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mosaik
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Neumarkt a. W., Salzburg
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Meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 451 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2017
Nepal
Höss, Dieter

Nepal


ausgezeichnet

Ein Prachtbildband mit Texten auf hohem Niveau

1969 unternahm Höss im Rahmen seines Medizinstudiums von Tirol den Landweg nehmend seine erste Reise in den Himalaya-Staat. Seither lässt ihn dieses faszinierende Land „am Dach der Welt“ nicht mehr los. In diesem Buch zeigt er in hervorragenden Farbaufnahmen und beschreibt in vielen interessanten Details auf rund 150 großformatigen Seiten in elf Kapiteln den „Great Himalaya Trail“. Am Anfang des Buches stehen eine kleine Landeskunde, das Wichtigste im Überblick sowie ein Kapitel über Kathmandu und Umgebung. Eingestreut in seine Trekking-Beschreibungen finden sich farblich von den Trekking-Texten sich unterscheidende Informationskapitel wie beispielsweise über die Kultur der Nawar und Sherpa, Mudras Mantras und anderes. In den Texten lässt Höss den Leser förmlich mitwandern. Beim Beitrag über den Yak, der seine Frau und ihn einmal vor dem Übernachten im Zelt abhielt oder bei der Erzählung über eine religiöse Feier kann der Leser mit etwas Phantasie in das Geschehen miteintauchen, so bildhaft schreibt Höss. Dass es in der Nacht dort oben bitterkalt werden kann und bei Trekking-Touren Pässe von 5 000 und mehr Metern Höhe überquert werden müssen lässt aber Höss wie vieles anderes nicht unerwähnt. Wie überhaupt er manchmal zurückblendet, wie er dieses Tal oder jenen Ort einst erlebte und heute sieht, ob die Veränderungen Fluch oder Segen bedeuten. Er gibt Einblicke in das Leben der Menschen und in ihr Gücklichsein trotz großer Armut.

Am eindrucksvollsten aber sind die Bilder. Schon das Titelbild lässt die ausgezeichnete Qualität der Bilder im Buch erahnen. Nun ist natürlich ein guter Verlag eine Voraussetzung für gelungenen Bilderdruck. Aber die beste Druckerei kann nicht viel bewegen, wenn das Bildmaterial schlecht ist. Und selbst technisch-farblich gute Bilder machen noch kein Buch – es kommt auch auf die Motive an. Und darin scheint dieses Buch unerschöpflich sensationell zu sein: es sind die Lichtschattenspiele wie das doppelseitige Bild einer Chörten, die in Abendrotstimmungen „glühenden“ Bergwände der gigantischen Eisriesen, die wie fein ziseliert wirkenden Abhänge des Thamserku oder das Riffeleis im Rolwaling. Da zeigt Höss ein Dorf umgeben von gelb blühenden Senfblüten oder ein doppelseitiges Bild des aus Steinhütten bestehenden Tinkar-Dorfes.

Was aber dieses Buch wirklich einzigartig macht sind die Bilder von Menschen. Da steht beispielsweise ein Kind in einem Holzfenster, verrotzt, mit wildem Haarwuchs und ärmlicher Kleidung; dann wieder trägt ein Mönch eine drei Meter lange Dung-chen, ein Musikinstrument für religiöse Zeremonien; Frauen bei der Arbeit oder einen Schwatz haltend, ein Bild eines Mädchens, aus dem die Fröhlichkeit lacht und der Schalk schaut, daneben kraxelt einer der Kleinsten mit nacktem Hintern einen grob behauenen Holzstamm hinauf, der den Erwachsenen als Treppe dient.

Ich kann jetzt nicht jedes Bild beschreiben, ich kann aber mit Überzeugung schreiben, dass es ein herrlicher Bildband ist, der vielfältige Einblicke in dieses Land der Achttausender bietet. Zur Orientierung hat Höss bei jedem Trekking-Abschnitt eine ganzseitige durchaus gute Übersichtskarte eingefügt. Darin sind die nördliche Landesgrenze, die Trekking-Route, Dörfer und die wichtigsten Gipfel der Himalaya-Kette eingetragen. Eine kleine Karte zeigt jeweils den Standort des Ausschnitts an. Dazu kommt eine Seite Beschreibung über technische Daten des jeweiligen Abschnitts (Schwierigkeit, höchster Punkt, Übernachtungshinweise, Dauer, empfohlene Reisezeit).

Ich war noch nie in Nepal und werde wohl auch nicht mehr selbst dorthin reisen. Mit diesem Buch muss ich auch nicht mehr nach Nepal reisen – Dieter Höss hat es mir mit seinen unzähligen Facetten nach Hause geliefert! Wenigstens ansatzweise, denn die Lust, vielleicht doch noch einmal nach Nepal zu reisen kommt beim Durchblättern und Lesen unweigerlich auf.

