Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
iGirl
Wohnort: 
Bad Nauheim

Bewertungen

Insgesamt 147 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2021
Das Geheimnis der Themse
Goga, Susanne

Das Geheimnis der Themse


sehr gut

Ein Wirbel aus Geheimzirkel, ägyptischer Mythologie, Magie und Liebe.

Das Geheimnis der Themse führt uns an das Ende des 19. Jahrhunderts. Der damals verwurzelte gesellschaftliche Anspruch der Mutterrolle spielt eine wesentliche Rolle in der Beziehung der beiden Protagonisten Tom und Charlotte mit derem Umfeld. Charlotte, die als Gouvernante berufliche Unabhängigkeit kennenlernte und ihr Ehemann Tom, der als Theaterkritiker und Schriftsteller eine bekannte Person in London ist, werden mit den Auswirkungen ihrer Kinderlosigkeit konfrontiert und wiederholt steht ihre Beziehung dadurch auf der Probe. Als Tom den Auftrag bekommt die magischen und mystischen Ereignisse des historischen Londons für ein Buch zu erkunden werden beide in ein Netz von magischen Zirkeln und Geheimbünden hinein gezogen. Nach dem Fund einer toten jungen Frau am Ufer der Themse beginnen Tom und Charlotte mit ihren Ermittlungen und treffen auf verschiedene Personen der Londoner Society deren Rolle und Verflechtungen lange Zeit nicht deutlich wird und daher eine große Gefahr für die beiden darstellen.
Im Innenteil des Buchcovers sind Karten Londons gedruckt. Dadurch konnte ich die Wege der Figuren in der Geschichte nachverfolgen und hatte noch deutlichere Bilder im Kopf. Auch gut gefallen haben mir die kurzen Kapitel. Die Dynamik der Erzählung wurde damit aufrecht erhalten und oft habe ich eben doch noch ein weiteres Kapitel gelesen, weil ich wissen wollte wie es weiter geht. Die Beschreibungen der Orte im historischen London und auch der handelnden Personen fand ich sehr malerisch. Ich konnte mich leicht in die Umgebung, die Stimmungen an den Orten und die Gefühle und Gedanken der Protagonisten hinein versetzen. Und nicht selten habe ich mit den Figuren mit gebangt und gehofft.
In der Geschichte gefiel mir auch, dass sie verschiedene starke Frauenpersönlichkeiten abbildet - nicht immer nur gute, aber auch. So würde ich das Buch gerade einer weiblichen Leserschaft empfehlen für spannende Lesestunden, vielleicht sogar in Verbindung mit einer Reise nach London und einer Spurensuche vor Ort.

Bewertung vom 05.03.2021
Jenseits der Zeit - Historischer Mystery-Thriller
Vahlenkamp, Michael

Jenseits der Zeit - Historischer Mystery-Thriller


ausgezeichnet

Lesegenuss, Spannung und ein unerwartetes Ende - was will man mehr!

