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Benutzername: 
Gurke
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 158 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2012
Ashby House
Ludewig, V. K.

Ashby House


ausgezeichnet

„Ihr Lieben, nehmt euch in Acht, das Unheimliche kommt nicht nur bei Nacht.“
(R. L. Stine „Gänsehaut“)

Das mussten auch die Schwestern Lucille und Laura Shalott, die neuen Besitzer von dem ehrwürdigen Ashby House, ziemlich schnell feststellen.
Lucille ist eine der berühmtesten Fotografen der Welt und die Presse vergöttert sie. Nach einem tragischen Unfall, seitdem sie ihre Beine nicht mehr bewegen kann und auf einen Rollstuhl angewiesen ist, meidet sie jedoch das Blitzlichtgewitter und zieht sich von Bel Air in das idyllische Cornwall (England) zurück. Laura ist die Frau im Schatten der erfolgreichen Künstlerin und begleitet sie – wenn auch widerwillig – überall hin.
In dem herrschaftlichen Haus wartet allerdings nicht nur Erholung auf die Frauen, denn die Mauern scheinen lebendig zu sein und ihren eigenen Willen zu haben. Die zweite Etage des Anwesens ist dabei besonders unheimlich und erwartet Besucher mit einem stürmischen Empfang, obwohl die Fenster verschlossen sind. Wie kann das sein?
Im Dorf geht schon lange das Gerücht um, dass es dort oben spukt und Ashby House Menschen verschwindet lässt.
Als Laura dann in der Bibliothek mysteriöse Aufzeichnungen über Kinder findet, wenngleich die Ashbys kinderlos blieben, beginnen furchtbare Alpträume und die Legende erwacht – bereit zum Angriff.

Ich finde es wirklich spitze, dass immer mehr Autoren sich Geisterhäusern in ihren Büchern widmen und V. K. Ludewigs Debüt als Romanautor zählt definitiv zu den stärkeren Werken, da es subtile Spannung mit Horror-Szenarien in einer guten Balance hält und mich Angsthasen sogar dazu verleitet hat, die Deckenlampe beim abendlichen Schmökern anzumachen. ;-)

Die Geschichte dreht sich aber nicht nur um das paranormale Geschehen im Domizil, sondern beschäftigt sich ebenfalls mit den persönlichen Problemen der beiden Protagonisten.
Die Schwestern verbindet nämlich eine Art Hassliebe und den ständigen Kontakt zueinander können sie scheinbar nur mit Beleidigungen und Schimpftiraden überstehen. Sympathien baut man für die Shalott Geschwister nur sehr langsam auf (wofür wir von dem Autor in einer Randnotiz sogar Verständnis bekommen), da die Ältere durch ihre Behinderung auf starke Schmerzmittel angewiesen ist und sie bei zu niedriger Dosis unleidlich wird – dagegen erscheint Laura in ihren Reaktionen sehr lieblos und egoistisch. Im Endeffekt verstecken sie hinter dieser harten Schale aber einen weichen Kern, doch ist es für eine Versöhnung vielleicht schon zu spät?

Der gebürtige Thüringer beweist auf 320 Seiten auch Mut zum Kontroversen, indem er beispielsweise den kühnen Butler, den Laura gerne in ihr eigenes Gemach eingeladen hätte, in eine feurige Szene voller Erotik verwickelt und zwar mit einem Mann!
Die eigene Vorliebe des Autors für Hollywood-Horror-Filme wird besonders am Schluss deutlich und seine Begeisterung für atemberaubende Hollywood-Größen wie Greta Garbo, Marilyn Monroe oder Nicole Kidman ist ebenfalls kaum zu leugnen.
Man spürt beim Lesen ganz genau, dass Ludewig sein ganzes Herzblut in das Spukhaus gesteckt hat und auf eine herrlich skurril-geheimnisvolle Weise mich damit begeistern konnte!

„Ashby House“ vereint alle wichtigen Elemente für einen perfekten Leseabend und die Handlung ist wahrlich prädestiniert für einen Blockbuster. Ich würde mir den Film dazu auf jeden Fall anschauen und deshalb ist es mein klares Monats-Highlight!
Ich hoffe sehr, dass wir von dem Autor noch eine Menge Lesefutter bekommen werden. :-)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2012
Schlafende Geister / Privatdetektiv John Craine Bd.1
Brooks, Kevin

Schlafende Geister / Privatdetektiv John Craine Bd.1


sehr gut

„Die Polizei – dein Freund und Helfer.“

Privatdetektiv John Craine würde bei diesem Sprichwort wohl herzlich lachen! Helen Gerrish ist seine neueste Mandantin und beauftragt den Witwer mit einem sehr persönlichen Anliegen. Ihre Tochter Anna ist seit vier Wochen spurlos verschwunden und die Ermittlungen der Polizei haben nach dieser langen Zeit noch keine Erfolge erzielt. Man vermutete, dass die junge Kellnerin freiwillig von Zuhause ausgerissen sei, um ein besseres Leben ohne Verpflichtungen zu führen, welches sie irgendwann aber wieder in die vertraute Wärme der Familie treiben würde. John beginnt seine Arbeit und findet schon bald Einzelheiten über das Mädchen heraus, die so gar nicht in das heile Bild der Eltern passen dürften. Als sich dann aber Detective Chief Inspector (DCI) Mick Bishop in die Suche einklinkt, spürt er, dass es hierbei um viel mehr geht, als die verschwundene Anna und sein Jagdinstinkt nimmt die Fährte auf.

