen, wobei ich auch die Handlung ziemlich fad fand. Mir schien die Geschichte auf Lavenders und Jonnes Drama reduziert, welches sich mir einfach nicht richtig erschloss. Die Erklärung dazu kam dann erst gegen Ende um die Ecke, und obwohl ich mir schon einiges dazu gedacht hatte, setzte die Autorin in diesem künstlichen, erzwungenem Gedankenwirrwarr noch eins drauf. Das Drama nahm kein Ende, verfing sich in Endlosschleifen und sorgte dafür, dass ich tatsächlich die letzten zwanzig Seiten nicht mehr lesen wollte. Mich hat dieses Hin- und Her einfach nur noch genervt!

Daher konnte ich auch kaum Sympathien für die Protagonisten aufbringen. Die Reaktionen, Gedanken und Handlungen der beiden haben mich zu oft zu einem genervten Augenrollen gebracht. Scheinbar schwelgten sie gerne in ihrer persönlichen Selbstgeißelung, vor allem Lavender. Ihre Bedürftigkeit war schon fast peinlich, da sie sogar bis zum Schluss vor Jonne durch Aufregung und Ehrfurcht kaum ein Wort sagen konnte. Ich weiß wirklich nicht, was er an ihr fand. Ihre als großartig dargestellte Leistung, den Club wiederzubeleben, kann es wohl nicht gewesen sein.

Außerdem schien mir das Alter der Hauptfiguren nie so richtig zu passen. Egal in welche Richtung. Was mich bei Jonne bis zum Ende hin irritierte, war die Tatsache, dass er einen Erwachsenen als seinen besten Freund bezeichnete, und das seit seiner Kindheit. Ich fand das seltsam, vor allem Jonnes Reaktion auf dessen Tod. Ich will meine Gedanken dazu an dieser Stelle gar nicht weiter ausführen. Jedenfalls drehte der Protagonist völlig durch, hielt sich für moralisch überlegen und scheinbar auch für das Familienoberhaupt. Sein Befehlston und die Diskrepanz zwischen seinem Verhalten und seinen Wertvorstellung waren mir unwahrscheinlich unsympathisch. Keine Ahnung, was Lavender an ihm fand. Wahrscheinlich sein Hollywood-Gesicht, das wohl wichtig war, weil es mehrmals erwähnt wurde.

Die klugen, witzigen Freunde der beiden und Jonnes etwas rebellischer Bruder waren für mich der einzige Lichtblick in dieser Erzählung.

Diese Geschichte harmonierte meines Erachtens in so vielem nicht. Mir schien alles künstlich zusammengeschustert und auf ein paar wenige, drängende Emotionen reduziert. Mir fehlte es hier definitiv an Glaubwürdigkeit.

So gerne ich emotionale Erzählungen und Entwicklungen mit Botschaften mag, „We are like the Sea“ gehört nicht dazu! Zu verworren, zu gewollt und überdramatisch zeigte sich mir dieser Auftakt der Reihe, die ich eher nicht weiterverfolgen werde.

Bewertung vom 28.09.2022
The Girl in the Love Song / Lost Boys Bd.1
Scott, Emma

The Girl in the Love Song / Lost Boys Bd.1


ausgezeichnet

Miller ist obdachlos, als er mit dreizehn Jahren Violet kennenlernt. Sie rettet ihm das Leben, was die beiden unweigerlich verbindet. Als Miller ihr Jahre später seine Liebe gestehen will, blockt Violet ab, da sie die Freundschaft zwischen ihnen nicht zerstören will. Eines Tages wird Millers beeindruckendes Musiktalent entdeckt, inklusive der Songs, die er ausnahmslos für Violet geschrieben hat. Wird sie irgendwann die Liebe zwischen ihnen zulassen können?

Ich kann Emma Scotts Romanen einfach nicht widerstehen! Auch hier hat sie eine ganz besondere Situation entworfen, die mit vielen sensiblen, aber auch mit sehr ernsten Tönen daherkommt.

