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Benutzername: 
Katjuschka
Wohnort: 
Gießen

Bewertungen

Insgesamt 238 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2021
Als ich einmal in den Canal Grande fiel (eBook, ePUB)
Reski, Petra

Als ich einmal in den Canal Grande fiel (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieses Buch ist für wahre, echte Liebhaber/innen der Stadt Venedig, denn beim lesen muss man viel aushalten - man wird seufzen, tief durchatmen, stöhnen, den Kopf schütteln.
Die Autorin schreibt vom Alltag mit dem Massentourismus, der Zunahme von Airbnb bei gleichzeitigem Rückgang von bezahlbarem Wohnraum, was zu einem Exodus der Venezianer führt. Und zur Schließung von traditionellen Geschäften, an deren Stelle nun entweder Ramsch für die Touristen verhökert wird oder ein weiteres Luxuslabel einen Store eröffnet.
Sie schreibt von Kreuzfahrtschiffen, für die die Lagune noch tiefer ausgegraben wurde und über Umweltschäden, die sowohl durch diese Bauarbeiten, als auch durch Wasserverschmutzung und Feinstaubbelastung zugenommen haben.
Vom Ausverkauf der Stadt durch korrupte Politiker, der "Zwangsvereinigung" mit Gemeinden auf dem Festland, was der Lagunenstadt jegliche Eigenbestimmung nimmt.
Petra Reski erzählt vom Hochwasser und was es für die Venezianer wirklich bedeutet, wenn erneut ihr Hab und Gut mit Süßwasser gereinigt werden muss, aber von offiziellen Stellen mal wieder keine Hilfe kommt.
Und natürlich von "Mose" dem Megaprojekt zur Hochwasserbekämpfung, mit dem bisher aber nur Millionen von Euro in der Lagune versenkt wurden.
Ihre Beschreibungen lesen sich wie der berühmte Kampf gegen die Windmühlen.
Aber wie Don Quijote gibt auch Petra Reski sich gemeinsam mit diversen Bürgerinitiativen kämpferisch und furchtlos im ständigen Kampf zur Rettung der Seele dieser wunderbaren Stadt im Wasser!
Aber zum Glück kann man beim lesen auch oft genug lächeln.
Immer dann, wenn die Autorin liebevoll von "ihrem" Venedig erzählt. Dann kann man an ihrer Seite durch die Lagunenstadt gehen und die Schönheit aus den Augen einer Venezianerin sehen.
Und das ist Petra Reski nach über 30 Jahren in Venedig!
Ich liebe es, wenn sie über den "Venezianer" schreibt. Der Mann, in sie sich verliebt hat und wegen dem sie blieb, als sie beruflich nach Venedig kam.
Über einen alten Freund zu lesen, den Fischer Alberto, den es irgendwann nach Maestro zieht, hat mich etwas melancholisch gemacht. Symbolisiert er doch ein wenig die Tragik des Geschehens.
Zum schmunzeln ist es aber z.B., wie die Autorin lernt mit ihrem eigenen Boot zu fahren - und vor allem einzuparken!
Und ja, auch wie sie tatsächlich einmal in den Canal Grande gefallen ist.
Mich lässt die Lektüre gespalten zurück.
Kann ich nun noch unbedarft nach Venedig reisen, wenn ich in einem weiteren, zu einem Hotel umgebauten Palazzo wohne, während die Venezianer keine Wohnung mehr finden?
Bin ich als Tourist nicht auch ein weiterer Sargnagel für eine sterbende Stadt, die zu einer Art europäischer Disney-Variante wird?
Aber was passiert, wenn in einer Stadt, die von Touristen lebt, diese ausbleiben?
Was wird dann verkauft, versilbert, zerstört?
Und zu gern würde ich noch einmal in der kleinen Pasticceria in Cannaregio ein Cannoli kaufen und mit Blick auf den Kanal genussvoll verspeisen...