Bishop ist ein fieser Kerl, der mit Korruption, Erpressung und den richtigen Verbindungen zu obersten Instanzen mit einem Anruf eine regelrechte Armee zu Leuten schicken kann, die ihm im Weg stehen und braucht dabei keinerlei Konsequenzen bei seinen brachialen Anweisungen zu fürchten. John ist aber trotz augenscheinlichem Nachteil nicht hilflos, schließlich hat er mit seinem Neffen Cal ein technisches Genie an seiner Seite, der gemeinsam mit seinem „Onkel Johnny“ein dynamisches Duo bildet.

Ein wichtiger Teil des Charakters sind die Erinnerungen an seine geliebte Stacey! Ihr Verlust und die Erinnerungen an den Tatort sind auch 16 Jahre danach noch ein Schock. Wie Gespenster arbeiten diese sich hauptsächlich in den einsamen Abendstunden wieder an die Oberfläche und zerren ihn in ein schwarzes Loch. Wir Leser erfahren in (kursiv gedruckten) Bruchstücken immer neue Details darüber und so sind diese Passagen sehr emotionale Einschübe, die das Wesen des Detektivs in neuem Licht erscheinen lassen.

Einzig die vielen Süchte des Protagonisten habe ich als etwas störend empfunden, da er sich nicht nur zu jeder Tages- und Nachtzeit gerne einen Drink genehmigt, sondern auch alles mit seiner Kettenraucherei verqualmt. Um das Klischee der verlotterten Spürnase abzurunden, kann er auch auf eine Drogen-Vergangenheit zurückschauen und bedient sich zudem noch an den Aufputschmitteln seines Neffen.
Wenn man bedenkt, dass er seine Frau durch einen schrecklichen Mord in seinem eigenen Haus verloren hat und die grausam zugerichtete Leiche als Erster entdecken musste, kann das natürlich eine Erklärung dafür sein, dass er die Substanzen als Ersatz für die Trauer in seinem Herzen konsumiert. Ich habe allerdings in letzter Zeit zu viele Krimis gelesen, in denen Cops auf ihre tägliche Dosis Schnaps, Whisky, etc. nicht verzichten können und finde es besonders in Johns Fall sehr ärgerlich, dass er dadurch häufig keinen klaren Gedanken mehr fassen kann und deswegen leichte Beute für seinen Widersachter Bishop wird.

Das kolossale Ende bietet aber auch durchaus noch Potenzial für eine Fortsetzung und manch offene Frage ruft gerade danach. Kreiert der Autor vielleicht sogar einen neuen Harry Hole? Dieser ging von Jo Nesbo auch als trinkender Ermittler in die erfolgreiche Reihe und kämpft in jedem Band erneut gegen seine Laster. John und/oder Kevin Brooks könnte(n) ohne weiteres in dessen Fußstapfen treten, denn das Finale überzeugt auf fantastischen dreißig Seiten mit Spannung, die sich Schlag auf Schlag steigert. Vielleicht kann eine starke Frau an Johns Seite und eine gute Therapie ihn zu einer erneuten Topform verhelfen und dann gibt es auch den fünften Stern. :-)

Bewertung vom 04.03.2012
Schäfers Qualen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.1
Haderer, Georg

Schäfers Qualen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.1


sehr gut

Kitzbühel wird von dem stadteigenen Tourismusverband als wahres Paradies für Wanderer und Skifahrer angepriesen und auch sonst vereint die Alpenregion viele positive Attribute, welche zum Verweilen und Entspannen einladen.

Major Johann Schäfer hat seine Kindheit dort verbracht, ist allerdings froh nun beruflich in Wien und damit weit weg von den Erinnerungen seiner Jugend zu sein, die mit dem trauten Bild der heilen Bergwelt so gar nichts gemeinsam haben.
Als im beschaulichen Tirol aber ein Geschäftsmann ans Gipfelkreuz genagelt aufgefunden wird, ist schnell klar, dass die Kitzbühler Dorfgendarmen bei diesem heiklen Fall die Unterstützung eines erfahrenen Ermittlers benötigen, der den Verantwortlichen aufspürt und die Sicherheit der wichtigen Urlaubsgäste wiederhergestellt ist. Die Wahl des Vorgesetzten fällt dabei auf den Major, da er nicht nur ortskundige und damit das Vertrauen der Bewohner auf seiner Seite hat, sondern auch eine ausgezeichnete Aufklärungsquote vorzuweisen hat.
Widerwillig macht sich Johann Schäfer auf den Weg in seine Heimat und noch bevor die Recherche beginnen kann, wird schon die nächste Leiche gefunden, dessen Tod der Grausamkeit einer Kreuzigung in nichts nachsteht – er wurde lebendig einbetoniert und alle ahnen, dass das erst der Anfang war.

Mit „Schäfers Qualen“ ist Georg Haderer ein spannendes Debüt gelungen, das nicht nur durch einen interessanten Plot, sondern vordergründig durch seinen kauzigen Protagonisten überzeugt. Auf dem Revier kann nämlich selbst sein engster Assistent den Erfolg des Eigenbrötlers nicht durchschauen und resigniert, wenn sein Chef Münzen auf dem Tisch hin-und herschiebt, um dabei einen Geistesblitz zu erzielen. Schäfer hält sich bewusst nicht an konventionelle Methoden und bei einem Bierchen oder nächtlichen Absacker kann es auch schon einmal passieren, dass er interne Neuigkeiten an seine Gesprächspartner weitergibt. Der Alkohol ist neben seiner verlorenen Jugendliebe Maria zudem sein größtes Laster und dieser kleine Schwachpunkt, die ein Hüter des Rechts nach Ansicht der Gesellschaft besser nicht mit zum Dienst bringt, machen ihn in meinen Augen sehr menschlich .
Der Autor versucht erst gar nicht seinen Helden in den Himmel zu loben, trotzdem ist er ein genialer Spurensucher mit echtem Tiroler Charme, der mit österreichischer Gemütlichkeit, die Neider gerne auch als Faulheit beschimpfen könnten, auf seine eigene und sehr sympathische Art und Weise dem Mörder immer näher kommt.

