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Benutzername: 
Blubie
Wohnort: 
Schönau

Bewertungen

Insgesamt 179 Bewertungen
Bewertung vom 31.07.2022
Schicksalszeiten / Schneiderei Graf Bd.1
Kriesmer, Susanne

Schicksalszeiten / Schneiderei Graf Bd.1


sehr gut

Bei diesem Buch handelt es sich um den Auftakt einer Familiensaga die im Jahr 1958 beginnt.
Geschickt läßt Susanne Kriesmer historische Begebenheiten in den Roman einfliessen und baut auch reale Persönlichkeiten in die Handlung ein.
Die Mischung aus mitreissender Familientragödie und geschichtlichen Ereignissen mitten in Deutschland ist gelungen und Susanne Kriesmer hat auch genau recherchiert.
Insgesamt lässt sich das Buch schnell lesen (schon allein weil man wissen möchte wie es weiter geht) und beschert kurzweilige Lesezeit.
Mich persönlich hat der Schreibstil ein wenig ratlos zurückgelassen. "Sie spürte wie ihr Herz einen Sprung machte", "Ihr Herz setzte für einen kurzen Moment aus", "Das Herz schlug hart in seiner Brust".... "seine Wangen waren vor Zorn gerötet", "ihre Wangen glühten rot", "die Kälte und die Liebe ließen ihre Wangen rot werden" ... so geht das im Wechsel gefühlt auf jeder Seite. Hätte ich bei jedem Wangenrot und Herzhüpfer einen Kurzen trinken müssen, wäre ich jetzt definitiv Alkoholikerin.
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau - das Buch mag ich gerne an geschichtsinteressierte LeserInnen weiterempfehlen.

Bewertung vom 28.07.2022
Die kleine Ambulanz in Wales
Rapp, Kate

Die kleine Ambulanz in Wales


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich sehr überrascht, denn es hebt sich doch ziemlich von anderen leichten Wohlfühlromanen ab.
Da sind zum einen die Charaktere, die sehr griffig und authentisch wirken und zum anderen die Themen, die hier Eingang gefunden haben.
Ohne Aufdringlichkeit werden Themen wie z.B. Sexismus und Alltagsrassismus aufgegriffen, sie fließen in die Handlung ein, wie Dinge, die eben genauso passieren. Das wirkte weder aufgesetzt noch erzwungen und das fand ich sehr bemerkenswert.
Kate Rapp hat einen tollen Schreibstil und sowohl Setting als auch die Protagonisten zueinander sind stimmig und nachvollziehbar.
Holly ist ein sehr liebenswerter Charakter, mit Ecken und Kanten, mit so jemandem wäre man gerne befreundet. Und ein Schaf "Spot" möchte ich jetzt bitteschön auch.
Dieser kleine Ort in Wales wird so zauberhaft dargestellt, dass ich gerne meine Koffer gepackt und schnell mal das kleine Cottage besucht hätte.
Rundherum hat alles gepasst. Ein wunderbares Buch, das ich gerne empfehle und ganz ehrlich.... das Ende schreit doch förmlich nach Fortsetzung!

Bewertung vom 25.07.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


ausgezeichnet

Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes, nicht weil der Plot so extra originell ist, oder die Protagonisten wundersame großartige Abenteuer erleben... es ist so besonders, weil es so normal ist. Und diese Normalität liegt vor allem am grandiosen Schreibstil von Louise Nealon. Unaufgeregt, alltäglich, so wie Du und ich, keine monströsen poetischen Schilderungen, aber doch so, dass man sich angesprochen fühlt. Sie bemüht Metaphern, die man kennt, die man nachvollziehen kann und die wunderbar passen.
Debbie ist 18, sie beginnt an der Uni in Dublin zu studieren, kommt allerdings von einem Milchbauernhof in Kildare, wo sie zusammen mit ihrem Onkel Billy, ihrer seltsam entrückten Mutter Maeve und deren viel jüngeren Lebensgefährten lebt.
Etwas hinterwäldlerisch kommt alles daher, die Ortschaft so klein, dass es nur einen Pub gibt, in dem allerdings alljährlich 12-Pubs gespielt wird: die Gäste trinken ein Pint laufen danach einmal um den Pub und betreten ihn wieder als wären sie zum ersten Mal hier - wer es zwölf Mal schafft ist Sieger.
Debbie fühlt sich nicht zugehörig in Dublin, allein und als Sonderling. Nach und nach erfahren wir warum das so ist und dass eigentlich gar nichts so ist wie es scheint.
Mit viel Humor und Liebe zum Detail und zu Irland schildert die Autorin die Entwicklung Debbies, es menschelt in diesem Buch ganz ungemein und genau das bringt enorm viel Spaß beim Lesen.
Ein Debütroman, der sich absolut sehen lassen kann und ganz toll übersetzt von Anna-Nina Kroll.