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2021
Klaras Schweigen
Storks, Bettina

Klaras Schweigen


ausgezeichnet

Miriam, Mitte 40 und Single, ist in Freiburg bei ihren Großeltern Klara und Eduard Schilling aufgewachsen. Ihre Eltern sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen als Miriam erst 2 Jahre alt ist.
Als Oma Klaras erste Worte nach einem Schlaganfall auf französisch sind, ist nicht nur Miriam überrascht.
Weder sie, noch Klaras Schwester Lotte wussten ob dieser Sprachkenntnis!
Da auch das Gedächtnis der fast 90jährigen Klara angegriffen ist, versucht Miriam mit Hilfe alter Fotos und Briefe ihrer geliebten Oma zu helfen.
Wer ist der ihr unbekannte Pascal, den Klara erwähnt?
Warum hatte sie 1949 Freiburg verlassen um eine Zeitlang in Konstanz zu leben?
Was genau ist im Leben ihrer Großmutter passiert, worüber sie all die Jahre so eisern geschwiegen hat?
Miriam erkennt schnell, dass Klara einiges verbirgt, doch alle Nachfragen laufen ins Leere.
Aber auch Großtante Lotte scheint etwas zu wissen - und zu verschweigen!
Miriams Suche nach Antworten führt sie auf die Spur eines alten Familiengeheimnisses - und in die Bretagne...

In dieser spannenden Geschichte auf zwei Zeitebenen begleiten die Leser(innen) zum einen Miriam auf ihrer Suche nach Antworten zu ihren Fragen bezüglich Klaras Vergangenheit und damit zu ihren Wurzeln.
Zum anderen, in wechselnden Kapiteln, die junge Klara zuerst durch das französisch besetzte Freiburg und später durch Konstanz.
In beiden Zeitebenen fand ich die Beschreibungen der Örtlichkeiten ausgesprochen gut gelungen. Besonders gefallen haben mir die Einzelheiten aus der Stadt Freiburg, die so vor meinem inneren Auge entstanden ist.
Klara und ihre Schwester Lotte leben mit einem herrischen und verbitterten Vater und einer streng gläubigen katholischen Mutter.
Als Klara sich ausgerechnet in einen Franzosen verliebt, einen der gehassten Besatzer, bricht eine familiäre Hölle aus!
Miriam entdeckt, mehr durch Zufall, dass ihr geliebter, bereits verstorbener Opa Eduard, gar nicht ihr biologischer Opa war!
Was ist aus dem damaligen Geliebten von Klara, dem bretonische Soldaten Pascal geworden, der ja dann wohl ihr Opa ist?
Wusste er von Klaras Schwangerschaft, als er plötzlich verschwunden ist?
Und kannte Miriams Mutter Henriette die Wahrheit ihrer Herkunft?
Durch Schweigen, auch wenn es aus den besten Gründen heraus geschah, wird Jahre später eine Katastrophe ausgelöst...

In dieser Geschichte fand ich ausnahmsweise tatsächlich den aktuellen Zeitstrang interessanter als den historischen.
Miriams Suche nach Pacal wird nämlich spannend und realistisch geschildert und ich konnte mich mit ihr sehr gut identifizieren.
Gefallen hat mir auch, dass der Fokus der Handlung auf dem Geflecht von Vergangenheit und Gegenwart liegt und nicht auf einem Weg zu einem unvermeidlichen Happy-End.
Natürlich ist irgendwann klar, was ungefähr in der Vergangenheit von Klara passiert sein muss - aber der Autorin gelingt es ganz wunderbar, dazu außerdem noch einen weiteren spannenden Aspekt einzubauen, der so nicht zu erwarten war.
Das Ende ist eine Mischung aus Akzeptanz, Verzeihen und... vor allem... Liebe!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2021
Das Haus der Winde (eBook, ePUB)
Frank, Sylvia

