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Krimine

Bewertungen

Insgesamt 218 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2016
Flawed - Wie perfekt willst du sein? / Perfekt Bd.1
Ahern, Cecelia

Flawed - Wie perfekt willst du sein? / Perfekt Bd.1


sehr gut

Ein emotional aufwühlender All-Age-Roman für jugendliche Leser

Die siebzehnjährige Celestine ist perfekt. Sie lebt nach den Regeln ihrer Gesellschaft, erzielt in der Schule gute Leistungen und ist mit dem Sohn des obersten Richters liiert. Ein Leben, das ihr gefällt, jedoch eine jähe Wende erfährt, als sie einem alten Mann auf dem Weg zur Schule hilft, obwohl das streng verboten ist. Denn der Mann, der im Bus um sein Leben ringt, ist ein Fehlerhafter. Ein Ausgestoßener des perfekten Systems. Ein Mensch, der keine Rechte mehr hat. Von nun an spürt Celestine am eigenen Leib, was es heißt, fehlerhaft zu sein. Die Beteiligung an einer Intrige, die ihren Status als Perfekte wieder herstellen soll, lehnt sie rigoros ab und kämpft von nun an um die Herstellung von Werten wie Moral, Menschlichkeit und Gerechtigkeit, die die angeblich perfekte Gesellschaft längst verloren hat.

„Flawed – Wie perfekt willst du sein“ ist ein All-Age-Roman für jugendliche Leser, der voller Spannung, Gefühl und Lebendigkeit steckt. In ihm wird der Leser in eine Welt katapultiert, in der die Perfektion oberste Regel ist und in der jede Andersartigkeit geahndet wird. Dass es hinter dieser glänzenden Fassade ordentlich brodelt, wird schnell klar, spätestens in dem Moment, als die bis dahin perfekte Protagonistin in einem ordentlichen Schlamassel steckt. Eine interessante Figur, deren Mut und Menschlichkeit, deren Ängste und Zweifel und deren Trotz und Kampfeswille in einer nachvollziehbaren Mischung zum Tragen kommen und die nicht nur die Menschen ums sich herum bewegt. Aber nicht nur sie macht während der fatalen Geschehnisse in einer von Regeln beherrschten Welt eine spürbare Wandlung durch. Auch ihre Eltern ändern sich und beginnen Dinge zu hinterfragen, wie auch ihre Schwester und sogar ihr Freund, der als Sohn des obersten Richters besonders perfekt sein sollte. Flüssig geschrieben, mit vielen spannenden Szenen, grausamen Momenten, zweifelhaften Handlungen, aber auch mit liebevollen Gesten versehen, versteht es der Roman gut zu unterhalten und trotz seines schrecklichen Verlaufs ein wenig Hoffnung zu geben.

Fazit:
Der erste Band einer auf zwei Teilen ausgelegten Dystopie lässt seine Leser emotional aufgewühlt und mit vielen Fragen zurück. Ein Roman, der nachhaltig beweist, das es wichtig ist Fehler zu machen und das es genauso wichtig ist, zu ihnen zu stehen.

Bewertung vom 27.09.2016
Wintertod / Kommissar Arne Larsen Bd.2
Nommensen, Thomas

Wintertod / Kommissar Arne Larsen Bd.2


ausgezeichnet

Ein Kriminalroman, der seinen Lesern Gänsehaut beschert

Auf einem längst verwitterten Berliner Friedhof wird die schlecht vergrabene Leiche einer Frau gefunden, die dort nicht hingehört. Hauptkommissar Arne Larsen, der gerade erst aus Norddeutschland in die Hauptstadt gezogen ist, übernimmt gemeinsam den merkwürdigen Fall und steckt schon bald mit seiner Kollegin Mayla Aslan in einer Ermittlung fest, die es in sich hat. Denn während die Tote selbst für ihr Ableben verantwortlich ist, steht die Frage im Raum, warum wurde sie auf dem alten Friedhof verscharrt. Zur gleichen Zeit hegt eine Berliner Lehrerin einen schlimmen Verdacht. Nach einer langen psychischen Erkrankung in den Schuldienst zurückgekehrt, glaubt sie, dass eine ihrer Schülerinnen Hilfe braucht und begibt sich ungeahnte Gefahr.