Dieses Buch- ich würde es allein schon aufgrund seines Umfangs sogar als Werk bezeichnen- erzählt eine wahrlich wunderliche Geschichte, die von der ersten Seite an eine unglaubliche Spannung aufbaut. Das Buchcover macht es gut sichtbar: Es geht um einen jungen Mann, Jacob, mit seiner Geschichte im 18. Jahrhundert und einer jungen Frau, Editha, mit ihrer Geschichte im 21. Jahrhundert. Wenn sich beide an den exakt gleichen Orten aufhalten dann entsteht eine Verschmelzung der gegenseitigen Wahrnehmungen und beide Figuren können kurz zueinander Kontakt aufnehmen. In der Vergangenheit widerfuhr der Familie Edithas und ihrem Vorfahr Jacob großes Unrecht. Hier kommt die Familie Zölder ins Spiel, deren Vorfahr der Ausgangspunkt der Ungerechtigkeiten war und deren Auswirkung wiederum Editha betreffen. Im Verlauf der Handlung wird plötzlich klar, dass es noch um viel mehr geht. Ja, dass sogar das Fortbestehen eines Teils der Menschheit auf dem Spiel steht, wenn sich der Verlauf in der Vergangenheit nicht anders entwickelt. Das Ende der Geschichte ist wahrlich nicht vorher zu sehen. Wer es wissen möchte, sollte das Buch lesen – und wird nicht enttäuscht werden.
Die Protagonisten der Geschichte, ihre Charaktere, ihre Gedanken und ihre Handlungen werden sehr schlüssig geschildert. Die spannende Erzählung wechselt in kurzer Abfolge zwischen den jeweiligen Jahrhunderten. Dennoch verliert sie niemals den roten Faden oder verzettelt sich in Nebenschauplätzen sondern sie schildert zielgerichtet die Geschehnisse und deren Auswirkungen in früherer, aktueller und sogar der zukünftigen Zeit.
Es fiel mir wirklich schwer Lesepausen einzulegen, da es einfach kaum Handlungspausen im Buch gibt, bei denen es mir leicht gefallen wäre, das Buch wegzulegen. Nur aufgrund der hohen Seitenzahl musste ich halt mal zwischendrin aufhören und mich quasi zu einer Pause zwingen.
Ich denke 'Jenseits der Zeit' ist für eine breite Leserschaft empfehlenswert, es bietet historische Elemente, fiktive Elemente, interessante unvorhergesehene Wendungen und damit viele spannende Lesestunden.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2021
Der Ring des Herzogs
Menge, Ingeborg

Der Ring des Herzogs


sehr gut

Unerwünscht und doch geliebt!

Schon das Buchcover zeigt ihn: 'den Ring des Herzogs'. Rudolf, der ungewünschte Sohn der Grafen von Melac wird als Neugeborenes einer Amme überantwortet, da die leiblichen Eltern ihren Sohn ablehnen. Grund ist seine körperliche Schädigung nach der Geburt und ein daraus abgeleiteter angeblicher Schwachsinn. Durch die Hilfe eines Paters erhält der junge Rudolf dennoch heimlich Erziehung und Bildung. Bereits als Kind lernt Rudolf seinen, von da an, besten Freund Eduard von Frej kennen. Die beiden sind vom ersten Kennenlernen an unzertrennlich. Ränkeschmiede und Intrigen führen dazu, dass Rudolf in eine ungewollte Ehe und üble Machenschaften gezwungen wird. Wie sich die Geschichte entwickelt und welche unerwarteten Wendungen sie nimmt erfährt man natürlich nur, wenn man das Buch liest. Dazu kann ich meine Empfehlung aussprechen.
Der Charakter der Protagonisten wird erzählerisch gut dargestellt, trotzdem lässt die Schilderung genügend Raum für die eigene Phantasie des Lesenden zu Figuren und Umgebungen in der Geschichte. Einige Dialoge mehr hätten nicht geschadet, um die Figuren und deren Überlegungen noch greifbarer zu machen. Der Sprachstil und die Handlung sind gradlinig und schnörkellos. An einigen Stellen fühlte ich eng mit den Figuren – meine 'feuchte-Augen-Momente'. Geschätzt habe ich, dass auf weitschweifige Ausführungen verzichtet wird, so dass an keiner Stelle Langeweile eintritt. Daher lässt sich das Buch gut und zügig lesen.
Für mich ist die Geschichte eine gute Unterhaltung für Schlechtwetterphasen, Urlaubsreisen und um sich für eine Weile in eine unbekannte Welt zu 'beamen' und den Kopf frei zu bekommen.

Bewertung vom 24.02.2021
Otmars Söhne
Buwalda, Peter

Otmars Söhne


ausgezeichnet

Alles außer_gewöhnlich !