Die Autorin erzählte die Geschichte mit viel Gefühl, ohne dabei in kitschige Momente zu verfallen. Vor allem die unerschütterliche Zuneigung, die Miller seiner Violet über die vielen Jahre zukommen ließ, haben mich mehr als einmal zu Tränen gerührt. Das Seelenleben der beiden Protagonisten kam definitiv an. Mehr noch, dabei wurde mit fantastischer Leichtigkeit eine Tiefe an Emotionen transportiert, die fast schon körperlich spürbar war. Beispielsweise tat es mir nahezu weh, dass Violet den Weg zu einer mehr als freundschaftlichen Beziehung gnadenlos versperrte. Die Entwicklung der Beziehung gefiel mir im Grunde aber sehr, denn ich konnte Millers und Violets Auseinandersetzungen mit ihren Ängsten und auch den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben wunderbar beobachten. Dahingehend fand ich auch das Ende stimmig und durchaus authentisch.

Mit Miller bin ich ehrlich gesagt etwas besser zurechtgekommen, als mit Violet, die mir zu perfekt und ein wenig zu gluckenhaft war und gleichzeitig neben dem aufrechten, gutherzigen Miller etwas blass wirkte. Trotz ihrer unglaublichen Hilfsbereitschaft und dem Vertrauen, welches sie Miller zukommen ließ, fand sie einfach nicht so recht in mein Leserherz. Obwohl ich ihre warmherzige Art mochte, war mir genau das letztlich doch eine Nuance zu viel des Guten. Ebenso Millers kometenhafter Aufstieg, der mir etwas zu schnell und zu glatt lief. Aber für mich sind dies Luxusprobleme, welche die Qualität der Geschichte aus meiner Sicht nur unwesentlich minderten.

Großartig fand ich die drei Außenseiter, Miller, Holden und Ronan, die im Laufe der Handlung zueinander fanden und eine unausgesprochene, aber tiefe Freundschaft schlossen. Jeder der drei Charaktere machte mich unwahrscheinlich neugierig, denn alle schienen auf wunderbare Art geheimnisvoll zu sein. Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, im nächsten Band der Reihe Holden kennenzulernen!

Bewertung vom 26.09.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


sehr gut

Cassie Ravens Leben steht plötzlich Kopf: Sie erfährt von ihrer Großmutter, dass ihr Vater nie bei einem Autounfall ums Leben kam, sondern wegen dem Mord an ihrer Mutter verurteilt und hinter Gitter gebracht wurde. Noch während sie diese Information verdaut, steht ihr frisch aus dem Gefängnis gekommener Vater vor ihr und beteuert seine Unschuld. Als Assistentin der Rechtsmedizin nutzt sie nun ihre Kontakte, um mehr über das damalige Verbrechen zu erfahren, das ihr keine Ruhe lässt. Es scheinen einige Ungereimtheiten vorzuliegen, um die sich einst niemand kümmerte, was für Cassie mehr Fragen als Antworten aufwirft.

Die interessante Persönlichkeit von Cassie war für mich der Anlass, dieses Buch zu lesen. Den ersten Band der Reihe habe ich übersprungen, was mich in der Handlung aber nicht zurückwarf. Dieser Thriller ist auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesbar.

Im Nachhinein würde ich dieses Buch nicht als Thriller bezeichnen. Dafür war es mir zu seicht. Ich fand den Anfang des Buches auch etwas langatmig, bis sich Cassie dem auf dem Klappentext versprochenen Fall widmete. Doch das Durchhalten lohnte sich, denn die junge Sektionsassistentin überraschte mich mit ihrer Art – zurückhaltend und zielgerichtet zugleich. Cassies Umgang mit den Verstorbenen fand ich großartig, wie auch ihre sensible, spirituelle Ader, sowie ihren siebten Sinn, den sie mit bewundernswerter Ruhe in ihr Leben integriert hatte. Eine fantastische Protagonistin!