Ein kleiner Kritikpunkt richtet sich an teilweise sehr lange Sätze, die mich - verbunden mit der Sprunghaftigkeit von Schäfers Gedanken - etwas verwirrten und diese Stellen dann den Lesefluss stoppten. Gleichzeitig unterstreicht Georg Haderer damit aber auch die Fähigkeit seines Hauptakteurs aus offensichtlich unzusammenhängenden Fetzen mit einer Leichtigkeit die Kernpunkte freizulegen und diese zu einem neuen, logischen Ganzen zu basteln. Verstehen können und sollen wir Leser seine Ideen nicht, zumal er weder uns noch seinem verzweifelten Vorgesetzten über Fortschritte auf dem Laufenden hält. Dadurch lüftet sich aber auch erst zum Schluss der Nebel und wir dürfen über einen Täter staunen, der uns das ganze Buch über an der Nase herumgeführt hat.

Für einen Debüt-Krimi war „Schäfers Qualen“ wirklich sehr schlüssig aufgebaut und mit einem eigenen Stil versehen, der dem erfahrenen Autoren in nichts nachsteht. Mittlerweile sind schon zwei weitere Fälle für den Major im Haymon Verlag erschienen („Ohnmachtsspiele“ August 2010 und „Der bessere Mensch“ September 2011) und ich kann es kaum erwarten, bis diese auch als Taschenbuch erhältlich sind – das Cover der dtv-Ausgabe finde ich einfach viel stimmungsvoller. :-)

6 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2012
Smaragdjungfer
Laue, Mara

Smaragdjungfer


sehr gut

„Sie sind [...] ein sehr schmerzhafter Furunkel in meinem Allerwertesten mit der Sensibilität einer Mülltonne und dem Gemüt eines Fleischerhundes.“ (S.138)

Ja, Paula Rauwolf ist wirklich kein einfacher Mensch und nach dem Tod ihres Kollegen und Lebenspartners Christopher, für den sie auch noch verantwortlich gemacht wird, hängt ihr Leben in den Seilen und nur mit Hilfe eines Psychiaters schöpft sie neuen Lebensmut für die Arbeit.
Nach 16 Monaten darf sie nun endlich wieder für das FK1 ermitteln, doch leider muss sie feststellen, dass Christophers Tod noch immer allgegenwärtig ist und alte Wunden wieder aufreißen. Hinzukommt noch, dass ihr ein neuer Partner an die Seite gestellt wurde und bei der ersten Begegnung fliegen schon die Fetzen. Da ist es Paula nur recht, dass ein neuer Fall sie erst einmal ablenken kann..

Die junge Hostess Jasmin Stojanovic wurde tot in ihrer Wohnung gefunden und ein Mann auf frischer Tat ertappt, wie er das Schmuckkästchen der Serbin mit blutigen Händen durchwühlte – angeblich auf der Suche nach seinem Eigentum und völlig unschuldig, was das Blutbad angeht. Paula, auch genannt der Terrier, nimmt die Fährte auf und rückt dem Herrn zu Leibe - als dann allerdings vom Staatsanwalt die Ermittlungssperre gegen den Nachtclubbesitzer ausgerufen wird, da er den Schutz des Polizeipräsidenten genießt, schwört sich Kommissarin Rauwolf, dass sie ihn auch ohne Erlaubnis überführen wird und was sie dabei entdeckt, bringt sie selbst in große Gefahr und in die hohen Kreise der Wilhelmshavener Gesellschaft.

Das Cover verdient bei dem Sutton-Verlag wie immer eine besondere Erwähnung, denn die Libelle ist auf dem charakteristischen schwarzen Hintergrund nicht nur ein hübscher Blickfang, sondern gleichzeitig auch die Erklärung für den sehr außergewöhnlichen Titel. Libellen werden nämlich auch Smaragdjungfern genannt und die getötete Hostess hat sich diesen exotischen Namen als ihren Künstlernamen auserkoren und mit einem sehr edlen und teuren Collier in Form dieser Insekten unterstrichen, was nun aber verschwunden ist.

Mara Laue hat einen sehr kurzweilig Krimi geschrieben, der meiner Meinung nach bei der Hälfte mit einem wahren Knaller seinen Höhepunkt findet. Während dieser Verfolgungsjagd, soviel darf verraten sein, habe ich beinahe vergessen zu atmen und dieses Gefühl hatte ich bei einem Krimi (nicht Thriller!) schon lange nicht mehr.
Hätte die Autorin dieses Tempo halten können, wäre das wirklich ein großartiger Krimi geworden, doch leider fällt die Spannung daraufhin etwas ab und wird durch einen Rückblick in die Vergangenheit der Protagonistin gedämpft.
Ein positiver Nebeneffekt dieses emotionalen Einschubs ist zweifellos, dass die Leser die kratzbürstige Paula nun mit anderen Augen sehen und ihre die etwas unbeherrschten Ausraster nicht mehr so übel nehmen.
Als dringend Tatverdächtiger möchte man aber trotzdem nicht in ihrer Schusslinie geraten, denn sie weiß nur zu gut, wie man wichtige Informationen aus den Personen sprichwörtlich herausprügelt, um sich dann am nächsten Tag den Kummer und die Wut bei ihrem Therapeuten aus den Augen zu weinen. Deshalb und wegen ihrer fantastischen Fähigkeiten in ihrem Beruf ist Paula eine Protagonistin, die mit ihrer Art aneckt und wir Leser sie nicht so schnell vergessen werden.

