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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2531 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2024
Rügentod / Dorothee von Stresow ermittelt Bd.1
Frank, Sylvia

Rügentod / Dorothee von Stresow ermittelt Bd.1


gut

Dunkle Spuren der Vergangenheit
Der Krimi "Rügentod" von Sylvia Frank erscheint im Aufbau Verlag. Der Name gehört dem Autorenehepaar Sylvia Vandermeer und Frank Meierewert.

Rügen in den zwanziger Jahren: Dorothee von Stresow ist erfolgreiche Krimiautorin und lebt in Berlin. Nun kehrt sie anlässlich einer Schulfeier zurück auf die Insel Rügen, seit dem Tod ihrer Eltern beim Brand auf ihrem Gutshof war Dorothee nicht mehr hier. Sie trifft ihre alte Schulfreundin Margarethe, die ihr am nächsten Tag neue Erkenntnisse über den damaligen Brand mitteilen möchte. Doch bevor es dazu kommt, stirbt Margarethe durch einen Anschlag. Hier möchte jemand verhindern, dass Dorothee etwas über die Brandnacht erfährt. Doch Dorothee lässt sich nicht einschüchtern und nimmt mit dem Tierarzt Albert Badrow die Ermittlungen auf. Dabei genießt sie die Zeit mit dem Sohn ihres früheren Verwalters, weil sie schon als Mädchen in ihn verliebt war.

Die Geschichte spielt in den 20er Jahren, damals war Rügen bereits ein mondänes Seebad und die Gesellschaft in unterschiedliche Klassen aufgeteilt. Dorothee ist eine selbstbewusste Frau mit einem klaren Verstand, sie fährt Auto und ist für ihre Zeit ziemlich emanzipiert. Nun möchte sie endlich das Rätsel um den Tod ihrer Eltern lösen dieser Verlust und die Unaufgeklärtheit der Umstände lasten ihr schon lange auf der Seele. Sie mischt sich ungefragt in die Ermittlungen, was der Kommissar häufig einfach so hinnimmt.

Der Erzählstil wirkte auf mich nicht sehr flüssig und die Dialoge recht steif, womit vielleicht versucht wurde, die Sprache der Zeit nachzuempfinden. Außerdem läuft die Handlung ohne große Überraschungen und mit häufigen Situationsbeschreibungen ab, wobei die Täterverfolgung etwas in den Hintergrund tritt und dem Krimi dadurch die Spannung nimmt.

Die Charaktere werden insgesamt recht grob beschrieben, aber Dorothee bekommt mehr Facetten und scheint als Frau weit ihrer Zeit voraus zu sein. Denn sie ist unverheiratet und recht forsch, fährt Auto und bringt die Ermittlungen auf eigene Faust voran, ohne irgendwo anzuecken. Das wirkt etwas übertrieben und sehr emanzipiert. Durch dieses Verhalten und den fehlenden Einblick in ihre Gedanken kam sie mir nicht sehr nahe.

Ich fand es ungewöhnlich, dass Handlungen der Jagd und etwas über Wölfe in die Story eingebunden wurden. Doch das hat die Geschichte für mich auch nicht spannender gemacht, ganz im Gegenteil. Die einzelnen Ermittlungsteile fügen sich am Ende stimmig zu einem Ganzen, aber mich konnte die Handlung nicht überzeugen.

Insgesamt eher ein durchwachsener Krimi, der mich nicht vollständig überzeugen konnte und von dem ich mehr Spannung erwartet habe.

Bewertung vom 17.02.2024
Safari durch die wilde Stadt
Docherty, Thomas

Safari durch die wilde Stadt


ausgezeichnet

Eine traumhaft schöne Fantasiereise
Bei DTV Junior erscheint das Bilderbuch "Safari durch die wilde Stadt" von Thomas Docherty. Es richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Joe liebt Bücher über wilde Tiere, aber leider gibt es in der Stadt keine Wildnis. Aber vielleicht doch, wenn man nur genau hinsieht und genügend Fantasie mitbringt.

