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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2013
Der geheime Name
Winterfeld, Daniela

Der geheime Name


gut

Auf dem Buchrücken prangt die Beschreibung "Spannend wie ein Thriller. Phantastisch wie ein Märchen." Natürlich sprang ich da sofort drauf an, und so verlor ich mich für einige Stunden in dieser düster-unwirklichen Geschichte von Daniela Winterfeld, in der eine Art "modernes Rumpelstilzchen" seine perfiden Spielchen treibt.
Schon die ersten Seiten des Buches entwickeln einen derartigen Sog, dass ich ungelogen das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Für "Der geheime Name" habe ich daher trotz seiner Fülle auch nur einige wenige Stunden zum Lesen gebraucht, auch wenn der anfängliche Spannungslevel in meinen Augen leider nicht durchgängig aufrecht erhalten werden konnte. Spätestens in der Mitte des Buches ermüdet das Hickhack zwischen dem Geheimen und dem Gespann Mora/ Fina etwas. Alle lauern, alle warten, irgendwas liegt in der Luft, aber wenig passiert.

Die Geschichte von Fina und Mora fand ich bis zum Zeitpunkt des näheren Kennenlernens und ersten "Antastens" sehr schön, leicht romantisch (auch wenn das etwas ist, womit Mora nichts anfangen kann, weil er es nicht kennt), authentisch und stimmig. Als sich Fina dann aber mehr und mehr entschließt, längere Zeit bei ihm zu bleiben, rutschte mir diese zwischenmenschliche Beziehung zu sehr ins Kitschige und leider auch Übertriebene ab. Diese Liebesgeschichte wird dann sogleich ein "Ganz oder gar nicht", und das fand ich - gerade in Anbetracht von Moras Vergangenheit in völliger sozialer Isolation - nicht ganz passend. Überdies stagniert die Handlung dann durch ihre Bekanntschaft, so paradox das klingen mag: beide befinden sich längere Zeit in einer Höhle, verbringen Zeit zusammen, und man liest sich Seite um Seite voran - aber eigentlich geschieht einfach nichts. Plötzlich ist die Luft ein wenig raus, wie ich fand. Liest man sich durch diesen eher zähen Mittelteil, wird man dann jedoch mit einem fulminanten und abwechslungsreichen Ende belohnt, bei dem man nicht nur Rumpelstilzchen in Aktion erleben darf.

Was mir hier in der Geschichte um den "Geheimen" gefehlt hat, ist der Zauber und das Magische, das Märchen normalerweise innewohnt. Märchen umgibt einfach eine besondere Aura, und gerade die Geschichte vom "Rumpelstilzchen" war früher immer eins der Märchen, das wie bildlich vor meinen Augen ablief mit einem kleinen Männchen, das gehässig ums Feuer tanzt - und diese Atmosphäre hat mir hier einfach gefehlt.

Es sind aber auch andere kleine störende Aspekte, die man in der Masse der Buchseiten und der Fülle der Geschichte glatt übersehen mag, die man aber - wenn man trotz der unwirklichen Kulisse seinen gesunden Menschenverstand bemüht - einfach nicht so recht ignorieren kann. Zumindest ich konnte das nicht, und so fiel mir die fadenscheinige Begründung, warum Fina und ihre Mutter vor ihrem Vater auf der Flucht sind, eher negativ auf. Wieso sollte ein Vater sich einen solchen Schuh der angeblichen Stalkerei anziehen und jahrelang auf seine Tochter komplett verzichten - nur um seiner Frau einen Gefallen zu tun; seiner Frau, die er durch eben diese Aktion seit Jahren nicht mehr wirklich sehen darf. Auch stellte sich mir die Frage, warum sich scheinbar niemand ernsthafte Sorgen und Gedanken macht, wenn Fina mehrere Wochen im Wald verschwindet - und das, obwohl sie vorher ständig unter dem wachsamen Auge ihrer Mutter und dann Großmutter stand. Das sind eher so Randbemerkungen, die mir aufgefallen sind, und die für den Fortlauf der Handlung um Fina & Mora eher nebensächlich sind - die in meinen Augen das Gesamtbild aber gestört haben.