Zum Schluss überschlagen sich die Ereignisse und überraschen mit einer schlüssigen Auflösung, bei der sich alle Fäden zu einem gelungenen Netz zusammenfügen.Trotzdem hat sich das Wow-Erlebnis bei mir nicht wiederholt, was nach einem gelungenen Mittelteil aber auch schwer zu steigern war und so ist „Smaragdjungfer“ ein gelungener Krimi, der mein Rätselfieber forderte und mich auf eine Fortsetzung mit einer aufgeblühten Paula hoffen lässt. :-)

Bewertung vom 23.02.2012
Kühlfach betreten verboten! / Pascha Bd.4
Profijt, Jutta

Kühlfach betreten verboten! / Pascha Bd.4


ausgezeichnet

Wer an Gespenster glaubt, wird leicht von ihnen geneckt.

Diese Redensart hat sich die Autorin Jutta Profijit in ihrer Kühlfach-Krimi-Reihe wohl zum Vorbild genommen, denn der Gerichtsmediziner Martin Gänsewein hat das große Glück (oder Pech?), dass der Geist des verstorbenen Autoknackers Pascha mit ihm kommuniziert und ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit für seine verrückten Pläne einspannen will.
Pascha ist tot und doch quicklebendig, seine Seele steckt jedoch in der Zwischenwelt fest und damit ist ihm als körperloser Geist ein ziemlich langweiliges Leben vorherbestimmt. Er kann nicht aktiv in das Geschehen eingreifen und ein erholsamer Schlaf bleibt im auch verwehrt, da ist sein einziger Lichtblick, dass irgendwann mal wieder eine Seele bei ihm verweilt und sie gemeinsam in einem neuen Mordfall ermitteln können, denn das ist Paschas Spezialgebiet.

In dem mittlerweile vierten Fall wartet aber keine schöne Blondine auf unseren Helden, sondern eine Horde kleiner Schüler, die Paschas Nerven ganz schön strapazieren. Sie waren gemeinsam in dem Auto einer Lehrerin und wurden auf dem Heimweg hinterhältig von der Straße getrieben – so glauben wenigstens die Neu-Geister sich zu erinnern. Die „Bonsais“ liegen nun im künstlichen Koma und von der türkischen Lehrerin fehlt jede Spur! War es Fahrerflucht oder ein Ehrenmord des Bruders, der die Leiche im Wald verscharrt hat? Die Ermittlungen beginnen, und damit ein Heidenspaß für uns Leser. :D

Pascha ist nämlich ein cooler Typ und die Art „Gangsta“, die man sich nicht als Schwiegersohn wünscht. Als Babysitter für die Bonsais schlägt er sich aber ganz gut, auch wenn die lieben Kleinen schon bald ihren eigenen Kopf entwickeln und er sich vor Frust die Geisterhaare rauft, spürt man doch ganz genau, dass ihm die Racker etwas bedeuten. Die Vier haben es aber auch nicht leicht, sind sie vom Charakter doch wie Ying und Yang und dazu noch voller Sehnsucht nach körperlicher Nähe und tröstender Worte. Das einzige Mädchen ist der Klassenstreber, der türkische Junge streitet permanent mit dem etwas rassistischen Draufgänger und den Abschluss bildet der harmoniesüchtige Milchbubi – was für ein Chaos!

Die rotzige Art des Protagonisten ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack, doch ich habe mich herrlich amüsiert, dabei ich hätte der Autorin nach dem netten Bild auf der Autorenseite diese derbe Sprache gar nicht zugetraut. Jutta Profijit scheut sich nicht davor ein bisschen die Grenzen zu erweitern und bringt damit ein bisschen Jugendslang in unsere Wohnzimmer, indem sie Frauen nur auf ihre „Hupen“ oder Türken auf ihre Kümmel-Liebe reduziert – der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. :)

Der Kriminalfall rückt bei dem ganzen Spaß aber nicht in den Hintergrund und die Truppe kommt der Wahrheit geschickt auf die Spur, wobei wir Leser uns noch auf Überraschungen gefasst machen dürfen! Dem Sog von Pascha kann man sich einfach nicht entziehen und sein „Sprachrohr“ Martin, der die Polizei von den neuesten Fahndungserfolgen mehr oder weniger geschickt informiert, ist als treusorgender Freund und aufopferungsvoller Vegetarier ein prima Kontrast zu der schnoddrigen Figur aus der Zwischenwelt.

Pascha ist einfach spitze und kann es locker mit seinen lebenden Tatort-Kollegen aufnehmen. Ich freue mich auf seinen nächsten Fall!