In diesem fantasievollen Buch kann man eine wunderbar abenteuerliche Entdeckungsreise in die Wildnis unternehmen. Denn Joe träumt von der Wildnis und entdeckt wilde Tiere, die in der Stadt leben und er sieht sogar Tiere, die nur in der afrikanischen Savanne oder im tiefsten Dschungel zu finden sind. Denn in der Fantasie ist viel möglich, man muss ihr nur genügend Freiraum lassen und davon träumen.

Es gibt nur sehr wenig Text, der prägnant und sehr einfach zu verstehen ist und selbst kleinere Kinder nicht überfordert. Aber Hauptaugenmerk bekommen in diesem Buch die farbenfrohen, detailgenauen und entzückenden Illustrationen der vielen unterschiedlichen Tiere, die mit liebenswerten Gesichtern und vielen bunten Details eine echte Augenweide darstellen. Mit diesem Buch können Kinder nicht nur ihre Fantasie spielen lassen, sie lernen auch viele verschiedene Tierarten kennen.

Dabei macht es Kindern und Erwachsenen große Freude, die vielen kleinen Details zu entdecken und die entzückend gemalten Tiere bei ihren Aktionen anzusehen. Auch beim mehrfachen Ansehen gibt es auf dieser Safari Neues zu beobachten und die Tiere sind immer wieder für eine Überraschung gut.

In dieser Geschichte kommen die Tiere auch prima miteinander aus, da gibt es keine Fressfeinde oder feindliches Verhalten, alle leben friedlich nebeneinander. So stellt man sich die Wildnis in seinen schönsten Träumen vor und so ergeht es auch Joe. Und so schläft er am Ende auch zufrieden und seelig träumend ein.


Eine kunterbunte, großartige Fantasiereise durch die Tierwelt, die uns träumen lässt von einem harmonischen Miteinander der Tiere.

Bewertung vom 16.02.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


sehr gut

Unverklärte Ansichten über das Landleben
Der Roman "Mühlensommer" von Martina Bogdahn erscheint im KiWi Verlag.

Maria ist erfogreiche Werbegrafikerin, alleinerziehende Mutter zweier Teenager-Töchter und lebt in der Stadt. Als sie gerade einen Ausflug in die Berge unternimmt, erreicht sie der Notruf ihrer Mutter, die nach einem Unfall ihres Vaters Marias Hilfe auf dem Mühlenhof anfordert. Maria fährt zurück ins Dorf, die demente Großmutter und die Tiere müssen versorgt werden.



" Es wird still, wenn ein Leben geht. Ich schaue in den Himmel, ... und ich spüre, wie irgenhdetwas verschwindet und uns zurücklässt...staunend, wie wenig Zeit da doch zwischen lebendig und tot war." Zitat Seite 229


Als Maria auf dem Bauernhof eintrifft, hat sie sofort alte Erinnerungen an ihre Kindheit im Kopf. Ihr kommen die schönen Erlebnisse an unbeschwerte Tage in den Sinn, doch auch die negativen Seiten, die die Tierhaltung, die ständige Bereitschaft für die Tiere und die harte Arbeir mit sich bringen.

Martina Bogdahn versetzt ihre Leser mitten hinein in den Alltag auf einem Bauernhof und setzt mit den Geschichten viele Emotionen in Gang. Denn hier werden nicht nur schöne Kindheitserinnerungen an das Leben mit Tieren oder an das Toben im Heu wach, es gibt auch eine mit allen blutigen Details erzählte Schweineschlachtung, bei der wir die betroffenen Gefühle und Gedanken Marias hautnah miterleben und mit ihr leiden.

Marias Kindheit auf dem Mühlenhof war kein Urlaub auf dem Bauernhof mit angenehmen Dingen wie Tiere streicheln oder im Heu toben. Sie wurde genau wie ihr Bruder Thomas zum Arbeiten im Schweinestall oder bei der Hopfenernte eingebunden. Inzwischen sind Jahre vergangen und Maria arbeitet erfolgreich in ihrer Werbeagentur, die Rückkehr auf dem Mühlenhof setzt alte Erinnerungen frei, die nicht immer schön sind.


