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Ele
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Insgesamt 428 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2022
Das große Brotbackbuch
Bauer, Christina

Das große Brotbackbuch


ausgezeichnet

Brot backen ist nicht schwer, mit den Anleitungen von Christina Bauer.
Schon der erste Eindruck hat mir gefallen, ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis und zu Beginn, nach kurzer Einführung ein leckeres Starterrezept um ein Gefühl für die Verarbeitung der Christina-Rezepte zu bekommen.
Doch bevor es ans Losbacken geht, werden die Zutaten und die Werkzeuge erklärt, danach die Techniken und Methoden der Verarbeitung, z.B. Gehzeiten, Art der Teigführung etc. Am Ende das Formen und Wirken. Mit dabei besondere Brot- und Brötchenformen. Alles bebildert und dokumentiert. Die dazwischen platzierten QR-Codes führen zu Video-Tutorials.
Nach dem theoretischen Teil beginnt das Backen. Teigarten und die Fehler die dabei gemacht werden können. Hilfreiche Tipps und Tricks in den roten Kästen informieren den Bäcker mit Backwissen plus. Am Ende dieses Teils nun die Königsdisziplin, die Herstellung eines Sauerteigs und wie man damit umgeht, damit werde ich mich demnächst eingehend befassen.
Der Großteil des Buches ist dem Wichtigsten gewidmet, den Rezepten. Eine Vielfalt diverser Brot-, Wecken- und Teilchenrezepte. Ganz Besondere sind auch dabei Zupfbrote, Kipferl, Schnecken Pizzen sowie Süßgebäcke aller Art. Die Rezepte sind übersichtlich. Links die Zutaten und in der rechten Spalte passen dazu platziert die einzelnen Arbeitsschritte. Zu jedem einzelnen Rezept gibt es auch ein ansprechendes Foto des fertigen Gebäcks. Besonders entzückt hat mich, dass es auch vielfältige Rezepte für die Verarbeitung und Verwendung von Gebäck- und Brotresten gibt.
Zum Abschluss aber m. M. nach ganz besonders wichtig – die Beantwortung von Fragen die beim Brotbacken auftauchen können.
Ich selbst habe mich bisher an folgenden Rezepten ausprobiert: Rosinenbrötchen/ Weinbeerweckerl, für den Anfang einfach zum Herstellen. Nach der Anleitung Schritt für Schritt war es eine Leichtigkeit, das Ergebnis war einfach nur lecker, zum richtigen Abkühlen blieb gar keine Zeit mehr. Bei mir hat der Teig etwas länger zum Gehen gebraucht, als im Rezept angegeben.
Anhand der Anleitung habe ich es geschafft mein Lieblingsgebäck Franzbrötchen herzustellen, auf das Ergebnis bin ich auf mich selbst stolz. Die waren unglaublich lecker, sie hatten nur einen Fehler, sie waren zu schnell aufgegessen.
Für den Anfang habe ich mir auch ein einfaches Brot ausgesucht, das Jausenbrot von S. 26. Ein unkompliziert herzustellendes Brot, das meiner Familie sehr geschmeckt hat. Als nächstes möchte ich mich am Ciabattabrot ausprobieren und dann geht’s ran an den Sauerteig.
Ein wahnsinnig tolles Buch, nicht nur für Könner. Auch Anfänger können es damit schaffen leckeres Brot und Gebäck herzustellen. Eine Empfehlung meinerseits und 5 Sterne.

Bewertung vom 21.09.2022
Café Buchwald / Cafés, die Geschichte schreiben Bd.1 (eBook, ePUB)
Wachter, Maria