Das Haus der Winde (eBook, ePUB)


gut

1934: Die Dänin Asta Nielsen verbringt, wie so oft, zusammen mit ihrer Schwester Johanne einen Sommer auf der deutschen Insel Hiddensee.
In dem Jahr aber ist vieles anders.
Sie trifft auf den Fischer Kai, der kurz vor der Überfahrt von Stralsund auf die Insel, der Schauspielerin gegenüber lässig, aber auch ein wenig frech auftritt. Aber irgendetwas an ihm reizt Asta!
Nach einem Bootsunfall einige Zeit später, kommt es aber erst einmal zu Streitigkeiten zwischen Asta und Kai.
Asta, die von der Nachricht über die schwere Krankheit ihres engen Freundes Joachim Ringelnatz schwer getroffen ist, findet dann aber gerade bei Kai Trost und Halt.
Nach mehreren gescheiterten Ehen oder Beziehungen verliebt sich der große Filmstar in einen einfachen Fischer und verlebt einen glücklichen Sommer auf Hiddensee, bevor sie eine folgenreiche Entscheidung trifft.

Für Asta Nielsen, den großen Stummfilm-Star, ist ihr Haus "Karusel" auf Hiddensee immer ein Rückzugsort vom Rummel in Berlin.
Aus ärmlichen Verhältnissen kommend hat das kleine dänische Mädchen es geschafft, in Deutschland reich und berühmt zu werden.
Als die Nazis an die Macht kommen, sind nach und nach viele ihrer Freunde emigriert oder haben Auftrittsverbot. Asta Nielsen aber wird von Goebbels und Hitler umworben.
Sie lehnt es jedoch ab Propagandafilme zu drehen und denkt eher darüber nach ihre Filmkarriere zu beenden und wieder in Dänemark Theater zu spielen.
"Das Haus der Winde" spielt nur in diesem einen Sommer 1934 und man lernt in dieser kurzen Momentaufnahme den Menschen Asta kennen.
Hat sie mit Anfang 50 geahnt, dass mit der Einführung des Tonfilmes ihre Karriere dem Ende entgegen geht?
War es wirklich Liebe, die Asta für Kai empfunden hat, oder war es nur eine Flucht in eine andere Welt?
Der Alltag auf Hiddensee und auch die Gedankenwelt von Asta Nielsen fand ich interessant beschrieben.
Ich hätte mir aber etwas mehr Intensität gewünscht, denn ich habe mich "nur" wie eine Betrachterin von außen gefühlt, nicht wie ein Gast inmitten der Handlung.
Ich habe mich aber trotzdem auf Hiddensee und im "Karusel" wohlgefühlt. Es war wie das eintauchen in eine fremde, untergegangene Zeit!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2021
Die Patisserie am Münsterplatz - Zeitenwandel / Die Kuchenkönigin von Straßburg Bd.1
Jacobi, Charlotte

Die Patisserie am Münsterplatz - Zeitenwandel / Die Kuchenkönigin von Straßburg Bd.1


sehr gut

Als sich Ida Tritschler und Lucien Picard ineinander verlieben, ist es anscheinend nicht nur die Konkurrenz der beiden Patisserie-Betreiber, die zwischen den beiden steht.
Schnell wird klar, es muss ein Vorkommnis aus der Vergangenheit geben, der die Familien entzweit hat.
Was ist geschehen, als Idas Vater vor über 20 Jahren in Straßburg gelebt hatte?
Ist es wirklich nur die Tatsache, dass die beiden Väter im Krieg auf unterschiedlichen Seiten gekämpft haben?
Nicht wenig Bewohner der Stadt Straßburg tun sich im Jahr 1893 noch immer schwer damit, dass ihre Heimatstadt jetzt nicht mehr zu Frankreich, sondern zum deutschen Kaiserreich gehört...
Aber zum Glück gibt es auch Unterstützung für die beiden Verliebten.
Zwar scheint René, Luciens jüngerer Bruder, den blinden Hass des Vaters auf die gesamte Familie Tritschler zu teilen, die Großmutter jedoch ist auf ihrer Seite, versucht auf den Sohn einzuwirken.
Aber es gibt neben offener Ablehnung gegenüber einer Verbindung von Ida und Lucien auch viele streng gehütete Geheimnisse - in beiden Familien!
Selbst der deutschstämmige Küster scheint etwas zu verbergen...

