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Raumzeitreisender
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Ahaus
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 752 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2022
Der Pakt gegen den Papst
Englisch, Andreas

Der Pakt gegen den Papst


sehr gut

Andreas Englisch, bekannter deutscher Auslandskorrespondent, beschreibt in diesem Buch das Spannungsfeld um den argentinischen Papst Franziskus im Vatikan. Er nennt nicht explizit die Namen seiner Gegner, aber er benennt Gruppierungen, die gegen Papst Franziskus arbeiten und er beleuchtet deren Motive.

2013 wurde Jorge Mario Bergoglio als erster Amerikaner zum Papst gewählt. Er ist durch seine Tätigkeit in Argentinien geprägt und hat keine Verbindungen zum italienischen Adel bzw. zu gutbürgerlichen italienischen Familien, die in den vergangenen Jahrhunderten meist den Papst gestellt und damit Einfluss gewonnen haben.

Sein Verhalten in Rom ist von seiner Überzeugung geprägt, dass die Kirche an der Seite der Armen und Bedürftigen zu stehen hat. So führte ihn seine erste offizielle Reise als Papst nach Lampedusa, wo viele Flüchtlinge gestrandet sind. Auf den üblichen Luxus, der ihm aufgrund seiner Funktion als Papst zustehen würde, verzichtet er.

Er ersetzt nach und nach die Führungsriege im Vatikan, führt einen Dialog mit dem Islam, nimmt Flüchtlinge auf und versetzt Priester vom Vatikan in die Gemeinden, damit sie dort die von manchen ungeliebte Frontarbeit erledigen. Die theoretische Theologie Joseph Ratzingers und die konservative Lehre Karol Wojtylas sind nicht seine Sache.

Englisch geht auf die Geschichte der Päpste ein, thematisiert die Vorstellungen der letzten Päpste und zeigt Widersprüche auf. Auch wenn ein Papst nicht offiziell seine Vorgänger kritisiert, wird an konkreten Handlungen sehr wohl deutlich, wie die Vorstellungen in einigen Punkten voneinander abweichen.

Der Autor hat Erfahrungen mit der Publikation von Büchern. Sein Buch gliedert sich in achtunddreißig Kapitel, an deren Ende er jeweils Thesen in den Raum stellt, die neugierig machen, wie es denn im Folgekapitel weitergeht. Er nutzt seine zahlreichen Kontakte, wenngleich der Leser nicht erkennen kann, wo Thesen populistisch aufpoliert wurden.

Es sind die konservativen Kreise in der Kirche, die Probleme mit dem Engagement von Papst Franziskus haben, aber hier von Verschwörung oder Umsturz zu sprechen, halte ich für übertrieben. Die Kirche ist in viele moralische und finanzielle Intrigen verwickelt, die am christlichen Selbstbild rütteln, sodass der Papst das kleinste Problem darstellen dürfte.

Bewertung vom 29.12.2021
Der Buchspazierer
Henn, Carsten Sebastian

Der Buchspazierer


sehr gut

Der zweiundsiebzigjährige Carl Kollhoff ist nicht nur selbst ein Bücherfreund, sondern er berät und beliefert als langjähriger Mitarbeiter einer Buchhandlung Kunden außer Haus. Zu seinem ehemaligen Chef Gustav Gruber hat er ein vertrauensvolles Verhältnis. Dessen Tochter Sabine möchte ihn lieber heute als morgen in den Ruhestand schicken und den aus ihrer Sicht unrentablen Lieferdienst einstellen.

Auf einer seiner Touren zu seinen Kunden lernt Kollhoff die altkluge neunjährige Schascha kennen, die ihn fortan auf vielen Touren begleitet und Einfluss auf das Buchgeschäft nimmt. Damit ist der Rahmen abgesteckt für diese liebevolle Hommage auf die Literatur. Autor Carsten Henn beschreibt die unterschiedlichen Charaktere und ihre Eigenarten auf markante Art und Weise.