„Wintertod“ ist nach „Ein dunkler Sommer“ der zweite Fall für den eigenwilligen Hauptkommissar Arne Larsen, den es nach einem traumatischen Erlebnis und der Trennung von seiner Lebensgefährtin nach Berlin verschlagen hat. Dort trifft er auf die türkischstämmige Oberkommissarin Mayla Aslan, die ab sofort seine Teamchefin und Partnerin ist und genau, wie er mit privaten Problemen zu kämpfen hat. Ein interessantes Team, das sich erst im Verlaufe der Ermittlungen zusammenrauft und bis dahin einige Unstimmigkeiten beseitigen muss.

Aber nicht nur sie bilden den Mittelpunkt in einem Geschehen, das vor allem durch seine Gefühlskälte Gänsehaut beschert. Auch eine von Schülern attackierte Lehrerin und ein Junge, der von seinem Stiefvater zu gewalttätigen Aktionen gezwungen wird, vervollständigen eine Handlung, die sehr komplex aufgebaut worden ist. So gibt es drei Handlungsstränge, die abwechselnd zum Tragen kommen, allerhand Verbrechen, die von unterschiedlichen Personen verübt werden und verschiedene Zeitebenen, deren Ereignisse erst allmählich zusammenführen. Bis dahin aber, erfährt der Leser von unhaltbaren Zuständen an einer Schule, von Menschen, die lieber wegsehen, als zu helfen oder taucht in ein Stück deutsche Geschichte ein, deren Auswirkungen noch heute zu spüren sind.

Fazit:
„Wintertod“ ist ein Kriminalroman, der seinen Lesern Gänsehaut beschert und das nicht nur, weil er in einer kalten Jahreszeit spielt, sondern weil sein markantestes Merkmal eine spürbare emotionale Kälte ist.

Bewertung vom 20.09.2016
Nebelschrei
Baker, Sam

Nebelschrei


sehr gut

Ein Thriller, der geschickt mit den Ängsten seiner Figuren spielt

Die bekannte britische Fotografin Helen hat in ihrem Leben schon viel gesehen. In diversen Kriegsgebieten eingesetzt, zeugen ihre Fotos davon, wie viel Leid die Zivilbevölkerung dort ertragen muss. Doch welchem Martyrium sie selbst ausgesetzt ist, das zeigen ihre Arbeiten nicht. Denn während sie täglich mit ihrer Leica auf die Suche nach guten Motiven geht, wartet zu Hause ein Ehemann auf sie, der sie regelmäßig tyrannisiert und missbraucht. Bis zu dem Tag, als ihre gemeinsame Wohnung in Flammen steht und sich Helen nicht mehr erinnern kann, was in der Brandnacht geschehen ist. Seit dem hat sie sich in einem heruntergekommenen Herrenhaus am Rande der Dales versteckt und lebt in ständiger Angst, entdeckt zu werden.

„Nebelschrei“ ist ein Thriller, der der es in sich hat, allerdings auch lange Zeit benötigt, die in ihm steckende Geschichte zu entwickeln. So lernt der Leser im ersten Teil des Buches zunächst einmal die Hauptfiguren kennen und erfährt wichtige Details aus ihrem Leben. Angefangen mit Helen, die nach ihrer Flucht aus der brennenden Wohnung in einer abgelegenen Gegend Nordenglands auf eine Dorfgemeinschaft trifft, deren Neugierde ihr gefährlich werden kann, über den im Ruhestand befindlichen Journalisten Gil, der zu Helens Leidwesen schneller als gedacht, hinter ihr Geheimnis kommt, bis hin zu Helen Exmann Arthur, der als Kriegsberichterstatter auf der ganzen Welt tätig ist und diversen anderen Figuren, die am Rande des Geschehens von Bedeutung sind. Erst dann beginnt die Handlung ihren Sog zu entwickeln, dem sich der Leser nur schwer entziehen kann. Denn im zweiten Teil des Thrillers berichtet Helen von ihrem jahrelangen Martyrium, während es im dritten Teil am Rande der Dales ums nackte Überleben geht. Und die ganze Zeit über besticht der detailreiche und mit interessanten Informationen angereicherte Thriller durch seinen angenehm lesbaren und flüssigen Stil und seine realistische und bewegende Darstellung.

