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jiskett

Bewertungen

Insgesamt 235 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2017
Fair Catch (eBook, ePUB)
Blake, Liora

Fair Catch (eBook, ePUB)


sehr gut

"Fair Catch" erzählt die Liebesgeschichte von Cooper, einem bekannten Football-Spieler, und Whitney, der Besitzerin einer Apfelplantage. Auf den ersten Blick haben die beiden nicht viel gemeinsam; er liebt seinen Sport, sie kennt sich damit überhaupt nicht aus. Sie arbeitet ökologisch und kann mit Thanksgiving nichts anfangen, während er den Feiertag liebt und andere Ansichten vertritt als sie. Er ist reich, sie steckt in finanziellen Schwierigkeiten, will aber kein Geld von ihm, während er gerne helfen würde. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, passen sie sehr gut zusammen. Sie ergänzen sich und die Unterschiede führen zu unterhaltsamen Kabbeleien, die durchaus als liebevoll betrachtet werden können. Die Chemie zwischen ihnen stimmt und vom ersten Moment an ist eine besondere Verbindung zwischen ihnen.

Mir hat gefallen, dass die Beziehung der beiden sich ziemlich unkompliziert entwickelt hat. In vielen Liebesromanen gibt es Konflikte und Fehlkommunikation, die konstruiert wirken, sodass ich schön fand, dass es hier anders war. Natürlich gab es Streitereien und Krisen, doch die Romanze an sich verlief ohne große Missverständnisse. Die Protagonisten haben kommuniziert und klar geäußert, was sie voneinander wollen, sie waren füreinander da und wenn einer der beiden einen Fehler gemacht hat, wurde er thematisiert, aber nicht dramatisiert. Insgesamt ist die Liebesgeschichte einfach schön und ich habe sie gerne gelesen. Besonders mochte ich das Ende, das zu den Figuren und der Handlung gepasst hat.

Sowohl das Football-Spiel als auch die Arbeit auf der Apfelplantage wurden lebendig dargestellt und es war interessant, die Protagonisten 'in ihrem Element' zu sehen und wie sie in die Welt des jeweils anderen eingetaucht sind. Die Charaktere selbst waren mir sympathisch. Whitney und Cooper sind nicht perfekt, sondern haben ihre Stärken und Schwächen und obwohl die Nebencharaktere im Vergleich zu den zweien im Hintergrund stehen, waren sie interessant und zu großen Teilen gut ausgearbeitet. Ich bin schon auf Garretts Liebesgeschichte gespannt, die im zweiten Band erzählt wird.

Bewertung vom 14.08.2017
Die Stadt des Zaren / Sankt-Petersburg-Roman Bd.1 (eBook, ePUB)
Sahler, Martina

Die Stadt des Zaren / Sankt-Petersburg-Roman Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

"Die Stadt des Zaren" erzählt die Geschichte der Anfänge der Stadt St. Pieterburch (St. Petersburg), die von der Autorin mit den Schicksalen verschiedener Personen verwoben wird. Dabei begegnet der Leser den unterschiedlichsten Menschen, vom Zaren selbst über eine deutsche Arztfamilie, Tischler und Kriegsgefangene hin zu Leibeigenen. Dadurch entsteht ein vielfältiges Bild der damaligen Zeit und man erfährt sehr viel über all die Probleme, die sich beim Aufbau der Stadt ergeben haben und wie die Menschen davon betroffen waren.

Gefallen hat mir, dass alle Charaktere facettenreich sind. Es gibt zwar jene, die sympathischer sind als andere und dafür ebenso unliebsame Figuren, doch alle haben ihre 'guten' und 'schlechten' Seiten. Der Zar wird als ehrgeiziger Visionär und Herrscher dargestellt, der zugleich temperamentvoll ist und die Geduld verliert, während beispielsweise Zoja, eine Leibeigene, sowohl provokant und selbstsicher als auch verletzlich ist. Die Motivationen sind ebenfalls vielschichtig und es war interessant, aus welchen Gründen die Menschen in die neu entstehende Stadt gekommen und warum sie geblieben sind.