Wenn Menschen sich aufgrund eines Buches in kurzer Zeit ändern, wie der strenge Vater von Schascha, wirkt das unglaubwürdig, es passt jedoch in diese kleine Geschichte. Es gibt zahlreiche Bücher, die sich mit dem Literaturbetrieb beschäftigen. „Der Buchspazierer“ ist eine märchenhafte Geschichte über die Magie des geschriebenen Wortes, aber auch eine sanfte Kritik am realen Buchhandel.

Bewertung vom 20.12.2021
Die Hunde des Krieges
Forsyth, Frederick

Die Hunde des Krieges


sehr gut

Welche Methoden setzen westliche Bergbauunternehmen ein, um in Entwicklungsländern in Afrika Schürfrechte zu erwerben? Und welche Rolle spielen dabei Söldnertruppen? Frederick Forsyth widmet sich in „Die Hunde des Krieges“ diesem spannenden Thema und macht dabei deutlich, wie die Ausbeutung armer Länder bis in die Neuzeit hinein funktioniert.

Sir James Manson, Leiter eines international agierenden Bergbauunternehmens, erfährt durch die Analyse von Bodenproben des sog. Kristallberges von großen Platinvorkommen in der Republik Zangaro in Afrika. Hier beginnen seine Intrigen. Er setzt alle Hebel in Bewegung, um die Schürfrechte nicht für sein Unternehmen, sondern für sich persönlich zu erwerben.

Der Autor beschreibt ausführlich, welche Schritte notwendig sind, um eine solche Planung umzusetzen. Erforderlich sind Geheimhaltung, Korruption, eine Exilregierung und eine schlagkräftige Söldnertruppe, um einen Putsch durchzuführen. Der neue Machthaber bedankt sich durch die Vergabe von Schürfrechten an eine Mantelfirma, deren Aktienmehrheit bei Manson liegt.

Der größte Teil des Buches besteht aus der Beschreibung notwendiger Vorbereitungen durch den erfahrenen Söldner Cat Shannon, der Erkundungen vornimmt, eine Truppe verpflichtet, Waffen und Ausrüstung beschafft und vielfältige Bank- und sonstige Geschäfte tätigt. Natürlich gibt es einen Widersacher, der Shannon von früher kennt und der sich ihm in den Weg stellt.

Der Mittelteil zieht sich in die Länge. Das geht zu Lasten der Spannung. Dennoch erhalten die Leser einen realistischen Einblick in die Detailarbeit. Wesentliche Aktionen erfolgen im letzten Teil des Buches. Hier wird deutlich, wie sehr Manson und seine Mitarbeiter den Söldner Shannon unterschätzt haben. Dem Autor gelingt es, die Leser nicht nur zu unterhalten, sondern insbesondere auch über finstere Machenschaften aufzuklären.

Bewertung vom 09.12.2021
Ein Moment fürs Leben
Ahern, Cecelia

Ein Moment fürs Leben


weniger gut

Cecelia Ahern beschreibt in diesem kreativen Roman eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben. Es handelt sich um einen Entwicklungs- und Erkenntnisprozeß, den die Protagonistin Lucy Sylchester durchlebt. Wenngleich die Idee außergewöhnlich ist, wirkt die Umsetzung allenfalls mäßig und wenig überzeugend.

Lucy ist eine anstrengende verlogene Person. Die Atmosphäre ist trübe und die Charaktere wirken klischeehaft. Warum Lucy und Blake aus der wahren Ursache ihrer Trennung ein Geheimnis machen, bleibt nebulös und auch die Einmischungen und Beschuldigungen ihrer Freunde in diese Privatangelegenheit nerven.

Das Buch halte ich nicht, wie auf dem Cover beschrieben, für humorvoll, sondern eher für anstrengend und auch vorhersehbar. Andere Autoren hätten aus der Idee möglicherweise eine Geschichte mit mehr Tiefgang konstruiert.

Bewertung vom 06.12.2021
Geschöpfe Gottes
Buck, Pearl S.