Café Buchwald / Cafés, die Geschichte schreiben Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Café Buchwald, Roman von Maria Wachter, EBook erschienen bei piper ebooks.
Ein Roman über eine mutige junge Frau, ein traditionsreiches Café und sein berühmtestes Rezept
Emma ist die Tochter der Familie Buchwald, sie liebt den Duft der Bäckerei, nach Vanille Schokolade und Gewürzen. Eine besondere Spezialität der Konditorei Buchwald ist der legendäre Baumkuchen, damit wird Buchwald sogar Hoflieferant am preußischen Prinzenhof. Doch nach dem plötzlichen Tod des Vaters gibt es Verwicklungen die den Fortbestand des renommierten Geschäftes in Gefahr bringen könnte. Sie verlobt sich mit dem Gesellen Fritz der den Betrieb weiterführen soll, doch Emma verliebt sich in Max, einen Architekturstudenten.
Heute besteht das Café Buchwald noch immer und ist eine der ältesten Konditoreien Berlins. Neben Touristen gehen dort auch Schauspieler und Politiker ein und aus - eine Institution.
Das Buch besteht aus 87 Kapitel in idealer Leselänge. Schlagfertige Dialoge in Berliner Mundart, beleben das Buch. Am Buch-Ende geben die historisch belegten Daten Überblick über die geschichtlichen Zusammenhänge besondere Begriffe werden im hilfreichen Glossar erklärt.
Es war ein einmaliger Genuss dieses Buch zu lesen, vor allem wegen der leckeren Kuchen und Torten die zur Sprache kamen. Die Autorin erzählt äußerst flüssig. Mir haben die bildmalerischen Beschreibungen ganz besonders gut gefallen. Das zeichnet den Roman aus. Das Setting ist auffallend gut beschrieben, eine wahre Freude das zu lesen. Z.B. wird ein Saal mit vielen technischen Zeichnern, in schwarzen Hosen, weißen Hemden und mit schwarzen Ärmelschonern passenderweise als Pinguinkolonie bezeichnet. Die Zustände in den Baracken der Armen, sind greifbar beschrieben. Aber auch detaillierte Charakterbeschreibungen haben tiefe Verbundenheit mit den handelnden Personen geschaffen. Die Beschreibung der Gefühle beim Trinken eines guten Whiskys konnte ich regelrecht spüren. In der auktorialen Erzählform und atmosphärisch dicht beschrieben, flogen die Seiten beim Lesen nur so dahin, ich wollte nur noch wissen wie es weitergeht. Ein Spannungsbogen wird kontinuierlich aufgebaut, ungeahnte frappierende Wendungen und ein überraschendes Ende haben mich überzeugt. Ein Buch welches sich von selber liest.
Auffallend fand ich auch die ausgezeichnete Darstellung des Zeitkolorits. Z.B. Bei der Gewerbeausstellung(1896). Die erste Fahrt eines Luftschiffes, die mittlerweile zweifelhafte Veranstaltung einer Völkerausstellung, die Kleidung der Akteure, dadurch kam nie Zweifel auf, in welcher Zeit sich der Leser befindet. Alle Figuren agieren authentisch und nachvollziehbar. Die Handlung ist logisch aufgebaut verständlich und voller Dramatik, ich habe mit den Buchwalds und vor allem mit Emma mitgefiebert und mitgelitten. Meine Lieblingsfigur war Max, ein aufrichtiger, anständiger junger Mann der sich nicht auf den Privilegien ausruhen will, die ihm sein Vater geschaffen hat. Dafür mein Respekt.
Von mir eine gerne gegebene Leseempfehlung. Wer sich für einen gut aufgebauten Roman, mit historisch belegtem Hintergrund, interessiert, ist hier goldrichtig. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 19.09.2022
Brave Mädchen weinen nicht (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Brave Mädchen weinen nicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Brave Mädchen weinen nicht, Prequel der Libby-Whitman-Reihe von Dania Dicken, EBook.
Die Vorgeschichte zur Thriller-Reihe über FBI-Profilerin Libby Whitman.
Grace ist sechzehn als sie mit Michael, einem mehr als doppelt so alten Mann verheiratet wird. Sie hat nie etwas anderes kennengelernt als das Leben in der FLDS-Sekte. Die Fundamentalistische Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Was in der Hochzeitsnacht auf sie zukommt ahnt sie nicht, für sie kommt es einer Vergewaltigung gleich, deshalb flieht sie mitten in der Nacht, sie trampt nach Las Vegas. Dort findet sie Arbeit, eine Freundin und die Liebe, doch das Glück währt nur von kurzer Dauer. Michael findet sie und bringt sie zurück um sie zu unterwerfen, doch grace ist schwanger. Gelingt es ihr sich und ihre Tochter Libby zu schützen?
Ich bin sehr von dieser Vorgeschichte begeistert, Dania Dicken konnte mich hier, auch ohne Mord und Totschlag, überzeugen. Den Reader konnte ich auch bei dieser Vorgeschichte nicht aus der Hand legen. Spannung pur, vom Anfang bis zum letzten Satz. Die Handlung wird nicht mit Nebensächlichkeiten aufgebläht. Es war ein Genuss zu erfahren, was Grace für ihre Tochter getan hat. Die Liebe von Mutter und Tochter, ihre starke Verbindung inmitten dieser frauenverachtenden Religionsgemeinschaft und auch die Lebensumstände in einer fundamentalistischen Sekte, sind ausgezeichnet geschildert. Das ist der bildhaften und flüssigen Erzählweise zuzuschreiben, die die treue Leserschaft aus den Büchern der Autorin kennt. Zu jeder Zeit konnte ich mir das Setting vorstellen, die Wüste und auch die Eindrücke in der Großstadt. Die Akteure sind tiefgründig charakterisiert. Das geschilderte Böse und Hinterhältige aber auch das Gute und die aufopfernde Liebe, haben mich überzeugt. Die Figuren so echt, wie man ihnen nur im wahren Leben begegnet. Ganz klar ist es auch für mich nun, warum Libby so ist, wie sie ist. Dazu haben ihre beiden Mütter ganz großen Anteil. Mit den Vorgängen in diesen Sekten kann ich mich einfach nicht abfinden, deshalb war ich auch bei dieser Lektüre wieder ganz stark emotional involviert, die Autorin schafft das bei mir hervorragend. Dazu beigetragen hat die Lektüre, der am Buch-Ende aufgeführten Links zum Thema. Das schlimme daran, die dort geschilderten Vorfälle sind keine Fiktion, es ist die absolute Wahrheit, solche Sekten gibt es – auch heute noch.
Ich empfehle diese Vorgeschichte unbedingt als Lektüre vor dem Lesen der eigentlichen Libby-Whitman-Reihe. Ein toller Einstieg dafür. Eine Erklärung warum Libby eine so starke und mutige und sensible Frau, Geliebte und Ermittlerin ist. Deshalb von mir fünf Sterne.