Fazit:
„Nebelschrei“ ist ein Thriller der leisen Töne, der gekonnt auf psychologische Spannungsmomente setzt und dabei geschickt mit den Ängsten seiner Figuren spielt. Eine Empfehlung für Leser, denen emotionale Momente wichtiger sind, als actionreiche Szenen.

Bewertung vom 19.09.2016
Die Wahrheit
Raabe, Melanie

Die Wahrheit


sehr gut

Ein abstruser Psychothriller mit hohem Unterhaltungswert

Was ist das Schlimmste, das du jemals getan hast? Diese Frage wird Sarah Peters von einem Fremden gestellt, der seit seiner Ankunft auf dem Hamburger Airport behauptet, ihr Ehemann zu sein. Als vermeintliches Entführungsopfer in Kolumbien befreit, ist er nun in die Rolle des wohlhabenden Geschäftsmannes Philipp Peters geschlüpft, der sieben Jahre zuvor auf einer Geschäftsreise nach Südamerika spurlos verschwand. Mit dem Ziel, dessen Platz einzunehmen, versucht er, Sarah für sich zu gewinnen und das mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen. Doch die Ehefrau von Philipp Peters weigert sich, ihm den Platz an ihrer Seite zuzugestehen und kämpft mit allen Mitteln darum, den Fremden für immer los zu werden.

„Die Wahrheit“ ist nach „Die Falle“ der zweite Psychothriller der deutschen Autorin Melanie Raabe, die es vorzüglich versteht, ihre Leser in die Irre zu führen. Vage Andeutungen, unklare Erinnerungen und verschobene Wahrnehmungen der handelnden Figuren sorgen dafür, dass ein Trugbild entsteht, das nichts mit den wirklichen Ereignissen zu tun hat. Und immer wenn der Leser glaubt, endlich hinter die realen Tatsachen gekommen zu sein, wird er eines Besseren belehrt und muss von vorne beginnen, die kargen Fakten zu sortieren. Ein Kampf um die Wahrheit, bei dem er abwechselnd für die eine oder andere Figur Partei ergreift und versucht, ihre Lügen zu enttarnen. Dabei gerät er unweigerlich in einen emotionalen Sog, der einer besonders perfiden Zwickmühle gleicht und in einem Finale endet, das nicht vorherzusehen ist. Doch trotz seiner manipulierbaren und unterhaltsamen Wirkung weißt der Plot einen gravierenden Mangel au. Er ist voller fragwürdiger Handlungsweisen und wirkt in seiner Gesamtheit konstruiert und abstrus. Doch wer als Leser über diese Makel hinwegsehen kann und absonderliche Psychothriller mag, der hat beim Kauf dieses Buches alles richtig gemacht.

Fazit:
Ein geschickt konstruiertes Katz- und Mausspiel, bei dem alle beteiligten Figuren gleichermaßen überzeugend und unglaubwürdig sind und das trotz seines fragwürdigen Verlaufes spannend unterhält.

Bewertung vom 14.09.2016
Am Ende aller Zeiten
Walker, Adrian J.

Am Ende aller Zeiten


weniger gut

Schicksalsroman meets Endzeitdrama

Es ist nicht immer leicht, für eine Familie zu sorgen und die eigenen Wünsche zurückzustellen. Doch auf ein Ende des Dilemmas zu hoffen und im Wust der täglichen Pflichten nur auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein, das kann nur ein selbstsüchtiger Egoist. Edgar Hill ist ein so ein Mensch, der als Familienvater gründlich versagt und seinen aufgestauten Frust durch Unmengen an Nahrung und Ignoranz stillt. Doch an dem Tag, als ein Asteroidenschauer auf die Erde niedersaust und ganz England in Staub und Asche verwandelt, muss auch er sein Tun überdenken. Aus dem eigenen Keller von einem Katastrophenteam gerettet, wird er kurz darauf von seiner Frau Beth und den Kindern getrennt. Und während diese nach Cornwall gebracht werden, bleibt er im zerstörten Edinburgh zurück. Von nun an kämpft er darum, sie wieder zu sehen und begibt sich gemeinsam mit weiteren Überlebenden auf den Weg durch ein zertrümmertes Land, das voller Gefahren und unberechenbarer Gegnern ist.