Geschöpfe Gottes


sehr gut

William Lane und Clem Miller sind um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in Peking geboren. Sie sind Söhne amerikanischer Missionare, die in China arbeiten. Während Williams Eltern Henry und Helen Lane in gehobenen Verhältnissen leben, wohnen Paul und Mary Miller im Armenviertel von Peking. Das unterschiedliche Elternhaus prägt ihren weiteren Lebensweg.

Der Boxeraufstand in China führt dazu, dass viele Ausländer in China ermordet werden. William und Clem flüchten auf unterschiedlichen Wegen in die Vereinigten Staaten, die sie bislang nur vom Hörensagen kennen. Beide machen auf unterschiedliche Art und Weise Karriere, William als Zeitungsverleger und Clem in der Nahrungsmittelindustrie. Beide haben konkrete Vorstellungen. Ihre Wege kreuzen sich einige Male.

William ist kein Menschenfreund. Ihm geht es um Macht und Manipulation. Er will Menschen kommandieren und bevormunden. Clem hat ein überdurchschnittliches Helfersyndrom. Das Ziel seiner Arbeit besteht darin, Menschen, teilweise auch ohne Gegenleistung, mit Nahrung zu versorgen. Pearl S. Buck beschreibt in diesem Roman auf überzeugende Weise den Konflikt zwischen Macht und Nächstenliebe.

Bewertung vom 06.10.2021
Von der Pflicht
Precht, Richard David

Von der Pflicht


sehr gut

Wo viel Freiheit ist, ist, wie Friedrich Schiller sagt, auch viel Irrtum. (32)

In diesem Buch thematisiert der Publizist Richard David Precht Pflichten der Einzelnen gegenüber der Gemeinschaft vor dem Hintergrund der aktuellen Covid- 19- Pandemie. Im Rahmen seiner Ausführungen bezieht er eindeutig Stellung.

„Jede Haltung, die wir im Umgang mit dem Virus einnehmen, ist damit keine reine Privatangelegenheit mehr“. (13)

Der Staat ist bei einer Pandemie gefordert. Aber wie kommt es, dass die Aufforderung des Staates, Einschränkungen zum Wohl der Gesundheit aller in Kauf zu nehmen, von manchen Bürgern mit Faschismus und Diktatur gleichgesetzt wird?

Precht erläutert in einem Rückblick wie sich die Aufgaben westlicher Demokratien entwickelt haben und welche Rechte und Pflichten seine Bürger haben. Deutlich wird, dass die Gesundheitsvorsorge eine wichtige Staatsaufgabe ist, Maßnahmen zur Umsetzung aber verhältnismäßig sein müssen.

Diese Verhältnismäßigkeit birgt Konfliktstoff. Staatliche Maßnahmen als Reaktion auf Covid-19 können betrachtet werden aus der Pflicht des Staates gegenüber seinen Bürgern und im Verhältnis zu anderen Gefahren und Risiken, die seitens des Staates nicht angegangen werden.

Eine Unwucht im Verhältnis zu sonstigen Gefahren kann bewirken, dass Bürger ihren Pflichten in Fragen der Gesundheitsvorsorge nicht nachkommen. Auch besteht ein Dilemma darin, dass eine Gesellschaft, die in Fragen der Wirtschaft Ego-zentriert agiert, auf einmal ihren Sinn für das Gemeinwohl in den Fokus rücken soll.

Um einen Ausgleich zwischen Individualprinzip und Sozialprinzip herbeizuführen, schlägt Precht einen Sozialdienst vor, der in zwei Stufen, einmal nach der Schulzeit und einmal zu Beginn der Rente abgeleistet werden könnte. Im Hinblick darauf, dass die Wehrpflicht vor Jahren ersatzlos abgeschafft wurde, dürften die Realisierungschancen sehr gering sein.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.10.2021
Die Schöpfungslüge
Dawkins, Richard

Die Schöpfungslüge


sehr gut

Über 40 Prozent der US-Amerikaner glauben, dass Menschen und Tiere vor 10.000 Jahren von Gott erschaffen wurden. Sie sind überzeugt davon, dass Menschen und Dinosaurier zur gleichen Zeit gelebt haben. Das steht im krassen Widerspruch zur Evolutionstheorie.