Übrigens: In meiner Vorstellung sah der "Geheime" stets aus wie das Rumpelstilzchen aus dem Shrek-Film, eigentlich sollte er aber wohl sicher viel düsterer und unberechenbarer erscheinen. An fehlender Beschreibung kann es nicht gelegen haben, denn Daniela Winterfeld haucht ihren Figuren nicht nur auf der optischen, sondern auch auf der persönlichen Ebene mit sehr gelungenen Beschreibungen und bildhaften Details Leben ein.

Bewertung vom 25.01.2013
Für immer die Seele / Für immer Bd.1
Omololu, Cynthia J.

Für immer die Seele / Für immer Bd.1


sehr gut

"Für immer die Seele" ist ein interessanter und vielversprechender Auftakt einer Reihe, die sich mit dem Thema Wiedergeburt und "Seelenwanderung" beschäftigt. Autorin Cynthia J. Omololu erfindet zwar das Rad nicht neu, so sind ihre Zutaten zu diesem locker leichten Jugendroman eher altbekannt: junge Heldin, die leichte Außenseiter-Qualitäten aufweist, lernt eines Tages netten jungen, vor allem aber geheimnisvollen Mann kennen, der ebenfalls Interesse an ihr zu bekunden scheint. Damit nicht genug: seit einiger Zeit hat Cole in den verschiedensten Momenten Visionen, richtig gehend Déja-vus, da sie nicht nur Zuschauerin ist, sondern selbst stets eine Rolle in eben diesen Visionen spielt. Griffon, ihre (nicht ganz zu zufällige?) Bekanntschaft von einer Londonreise, der zufällig ebenso wie sie in San Francisco lebt, öffnet ihr schließlich die Augen: sie ist eine Akhet. Sie ist einer der wenigen Menschen, die sich an ihre früheren Leben erinnern können und die wissen, welche Persönlichkeiten sie früher schon einmal waren. Griffon, zufällig ebenso ein Akhet, erklärt ihr, dass sie damit eine ganz besondere Stelle einnimmt, warnt sie jedoch zugleich, dass eine ihrer Visionen, die mit Coles Leidenschaft fürs Cellospielen zusammenhängt, mehr als nur eine Erinnerung bedeuten könnte, und die merkwürdigen Vorkommnisse erklären würde, die Cole in letzter Zeit heimsuchen.

Klingt alles nach recht viel Zufall? Nun ja, das ist es auch, wenn man es so betrachtet. Trotzdem hat mich das beim Lesen merkwürdigerweise nicht gestört. Ebenso wie die eher altvertraut erscheinenden und auch klischee-behafteten Persönlichkeiten Cole und Griffon Grund zum Augenverdrehen sein könnten, es aber nicht waren. Viel mehr hab ich mich in dieser durchweg schön geschriebenen und sprachlich sehr gut ausgearbeiteten Geschichte verloren und Coles und Griffons Geschichte in einigen wenigen Stunden weggelesen. Zumindest die Anfänge der Geschichte von beiden, denn "Für immer die Seele" ist ein Reihenauftakt, und einige Andeutungen im Laufe der Geschehnisse lassen vermuten, dass man als Leser einiges über Cole, aber auch über Griffon, noch nicht erfahren hat. Das dürfte in den folgenden Bänden kommen, und darauf bin ich jetzt schon sehr gespannt.