Bewertung vom 08.09.2022
Du entkommst mir nicht (eBook, ePUB)
Malone, June

Du entkommst mir nicht (eBook, ePUB)


gut

Du entkommst mir nicht, Thriller von June Malone, EBook von der Edel Verlagsgruppe.
Psycho-Thriller der erst langsam in Schwung kommt.
Johanna hat ihrem Freund beim Fremdgehen mit ihrer besten Freundin erwischt. Sie trennt sich von ihm und bezieht eine eigene Wohnung. Ein Stockwerk über ihr wohnt Arthur, der Sohn des Hausbesitzers. Sie findet ihn von Anfang an unsympathisch. Doch er ist von Beginn an von ihr fasziniert. Das anfängliche Interesse schlägt bald in Besessenheit um. Als sie sich Tom wieder annähert eskaliert die Situation.
Das Buch besteht aus 45 Kapiteln, jedes aus Sicht einer anderen Person, Tom Arthur und Johanna, hier in der Ich-Form. Deshalb sind die Personen auch ganz besonders gut beschrieben in ihrem Wesen. Johanna ist eine tapfere und kluge Frau, die ihr Leben im Griff hat und sich zum Ende auch gut gegen den Täter verteidigt. Tom merkt man an wie sehr ihm der Seitensprung Leid tut, seine Gefühle für Johanna und seinen Kummer konnte ich direkt nachfühlen. Arthur jedoch hat eine Persönlichkeitsstörung und das wurde meiner Meinung nach ganz besonders gut beschrieben. Es war geradezu fesselnd mitzuerleben wie sich sein Geisteszustand zunehmend verschlimmert. Diese Störung hat die Autorin faszinierend beschrieben Doch ohne zu spoilern schwer zu beurteilen. Leider dauerte es eine gute Weile bis die Geschichte in Schwung kam, der Spannungsaufbau war eher gemächlich. Zum Ende hin jedoch konnte ich den Reader kaum noch aus der Hand legen, der Schluss war absehbar und hat mich nicht überrascht, die Fronten waren schon zu Beginn ziemlich schnell geklärt.
Insgesamt fühlte ich mich vom Thriller gut unterhalten, doch hat es mir zu lange gedauert bis die Story in Fahrt kam und der Plot war vorhersehbar, ohne besondere Wendungen. Deshalb von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 06.09.2022
Stille blutet / Mordgruppe Bd.1
Poznanski, Ursula