„Am Ende aller Zeiten“ ist ein Roman, in dessen Fokus ein Familienvater steht, der gemeinsam mit einer Gruppe von Gleichgesinnten versucht, ins 500 Meilen entfernte Cornwall zu gelangen. Auf ihrem Weg durch zerstörte Städte und sterbende Landschaften begegnen sie vielen Menschen, die zum eigenen Schutz um sich schlagen, aber auch Menschen, die trotz eigener Entbehrungen zu helfen bereit sind. Aber nicht nur sie sorgen dafür, dass Ed schnell an seine Grenzen gerät. Auch sein übergewichtiger Körper bereitet ihm Probleme, da er für solche Strapazen nicht geschaffen ist. Ein zermürbender Überlebensmarathon, der bis zum Äußersten führt und aus der Sicht des frustrierten und abgestumpften Familienvaters Edgar Hill erzählt wird. So taucht der Leser tief in seine Gedankenwelt ein und erlebt nicht nur viele Tage voller Entbehrungen, enttäuschter Hoffnungen und Angst, sondern auch dessen Wandlung von einem unsympathischen Ignoranten zu einem entschlossenen Mann. Eine Geschichte, die nahe geht, allerdings auch viele Mankos besitzt. Angefangen von vielen losen Erzählfäden, die am Ende des Buches nicht zusammenführen, über einen schwer greifbaren Hauptprotagonisten, dessen plötzlich vorhandenes Durchhaltevermögen unrealistisch erscheint, bis hin zu einem halbherzigen Erzählstil, der trotz aufkommender Spannung, die notwendige Tiefe vermissen lässt.

Fazit:
„Am Ende aller Zeiten“ ist ein zwiespältiger Roman, der sich zwischen einem schicksalhaften Drama und einem apokalyptischen Szenario bewegt durch seine oberflächliche und sprunghafte Erzählweise nicht zu überzeugen vermag.

Bewertung vom 12.09.2016
Eierlikörtage / Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen Bd.1
Groen, Hendrik

Eierlikörtage / Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen Bd.1


ausgezeichnet

Von wegen alt und weise

83 Jahre ist ein stolzes Alter. Und trotz dieses fortgeschrittenen Stadiums ist der Niederländer Hendrik Groen weder senil noch begnügt er sich damit, in einem Altenheim in Amsterdam auf den Tod zu warten. Schließlich hat er noch immer eine eigene Meinung, schafft es, sich selbstständig fortzubewegen und möchte mehr, als nur regelmäßig seine Mahlzeiten erhalten. Dabei ist er nicht der Einzige, der dem täglichen Trott im Altenheim gerne einmal den Rücken kehrt, um auf kollektives Gejammer, auf immer gleiche Kekse und boshafte Mitbewohner zu verzichten. Auch einige weitere Senioren wollen ihre knapp bemessenen Tage mit angenehmen Erlebnissen aufpeppen. Deshalb macht er sich gemeinsam mit ihnen daran, einen Verein zu gründen, der unter dem Slogan „Alt-aber-nicht-tod“ Ausflüge unternimmt und es noch einmal so richtig krachen lässt.

