Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Fernweh_nach_Zamonien
Wohnort: 
Buchhaim

Bewertungen

Insgesamt 1179 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2023
Pumuckl. Geburtstags-Geschichten
Leistenschneider, Uli

Pumuckl. Geburtstags-Geschichten


ausgezeichnet

Lustiger Lesespaß für Jung und Alt! Kindheitserinnerung und zum neu entdecken ... nicht nur für Geburtstagskinder.


Inhalt:

Geburtstag zu feiern ist großartig. Leider vergeht die Zeit bis zum Ehrentag immer viel zu langsam.

Auch der Pumuckl muss sich gedulden, denn erst in zehn Tagen ist es soweit. Bis dahin erlebt er andere Abenteuer, z. B. als heimlicher Gast auf einem Kindergeburtstag.

Was für ein Spaß! Man sollte jeden Tag Geburtstag feiern!

Warum eigentlich nicht?

Und so beschließt Pumuckl, jeden Tag auf's Neue zu feiern ... nur halt immer ein wenig anders ...



Altersempfehlung:

ab 4 Jahre


Illustrationen:

Wie bereits die letzten Vorlesebände erweckt Nataša Kaiser auch dieses mal den fröhlich-frechen Pumuckl zum Leben.

Die Gestaltung des kleinen Kobolds mit seinen roten Wuschel-Haaren und seinem schelmischen Gesichtsausdruck ist wunderbar anzusehen.

Auf nahezu jeder Doppelseite finden sich farbige Illustrationen oder kleinere Vignetten, um die Handlung zu unterstreichen.

Zusätzlich leitet jedes Kapitel eine kleine Zeichnung von Pumuckl mit Geburtstagsmuffin und passender Kapitelzahl als Kerze ein.


Mein Eindruck:

Da ich schon als Kind die lustigen Streiche des frechen Kobolds sehr mochte und mir die anderen Themenbände ebenfalls gefallen haben, konnte ich an dieser Geburtstagsausgabe natürlich nicht vorbei.

Mit viel Herz und Humor werden die Ereignisse in kurzen Kapiteln geschildert. Jedes beinhaltet eine kurze Episode und steigert die Vorfreude auf den Geburtstag von Pumuckl und Meister Eder.

Die kindlich-naive und liebenswerte Art machen den fröhlichen Klabauter so sympathisch. Seine Ungeduld können kleine und große Lesende gleichermaßen nachvollziehen.

Es gibt viel zu erleben beim Einhorngeburtstag, einem klebrigem Geburtstag, einem Ausflug mit Sandkuchen am See und mindestens genauso viele Überraschungen, die an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten werden ;-)

Wie immer dichtet der Pumuckl ganz meisterlich:


"Geburtstag ist ein schöner Tag,
ich jeden Tag Geburtstag mag."
(vgl. S. 8)

Zudem wird gesungen und fleißig vorbereitet.

Girlanden, Geburtstagskuchen und "Konfetti -macht die Party kompletti" (vgl. S. 30)

Ein kunterbuntes Lesevergnügen, das die Zeit bis zur Geburtstagsparty verkürzt!


Fazit:

Wer aus Kindertagen bereits vernarrt in den frechen Kobold ist, wird diese Geschichten lieben.

Zudem ist es ein lustiger Lesespaß für Groß und Klein und perfekt geeignet, um die Zeit bis zum nächsten Geburtstag zu verkürzen.

Fröhlich-frech und mit viel Humor erzählt punkten die Abenteuer zudem mit farbenfrohen und stimmungsvollen Illustrationen.


...

Rezensierte Ausgabe: "Pumuckl Geburtstags-Geschichten" von Uli Leistenschneider frei erzählt nach Ellis Kaut aus dem Jahr 2023

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2023
Die beste Party der Welt / Die Geburtstagsbande Bd.2
Schaumann, Claudia

Die beste Party der Welt / Die Geburtstagsbande Bd.2


sehr gut

Lustig, chaotisch und unterhaltsam: Sympathisches Trio im Geburtstagschaos! Wunderschönen illustriert.


Inhalt:

Lu, Pelle und Rio dürfen ganz offiziell die erste Geburtstagsparty organisieren!

Ihre erste Auftraggeberin Amelie jedoch bringt mit ihrer Wankelmut die drei Freunde ordentlich ins Schwitzen!

Eine Meerjungfrauen-Party mit Unterwasserwelt soll es werden ... oder doch lieber eine Popstarparty mit hochkarätigem Ehrengast? Oder eine Graffiti-Party? Das würde Amelies Freundinnen bestimmt gefallen.

Ob die Geburtstagsbande den Wünschen gerecht werden kann?


Altersempfehlung:

ab 5 Jahre (zum Vorlesen)

oder etwa ab 8 Jahren (zum Selberlesen)


Das Buch ist bei Antolin gelistet.


Illustrationen/Covergestaltung:

Wie bereits beim ersten Band ergeben Vorder-und Rückseite des Buches ein Gesamtbild.

Hier kommt sogleich Geburtstagsstimmung auf.

Die schwarz-weiß Illustrationen im Innern lassen Lu und ihre Geburtstagsbande lebendig werden.

Über ein paar zusätzliche Bilder hätten wir uns gefreut.