Was ist eine Theorie? Richard Dawkins erläutert im ersten Kapitel, was er unter einer Hypothese, unter einer Theorie und unter einer Tatsache versteht. Er will sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass nur in der Mathematik Beweise existieren und nicht in der Naturwissenschaft. Daher provoziert er mit seiner Einschätzung, dass es sich bei der Evolutionstheorie um eine Tatsache handelt. Er unterscheidet argumentativ nicht zwischen den Belegen (Tatsachen), die für die Theorie sprechen und der auf den Belegen beruhenden Theorie.

Diese Schwäche belastet aber nicht seine von Belegen strotzenden Argumentationen in den folgenden Kapiteln des recht umfangreichen Buches. Dawkins belegt sowohl Mikro- als auch Makroevolution, macht deutlich, dass auf Basis der Evolutionsforschung Voraussagen möglich sind (62), erläutert anhand zahlreicher Beispiele die Selektion und beschreibt die Funktionsweise biologischer und radioaktiver Uhren. Durch die Fossilien ist die Evolution hinreichend belegt. Sämtliche Funde passen zur Theorie und diese ist falsifizierbar. Mikrobiologie, Chemie, Paläontologie und Geologie passen zusammen und bestätigen sich gegenseitig.

Fakt ist, die Evolutionstheorie liefert die bestmögliche wissenschaftliche Erklärung für die Entstehung der Arten einschließlich des Menschen. Eine Vielzahl an Belegen führte bislang nicht zur Falsifizierung der Theorie. Dennoch ist es eine Theorie, aber eine, die sehr erklärungsmächtig ist.

Bewertung vom 03.10.2021
Nero Corleone
Heidenreich, Elke

Nero Corleone


weniger gut

Mafia- Strukturen in der Katzenwelt

"Nero hatte in kürzester Zeit alles und alle fest im Griff ... Die Hühner überließen ihm jeden Tag freiwillig ein frisches Ei ...“. (10) Elke Heidenreich beschreibt Machtstrukturen in der Tierwelt, die an die Mafia erinnern. Dazu gehören Gewalt, Druck, Erpressung, aber auch der Respekt vor der eigenen Mama. Der Kater Nero Corleone ist skrupellos, besitzt ein ausgeprägtes Ego und setzt sich – nicht nur in der Tierwelt - durch.

Die Autorin kennt sich mit Katzen aus. Eigenarten dieser flauschigen Vierbeiner werden treffend beschrieben bzw. mit menschlichen Zügen überzeichnet. Es ist ein Buch für Katzenfreunde, aber es handelt sich wegen Neros Macho-Gehabe nicht um eine süße Katzengeschichte. Es ist keine Entdeckungsreise eines neugierigen Kätzchens, sondern der Lebensweg eines von sich selbst überzeugten gewaltbereiten Ego-Katers.

Bewertung vom 01.10.2021
Gendergaga
Kelle, Birgit

Gendergaga


ausgezeichnet

Alles GAGA oder?

Lt. Wikipedia ist Ideologie „eine Weltanschauung, die einen hohen Anspruch auf Wahrheit erhebt und die für abweichende Lehrmeinungen kaum noch offen ist. Im gesellschaftlichen Sinn werden aus solchen 'erstarrten Lehrmeinungen' ideologische Normen, von der die Mehrzahl der Beteiligten zutiefst überzeugt sind. Die Grundannahmen oder Auswirkungen werden nicht hinterfragt.“

Gender Mainstreaming erfüllt die Voraussetzungen einer Ideologie. Hinzu kommt, dass es Gender Mainstreaming an einer wissenschaftlichen Grundlage mangelt. Die fehlende kritische gesellschaftliche Reflexion hat ein Kunstgebilde entstehen lassen, von dem man heute, aus dem Blickwinkel des gesunden Menschenverstandes heraus betrachtet, nicht mehr weiß, ob man darüber lachen oder weinen soll. Absurdistan lässt grüßen.

