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Benutzername: 
Isabel
Wohnort: 
Bietigheim-Bissingen

Bewertungen

Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 28.06.2023
Wunder gibt es immer wieder / Die Fernsehschwestern Bd.1
Sauer, Beate

Wunder gibt es immer wieder / Die Fernsehschwestern Bd.1


ausgezeichnet

Was für uns, die wir im Jahr 2023 leben, verstaubt und altmodisch klingt, ist für Eva, die in einem konservativen Haushalt der 50er Jahre aufwächst, täglich Brot. Ihr Vater fühlt sich als Patriarch und Bestimmer über die Belange aller Familienmitglieder und nimmt sich alle Rechte raus, die ihm seiner Meinung nach zustehen. Während ihre Mutter dies mehr oder weniger stillschweigend in Kauf nimmt, fühlt Eva selbst sich zu Recht missverstanden und kämpft dagegen an. Sie möchte Kostümbildnerin und nicht Sekretärin und anschließend Mutter und Hausfrau werden, aber ihr Vater legt ihr nicht nur Steine, sondern ganz Felsbrocken in den Weg. Doch Eva denkt nicht daran aufzugeben und geht tapfer ihren Weg. Wird sie am Ende als Siegerin hervortreten?

Die Autorin Beate Sauer hat es mit ihrem Roman schnell geschafft meine volle Aufmerksamkeit zu erregen. Die Krönung der jungen Elisabeth von England und die Verfilmung von Sissi waren kleine Trigger, die mich schnell in die Story reinzogen und mich schließlich das Buch in fast einem Rutsch auslesen ließen. Die 50er Jahre kamen für mich absolut authentisch rüber und der Bezug zu tatsächlichen Ereignissen und Personen aus den 50er Jahren haben mich häufig zum Nachlesen im Internet angeregt. Ich für meinen Teil freue mich heute schon auf die beiden Folgebände und für diesen ersten Teil vergebe ich gerne 4,5 von 5 Sterne verbunden mit einer wärmsten Empfehlung.

Bewertung vom 27.06.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


ausgezeichnet

Mit Sergeant Perry Gahalowood und Schriftsteller Marcus Goldman treffen wir in dem Buch „Die Affäre Alaska Sanders“ auf zwei alte Bekannte. Wie schon im Vorgängerband verfolgen sie die Fährte um den Tod einer jungen Frau. Eigentlich war Alaskas Mord damals im Jahr 1999 schnell und zufriedenstellend aufgeklärt worden, doch dann kommen dem Sergeanten gute zehn Jahre später Zweifel. Alles deutet darauf hin, dass die Polizei damals den falschen Mann verdächtigt und verhaften hat. Gemeinsam mit Marcus begibt er sich auf Spurensuche …

Man muss sie ja mögen oder auch nicht, die etwas langgezogene und oft sprunghafte Schreibweise des inzwischen sehr erfolgreichen Autors Joel Dicker. Ich falle in Kategorie eins, denn auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Der Hörbuchsprecher Torben Kessler, der mich durch alle vergangenen Dicker Bücher begleitete, machte es mir auch diesmal leicht, in die Geschichte einzutauchen. Immer neue Wendungen führen den Hörer auf vermeintliche Spuren, die jedoch stets in einer Sackgasse landen. Die vermeintlichen Aufklärungen und Täterbestimmungen scheinen schlüssig nur um dann eine Hörstunde später wieder über den Haufen geworfen zu werden. Das Ende birgt nochmals eine Überraschung in sich, mit der ich nicht gerechnet hatte. Über die Hörstrecke von 18 Stunden traf ich übrigens Harry Quebert, die Baltimores und sogar Stephanie Mailer hatte einen kleinen Gastauftritt. Für mich ganz großes Kino, das mich bestens unterhalten hat und wofür ich gerne die volle Punktzahl vergeben möchte. Bin gespannt, was uns der Autor als nächstes präsentieren wird, er ist doch bestimmt schon wieder am tüfteln …

Bewertung vom 09.06.2023
Als mir die Welt gehörte
Kresser, Bastian

Als mir die Welt gehörte


ausgezeichnet

Le monde est mon huître ...