In dieser "Romeo & Julia" Geschichte zur Zeit der deutsch-französischen Kriege spielen nicht nur Ida und Lucien die Hauptrollen. Auch die Stadt Straßburg wird liebe- und respektvoll in die Handlung mit einbezogen.
Die historischen Umstände um das "Wechselspiel" der Zugehörigkeit des Elsass wird hier nicht nur zeitgemäß sehr gut beschrieben, auch die persönlichen Befindlichkeiten der Bewohner/innen werden gut eingebunden.
Vieles was hier, fast wie nebenbei, thematisiert wird, gerade was die deutsche Belagerung und die großflächige Zerstörung der Stadt betrifft, war mir vollkommen neu.
Die Protagonist(inn)en werden dabei zeitgemäß realistisch dargestellt, wenn auch aus heutiger Sicht manches antiquiert erscheint.
Im historischen Kontext liest sich die Handlung interessant, wissend, Straßburg wird wieder französisch...
Natürlich ist irgendwann klar, was wohl in der Vergangenheit geschehen ist, aber es gibt mit dem Handlungsstrang rund um René und Denise einen weiteren spannenden Aspekt.
Auch Idas Bruder Oscar bringt eine weitere Verquickung ins Spiel...
Zum Ende, als alles endgültig verloren scheint, kommt es zu einem finalen "Showdown", der vieles klärt, aber auch genug offen lässt, um mit Spannung auf die Fortsetzung zu warten!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2021
Das Geheimnis der Themse
Goga, Susanne

Das Geheimnis der Themse


ausgezeichnet

Das Angebot seines früheren Mentors, Verleger Sir Tristan Jellicoe, für ein Buch über magische Orte in London zu recherchieren, ist, nachdem sie in ihr neues Haus gezogen sind, für Tom und Charlotte ein erster Kontakt mit dem Mystischen.
Aber dabei bleibt es nicht!
Begegnungen mit Objekten aus der ägyptischen Mythologie, Pentagrammen und Hinweisen auf Geheimbünde und magische Zirkel häufen sich.
Als der junge Strandsucher Alfie die tote Laura Danby am Ufer der Themse findet, sieht es für die Polizei nach einem Unfall oder Selbstmord aus.
Tom aber zweifelt daran und als Charlotte Hinweise auf eine geheime Pyramide innerhalb Londons erhält und sich gleichzeitig Gerüchte über die "Töchter der Isis" häufen, beginnen die beiden intensiver nachzuforschen.
Ist etwa auch die schöne, undurchsichtige Iris Jellicoe in dubiose Machenschaften verstrickt?
Charlotte, die Mrs. Danby versprochen hatte die Unstände des Todes ihrer Tochter Laura herauszufinden, gerät dabei der Welt der dunklen Magie bedrohlich nah!

In diesem extrem spannenden Buch verknüpft Susanne Goga auf faszinierende Weise die Welt des ausgehenden 19.Jahrhunderts, in dem in London Mythologie, Mystik und magische Zirkel Hochkonjunktur hatten, mit einem Kriminalfall der besonderen Art!
Charlotte und Tom sind ein verliebtes und glückliches Paar. Ihre Kinderlosigkeit nagt etwas an ihnen, wobei ich durchgängig das Gefühl hatte, der Druck Eltern zu werden kommt mehr von außerhalb.
Aber vielleicht ist es genau dieser Punkt, der die beiden dazu bringt, sich des 12jährigen Alfie anzunehmen.
Der mysteriöse Tod von Laura Danby, die immer wieder auf unterschiedlichem Weg auftauchenden Artefakte oder Hinweise auf die Göttin Isis, veranlassen Charlotte und Tom dazu, an einen mit unbekannten Ritualen agierenden Geheimbund zu glauben...
Die Geschichte wird zwar hauptsächlich aus der Sicht des Ehepaares erzählt, aber in einzelnen Kapitel geht es um Alfie oder den ominösen Bund der "Töchter der Isis".
Dies ist aber zu keiner Zeit verwirrend, sondern erhöht sogar noch die Spannung!
Und so wie Charlotte und Tom der Lösung des Rätsels langsam immer näher kommen, können die Leser*innen mit ihnen gemeinsam spekulieren.
Ist Iris tatsächlich eine Isis-Tochter? Was weiß Sir Tristan?
Hat die neugierige Nachbarin Mrs. Clovis etwas gesehen?
Und wer steckt hinter dieser Hohepriesterin?