Von wegen alt und weise. Missgunst und Neid treiben ihre Blüten in dem Altenheim in Amsterdam-Nord, in dem Hendrik Groen zu Hause ist. Intriganten und Lästermäuler haben hier Hochkonjunktur, während die Chefin des Heims mit umfangreichen Sparmaßnahmen und dem Ausbau ihrer eigenen Karriere beschäftigt ist. Da landet schon einmal der Kuchen im Terrarium und ein ungeliebter Mitbewohner wird beschuldigt, die Fische getötet zu haben oder der Deckel eines Salzstreuer wird absichtlich aufgedreht, um ihn grinsend einer anderen Dame für ihr Spiegelei zu reichen. Ganz schlimm aber wird es, wenn ein Rollstuhl versehentlich eine Treppe hinunterstürzt oder ein angeblicher Fahrfehler dazu führt, dass ein Scooter einen Senioren streift. Erlebnisse, die Hendrik Groen in seinem Tagebuch festgehalten hat, das er ein ganzes Jahr lang füllte und das mit viel trockenem Humor, ungeschönten Wahrheiten und nur verhaltenem Gejammer.

Fazit:
Ein amüsanter und doch ernst zu nehmender Einblick in das Leben einer durch die Gänge schlurfenden, nach Alter und Verfall riechenden und dazu ungeduldig jammernden Gemeinschaft.

Bewertung vom 08.09.2016
Verratenes Vertrauen
Castillo, Linda

Verratenes Vertrauen


weniger gut

Ein halbherziger Romantik-Thriller

Deputy Sheriff Jake Merigan erhält den Auftrag, eine geflohene Mörderin einzufangen. Als Chef der zuständigen Reiterstaffel kennt er sich in den Bergketten der Rocky Mountains gut aus und deshalb wird er in die unwegsame Gegend geschickt, wohin die Strafgefangene geflüchtet sein soll. Und tatsächlich. Schon nach kurzer Zeit trifft er auf eine verdammt gut aussehende junge Frau, deren grauer Overall verrät, dass sie die gesuchte Verbrecherin ist. Doch anstatt mit aller Härte gegen die verurteilte Mörderin vorzugehen, verliebt er sich in sie und kann nur mit Mühe ihrem verlockenden Charme widerstehen. Ein Umstand, den Abigail Nichols gut zu nutzen weiß. So passiert es, dass sie erneut flüchten kann und Jake Merigan sie wieder einfangen muss. Und das, während ein ungewöhnlich starker Schneesturm tobt und ein unbekannter Schütze gezielte Angriffe auf sie verübt.

„Verratenes Vertrauen“ ist ein Roman der in Texas lebenden Schriftstellerin Linda Castillo, die es liebt, romantische und nervenaufreibende Geschichten zu verfassen. Mit ihrer Reihe um die junge Polizeichefin Kate Burkholder schrieb sie sich in die Herzen der deutschen Krimifans und überzeugte mit einer souveränen Heldin und wunderbar kniffligen Fällen. Bei diesem Buch allerdings, sieht es ganz anders aus. Eine romantische Geschichte hoch in den rauen Bergen erwartet den Leser, die trotz aufschäumender Gefühle und dramatischer Umstände weder herzerwärmend noch spannend ist. Dabei hat Linda Castillo alle Zutaten für einen gelungenen Romantik-Thriller in die Handlung gepackt und doch nimmt man ihr die wenigen nervenaufreibenden Szenen und halbherzigen Turteleien einfach nicht ab. Ob es nun daran liegt, dass „Verratenes Vertrauen“ eines ihrer ersten Veröffentlichungen ist oder sie besser kriminelle Handlungen und detaillierte Ermittlungen beschreiben kann. Eines ist gewiss, die Suche nach einer entflohenen Mörderin gehört nicht zu ihren erfolgreichen Werken.

Fazit:
Es lohnt sich nicht, diesen Roman zu lesen. Deshalb meine Empfehlung, lieber zu Kate Burkholder greifen. Die Amish-Reihe ist wesentlich spannender und überzeugt mit kniffligen Fällen und einer interessanten Ermittlerin und ein wenig „Romantic Suspense“ gibt es hier auch.