Der Zeichenstil, die Gestaltung der Charaktere, insbesondere deren Mimik gefallen sehr. Auch optisch sind alle Kinder vielfältig gestaltet.


Mein Eindruck:

Dies ist das zweite Abenteuer der Geburtstagsbande. Die Vorgeschichte wird kurz zusammengefasst, so dass man auch als Neuling schnell in die Geschichte einsteigen kann.

Mit Humor und Herz werden die Ereignisse erzählt und die Charaktere beschrieben.

Lu ist so lebenslustig und erfrischend ehrlich. Sie sagt, was sie denkt, ist ein unglaubliches Energiebündel und schießt manchmal über das Ziel hinaus.

Ihre beiden besten Freunde Pelle und Rio bilden die ruhigen Gegenpole.

Ein famoses Trio, das Geburtstagspartys liebt.

"Am liebsten wollten sie 365 Tage im Jahr Geburtstag feiern! Okay, vielleicht 364. An Heiligabend feierten sie schließlich schon Weihnachten."
(vgl. S. 9)

Nach den ersten Erlebnissen als Geburtstags-"Schreck" (vgl. Band 1) haben sich die drei inzwischen in den Kopf gesetzt, als Party-Planer zu arbeiten.

Amelies Geburtstag kommt gerade recht und die Feier des schüchternen Mädchens soll die beste aller Zeiten werden.

Es geht wieder einiges schief, doch lassen sich die Freunde nicht unterkriegen.

Sie entdeckten am Ende nicht nur den Grund für Amelies Entscheidungsschwierigkeiten, sondern bereiten ihr mit viel Liebe und wenig Kosten den perfekten Geburtstag.

Es herrscht nicht nur Sonnenschein, vielmehr dreht sich alles um das Thema fünftes Rad am Wagen und Selbstfindung.

Es wird lustig, chaotisch und unterhaltsam.

Ein amüsantes (Vor-)Lesevergnügen für Jung und Alt, Mädchen und Jungen! Nicht nur zum Geburtstag ;-)


Für das Frühjahr 2024 ist der dritte Band angekündigt.


Fazit:

Eine turbulente, chaotische und abwechslungsreiche Geburtstagsplanung.

Erzählt mit Herz und Humor und ergänzt durch wunderschöne, detaillierte schwarz-weiß Illustrationen.


...

Rezensiertes Buch: "Die Geburtstagsbande - Die beste Party der Welt" aus dem Jahr 2023

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2023
Die Cobra Bande und die Prankster-Gang / Die Cobra Bande Bd.2
Streese, Folko

Die Cobra Bande und die Prankster-Gang / Die Cobra Bande Bd.2


sehr gut

Eine unterhaltsame Detektivgeschichte mit vielfältigen Rätseln zum Mitkombinieren.


Inhalt:

Die Geschwister Bea und Otto besuchen gemeinsam mit ihrem Freund Cem das Schulkonzert von MC Pausenschreck.

Plötzlich wird die teure Soundanlage geklaut. Cem steckt gehörig in der Klemme, denn er hat die Musikanlage von seinem Cousin Murat geliehen.

Den drei Freunden bleibt nicht viel Zeit und die Spuren führen zur mysteriösen "Prankster-Gang". Kids, die mit vermeintlichen "Streichen" Berlin unsicher machen: Diebstahl, Sabotage ...

Ob es der Cobra Bande gelingt, die Prankster zu überführen?

Hilf mit, die Rätsel zu lösen und die fiese Prankster-Bande zu überführen.


Altersempfehlung:

etwa ab 10 Jahre


Illustrationen:

Schwarz-weißen Illustrationen ergänzen das Gelesene sehr gut und lassen die Cobra-Bande lebendig werden.

Unverändert ist der heimliche Liebling aber Rabe Rabbit, der das Trio bei den Ermittlungen begleitet.

Je nach Ort des Geschehens variiert die Bordüre am unteren Rand der Seiten und so hat jedes Kapitel eine andere Gestaltung: Schulgebäude, Kaimauer uvm.

Wer Miträtseln möchte, sollte die Bilder sehr genau unter die Lupe nehmen: für einige Aufgaben finden sich hierin Lösungen und an einer Stelle darf sogar beherzt zur Schere gegriffen werden.


Mein Eindruck:

Dies ist das zweite Ferienabenteuer der Cobra Bande. Die Mitglieder sind Cem (11 Jahre), Otto (10 Jahre), Bea (12 Jahre) und der schwarze Rabe Rabbit. Vorkenntnisse benötigt man aber nicht.

Warum Cobra Bande? Ein Blick auf die Anfangsbuchstaben der Nachwuchsdetektive verrät es: C-O-B-Ra ;-)

Mit viel Humor wird das Abenteuer erzählt.

Die Kapitel sind nicht allzu lang und die Handlung wird immer wieder durch passende Rätselfragen unterbrochen:

Code knacken, Logikfragen, Wege finden uvm.

Der Schwierigkeitsgrad variiert, motiviert zum Mitraten und bietet eine gelungene Abwechslung sowie kleine Verschnaufpausen vom Lesen.