Mit großer Begeisterung habe ich die Romanbiografie über den Hochstapler Victor Ludwig gelesen, der mir bis dato genauso unbekannt war, wie der Autor Bastian Kresser selbst. Was bin ich froh, dass ich diese Tatsache geändert habe! Voller Neugier klappte ich das äußerlich sehr ansprechende Buch auf – mit Lesebändchen, ich liebe ja solche Details – und bevor ich’s mich versah, war ich regelrecht angefixt. Während die Lebensgeschichte des Protagonisten an sich ja schon spannend genug ist, hat mich Bastians Schreibstil total fasziniert. Durch geschickt eingesetzte Monologe Victors hatte ich oft das Gefühl, dass er mich direkt persönlich anspricht. Dann wieder erfährt man als Leser Ereignisse aus Victors Leben, indem er sich in Alcatraz mit Al Capone austauscht. Ich konnte das Buch, das inhaltlich in fünf Abschnitte aufgeteilt ist, gar nicht mehr aus der Hand legen. Jeder Abschnitt hat einen eigenen Charakter, mal rasend spannend, dann auch wieder nachdenklich machend und berührend. Das Schreibtalent aber auch die ausgeprägte Fantasie des Autors machen das Buch über Victors Ludwigs Leben zu einem erstklassigen Leseerlebnis, für das ich gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl vergeben möchte. Vielen Dank für diese vergnüglichen Lesestunden!

Bewertung vom 08.06.2023
Die Tote in der Sommerfrische / Viktoria Berg Bd.1
Dix, Elsa

Die Tote in der Sommerfrische / Viktoria Berg Bd.1


ausgezeichnet

Dank der jungen, energischen Victoria, darf ich mich auf eine Reise auf die schöne Insel Norderney begeben, die auch schon vor über hundert Jahren absolut en vogue war. Ihr großzügiger Vater, der ihr einfach keinen Wunsch abschlagen kann, hat ihr diese Fahrt ermöglicht, damit sie noch ein wenig ausspannen kann, bevor sie den großen Schritt ins Berufsleben wagt. Heiraten steht nicht auf ihrem Plan, sie will frei sein! Auch der junge Journalist Christian Hinrichs hängt an seiner Freiheit und hat sich deshalb so weit weg wie möglich, hoch in den Norden, begeben. Er will eine Reportage über die Sommerfrische der gehobenen Gesellschaft schreiben, an eine Tote hat dabei natürlich niemand gedacht. Ehe es sich Victoria und Christian versehen, stecken sie mitten drin in den Mordermittlungen, denn sie haben ihre berechtigten Zweifel an den Methoden der örtlichen Polizei …

Die aus Norddeutschland stammende Autorin Elsa Dix, die sich nach eigenen Angaben stets zu Hause fühlt auf der Insel, hat mit „Die Tote in der Sommerfrische“ einen ganz wunderbaren Serienauftakt geschaffen. Atmosphärisch dicht und absolut authentisch beschreibt sie die damalige Zeit, in der die Dienstboten noch unsichtbar waren und es sich die Gutbetuchten im Urlaub an so gar nichts mangeln ließen. Man gab sich gern ein wenig prüde, doch hinter den Kulissen ging es oft hoch her. Dieser erste Teil war für mich eine absolute Punktlandung, und ich freue mich schon auf die nächsten Bände der Norderney Reihe mit Christian und Victoria. Von mir gibt es satte 4,5 Punkte verbunden mit einer unbedingten Leseempfehlung. Norderney … meine Neugier ist geweckt. Vielleicht sollte ich mir diese Insel mal ein wenig genauer anschauen …

Bewertung vom 05.06.2023
Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1
Riebe, Brigitte

Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1


ausgezeichnet

Wie oft stellen wir Freunden oder Bekannten im Scherz die Frage „Hast du geerbt?“, wenn sie eine große Neuanschaffung getätigt haben oder schick in den Urlaub gefahren sind. Bei der gerade großjährig gewordenen Johanna ist diese Frage jedoch mehr als berechtigt. Sie hat von der ihr bisher gänzlich unbekannten Tante Lisbeth nämlich ein Häuschen in der Eifel mit Ställen und allem, was dazu gehört, geerbt. Neben vier älteren Brüdern aufgewachsen, weiß sie sich zu behaupten und setzt schließlich gegenüber den Eltern durch, dieses Erbe antreten zu dürfen. Was ursprünglich als eine sechsmonatige Probezeit ausgelegt war, wird schnell und überzeugt zu ihrem zukünftigen Leben, wofür die restliche Familie ein geringes, bis kein Verständnis aufbringen kann. Doch Johanna lässt sich nicht beirren und geht tapfer ihren Weg … endlich scheint sie in ihrem seelischen Zuhause angekommen. Aber dunkle Ereignisse am politischen Himmel lassen bald nicht nur ihr Weltbild ins Wanken geraten, und so entgleiten ihr bald ohne ihr Zutun langsam die Zügel …

Ich bin nach Beendigung des Buchs noch ganz gefesselt von der schönen Eifel und seinen Bewohnern. Die Autorin Brigitte Riebe, mit der ich schon viele schöne Lesestunden verbringen durfte, hat es auch diesmal wieder geschafft, mich abzuholen, nein, mehr als das … mich reinzuholen in ihre wunderbare Geschichte um das Haus der Füchsin. Fast wirkt sie an manchen Stellen ein wenig magisch, ohne jedoch je den Bezug zur Realität zu verlieren. Mein Lieblingsbegriff „Kopfkino“ hat auch in diesem Fall eine absolute Daseinsberechtigung, und mich juckt es direkt, mich ins Auto zu setzen und Richtung Eifel zu fahren. Ich freue mich sehr, dass es einen Folgeband geben wird und vergebe für diesen ersten Teil der Eifelfrauen die volle Punktzahl verbunden mit einer Lesempfehlung.

Bewertung vom 23.05.2023
Adas Fest
Burseg, Katrin

Adas Fest


ausgezeichnet

Neben dem Klappentext, der eine spannende Geschichte verspricht, sprang mir bei diesem Buch auch gleich sein wunderschönes Cover ins Auge, das sich angenehm von der Masse abhebt. Und so wollte auch ich eintauchen in den Ozean der Geheimnisse, der die Familie des berühmten - inzwischen leider verstorbenen - Malers Leo Kwant zu umspülen schienen. Gleich zu Beginn lerne ich Ada kennen, die mit ihrem angekündigten Fest einen Schlusspunkt setzen will. Einen Schlusspunkt zu dem Sommerhaus Les Vagues aber auch zu den Lügen, die ihre Familie all die Jahre begleitet haben. Ihr Freund Vincent, Restaurantbesitzer vor Ort, steht ihr zur Seite. Die beiden kennen sich seit guten 50 Jahren, bildeten sie doch gemeinsam mit ihren jeweiligen Partnern Leo und Mathilde ein inniges Freundschaftsquartett. Mit von der Partie sind Adas und Leos drei Töchter Adas, Esther, Imme und Kiki, die unterschiedlicher nicht sein könnten, denn jede für sich trägt ihr eigenes Sorgenpäckchen auf dem Rücken. Es sollte geordnet ablaufen, ein letztes rauschendes Fest sollte gefeiert werden bevor die Tatsachen auf den Tisch kommen, doch durch eine vermeintliche Verleumdung Leos gegenüber, läuft die wohlgemeinte Planung schnell aus dem Ruder ...
Mit Wort- und Bildgewalt saugt mich die Autorin Katrin Burseg in ihren Roman und lässt mich nicht mehr los. Schnell befinde ich mich selbst in einem Strudel der Gefühle, die mich aktiv teilhaben lassen an der Vergangenheit aber auch Gegenwart der Protagonisten. Ich versuche Ada zu verstehen, die ihrem Mann - dem großen Zampano - stets den Rücken freihielt und selbst im Hintergrund zu versinken schien. Ich leide mit den drei Töchtern, die zwar als Kinder ein scheinbar buntes und glückliches Leben hatten, die aber alle drei einen Rucksack voller Probleme mit in ihr Erwachsenendasein getragen haben. Und vor allem rieche ich den Ozean und spüre seine Kraft, die dem Sommerhaus wohl bald den Garaus machen wird.
Auf wunderbare Weise verknüpft die Autorin alle ihre gesponnen Fäden. Viele Tabuthemen kommen auf den Tisch ohne jedoch den Roman damit zu überfrachten. Ein schlüssiges, wunderschönes Ende ließ mich schließlich erleichtert ausatmen. Die Emotionsarbeit der Familie ist noch lange nicht zu Ende aber die Weichen in eine richtige Richtung sind gestellt. Von mir gibt es begeisterte fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung an alle, die wie ich, mal wieder abtauchen wollen. Nehmt euch Zeit und Ruhe für dieses Buch und ihr werdet belohnt werden, versprochen! Für mich ist "Adas Fest" bestimmt nicht das letzte Buch Katrin Bursegs, das ich in die Hand nehmen werde.