Stille blutet / Mordgruppe Bd.1


ausgezeichnet

Stille blutet, Thriller von Ursula Poznanski, 397 Seiten erschienen im Knaur-Verlag.
Der bizarre raffinierte Auftaktband zu einer neuen Thriller Reihe.
Nadine Just, die Anchor-Frau von Quick-TV, liest die neuesten Nachrichten bei einer Livesendung vom Teleprompter ab, ehe es ihr richtig bewusst wird, hat sie ihre eigene Ermordung angekündigt. Kurz darauf wird sie tatsächlich auf grausame Weise ermordet. Die junge Ermittlerin Fina Plank ermittelt zusammen mit ihren Kollegen der Mordgruppe drei.
Das Buch teilt sich in 60 kurze knackige Kapitel. Dazwischen kurze Kapitel im Ich-Stil einer geheimnisvollen Person, die den Leser direkt anspricht. Die Überschriften sind Zeilen aus dem Gedicht „Die Verstummten“ von Georg Trakl. Blogeinträge, Textnachrichten und Zeitungsberichte sind in anderer Schrift vom übrigen Text abgesetzt und somit unübersehbar platziert. Bildhafte Schilderungen des Settings und eine flüssige, aufregende Erzählweise haben mich nur so durchs Buch fliegen lassen. Die Autorin hat sich der auktorialen Erzählform bedient.
Kein unnötiges Vorgeplänkel hat mich sofort in Lesefluss kommen lassen, während der Ermittlungen werden die Figuren ganz nebenbei eingeführt. Ein raffiniert konstruierter Fall, Besondere Gänsehaut hat mir das morbide gewählte Setting beschert, z.B. ein altes Abbruchhaus als Tatort, herrlich gruselig. Die Charaktere sind hervorragend geschildert und perfekt beschrieben, so konnte ich mir jede einzelne Figur gut vorstellen. Sie handeln allesamt nachvollziehbar, wenn auch nicht immer klug, des Öfteren habe ich mir gedacht: Wenn das jetzt kein Fehler war. Ganz besonders gut fand ich Fina, die einzige Frau und auch noch junge Kommissarin, die die Mordgruppe drei vervollständigt, klein und stämmig, Serafina Plank, die Fastfood mag und Fitness hasst. Ich konnte mich mit ihr gut identifizieren. Gerne habe ich ihre Gedanken zur Ermittlung verfolgt, wobei ich mir gewünscht hätte, dass sie gegen die fiesen Bemerkungen von Oliver Homburg, ihres Kollegen, etwas energischer zur Wehr gesetzt hätte. Oliver ist ein richtig gemeiner und frauenfeindlicher Zeitgenosse und ich hoffe, dass er in weiteren Folgen der Reihe noch ordentlich sein Fett abbekommt. Eine interessante Konstellation, darauf freue ich mich schon.
Die dazwischengeschobenen Kapitel aus Sicht einer unbekannten Person in einer rätselhaften, am Anfang für mich verwirrenden Sprache, haben mich zu Beginn eher gestört. Vermutlich handelt es sich hier um eine Figur die wohl noch in weiteren Folgen eine Rolle spielen wird.
Je weiter der Thriller fortschreitet desto grausiger, bizarrer und raffinierter wird die Story, die Verzweiflung, die Tibor ergriffen hat, konnte ich regelrecht spüren, mit Herzklopfen und Gänsehaut bin ich regelrecht durchs Buch geflogen, schwer es überhaupt aus der Hand zu legen. Zum Schluss hat sich der Fall jedoch plausibel geklärt, nach unvorhersehbaren Wendungen kam es zu einem überraschenden Ende. Eine morbide, doch moderne Thriller-Serie.
Mir hat dieser Auftaktband sehr gut gefallen, die dazwischengeschobenen Kapitel hätte ich nicht gebraucht, es war jedoch eine rätselhafte Taktik, die ich bisher noch nie erfahren habe. Ich habe es letztendlich als Cliffhanger empfunden.
Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung und gebe 4,5 wo nötig 5 Sterne.

Bewertung vom 26.08.2022
Der Duft von Erde nach dem Regen / Die Südtirol Saga Bd.2 (eBook, ePUB)
Thaler, Anna

