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Benutzername: 
CM94
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 852 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2024
Vierzehn Tage
Margaret Atwood

Vierzehn Tage


sehr gut

Mich hat natürlich ein bisschen der Name Margaret Atwood auf dem Cover gelockt. Ich lese ire Bücher sehr gerne und war neugierig, was es mit diesem Gemeinschaftsroman auf sich hat. Denn es ahben noch einige Autoren mehr mitgewirkt, als die zwei, die das Cover mihren Namen zieren. Das Resultat ist eine stimmige Erzählung, aus vielen kleinen, individuellen Geschichten, die ein Gefühl von Gemeinschaft und Solidarität herausbeschwört. Sehr gelungen.

Zum Inhalt: Die Corona-Pandemie greift in New Yoprk schenll um sich, die Straßen sind wie leer gefegt. Jeden Abend um 19 Uhr wird für die Ärzte, Pfleger und andere systemrelevante Berufe applaudiert. Eine kleine Hausgemeinschaft trifft sich allabendlich auf dem Dach, um Geschichten auszutauschen und der Einsamkeit der eigenen vier Wände zu entfliehen. Unter freiem Himmel kommen sie einander näher.

Ich finde man merkt überhaupt nicht, dass hier verschiedene Autoren am Werk waren. Ich war erst skeptisch ob es die Erzählung holprig und inkonsistent machen würde, aber dadurch, dass die Hausbewohner auch alle sehr verschiedene sind und dadurch die unterschiedlichsten Geschichten beisteuern, die von den jeweiligen Autoren stammen, passt es wirklich gut ins Gesamtbild.

Die einzelnen Geschichten sind sehr unterschiedlich, handeln von Familie, Liebe, Verlust, Schmerz, Tod und Geisterbegegungen. Nicht jede davon ist richtig zu mir durchgedrungen und sie haben mich nicht im gleichen Maße berührt, trotzdem habe ich sie alle gern gelesen. Sie spiegeln verschiedene Kulturen, Lebensvorstellungen und Realitäten wider. Aber sie alle verbinden die Hausbewohner, die vorher Fremde waren und schaffen einen gemeinsamen Nenner. Das hat mir wirklich gut gefallen.

Auch das drumherum der zwischenmenschlichen Interaktionen auf dem Dach war interessant zu verfolgen und hat die einzelnen Erzählungen gut umrissen. Ich hatte ursprünglich einen klassischen Roman erwartet, aber tatsächlich passt diese Erzählform hervorragend zur Diversität der Geschichte.

Teils erschreckend, teils emotional, regt das Buch mit seinen Geschichten auch einfach zum Denken an.

Bewertung vom 03.03.2024
Das kleine Haus am Sonnenhang
Capus, Alex

Das kleine Haus am Sonnenhang


ausgezeichnet

Ich mag Bücher von Alex Capus einfach total gerne, weil er eine wunderschöne Art hat, Geschichten zu erzählen, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben. In „das kleine Haus am Sonnenhang“ erzählt er nun eine Geschichte mit persönlichem Bezug, einen kleinen Auszug aus seinem Leben. Sehr sehr schön, besser kann ichs eigentlich nicht beschreiben.

Zum Inhalt: die 90er in einem kleinen Dorf in Italien- der angehende Schriftsteller Alex und eine Freundin, die Jurastudentin Norah bringen ihrer Sommer in der trägen Einsamkeit der italienischen Provinz. Sie laden Freunde ein, verleben illustre Tage und wenn der Herbst naht, bleibt Alex allein zurück um zu Schreiben. Und um das Dorfleben in sich aufzunehmen

Capus erzählt wunderbar sympathisch und bildhaft in kleinen Episoden aus seiner Erinnerung. Dabei wirkt er sehr nahbar und bringt das Leben in der italienischen Provinz sehr authentisch rüber, sodass ich das kleine Dorf, die Kneipe und deren Stammkundschaft plastisch vor Augen hatte. Die Geschichten bestechen durch ihre Alltäglichkeit die im gegebenen Kontext trotzdem etwas besonderes hat. Am liebsten wäre man selbst dabei, bei den illustren Partys im sommerlichen Garten des kleines Hauses und der Melancholie einsamer Stunden im darauffolgenden Winter

Die Kapitel sind kurz angelegt und sehr angenehm zu lesen. Zwischen den einzelnen Geschichten liegen unterschiedlich lange Zeitintervalle, manche bauen aufeinander auf, andere stehen für sich allein. Aber sie alle verbindet das ländliche Setting und unser Autor als Protagonist. Ich finde das Buch und die enthaltenen Erzählungen einfach schön. Teils ulkig anmutende Begebenheiten, die einen aus dem eigenen Alltag entführen.