Bewertung vom 03.09.2016
Schwanentod
Bomann, Corina

Schwanentod


sehr gut

Ein perfides Spiel um Leben und Tod

Nachdem im Eliteinternat Rotensand ein rachsüchtiger Serienmörder gefasst werden konnte, ist wieder Ruhe unter den Bewohnern eingekehrt. Während einige von ihnen ihre Herbstferien zu Hause verbringen, genießen andere ihre unterrichtsfreie Zeit im Internat. Auch die siebzehnjährige Clara, die maßgeblich an der Ergreifung des Krähenmanns beteiligt war, wendet sich wieder alltäglichen Dingen zu. Doch kaum hat sie Rotensand für einen Tag verlassen, erreicht sie eine schockierende Nachricht. Der Unbekannte, der bereits im Fall des Krähenmannes ein gefährliches Spiel mit ihr trieb, möchte eine neue Partie beginnen. Diesmal allerdings hat er es auf eine Gruppe von Ballerinen abgesehen, von denen eine bereits mit abgetrennten Füßen und von weißen Federn umgeben im Wasser des Schwimmbades treibt.

„Schwanentod“ ist nach Krähenmann der zweite Teil einer Jugendthrillerserie, die auf der beschaulichen Urlaubsinsel Rügen im Eliteinternat des Rotensand-Gymnasiums spielt. Hier wohnt die Begabtenstipendiatin Clara, die sieben Jahre zuvor bei einem Unfall beide Eltern verloren hat. Nach anfänglichen Querelen mit einer Mädchengang gelang es ihr, sich in das Internatsleben einzugewöhnen und mit Alex einen guten Freund zu finden. Eine Figur mit Ecken und Kanten, die wunderbar authentisch ist und schnell die Sympathie des Lesers gewinnt. Hinzu kommen ein Schreibstil, der nur so über die Seiten fliegen lässt und ein Spannungsaufbau, der gut funktioniert.

Erzählt wird die gefährliche Jagd nach einem Mörder aus der Sicht der Icherzählerin Clara, die den Leser tief in ihre Gedankenwelt blicken lässt und sie bei ihren Ermittlungen verfolgt. So ist er stets dabei, wenn sie in der Ballettschule von Madame Rose die Rivalinnen unter die Lupe nimmt, im Unterricht Vermutungen über den Tod der Ballerina anstellt oder verzweifelt versucht, ihren Freund Alex vor dem selbst ernannten Ratgeber zu schützen. Aber nicht nur ihre Aktivitäten stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Auch kurze Passagen aus der Sicht des Mörders sind in die Handlung eingefügt, die dessen Absichten, Beweggründe und Handlungen darstellen.

Fazit:
Ein spannender zweiter Fall für eine junge Ermittlerin, die sich nicht von einem unbekannten Rächer entmutigen lässt und ein perfides Spiel um Leben und Tod mit Entschlossenheit angeht.

Bewertung vom 31.08.2016
Märchenwald / Kommissar Kalkbrenner Bd.5
Krist, Martin

Märchenwald / Kommissar Kalkbrenner Bd.5


ausgezeichnet

Der Glaube von Kindern ist unerschütterlich. Gerade erst von ihrem gewalttätigen Vater befreit, geraten der neunjährige Max und die vierjährige Ellie erneut in eine prekäre Situation und hoffen, dass alles gut wird. Dabei haben Unbekannte ihre Mutter gewaltsam aus der gemeinsamen Wohnung entführt und das Einzige, was diese für ihre Kinder noch tun konnte, war, sie in einem Wandschrank zu verstecken. Nun hocken Max und Ellie da, träumen vom Märchenwald und davon, dass alles ein gutes Ende nimmt. Aber nicht nur sie sind einer unbekannten Gefahr ausgesetzt. Auch eine junge Frau, die mit massiven Verletzungen und ohne Gedächtnis in einer Gasse am Alexanderplatz aufwacht oder ein Mann, der bei einem ungewöhnlichen Job in die Fänge eines Mörders gerät, müssen sich dem Grauen stellen. Der absurdeste Fall in Paul Kalkbrenners Karriere und das zu einer Zeit, in der er selbst schwerwiegende Probleme hat.