Der Duft von Erde nach dem Regen / Die Südtirol Saga Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Duft von Erde nach dem Regen, von Anna Thaler, EBook, Knaur ebook
Der 2. Teil der Südtirol Saga
Acht Jahre sind vergangen, seit Franziska und Wilhelm den ehemaligen Bruggermoser Hof, jetzt Leidinger Hof übernommen haben. Teile des Hofes sind verpachtet und eine Schankwirtschaft wurde eröffnet. Zusätzlich werden auf einigen Weiden Apfelbäume gepflanzt. Der Hof und die Wirtschaft florieren, doch Leopold der ältere Bruder von Franziska fühlt sich übergangen, noch immer ist er dem Alkohol verfallen, schließlich verlässt er die Heimat in geht ins deutsche Reich. Inzwischen spitzt sich auch in Südtirol die politische Lage zu. Der 2. Weltkrieg ist nahe.
Das Buch gliedert sich wie der Vorgängerband in verschiedene Teile die durch Jahreszeiten und Jahreszahlen gekennzeichnet sind. Die einzelnen Kapitel tragen Titel die auf den Inhalt hinweisen. Am Ende des Buches ist eine hilfreiche Chronologie die das Geschehen im ersten Teil zusammenfasst.
Mir hat der zweite Teil der Trilogie sehr gut gefallen, durch den flüssigen Erzählstil und die auktoriale Erzählweise war das Lesen direkt ein Vergnügen, innerhalb eines Tages war das Buch gelesen. Lesefluss hat sich sofort eingestellt, da ich durch den Vorgängerband mit den Charakteren und deren Schicksalen vertraut war. Wo Band eins noch zäh dahinplätscherte, war es hier aufregend und spannend, die Charaktere bei der Arbeit, bei Familienfeiern, in Freud und im Leid zu begleiten. Offene Fragen wurden geklärt und lose Fäden weitergeführt. Ich habe die beiden Teile allerdings direkt hintereinander gelesen, auch der Schluss macht Lust auf den Abschlussband der Saga. Das Schicksal der Familie Rosenbaum, hat mich sehr berührt. Die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit in Südtirol sind glaubhaft geschildert, was auf eine gute Recherchearbeit hinweist. Jedoch die Schilderung des Settings, die wunderbare Gegend um Meran und im Passeiertal hätte ich mir bildhafter gewünscht.
Die Figuren sind gut charakterisiert, sie agieren nachvollziehbar und authentisch. Ihre Ängste und Sorgen waren äußerst bildhaft geschildert. Ich konnte mich zu jeder Zeit in die Gefühle der Charaktere hineinversetzen. Gute wie schlechte Tage wechseln wie im wirklichen Leben. Eine Weiterentwicklung der Personen ist klar erkennbar. Etwas gestört hat mich jedoch, dass die Kinder ihre Eltern mit „Sie“ ansprechen, ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu dieser Zeit noch üblich war. Johanna war meine Lieblingsfigur, eine starke und aufrechte Frau, die in schlimmer Zeit, ihr Leben im Griff hat, wie ihr Schicksal im abschließenden Band weitergeht darauf bin ich schon am meisten gespannt.
Eine Leseempfehlung. Am besten wäre es die Reihe hintereinander weg zu lesen. Von mir vier von fünf möglichen Sternen.

Bewertung vom 15.08.2022
Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1 (eBook, ePUB)
Thaler, Anna

Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Das Land von dem wir träumen, Historischer Roman von Anna Thaler, EBook, Knaur-Verlag
Auftaktband zur Südtirol-Saga
Zwei der Bruggmoser-Söhne sind im 1. Weltkrieg gefallen, die Italienisierung von Südtirol schreitet voran, Ludwig der Bruggmoser- Bauer passt sich der neuen Regierung an, er ändert seinen Namen in Ponte, das ärgert nicht nur seine Tochter Franziska, sondern auch seine Nachbarn und das ganze Dorf. Leopold der Hoferbe wird seine Eindrücke aus dem Krieg auch nicht mehr los und versucht mit Alkohol dagegen anzukämpfen, die Mutter wird mit dem Verlust ihrer Söhne nicht fertig und fällt in eine tiefe Depression. So hängt es an Franziska, der einzigen Tochter, den beiden Zwillingen Josepha und Johanna, entfernte Verwandte, und dem Knecht Wilhelm, den Hof zu halten.
Franziska hat Lehramt studiert, darf aber ihren Beruf nur in italienischer Sprache ausüben, Unterricht in deutscher Sprache und alles Deutsche ist verboten. Doch Franziska rebelliert gegen die Faschisten, in einem verlassenen Turm gründet sie eine illegale Katakombenschule.
Das Buch besteht aus 20 Kapiteln, passend zum Inhalt betitelt. Die Jahreszeiten mit Jahreszahlen teilen das Buch in diverse Teile von Frühjahr 1925 bis Februar 1928. Zu Beginn des Buches befindet sich ein hilfreiches Personenregister, auf welches ich am Anfang, öfters zurückgegriffen habe. Kursive dargestellt sind Gedanken und italienische Phrasen.
Ich habe mit schon eingehend mit der Geschichte Südtirols und auch den geheimen Deutschschulen beschäftigt, leider habe ich hier zu viel erwartet.
Franziska und ihre jüdische Freundin Leah, die Tochter eines jüdischen Goldschmiedes aus Meran, sind gut charakterisiert, bei ihnen war eine gute Weiterentwicklung erkennbar. Andere Figuren blieben leider im Dunkeln, besonders Wilhelm, der Knecht, der im angeblich im Bayrischen vor dem Krieg einen Bauernhof besaß, Leopold der Bruder und der Grund für seinen Alkoholmissbrauch, die Gründe ihres Vaters für die Bereitschaft sich ohne Bedenken italienisieren zu lassen, das hat mir gefehlt. Auch die Zwillinge Johanna und Josepha sind mir fremd geblieben. Da hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, so dümpelt das Buch zu zwei Dritteln dahin, um im letzten Drittel endlich spannend zu werden. Als die Mutter am Ende für eine überraschende Wendung sorgt, hat das Buch enorm an Tempo zugenommen. Die Ereignisse haben sich geradezu überschlagen. Auch der geheime Unterricht konnte für mich keine Spannung erzeugen. Jederzeit war es aber möglich, dem Plot zu folgen. Dieser erste Teil ist mir insgesamt wie ein endloses Vorwort zur gesamten Trilogie vorgekommen, trotzdem sind die Personen nicht genügend charakterisiert worden. Ich hoffe jedoch, dass es in den anschließenden Bänden so rasant weitergeht, wie Band eins geendet hat. Viele Geschehnisse ( z.B. Flugblätter ) sind ohne weitere Verwicklungen im Sande verlaufen.
Gefehlt hat mir auch die bildmalerische Beschreibung des Settings, da ich das Passeier- und das Etsch-Tal als eine der schönsten Flecken auf Erden schätze, wobei das Buch mit den Worten angepriesen wird, dass die Autorin selbst ihr Herz an die wunderschöne Natur Südtirols verloren hat. Davon habe ich nicht viel bemerkt.
Dadurch, dass das Buch so vielversprechend endet, werden ich auch den nächsten Teil der Südtirol-Saga lesen, interessante Verwicklungen sind auf alle Fälle vorprogrammiert. Da ist noch Luft nach oben. Von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 05.08.2022
Jahre des Säens / Die Töchter des Geistbeckbauern Bd.1 (eBook, ePUB)
Brauer, Antonia