Orange, grün, lila – brillierende Farben präsentieren sich auf dem Cover – eine Einladung zu einer berauschenden Geschichte. Die rückwärts gerichtete Zählweise der Kapitel, die irgendwo starten (111) und irgendwo enden (75) scheinen willkürlich gewählt oder zeigen vielleicht einfach, dass die Kapitelnummerierung hier eigentlich gar keine Rolle spielt.
Das Thema der Geschichte dreht sich um 'vaterlos'. Der Junge, Dolf (später Ludwig), wächst zunächst ohne Vater auf. Später stößt Otmar dazu, der die Vaterrolle einnimmt und zwei eigene Kinder in die Ehe einbringt. Otmars Kinder werden zielstrebig und fordernd auf eine musikalische Karriere vorbereitet, während Ludwig eine klassische Erziehung genießt und gleichermaßen von Otmar geschätzt und gefördert wird. Der spätere erwachsene Ludwig wird als Spezialist für die Ölexplorationsfirma Shell auf die unwirtliche sibirische Insel geschickt. Dort trifft er auf Johan Tromp hinter dem er seinen Vater vermutet. Nun beginnt die Spurensuche nach „Vater sein oder Vater nein“.
Die Figuren der Geschichte sind einerseits normal und einerseits besonders und tauchen im Verlauf der Erzählung an unerwarteten Stellen immer wieder auf. Der Wechsel der Erzählung aus Sicht der Kindheit mit der Zeit des Erwachsenseins und die detailreichen, pittoresken Schilderungen erfordern eine hohe Konzentration vom Lesenden.
Immer wieder wurde ich überrascht durch den Wechsel der Szenen, die teilweise auch verstörend sind. Dafür fühlte ich mich belohnt durch den wahrlich fulminanten Sprachstil und einer Sprache, die ungewöhnlich eingesetzt wird und Wortbedeutungen anwendet, die ich in dem jeweiligen Zusammenhang so nicht erwartet hätte. Otmars Söhne ist wirklich ein außergewöhnliches Buch und ein echter Leckerbissen für geübte Leser, die auch anspruchsvolle Literatur schätzen. Für mich war es eine neue grandiose Leseerfahrung.

Bewertung vom 21.02.2021
Rote Belladonna / Apothekerin Maja Ursinus ermittelt Bd.2
Seibold, Jürgen

Rote Belladonna / Apothekerin Maja Ursinus ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Spannende Geschichte aus der Apotheke

Bereits auf dem Buchcover strahlt einen die grüne Belladonna entgegen, die in der Geschichte eine wesentliche Rolle spielt.
Die Geschichte dreht sich um Elisabeth Wenderoth, ihr schönes Anwesen mit einer Apotheke und ihrem Team an Mitarbeitern. Elisabeth, die Apothekerin ist bewandert in homöopathischen Heilmitteln und Heilpflanzen und stellt Globuli her, die sie ihren Kunden bedarfsweise zur Verfügung stellt. Unerwartet verstirbt eine ältere Kundin an einer Überdosierung eines Heilmittels, das angeblich in den Globuli enthalten war. Zusammen mit Maja, der Nichte eines ehemaligen Freundes von Elisabeth, versuchen sie die Umstände des Todes herauszufinden. War es jemand aus dem Team und welche Rolle spielen die Homöopathiegegner vor Ort?
Ich fand den Aufbau der Spannung sehr gut. Es kommen im Verlauf der Geschichte immer mehr mögliche Motive und Verdachtsmomente dazu, dass es bis zum Schluß unklar bleibt, wer denn nun was und warum gemacht hat. Die Dynamik der Erzählung nimmt dabei von Kapitel zu Kapitel zu und die vielen losen Fäden fügen sich irgendwann zu einem logischen Ende.

Toll erzählt, interessante Charaktere und viel Spannung. Rundherum eine gelungene Kriminalgeschichte!

Bewertung vom 18.02.2021
Warum Bayern ein orientalisches Land ist und andere weiß-blaue Wahrheiten
Reichold, Klaus

Warum Bayern ein orientalisches Land ist und andere weiß-blaue Wahrheiten


ausgezeichnet

Eine Lesegaudi von der ersten bis zur letzten Seite.

Das Buch lädt schon durch sein Äußeres ein es in die Hand zu nehmen. Golden strahlend vor der Bergkulisse präsentiert sich der Maurische Kiosk (Schloss Linderhof) und stimmt so schon ein auf das Thema des Buchs. In 15 Kapitels widmet sich Klaus Reichold den höchst interessanten Zusammenhängen zwischen Bayern und dem Orient. Der Lesende wird mittels amüsanter Anektoden, unterlegt mit Zitaten, durch die Geschichte Bayerns mit ihren monarchischen und klerikalen Berühmtheiten geführt. Die Besonderheiten der bayrischen Landsleute, die manchmal ungewöhnlichen Traditionen und Gepflogenheiten, die schlitzohrige und genussvolle Lebensweise und die 'passt scho'-Mentalität werden humorig geschildert, so dass man das Büchlein gar nicht gerne weg legen mag.