Bewertung vom 23.02.2012
Gefährliche Vergangenheit / Detective Jay Hunter Bd.3
Raven, Michelle

Gefährliche Vergangenheit / Detective Jay Hunter Bd.3


sehr gut

„Gefährliche Vergangenheit“ ist bereits der dritte Teil von Michelle Ravens Hunter-Serie, doch bis auf wenige Gespräche über bisherige Schicksalsschläge oder Anekdoten über Familientreffen, die zudem noch kurz erklärt werden, habe ich mich in der Handlung nicht fremd gefühlt.
Jeder Teil der Reihe widmet sich einem der vielen Geschwister und dieses Mal dürfen wir die schöne Leigh kennenlernen.
Die junge Frau muss in ihrer Situation besonders stark sein, denn vor ein paar Jahren starb bei einem Autounfall ihr damaliger Freund und sie selbst sitzt seitdem im Rollstuhl, obwohl die Ärzte dafür keine medizinische Erklärung haben. Nichts erinnert mehr an ihr altes Leben und es scheint, als ob das lebensfrohe Mädchen damals im Wrack gestorben ist, um nun als ein von Schuldgefühlen geplagtes Mauerblümchen wiedergeboren zu werden, die sich keine Freude gönnt und am liebsten alleine in ihrem kleinen Häuschen grübelt.
Leighs Nachbar Barker wirkt da wie ein Geschenk des Himmels, denn er kümmert sich rührend um die neue Bekannte und steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, was besonders dringend ist, da Leigh von einem Unbekannten Drohbriefe mit seltsamen Andeutungen erhält. Kann es ein Zufall sein, dass Barker immer in der Nähe ist, wenn die nächste Botschaft kommt?

Von der Inhaltsangabe bin ich sehr neugierig geworden, denn ich selbst bin ein eher misstrauischer Mensch und bei Fremden zuerst zurückhaltend. Wie Leigh würde ich erst einmal zögern, wenn ein gutaussehender Mann mir seine uneigennützige Hilfe anbieten würde, wenn ich ihm durch gelähmte Beine auch noch körperlich unterlegen wäre, würde dies natürlich meine Skepsis anstacheln! Kann sich ein Mann im besten Alter wirklich in eine Rollstuhlfahrerin verlieben? Die Zweifel an Barkers Ehrlichkeit wurden glaubhaft beschrieben und ihr innerer Zwiespalt zwischen Vertrauen und Misstrauen gut in Szene gesetzt, sodass wir Leser ebenfalls mit ihr zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit schwanken.

„Gefährliche Vergangenheit“ ist aber nicht nur mein erstes Buch der Autorin, sondern zugleich mein erster Ausflug in das Genre „Romantic Thrill“, welche vom Egmont Lyx Verlag erst im September 2010 gestartet wurde.
Beim Lesen hat sich dann schnell gezeigt, dass Michelle Raven ein wahres Talent für dieses Genre besitzt, denn die Ungewissheit wer der anonyme Angreifer ist und wie weit derjenige in seinem Wahn gehen würde, hat mich sehr beschäftigt, zumal meine Sympathie mit der Protagonistin von Seite zu Seite wuchs und damit auch meine Angst, um die fiktive Person. Von der Intensität der romantischen Szenen war ich dann genauso überrascht, denn die zarten Gefühle der beiden entwickeln sich schnell zu einem Feuerwerk der Gefühle, die in einem wahren Sturm gipfeln und mir sprichwörtlich rote Ohren beschert haben. ;-)

Die Tätersuche bleibt bis zum Schluss spannend und in einem hart umkämpften Finale um Leben und Tod schafft die Autorin einen gelungenen Abschluss!
Beim Stöbern auf der Homepage von Michelle Raven (http://www.michelleraven.de/) und in anderen Rezensionen zu ihren Werken wird schnell klar, dass sie ein Faible für die SEALS - eine Spezialeinheit der US Navy - hat und manche Leser etwas enttäuscht waren, dass diese Herren nur einen kurzen Auftritt hier hatten. Mir gefällt das aber gerade gut, denn ich habe die muskulösen „Halbgötter“ eher als störend empfunden, da sie im starken Kontrast zu den sonst verletzlichen Charakteren stehen, aber wer coole Helden bevorzugt, wird von ihnen bestimmt begeistert sein – das ist wie immer Geschmackssache. :)

Ich habe jedenfalls mit Leigh mitgefiebert und einige schöne Lesestunden gehabt, deswegen war das bestimmt nicht mein letztes Buch der Autorin und ich bin mir fast sicher nun auch ein neues Lieblingsgenre gefunden zu haben – dann aber bitte ohne Soldaten. :-P

7 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2012
Die Rückkehr des Fremden
Alexander, Tamera

Die Rückkehr des Fremden


sehr gut

Für ihre Zuneigung zu dem sehr ansehnlichen Larson hat Kathryn ihr reiches Elternhaus in Boston verlassen, um gemeinsam mit ihm eine Ranch in Colorado zu bewirtschaften. Ihre Ehe steht zur Zeit allerdings an einem Tiefpunkt, denn die nächste Rate für den hohen Kredit ist bald fällig und die Begleichung der Schulden macht ihnen große Schwierigkeiten. Außerdem zieht sich Larson immer mehr von seiner Frau zurück, da er in seinem Stolz, Kathryn nicht den Lebensstandard zu ermöglichen, den sie so gut kennt, gekränkt ist. Er ist ein leidenschaftlicher Mann voller Narben, die seine schlimme Kindheit auf seinen Rücken gezeichnet hat und die damaligen Erlebnisse hindern ihn daran, sein Herz für Kathryn zu öffnen.
Das fehlende Vertrauen nagt an der schönen Viehwirtin und als Larson bei einem Schneegestöber zu einem Geschäftstermin verschwindet und auch Monate danach nicht zurückkehrt, steht sie vor der schwierigen Aufgabe, das geliebte Land zu retten und gleichzeitig für das Kind zu sorgen, welches in ihr seit Kurzem heranwächst.