Wer einmal total auf dem Schlauch steht, muss aber nicht verzweifeln, denn die Lösung kann entweder am Ende des Buches nachgeschlagen werden oder ergibt sich aus dem nachfolgenden Text. Ein stimmiges Gesamtkonzept.

Thematisch hat das Abenteuer im Vergleich zum ersten Fall nicht ganz überzeugt. Die Aktionen der Prankster gehen über harmlose Streiche hinaus und durch den Aufruf zur Nachahmung über soziale Medien sowie Gruppenzwang und Mutprobe als Beweis für Zugehörigkeit würde ich das Lesealter bei etwa 10 Jahren einordnen.

Wie bei Kinderbüchern nicht anders zu erwarten, geht die Sache zum Glück glimpflich aus.

Eine Leseempfehlung für große und kleine Spürnasen!

Für dieses unterhaltsame Abenteuer zum Mitkombinieren vergeben wir 4 von 5 Raben.


Fazit:

Die Cobra Bande ermittelt wieder!

Ein turbulenter und kniffliger Fall mit vielseitigen Aufgaben für Lesende zum Miträtseln.

Auch sind einige der schwarz-weiß Illustrationen Teil der Knobelaufgaben.


...

Rezensiertes Buch: "Die Cobra-Bande und die Prankster-Gang" aus dem Jahr 2023

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2023
Alles Konfetti / Bookmän Bd.1
Bertram, Rüdiger

Alles Konfetti / Bookmän Bd.1


sehr gut

Ein unterhaltsames und temporeiches Lesevergnügen für Bücherwürmer! Mit coolen schwarz-weiß Illustrationen.


Inhalt:

Matteo ist ein typischer Bücherwurm, wie er im Buche steht!

Lieber steckt er die Nase in ein Buch, als mit Gleichaltrigen auf dem Fußballplatz zu spielen.

Sein Lieblingsort ist die Bibliothek von Herrn Steinschweiger.

Man sollte meinen, dass er dort inzwischen jedes Buch gelesen hat, doch plötzlich entdeckt Matteo hoch oben im Regal ein mysteriöses rotes Buch ... kein Titel, kein Coverbild.

Als er es aufschlägt, wird ZACK! BÄNG! BOOM! aus dem Bücherwurm Matteo der Superheld BOOKMÄN.

Welche Superkräfte er wohl hat?

Mit der frechen Kim an seiner Seite wird Matteo dies schnell herausfinden, denn das erste große Verbrechen wartet bereits auf das Duo:

Ein finsterer Schurke verarbeitet die Bibliotheksbücher zu Konfetti ...


Auftakt zur Abenteuerreihe BOOKMÄN.


Altersempfehlung:

ab 8 Jahre

(große Schrift, Flattersatz, kurze Kapitel)


Das Buch ist bei Antolin gelistet.


Illustrationen:

Schwarz-weiß Illustrationen ergänzen das Abenteuer und zeigen eindrucksvoll die Verwandlung von Matteo in Bookmän.

Besonders die ganzseitigen Bilder und Szenen in der Bibliothek mit Regalen voller Bücher sorgen für eine tolle Atmosphäre und lassen die Herzen aller Bücherwürmer höher schlagen.


Mein Eindruck:

Matteo berichtet mit viel Witz und einer herrlich direkten Art. Aufgrund der einfach gehaltenen Erzählweise und der kurzen Dialoge ist das Abenteuer bereits für Kinder ab etwa 8 Jahre und insbesondere für Weniglesende geeignet.

Die Charaktere sind mit viel Herz gestaltet, haben ihre Macken und wirken dadurch sehr sympathisch.

Matteo ist ein zurückhaltender Junge, der Humor besitzt und Beschreibungen zu seiner Körpergröße "kürzer ist als die Eckfahne" nicht krumm nimmt.

Beim Namen des Bibliothekars, ein ehemaliger Fußballspieler, gerät man öfter ins Stolpern ;-)

"Herr Steinschweiger brüllt immer. Obwohl man in einer Bücherei ja eigentlich leise sein muss. Aber er kennt das halt nicht anders vom Fußballplatz. [...] Eigentlich passt sein Name gar nicht zu ihm. Er ist überhaupt nicht schweigsam wie ein Stein. Eher so das Gegenteil." (vgl. S. 10)

Steinschweigers Fußballvergleiche ziehen sich durch die Dialoge und sogar kleine Weisheiten hat er parat:

"Man muss nicht alles wissen. Man muss nur wissen, wo es steht. Das gilt bei Fremdwörtern genauso wie bei Mannschaftsaufstellungen oder Tabellenplätzen." (vgl. S. 77)

Mit der 10-jährigen Kim an seiner Seite hat Matteo den perfekten Gegenpart gefunden. Blitzgescheit und schüchtern trifft auf selbstbewusste Sportskanone.

Die Kinder verwandeln sich mit Hilfe des mysteriösen, roten Buches in Bookmän und Comicgirl.

Bookman und Comicgirl, die Retter von...
- Leseratten und Bücherwürmern,
- Buch-Checkerinnen und Bibliotheks-Babos
- und von allen anderen auch."
(vgl. S. 151)

Am Ende wird das Tempo nochmal angezogen und statt langer Ermittlungen geht alles plötzlich ganz schnell.