„Märchenwald“ ist der fünfte Fall für den Berliner Hauptkommissar Paul Kalkbrenner und wartet mit einer Ermittlung auf, die an die Nieren geht. Denn der liebe Nachbar von nebenan, der nette Großvater zweier Enkelkinder hat es faustdick hinter den Ohren oder besser gesagt im Magen. Doch bevor der Leser merkt, in was für ein makabres Handlungsgeflecht er geraten ist, lernt er zunächst die beiden Kinder Max und Ellie kennen, die er auf ihrem Weg quer durch Berlin begleitet und eine junge Frau, die verzweifelt mit ihrem Gedächtnis kämpft. Figuren, deren aussichtslos scheinenden Versuche einfühlsam geschildert sind und die kaum eine Chance haben, ihrem entsetzlichen Schicksal zu entkommen.

Mehrere Handlungsstränge, kurze Kapitel und geschickt gesetzte Cliffhanger sorgen für ein spannendes Leseerlebnis, das durch die Dramatik der Handlung noch verstärkt wird. Rasant erzählt, mit grausamen Szenen und wendungsreichen Ereignissen durchsetzt, gibt es kaum eine Pause. Weder für den Leser, der mit Gänsehaut und angehaltenem Atem durch das Geschehen hetzt, noch für die Hauptfiguren, die Grausames durchleben müssen und schon gar nicht für die Ermittler, die Ordnung in das Chaos bringen müssen. Ein rasanter Thriller, der mit den Ängsten seiner Leser spielt und mit dessen Nerven.

Fazit:
„Märchenwald“ ist ein packender Thriller, der ein ungewöhnlich grausames Thema berührt und auf gar keinen Fall für zartbesaitete Leser geeignet ist.

Bewertung vom 28.08.2016
Elanus
Poznanski, Ursula

Elanus


ausgezeichnet

Jona ist siebzehn Jahre alt, hochbegabt und seinen Altersgenossen und Mitstudenten mit seinem enormen Wissensstand weit voraus. Ein Vorteil, den Jona für die Absolvierung seines Studiums gut nutzen könnte. Doch anstatt sich in den Lehrveranstaltungen einzubringen, stößt er seine Mitstudenten und Dozenten regelmäßig vor den Kopf. Und als wäre das noch nicht genug, geht sogar so weit, sie mit einer selbst gebauten Drohne auszuspionieren. Allerdings hat er dabei nicht bedacht, dass ihm seine Neugierde auch zum Verhängnis werden kann. Denn als er auf merkwürdige Dinge stößt und einem verbrecherischen Komplott auf die Schliche kommt, gerät er plötzlich in tödliche Gefahr.

„Elanus“ ist ein geschickt konstruierter Jugendthriller, der mit einem interessanten Thema und einem enorm spannenden Verlauf unheimlich fesselt. Dabei ist die Hauptfigur dieses Buches alles andere als sympathisch. Jona, der durch seine Hochbegabung oft gelangweilt und desinteressiert ist, wirkt nicht nur auf seine Mitmenschen überheblich und arrogant, er versteht es auch nicht, sich sozial anzupassen. Im Gegenteil. Durch die erworbenen Informationen mit seiner Drohne, versucht er seine Mitmenschen zu manipulieren und geht sogar so weit, sie zu verunsichern und zu bedrohen. Ein Zustand, der sich schlagartig ändert, als Jona in den Fokus von Verbrechern gerät und begreift, wie wichtig Freunde sind.

Dramatische Ereignisse, merkwürdig erscheinende Verhaltensweisen und dazu passende Dialoge untermauern den rasant fortschreitenden Prozess, der entsprechend des Alters des Protagonisten und seiner Freunde realistisch dargestellt worden ist. Aber nicht nur sie garantieren spannende Unterhaltung. Auch das Auftauchen weiterer Figuren, regelmäßig gestreute Vermutungen, seltsame Vorkommnisse und die dadurch unweigerlich aufkommenden Spekulationen sorgen dafür, dass das Buch, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand gelegt werden kann.

Fazit;
Mit „Elanus“ hat Ursula Poznanski erneut einen spannenden Jugendtriller geschrieben, der mit einem brandaktuellen Thema, einer dramatisch verlaufenden Handlung und interessanten Figuren außerordentlich gut unterhält.