Wer einen in sich geschlossenen Roman erwartet, der wird hier nicht fündig, wer sich aber in kleinen Anekdoten in das Italien einer anderen versetzen lassen will, der ist hier genau richtig. Irgendwo zwischen der Nostalgie des in Erinnerungen Schwelgens und der Poesie der kleinen, alltäglichen Momente ist dies ein unterhaltsames, charmantes Buch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2024
Poison Study
Snyder, Maria V.

Poison Study


sehr gut

„Poison Study“ ist eine von Magie und Mysterien durchzogene Geschichte, die mit einem eher schlichten Setting daherkommt und eher auf den Entwicklungen und Beziehungen der Charaktere aufbaut. Trotzdem ist die Story atmosphärisch erzählt und entwickelt schnell einen geheimnisvollen, düsteren Charme, der mich als Leser total erreicht hat.

Zum Inhalt: Yelena ist wegen Mordes angeklagt und wurde schuldig befunden. Als ihr der Tod durch den Strang droht wird sie vor die Wahl gestellt: sterben oder als Vorkosterin des Kommandanten dienen- bis ans Ende ihres Lebens.

Also zuerst mal: ich liebe die starke, mutige, intelligente und überaus gerissene Protagonistin. Trotz ihrer schrecklichen Vorgeschichte lässt sie sich nicht unterkriegen, kämpft für ihr Leben und stellt sich ihren Dämonen. Sie ist mit Abstand der coolste Charakter im Buch und ein echtes Badass. Habs absolut gefeiert ihre Entwicklung zu verfolgen und hab definitiv auch mit ihr und ihrem Schicksal mitgefiebert.

Die Fantasy-Elemente waren an sich sehr simple gehalten, wodurch es einfach ist in die Geschichte reinzukommen und ihr auch zu folgen. Gleichzeitig waren sie stimmungsvoll integriert und die Intrigen im Palast des Kommandanten spannend angelegt, sodass die Handlung durchweg interessant war. Mit der Offenbarung eines dunklen Geheimnisses schließt sich am Ende der Kreis rund um Yelenas eigens Schicksal sehr stimmig und kommt zu einem gelungenen Abschluss.

Ich fand die Geschichte spannend und mitreißend erzählt, es gab viele überraschende Enthüllungen und tolle Plottwists. Die Charaktere waren toll gewählt und teilweise liebevoll ausgestaltet, Freundschaft und Loyalität sind in der Geschichte ein zentrales Element, was mir richtig gut gefallen hat.
Für mich ein sehr gelungenes Buch.

Bewertung vom 25.02.2024
Remember when Dreams were born / Remember Bd.1
Goldberg, Anne

Remember when Dreams were born / Remember Bd.1


ausgezeichnet

Ich hab inzwischen schon ein paar Bücher von Anne Goldberg gelesen und hatte mich entsprechend auf tragisch emotionale Plottwists und richtig gute Lovestory-Momente im coolen Londoner Setting eingestellt. Aber mein Gott, war dieses Buch wieder eine Achterbahnfahrt. Fand die Geschichte wieder sehr originell, toll geplottet und emotional erzählt. Hat mir wieder gut gefallen, war aber auch wieder wahnsinnig tragisch.

Zum Inhalt: nach einem schweren Unfall hat sich Maggie zurück ins Leben gekämpft, auch wenn sie motorisch und sprachlich immer noch eingeschränkt ist. Als sie Tom in einer Bar trifft, fühlt sie sich zum ersten Mal seit langem wieder wahrgenommen, auch wenn sie ihn anfangs für einen Snob hält. Mit Tom kann sie einfach Maggie sein, doch schnell merkt sie, dass auch ihn etwas belastet. Können sie einander Halt geben?