Diese lebendige und feinfühlige Erzählung versetzt mich in die Zeit meiner Jugend, als es ganz selten Hitzefrei gab und die Bauernhofkinder im Sommer nicht in den Urlaub fuhren, sondern bei der Ernte als Hilfskräfte eingesetzt wurden. In diesem Buch kommen auch die beschwerlichen und arbeitsintensiven Seiten des Landlebens offen und unverblümt zur Sprache. Und hier gibt es auch die kleinen Freiheiten, den gelebten Familienzusammenhalt und ein Leben in der Natur, die hier für positive Stimmungen sorgen.

Der Erzählstil ist eher einfach, aber dennoch sehr bildhaft und stimmungsbeschreibend. Nach und nach kommt man den Figuren näher und erkennt die Entbehrungen der Familie und kann die harten Arbeitstage auf dem Hof, aber auch den Geruch von frisch gebackenem Brot und einer glücklichen Kindheit miterleben.

Dieser Roman zeigt das Landleben von seiner ungeschönten Seite, hier liegen Tod und Leben nah beieinander und die tägliche Arbeit ist vorrangig vor allen anderen Dingen des Familienlebens.


Ein ehrlicher, unverklärter und lebensnah erzählter Roman über das Landleben, der authentisch Erlebnisse, Bauernhofalltag und viele Kindheitserinnerungen aufzeigt.

Bewertung vom 15.02.2024
Die Gefühle der Tiere
Stegeman, Lotte

Die Gefühle der Tiere


sehr gut

Ein Plädoyer für Respekt und Achtsamkeit
Bei Rotfuchs /Rowohlt Verlag erscheint Lotte Stegemanns Sachbilderbuch "Die Gefühle der Tiere" mit Illustrationen von Marc Janssen. Es richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Die Emotionen und Gefühle von Tieren wurden lange Zeit unterschätzt, doch Tierbeobachtungen zeigen viel Vergleichbares zu unseren menschlichen Stimmungen.

Die niederländische Journalistin Lotte Stegeman hat für dieses Buch eine umfangreiche Recherche betrieben und mit vielen Tierexperten gesprochen. Daraus entstanden ist ein umfassender Einblick in die Gefühle der Tiere, die denen der Menschen recht ähnlich sind. Das sieht man besonders gut an der Mimik der Affen, die unsere nächsten Verwandten im Tierreich sind.

In den Kapiteln werden die Überbegriffe Eifersucht, Angst, Wut, Freude, Ekel, Trauer, Empathie, Schmerz und Liebe anhand von erstaunlichen Beispielen und Beobachtungen aus der Tierwelt näher beschrieben. Der Erzählstil erfolgt absolut verständlich und sehr kindgerecht. Mithilfe von anschaulichen, alltäglichen Beispielen zu bestimmten Emotionen, wird Kindern der Vergleich zu eigenen Gefühlen aufgezeigt, die sie gut einschätzen können und die sie selbst oder in ihrem persönlichen Umfeld schon erlebt haben.

Das ist sehr interessant, es gibt anhand von vorgestellten Experimenten und Anekdoten viel und erstaunliches über die unterschiedlichen Tierarten zu erfahren und die Illustrationen untermalen aussagekräftig die beschriebenen Emotionen und Beobachtungen.

Ausdrucksstark und naturnah sind vor allem die fotorealistischen Illustrationen in diesem Buch, die die Emotionen sichtbar und nachfühlbar machen. Denn so wie Menschen haben auch Tiere viele Emotionen, die man in ihren Gesichtern oder an ihrer Haltung gut erkennen kann. Da ekelt sich eine Makakenfrau (Affengattung) darüber, dass sie in Kot getreten ist. Das gleiche empfinden Menschen, wenn sie über eine Wiese laufen und plötzlich zwischen den Zehen eine Nacktschnecke zertreten hätten.

Aber auch Gefühle wie Zuneigung, Wohlgefühl und Trauer sind bei Tieren immer wieder erkennbar. Ein Orca empfand tiefe Trauer über sein verstorbenes Orca-Baby. Normalerweise sinken tote Tiere auf den Meeresgrund und diese Mutter hielt ihr Kalb über zwei Wochen davon ab. Das kann man nur als ein Zeichen von Mitgefühl auslegen.