Autorin Birgit Kelle greift das Thema auf und entwickelt eine Satire mit hohem Unterhaltungswert. Das satirische besteht darin, dass es eigentlich gar keine Satire ist. Die Beispiele sind real. Da es zudem um Steuergelder in hohem Ausmaß geht („200 [Gender-]Lehrstühle im deutschsprachigen Raum“ (143)), wird es Zeit für eine kritische Reflexion. Diese ist aus der Politik derzeit nicht zu erwarten.

Kelle versteht es, die Widersprüche und Kuriositäten dieser Ideologie auf den Punkt zu bringen. Dazu gehört z.B., „dass die Gender-Aktivistinnen das biologische Geschlecht ständig als irrelevante 'determinierende' und damit unterdrückende Kategorie abschaffen wollen, gleichzeitig in der Frauenfrage aber immer explizit auf ihrer biologischen Weiblichkeit beharren“ (11) oder der „Friedhof nur für Lesben am Prenzlauer Berg“ (112). Die Nationalhymne der Österreicher wurde, und das ist kein Fake, gendersensibel umgedichtet.

In dem ganzen Genderwahn wird die Rolle der Frau im Islam vernachlässigt. Dabei gibt es dort reichlich Diskussionsbedarf. Kelle streift dieses Thema nur kurz. (140) Mit Gender ist es so, wie mit den Freihandelsabkommen. Wenn das Volk nicht gefragt wird, gibt es Widerstand. Man muss der Autorin gratulieren zu diesem mutigen Buch, in dem ein Thema kritisch behandelt wird, dem sich unsere Politik längst untergeordnet hat.

Bewertung vom 30.09.2021
Das Gewicht der Worte
Mercier, Pascal

Das Gewicht der Worte


gut

Eine geistreiche leise Geschichte

„Weißt du, was mir [Simon Leyland] daran am besten gefällt? Dass die Erzählung so unspektakulär ist. Das nichts Heftiges passiert, kein lautes Drama.“

Simon Leyland ist ein sprachlich gewandter Übersetzer, der den Ehrgeiz hat, alle Sprachen im Mittelmeerraum zu erlernen. Irgendwann entschließt er sich, selbst ein Buch zu schreiben. Der Auszug passt auf seinen Protagonisten Fontaine, aber auch darauf, wie Autor Pascal Mercier das Leben seines Protagonisten Simon Leyland darstellt.

Auf Basis der Ereignisse (seine Fehldiagnose, Tod seiner Frau Livia) hätte man ein Drama entwerfen können. Mercier hat es vorgezogen, einen Mikrokosmos zu kreieren, in dem Gedanken und Erinnerungen dominieren, der von Freundschaften handelt und in dem Schicksalsschläge auf eine sanfte Art und Weise behandelt werden.

Elf Wochen Ungewissheit über sein eigenes Schicksal verändern Leylands Leben. Er verkauft im Hinblick auf seinen zu erwartenden baldigen Tod aufgrund eines Hirntumors seinen von Livia geerbten Triester Verlag und sortiert sein Leben neu. Seinen Arzt, Dr. Leonardi, konfrontiert er mit der Fehldiagnose aufgrund der vertauschten Röntgenbilder.

Mercier stellt zahlreiche Personen aus Leylands Umfeld vor, so seine Kinder Sidney und Sophia, seinen Nachbarn und Freund Kenneth Burke, den ehemaligen Häftling Andrej Kuzmin, die Autorin Francesca Marchese, um nur Beispiele zu benennen. Die Verflechtungen zwischen den Personen sowie deren Motive werden deutlich.

Ereignisse werden in den zahlreichen Briefen, die Leyland an seine verstorbene Frau schreibt, reflektiert. Das führt zu Wiederholungen. Die Erzählungen wirken teilweise in die Länge gezogen. Insofern wird nicht jedermann durch diesen Schreibstil angesprochen. Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Moral sind Themen, dennoch hat mich das „Gewicht der Worte“ nicht wirklich überzeugt.