Bewertung vom 20.05.2023
Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
Storks, Bettina

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten


ausgezeichnet

Es ist doch immer wieder beeindruckend, welche wahren Geschichten in der Öffentlichkeit so gar keine Aufmerksamkeit bekommen haben, obwohl sie doch ihresgleichen suchen. Umso schöner ist es, dass die wunderbare Autorin Bettina Storks sich dieser Ereignisse angenommen hat, die das Leben so vieler Menschen nicht nur beeinflusst, sondern schlichtweg erhalten hat. Bettina nimmt mich mit an den kleinen Ort Dieulefit in Frankreich, in dem durch die selbstlose Hilfe der Einwohner so viele Menschen – besonders eben auch Kinder - der grausamen Judenverfolgung der Nazis entkommen konnten. In den sechziger Jahren, zwanzig Jahre nach Kriegsende, bekommt die junge Radiomoderatorin Agnes von ihrem Chef unter der Hand den Auftrag, genau dieser Geschichte nachzugehen. Noch ahnt niemand, dass dies nicht nur ihre geheimste, sondern wohl auch auch ihre persönlichste Geschichte werden wird. Ihre damalige Kindheitsfreundin Lily gehörte nämlich zu den aus ihrem Heimatort bei Nacht und Nebel verschleppten Juden, deren Schicksal bis dato oft im Ungewissen liegt. Agnes begibt sich auf Spurensuche und ist dabei nicht immer ein gern gesehener Gast …

Inzwischen kenne ich den großartigen Schreibstil der Autorin, von der ich fast alle ihre Werke gelesen und geliebt habe. Diesmal jedoch hat Bettina sich selbst übertroffen, denn ihr auf realen Fakten basierender Roman „Die Kinder von Beauvallon“ scheint eine besondere Herzensangelegenheit zu sein. Man spürt beim Lesen der Zeilen nicht nur die akribische Recherche, sondern auch die Liebe zu ihrem Projekt. Die Autorin denkt sich in die Figuren und erweckt sie damit zum Leben, was mich beeindruckt, gerührt und betroffen zurückgelassen hat. Von mir gibt es uneingeschränkte fünf von fünf Sternen verbunden mit einer unbedingten Leseempfehlung um ein weiteres kleines, leider nicht feines Kapitel unserer Geschichte unvergessen zu machen. Liebe Bettina … Chapeau!