Wer hinter der gemeinen Konfettiaktion steckt und wie die beiden Kinder dem Treiben ein Ende setzen, wird natürlich nicht verraten.

Dies ist das erste Abenteuer der beiden und es soll nicht das letzte sein. Am Ende findet sich eine Leseprobe zu Band 2 "Bookmän: Alles kaputti", der voraussichtlich im Frühjahr 2024 erscheinen wird.


Fazit:

Ein unterhaltsamer Lesespaß für Bücherwürmer und Lesemuffel gleichermaßen.

Das witzige und temporeiche Abenteuer punktet mit sympathischen Superhelden und fiesen Superschurken sowie mit coolen schwarz-weiß Illustrationen.


...

Rezensiertes Buch: "Bookmän: Alles Konfetti" aus dem Jahr 2023

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2023
Die Insel der Tausend Leuchttürme
Moers, Walter

Die Insel der Tausend Leuchttürme


ausgezeichnet

Walter Moers brilliert in Wort und Bild: Spannung, Wortwitz und ein gelungener Mix aus Tiefgang und Humor.


Inhalt:

Hildegunst von Mythenmetz - ewiger Hypochonder - ist auf dem Weg zur Insel Eydernorn. Der Kuraufenthalt wird ihm gut tun und hoffentlich seiner Bücherstauballergie Einhalt gebieten.

Doch bereits die Überfahrt wird beinahe zum Himmelfahrtskommando. Nur knapp entgeht er dem nassen Tod.

Im Hotel angekommen, reiht sich eine kuriose Begegnung an die nächste. Die Inselbewohner sind schon ein sonderbares Völkchen ...

Sonderbar sind aber auch Flora und Fauna.

Wissbegierig erforscht der Lindwurm die kuriosen Eigenheiten der Bewohner und die faszinierenden Sehenswürdigkeiten Eydernorns.

Welche Geheimnisse bergen die einhundertelf Leuchttürme, die des Nachts strahlen wie tausend? Und was führen die skurrilen einhundertelf Leuchtturmwärter im Schilde?

Langweilig wird sein Inselaufenthalt in keiner Sekunde ... Mythenmetz begegnet flugunwilligen Strandlöpern, einer genialen wie verrückten Schreckse, gefährlichen Frostfratten, mysteriösen Wolkenspinnen und dem sagenumwobenen Ungeheuer in der Tiefe: das Quaquappa!


Illustrationen:

Das Buch wurde Walter Moers illustriert. Jedoch nur teilweise mit den gewohnt düsteren Illustrationen, die aus den Zamonienromanen nicht wegzudenken sind.

Beinahe zarte Bleistiftzeichnung ergänzen Hildegunst von Mythenmetz' Briefe an seinen Eydeetenfreund.

In Punkto Detailverliebtheit stehen sie den "typischen" Moers Illustrationen mit Tusche in Nichts nach. Jedoch vermisse ich die Tiefe und damit verbundene Dramatik der Bilder. Auch sind die Zeichnungen eher klein, quadratisch und mit grauem Hintergrund gestaltet.

Aber all das sind Klagen auf hohem Niveau.

Das Abenteuer mit "schnellen" Skizzen von Hildegunst von Mythenmetz höchstpersönlich zu vervollständigen, ist als Stilmittel ebenso interessant und passend gewählt wie die Erzählweise in Briefform.


Mein Eindruck:

Die Wahl, die Erlebnisse als Briefroman zu verfassen, ist ungewöhnlich. Zudem handelt es sich um eine einseitige Kommunikation, da nach dem Sturm der Kontakt mit dem Festland unterbrochen ist und Hildegunst somit nie eine Antwort von seinem Freund Hachmed Ben Kibitzer erhält.

Zunächst hatte ich Zweifel, ob diese (antiquierte) Art der Erzählung der sonst so großen sprachlichen Bandbreite gerecht werden kann und ob ein Spannungsaufbau und damit verbunden eine fesselnde Geschichte überhaupt möglich ist.

Hildegunst von Mythenmetz jedoch schildert detailliert und bildlich - mit der ein oder anderen kurzen Abschweifung - seine Abenteuer. Alle geographischen Gegebenheiten und Begegnungen mit den Einheimischen zeichnet er derart ausführlich, dass man Teil der Geschehnisse wird und gefühlt selbst auf Eydernorn wandelt.

Leise und lautere Gesellschaftskritik mischt sich in die tiefgründigen Dialoge, die der Lindwurm mit verschiedenen Daseinsformen auf der Insel führt. Besonders berühren die Thematik Klimawandel und der Umgang mit wachsenden Ansprüchen gegenüber (und damit verbundenen Leistungsdruck bei) Schriftsteller:innen.

Moers gelingt es, einen vermeintlich langweiligen Kurort und durchschnittliche Inselbewohner in einen faszinierenden Landstrich mit phantasievollen und vielseitigen Kreaturen und Pflanzen zu verwandeln. Nach Hildegunst von Mythenmetz' Streifzügen sieht man so manche Insel vermutlich mit ganz anderen Augen.

Die Atmosphäre ist düster und geheimnisvoll.

Das Kuriosum, dass sämtliche Uhren Eydernorns ausschließlich fünf vor zwölf anzeigen, verstärkt die Dramatik der Situation.Schnell wird klar: hier herrscht Weltuntergangsstimmung.