Larson ist jedoch nicht tot und findet zufällig am Tag seiner offiziellen Beerdigung in die Stadt zurück - allerdings als Fremder, der nur knapp dem Feuertod entkommen ist und sich ihr ohne seine wahre Identität zu zeigen, versucht zu beweisen, dass er durch die schrecklichen Qualen neugeboren wurde, mit einer unbändigen Dankbarkeit und unerschütterlichen Glauben an eine höhere Macht. Wird Kathryn ihren Mann noch lieben können?

Ich gehe zwar nicht regelmäßig in die Kirche und mein Glaube an Gott leitet mich bei Weitem nicht so, wie es die Protagonisten von Tamara Alexander vorgeben, doch die christlichen Elemente haben mich dennoch tief berührt!
Die Geschichte zeigt, dass die Menschen schon immer besonders in schwierigen Zeiten ihren Glauben gefunden haben, um sich an etwas festzuhalten, wenn alles andere schon verloren schien und beweist, dass Gott darüber aber nicht erzürnt, sondern auch diese (Neu-)Gläubigen mit offenen Armen aufnimmt. Die Gebete werden in ihrer Wirkung nicht beschönigt, sondern auch ein herzensguter Mensch wie Kathryn muss sich Christi Unterstützung immer wieder zusprechen und in den scheinbar endlosen Prüfungen einen Sinn erkennen. Für diese Kraft habe ich sie oft bewundert und ich bin mir sicher, dass die umwerfende Ausstrahlung, die ihr von allen Seiten zugesichert wird, damit eng verbunden ist.
Die vereinzelten Bibelzitate drängen sich auch nicht auf und sind in ihrer Aussagekraft gut gewählt, zudem regen sie zum Nachdenken an, was definitiv auch zu dem gesamten Werk zu sagen ist.
Die melancholische Stimmung, sowie die dauerhaften Schuldgefühle von Kathryn und Larson sind an einigen Stellen etwas zu dominant und ich hätte mir da im Gegenzug vielleicht lieber noch die ein oder andere Kirchenszene mit Gesang gewünscht, doch von meinem ersten christlichen Roman wurde ich nicht enttäuscht und ich könnte mir durchaus vorstellen, an einem ruhigen Abend erneut in diese Welt einzutauchen und dadurch ein bisschen Hoffnung zu tanken.
Jede Beziehung geht einmal durch Höhen und Tiefen, doch man sollte die eigenen Gefühle und Wünsche dem Partner erklären, denn ein vernünftiges Gespräch mit Respekt dem anderen gegenüber hilft mehr als Stillschweigen über die Situation und macht, wenn die Zeit abgelaufen ist, nur unglücklich. Nicht jeder bekommt dann eine zweite Chance und das sollte Ansporn genug sein, für ein Leben im Einklang mit den Lieben (und Gott).

Die Bücher aus dem Francke-Verlag sind meiner Meinung für Frauen aus allen Altersklassen gut geeignet und zum Beispiel als Geschenk zur Feier der Konfirmation sehr passend. Nicht religiösen Lesern würde ich aber trotzdem nicht von der Lektüre abraten, denn die Autorin gibt einen guten Einblick in die Gefühlswelt einer Christin und an den Annäherungen der Charaktere, sowie den Intrigen bei dem Kampf um das Land kommen auch sie auf ihre Kosten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2012
Herz an Herz
Cramer, Sofie;Ulrich, Sven

Herz an Herz


ausgezeichnet

„Kennen Sie das, wenn man ein Buch so gut findet, dass man jeden Tag nur ein paar Seiten liest, weil man nicht will, dass es zu Ende geht?So ging es mir mit der Antwort auf Ihren Brief.“

Welche Frau würde sich von diesen Zeilen nicht geschmeichelt fühlen? Die Wirkung bei dem Adressaten dieser romantischen Zeilen erfüllt in jedem Falle diese Vermutung und lässt das Herz bei uns Leser(innen) ein bisschen höher schlagen.

Gegenüber der Inhaltsangabe hatte ich zuerst ein bisschen Bedenken, weil ich außer bei Cecilia Ahern sonst einen Bogen um Liebesgeschichten mache, weil sie mir zu kitschig sind und man meist schon nach wenigen Seiten weiß, dass zum Schluss ein schmalziges Happy End auf uns wartet.
Bei „Herz an Herz“ hat mich der ungewöhnliche Stil in Brief- bzw. E-Mail und Sms-Form aber neugierig gemacht und ich habe mich gerne auf die gefühlvolle Reise von einer Hamburger Psychologin und einem Münchener Versicherungskaufmann eingelassen, die als harmlose Brieffreundschaft beginnt.

Sara ist Mitte dreißig und frisch geschieden,doch die Ereignisse, die in jüngster Vergangenheit zum Scheitern ihrer Ehe geführt haben, wünscht sich niemand, sodass sie sich vor Kummer und Wut vor dem anderen Geschlecht verschlossen hat. Ihr Glaube an die Männerwelt hat sehr gelitten und Vertrauen ist ein Wort, dass sie aus ihrem Wortschatz vorerst gestrichen hat. Auf der Hochzeit einer guten Freundin sieht sie sich dann auch noch konfrontiert mich zahlreichen glücklichen Paaren und für Sara bleibt nur noch der nervige Tischnachbar, der sich mit seinen dummen Sprüchen schnell selbst ins Abseits katapultiert. Vom Alkohol berauscht, schickt sie eine Flaschenpost los mit einem Hilferuf für einen Ausweg aus ihrer trostlosen Lage.
Das Unglaubliche geschieht und kurz darauf flattert tatsächlich eine Antwort in ihre Wohnung – von dem charmanten Berti.