Die herrliche, augenzwinkernde Erzählweise und einige der urigen Dialektbegriffe haben mich immer wieder laut zum Lachen gebracht. Nach kurzer Zeit habe ich dann ein zweites Lesezeichen in 'meinem' Büchlein gefunden ... mein Mann hatte sich mit hinein gelesen ... und so konnten wir gemeinsam lachen, eben rund herum eine Gaudi :)

'Warum Bayern ein orientalisches Land ist' ist ein hervorragender Lesegenuss und prima geeignet als Geschenkidee für alle Liebhaber Bayerns oder einfach für sich selbst.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2021
Die Experten
Kröger, Merle

Die Experten


ausgezeichnet

'Die Experten' waren Wissenschaftler, die nach dem Krieg in Ägypten angeworben wurden, um die lokale Flug- und Raketenindustrie aufzubauen. Die Geschichte dreht sich um die Familie Hellberg, den Vater als begeisterten Ingenieur in der Luftfahrtbranche, die Mutter als manisch depressive, gläubige und überforderte Ehefrau und die drei Kinder: Kai, der Älteste der die Familie nicht nach Ägypten begleitet; Rita, die selbstbewusste Hauptprotagonistin hin und her geworfen zwischen Wahrheit, Lüge, Freundschaft und Gefühlen; Petra (Pünktchen), noch ein Kind und die Sensible in der Familie. Parallel zum (Er-)Leben der Familie in Ägypten wird der geschichtliche Abriß des Nahost-Konflikts abgebildet in den die einzelnen Personen der Familie involviert werden. Zweifel und Verstrickungen ziehen sich durch die Geschichte wobei das jeweilige 'WIR' mit den beteiligten Protagonisten wechselt. Die politischen Verflechtungen der Parteien, Geheimdienste und der untergetauchten Nazi-Größen verleihen dem Buch eine mitreißende Spannung.

Drei Fotoalben führen uns Lesende durch ein wahres Gefühlefeuerwerk rund um die hochpolitische Zeitspanne der 60er Jahre. Die Kapitel werden jeweils mittels der Beschreibung eines Fotos eingeführt. Der Club der Zweifler

Die Sprache ist ein wahres Stakkato der Worte mit entsprechend hoher Dynamik durch dokumentarisch belegte Geschehnisse. Unglaublich wie der braune Sumpf durch die Geschichte wabert und immer wieder stinkende Blasen aufsteigen lässt. Leider ist vieles keine Fiktion und wird dennoch erträglich gemacht durch die starken Figuren in dem Buch.

Das Buch kann ich wirklich jedem empfehlen, der sich für Geschichte interessiert, in Verbindung mit einer spannungsgeladenen Erzählung.

Bewertung vom 07.02.2021
Einspruch!
Brodnig, Ingrid

Einspruch!


ausgezeichnet

Ein hervorragender Leitfaden um argumentativ dagegen zu halten.

Wir kennen sie alle: die irrwitzigen Beiträge in den sozialen Medien zu Verschwörungstheorien, die Lautsprecher in der Politik und Pseudo-Wissenschaftler zu Themen der Erderhitzung, der Zuwanderung oder die unerträgliche Einschränkungsverweigerung der Corona-Leugner bzw. die dümmlichen Fake-News von Herrn Trump.

Ingrid Brodnig nimmt in ihrem Buch 'Einspruch!' anhand vieler aktueller Beispiele Bezug auf die Vorgehensweisen und rhetorischen Mittel der Verschwörungsanhänger und zeigt vielfältige Möglichkeiten auf deren schrägen 'Wirklichkeiten' entgegen zu treten. Sie betont wie wichtig es ist eine wertebasierte Diskussion zu verfolgen, Ängste anzuerkennen und Fakten aufzuzeigen - gerade im privaten Bereich ist das Ziel eine Sprachbasis untereinander zu erhalten. Dennoch muss man darauf hinweisen, wenn Fachbegriffe im falschen Kontext angewendet werden, Logikfehler gemacht werden oder wenn wirtschaftliche Interessen hinter Studien stecken (Lobbyismus). Dabei dürfen rhetorische Mittel und deren Wirkung nicht übersehen werden, sollten deutlich gemacht werden bzw. umgenutzt werden, um offensichtlich falsche Fakten zu widerlegen.