Persönlich halte ich Mystik und Okkultismus für absoluten Humbug.
Trotzdem sollte man sich von dem Thema auf keinen Fall abschrecken lassen!
Die Autorin schafft es, die Welt der Mystik ganz unaufdringlich in die Handlung zu integrieren, sodass sogar ich "Ungläubige" irgendwann davon gefesselt war.
Die Recherche muss extrem umfangreich gewesen sein, die wie nebenbei eingestreuten Informationen
waren unglaublich interessant und haben das alte London vor meinem inneren Auge auferstehen lassen.
Den Roman "Der verbotene Fluss" in dem sich Charlotte und Tom und kennen- und lieben lernen, muss man nicht gelesen haben, um der Handlung hier folgen zu können.
Auch wenn am Ende sämtliche Hintergründe aufgedeckt wurden, würde ich mich über ein weiteres Abenteuer von Charlotte und Tom freuen!

Mein Fazit: Ungewöhnlich, faszinierend, spannend - anspruchsvoll!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.02.2021
Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung / Jungfernstieg-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)
Johannson, Lena

Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung / Jungfernstieg-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Firma Beiersdorf ist heute eine weltweit agierende Firma, die u.a. die bekannten Produkte Hansaplast, Tesa, Nivea oder Labello herstellt und vertreibt.
Im Roman "Gerdas Entscheidung" - dem ersten Band der Reihe - beschreibt Lena Johannson die ersten Schritte des Schlesiers Oscar Troplowitz vom kleinen, bescheidenen Apotheker mit Visionen, zu einem neugierigen und innovativen Fabrikanten, der später Weltruhm erlangen wird.
Ich konnte mir gut vorstellen, wie der geniale und wissbegierige Tüftler in seinem Labor an der Umsetzung einer seiner Ideen "herumgefrickelt" hat.
Dass ihm das Wohl seiner Angestellten am Herzen lag, macht ihn, der immer sehr ruhig und bescheiden auftritt, unglaublich sympathisch.
Auch seine unglaublich liebenswürdige und warmherzige Ehefrau Gerda spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte. Sie unterstützt Oscar jederzeit und trägt so maßgeblich zum Erfolg bei.
Quasi parallel wird die Geschichte zweier weiterer Frauen in die Handlung eingebettet, die ein Licht auf die Gesellschaft und das Bild der Frau zur damaligen Zeit werfen:
Irmgard, genannt Irma, sieht sich selbst als Künstlerin und schaudert beim Gedanken an eine Zukunft "nur" als Ehefrau und Mutter. Sie will sich und allen anderen beweisen, dass Frauen den Männern nicht zwingend hinterher stehen müssen - und steht sich dabei erstmal selbst im Weg.
Antonia, genannt Toni, hat als junge Witwe aus der Arbeiterklasse ein schweres Los gezogen. Aber sie ist "plietsch", wie die Hamburger sagen! Und dazu eine Kämpferin, auch wenn sie ihr Selbstbewusstsein erst erlernen muss! Neben einem beruflichen Aufstieg bei Beiersdorf wünscht man ihr auch wieder ein privates Glück.
Spannend fand ich, wie man z.B. die Entwicklung des heutigen Alltagsproduktes "Heftplaster" Schritt für Schritt mitverfolgen konnte.
Auch den historisch-politischen Rahmen in Hamburg mit Senat und Bürgerschaft, fand ich als "Nicht-Hamburgerin" sehr interessant.
Im nächsten Teil "Antonias Hoffnung" geht es u.a. um die Entwicklung einer neuen Creme. Ich denke, sie wird schneeweiß sein und in einer blauen Dose angeboten werden ;-)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2021
Glückskinder
Simon, Teresa