Bewertung vom 21.07.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


ausgezeichnet

Was für ein wundervolles Buch! Ich bin völlig ohne Erwartungen an dieses Werk gegangen und wurde überraschend reich beschenkt.
Fangen wir einfach mal mit der Optik dieses Buches an, das Cover ist wunderschön gestaltet und wenn man den Schutzeinband entfernt, steckt darunter ein genauso schönes "nacktes" Buch. Aber: Never judge a book by its cover... hier aber passt es nicht, denn vom Äusseren kann man auch auf das Innere schließen. Zwei-Zeitzonen-Stories, wir kennen das von unzähligen anderen halbhistorischen Büchern, die leider nur allzu oft nach Schema F gestrickt sind. "Die versteckte Apotheke" allerdings geht diese Thematik völlig anders an, sehr glaubwürdig und ohne Schmalz.
Wir haben auf der einen Seite Nella, eine Apothekerin für "besondere" Fälle aus dem 18. Jahrhundert und auf der anderen Seite Caroline, eine Frau der Gegenwart mit Identitäts- und Ehekrise. Wie die beiden Fälle verknüpft sind, müsst Ihr schon selbst lesen.
Der Schreibstil ist wunderbar und liest sich locker flockig schnell weg. Die Charaktere sind griffig und nachvollziehbar, beide Erzählungen spannend wie ein guter Krimi... auch wenn es keiner ist.
Wann immer ich ängstlich gedacht habe: Bitte bitte lass es nicht einfältig oder schnulzig enden... keine Angst, alle Auflösungen sind schlüssig und unkitschig, sehr lobenswert.
Gut recherchiert ist es obendrein (zumindest hat alles, was ich neugierig nachgegoogelt habe, gepasst).
Ein Buch das mir spannende, extrem unterhaltsame und kurzweilige Stunden beschert hat.
Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 18.07.2022
Mama Melba
Conner, Christine

Mama Melba


ausgezeichnet

Was für ein tolles Buch!
Ich muss zugeben, dass ich ganz schön skeptisch war: eine deutsche Autorin schreibt über die Südstaaten, die Sklaverei und den Bürgerkrieg? Die Skepsis war völlig unbegründet!
Wir begleiten die blutjunge Melba Koch, ein naives Mädel aus dem Schwarzwald, auf ihrem Weg in die Staaten. In Louisana angekommen ist sie erst einmal auf sich gestellt. Durch ihre Neugierde und ihrem Talent zu kochen findet sie schnell Anschluss und auch eine Stellung als Küchenhilfe auf einer Plantage. Wo sie zum ersten Mal in ihrem Leben mit der Thematik Rassismus und Sklaverei konfrontiert wird.
Die Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt, in einfacher aber sehr einnehmender Sprache - so habe ich amerikanische Geschichte aus dieser Zeit noch nicht gelesen.
Melba ist ein liebenswerter pragmatischer Charakter, den man einfach mögen muss. Aber auch alle anderen wichtigen Charaktere sind so wunderbar ausgearbeitet, dass man sie lebendig vor sich sieht.

Das Buch selbst ist sehr eindringlich: Thematik, Schreibstil, Dramatik.... alles perfekt kombiniert mit viel Liebe zum Detail. Viele Fakten kannte ich aus anderen Büchern bzw. Dokumentationen, Vieles war mir völlig neu. Die Romanfiguren werden noch lange in meinem Herzen wohnen.