Bewertung vom 18.10.2017
Widerstand der Vernunft
Neiman, Susan

Widerstand der Vernunft


gut

Ich habe weder das Buch noch das Wort „postfaktisch“ wirklich verstanden

Die amerikanische jüdische Philosophin Susan Neiman, die in Potsdam, Deutschland, Direktorin des Einstein Forums ist, schreibt über Armut und Rassismus, Wahrheiten und Lügen, gerechte Geschichtsbilder, „postfaktischem Denken auf hohem Niveau“ und anderes. Ihre Beispiele stammen aus den USA, diese und die Texte drehen sich meist um den Wahlkampf 2016 in den USA und wie darin Fakten verdreht wurden. Irgendwie fand ich manches aus einem nicht näher erklärten Zusammenhang gerissen, manches nicht verständlich geschrieben und überhaupt schwer verständlich. Was genau Neiman eigentlich mitteilen will, habe ich nicht verstanden.

Bewertung vom 05.10.2017
Rügen neu entdecken
Brandenburg, Maik;Schmitt, Harald

Rügen neu entdecken


ausgezeichnet

Ein textlich und bildlich sehr gelungenes Portrait der Insel

Ich war noch nie auf der Insel Rügen. Aber nachdem ich die Texte von Maik Brandenburg gelesen und die Bilder von Harald Schmitt gesehen habe, möchte ich gerne einmal die Insel besuchen.

In sieben Kapiteln und mit mehr als 100 Bildern beschreiben die beiden diese Insel. Wobei mir besonders die Texte gefallen. Brandenburg prahlt nicht, übertreibt nicht, sondern schildert „seine Insel“, seine Erlebnisse, seine „schönsten Ecken“. Er war auf ihr aufgewachsen, zog nach dem Mauerfall von ihr fort und kehrte wieder auf sie zurück.

Er berichtet von einem Fotografen, der ab 1903 das bunte Urlaubsleben auf der Insel in Bildern festhielt; er beschreibt „den letzten seiner (B)Art“, den mit dem Schifferbart auf Mönchsgut, lässt den Leser bei einem Winterspaziergang frieren (wozu auch die stimmungsvollen Bilder beitragen); im Beitrag über die Freizeit- und Sportmöglichkeiten informiert er über die Rinderrasse der Galloways als natürliche Hindernisse am Golfplatz; er beschreibt den ersten Rügenmaler aus dem 18. Jahrhundert und besucht den lebenden „Romantiker in siebter Generation auf dem Vilm“; er erklärt, was es mit dem Posaune spielenden Prediger am Ufer auf sich hat; er stellt einen „Wasserbauer“ vor, der ein schwimmendes Feriendorf errichtet hatte – weil das damals genehmigungsfrei war; von Briesemeisters Liebe zu Pferden und seiner Haflingerzucht wird in diesem Buch geschrieben und Brandenburg erzählt, wie man atlantische Lachse fängt. Doch das sind nicht alle Beiträge in diesem wunderbaren Buch! Schilfdecker, Revitalisierung einer Familienvilla, „Laubsägenbarock“ von einem Balkonschnitzer und und und.

Ein Kapitel „magisches Eiland“, ein Kapitel über die Rügener Küche oder eine kleine Übersicht, die sich da nennt „was, wann, wo zu finden ist“ (Adressen) vervollständigen das umfassende Bild der Insel. Doppel- und ganzseitige Farbbilder zeigen verschiedene Jahreszeiten, Stimmungen, Personen, Orte und andere Motive auf und von der Insel. Im vorderen und hinteren Einband gibt es eine Übersichtskarte von der Insel mit kleinen Bildern, die zu den entsprechenden Orten mit Pfeil hinweisen, über die im Buch berichtet wird. Maik Brandenburg hat einen angenehmen Schreibstil, die Texte sind nicht zu lang und doch interessant gehalten. Harald Schmitt weiß die Menschen und Motive auf der Insel ins richtige Licht mit dem passenden Ausschnitt zu präsentieren.

Ein rundherum gelungenes Buch, das die Insel Rügen abwechslungsreich darstellt und doch so beschreibt, dass ich als Leser Lust auf einen Besuch dort bekomme.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2017
Schwammerlzeit!
Kamolz, Klaus

Schwammerlzeit!


ausgezeichnet

Ein hilfreiches Buch mit viel Information und gutem Bildmaterial

Da halte ich also ein kleines Buch in Händen, das ich in die Hosentasche stecken kann. Und das ist bei diesem Buch durchaus wichtig, bietet es doch auf den wenigen kleinformatigen Seiten (66) eine Fülle von hilfreichen Informationen für den Schwammerlfreund (‚Pilzesammler‘).