Auf der Insel folgt ein Mysterium auf das nächste:

Leuchtturmwärter, die Eremiten gleichen und Genies auf ihrem jeweiligen Gebiet sind, eisige und tödliche Winde, höchst aktive Vulkane, eine verbotene Stadt und - neben den altbekannten Frostfratten vor der Küste - eine gefährliche Kreatur in der Tiefe ... Es bleibt zu hoffen, dass das Quaquappa eher Freund als Feind ist.

Insgesamt ist ein Aufenthalt auf der Kurinsel Eydernorn alles andere als öde und erholsam ... zu Lande, zu Wasser und in der Luft!

Aufgelockert durch amüsante Beobachtungen diverser Kuriositäten (golfähnliche Sportart "Kraakenfieken", kulinarische Ausflüge uvm.) sowie durch Mythenmetzsche Gedankenblitze (Strandkörbe, Zahnseide, Postkarte , Teebeutel und andere Erfindungen, die außerhalb Zamoniens keine Neuheit mehr darstellt) bereitet dieser einseitige Briefroman ein unterhaltsames Lesevergnügen und vermag von der ersten bis zur letzten Zeile zu fesseln.

5 von 5 Leuchttürme!


...
Rezensiertes Exemplar: "Die Insel der tausend Leuchttürme" von Walter Moers aus dem Jahr 2023 - gebundene Ausgabe/Erstauflage -

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2023
Micky und der verlorene Ozean
Disney, Walt;Camboni, Silvio;Filippi, Denis-Pierre

Micky und der verlorene Ozean


sehr gut

Verrücktes und bildgewaltiges Abenteuer! Steampunk-Micky in einer postapokalyptischen Kulisse.


Inhalt:

Wir schreiben das 17. Jahr nach dem großen Konflikt.

Micky, Minnie und Goofy halten sich als "Sammler" über Wasser: sie tauchen im ewigen Eis nach alten Wracks von Kriegsschiffen, um verwertbare Gerätschaften, Technik und den kostbaren Energieträger Koralit zu bergen.

Hierbei trotzen sie Schneestürmen und eisiger Kälte und obwohl ihnen Widersacher Kater Karlo im Nacken sitzt und die letzten Energiereserven angezapft sind, wagt Micky einen letzten Tauchgang.

Kurz darauf erhalten die abgebrannten Freunde unverhofft das Angebot, Teil eines Forschungsteams zu werden, und den Auftrag, eine verlorene Waffe aus den Tiefen des Ozeans zu bergen.

Bei der Erkundung stößt Micky auf einen gigantischen Koralitvorrat. Doch plötzlich läuft alles aus dem Ruder und Freund und Feind müssen zusammenarbeiten …


Mein Eindruck:

Dieser Comic ist Teil einer Hommage-Reihe und wartet in Punkto Story und Gestaltung mit reichlich Extravaganz auf. Sowohl bei der Handlung als auch bei den Zeichnungen sollte man sich auf unkonventionelle Überraschungen einstellen. Mit einem klassischen Micky Maus Abenteuer hat dieser Band nicht mehr viel zu tun.

Zeichner Silvio Camboni erzeugt mit der postapokalyptischen Kulisse eine faszinierende Atmosphäre. Flora auf Fauna sind phantasievoll und die Charaktere detailliert gestaltet. Steampunk Kleidung, Zeppeline als Fortbewegungsmittel ... Äußerst passend gewählt! On top kommt eine geniale Mischung aus vielen Variationen in der Kulisse (ewiges Eis, grüne Flora, düstere Wolken und natürlich viel Wasser in allen Facetten).

Während die bildgewaltigen Szenen Lesende in ihren Bann ziehen, spielt Texter Denis-Pierre Filippi mit bekannten Rivalitäten (Micky Maus und Kater Karlo), die in einem unglaublichen Waffenstillstand münden. Wenn der Endgegner gigantisch ist, müssen Erzfeinde zusammenhalten. Doch nicht nur Kater Karlo fällt (positiv) aus der Rolle. Auch Minnie und Goofy werden zu selbstständigen Charakteren, die auch ohne Micky problemlos klarkommen.

Irgendwie hatte ich mir jedoch - da die Optik so viele Punkte sammeln konnte - von der Handlung etwas mehr erhofft. Spannend ja. Spektakulär eher nicht.

Ein unkonventionelles Abenteuer mit Zeitsprüngen, Rückblenden und Überraschungseffekten und ein außergewöhnliches Lesevergnügen für alle Fans von Micky Maus.


Fazit:

Ein ungewöhnliches, extravagantes Abenteuer: Postapokalypse - Steampunk - vereinte Erzfeinde.


...

Rezensierte Ausgabe: "Micky und der verlorene Ozean" aus dem Jahr 2022

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2023
Mickys Reisen durch die Zeit
Disney, Walt;Petrossi, Fabrizio;Dab's

Mickys Reisen durch die Zeit


sehr gut

Verrückte und chaotische Reise durch die Zeit. Bildgewaltig mit atemberaubenden Kulissen und wilder Storyline.


Inhalt:

Micky wittert eine Titelstory, doch bei dem geheimen Treffen mit dem Wissenschaftler-Duo läuft plötzlich alles schief.