Tom und Maggie haben eine tolle Dynamik und ich mag die ungezwungen sie miteinander umgehen können, unabhängig von den Sorgen und Leiden, die beide umtreiben. Ich liebe die Leichtigkeit der Dates der beiden, die sich aber schnell zu etwas tieferem, ursprünglicheren entwickeln.

Wer Anne Goldberg kennt weiß, dass man auf Zwischentöne achten sollte. So auch hier. Von Beginn an werden kleine Fährten ausgelegt, die die Lebensgeschichten von Tom und Maggie betreffen, sodass ich bereits nach dem ersten Drittel einen leisen Verdacht hatte, wo die Geschichte hingehen könnte. Im zweiten Drittel folgt dann der grandiose Twist innerhalb der Handlung, der mal wieder ein absoluter Mindf*ck-Moment ist, auch wenn ich diesmal tatsächlich darauf vorbereitet war.

Die Geschichte besticht auch hier wieder mit besonderen Figuren, bedeutungsschweren Begegnungen, der Tragik des Lebens und der Hoffnung auf ein Happy Ende. Und mit dem vielleicht letzten Gentleman Englands.
Ein Buch zum Schmachten und Schmunzeln, in dem aber auch Trauer und Verlust, Hilflosigkeit und Verzweiflung eine große thematisch Rolle spielen. Aber ein Buch voller starker, mutiger Charaktere, die man einfach ins Herz schließen muss.

Hat mir richtig gut gefallen.

Bewertung vom 25.02.2024
The Family Guest
Lamarr, Nelle

The Family Guest


gut

ich lese aktuell total gerne diese Art Thriller, die "Home invasion/Intruder" zum Thema haben. Grade, weil das eigene Zuhause ja ein sicherer Ort sein sollte, haben diese Bücher immer einen besonders packenden und unheimlichen Touch an sich, den ich aktuell total ansprechend und spannend finde. Dementsprechen hat mich dieses Buch total neugierig gemacht, nicht zuletzt, weil es irgendwie nach einem unheimlichen Barbie/Psychothriller-Crossover aussieht. Und ein bisschen war es das tatsächlich auch, wenn auch reichlich überzogen.

Zum Inhalt: Mit der Ankunft der britischen Austauschschülerin Tanya versucht Familie Merrit ihr Familienleben wieder in Schwung zu bringen. Aber nicht alle sind begeistert von dem Hausgast. Und Tanya lebt sich nicht nur schnell ein, sie übernimmt quasi die Rolle der verstorbenen Tochter Anabel und wir dieser von Tag zu Tag ähnlicher..

Ich finde das Buch liest sich richtig gut, schön flüssig und sehr bildlich. Familie Merrit erfüllt für mich das Klischee einer kalifornischen Vorzeigefamilie und könnte glatt einer amerikanischen Serie entsprungen sein. Die Charaktere selbst sind insgesamt eher blass und sehr stereotypisch angelegt. Im Zentrum der Handlung stehen eigentlich jegliche Interaktionen, die irgendwie mit Tanya zu tun haben, die sich regelrecht in das Leben der Familie reinzeckt und es quasi völlig übernimmt. Etwas unglaubwürdig fand ich dabei, wie man ihr einfach alles durchgehen lässt, keiner irgendwas an ihrem Verhalten hinterfragt und besonders Natalie Tanya nach quasi einem Tag schon abgöttisch liebt. Ja, die Amis sind oft überschwänglich, aber das erschien mir doch etwas unauthentisch.

Interessanter fand ich, wie anhand des Hausgastes auch die unliebsamen Charaktereigenschaften und dunklen Geheimnisse der anderen Familienmitglieder hervorgehoben werden und ans Licht kommen. Auch hier eigentlich ein bisschen zu viel des Guten wie viel Schmutz da zutage gefördert wird. Trotzdem blieb diese Art voyeuristischer Spannung, die mich weiterlesen ließ, weil ich unbedingt wissen wollte, wie dieses Albtraumszenario wohl endet. Stimmungstechnisch also schon lesenswert angelegt, auch wenn die Handlung selbst mich nicht so richtig überzeugen konnte.

Bin irgendwie zwiegespalten, wie ich das Buch nun eigentlich fand. Denn an sich habe ich es schon gespannt verfolgt. Aber irgendwie hatte es auch Trash-TV Charakter und war einfach oft eher unglaubwürdig geplottet.