Glückskinder


ausgezeichnet

1945: Der Krieg ist vorbei - endlich!
Aber München ist schwer zerstört und alles ist knapp: Wohnraum, Geld, Essen - und der Schwarzmarkt blüht!
In dieser Zeit treffen zwei ganz unterschiedliche junge Frauen aufeinander: Griet, die Niederländerin, die im Widerstand war und im KZ gesessen hat, und Antonia, genannt Toni, eine Münchnerin, die gemeinsam mit Mutter, Schwester und Tante die Bombenangriffe überstanden hat. Aber beide wollen sie leben und lieben...

Die komplette Handlung spielt in der Zeit von 1945 bis 1948.
Lediglich in wenigen, einzelnen Rückblenden, wenn Griet aus ihrer Vergangenheit erzählt, erfährt man von ihrem Aufenthalt im Arbeitslager und der Zeit bis zur Befreiung durch die Amerikaner.
Der Fokus liegt aber eindeutig auf der Gegenwart.
Es geht um Hoffnung auf einen Neuanfang und endlich eine Zukunft!
Griet, die ein Geheimnis mit sich trägt, will nach der Befreiung von den Nazis nicht zurück in die Niederlande und wird in München bei der Familie von Toni zwangseinquartiert.
Eine unerträgliche Situation für alle Beteiligten!
Griet soll bei Moffen, wie sie die Deutschen abfällig nennt, leben - und Tonis Großtante Vev, die schon ihre Nichten Rosa (mit den Töchtern Toni und Bibi) und Anni (mit Sohn Benno) bei sich aufgenommen hatte, muss erneut Platz in ihrer jetzt sowieso schon engen Wohnung machen!
Aber man arrangiert sich.
Es mangelt mittlerweile an allem und Toni trifft quasi zur rechten Zeit auf den charmanten Hallodri Louis, der mit Kontakten zum Schwarzmarkt eigentlich alles organisieren kann.
Griet hat über den US-Amerikaner Dan Walker Arbeit gefunden und hält noch Kontakt zur jungen Polin Leni, die mit ihr im Lager war.
Als Griet und Toni sich verlieben scheint alles besser und leichter zu werden.
Wäre da nur nicht Benno, der Griet und Leni schon aus seiner Zeit als Aufseher kennt.
Nicht nur im Leben der unfreiwilligen Wohngemeinschaft geht es hin und her, auch die Gefühle schlagen Kapriolen.
Louis lässt nicht nur Tonis Herz schneller schlagen, Griet muss endlich eine Entscheidung treffen, Tonis Bruder Max ist zurück aus der Kriegsgefangenschaft und nicht nur Dan und Leni finden die wahre Liebe.
Sie alle haben eine schwere Zeit hinter sich und haben, bei allen Unterschieden, eines gemeinsam: Sie haben den Krieg überlebt und gehen voller Zuversicht ihrer Zukunft entgegen. Sie sind eben echte Glückskinder!

Ich weiß gar nicht was ich zuerst hervorheben soll:
Den unfassbar fesselnden Schreibstil von Teresa Simon, der ihre Protagonist(inn)en beim lesen zum Leben erweckt und an deren Seite man mit ihnen lebt, leidet - und liebt?
Oder die ganz offensichtlich brillante Recherche der Autorin, die mit sehr vielen Fakten dieser Zeit, die sie so ganz nebenher einfließen lässt, die Handlung realistisch widerspiegelt, und so ein Bild vor dem inneren Auge entstehen lässt, der einen mehr als einmal durchatmen lässt?
Die Essensrationen, mit denen die Menschen leben mussten, reichen z.B. kaum "für den hohlen Zahn", wie man heute sagen würde!
Ich mochte Toni sehr, habe aber Griet noch mehr ins Herz geschlossen. Sie ist so stark, hat Mut und ist gleichzeitig empathisch und voller Leben - trotz Tod und Zerstörung um sie herum!
Tante Vev ist eine tolle Frau. Sie ist Herz und Seele der Gemeinschaft und was sie sagt, trifft immer den Punkt.
Louis ist... naja Louis halt. Charmant, frech, immer am Rande der Legalität und manchmal auch ein klein wenig drüber ;-)
Dass die sieben "Glückskinder" der Geschichte - Griet, Toni, Leni, Louis, Dan, Max und Benno - am Ende tatsächlich ihr persönliches Glück finden, das hatte ich schon irgendwie erwartet.
Aber in welcher Form, das hat mich dann doch, zumindest teilweise, etwas überrascht.
Der Epilog in der Botschaft hat mich zu Tränen gerührt. Nie mehr Ich.bin.Griet.van.Mook.Ich.werde.leben.