Die Maus wird auf unkontrollierte Zeitreise geschickt und gerät immer auf's Neue in absurde Situationen.

Mal muss Micky vor einem T-Rex flüchten, dann steht er plötzlich im Atelier von Leonardo da Vinci oder findet sich an Bord der Santa Maria bei Christoph Columbus wieder.

Ein irrer Ritt durch die Zeit!

Doch wie soll Micky wieder in seine eigene Zeit zurückkehren?


Mein Eindruck:

Dieser Comic ist Teil der Hommage-Reihe.

Zeichner Fabrizio Petrossi und Texter Dab’s verneigen sich mit dieser verrückten Zeitreise-Geschichte vor den großen Disney-Künstlern.

Der Strich ist cartoonhaft und auch die Mimik der Figuren sehr überspitzt gezeichnet. Einen klassischen Micky sollte man daher nicht erwarten.

Das Abenteuer punktet mit einer großen Vielfalt an Farbgebung und Kulissengestaltung. Hier konnte der Zeichner sich in jeglicher Hinsicht "austoben".

Auch die Storyline ist rasant und bietet kaum Verschnaufpausen. Micky stolpert unverhofft in eine - zugegeben - etwas holprige Reise von einem Zeitalter ins nächste.

Nach jedem Schlag auf dem Kopf findet sich Micky in einer anderen Zeit wieder. Hierbei stattet er den Dinosauriern häufiger einen Besuch ab, als im lieb ist.

Es ist ein wilder, jedoch nicht chronologischer Ritt durch die Zeit mit Zwischenstopps im Schützengraben oder bei der ersten Mondlandung, im antiken Rom und im alten Ägypten (das Rätsel um die fehlende Nase der Sphinx wird gelüftet ... Spoiler: es war nicht Obelix).

Micky hat Einfluss auf den Fortgang der Geschichte und gibt beispielsweise im Atelier Leonardo da Vinci Tipps bei der Entstehung der Mona Lisa oder weist an Bord der Santa Maria Christoph Kolumbus den Weg.

Die vollkommen verwirrten Wissenschaftler werden in der Zwischenzeit mit ihrer Hilflosigkeit zum Running Gag.

Trotz teilweise etwas zu wilder Storyline ein außergewöhnliches Lesevergnügen für alle Fans von Micky Maus.


Fazit:

Eine turbulente und herrlich schräge Reise durch die Zeit: bildgewaltig - rasant - cartoonesk!


...

Rezensierte Ausgabe: "Mickys Reisen durch die Zeit" aus dem Jahr 2022

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2023
Mein geheimes Leben als Monsterjäger - Warum du niemals in einen Gully fallen solltest
Genenz, Iris

Mein geheimes Leben als Monsterjäger - Warum du niemals in einen Gully fallen solltest


sehr gut

Sympathische Charaktere in einem außergewöhnlichen Abenteuer: phantastisch, spannend und unterhaltsam.


Inhalt:

Der 13-jährige Charly Hartnuss lebt mit seinen (langweiligen) Eltern in der (öden) Kleinstadt Dunkelnest.

Auf die Halloween Party hat er sich riesig gefreut ... bis zu dem Moment, in dem er im selbstgenähten Werwolf-Kostüm vor dem Spiegel steht!

In diesem zotteligen, schief zusammengeschusterten Aufzug kann er doch unmöglich das Haus verlassen!

Sein Plan, sich bei seinem besten (und einzigen) Freund Martin in ein gruseliges und cooles Vampir-Kostüm zu werfen, scheitert jedoch kläglich.

Der klemmende Reißverschluss allerdings sollte in dieser Nacht Charlys geringstes Problem sein.

Plötzlich steckt der kostümierte Junge eingefangen wie ein räudiger Köter in einem Käfig ...


Altersempfehlung:

ab 10 Jahre

Das Buch ist bei Antolin gelistet.


Mein Eindruck:

Zu Beginn eines jeden Kapitels gibt eine kleine schwarz-weiße Vignette einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Geschehen, ohne jedoch zu viel vorwegzunehmen.

Gleiches gilt auch für die witzigen Kapitelüberschriften: "Kapitel 3: In dem ich miefe wie ein Wookiee" (vgl. S. 23)

Die Atmosphäre ist wie geheimnisvoll und phantastisch. Was könnte zur Monsterjagd besser passen, als der Halloweenabend?!

Das Abenteuer wird von Charly aus seiner Perspektive und in der Ich-Form erzählt. Dies und der fesselnde Schreibstil lassen Lesende rasch mit dem Protagonisten mitfühlen. Zunächst haben Hauptfigur und Lesende viele Fragezeichen im Kopf: Wo ist Charly bloß gelandet? Was wollen Epona und Béron von ihm?

Nach und nach kommt Licht ins Dunkel.

Die beiden Unbekannten sind auf der Suche nach magischen Wesen, die durch ein Portal in die Menschenwelt gelangt sind. All dies geschieht jedes Jahr am gleichen Tag: Halloween!


Charly und selbstbewusste Halbgöttin Epona erweisen sich als ein tolles Team. Bei ihrer gemeinsamen Monsterjagd nehmen sie auch Lesende an die Hand. Es ist wunderbar, Charlys Entwicklung mitzuerleben. Der Junge ist alles andere als ein "normales" Kind und entdeckt bei der Jagd nach Monstern ungeahnte Fähigkeiten.