Bewertung vom 25.02.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


gut

Ich hab mich vom Klappentext des Buches ein bisschen täuschen lassen. Denn schon auf den ersten Seiten wurde klar, dass dieses Buch überhaupt nicht das ist, was ich mir von der Geschichte erwartet hatte. Ich muss dem Buch zugutehalten, dass es mich immer wieder überrascht hat und ich absolut nicht vorhersehen konnte, wie diese Geschichte ausgeht. Leider hat mich die Erzählstruktur überhaupt nicht abgeholt und ich bin einfach nicht an die Geschichte rangekommen. Nicht mein Buch, aber definitiv mal was anderes.

Zum Inhalt: was eine Auszeit vom Alltag sein sollte, endet im absoluten Chaos. Auf einer kleinen, abgeschotteten Insel vor der Küste Griechenlands will Ex-Filmstar Lana sich erden und ihre Beziehung retten. Doch dann ertönen Schüsse und am Ende der Nacht wird jemand tot sein.

Die Geschichte wird retrospektiv von einem der Charaktere erzählt. Das finde ich eine sehr spezielle Form der Erzählung, denn natürlich wird der Leser dadurch direkt beeinflusst. Der Erzähler entpuppt sich auch sehr schnell als unzuverlässig, schmückt aus, lässt weg und erfindet ganze Alternativstränge für die Handlung. Ich fand das teils sehr anstrengend zu lesen, weil es auch sehr aus- und abschweifend war. Die Geschichte bewegt sich unstet durch Zeit und Handlungsorte und immer wieder werden falsche Fährten gelegt; wird der Leser aktiv getäuscht.

Ich weiß nicht genau, ob es an dieser flatterhaften Erzählweise liegt, aber für mich kam einfach überhaupt keine Spannung beim Lesen auf. Ich wollte schon wissen, wie die Geschichte nun endet und ob es am Ende noch einen roten Faden gibt, aber so richtig gepackt war ich nicht. Das mag auch daran liegen, dass ich ausnahmslos alle Charaktere unsympathisch fand und obwohl sie anfangs sehr plastisch ausgestaltet werden, ist mir keiner von ihnen wirklich nahe gegangen, sodass mich ihr individuelles Schicksal tiefer interessiert hätte.

Es wird für meinen Geschmack auch fast schon inflationär mit Klischees um sich geschmissen. Bei der Art der Erzählung war das vielleicht auch durchaus so gewollt, ich bin da aber einfach kein Fan von. Die Gliederung der Geschichte in Akte fand ich sehr passend und die Erzählweise insgesamt konsequent durchgehalten. Insgesamt ganz cool gemacht, war aber nicht meins.

Bewertung vom 25.02.2024
Eine Fingerkuppe Freiheit
Zwerina, Thomas

Eine Fingerkuppe Freiheit


gut

Natürlich war mir die Braille-Schrift bereits vor der Lektüre dieses teils biografischen, teils fiktiven Romans ein Begriff; über ihre Geschichte habe ich mir aber bisher nie Gedanken gemacht. Umso mehr hat mich dieses Buch bereichert und begeistert.

Zum Inhalt: Louis Braille, Sohn eines Sattlers und nach einem Unfall erblindet, hat durch das Engagement seiner Eltern die Möglichkeit eine Blindenschule in Paris zu besuchen. Doch mit der vorherrschenden Reliefschrift tut er sich schwer. Und so beschließt Louis, sich eine eigene Schrift zu überlegen, basierend auf der Nachtschrift eines Offiziers.

Die Lebensgeschichte von Louis Braille wird hier sehr kompakt dargestellt, umreißt aber seine gesamte Schullaufbahn sowie seine Karriere als Lehrer an der Blindenschule. Es wird sich dabei eher schon auf die Meilensteine fokussiert, sowie die schulischen Instanzen, die Brailles Leben begleiteten. Einerseits bekommt man dadurch auf knackige Art die Highlights vermittelt, andererseits geht bei dieser Art Storyline auch viel verloren und Braille selbst blieb mir als Leser eigenartig fremd.