Dieses Buch ist ein Plädoyer für mehr Achtsamkeit gegenüber Tieren, weil auch sie empfindsame Lebewesen sind. Ein interessantes Sachbuch, dass sich mit den Emotionen von Tieren auseinander setzt und diese anhand von Beispielen näher beschreibt.

Bewertung vom 13.02.2024
Lucias Entscheidung / Töchter des Nordmeeres Bd.2
Thorn, Ines

Lucias Entscheidung / Töchter des Nordmeeres Bd.2


sehr gut

Eine spannende Weiterführung der Lebensgeschichten
"Lucias Entscheidung" ist der zweite Band der Reihe "Töchter des Nordmeeres" von Ines Thorn aus dem Rowohlt Verlag.

Norwegen 1901: Vor achtzehn Jahren wurden auf der norwegischen Insel Smøla zwei Neugeborene ausgesetzt, Liv und Lucia wurden in Pflegefamilien groß. Man nimmt an, dass sie Geschwister sind und von Samen abstammen. Inzwischen haben Liv und Lucia einige Jahre in der Stadt gelebt, doch nun kehren sie auf die Insel zurück.

Liv hat ihr Studium abgeschlossen, arbeitet erfolgreich als Wissenschaftlerin und hat sich gegen viele Widerstände behaupten müssen. Doch nun ist sie glücklich mit ihrem Mann Sverre, wäre da nicht die ungeklärte Frage nach ihrer Herkunft. Sie unternimmt die schwierige Reise in den Norden, um ihre Mutter und ihre Wurzeln zu suchen.
Lucia hatte Pech in der Liebe und auch ihr Leben verlief nicht gerade rosig. Sie hat eine kleine Tochter und kehrt als geschiedene Frau wieder nach Smøla zurück. Sie möchte dort neu anfangen und bekommt Arbeit in der Fischfabrik. Sie lernt Johan kennen, der ihr gut gefällt, aber kann sie jemals wieder einem Mann vertrauen?

Nachdem sich der erste Band vorwiegend um Livs Weg drehte, geht es nun weiter mit ihrer großen Reise in den Norden zu den Sami. Und Lucia, die gerne mitgehen würde, muss wegen ihrer kleinen Tochter zurückbleiben. Denn die Umstände der langen Wanderung durch die urwüchsige Wildnis hoch oben bei den Samen sind einfach zu gefährlich für das kleine Mädchen.

In dieser Geschichte sind die Reiseerlebnisse von Livs und Sverres abenteuerlicher Wanderung im Norden für mich die interessantesten Szenen. Ich konnte mir die bildhaft beschriebene Landschaft mit ihrer großen, endlosen Weite, die klirrende Kälte im Winter und die Hilfsbereitschaft der Samen gut vorstellen. Ines Thorn erzählt außerdem von ihren Sagen, die hier eine große Rolle spielen. Anschaulich taucht man in die von der Natur abhängigen Lebensgewohnheiten und Riten der Samen ein und erkennt, wie welch kargen Bedingungen sie ihr Leben führen und dennoch glücklich und frei sind.

Liv wird auf dieser beschwerlichen Reise von ihrem Mann Sverre begleitet, sie haben es nicht leicht, es gibt einige gefährliche Momente zu überstehen, Sverre erfriert fast und doch finden sie am Ende die gesuchte Familie. Es kommt zu einem Treffen mit der Mutter der Zwillinge, aber kann Liv ihr verzeihen, dass sie ausgesetzt wurde?

Der lebendige Schreibstil Ines Thorns hat mich flüssig durch die Handlung geführt und ich habe das Leben der Schwestern gespannt verfolgt und es emotional begleitet. Lucia hat es nicht leicht als Geschiedene und auch die Arbeit in der Fischfabrik ist schwer, doch sie kann sich beweisen und findet einen Weg, um glücklich zu werden.