Um nicht zu viel zu verraten, möchte ich gar nicht weiter auf die Ereignisse der Nacht eingehen.

Lesende dürfen sich freuen auf spannende Szenen, lustige Dialoge und phantasievolle Monster.

Abschließend findet sich ein umfangreiches Glossar mit vielen Illustrationen. Hier bekommen Kreaturen aller Art von Krypticon bis Schreckschraube endlich ein Gesicht.

Am besten, man liest es selbst, sonst würde mir eh niemand glauben ;-)

4 von 5 monstermäßige Sterne für dieses turbulente Abenteuer.


Fazit:

Eine Leseempfehlung für Kinder ab etwa 10 Jahren:

Sympathische Protagonisten, phantastische Kreaturen und eine außergewöhnliche Halloween Nacht!

Das Abenteuer ist geheimnisvoll und spannend und lässt Spielraum für weitere Bände.


...

Rezensiertes Buch "Mein geheimes Leben als Monsterjäger – Warum du niemals in einen Gully fallen solltest" aus dem Jahr 2023

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2023
Der Spuk geht weiter / SpooKI Bd.3
Rahlff, Ruth

Der Spuk geht weiter / SpooKI Bd.3


sehr gut

Spannendes, unterhaltsames Abenteuer! Ein Mix aus altmodisch (Geister) und modern (künstliche Intelligenz).


Inhalt:

Robert ist ein ganz normaler, 12-jähriger Junge. Seine Ziehfamilie hingegen ist - vorsichtig ausgedrückt - eher unkonventionell: Eltern, Großvater, Cousin und sogar der Hund sind Geister.

Gerade erst ist es Robert und seiner Freundin Isabella ein weiteres Mal gelungen, die zwielichtige KI namens Medusa an der Nase herumzuführen, da wimmeln auf einmal überall Drohnen herum. Getarnt als Libelle, Marienkäfer und sogar als Vogel werden die Kinder ausspioniert.

Zu allem Überfluss stolpert plötzlich ein kleiner Roboter in Roberts Leben. Im Gepäck hat er eine Nachricht von seinen seit Jahren spurlos verschwundenen, leiblichen Eltern ...

Steckt Medusa etwa dahinter? Ob das eine Falle ist?

Robert und Isabella schlittern unverhofft in das nächste rätselhafte Abenteuer ...


Band 3 der Reihe.

Mit Glow-in-the-Dark-Cover!


Altersempfehlung:

ab 9 Jahre


Einbandgestaltung/Cover/Illustrationen:

Die Bücher der Reihe machen optisch einen sehr hochwertigen Eindruck. Dies ist unter anderem den Glow-in-the-Dark-Effekten zu verdanken, denn die Geister auf dem Cover sowie weitere Elemente leuchten im Dunkeln. Sowohl auf der Vorder- und Rückseite wie auch auf dem Buchrücken.

Eine doppelseitige, farbige Zeichnung im Buchvorsatz zeigt alle Charaktere, die in diesem Band eine Rolle spielen werden.

Coole schwarz-weiß Illustrationen im Innern ergänzen das rasante Abenteuer.

Ganz besonders die Geisterfamilie ist wunderbar skurril und liebenswert gestaltet.


Meine Meinung:

Dies ist der dritte Band der SpooKI-Reihe. Es empfiehlt sich, diese chronologisch zu lesen.

Unverändert nebulös ist Roberts Herkunft und der Verbleib seiner leiblichen Eltern. Das Geheimnis, wieso er als Baby auf der Türschwelle der Geisterfamilie gelandet ist, wird nun endlich gelüftet. Im Fokus dieses Abenteuers stehen der Verbleib der verschollenen Eltern und die rätselhaften Vorfälle rund um die KI Medusa.

Robert und Isabella sind "normale" Charaktere und Lesende können sich mit den Kindern von Beginn an gut identifizieren.

Der 12-jährige hat noch immer keinen blassen Schimmer von Technik, ist aber mutig und aufgeschlossen.

Isabella ist Roberts beste Freundin und - im Gegensatz zu ihm - ein Ass in Informatik und zudem die Einzige, die die Geisterfamilie sehen kann.

Auch die Nebencharaktere sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet.

Allen voran Opa Arthur und sein Faible für Filme (z. B. für Ghostbusters, Jurassic Park oder Star Wars ... die alten Episoden, versteht sich). Zur Aufmunterung bringt er immer wieder Filmzitate. Auch gestalten sich seine Versuche, Robert "Geisterdinge" wie Telepathie oder Telekinese beizubringen, herrlich lustig.

Überhaupt spielen Humor und Freundschaft sowie Familiensinn eine große Rolle in diesem Abenteuer.

Die Ereignisse sind spannend und stringent erzählt, wobei im direkten Vergleich das Thema des letzten Abenteuers besser gefallen hat (Handy-/Spielesucht und allgemein digitale Abhängigkeit).

Dafür stehen in diesem Band die spannenden Rettungsmissionen und Rätsel aus der Vergangenheit im Fokus.