Sympathische, engagierte Freunde durften Cassie während ihrer privaten Ermittlungen begleiten. Allesamt einzigartig und liebenswert, aber auch mit tragischen Vorgeschichten. Die Autorin hat meiner Meinung nach ein wunderbar lebendiges Bild aller wichtigen Figuren in diesem Thriller geschaffen, was die teils etwas schleppende Handlung für mich wieder wettmachte. Ich glaube, Cassies vordergründig ausgeglichene Persönlichkeit schluckte etwas von der Spannung, die zwar vorhanden war, aber immer wieder etwas in den Hintergrund trat. Im Nachhinein hat mir genau das sehr gut gefallen.

Die Handlung kam anfangs ziemlich unkompliziert daher, bis mehrmals Ungereimtheiten und falsche Fährten in Cassies Ermittlungen grätschten, die eine eindeutige Täterbestimmung lange Zeit fast unmöglich machte. Spannend, wobei für mich immer ein wenig Schwermut im Hintergrund mitschwang, der aber perfekt zur Protagonistin passte.

„Wer mit den Toten spricht“ glänzte mit einem außergewöhnlichen Konzept, wenigen blutigen Szenen und vor allem mit einer interessanten Hauptfigur. Der subtile Nervenkitzel war für mich perfekt auf Cassies Charakter zugeschnitten. Ich freue mich daher schon auf das nächste Buch der Reihe!

Bewertung vom 26.09.2022
Ein Zuhause für das Glück / Lake Paradise Bd.1
Inusa, Manuela

Ein Zuhause für das Glück / Lake Paradise Bd.1


gut

Lexi kann ihre Trauer über den plötzlichen Tod ihres Verlobten nicht so recht überwinden. Obwohl ihr die Einwohner des malerischen Ortes „Lake Paradise“ wohlgesonnen sind und sie unterstützen, wo es nur geht, ist es für die junge Frau unvorstellbar, sich neu zu verlieben. Doch eines Tages taucht ein attraktiver Unbekannter im Ort auf, der umgehend zum Gesprächsthema wird. Als Lexi auf den Neuankömmling trifft, stellt sie erstaunt fest, dass sie ihn bereits kennt.

„Lake Paradise – Ein Zuhause für das Glück“, ist ein wahres Wohlfühlbuch. Ich fühlte mich in diesem etwas surrealen Ort sofort aufgehoben und heimisch, was wohl in erster Linie dem warmherzigen Schreibstil von Manuela Inusa zu verdanken war. Beim Lesen machte sich nämlich schon auf den ersten Seiten ein positive Atmosphäre bemerkbar, die alles durchdrang, selbst die eher unschönen Situationen. Ich mag das ja sehr, denn damit wird stets großzügig Hoffnung und gute Laune versprüht. Aber leider wurde diese Stimmung im Laufe der Handlung ziemlich überreizt, und damit dem Kitsch Tür und Tor geöffnet.

Auffällig amüsant, manchmal aber schon fast grenzwertig, zeigten sich die urigen Bewohner des Ortes, mit ihrer unverhohlenen Neugier, die mich jedoch stellenweise etwas entsetzte. Hier brauchte es keine Zeitung, der Buschfunk schlug kräftig und so erschreckend schnell, dass jegliche Privatsphäre zunichtegemacht wurde. Allerdings zeigte sich auch ein fester Zusammenhalt zwischen den Menschen in Lake Paradise, was mich dann letztlich wieder etwas versöhnte.

Mit den Protagonisten Lexi und Aaron kam ich sehr gut aus. Sie trugen das Herz auf dem rechten Fleck, was man Aaron allerdings nicht sofort anmerkte. Er kam als Bad Boy in die Stadt, wobei ich mir seine Rolle etwas maskuliner gewünscht hätte. Vielleicht lag es daran, dass ich in den Kapiteln, welche die Sicht von Aaron vermittelten, trotzdem das Gefühl hatte, seine Geschichte würde aus der Sicht einer Frau erzählt werden. Für mich gab es im Ton kaum einen Unterschied zwischen den Lexi- und den Aaron-Kapiteln, was meiner Meinung nach unter anderem für zu wenig Spannung sorgte. Trotzdem gefiel mir Aarons Entwicklung wesentlich besser, als die der weiblichen Hauptfigur, die für mich fast nicht greifbar war. Lexi war mir in manchen Situationen zu jammervoll, während sie mir vorkam, wie ein Kind, das alle mögen, alles durfte, und nichts musste.
Außerdem hätte man der Handlung an sich etwas mehr Pep verleihen können, da sich die Dinge ab und an ganz schön in die Länge zogen.