Die Geschichte klingt bis hierhin wie ein Märchen und das Herzklopfen, was die beiden während des Schreibens der teilweise tiefgründigen oder aber ironischen Zeilen spüren, war beinahe hörbar und die kribbelige Vorfreude während des Wartens auf die ersehnte Antwort des Brieffreundes macht auch vor den Lesern nicht halt.
Die Annäherung der beiden, die zuerst hinter einem Schild aus Humor versteckt wird, bröckelt zusehends und es ist wirklich niedlich, wie das zarte Band der Liebe sich auch über fast 800 km aufbauen kann.
In diesem Roman sucht man eindimensionale Charaktere vergebens, denn das harmonische Cover aus blau und rosa Tönen gibt nur einen kleinen Einblick in die chaotische Beziehung von zwei Menschen, die mit bayerischer Herzlichkeit und nordischer Kühlheit in manchen Dingen sehr verschieden sind.

Den Erfolg der authentischen Erzählperspektive hat das Buch sicherlich der unterschiedlichen Rollenverteilung des Autorenduos zu verdanken.Sofia Cramer wird hierbei sicherlich den Part der Sara übernommen haben und Sven Ulrich hat hingegen Berti sein Gesicht geliehen.
Die typischen Reaktionen von Mann und Frau sind meiner Meinung nach glaubhaft dargestellt worden und hätten von einem Autoren alleine bestimmt nicht den gleichen Effekt gehabt.
Berti ist zum Beispiel nach einigen Briefwechseln Feuer und Flamme und brennt auf ein Treffen mit seiner Herzdame, doch Sara ist da eher etwas zurückhaltender,obwohl ihr Charakter recht schlagfertig und keineswegs schüchtern ist.
Saras leichte Unsicherheit bezüglich eines voreiligen Treffens wird jede Frau,die schon einmal mit dem Gedanken an ein Blind Date oder eine Verabredung mit einer Bekanntschaft von sogenannten Partnerbörsen im Internet gespielt hat, nur zu gut verstehen können. Denn wer verbirgt sich hinter dem netten Unbekannten, den das Herz so gut zu kennen scheint und man aber doch völlig ahnungslos ist?

Von einer Geschichte wie Sara sie erlebt hat, träumt im Laufe eines Lebens wahrscheinlich jede unglückliche Single-Frau und „Herz an Herz“ ist eine Hommage an die einsamen Seelen dieser Welt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.01.2012
Schweinskopf al dente / Franz Eberhofer Bd.3
Falk, Rita

Schweinskopf al dente / Franz Eberhofer Bd.3


sehr gut

Ja mei da ist der nächste Fall scho vorbei..

In Landshut und Umgebung sind alle in heller Aufregung, denn ein Psychopath konnte aus dem Gefängnis mit einem äußerst perfiden Plan entkommen und wird auf seiner Flucht von Rachegedanken bezüglich des werten Herren Richter Moratschek getrieben, der ihm eine Haftstrafe von 15 Jahren eingebrockt hat. Die Polizeiinspektion (PI) Landshut nimmt die Sorgen des verängstigten Mannes allerdings nicht ernst, denn die erste Warnung (eingekratzt in das Eis auf der Frontscheibe) hat sich sozusagen in Dampf aufgelöst als die Kollegen eintreffen und ein Schweinskopf im richterlichen Ehebett verschwindet genauso mysteriös wie er gekommen ist. Franz ist die letzte Hoffnung für den panischen Bekannten und nimmt sich etwas widerwillig der Sache an.

Der Kriminalfall nimmt bei "Schweinskopf al dente" im Gegensatz zu den Vorgängern einen größeren Teil ein, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Eberhofers durch das Asyl des Richters ebenfalls in das Visier des Täters gelangen und Franz aktiv werden muss. Der Leser darf sich also auf ein paar Spannungsmomente freuen, die man in diesem Ausmaß bei den anderen Provinzkrimis etwas missen könnte.

Durchweg begeistert bin ich von diesem Buch trotzdem nicht, was vermutlich daran liegt, dass ich einen Tag vorher das urkomische Hörbuch zu "Dampfnudelblues" gehört habe und der Nachfolger im direkten Vergleich etwas schwächelt. Vom Cover ist wiederum dieses mein klarer Favorit und der Schweinskopf lächelt genauso selig, wie ihn die Autorin auch beschreibt.

Im Verlauf der Handlung brechen beinahe alle Bewohner des beschaulichen Dorfes nach Italien auf, um die Susi aus den Fängen des Machos zu befreien, allerdings wirkt die ganze Situation selbst für Niederkaltenkirchen-Verhältnisse zu überspitzt und nicht mehr glaubhaft. Hinzukommt der ständige Drang des Papas nach seinem Hanf und er verteidigt seine Kifferhöhle (das Wohnzimmer) sogar mit einer Waffe, was nach einiger Zeit (für meine Begriffe) nicht mehr so lustig war.

Dafür hat sich Franz weiterentwickelt - er ist noch grantiger geworden und hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Bei dem dienstlichen Besuch einer türkischen Familie gibt er alles und so übt die Autorin auf lustige Weise Kritik an der Einstellung der Türken zu Zwangshochzeiten und verhöhnt ihre Vorliebe für Pfefferminz-Tee, dass es nur so kracht. Sehr korrekte oder pingelige Leser könnten sich an der "Türken-Szene" stören oder sie sogar als fremdenfeindlich abtun, doch wir kennen unseren Franz und wissen, dass er es nicht so ernst meint, was er sagt und in der Realität herrscht sowieso noch ein ganz anderer Ton, dagegen ist der Franz ein friedliches Lämmchen. :-)

Ich vermisse den Franzl jedenfalls jetzt schon und hoffe, dass der Nachfolger nicht lange auf sich warten lässt und die Geschichte dann aber wieder ausschließlich in Bayern spielt, denn so ein Ausflug ist zwar amüsant, kann aber mit den Eigenarten der Dorfbewohner und dem gemütlichen Saustall nicht mithalten.