Fazit:

"Für immer die Seele" ist eins der momentan so zahlreich vertretenen Jugendbücher, in denen sowohl die übersinnliche als auch die Liebesgeschichten-Komponenten nicht zu kurz kommen. Trotzdem hat es mir ausgesprochen gut gefallen, was nicht zuletzt an den wirklich schönen Sätzen liegt, an denen man in Form von Coles Gedanken hier teilhaben kann. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.06.2011
Ein Kuss ist ein ferner Stern
Rösler, Alexander

Ein Kuss ist ein ferner Stern


ausgezeichnet

„Ein Kuss ist ein ferner Stern“ handelt von August, der offensichtlich an einer Form des Autismus leidet, ich vermute, dem Asperger-Syndrom. Der Autor Rösler benennt dies zwar nicht ein einziges Mal direkt im Buch, jedoch ist von meinem Psychologie-Studium dann doch soviel hängengeblieben, dass ich diese Diagnose wage... :)
Dieses Syndrom ist vor allem durch eine wenig ausgeprägte soziale Interaktion und Kommunikation sowie durch recht einseitige Interessen und Aktivitäten gekennzeichnet. Und genau so ist August. Er kann Menschen nicht in die Augen sehen, mag Berührungen nicht, versteht manche Andeutungen und versteckte Ironien nicht.
„Meine Gefühle sind oft durcheinander und ich kann sie schlecht in Worte fassen und an den richtigen Stellen zeigen oder verstecken. Bei mir ist oft die Nebensache die Hauptsache.“ (S.133)
Er ist Bassist in einer Band, zusammen mit seinem „Freund“ Rudi (so könnte man ihn wohl nennen); er weiß jede Menge, was auch daran liegt, dass er sich alles merken kann. August neigt dazu, alles zu analysieren und selbst zu den alltäglichsten Sachen wissenschaftliche Erklärungen hinzuzufügen. So weiß er mathematische Formeln aus dem Kopf und kann ohne weiteres Zentrifugalkraft erklären. Und er hat ein Auge für Details.
„...und es riecht etwas nach Kirsche, nicht nach Kunstkirsche im Joghurt, sondern ganz leicht nach echter, aufgeplatzter Süßkirsche nach einem Sommerregen, der osmotisch die Kirsche sprengt, die ich gerne esse.“ (S.131)
Er ist ein unglaublich liebenswerter ehrlicher Typ, der sein Leben so mag, wie es ist - nicht zuletzt, weil er es anders nicht kennt. Und dann lernt er eines Tages Freya kennen. Plötzlich geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf, und noch viel interessanter: er will gar nicht aufhören an sie zu denken. Während er sonst alle zwanghaften Gedanken einfach mit einem „Cut“ zum Stillstand bringt, gelingt dies bei Freya nicht ohne weiteres. Er erzählt Rudi von der ganzen Begegnung und Rudi... nun, der weiß, was zu tun ist.
Dieses Buch ist eine Perle! Eine wunderschöne liebevoll geschriebene Geschichte über die Liebe und das Anderssein, und wie man beides unter einen Hut kriegt. Ich hab die Seiten verschlungen, was nicht zuletzt auch an der interessanten Erzählweise lag. Denn die Geschichte von August und Freya wird zum einen abwechselnd von beiden erzählt. Dann übernimmt jedoch auch Rudi noch einen gewissen Teil der Erzählung und bringt beide Erzählstränge immer wieder zusammen. Letztlich war es auch Rudi, den ich am unterhaltsamsten und am sympathischsten in dieser Geschichte fand.
„Ein Kuss ist ein ferner Stern“ sticht irgendwie ein wenig aus der Büchermasse heraus, und das finde ich wunderbar. Dieses sensible Thema Autismus wurde hier zwar unterhaltsam, teilweise sogar lustig verarbeitet, jedoch hatte ich zu keinem Moment das Gefühl der Lächerlichkeit oder Übertriebenheit. Das mag natürlich auch am Gespür des Autors liegen, soviel ich weiß, ist er Mediziner. Und auch die Beziehung zwischen Freya und August ist so leicht und feinfühlig geschildert, dass sie tatsächlich glaubhaft rüber kommt.
Zu guter Letzt noch eine kleine Weisheit von August - ein Satz, in dem ich mich selbst so sehr wieder gefunden habe (was, nebenbei gesagt, bei vielen seiner Sätze der Fall war):

„Ich habe nichts gegen Stille, sie ist nach Musik das Zweitbeste.“ (S.132)