Die Handlung spielt in den Jahren 1703 bis 1712 und in dieser Zeit wird den Protagonisten einiges zugemutet. Es wird Krieg mit Schweden geführt, ihr neues Zuhause ist erst im Aufbau, sie erleiden Katastrophen, erleben wunderschöne Momente und müssen persönliche Verluste ertragen. Einige Schicksale haben mich sehr mitgenommen, über andere habe ich mich gefreut; dadurch, dass es so viele verschiedene Charaktere gibt, die abwechselnd in den Mittelpunkt der Geschichte rücken, fand ich es jedoch manchmal schwer, wirklich mit ihnen mitzuleiden - wenn ihnen etwas zustieß, wurden ihre Gefühle und die Konsequenzen zwar deutlich aufgezeigt, aber da es in den nächsten Kapiteln dann oft um ganz andere Situationen ging, konnte man sich als Leser nicht hundertprozentig damit auseinandersetzen. Schade fand ich ebenfalls, dass am Ende einiges offen bleibt beziehungsweise nicht direkt angesprochen wird, obwohl die Autorin die meisten Handlungsstränge gut zusammengeführt hat und es auch realistisch wirkt, da das Leben für ihre Figuren eben über die Handlung des Buches hinaus weitergeht.

Davon abgesehen ist "Die Stadt des Zaren" meiner Meinung nach eine sehr interessante Lektüre; Sahler ist es gelungen, die historischen Fakten zu einer lebendigen, vielfältigen Geschichte zu verweben und die Entstehung der Stadt Petersburg anschaulich darzustellen.
3,5/5 Sternen

Bewertung vom 11.08.2017
Und Marx stand still in Darwins Garten (eBook, ePUB)
Jerger, Ilona

Und Marx stand still in Darwins Garten (eBook, ePUB)


sehr gut

In "Und Marx stand still in Darwins Garten" zeichnet die Autorin ein eindrucksvolles Porträt von zwei Männern, die wohl jeder kennt: Charles Darwin, der vor allem für die Evolutionstheorie bekannt ist, und Karl Marx, einem Theoretiker des Sozialismus. Mir war zuvor nicht bewusst gewesen, dass die beiden so nahe beieinander gelebt hatten und sich dennoch nie getroffen haben, aber es ist interessant, sich eine Begegnung zwischen ihnen vorzustellen. Die Szene, in der sie aufeinander treffen, ist Jerger dann auch sehr gelungen - sie ist genauso unangenehm und angespannt, wie man erwarten könnte, vor allem, wenn man noch Darwins religiöse Frau und ihren Pfarrer zur Tischrunde hinzufügt. Leider bleibt es aber bei diesem einen Treffen und obwohl es durchaus interessant war und einige Denkanstöße für die Debatte lieferte, kam es mir doch ein wenig zu kurz.

Dafür sind die Parallelen der beiden Männer, die so unterschiedlich zu sein scheinen, sehr gut herausgearbeitet. Ein Großteil des Romans befasst sich mit den gesundheitlichen Problemen, mit denen sie zu kämpfen haben, doch auch ihre Arbeit ist für die Geschichte bedeutsam. Darwins Beobachtungen und seine Forschung waren faszinierend dargestellt und auch Marx' Überzeugungen über das Proletariat und die Klassenunterschiede wurden deutlich herausgearbeitet. Gerade Darwin war mir sympathisch; man lernt ihn nicht nur als großen Wissenschaftler, sondern als Mensch kennen, der seine Familie liebt, mit sich hadert und unsicher ist. Natürlich blickt man auch bei Marx hinter das allseits bekannte Bild, doch im Vergleich ist er für mich trotzdem ein bisschen blass geblieben. Das könnte daran liegen, dass man direkte Einblicke in Darwins Gedanken bekommt, während Marx zu großen Teilen nur aus der Sicht anderer - seines Arztes, Darwins oder seines Freundes - dargestellt wurde. Das war ein bisschen schade, da seine Gedankengänge bestimmt ebenfalls interessant gewesen wären, doch der Autorin gelingt es auch so, ihn hervorragend zu charakterisieren.