Dieser Roman belegt jetzt schon die Top 10 der tollsten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe

Bewertung vom 17.07.2022
Die Ewigkeit ist ein guter Ort
Noort, Tamar

Die Ewigkeit ist ein guter Ort


schlecht

Dieses Buch hat mich dezent aggressiv gemacht, nicht weil mich der Inhalt so gefesselt hätte, sondern weil es extrem konstruiert wirkt.
Die Protagonisten haben ein riesiges Problem, speziell die Hauptfigur: Null Kommunikation.
Es kann schon sein, dass die Autorin daraufhin weisen möchte, dass wir verlernt haben Probleme anzusprechen, über Gefühle generell zu sprechen, oder einfach miteinander zu sprechen. Aber in diesem Buch wirkt es allzu gewollt. Selbst der Papagei Gertrude möchte was sagen und kann nicht.

Als Agnostikerin (eine, die sich kaum Namen merken kann, geschweige denn Liedtexte oder Gedichte) hatte ich ja schon meine Probleme mit dem eigentlichen Problem der Hauptprotagonistin: sie ist Pastorin und kann sich von einem Tag auf den anderen an kein einziges Gebet mehr erinnern, ja sie kann noch nicht einmal aus der Bibel vorlesen.
Nun ja, ich erkenne vielleicht die Metapher dahinter.
Kurz und gut: dieses Buch konnte mich an keiner Stelle abholen. Es zog und zog sich dahin mit unsympathischen - teils psychopathischen - Protagonisten.
Auf der Suche nach sich selbst oder seiner inneren Mitte - da gibt es weit bessere Lektüre.

Nein, ich kenne niemanden dem ich dieses Buch empfehlen möchte.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2022
Das Geheimnis meiner Schwestern
Chase, Eve

Das Geheimnis meiner Schwestern


ausgezeichnet

Vor einer Weile habe ich Eve Chases "Black Rabbit Hall" gelesen und war schon mehr als begeistert... "Das Geheimnis meiner Schwestern" hat es nun geschafft, dass Eve Chase zu einer meiner Lieblingsautorinnen geworden ist.
Sie versteht es Geschichten zu erzählen, alte Häuser vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen und sie mit Leben zu füllen - in der Vergangenheit genauso wie im Heute.
Auch hier folgen wir wieder zwei Erzählungen:
Einmal die der vier Wilde Schwestern, die den Sommer 1959 auf Applecote Manor verbringen, dem Landgut ihrer Tante und Onkel, die vor einigen Jahren ihre einzige Tochter verloren haben.
Und die der Familie Tucker in der Jetztzeit, die der Hektik Londons und der Vergangenheit entfliehen wollen und das alte heruntergekommene Landgut Applecote Manor kaufen.
Beide Erzählungen haben eine ungeheure Sogwirkung, der man kaum entkommen kann, sie stecken voller unbehaglicher Momente und einer bedrohlichen Grundstimmung... man möchte manchmal beim Lesen die Hand vor die Augen legen und nur durch den Spalt zwischen den Fingern durchblinzeln. Beide Erzählungen greifen am Ende ineinander und der Kreis schließt sich... unkitschig und perfekt gelöst.
Eve Chase und ihre Settings plus Romanfiguren muss man einfach lieben!

Bewertung vom 14.07.2022
Das Leben vor uns
Gorcheva-Newberry, Kristina

Das Leben vor uns


ausgezeichnet

Moskau in den frühen 80er Jahren: Anja und Milka sind seit frühester Kindheit beste Freundinnen, sie gehen zusammen zur Schule und verbringen jede freie Zeit miteinander und selbst in den langen Sommerferien fährt Milka mit Anja und ihrer Familie mit zur Datscha.
Wir begleiten Anja und Milka durch ihre Kindheit und ihre Teenagerzeit, die sich besonders durch die politischen Veränderungen in der Sowjetunion auszeichnet. Später gesellen sich die beiden Jungs Lopatin und Trifonow hinzu und wir werden Zeugen der ersten sexuellen Erfahrungen.
Und wir erleben die ältere Anja in Amerika, ihrer neuen Heimat… im Kopf und im Herzen immer noch alle Erinnerungen der alten Heimat.
Was schlicht und einfach klingt, ist im Roman eine intensive und großartige Erzählung. Das Buch ist mit Sicherheit keine leichte Lektüre für den Strandurlaub. Ohne alte Plattitüden bemühen zu wollen, kommt mir die „russische Seele“ in den Sinn, schwer und tragisch füllt sich Seite um Seite. Und dennoch spüren wir beim Lesen die Leichtigkeit der Kindheit in der Natur um die Datscha, die freche Lebenslust der Teenager… gar nicht so viel anders als bei uns damals im Westen. Man inhaliert die wunderbare Kultur der Russen, egal ob beim Essen oder beim Rezitieren alter russischer Literaten. Wir erfahren aber auch vom Elend während des Zweiten Weltkrieges, wenn Anjas Oma in Erinnerungen versinkt und wir erleben Anjas Eltern, die sich des öfteren in hitzigen politischen Debatten verlieren.
Der Roman ist gewaltig, schön und schrecklich. Ein absolut empfehlenswertes Buch, das man gelesen haben muss. Mit Sicherheit ein literarisches Highlight dieses Jahres.
Schade finde ich, dass sich der deutsche Verlag für eine sehr abweichende Betitelung entschieden hat. Das Original „The Orchard“ (der Obstgarten) ist eine Verbeugung vor Anton Tschechows „Der Kirschgarten“, der im Roman öfters zitiert und erwähnt wird.
Aus dem Englischen von Claudia Wenner.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.07.2022
Der Geschichtenbäcker
Henn, Carsten Sebastian