Trotzdem ist das Buch angenehm geschrieben, teilweise gibt es sehr detaillierte Beschreibungen von Personen oder Umständen, die im starken Gegensatz dazu stehen, dass man sehr wenig von den Empfindungen und Gedanken von Louis vermittelt bekommt. Die Handlung ist für mein Empfinden generell sehr stark auf die Außenwelt und die Umwelt von Louis fokussiert und gar nicht so sehr auf ihn als Person selbst.

Für mich war das Buch eher eine Anregung, mich selbst mehr mit dem Thema zu beschäftigen, weil es neugierig auf die Geschichte dieses besonderes Jungen macht und darauf, die seine System aus sechs Punkten das Leben von Blinden für immer verändern sollte. Eine inspirierende Geschichte über einen jungen Mann, der sein Schicksal nicht einfach nur hinnehmen, sondern es aktiv mitgestalten und verbessern wollte.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Kulturelle Aneignung ist ein brandaktuelles Thema, das die Buchbranche beschäftigt und in den Medien viel Beachtung findet. Dementsprechend trifft Rebecca F. Kuang mit ihrem Roman der Nerv der Zeit und hat ein Werk geschaffen, das gleichzeitig durch seine Brisanz thematisch relevant und inhaltlich total mitreißend ist. Und der alternative Einband unter dem Schutzumschlag ist ja ein absoluter Knaller- ich liebe diese kleinen Details. Für mich ist dieses Buch ein absolutes Highlight.

Zum Inhalt: June Hayward ist Autorin, allerdings bisher wenig erfolgreich. Ganz im Gegensatz zu Athena Lui, die als Star der Literaturszene gefeiert wird. Bis Athena in Junes Anwesenheit tragischerweise verstirbt und June eine Gelegenheit sieht, sich Athena neustem Manuskript zu bemächtigen. Denn wenn sie es mit ihren Worten umschreibt, es vervollständigt und ihm ihre persönliche Note gibt, dann ist es doch eigentlich ihr Werk und nicht mehr Athenas, oder?

Von Beginn an schlägt die Geschichte eine zwieträchtigen Ton an, Junes Eifersucht und Missgunst ist quasi mit Händen greifbar. Schnell entwickelt die Geschichte eine düstere Sogwirkung, bei der June nicht nur zunehmend mit den Konsequenzen ihrer Handlung konfrontiert wird, sondern auch zunehmend einem paranoiden Verfolgungswahn anheimfällt.

Das Buch wirft nicht nur immer wieder Debatten dazu auf, wer eigentlich über welche Themen schreiben darf, sondern auch zu kultureller Identität, so Plagiaten, Solidarität innerhalb der Literaturszene und darüber, was es heißt Autorin zu sein.

Die Geschichte hat eine tolle Dynamik und ist absolut fesselnd geplottet, die Handlung steigert sich immer mehr in eine fast schon manische Erzählweise als June droht ihren Verstand zu verlieren. Und das Finale der Geschichte ist absolut erschütternd und gleichzeitig rundet es die Erzählung perfekt ab.

Ich habe dieses Buch absolut genossen und wie im Wahn gelesen, so sehr hat mich dieses Buch mitgerissen. Bin absolut begeistert und kann es nur wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 19.02.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


ausgezeichnet

„Notizen einer Hinrichtung“ hat mich vom Konzept her total neugierig gemacht. Denn an sich geht es um einen Verurteilten Mörder und die letzten Stunden vor seiner Hinrichtung. Aber eigentlich ist ein Buch über die Frauen in seinem Leben- seine Opfer, die Frau die er zu lieben glaubte und die Frau, die ihn zur Strecke brachte. Spannend und eindringlich erzählt ist es ein Buch über Hinterbliebene, das Rechtssystem und Familienbande- ein Buch über das Leben und das Ende davon.

Zum Inhalt: Ansel Packer sitzt im Todestrakt und blickt seiner Hinrichtung entgegen. Aber er will nicht sterben. Und vor allem will er nicht sterben, bevor nicht alle seine Botschaft kennen. Und eine letzte Hoffnung hat Ansel, noch einmal davonzukommen.