Das Ende ist rund und könnte den Abschluss der Serie bilden, lässt aber gekonnt ein Hintertürchen offen für neue Abenteuer ;-)


Fazit:

Eine spannende Fortsetzung, die offene Fragen klärt und weitere Geheimnisse lüftet.

Spannend und mit viel Humor erzählt und ergänzt durch unheimlich coole Illustrationen.


...

Rezensiertes Buch: "SpooKI - Der Spuk geht weiter" aus dem Jahr 2023

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.08.2023
Freistaat Flaschenhals
Wiersch, Marco;Kissel, Bernd

Freistaat Flaschenhals


sehr gut

Geschichtsunterricht mal anders: bildgewaltig, humorvoll, berührend und überraschend.


Inhalt:

Nachdem Deutschland im Ersten Weltkrieg unterlegen ist, werden rechts- und linksreinisch Territorien unter den alliierten Siegermächten aufgeteilt.

Ein entscheidendes Missgeschick beim Zirkelschlag hat jedoch zur Folge, dass ein Gebiet am Rhein zwischen Koblenz und Mainz unbesetzt bleibt.

Die Bewohner der Kleinstadt Lorch sind nun auf sich allein gestellt und versuchen, sich mit Schmuggel bis hin zur eigenen Währung über Wasser zu halten. Keinesfalls wollen sie in das Besatzungsgebiet der Franzosen fallen, die ihrerseits einen deutschen Aufstand fürchten.

So entsteht der Freistaat Flaschenhals.


Einbandgestaltung:

Stabiler Pappeinband, der jedoch nicht - wie bei den meisten Einbandarten üblich - durch Folie eine glatte Haptik erhält.

Das Buch ist somit sehr anfällig für Abrieb und abgestoßene Kanten.


Zeichnungen:

Bernd Kissel setzt mit seinem franko-belgischen Stil insbesondere die oft düstere, fast aussichtslose Situation der Bewohner (hier passt die schwarz-weiß Inszenierung perfekt) mit einer unfassbaren Präzision um.

Die Zeichnungen harmonieren hervorragend mit dem Text und bestechen durch die unglaublich detaillierte Gestaltung von Figuren und Hintergründen sowie mit Anspielungen/Hinweisen, die erst beim wiederholten Betrachten auffallen.

Eine grandiose Bandbreite von weiten Landschaften, Spiel mit Perspektiven und eindrucksvoller Mimik und Gestik.

Man kann nur erahnen, wie viel Zeit und Herzblut in jedem einzelnen Panel steckt, und sollte sich dementsprechend die Zeit nehmen, jedes aufmerksam zu betrachten.

Für die zeichnerische Umsetzung 5 von 5 Flaschenhälse.


Mein Eindruck:

Das ganze Rheinland wurde nach dem Ersten Weltkrieg unter den alliierten Siegermächten aufgeteilt ... das ganze Rheinland?

Nicht direkt: Durch einen flüchtigen Fehler bleibt ein Landstrich unbesetzt und die Bewohner leisten Widerstand.

Was klingt wie ein Asterix Abenteuer, hat sich 100 Jahre vor Veröffentlichung dieser Graphic Novel im Jahr 1919 tatsächlich ereignet.

Auch ohne im Vorfeld die historische Vorlage zu kennen, kann man der Story gut folgen.

Da sich die Handlung über mehrere Jahre (unterteilt auf fünf Zeitabschnitte) und verschiedene Regionen (Ortswechsel im Panel entsprechend angegeben) erstreckt, zahlt sich genaues Hinsehen aus.

Im Zentrum der von Marco Wiersch erzählten Geschichte steht der zu seiner Familie zurückgekehrte Soldat Albert. Trotz aller politischen Wirrungen geht das Leben weiter und so wechseln sich Verluste (im Krieg gefallener Bruder) ab mit fröhlichen Ereignissen (Hochzeit) und ein wenig Normalität im Chaos.

Trotz der ungewissen Lage der Kleinstadt, Engpässen in der Versorgung und Kommunikation sowie Schikanen (Straßensperren, strenge Kontrollen) durch die Alliierten verlieren die Bewohner nicht die Hoffnung und den Humor.

Aufgrund der Vielzahl an Nebenfiguren (fiktiv und historisch) wird es stellenweise unübersichtlich und bei der Lektüre sollte man sich jede Person zweimal anschauen, um Nebenhandlungen/Verknüpfungen nicht zu überlesen. Die fiktiven Handlungsstränge der Hauptfiguren sind ebenfalls wirr und verwoben.

Lesende erwartet eine faszinierende Geschichtsstunde in Form einer Graphic Novel: bildgewaltig und außergewöhnlich.


Bonus:

Zum Abschluss findet sich eine mehrseitige, ausführliche Schilderung der historischen Ereignisse, die die Grundlage für diese Graphic Novel bilden. Verfasserin Dr. Stephanie Zibell, Privatdozentin für Politikwissenschaft.


Fazit:

Eine ungewöhnliche Zeitreise und Vermittlung historischer Ereignisse:

humorvoll, lehrreich, unterhaltsam und zeichnerisch eindrucksvoll inszeniert.


...

Rezensiertes Buch: "Freistaat Flaschenhals" aus dem Jahr 2019

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.