Fazit:
Ein wunderbares Buch, das mich voll überzeugt hat. 5 von 5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2011
Ada liebt
Balschun, Nicole

Ada liebt


sehr gut

Ada verliebt sich in Bo. Alles könnte ganz schön werden, jedoch prallen mit den beiden recht unterschiedliche Welten aufeinander. Bo ist Landwirt und lebt für seine Schweine und seinen Hof. Ada weiß nicht so recht, was sie vom Leben will und erwartet und macht deshalb zunächst das für sie naheliegendste, als es ihr angeboten wird: eine Doktorarbeit in Literaturwissenschaften. Beide können mit- aber erst recht nicht ohne einander.
Die Geschichte von Ada und Bo zieht sich über mehrere Jahre und wird dabei stets aus der Sicht von Ada erzählt. Ada ist ein Charakter, mit dem ich mich selbst sehr identifizieren konnte, und das hat mich recht schnell und leicht durch das Büchlein (191 Seiten) getragen. Ihre Gedankengänge konnte ich an mancher Stelle so gut nachvollziehen, dass ich einfach kopfnickend da saß. Sie ist ein eher ruhiger Mensch, der sich Gedanken macht, jedoch nicht unbedingt in Gesellschaft anderer sein muss, um glücklich zu sein. Wenn sie darüber spricht, wie ihre Mutter versucht, sie zu mehr gesellschaftlichem Leben zu überreden („denn man muss doch unter Leuten sein“), oder wenn es um allgemeine Erwartungen geht, die die Gesellschaft an einen stellt - wie hat man sich zu verhalten, wann sollte man was sagen und wann lieber nicht - dann kam ich beim Lesen nicht umhin, mir zu denken „Ja, das stimmt, wieso ist das eigentlich so? Wieso wird man schräg angeguckt, wenn man abends nicht gern ausgeht?“ Adas Eltern sind das beste Beispiel dafür, nicht ganz so in die biedere angepasste Gesellschaft zu passen, wobei ihr Vater dies ganz bewusst lebt und ihre Mutter diesen Umstand gern verheimlichen möchte. Und Bo? Bo lebt das Leben einfach so, wie es kommt. Als Bauer sieht er die Dinge recht simpel; allerdings ist es gerade er, der manche Sachen erst auf den Punkt bringt, schlicht und einfach, und der Ada klar macht, dass sie sich klar machen muss, was sie will.
Mir hat „Ada liebt“ eigentlich ziemlich gut gefallen. Es ist keine Liebesgeschichte im herkömmlichen Sinn, sondern eher die subjektive Beschreibung von zwei Menschen, die sich mögen und überlegen, ob sie denn wirklich zusammen gehören. Nicole Balschun schreibt locker und fast im Plauderton, der sich locker durch das ganze Buch zieht. Hier und da sind so unverhofft kleine Ironien und sarkastische Bemerkungen versteckt, die mich zum Schmunzeln gebracht haben, weil sie eben wirklich einfach wahr sind. So zum Beispiel die Beschreibung von Adas erstem Date: „Er war nett, aber was soll man denn reden, mir fiel nichts ein, ihm auch nicht, Musik interessierte mich nicht und er las nicht.“ (S.14)
Den wirklich einzig richtigen Kritikpunkt, den ich anbringen muss, weil er auch dazu geführt hat, dass ich das Lesen von „Ada liebt“ als nicht so angenehm empfunden habe: Frau Balschun verzichtet gänzlich auf Anführungszeichen. Und das in einem Buch, das nur so vor wörtlicher Rede strotzt. Jeder Satz wird komplett ineinander geschrieben, wörtliche Rede nur durch Kommas von Beschreibungen oder Gedanken abgetrennt - und das fand ich anfangs furchtbar verwirrend. Nach einigen Seiten gewöhnt man sich zwar nach und nach dran; jedoch blieb es bis zur letzten Seite nicht aus, dass ich über die Sätze gestolpert bin und manchmal nicht auseinander halten konnte, ob ein Satzfragment jetzt von einer Figur tatsächlich „ausgesprochen“ wurde, oder ob es sich dabei nur um einen Gedanken handelte. Das fand ich beim Lesen doch recht störend, und auch wenn es letztlich wiederum den Reiz des Buches ausmacht, hätte ich mir eine andere Lösung gewünscht.