Dieser Roman ermöglicht einen interessanten Blick in das Leben der Samen und beschreibt Livs und Lucias Lebensgeschichte, die mit einem glücklichen Ende wunderbar endet.

Bewertung vom 12.02.2024
Faule Fische fängt man nicht / Ostfriesen-Krimi Bd.11
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Faule Fische fängt man nicht / Ostfriesen-Krimi Bd.11


sehr gut

Kurzweilig und unterhaltsam geht die Reihe weiter
"Faule Fische fängt man nicht" ist der 11. Band der Ostfriesen-Krimi-Reihe von Christiane Franke und Cornelia Kuhnert, die im Rowohlt Verlag erscheint.

Frühling in Neuharlingersiel: Übernachtung mit Frühstück, kombiniert mit einem Malkurs, das ist das neue Angebort auf dem Steffens-Hof . Als die Teilnehmer ihr Lieblingsbild vorstellen, zeigt das Bild von Karin Müller viel Ähnlichkeit mit einem Gemälde von Van Gogh. Es gehört Karins betagter Oma und die ist keine Kunstsammlerin. Doch Kursleiter Conrad hält das Bild für ein Original. Am nächsten Tag ist Karin tot, sie wurde ermordet und als auch Conrad stirbt, schrillen bei Rosa, Rudi und Henner die Alarmglocken. Das kann kein Zufall sein.

Eingefleischte Fans dieser Krimireihe wissen, das hier ein charmantes Ermittlungs-Trio sein "Unwesen" treibt. Henner erfährt als Postbote viel Tratsch und Rosa erfährt durch die Frauen vom Häkelclub oder beim Friseur jede Menge Klatsch. Da findet sich häufig eine Spur zu ihren Ermittlungen, an die Dorfpolizist Rudi nicht so offiziell gerät. Gemeinsam kombinieren sie die Hintergründe, vor ihnen ist kein Täter sicher. Das weiß auch Schnepel, der sich mit seiner unangenehmen Art mal wieder überall unbeliebt macht.

Der Erzählstil ist leicht und locker und immer wieder mit einer Prise Humor gewürzt. Und das pfiffige Trio sorgt mit seinem Handeln immer wieder für Wohlfühlmomente beim Tee trinken nach ostfriesischer Art, aber auch für spannende Ermittlungs-Hinweise, die der Fallaufklärung dienen. Und so finden sie doch mehr über die Tatverdächtigen heraus, als denen lieb ist.

Wie gewohnt ist Mudder Steffens Küche wieder der gesellige Treffpunkt für viele Gespräche, aber auch für die Gäste des Malkurses. Man kann sich dort nur wohl fühlen, denn die Stimmung ist wunderbar familiär, kulinarisch und voller lebensnaher Atmosphäre. Am liebsten würde ich auch einen Malkurs mit Frühstück buchen und den Rosinenzopf mit Orangenmarmelade probieren. Mudder Steffens legendäre Gerichte werden in allen Bänden immer wieder appetitmachend erwähnt, sei es Brathering und Bratkartoffeln oder Glühweinbraten mit polnischen Klössen. Am Ende des Buches gibt es einige Rezepte zum Nachkochen/-backen.

Der Täter wurde dann meiner Meinung nach dann etwas zu unerwartet aus dem Hut gezaubert, daher ziehe ich einen Stern ab. Die kurzweilige Lektüre hat mich mit dem interessanten Fall rund um das Thema Kunst - Original oder Fälschung wieder gut unterhalten. Das liebenswerte Trio ist für mich schon lange Kult und auch die Rezepte für lokale Spezialitäten gehören einfach zum Krimi dazu.


Ein kurzweiliger Regionalkrimi mit ostfriesischem Charme, viel Ratespaß und jeder Menge kulinarischen Appetitmachern.

Bewertung vom 11.02.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


sehr gut

Wenn aus Liebe Hass wird
In ihrem Gesellschaftsroman "Geordnete Verhältnisse" beschreibt Lana Lux eine toxische Beziehung, der Roman erscheint bei Hanser Berlin.