Im Nachhinein wirkte der Roman auf mich, als hätte man nicht nur einmal den Weichzeichner angesetzt, was sich auch im etwas farblich zu intensiven Cover widerspiegelt. Ich mochte die Geschichte, sie war mir allerdings in allem etwas zu viel, hart an der Grenze zum Kitsch. Trotzdem kann man sich mit diesem Roman durchaus wohlfühlen, wenn man weiß, auf was man sich einlässt.

Bewertung vom 20.09.2022
Schatten der Vergangenheit
Fusco, Antonio

Schatten der Vergangenheit


sehr gut

Nun stell dir vor, du lebst zufrieden in der Toskana, gehst deinem Beruf als Kriminalkommissar nach, und plötzlich stehen eines Tages am frühen Morgen deine Kollegen vor der Haustür, um deine Wohnung zu durchsuchen! Wobei du überhaupt nicht weißt was hier los ist. Als du erfährst, dass du unter Mordverdacht stehst, flüchtest du. Denn du hast nichts getan! Als Erstes nutzt du deine Kontakte, um herauszufinden, warum du in einem Mordfall nun der Hauptverdächtige bist, während du schon ahnst in welche Richtung sich die Sache entwickelt. Nämlich mit Vollgas in die Kreise der Camorra! Kannst du dir nicht vorstellen? Dann lies dieses Buch und begleite Commissario Casabona bei seinem persönlichen Fall.

Für mich hat es sich schon immer gelohnt, mich mit den Büchern aus dem Tropen/Klett-Cotta-Verlag näher zu beschäftigen, da ich schon mehr als einmal mit Qualität hinsichtlich Themen, Cover und Schreibstil des jeweiligen Autors überrascht wurde. Insofern war ich voller Erwartung auf den Kriminalroman des mir bisher unbekannten Antonio Fusco, der mich laut Klappentext mit der undurchsichtigen Welt der Camorra bekannt machen wollte.

Schon gleich zu Anfang wurde deutlich: Dieser Autor konzentriert sich auf das Wesentliche und verzichtet dabei auf langatmige Detailbeschreibungen. Ich fand das bis kurz vor Ende sehr erfrischend, vor allem, weil trotzdem alles für den Fall Notwendige ankam was ankommen sollte und nichts von dem italienischen Charme, der unbewusst immer mitschwang, verloren ging.

Ich mochte die Figur des Commissario Tommaso Casabona, dessen unaufdringlichen Scharfsinn und die wohlgesonnene Energie zwischen ihm und den Kollegen seines Teams. Der Autor setzte sich meiner Meinung nach bemerkenswert mit seiner Hauptfigur auseinander und blieb dabei alles andere als oberflächlich, was sich vor allem in Form von Casabonas Gedanken widerspiegelte. Diese gut verteilten Sprünge in Tommasos Seelenleben wurden nie ausschweifend oder langweilig, sondern zeigten sich eher anspruchsvoll und fixierten damit den Commissario nochmals deutlich als Hauptakteur dieses Kriminalromans. Alle anderen Figuren wurden nur angerissen, ich erfuhr von ihnen nicht mehr als nötig, was mich jedoch keinesfalls störte. Es passte einfach zum Konzept des Buches.

Casabona wirkte sympathisch, offen, gerecht und umsichtig im Umgang mit seiner Misere und blieb trotz allem in erster Linie Mensch. Dabei fuhr er alles einschlägige Wissen, aber auch Kontakte auf, die er im Laufe seiner beruflichen Laufbahn knüpfte, um Gefallen einzufordern. Sein Vorgehen wirkte auf mich sehr authentisch, wie auch der dargestellte Umstand, unschuldig verfolgt zu werden.