Fazit:
„Ada liebt“ ist ein schönes kurzweiliges Buch über das „sich-verlieben und damit zurecht-kommen“. Es ist keine Geschichte, die einen nach dem Lesen sprachlos und völlig begeistert da sitzen lässt, sondern eher ein ruhiges kleines Büchlein, das man mal gelesen haben sollte, wenn einem danach ist. Das Fehlen der Anführungszeichen für die wörtliche Rede ist leider sehr gewöhnungsbedürftig und nicht ganz mein Fall. Ich gebe 4 von 5 Sterne

Bewertung vom 18.04.2011
Die Villa am Rande der Zeit
Petrovic, Goran

Die Villa am Rande der Zeit


sehr gut

Lektor Adam erhält den Auftrag, das Buch „Mein Vermächtnis“ von Anastas Branica inhaltlich und sprachlich zu überarbeiten, nach den Wünschen eines Ehepaars. Dieser für ihn außergewöhnliche Wunsch bekommt plötzlich deutliche Echtheit, als Adam klar wird, dass es möglich ist, in das Buch einzutauchen und dort eine Art andere Welt zu besuchen – eben die Welt, die dort von Branica beschrieben ist. Die „Ausbesserungen“, die er vornehmen soll (Gardinenfarben ändern, Musikzimmereinrichtung, Sessel verschieben), laufen tatsächlich in der Handlung des Buches selbst von statten. Dort begegnet er anderen Lesern, die zur selben Zeit im selben Buch lesen, auf der ganzen Welt verteilt. Diese laufen sich hier über den Weg, reden miteinander – verlieben sich sogar ineinander...
„Die Villa am Rande der Zeit“ ist ohne Frage ein eigenwilliges Buch, wie ich es schon lange nicht mehr gelesen habe. Es lebt von einer fantastischen Idee, die auch sehr gelungen umgesetzt wurde. Sprachlich bewegt sich der Autor Petrovic auf ganz hohem Niveau; er gibt jedem Satz das besondere Extra und lässt selbst unbedeutende Aspekte ausgefeilt und durchdacht klingen. Trotzdem verliert der Sprachstil dadurch nicht an Spontaneität oder Wirkung. Es passt einfach alles gut zusammen.
Dennoch komme ich nicht umhin, kleine Längen hier und da zu bemängeln, die sich im Text finden, und in denen zuviel Nebeninformation verarbeitet wird, die für die Haupthandlung gar nicht wirklich von Relevanz ist. Das Buch liest sich dennoch erstaunlich leicht und flüssig weg, auch wenn ich – als eher ungeübte Leserin osteuropäischer/ russischer Literatur – zugegebenermaßen ein wenig über serbische Namen und Begriffe gestolpert bin. Auch historische und gesellschaftliche Aspekte von Serbien werden angedeutet und teilweise im Kontext eingebaut.
Als etwas irreführend habe ich den Klappentext empfunden. Denn nicht Adam erscheint als die Hauptfigur, sondern nach und nach werden verschiedene Personen vorgestellt, die alle ihren Beitrag zum Entstehen und Fortbestehen des Buches „Mein Vermächtnis“ leisten und letztlich für Geschehnisse verantwortlich sind. So wird die Handlung beispielsweise auch aus der Sicht des Autors Anastas erzählt, nämlich wie dieses beeindruckende Stückchen Literatur eigentlich entstanden ist; oder auch aus der Sicht von Sretem, einem Spion, dem das Buch eines Tages in die Hände fällt.
Kurz: „Die Villa am Rande der Zeit“ ist ein wirklich schönes Buch zum Schmökern und zum Träumen. Wer hat sich beim Lesen nicht schon einmal gedacht, wie schön es wäre, in die eigene Lieblingsgeschichte einzutauchen, und sei es wirklich nur, um dort mal die Wandfarbe eines Zimmers ändern zu können... Und wer jetzt denkt, die Geschichte sei nur eine Art Abklatsch der „Tintenherz“-Trilogie, dem sei gesagt: nein, das ist sie nicht. „Die Villa am Rande der Zeit“ hat ihren ganz eigenen Reiz.