Philipp wächst bei seiner Tante auf und als er in die Schule kommt, lebt er wieder bei seiner alkoholkranken Mutter. In der Schule ist der aufbrausende, rothaarige Junge ein Außenseiter und hatte nie Freunde, denn er wird schnell wütend, ist inkontinent und mag lieber Pflanzen als andere Menschen. Dann kommt Faina aus der Ukraine in seine Klasse, sie hat ebenfalls rote Haare, wird neben Philipp gesetzt und er bringt ihr Deutsch bei. Beide verbindet eine Freundschaft, die irgendwann erlischt.

Jahre später steht Faina verschuldet und schwanger wieder vor Philipps Tür, auf ihn ist Verlass, beide ziehen zusammen. Doch die Zukunft ist nicht so schön und geordnet, wie sie es sich ausmalen.


Lana Lux lenkt schonungslos und ohne Schnörkel den Blick auf die menschliche Psyche und beschreibt in ihrem Roman in eindringlicher und bedrückender Weise, was schlechte Erfahrungen in der Kindheit mit einem Menschen machen können.

In der Story entwickelt sich aus einer Kindheitsfreundschaft eine toxische Beziehung, die nicht gut ausgehen kann. Denn Philipp kann mit Gefühlen nicht richtig umgehen, er ist besessen von dem Gedanken, Faina zu kontrollieren und Faina ist lange Zeit nicht in der Lage, sich aus dieser Beziehung zu befreien. Sie ist etwas naiv und sieht in Philipp immer noch das Gute, das Hilfsbereite und den Versorger und entschuldigt häufig sein Verhalten. Als sie endlich den Schritt in die Unabhängigkeit wagt, ist es leider zu spät.

Durch die einfache, aber sehr eingängige Erzählweise wird das Leben der Hauptfiguren aus nächster Nähe beleuchtet. Viele Erlebnisse schockieren, man leidet mit den Personen und kann sich dem Ganzen einfach nicht entziehen. Insgesamt liest sich die Geschichte größtenteils düster und bedrückend, weil immer wieder bestimmte Vorgänge für Entsetzen sorgen. Das muss man aushalten können.


Dieses Psychogramm ist schonungslos, erschütternd, ergreifend und packend zugleich und hallt noch lange nach. Hier wird gezeigt, zu was Menschen fähig sind, wenn aus Liebe Hass wird.

Bewertung vom 10.02.2024
Sturmmädchen
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen


sehr gut

Bewegend erzählter Roman um eine mutige Frau
Der historische Roman "Sturmmädchen" von Lilly Bernstein erscheint im Ullstein Verlag.

Elli, Margot und Käthe sind Freundinnen seit ihrer Kindheit, sie leben in der Eifel an der belgischen Grenze. Als die Nationalsozialisten die Macht übernehmen, wird ihre Freundschaft jäh auseinander gerissen, denn Käthe fühlt sich von der neuen Ideologie angezogen, während die Jüdin Margot um ihr Leben fürchten muss. In dieser Zeit verliebt sich Elli, doch ihr großes Ziel ist es, Margot zu helfen, selbst wenn sie damit auch ihre Liebe verlieren sollte.

Lilly Bernsteins Roman spielt in den späten 30er-Jahren, als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen und mit ihrer Ideologie ganz Deutschland vergifteten. Und wie man es von der Autorin gewohnt ist, hat sie auch dieses Mal wieder hervorragend recherchiert und erzählt in flüssigem und einnehmendem Schreibstil eine spannende Geschichte. Handlungsort ist ein Dorf nahe der belgischen Grenze in der Eifel, wo der Schwarzmarkt blühte. Mit bildhaft schönen Beschreibungen lässt Lilly Bernstein die landschaftlichen Schönheiten dieser Gegend sichtbar werden und beschreibt besonders idyllisch die unbeschwerten Kindertage der drei Freundinnen. Aber die Zeiten ändern sich, die Nazis kommen an die Macht und die Freundschaft der Mädchen bricht auseinander.