Bewertung vom 21.04.2023
Der grüne Palast (eBook, ePUB)
Hohmann, Peggy

Der grüne Palast (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Aha, ein ganzer Roman in Briefform. Mmmmhh, so gar nicht meins, dachte ich. Doch ich hatte das Buch einer lieben Freundin versprochen und da musste ich nun durch. Umso überraschter war ich dann, als ich nach wenigen Seiten ganz fasziniert war von diesem Schreibstil und vor allem von der wunderbaren Wahl der Worte. Die Autorin Peggy Hohmann ließ mich teilhaben am Leben im frühen 19. Jahrhundert, und zwar auf eine ganz charmante Weise, die sich anfühlte, als hätte ich mich direkt selbst in eine Zeitmaschine gesetzt. Der Roman ist eine gelungene Mischung aus Wahrheit und Fiktion und befasst sich im Hauptaugenmerk mit der jungen Erzherzogin Leopoldine, einer Tochter Kaiser Franz I., die von den Wienern liebevoll Poldi genannt wurde. Und nun soll eben diese junge, aufgeweckte und intelligente Frau verheiratet werden. Natürlich zum Wohle Österreichs. Man hat den portugiesischen Thronfolger Pedro von Bragança und eine Reise nach Brasilien, wohin dessen Familie ins Exil geflüchtet ist, steht auf dem Plan. Während Leopoldine zu Anfang noch voller Zuversicht und Liebe ist, dreht sich die Schicksalsschraube bald immer schneller und schneller in Grund und Boden und reißt die junge Kaiserin mit in den Abgrund …

Wie schon erwähnt, vermischt sich Reales mit dazu Gedachtem und so ist dieser Roman gespickt mit allerlei bekannten Namen, allen voran Graf Klemens Wenzel Lothar von Metternich, ein österreichischer Diplomat, Politiker und Staatsmann. Er war bekannt für seine zahlreichen Affären, vor denen sogar die Gräfin Lazansky, die Poldi nach Brasilien begleitet, nicht ganz gefeit ist. Gastauftritte haben aber auch diverse reale Wiener Künstler und Künstlerinnen der Zeit und sogar Napoleon, der mit der Schwester der Erzherzogin verheiratet ist, gibt ein Debüt. Der überaus interessante Briefwechsel, der einen spannenden Einblick in die damalige Zeit gibt, besteht immer im Wechsel zwischen der Gräfin, der Erzherzogin, dem Kaiser, Metternich und vielen anderen und ist wirklich an keiner Stelle langatmig oder gar langweilig. Gewünscht hätte ich mir, dass die Briefe ein Datum getragen hätten, um die Zeitabstände besser einschätzen zu können, ohne ist für mich das Buch haarscharf an der Bestnote vorbeischrammt. Ich vergebe jedoch sehr, sehr gerne 4,5 von 5 Sternen und kann zukünftigen Lesekandidaten nur empfehlen: traut euch ran an das Buch. Ihr werdet vielleicht genauso begeistert sein wie ich.

Noch eine kleine Anmerkung in eigener Sache: In „Der grüne Palast“ trifft man sich unter anderem in dem venezianischen Caffé de Florian, nach dem die Protagonistin Marthe de Florian aus dem Buch „Ein Zimmer aus Samt“ – welches ich kürzlich gelesen hatte - ihren Künstlernamen wählte. Das zauberte doch glatt ein Lächeln auf mein Gesicht

Bewertung vom 20.04.2023
Seemann vom Siebener
Frank, Arno

Seemann vom Siebener


sehr gut

An einem heißen Tag im Sommer finde ich mich als Leserin in einem Freibad in einem kleinen hessischen Dorf wieder. Es ist keines dieser Erlebnisbäder, es gibt noch die alte Langnese Karte und das dazu passende Eis am Kiosk, weder die Liegewiese noch die Umkleidekabinen haben sich in all den Jahren geändert und auf strenge Anweisung von Kiontke duscht man sich, bevor man das Becken betritt! Eine Veränderung springt dem Besucher jedoch gleich ins Auge … der Siebener Sprungturm ist durch eine Kette mit einem „Betreten verboten“ Schild abgesperrt, denn hier geschah einmal ein tragisches Unglück …

Beim Lesen erhalte ich die Chance sie alle kennenzulernen, die, die schon damals ins Bad kamen, die, die dazugehörten. Die altgewordene Isobel, die bereits den halben Ort in ihren Schulklassen unterrichtet hat, das Mädchen und ihr Bruder, die den Sprung vom Turm wagen wollen, Kiontke, den Bademeister, Sergej den Kioskbesitzer und viele andere, die mehr oder weniger große Rollen im Gesamtgeschehen innehaben.