Jahre des Säens / Die Töchter des Geistbeckbauern Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Töchter des Geistbeckbauern: Jahre des Säens, von Antonia EBook dtv-Verlag
Das Schicksal der drei Schwestern vom Geistbeckhof.
Daimhausen in der Hallertau, es ist der 11. Januar 1911. In diesem schwersten Winter aller Menschengedenken, wird den Eheleuten Walburga und Georg Geistbeck, ein Mädchen geboren. Es ist das 4. Kind, die dritte Tochter. Wally wird die Kleine nach der Mutter benannt, sie verlebt auf dem Geistbeckhof eine wunderschöne Kindheit und Jugend, bis eines Tages der 1. Weltkrieg beginnt und im Anschluss die Weltwirtschaftskrise. Es sind keine guten Zeiten mehr, der Niedergang der großen Bauerndynastien nimmt seinen Anfang und Wally als jüngste Tochter muss in die Stadt, weg von Heimat und ihrem Liebsten um als Dienstmagd ein Auskommen zu finden.
Das Buch besteht aus 32 Kapiteln die in Jahreszeiten aufgegliedert sind. Die Sprache ist einfach, flüssig und sehr bildmalerisch. Verfasst im auktorialen Erzählstil, was den Überblick über die Geschehnisse erleichtert. Liedtexte, Gedicht und Briefe sind kursiv und somit erkennbar herausgehoben. Am Ende des Buches sind als kleine Besonderheit Rezepte aus Wallys Kochbuch abgedruckt. Mundartliche Dialoge machen die Geschichte lebendig. Naturbeobachtungen von Tieren und der Pflanzenwelt rund ums Jahr sind ganz besonders schön beschrieben. Besonders gelungen fand ich die detaillierte Charakterisierung der handelnden Personen. Alle Figuren handeln authentisch und nachvollziehbar. Ganz tief war es dem Leser möglich, in die Herzen der Geistbeckbäuerin und ihrer Mädchen zu blicken, Glück und Leid, ein arbeitsames und doch zufriedenes Leben, war es am Anfang. Doch mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten hatte selbst der Postwirt und Gutshofbesitzer Geistbeck zu kämpfen, er verändert sich und alles um ihn herum verändert sich auch. Schön ist es nun nicht mehr daheim. Schicksalsschläge die die Familie treffen, haben mich zu Tränen gerührt. Vor allem für junge Paare war es eine schwere Zeit, wenn nach Stand geheiratet werden soll und ganz besonders wenn nichts da war.
Trotzdem musste ich Wally bewundern, so eine tapfere und fleißige Person, wie alle Geistbeckfrauen, wobei Wally m. M. nach schon das schlimmste Los erwischt hat. Trotzdem geht sie gläubig und unverzagt ihren Weg. Überhaupt ist in allen beschriebenen Akteuren eine Weiterentwicklung ganz deutlich zu erkennen, zum Guten und leider vereinzelt auch zum Schlechten. Das Erscheinen des zweiten Bandes kann ich kaum erwarten, unbedingt will ich wissen ob auch auf Wally noch ein wenig Glück wartet.
Dieses Buch hat mir außerordentlich gut gefallen, es hat sich fast von alleine gelesen. In jeder freien Minute habe ich das Buch zur Hand genommen, die Geschichte hat eine unglaubliche Sogwirkung, ist herrlich zu lesen. Die Leserschaft erfährt nebenher, wie das Leben vor 100 Jahren auf dem Land gewesen ist. Von den großen Träumen der kleinen Leute. Eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Sterne.