Ich fand die verschiedenen Vorschläge, um den herumgeisternden Verschwörungstheorien und Fake News sprachlich und argumentativ entgegen zu treten, sehr hilfreich. Auch der Sprachstils des Buchs gefällt mir durch seine Klarheit, Zielgerichtetheit und der Ergänzung durch grafische Elemente sehr gut.

Dieses Buch ist ein wertvolles Hilfsmittel, für Diskussionen sowohl im privaten Umfeld, jedoch auch für so manchen Lehrer im Tagesgeschehen mit Jugendlichen bis hin zum Erwachsenenbereich.

Bewertung vom 05.02.2021
SCHIKANE
Zeyher, Adrian

SCHIKANE


ausgezeichnet

Über 400 Seiten pure Spannung

Das Cover zeigt es schon ein wenig: Nicht jeder wird seine Schatten überwinden. Die Geschichte hat mich wirklich betroffen gemacht. Sie handelt von den drei Kinderfreunden, Leonard und seine Freunde, das Brüderpaar Victor und Ragan. Leonard ist ein klassisches Opfer, er ist schmächtig und schüchtern und wird von seinen Klassenkameraden schikaniert. Das endet jedoch abupt mit dem Beginn seiner Freundschaft mit Victor. Die Erzählung wechselt zwischen der heutigen Zeit und der Kindheit/Jugend Leonards, die dieser in Ich-Form erzählt. Es geht um Freundschaft mit den verbundenen kleinen Glücksgefühlen der Heranwachsenden, doch im Fortgang der Geschichte kommen die Schatten der Vergangenheit mehr und mehr zum Vorschein und zeigen ihre hässliche Fratze der Gewalt. Die Spirale der Gewalt dreht sich immer schneller und reißt die Protagonisten mit sich. Als Lesender wird man zwischen Hoffen und Bangen mit hin und her gewirbelt.

Das Buch ist für die Freunde der Thriller bestens geeignet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.02.2021
Die Welt war eine Murmel
Dutzler, Herbert

Die Welt war eine Murmel


ausgezeichnet

Eine herrliche Zeitreise in die Jugend in den 60ern.

Baden im Meer, Muscheln sammeln und Krebse beobachten – das Cover des Buchs bildet das schon prima ab. Herbert Dutzler ist es in seinem Roman gelungen ganz viele Erinnerungen an meine eigene Kindheit in den 60-er Jahren zu wecken. Die Busreise nach Italien mit jeder Menge Reiseproviant und dann das 'fremde' Essen im Urlaubsland. Der erste Fernseher mit Bonanza, Flipper, Lassie & Co. Ein eigener Telefonanschluss zuhause. Das Frauenbild und so vieles das man peinlich fand und was die Nachbarn darüber denken. Die Mütter, die keinen Führerschein hatten. Und jede Menge unschöne Schulerlebnisse.

Es fiel mir ganz leicht mich in den Protagonisten, Siegfried hinein zu versetzen. Siegfried verkörpert einen typischen Jungen, den man heute als 'Opfer' bezeichnen würde: etwas zu dick, unsportlich, Brillenträger, liest viel und weiß viel. Siegfried gelingt es mühelos im Gymnasium angenommen zu werden trotz der Widerstände des eigenen Vaters, der von diesem Weg gar nicht überzeugt ist. Dann seine Mutter, die sich einerseits über so viel Großes und Kleines beklagt, ständiges Sparen anmahnt und doch, wenn es darauf ankommt, hinter ihm steht. Siegfrieds Interesse am Kochen, das damals klare Frauensache war, lässt den Verdacht bei den Eltern aufkeimen, dass sich dahinter eine Homosexualität verbergen könnte.

Wer wissen will was daraus wird sollte sich das Buch holen. Und nicht nur deswegen, die Geschichte ist ein echter Spiegel zur Kindheit in den 60-er Jahren.