Insgesamt hat mir das Buch gefallen. Es ist eine stille Lektüre, die zum Nachdenken anregt, durchaus bewegende Momente liefert und mich neugierig darauf gemacht hat, mich mehr mit den Werken beider Männer zu beschäftigen. Trotzdem muss ich kritisieren, dass Marx ein wenig zu sehr im Hintergrund geblieben ist, auch wenn es mich beim Lesen nicht wirklich gestört hat, und auch das Treffen hätte etwas ausführlicher dargestellt werden können. Deshalb gibt es 'nur' 3,5/5 Sternen.

Bewertung vom 11.08.2017
Wildeule / Gesine Cordes Bd.3
Wieners, Annette

Wildeule / Gesine Cordes Bd.3


sehr gut

In "Wildeule" muss Gesine Cordes sich zum dritten Mal mit einem Fall auseinandersetzen, der persönlicher ist, als er sein sollte. Bei einer Beerdigung, auf der sie arbeitet, wird entdeckt, dass die falsche Leiche im Sarg liegt und alles auf ein Tötungsdelikt hindeutet; als wäre das nicht schon schlimm genug, stellt sich bald heraus, dass ihr enger Freund Hannes ein Verdächtiger ist, was Gesine in einen schrecklichen Zwiespalt bringt. Einerseits will sie nicht glauben, dass er zu so etwas fähig ist, andererseits deutet vieles darauf hin und Marina Olbert ermittelt gegen ihn. Bei dieser verzwickten Lage hilft es auch nicht, dass Hannes sich merkwürdig und sogar verdächtig benimmt.

In diesem Band fahren die Gefühle der Protagonistin Achterbahn und auch in ihrem Verhalten wird deutlich, dass sie hin und her gerissen ist. Sie verhält sich oft irrational, weigert sich, Beweise für die Schuld ihres Freundes anerkennen, sie verfolgt eigene Theorien und ermittelt auf eigene Faust. Zugleich gibt es Momente des Zweifels, die sie zwar verdrängt, die aber da sind. Die Autorin hat Gesines Innenleben sehr gut beleuchtet und obwohl es Szenen gab, in denen ihr sturer Glaube an Hannes' Unschuld mich ein wenig gestört hat, weil wirklich viel gegen ihn sprach, kann ich es doch verstehen. Er ist ihr Freund, sie vertraut ihm. Natürlich kämpft sie für seine Unschuld. Auch Hannes' Verhalten ist damit zu erklären, dass er unter Druck steht, es gab allerdings Momente, in denen ich seinen Umgang mit Gesine überhaupt nicht mochte. Die Lage ist wirklich verfahren.

Der Fall an sich war wieder interessant und mir hat gefallen, dass Olbert eine objektivere Sicht auf die Dinge geliefert hat und sie somit Gesines Perspektive ausgeglichen hat. Ich konnte beide Seiten verstehen und die Mischung hat den Reiz des Buches ausgemacht; der Leser kann sehen, wieso Hannes verdächtig ist, zugleich will man es aber - wie Cordes - nicht wahrhaben. Die Ermittlungsarbeit war wieder gut dargestellt und die Auflösung war stimmig und hat zu den zuvor präsentierten Beweisen gepasst.

"Wildeule" ist erneut ein guter Krimi, der mich von Anfang an fesseln konnte und den ich gerne gelesen habe. Die Reihe gefällt mir bisher sehr und ich hoffe, dass es einen vierten Band geben wird.