Es war für mich nicht ganz einfach, in das Buch, das der Autor in drei Abschnitte aufgeteilt hat, reinzufinden. Während ich im ersten Abschnitt noch etwas im Dunkeln tappte und mich fast mit Abbruchgedanken trug, schaffte es Arno Frank mich im zweiten Abschnitt abzuholen, um mich im dritten Abschnitt dann absolut angekommen zu lassen. Der Autor, der mich mit seinem autobiografischen Buch „Und jetzt kommst du“ vor einiger Zeit begeistern konnte, hat mich auch dieses Mal, trotz der Anfangsschwierigkeiten überzeugt. Ich vergebe hier gerne vier von fünf solide Sterne und eine Empfehlung an all die Leser, die sich mal ein wenig abseits des Mainstreams bewegen möchten. Traut euch und taucht ein ins Becken, am besten mit einem Seemann vom Siebener …

Bewertung vom 13.04.2023
Die Ärztin - Der Weg einer unerschrockenen Frau / Amelie von Liebwitz Bd.2
Fisch, Sabine

Die Ärztin - Der Weg einer unerschrockenen Frau / Amelie von Liebwitz Bd.2


ausgezeichnet

Schon seit einiger Zeit hatte ich mich darauf gefreut mit diesem zweiten Teil der Reihe um Fräulein Dr. Amelie von Liebnitz weiterzumachen. Diesmal ist es eine abenteuerliche Reise, auf die ich sie begleite. Nachdem Amelie durch einen Schwächeanfall im OP eine Patientin verstirbt, scheint es ihr unmöglich weiter dort zu operieren und auch die Pflege ihres Vaters, der durch den Tod seiner geliebten Frau zum Trinker mutiert ist, setzt der jungen Ärztin zusehends zu. Durch Zufall stößt sie auf einen Aufruf des preußischen Militärs, der an Ärztinnen gerichtet ist mit der Bitte um Unterstützung an der Front in Bosnien. Nachdem sie ihren Vater versorgt weiß, sagt sie beherzt zu und macht sich auf den Weg, der sie über die schöne Stadt Wien schließlich an die Front führt. Unter beschwerlichen Bedingungen macht sie sich dort angekommen sogleich an die Arbeit. Doch nicht alle sind ihr wohlgesonnen, denn nicht nur in Berlin gibt es männliche Kollegen, die einer Ärztin nicht über den Weg trauen und in Bosnien ist ihre Odyssee noch lange nicht beendet …

Der Büchermarkt scheint ja derzeit überflutet zu werden mit Büchern, die sich mit weiblichen Medizinkräften befassen und so ist es sicher nicht einfach sich als Autorin in diesem Metier zu behaupten. Doch Sabine Fisch ist es gelungen, mich mal wieder zu begeistern. Ohne Kitsch und Schnörkel, einfach nur spannend lässt sie mich teilhaben am Leben Amelies und all dem Schrecken, den der Erste Weltkrieg der Menschheit gebracht hat. Später darf ich sie und ihren geliebten Ernst Szabo in einer meiner Lieblingsstädte Wien wieder sehen. Doch ich frage mich, ist ihre Geschichte schon zu Ende erzählt, oder darf ich auf einen dritten Band hoffen? Ich vergeben für diesen zweiten Teil auf jeden Fall überschwängliche fünf von fünf Sternen und spreche gerne eine Leseempfehlung aus. Aber bitte, erst den ersten Teil lesen, um in den vollen Genuss zu kommen!