Das Buch erzählt auf eine sehr eindrückliche Weise Ansels Lebensgeschichte, die Geschichte eines Jungen, der zurückgelassen wurde, Teil des Systems wurde und seine Empfindungen oder den Mangen davon mit Gewalt kompensiert. Ein charismatischer Blender, der letztendlich nicht so überzeugend ist, wie er sich selbst sieht. Beim Lesen habe ich anfangs noch Mitleid für Ansel empfunden. Dies wich aber immer mehr einer Erleichterung, diese fiktive Person im Gefängnis zu wissen- manipulativ, berechnend, eiskalt. Zwischendurch hatte ich echt Gänsehaut.

Sehr gelungen fand ich die Kapitel aus Sicht von Saffron. Fein nuanciert geht es in ihrer Geschichte nicht nur um ihre Beziehung zu Ansel, sondern auch um ihre Stellung als (farbige) Frau innerhalb des Rechtssystems und Polizeiappartes. Auch die Art, wie sie aufgrund ihrer Kindheit gerne als „Vorzeigeobjekt“ herangezogen wurde zeigt wunderbar auf, was im System falschläuft. Denn obwohl die Geschichte natürlich fiktiv ist, enthält sie viel echte Kritik

Die Idee dem Mörder die „Hauptrolle“ abzusprechen hat mir richtig gut gefallen. Da gibt es ein schönes Zitat aus einem von Hazels Kapitel „echte Strafe wäre wie ein einsames, kolossales Nichts“, denn natürlich interessiert sich bei medienwirksamen Kriminalfällen niemand für die Opfer, alle sehen nur den Täter. In diesem Buch steckt so viel Wahrheit, so viel Schrecken und so viel Leid, dass es mich beim Lesen fassungslos gemacht hat. Tolles Buch, bei dem ich froh bin es gelesen zu haben.

Bewertung vom 19.02.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


ausgezeichnet

Schicksalhafte Geschichten über besondere Freundschaften haben immer einen ganz eigenen Flair, der sie mitreißend und eindringlich macht. Und so ging es mir auch wieder mit „Season Sisters“, dass mich dieses Buch nicht nur magisch angezogen, sondern auch einfach nicht losgelassen hat. Ich will jetzt unbedingt auch von den anderen drei Schwestern lesen und ärgere mich, dass es bisher nur Band 1 gibt, denn ich will unbedingt mehr davon.

Zum Inhalt: Spring Season ist eine von vier Schwestern, die auf einer Farm in Wales aufgewachsen sind, bei Eltern, die eigentlich keine waren. Mit 18 flüchtete sie sich nach London, gerät aus den bahn und landet, verurteilt zu Sozialstunden bei Sofia. Und obwohl Spring alles daran hasst, stellt sie doch fest, dass es ihr bei Sofia gefällt und dass sie beide offensichtlich mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick scheint. Allem voran einen fehlenden Abschluss mit der Vergangenheit. Und so beschließen sie, diesen gemeinsam herbeizuführen.

Ich liebe ja, wie gegensätzlich die beiden Protagonistinnen sind. Und trotzdem haben sie erstaunlich viele Schnittmengen. Die Geschichte ist eher episodenhaft erzählt, auf das wesentlich fokussiert. Es gibt quasi bis auf den Einstieg keine Rahmenhandlung, sondern es geht direkt um die Familiengeschichte der beiden Frauen, wobei für mich schon Sofias Geschichte und die ihrer Ahnin im Fokus stand. Trotzdem stiehlt sie Spring nicht die Show, stattdessen untermalt es das Leben, wie es die vier Schwestern kannten und das deutlich gezeichneter war als das privilegierte Leben von Sofia. Und da es ja über die andere Schwestern auch Bücher geben wird, wird man als Leser wahrscheinlich in den Folgebänden mehr über das Leben auf der Farm erfahren.

Im Verlauf der Handlung werden viele Geheimnisse aus Sofias Vergangenheit enthüllt, die von Lügen, Verrat und schockierende Intrigen strotzen. Wer auf dramatische Wendungen und Familiengeheimnisse steht, wird hier auf seine Kosten kommen. Vor allem in Sofias Erzählungen über ihre Ahnin habe ich wirklich mitgefiebert, wie die Geschichte wohl ausgehen mag.

Eine packend erzählte Familiengeschichte, ein Buch voller Wendungen und überraschender Lebensentscheidungen. Kann dieses Buch nur empfehlen