Bewertung vom 07.08.2017
Lonely Hearts Travel Club - Nächster Halt: Indien / Travel Club Bd.2 (eBook, ePUB)
Colins, Katy

Lonely Hearts Travel Club - Nächster Halt: Indien / Travel Club Bd.2 (eBook, ePUB)


gut

"Nächster Halt: Indien" hat mir besser gefallen als der erste Band. Dies lag zum einen daran, dass die Protagonistin zwar auch in diesem Band Fehler macht und von (durchaus amüsanten) Missgeschicken verfolgt zu sein scheint, sie aber ihre Naivität, die mich im Vorgänger so störte abgelegt hat. Zum anderen lässt es sich damit erklären, dass die Autorin das Setting meiner Meinung nach sehr lebendig gezeichnet hat. Ich hatte Schwierigkeiten damit, mir die thailändische Kulisse richtig vorzustellen, da die Beschreibungen mir zu knapp waren, doch Indien war sehr gut beschrieben und ich hatte die farbenfrohen Szenen deutlich vor Augen. Georgia hat auch in diesem Buch unglaubliche, tolle Erfahrungen und Erlebnisse und es war interessant, Einblicke in ein paar Aspekte der indischen Kultur zu bekommen.

Gefallen hat mir, dass mit dem "Lonely Hearts Travel Club" nicht alles glatt lief, da es unrealistisch gewesen wäre, wenn Georgia und Ben ihr junges Unternehmen problemlos geführt hätten. Sie sind zwar erfolgreich, machen jedoch Fehler und gerade Georgia vergräbt sich geradezu in der Arbeit, was ihr nicht gut tut und dafür sorgt, dass sie eine Auszeit braucht. Es war schön zu sehen, dass die Reise nach Indien ihr geholfen hat, sich über einige Dinge klar zu werden und dass sie wieder mehr zu sich selbst gefunden hat. Die Nebencharaktere standen mir etwas zu sehr im Hintergrund, gerade ihre Familie und Freunde, doch dafür war die Entwicklung der Protagonistin überzeugend dargestellt.

Ein bisschen gestört hat mich, wie mit den vielen Konflikten umgegangen wurde, die aufgekommen sind; ich hatte den Eindruck, dass die meisten zu schnell und ohne wirkliche Konsequenzen aufgelöst wurden beziehungsweise dass es sehr günstige Wendungen und Entwicklungen gab, von denen die Charaktere profitierten. Es ist kein großer Kritikpunkt, da "Nächster Halt: Indien" eine eher leichte Lektüre ist und man einen positiven Ausgang deshalb erwartet, nur fand ich es vor allem gegen Ende etwas schade, da hier einiges an Potential für längere Handlungsstränge gewesen wäre.

Davon abgesehen habe ich mich aber gut unterhalten gefühlt und diesen zweiten Band gerne gelesen. Es ist eine kurzweilige Geschichte, die mir ein paar nette Lesestunden beschert hat, und ich bin gespannt, was Georgia im dritten Band in Chile erleben wird.
3,5/5 Sternen

Bewertung vom 07.08.2017
Lonely Hearts Travel Club - Nächster Halt: Thailand / Travel Club Bd.1
Colins, Katy

Lonely Hearts Travel Club - Nächster Halt: Thailand / Travel Club Bd.1


gut

"Nächster Halt: Thailand" hat ein ähnliches Konzept wie "Kopf aus, Herz an" von Jo Watson, was ich neulich gelesen habe - die Protagonistin wird vor der Hochzeit verlassen, beschließt, dass sie etwas in ihrem Leben verändern muss und reist kurzentschlossen nach Thailand, doch die beide Bücher erzählen trotz dieser Ähnlichkeiten unterschiedliche Geschichten, nicht zuletzt, da die Protagonistin in Watsons Buch ziemlich früh ihren neuen Love Interest kennen lernt.