Schwierigkeiten hatte ich allerdings mit den vielen italienischen Namen, inklusive der Dienstgrade, die ich mir nur zum Teil merken konnte, was meinen Lesefluss von Zeit zu Zeit leider etwas stocken ließ. Ich muss auch zugeben, dass ich etwas an Spannung vermisste, was mich lange Zeit nicht störte, die jedoch gegen Ende definitiv fehlte. Denn hier ging es ermittlungstechnisch ganz schön zur Sache, wobei der Weg zum Ziel meiner Meinung unzureichend behandelt wurde. An dieser Stelle hätten tatsächlich mehr Details und Handlung der Geschichte gut getan, um einen fulminanteren Showdown und mehr Tempo zu transportieren. So blieben bei mir die Emotionen gegen Ende aus, ebenso das große Staunen über die Auflösung. Schade drum, denn ich mochte die Figuren und auch die Idee des Autors sehr.

„Schatten der Vergangenheit“ hat mich anfangs begeistert, gegen Ende jedoch eher gleichmütig zurückgelassen. Für mich glänzte vor allem die Loyalität und der Zusammenhalt des Ermittlerteams, mit einem unwahrscheinlich sympathischen Commissario. Auch, wenn mir der Schlussakt zu dürftig war, hält mich das nicht davon ab, auch das nächste Buch von Antonio Fusco ins Auge fassen.

Bewertung vom 20.09.2022
Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1
Goldammer, Frank

Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1


weniger gut

Felix Bruch von der Dresdner Kripo wird eine neue Kollegin zugeteilt: Nicole Schauer aus Hamburg. Zeitgleich flattert ein Vermisstenfall ins Haus, auf den die beiden angesetzt werden. Ein Kind wird gesucht. Leider gehen die Ermittlungen nicht leicht von der Hand, denn Nicole kommt mit ihrem Kollegen überhaupt nicht zurecht. Doch als die Suche unheimlich und mysteriös wird, rücken Bruch und Schauer letztlich zusammen. Aber das größte Geheimnis birgt Felix selbst. Warum benimmt er sich so seltsam?

Oh je, dieser Thriller hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich wollte ihn anfangs unbedingt lesen, da ich den Klappentext wirklich aufregend fand. Auch die Leseprobe gefiel mir noch sehr gut, doch im Nachhinein betrachtet war mir die Geschichte einfach viel zu anstrengend.

Wehe dem, der in Dresden an die Kripo gerät! Ehrlich gesagt entsetzten mich die Ermittler im Hinblick auf Charakter und Handlungen. Vor allem die hochaggressive und übergriffige Nicole, die mir mit ihren Gewaltfantasien, offen gelebter Gewaltbereitschaft und ihrer grauenhaften Gossensprache unwahrscheinlich unsympathisch war. Ehrlich gesagt, fand ich sie sogar etwas asozial. Wenn der Autor dieser Figur damit irgendeine spleenige Coolness zuschreiben wollte, ist das meiner Meinung nach vollends in die Hose gegangen. Und Bruch sollte wohl den etwas merkwürdigen, aber schlauen Part übernehmen, was jedoch nur in Ansätzen gelang. Ein derart psychisch gestörter Mensch kann doch nicht für die Polizei arbeiten! Also Bitte! Das Ganze war mir einfach zu gewollt reißerisch, zu gewollt besonders und ganz weit weg von jeglicher Authentizität. Zudem wurden mir Bruchs Probleme und Geheimnisse über das ganze Buch hinweg wie eine Karotte vor die Nase gehalten, aber nicht großartig thematisiert. So lange, bis es mich nicht mehr interessierte, sondern ich es einfach nur noch nervtötend fand.