Ein historisches Nachwort und ein Rezeptteil mit Originalrezepten aus dem Kochbuch "Gute Kost in mageren Zeiten" aus dem Jahr 1946, runden das Buch perfekt ab.

11 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2021
Tür an Tür mit der Liebe (eBook, ePUB)
Maifeld, Monika

Tür an Tür mit der Liebe (eBook, ePUB)


sehr gut

Fürs neue Jahr hat der alte Herr Gruber nur einen Vorsatz gefasst:
Für seine liebenswerte, aber furchtbar unsichere Untermieterin Lena endlich einen passenden Mann zu finden.
Ist es da nicht ein Wink des Schicksals, dass der frisch geschiedene Tierarzt Jonas dringend ein Zimmer braucht?
Ein turbulent-romantischer Liebesroman über zwei WG-Mitbewohner, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Die drei Protagonist(inn)en dieser amüsanten und kurzweiligen Geschichte sind sehr unterschiedlich, aber jeder auf seine/ihre Art sehr sympathisch und liebenswert.
Besonders Konstantin Gruber, manchmal grummelig, aber trotzdem immer herzlich, habe ich sofort ins Herz geschossen.
Das Jonas Rat und Hilfe in Gefühlsdingen bei seiner Ex-Frau sucht, bringt einen - gerade durch die Art und Weise wie - ein ums andere Mal zum Lächeln.
Lena ist nicht nur sehr unsicher, sie trägt auch ein Trauma durch eine verkorkste Kindheit mit sich.
Der Einzug von ihr bei Konstantin Gruber hatte ihr Halt, Wärme und Geborgenheit gegeben, aus der sie den Weg in ein selbstbestimmtes Leben gefunden hat.
Ich mochte es sehr, dass man immer die Gedanken und Gefühle aller Beteiligten mitbekam, sodass fast das Gefühl aufkam, selbst mit am Küchentisch zu sitzen.

"Tür an Tür mit der Liebe" ist ein zauberhafter Roman, den ich in kürzester Zeit durchgelesen habe.
Natürlich ist von Beginn an klar, Lena und Jonas werden ein Paar - aber der Weg dahin ist einfach liebenswert und bringt die Leser(innen) quasi durchgehend zum lächeln.
Und das, obwohl durchaus ernste Themen zur Sprache kommen!
Lenas Zwangsstörung, von ihr selbst "meine kleine Macke" genannt, scheint mit der Liebe langsam zu verschwinden und nicht nur deshalb kann man das Buch mit einem zufriedenen Nicken lächelnd beenden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2021
Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne / Weihnachtsstern-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)
Thannbach, Lea

Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne / Weihnachtsstern-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser Roman schließt quasi nahtlos an der Vorgänger an und beantwortet nach und nach auf spannende Art alle offenen Fragen.
Auch diesmal wird die Handlung umrahmt von der Geschichte der jungen Stella, die nach dem Tod der Mutter kalifornische Verwandte gefunden hat, aber immer noch auf der Suche nach Antworten auf Fragen bezüglich der Vergangenheit ist.
Im Handlungsstrang der 1940er Jahre stehen nun jedoch mehr die drei Kinder von Feli und Philipp im Vordergrund: Lizzy, David und Max - und Lizzys Freundin Theresa, die später ja David heiraten wird.
Und in einem zusatzlichen Zeitstrang in den 1960er Jahren lernen die Leser(innen) jetzt auch Stellas Mutter Inge kennen.
Im Wechsel erzählt, wird die Entwicklung der Geschichte immer spannender...