Die "Lonely Hearts Travel Club"-Reihe basiert auf den eigenen Erfahrungen der Autorin, die ebenfalls vor der Hochzeit verlassen wurde und dann auf eine große Reise aufgebrochen ist, um sich selbst zu finden. Ich muss sagen, dass ich beim Lesen die ganze Zeit gehofft habe, dass ihre Reise nach Thailand besser verlaufen ist als die von Georgia, die lange eher an einen Alptraum erinnerte, da alles mögliche schief ging, obwohl es auch unglaubliche Erlebnisse gab. Bei all dem ist leider die Szenerie etwas blass geblieben; Georgia ist in einem für sie sehr exotischen Land, erlebt ungewöhnliche und aufregende Dinge, aber die Beschreibungen sind eher spärlich, sodass ich mich nicht wirklich in die Situationen hineinträumen konnte. Das fand ich schade, da ich bei einem Buch, in dem es ums Reisen und neue Erfahrungen geht, erwartet hatte, in eine fremde Welt eintauchen zu können.

Ein weiteres Problem, das ich mit dem Buch hatte, war die Hauptperson selbst. Georgia ist oft unglaublich naiv und gerät von einer Katastrophe in die nächste, was mich nach ihren bisherigen Erfahrungen gestört hat. Ich habe verstanden, dass sie diese Erfahrung machen und erkennen musste, dass sie aufhören muss, ihrem alten Leben hinterher zu trauern, allerdings war es schwer darüber zu lesen, wie sie leichtgläubig Fehler gemacht hat, die für mich sehr offensichtlich waren. Dafür hat mir gefallen, dass sie sich im Laufe der Handlung weiterentwickelt hat und über sich hinausgewachsen ist. Am Ende der Geschichte war sie dann an einem Punkt angelangt, der vielversprechend ist und mich neugierig darauf macht, wie es in Band 2 mit ihr und ihren Freunden weitergehen wird. Der "Lonely Hearts Travel Club" hat einiges an Potential.

Insgesamt ist "Nächster Halt: Thailand" trotz aller Kritik eine lockere, leichte Lektüre, die sich gut lesen lässt und mit der man abschalten kann. Die Protagonistin war mir oft zu naiv, allerdings war sie mir dennoch sympathisch und ich habe gehofft, dass ihre Situation sich bessern und sie ein neues Glück finden wird. Deshalb gebe ich diesem Buch drei Sterne.

Bewertung vom 02.08.2017
Sieh nichts Böses / Kommissar Dühnfort Bd.8
Löhnig, Inge

Sieh nichts Böses / Kommissar Dühnfort Bd.8


sehr gut

"Sieh nichts Böses" war mein erstes Buch aus der Reihe um Kommissar Dühnfort, doch ich konnte der Handlung auch ohne Vorkenntnisse problemlos folgen. Dühnfort ist ein sympathischer Protagonist und ich habe mit ihm und seiner Frau mitgelitten, als sie vor eine sehr schwere Entscheidung gestellt wurden. Ich fand, dass die Autorin einfühlsam mit der Situation umgegangen ist, und auch die privaten Momente zwischen dem Ehepaar haben mir gefallen; die Balance zwischen Polizeiarbeit und ‚Privatleben‘ wurde gut gehalten.

Der Fall war von Anfang an interessant, gerade durch die Komponente mit den bekannten Affenfiguren (Sieh nichts Böses, Hör nichts Böses, Sprich nichts Böses), von denen eine bei der Leiche gefunden wurde, da man sich als Leser immer gefragt hat, welche Bedeutung das Objekt denn hat. Dazu präsentiert die Autorin sehr verschiedene Charaktere aus dem Umfeld des Opfers, die fast alle auf ihre Art Gelegenheit und Motiv gehabt hätten, die Tat zu begehen. Dabei war ich besonders davon schockiert, wie die Eltern auf die Nachricht reagiert und sich im weiteren Verlauf der Handlung verhalten haben, doch leider gibt es solche Menschen wirklich. Dadurch, dass es Kapitel aus ihrer Sichtweise (und denen weiterer Charaktere, von denen erst langsam klar wird, inwieweit sie für die Ermittlungen relevant sind) gibt, bekommt man genau mit, wie alles gerechtfertigt wird und es macht die Figuren zwar nicht sympathischer, war aber doch ein irgendwie faszinierender Einblick in ihr Denken und Handeln.