Die Rezepte im Anhang sehen wieder sehr köstlich aus und lassen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Der Kartoffelsalat der Oma wird bei uns sicherlich auch bald auf den Tisch kommen und deshalb verabschiede ich mich für heute mit einem Zitat:

"Wenn ich meine Todesart einmal selber bestimmen könnte, würd ich gern in der Oma ihrer Biersoße ersaufen."

15 von 20 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.01.2012
Die Gewürzhändlerin
Schier, Petra

Die Gewürzhändlerin


ausgezeichnet

Ein Traum ist für Luzia wahr geworden, denn ihr Brotherr verbringt mit seiner Familie und dem Gesinde den kalten Winter in den Mauern eines schönen, warmen Stadthauses, mitten im belebten Koblenz. Gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder Anton, der einzige noch lebende Verwandte nach der furchtbaren Pest, hat sie bei der ehrwürdigen Familie von Manten nicht nur gütige Arbeitgeber, sondern auch Freunde gewonnen.
Das vorbestimmte Leben als Bäuerin ist so fern wie nie zuvor und als sie von Martin Wied, einem bekannten Weinhändler, auf Grund ihrer verblüffenden Rechenkunst gebeten wird auf dem Markt den Gewürzstand zu leiten, lernt sie eine vollkommen neue und durchaus schmackhafte Welt kennen.

Luzia hat daraufhin mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen, denn eine unverheiratete Gehilfin mit ihrem rechnerischen Fähigkeiten und dazu noch ihr liebliches Aussehen sorgt für Unmut unter der Konkurrenz und schon bald kursieren die absurdesten Gerüchte über sie und ihre Absichten bezüglich des angesehenen Kaufmanns Wied, die das ohnehin schon anstrengende Leben der aufstrebenden Gewürzhändlerin noch unnötig erschweren. Glücklicherweise stehen ihre Freunde immer schützend vor ihr und an Selbstbewusstsein mangelt es der Leibmagd auch nicht, doch bei einem Mann bekommt sie dennoch weiche Knie. Diese heftige Reaktion ihres Körpers kann Luzia allerdings nicht richtig einordnen, denn Zuneigung verspürt sie zu dem von hässlichen Narben gebrandmarkten Kaufmann keineswegs. Zudem zeigt ihr silbernes Kreuz, eine sagenhafte Reliquie aus alten Zeiten, eine unheimliche Reaktion in seiner Gegenwart, die nichts Gutes verheißen mag - oder doch?

Diese Kreuz-Reliquie hat von Anfang an mein größtes Interesse auf sich gezogen, denn geheimnisvolle Gegenstände, die dazu noch ihrem Träger eine spezielle Gabe verleihen, ziehen mich immer in den Bann. Die Reliquie besteht aus drei Teilen, die vor 150 Jahren unter Freunden mit einem Eid auf ewige Unterstützung und Hilfe getrennt wurde. Luzia und Elisabeth sind Nachkommen dieser Männer und hüten das Geheimnis des Kreuzes, welches bei Gefahr anfängt sacht zu vibrieren oder auch, trotz des Metalls, sehr warm werden kann. Der Zauber des Schmuckstücks bleibt für uns Leser genauso vage wie für die Beteiligten und so schwebt immer etwas rätselhaftes über der Geschichte.

Besonders unterhaltsam waren die zahlreichen Sticheleien und Dispute von Luzia und Martin, weil beide einen ausgesprochenen Dickkopf haben und sich die junge Händlerin keinesfalls als geborene Bauerntochter den Mund verbieten lassen will. Sie steht zu ihrem ungezügelten Temperament und obwohl sie von Gräfin Elisabeth von Manten in allen höfischen Disziplinen unterrichtet wurde, fällt er ihr manchmal schwer, sich vor Unrecht zu verschließen und ihr teilweise loses Mundwerk unter Kontrolle zu haben. Normalerweise werden mir zu aufbrausende Charaktere schnell unsympathisch, doch Petra Schier hat die rothaarige Edelmagd so zauberhaft beschrieben, dass jeglicher Gedanke in diese Richtung vollkommen unnötig war und spätestens wenn Luzia vor Scham errötet, hat man sie in das Herz geschlossen. Mit Martin hat sie jedenfalls einen ebenbürtigen Gesprächspartner gefunden und schließlich sagt das alte Sprichwort nicht umsonst „Was sich liebt, das neckt sich.“. ;-)

Bei historischen Romanen habe ich es schon häufiger erlebt, dass durch die nötigen Erklärungen zu den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie geschichtlichen Eckdaten viele Längen die Handlungen durchziehen ohne das nennenswerte Ereignisse die Leser fesseln könnten; dies ist auch der Grund warum ich meist nicht zwei Bücher aus diesem Genre nacheinander lese, weil mich die beschriebenen Passagen meist langweilen und ich eine Abwechslung brauche. Doch Petra Schier hat mich eines besseren belehrt und gezeigt, dass ein historischer Roman auch mit 544 Seiten ohne Ausnahme spannend sein kann und schon allein dafür verdient „Die Gewürzhändlerin“ fünf Sterne und damit die volle Punktzahl.

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