Käthe lebt mit Vater und Brüdern zusammen und muss ihre Alkohollaunen ertagen, außerdem kümmert sie sich um das uneheliche Kind ihrer Schwester. Sie hofft, mit ihrer Mitgliedschaft in der nationalsozialistischen Frauenschaft ihrem Elend entfliehen zu können. Elli, die mit ihrer Gehbehinderung als Hinkemädchen verschrien ist, lebt in ärmlichen Verhältnissen mit ihrer Mutter, die als Hebamme tätig ist. Margot ist Jüdin, Tochter aus gutem Hause, doch mit der Machtübernahme muss sie um ihr Leben bangen. Aber Elli hat ein großes Herz und hält zu ihr, dabei ist auch sie durch ihr Handicap nicht vor den Nazis sicher.

In diesem Roman taucht man in ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte ab und erlebt sehr authentisch die Verhältnisse der einzelnen Menschen und die bedrohliche Einflussnahme der Nazis.

Die Charaktere werden mit emotionaler Tiefe ausgelotet, Elli ist die Hauptfigur, die in dieser Geschichte eine starke Entwicklung durchmacht. Von einem ausgegrenzten Mädchen wird sie zu einer mutigen Heldin, die ihrer jüdischen Freundin hilft und mit ihrem Verhalten über sich hinaus wächst und sich damit auch selbst in Gefahr bringt. Sehr ans Herz gewachsen ist mir auch der kleine Friedrich, der ein mutiger und intelligenter kleiner Kerl ist. Auf seine Person darf man gespannt sein.

Anhand der drei Schicksale der Freundinnen erlebt man die ganze Bandbreite am Umfeld der Frauen und dem politischen Geschehen und wird in eine packende Geschichte hinein gezogen, die mit grauenvollen Erlebnissen, Verlust, Leid und Bedrohung, vielen Emotionen und verlorener Liebe zu überzeugen weiß.

Doch wie dramatisch die Szenen auch sein mögen, der Roman macht deutlich, wie Liebe und Freundschaft die Kraft gibt, um mutig und bewusst gegen das Böse anzukämpfen.

Eine bewegende, nachdenklich stimmende Lektüre, die sehr lebendig durch die handelnden Figuren ein dunkles Kapitel sichtbar macht.

Bewertung vom 09.02.2024
Hinter der Elfentür
Dawnay, Gabby;Van de Goor, Lars;Tomai, Giulia

Hinter der Elfentür


sehr gut

Eine magisch schöne Bilderbuchreise, die Hinweise auf Naturschutz enthält!

Bei Prestel Junior erscheint das Bilderbuch "Hinter der Elfentür" von Gabby Dawnay mit Illustrationen von Lars van de Goor.

In dem kleinen Dorf, wo Lilly wohnt, sind die Bewohner ständig hektisch und dadurch unachtsam unterwegs. Doch Lilly hat einen Blick für die kleinen Dinge in der Natur und so gelangt sie mit Hilfe eines kleinen Vogels zu einer geheimen Elfentür, die in einen magischen Wald führt. Dort leben winzige Elfen, die mit dem Kreislauf der Natur leben und so ihren Zauberwald beschützen. Von ihnen lernt Lilly, dass Veränderungen klein beginnen und dass jeder Mensch dazu beitragen kann, unsere Natur und damit die Erde zu schützen.

"Wir sähen Samen früh am Morgen, was daraus wächst, ist noch verborgen." Zitat

Als Lilly im Zauberwald ankommt, entdeckt sie winzige Elfen, die sich um den Kreislauf der Natur kümmern und im Einklang mit der Natur leben. Im Zauberwald befindet sich eine üppige Naturden, da blühen Bäume, Pflanzen und Pusteblumen, es gibt Hasen, Bienen, Schmetterlinge und Bären. Und die Natur ändert sich entsprechend der Jahreszeiten. Wer diese schönen Bilder ansieht, dem geht einfach das Herz auf.

Wirklich großartig und absolut natürlich wirken die wunderschönen, bildähnlichen Fotografien des Künstlers Lars van de Goor, die den Betrachter mit auf eine Reise durch die Jahreszeiten nehmen und damit für die Jahreszeiten begeistern.