Die Auflösung war stimmig und im Rückblick hat die Autorin durchaus Hinweise darauf gegeben, die mir allerdings beim Lesen gar nicht wirklich aufgefallen sind. Mir hat gefallen, wie alles zusammen gelaufen ist und nachdem der Krimi lange eher ruhig gewesen war, wurde er gegen Ende richtig spannend und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Ich mochte nicht alle Entwicklungen, doch sie waren realistisch und haben die Handlung abgerundet.

FAZIT:
"Sieh nichts Böses" ist ein sehr guter Krimi, der mich von Anfang an gefesselt hat. Der Ermittler ist sympathisch, seine Arbeit interessant dargestellt; die Lektüre hat auf jeden Fall dafür gesorgt, dass die vorherigen Bände der Reihe und auch die Bücher um Gina Angelucci auf meiner Wunschliste nach oben gerutscht sind.

Bewertung vom 30.07.2017
Fangirl
Rowell, Rainbow

Fangirl


sehr gut

Als jemand, der selbst gerne und oft Fanfiction liest, war ich begeistert darüber, ein Buch zu entdecken, bei dem dieser Aspekt eine entscheidende Rolle für die Handlung spielte. Cath, die Protagonistin, ist eine aktive Autorin mit einer großen Fangemeinde und ihre Geschichten über "Simon Snow", einen jungen Magier, nehmen einen großen Raum in ihrem Leben ein. Sie schreibt täglich, denkt ständig über die Figuren nach, tauscht sich online mit anderen Fans aus. All das war gut dargestellt, doch nach einer Weile rückte das Fandom - abgesehen von Caths Geschichte und den gelegentlichen Konversationen mit anderen Meschen - leider in den Hintergrund, was ich bei einem Buch, das "Fangirl" heißt, ein bisschen schade fand. Gerade, weil die Reihe um Simon Snow faszinierend klingt und ich durchaus Interesse daran hätte, die acht Bände zu lesen, wenn es sie denn gäbe. Die Parallelen zu "Harry Potter" fand ich gelungen, auch wenn es dann etwas seltsam war, die Bücher in dieser fiktiven Welt existieren zu lassen.

Cath war mir als Charakter sympathisch; sie ist antisozial, möchte sich am liebsten in ihrem Zimmer einigeln und schreiben, sie hasst Veränderungen jeder Art und dass ihre Mutter die Familie verlassen hat, hat definitiv in allen etwas zerbrochen, sprich: sie hat einige Probleme und Macken, doch ich konnte trotz all dem mit ihr mitfühlen und sie verstehen. Alle Figuren in dem Buch sind wunderbar komplex, sehr verschieden und haben große Schwachstellen, sodass das Beziehungsgefüge zwischen ihnen eine Menge Stoff bietet.

Es gibt zwar eine Handlung, aber für Rowell stehen hier ganz klar ihre Figuren und ihre Interaktionen im Mittelpunkt und da sie alle toll ausgearbeitet waren und jeder seine eigenen Hindernisse zu überwinden und Ziele zu erreichen hatte, wurde die Geschichte nie langweilig. Die Autorin ist in ihrer Darstellung immer realistisch, gerade, was die Beziehung Caths zu ihrer Mutter angeht, was definitiv eine angenehme Überraschung war, und auch die unterschiedlichen psychischen Probleme der Familie wurden nie heruntergespielt, sondern angemessen beleuchtet, was definitiv positiv zu bewerten ist. Neben den familiären Beziehungen mochte ich auch die Liebesgeschichte, die sich glaubwürdig entwickelt hat. Trotz aller auf den ersten Blick offenkundigen Unterschiede passen die Charaktere zusammen und die Annäherung zwischen ihnen war toll geschrieben.