Fazit:
Die Rahmenhandlung und vor allem die Idee haben mir sehr gut gefallen. Hier und da fand ich Zusammenhänge und Verbindungen teils sprachlich, teils inhaltlich zu komplex und verworren. Daher gibt es von mir 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 12.03.2011
Gegen die Zeit / Magierdämmerung Bd.2
Perplies, Bernd

Gegen die Zeit / Magierdämmerung Bd.2


sehr gut

Ich denke, ich sollte gleich zu Beginn sagen, dass ich nicht der typische Steampunk-Leser bin – eine Literaturrichtung, der die „Magierdämmerung-Trilogie“ von Bernd Perplies ohne Zweifel zugeordnet werden kann. Nach dem Lesen des ersten Teils („Für die Krone“) war ich daher auch etwas unschlüssig, wie mir das Buch nun eigentlich gefallen hatte. Nach dem Lesen des zweiten Teils („Gegen die Zeit“) fällt es mir nun wesentlich leichter, diese Frage zu beantworten: gut! Der Spannungsbogen, den Perplies im ersten Teil dank zahlreicher Figuren und viel Handlung aufbaute, setzt sich hier unmittelbar fort. Das kommt nicht zuletzt dadurch, dass die Handlung des Teils 2 direkt dort einsetzt, wo Teil 1 aufgehört hat. Als Leser ist man dadurch zwar sofort drin im Geschehen, andererseits muss ich hier einen klitzekleinen Kritikpunkt anbringen: ich war in den ersten Kapiteln zugegebenermaßen einfach etwas verwirrt, weil ich die Vielzahl an Namen nicht mehr gleich zuordnen konnte und auch die ganzen Hintergründe aus Teil nicht sofort wieder parat hatte. Perplies dröselt dies zwar nach und nach auf den folgenden Seiten auf, aber bei mir haben sich die Monate ohne „Magierdämmerung“, die zwischen dem Lesen beider Teile lagen, leider doch recht bemerkbar gemacht. Nichtsdestotrotz hat mir „Gegen die Zeit“ ausgesprochen gut gefallen, besser noch als Teil 1. Spannende Ideen und Einfälle ziehen sich vor allem durch die zweite Hälfte des Buches; und die interessanten Charaktere, die schon im Teil 1 auftauchten, bekommen hier wieder die Möglichkeit, zu zeigen, was in ihnen steckt. Leider kommen in meinen Augen manche Figuren etwas zu kurz, vor allem im direkten Vergleich mit dem Vorgänger „Für die Krone“, so z.B. Kendra, Robert oder auch der Bösewicht Wellington. Dafür führt Perplies sogar noch einen neuen Charakter ein, Lionida Diodato, die in meinen Augen jedoch recht blass bleibt und deren wirkliche Bedeutung für die Gesamthandlung mir noch nicht einleuchtet. Aber das kommt vielleicht noch, in Band 3 („In den Abgrund“), der sogar noch dieses Jahr erscheinen wird und der mit mir schon jetzt einen Leser sicher hat.

Fazit:
Der zweite Teil der „Magierdämmerung“ hat mir besser gefallen als der erste. Die gesponnenen Fäden aus dem ersten Teil werden hier gekonnt weiter verknüpft (wie mehrdeutig!) und machen Lust auf Teil 3 der Trilogie. Ich hätte mir ein ausgewogeneres Verhältnis von „Augenmerk auf die Figuren“ und „Vorantreiben der Handlung“ gewünscht. Von mir gibt es 4 Sterne.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.