Die Botschaft dieses Buches lautet: Niemand ist zu klein, um etwas im Umweltschutz zu bewirken. Es wird Kindern damit ans Herz gelegt, selbst die Natur bewusst zu erleben, achtsam zu sein und wenn möglich, die Natur selbst zu schützen. Dieses Buch zeigt praktische Hinweise, wie Kinder Naturschutz betreiben können. Allerdings beschränkt sich das auf Samen verteilen und Pflanzen zu gießen. Das ist zwar schon ein Anfang, aber man hätte auch auf die Vermeidung von Müll in der Natur hinweisen können oder darauf, Pflanzen nicht sinnlos zu zertreten oder abzureißen.
Trotzdem hilft dieses Buch, dass Kinder die Natur zu schätzen wissen, die Jahreszeiten kennen lernen und sich darüber Gedanken machen, wie sie achtsam mit der Natur umgehen können. Etwas Mithilfe der Eltern ist da sicherlich ein entscheidender Schritt, um aus Kindern achtsame Menschen zu machen.

Die Texte sind einfach zu verstehen und durch einige Reime auch sehr eingängig vorzulesen. Das verstehen schon die Kleinsten und verstehen, dass sie selbst ein Teil eines großen Ganzen sind - unserer Erde!

Diese wunderschöne Bilderbuchreise durch die Jahreszeiten unserer Natur weist auf die Wichtigkeit von Umweltschutz hin!

Bewertung vom 08.02.2024
Lily und der Herzenszauber
Fleming, Lucy

Lily und der Herzenszauber


sehr gut

Die Teichnixe und ihre Freunde
Bei Penguin Junior erscheint Lucy Flemings Bilderbuch "Lily und der Herzenszauber".

Teiche sind wunderschöne Plätze in der Natur und es wäre denkbar, dass dort inmitten von Fröschen und Fischen, Schmetterlingen und Libellen auch eine kleine Teichnixe lebt - so wie Lily! Diese kleine Nixe kümmert sich um die Teichbewohner und sorgt dafür, dass sich dort alle beschützt und geborgen fühlen. Aber als ein heftiger Sturm über den Teich hinweg fegt, liegt alles voller Äste und sieht ziemlich verwüstet aus. Lily ist verzweifelt, denn wie soll sie dieses Chaos beseitigen, damit der Teich wieder für alle ein lebenswerter Ort ist?



In diesem zauberhaft bebilderten Buch erleben Kinder eine Geschichte, die die Idylle eines Teiches zeigt und die gute Seele Lily vorstellt. Sie ist eine herzensgute kleine Nixe und hilft allen Bewohnern, spricht ihnen Mut zu und sorgt sich, das sich alle im Teich wohl fühlen.

Als dann aber ein Gewitter mit Sturm aufzieht und für ein heilloses Durcheinander von Ästen, Blättern und Zweigen sorgt, verzweifelt Lily, denn sie merkt, dass sie dagegen nicht allein ankommen kann. Sie braucht Hilfe und wendet sich an ihre Freunde, die helfen sofort und gemeinsam können sie das Chaos auch beseitigen. Man sollte immer das Gespräch miteinander suchen und auch anderen gegenüber mal seine Schwächen oder Sorgen anvertrauen. Denn dazu sind Freunde da!

Dem Buch entnehme ich die Botschaft, dass man gemeinsam mehr schaffen kann als alleine. Und dass die Freundschaft uns auch in schwierigen Zeiten hilft und trägt.

Es ist lobenswert, wie engagiert und hilfsbereit Lily den Müll aus dem Teich sammelt, um die Teichbewohner davor zu schützen. Allerdings muss man schon etwas Fantasie aufbringen, zu glauben, dass Lily den Fröschen hilft, als sie deren Behausung gegen eindringenden Regen abdichtet. Frösche können unter Wasser leben und ihnen macht die Feuchtigkeit nichts aus.

Und das Durcheinander nach dem Sturm von Zweigen und Blättern empfinden wir Menschen als Problem, Tiere dagegen wohl eher nicht.

Ein wunderschön bebildertes Buch für Kinder mit der Botschaft von Freundschaft, dem gemeinsamen Miteinander und einer sauberen Natur.