Das Ende des Buches fand ich an sich gelungen, nur hatte ich das Gefühl, dass ein paar entscheidende Plotpunkte sehr kurz abgehandelt wurden und zu kurz kamen. Man bekommt als Leser die wichtigsten Informationen, aber eine ausführlichere Darstellung wäre schön gewesen. Trotzdem war "Fangirl" insgesamt ein gutes Buch, bei dem mir vor allem gefallen hat, wie Fanfiction in die Handlung und den Alltag der Protagonistin integriert wurde.

Bewertung vom 28.07.2017
Als die Träume in den Himmel stiegen
McVeigh, Laura

Als die Träume in den Himmel stiegen


sehr gut

Von Anfang an war mir klar, dass "Als die Träume in den Himmel stiegen" keine leichte Lektüre werden würde. Aus dem Klappentext geht hervor, dass es die Geschichte eines jungen Mädchens ist, das sich mit seiner Familie auf der Flucht befindet, was ich mir als hart und beschwerlich vorstellte, ganz zu schweigen davon, dass ich Schilderungen der Zustände erwartete, die die Familie zu der Entscheidung getrieben haben, ihre Heimat zu verlassen. Allein schon die Bedrohung durch die Taliban, die oft mit Gewalt in Verbindung steht, versprach eine beklemmende Erzählung. Und ich hatte mich nicht geirrt - Laura McVeigh erzählt in diesem Buch eine fesselnde, tragische Geschichte, die mich mehrfach zu Tränen gerührt und zutiefst erschüttert hat. Sie entwickelt sich in eine ganz andere Richtung, als ich erwartet hatte, und der Autorin gelingt es meisterhaft, die Handlung so wendungsreich zu gestalten, dass ich nie wusste, wie es weitergehen würde. Zugleich konfrontiert sie den Leser aber schonungslos mit den schlechten Bedingungen für Flüchtlinge und dem Leid und Elend, das die Figuren durchleben müssen.

Gerade mit Samar, der Protagonistin, habe ich mitgefiebert und -gelitten. In ihrem kurzen Leben hat sich schon unglaublich schreckliche Dinge erlebt, die ich mir nicht vorstellen kann oder will, doch sie hat nie aufgegeben und immer weitergemacht. Sie ist sehr tapfer und obwohl deutlich wird, wie sehr sie von den Vorkommnissen mitgenommen ist, zeigt sich im Laufe der Geschichte, dass sie eine echte Kämpferin ist. Ihre Reise, und auch die ihrer Familie, haben mich sehr bewegt. Mir hat auch gefallen, wie realistisch die Schilderungen sind; Samar bekommt viel nicht mit, hat als Kind eine teils eingeschränkte Sicht der Dinge, doch die Schrecken ihrer Situation werden immer beleuchtet und die Autorin zeigt auch, welche Auswirkungen solche Erlebnisse auf die Psyche haben können, was definitiv positiv erwähnt werden muss.

Die Charaktere sind alle gut ausgearbeitet und wie bereits erwähnt ist die Handlung, nicht zuletzt durch die teils sehr überraschenden Wendungen, fesselnd und zudem erschütternd. Außerdem hat mir gefallen, dass man einen Einblick in die Anfänge der Taliban, den Krieg, die Flüchtlingssituation und die afghanische Geschichte im allgemeinen bekommen hat; die fiktive Handlung ist sehr gut in den realen historischen Kontext eingebettet.

Mir haben nicht alle Entwicklungen zugesagt und obwohl ich verstehe, wieso die Autorin das Ende ausgewählt hat, hätte ich gerne noch ein paar Fragen beantwortet bekommen, doch davon abgesehen fand ich "Als die Träume in den Himmel stiegen" sehr gut. Das Buch hat mich emotional stark angesprochen, ich konnte mit den Charakteren mitleiden und die Lektüre war interessant.