Bewertung vom 02.08.2022
Drei Tage im August (eBook, ePUB)
Stern, Anne

Drei Tage im August (eBook, ePUB)


gut

Drei Tage im August, Roman von Anne Stern, EBook, erschienen bei Aufbau digital.
Eine Chocolaterie als Zuflucht in schlimmen Zeiten.
Berlin August 1936, es sind olympische Spiele und Berlin zeigt sich noch einmal im Glanz vergangener Tage, was verschiedene Personen in diesen drei Tagen erlebt haben wurde hier gänzlich unaufgeregt erzählt. Dies alles geschieht „Unter den Linden“, doch der Glanz dieser ehemaligen erstklassigen Adresse, ist schon längst in Richtung Kurfürstendamm entschwunden.
Das Buch besteht aus 34 Kapiteln und einem Epilog. Im Tagebuchstil werden hier die Geschehnisse mit genauem Datum und Uhrzeit überschrieben geschildert, der Erzählstil ist auktorial, zu jeder Zeit kann der Leser, die Erlebnisse der einzelnen Figuren beobachten. Anne Stern berichtet über diese drei Tage im August, im Hintergrund die olympischen Spiele und die drohende Gefahr durch die Nationalsozialisten. Die Erlebnisse diverser Figuren werden in zahlreichen Erzählsträngen genau beschrieben. Doch auch die Linden kommen zu Wort, dies ist wie auch Briefe und Liedtexte kursiv hervorgehoben. Lebendige Dialoge in Berliner Mundart lassen keine Zweifel, wo sich die Geschichte abspielt.
Ich habe von diesem Buch etwas anderes erwartet, mir gefallen die Fräulein Gold Romane der Autorin außerordentlich. Auch hier hatte ich anhand des Klappentextes, ähnlich Aufregendes erwartet. Eigentlich habe ich mehr Information über das Traditionshaus Sawade, die älteste noch bestehende Chocolaterie in Berlin erhofft. Die beschriebenen Charaktere sind alle hervorragend und tiefgründig beschrieben, doch es waren für meinen Geschmack Einige zu viele. Vieles wurde angedeutet doch m.E. nichts zu Ende geführt, es passiert allerhand doch das alles unspektakulär und unaufgeregt, selbst das „Geheimnis“ des noblen Pralinenladens ist ohne Wendungen und ohne unvorhersehbares Ende irgendwie schal. Der „Deal“ den Franz Marcus mit Doberan hatte, keine Informationen dazu, ob es für ihn und Trude ein Wiedersehen gibt, weiß man nicht. Ob Elfie jemals, wenn auch nur für einen Tag geglänzt hat, keine Informationen dazu. Der Strang des Hotelpagen und des Museumswächters, dessen weitere Geschichte mich übrigens brennend interessiert hätte sind im Dunkeln geblieben.
Die dazwischengeschobenen poetischen Ansichten der Linden habe ich nur quergelesen, weil ich mir irgendwann, hier nichts mehr erwartet habe. Gefreut und genossen habe ich die Beschreibung der Leckereien aus der Pralinenküche, da hätte es gerne etwas mehr sein dürfen. Die Stärke des Buches sind tatsächliche die guten Charakterbeschreibungen der Figuren, selbst Confiseur Monsieur Gérard wurde mit einer interessanten Geschichte bedacht. Die Protagonistin, wenn man sie hier so nennen mag, die schwermütige Elfie, war mir zu langweilig, auch sie hat sich, wie so manche andere Figur, im Buch nicht weiterentwickelt. Auch die braune Bedrohung hat sich nur angedeutet, einzig der Zwischenfall mit dem Blumenmädchen, brachte Aufregung, die Repressalien die Franz erlitt, hätte ich mir deutlicher gewünscht.
Natürlich kann in diesem kurzen Zeitraum nicht allzu viel geschehen, vermutlich bin ich mit falschen Voraussetzungen an das Buch herangegangen, von mir eine eingeschränkte Leseempfehlung und 3 Sterne.