Die Idee an sich mochte ich allerdings. Leider war mir die Umsetzung aber zu ausschweifend und schleppend, so dass ich ab der Hälfte des Buches immer mal wieder ein paar Seiten überblätterte, weil mich endlose Details in gewissen Situationen langweilten und ich gefühlt ständig Wiederholungen lesen musste. Der Fall kam einfach nicht richtig voran. Die Auflösung am Ende hat mich dann zu meiner eigenen Verblüffung eher enttäuscht. Ich habe das Ende einfach hingenommen, hatte keine Emotion mehr dafür. Das lag wohl daran, dass sich die Geschichte sehr gezogen hat, zumal ein gewisser Überraschungsmoment fehlte. Vor allem kam es mir vor, als wäre der Fall nur Nebensache. Auf mich wirkte das Buch mehr wie ein Beziehungsroman, in der Hauptrolle Schauer und Bruch.

„Bruch – Ein dunkler Ort“ hat mich enttäuscht. Langatmig, ohne wirklich fühlbare Überraschungsmomente und zudem unsympathische Protagonisten. Kann man sich sparen. Ich werde jedenfalls um den nächsten Band der Reihe einen großen Bogen machen.

Bewertung vom 13.09.2022
Das Funkeln der Sehnsucht / New Hope Bd.4
Bloom, Rose

Das Funkeln der Sehnsucht / New Hope Bd.4


sehr gut

Jackson hatte es während seiner Jugend in New Hope nicht leicht. Als sich die Gelegenheit bietet, verlässt er den Ort und baut sich ein Leben im fernen Chicago auf, wo er Medizin studiert. Als seine Tante ihm nach vielen Jahren ihre Pension in New Hope vermacht, kommt Jackson als ausgebildeter Unfallchirurg zurück, um die Angelegenheit zu regeln. Eigentlich möchte er die Stadt schnellstmöglich wieder verlassen, doch er trifft unverhofft auf Cassie, die ihm damals das Herz brach, und nun die ansässige Immobilienmaklerin ist. Mit dieser Begegnung hatten beide nicht gerechnet. Nun kochen die unterschiedlichsten Gefühle hoch und suchen sich ein Ventil.

Besser spät als nie: Erst durch diesen Band durfte ich New Hope kennenlernen. Und nun möchte ich am liebsten sofort alle bereits erschienen Bände lesen! Die Geschichte erinnerte mich vom Stil her an die Green-Valley-Reihe, die ich ebenfalls unheimlich mochte.

Das „New-Hope-Universum“, mit den interessanten Einwohnern und den lauschigen Plätzen, eroberte mein Leserherz im Sturm. Ein Ort, in dem jeder jeden kennt, kann bekanntlich sehr nervig sein, doch hier halten die Menschen doch immer irgendwie zusammen. Ich bin ein Fan von einer solchen Atmosphäre, die unterschwellig immer positiv und hoffnungsvoll ist – auch, wenn im Vordergrund allerhand Ärger droht oder die Gemüter hochkochen.

Die Situation zwischen Jackson und Cassie fand ich allerdings merkwürdig. In Anbetracht der Intensität ihrer Zuneigung erschienen mir die Gründe, über so viele Jahre hinweg jegliche Kommunikation zu blockieren nicht so richtig glaubwürdig. Ebenso wie ich Cassies Verhalten nach Jacksons Beichte bezüglich seines ehemals rätselhaften Verschwindens nicht verstehen konnte und es zudem etwas überzogen fand. Cassie war mir ohnehin nicht wirklich sympathisch. Meiner Meinung nach trat sie ziemlich mürrisch auf, wobei ich insgesamt keinen echten Zugang zu ihr bekam. Bei Jackson sah das etwas anders aus. Er wirkte auf mich warmherzig und sein Auftreten authentisch.

Das etwas unscheinbare, aber schöne Cover lässt die Winterzeit in New Hope erahnen, welche die Autorin gekonnt in ihre Erzählung einfließen ließ. Für mich hat dieses angedeutete Weihnachtsflair die Vergebung von lange gehegtem Groll und die ländliche Romantik nochmal unterstrichen, ohne ins Kitschige zu verfallen.

„New Hope – Das Funkeln der Sehnsucht“ wird nicht der einzige Band der Reihe in meinem Bücherregal bleiben. Ich hatte viel Freude mit der Lektüre und freue mich auf neue Geschichten rund um diesen bezaubernden Ort.