Der Geschichtenbäcker


ausgezeichnet

Letztes Jahr habe ich den Wohlfühlroman "Der Buchspazierer" mit Freuden gelesen und stand dem neuen Titel etwas skeptisch gegenüber. Würde dieses Buch genauso berührend sein, oder ein schwacher Abklatsch? Dann las ich auch die ersten nicht so positiven Rezensionen und die Skepsis wuchs. Doch völlig zu unrecht! "Der Geschichtenbäcker" hat meine Erwartungen nicht nur übertroffen, er gefällt mir sogar noch ein bißchen besser als "Der Buchspazierer".
Ich mag die Entwicklung von Sofie, ich mag die Nebencharaktere sehr und die einzelnen Geschichten um die Charaktere sind sehr berührend.
Auch wenn ich mich nicht mit einer Ballerina identifizieren kann und auch keinen blassen Schimmer vom Bäckerhandwerk habe - die Kernaussage ist es, die Allgemeingültigkeit hat. Veränderungen im Leben, im Alter, in Beziehungen... sie kommen und man muss sich ihnen stellen, mit den Veränderungen wachsen und sich mitunter neu erfinden und sich dennoch treu bleiben.
Carsten Henn ist sich treu geblieben: Der Geschichtenbäcker ist eine völlig andere Geschichte, aber der Schreibstil Henns ist unverkennbar.
Ein wunderbares Buch, in das man sich einkuscheln möchte!

Bewertung vom 12.07.2022
Minna. Kopf hoch, Schultern zurück / Mütter-Trilogie Bd.1
Fuchs, Felicitas

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück / Mütter-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

600 Seiten durch die man durchrast, als wäre es nichts! Aber es ist nicht "nichts", es ist eine ergreifende und packende Familiengeschichte, die man einfach nicht aus der Hand legen kann.
Genau genommen ist es der Auftakt einer dreiteiligen Familiengeschichte und ich freue mich jetzt schon darauf, dass es im Januar weiter geht.
Was dieses Buch ausmacht: genau recherchierte historische Details, eine atmosphärische Dichte was die Zeit anbelangt (da passt von Sprache über Flair einfach alles) und extrem authentische Charaktere... was kein Wunder ist, denn Felicitas Fuchs hat die Geschichte ihrer Familie schriftlich festgehalten.
Dieser Band beschäftigt sich mit Minna und beginnt im Jahre 1924, eine junge Frau mit hochfliegenden Plänen, einem starken Willen, gutem Aussehen und näherischem Talent.
Mochte ich anfangs die blutjunge Minna nicht wirklich, so sehr lernte ich sie über die Jahre lieben. Was für eine starke Frau - ein Vorbild!
Anhand ihrer Geschichte begleiten wir sie und ihre engere Familie bis ins Jahr 1951 und nichts wird ausgelassen, persönliche Schicksalsschläge, die einem unter die Haut gehen, bis hin zu den grausamen Machenschaften im "Dritten Reich".
In diesem Buch passt einfach alles zusammen, es ist ohne Pathos, ohne Schwarz-Weiss-Malerei ohne Überdramatisierung. Es spiegelt einfach das Leben mit all seinen Tragödien in dieser Zeit wider.
Diesen Roman muss man gelesen haben - unbedingt!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.