Tatsächlich fand ich diesen zweiten Band interessanter als den ersten, denn diesmal gibt es deutlich mehr mitzurätseln.
Auch wenn sich alle offenen Fragen nach und nach klären, fand ich die Beschreibungen der Hintergründe, die zu den verschiedenen Entscheidungen geführt haben, sehr gut dargestellt.
Manches hatte sich für mich recht früh abgezeichnet, anderes hat mich überrascht.
Der finale Abschluß war stimmig und versöhnlich, was die Vergangenheit betrifft - aber etwas zu rund in der Gegenwart...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.01.2021
Im Land der Weihnachtssterne / Weihnachtsstern-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)
Thannbach, Lea

Im Land der Weihnachtssterne / Weihnachtsstern-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Im Jahr 1910 beschließt die Familie der jungen Felizitas von München aus nach Kalifornien auszuwandern.
Im "Land der Sonne" erwartet sie aber neben atemberaubender Natur auch eine raue Wirklichkeit.
Die Neuankömmlinge müssen sich erst noch beweisen, aber mit den Nachbarn auf der Licht-Ranch - ebenfalls Aussteiger aus Deutschland - haben sie Freunde und Helfer.
Auch wenn deren Sohn Philipp, der gegen den Willen des Vaters wilde Blumen anbauen und züchten will, in Feli nur eine "Gewächshauspflanze" sieht....

Die Geschichte rund um Feli, Philipp und die Weihnachtssterne, wird umrahmt mit der Geschichte von Stella, die nach dem Unfalltod der Mutter erfährt, dass sie Familie in den USA hat.
Stella reist also nach Kalifornien und trifft dort auf ihre Oma Lizzy, die sich mit ihrer Tochter Inge - Stellas Mutter - aus zuerst unbekannten Gründen entzweit hatte.
Lizzy erzählt Stella wie sich ihre Eltern Feli und Philipp kennen- und lieben gelernt haben. Von den Schwierigkeiten der Anfangsjahre, katastrophalen Rückschlägen, aber auch von Kraft, Mut und unerschütterlicher Zuversicht.
Stella ist plötzlich nicht mehr allein auf der Welt, auch wenn die jetzt gefundene Familie Tausende Kilometer entfernt von ihrem Zuhause in München lebt.
Aber vielleicht liegt ihre Zukunft ja in dem Ort, aus dem die Mutter weggelaufen war.
Denn in Kalifornien gibt es ja noch Cousin Adam, der zum Glück nicht leiblich mit ihr verwandt ist....

Auch wenn sich die Handlung um die Weihnachtssterne rankt, kann man die Geschichte zu jeder Zeit sehr gut lesen, denn der Fokus liegt auf der historischen Liebesgeschichte.
Feli wird von Beginn an als starke junge Frau beschrieben, die mutig ihr Leben beschreitet und vor keiner Herausforderung zurückschreckt.
Philipp scheint zuerst etwas spröde, aber man weiß ja, sie werden zu Stellas Urgroßeltern ;-)
Die Geschichte war (u.a. bedingt durch die Rahmenhandlung) zwar letztendlich absehbar, aber die Beschreibungen der Farm, der Natur und der Pflanzen sorgen für Lesevergnügen.
Am Ende bleiben noch ein paar Fragen offen.
Wie kam es zu der folgenschweren Entscheidung von Lizzy und Theresa?
Wer sind die leiblichen Eltern von Oscar?
Warum gibt es keine Verbindung mehr zu Max?
Als Stella wieder nach München fliegt und Adam in Kalifornien bleibt, ist klar, man muss den Folgeband lesen um die Antworten zu bekommen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.