Bewertung vom 01.08.2022
Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1 (eBook, ePUB)
Hennig Von Lange, Alexa

Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die karierten Mädchen, historischer Roman von Alexa Hennig von Lange, EBook erschienen im Dumont-Verlag. Erster Teil einer Trilogie.
Ein Roman über eine Frau, die sich aus der Geschichte raushalten will – und sich doch in ihr verstrickt.
Die Autorin hat so viel wie möglich in den Roman einfließen lassen, von dem was ihre Großmutter auf über 130 Tonkassetten über ihre Vergangenheit geschildert hat, Lücken die entstanden sind und Dinge die nicht erwähnt wurden, hat sie durch gründliche Recherchearbeit ergänzt.
Klara ist 91 Jahre alt und blind. Als sie Urgroßmutter wird, entschließt sie sich, die Geschichte ihres wahren Lebens, ihren Nachkommen als Tondokument zu hinterlassen. Es beginnt, als die junge Klara, als Hauswirtschaftslehrerin in einem Kinderheim in Oranienbaum eine Anstellung findet, als dort die einjährige Tolla, jüdischer Herkunft abgegeben wir nimmt sie die Kleine in ihre Obhut. Durch die Wirtschaftskrise spitzt sich die finanzielle Lage des Heimes immer mehr zu, als einzigen Ausweg sucht sie die Nähe der nationalsozialistischen Machthaber, doch bald merkt sie, worauf sie sich eingelassen hat. Es soll daraus eine Bildungsstätte im Sinne des nationalsozialistischen Denkens werden. Sie gibt das kleine Mädchen als ihre Tochter aus und begibt sich somit in große Gefahr.
Das Buch besteht aus 31 Kapitel, es überzeugt durch seinen flüssige und bildhaften Erzählstil, innerhalb kürzester Zeit hatte ich das Werk ausgelesen, zum einen weil ich wissen wollte wie die Geschichte von Tolla und Klara weitergeht, das war schon ein sehr mitreißender Plot. Zum anderen ist es ein Vergnügen durch die Seiten zu fliegen, weil mir das Lesen so leichtfiel. Das Besondere am Buch waren die toll geschilderten Landschafts- und Ortsbeschreibungen, es war ein Genuss, die Protagonistin in Dessau, am Bahnhof, beim elterlichen Anwesen und in den Heimen zu begleiten. Die blühenden Wälder und Wiesen, prächtig gebundene Blumensträuße, der dunkle Wald, die karierten Dirndlkleider sind direkt vor meinem inneren Auge bei der Lektüre entstanden. Die Autorin erzählt in zwei verschiedenen Zeitebenen. In der Gegenwart der 91jährigen Protagonistin und wie sie alleine wohnend, blind ihren Alltag meistert und zum anderen die Rückblicke in ihre Jugendzeit, der Übergang der beiden Zeitebenen ist mit den Tonaufzeichnungen begründet und hat sich gut gefügt. Briefe und Liedtexte, Gedichte etc. erscheinen kursiv, sind also deutlich gekennzeichnet.
Die Personen sind so echt geschildert, dass man meint sie schon lange zu kennen. Meine Lieblingsfigur Täwe, der „kleine Lehrer“ – Ehemann der Protagonistin und ein Fels in der Brandung. Auch die Kolleginnen und Schülerinnen in den Heimen, besonders Susanne, die kleine Tolla, die Familie Klaras habe ich liebgewonnen und wollte sie gar nicht gehen lassen. Die Parteimenschen, Regierungsbeamten etc. sind trotz ihres Charakters gut beschrieben. Alle handeln authentisch.
Insgesamt ein sehr gelungener Einstiegsband in die Trilogie, die ich sicher weiter lesen werde. Besonders neugierig bin ich natürlich darauf das Schicksal Tollas zu erfahren.
Klara ist eine überaus interessante Person, so liebevoll wie sie mit der kleinen Tolla und ihren Schülern umging, war sie wohl in ihrem späteren Leben nicht mehr, die Zerissenheit ist immer noch deutlich zu spüren. Zum einen die Verpflichtung zu ihrem jüdischen Stiefkind und ihre Verachtung des nationalsozialistischen Gedankenguts. Zum anderen ihr Beruf und die damit einhergehende Akzeptanz dieser braunen Schergen, sie selbst ein Werkzeug davon. Irgendwie hatte ich unterschwellig das Gefühl, dass sie ihre leiblichen Kinder und Enkel mit Strenge erzogen, bzw. behandelt hat. Einzig ihre Liebe zu ihrem Mann war stets unerschütterlich, wie sehr sie ihn geliebt und verehrt hat, ist auch 20 Jahre nach seinem Tod noch spürbar.
Von mir eine deutliche Leseempfehlung und 5 Sterne.