Der Autor beginnt mit „goldenen Regeln und wertvollen Tipps“, zum Beispiel, was die richtige Ausrüstung anbelangt und was man macht, wenn man dann einen Pilz gefunden hat. Er räumt mit gefährlichen Irrtümern auf, erklärt die richtige Lagerung und Zubereitung von Pilzen. Dabei hat er auch einen Eierschwammerl-Trick auf Lager. Einfrieren, frisch zubereiten oder Pilzpulver? Antworten bietet Kamolz. Was soll der Schwammerlfreund in Bezug auf Ernährung mit Pilzen wissen muss und wie es um die Radioaktivität bei Pilzen steht, gefolgt von Erkennungsmerkmalen, Biologie (was sind Hexenringe?) und der Knollenblätterpilz-Test sind weitere Themen.

Dann beginnt der Teil mit den Pilzen, 20 an der Zahl werden beschrieben, vom Birkenpilz über Maronenröhrling bis Wiesenchampignon. Jedes Pilzkapitel ist auf zwei Seiten in Merkmale, Fundorte, Namenskunde, Doppelgänge (giftige wie genießbare) und Küche unterteilt. Jedes Kapitel ist mit mindestens zwei, meist drei Bildern ausgestattet, sodass der Leser in der Natur „seinen“ Fund mit dem Bild im Buch vergleichen kann. Die Bilder sind aus meiner Sicht sehr klar und aussagekräftig, zusammen mit der Beschreibung sollte also eine Pilzbestimmung möglich sein.

Es ist jetzt nicht das große Pilzlexikon, aber doch ausreichend, um bei der nächsten Wanderung durch den Wald vielleicht doch ein paar Birkenrotkappen mit nach Hause bringen zu können.

Bewertung vom 02.10.2017
Einfach gut einkochen
Ruckser, Elisabeth

Einfach gut einkochen


ausgezeichnet

Anregende Bilder, viele Tipps und eine zufriedenstellende Anzahl an Rezepten

Brombeer-Schichtmarmelade aus dem Mostviertel, Quittenkäse aus dem Mühlviertel, das sind zwei der 27 Rezepte zum Einkochen. Alle mit Bildern, die einem das Wasser im Mund zusammenrinnen lassen. Die Rezepte lesen sich einfach zum Nachmachen. Während ich hier schreibe, kocht meine Frau gerade Marmeladen ein. Auf Nachfrage hat sie mir die fünf goldenen Einkochregeln, die im Buch zu Beginn zu finden sind, bestätigt. Am Beginn des Buches gibt es auch über Zucker, Vorratshaltung und Technik auf ein paar Seiten Information (wer war Johann Carl Weck?). Was eine flotte Lotte oder Gelierhilfen sind, kann man im eher kurz gehaltenen Glossar nachlesen.

Schlehengelee, Walderdbeerleder, Paradeisermarmelade, Maiwipferlsirup, Kriecherlmarmelade, ich fand aber auch für mich Anregungen und weil die Rezepte einfach klingen, werde ich irgendwann einmal selbst einkochen versuchen.

Bewertung vom 07.08.2017
Rund um die Wachau
Hopfmüller, Gisela;Hlavac, Franz

Rund um die Wachau


sehr gut

Sehr informativ, manch Unbekanntes, aber Sehenswertes ist dabei, aber manche Bilder sind düster

Die beiden Autoren, die eine Kunsthistorikerin, der andere Historiker und beide Journalisten, sind mir wohlbekannte Autoren von Friaul-Büchern. Diesmal machen sie Ausflüge und Besuche in und um die Wachau herum.

Diese Ausflüge führen sie nördlich der Donau bis zu schwitzenden Druiden im Yspertal und südlich bis in den Dunkelsteinerwald. 13 Touren sind es, die die beiden in diesem Buch vorschlagen. Der Stil wechselt zwischen Erzählungen, Beschreibungen und der Wiedergabe von Gesprächen der beiden Autoren. Letzteres scheint mir im Stil der beiden neu zu sein und gefällt mir jetzt weniger. Das mag wohl auch damit zusammenhängen, dass ein geschriebenes Gespräch immer anders empfunden wird als wenn man es hören kann („Wie spät ist es?“.. „11:15 Uhr. Warum?“ … „Ist doch schon Aperitif-Zeit. Probieren wir was?“ usw. endet mit „Ich probiere einen Lagler’schen Grünen Veltliner, einen Steinfeder“.)

Inhaltlich geben die beiden viel Information: wie sie selbst den Besuch oder die Wanderung erlebt hatten, welche geschichtlichen Hintergründe es gibt und was man noch sehen sollte. Am Ende jedes Kapitels gibt es Adressen von Informationsstellen, Übernachtungsmöglichkeiten, Gaststätten, Weingütern und was sonst noch empfehlenswert wäre. Mir scheint, alle Adressen haben sie selbst besucht oder ausprobiert, was auf gute Recherchearbeit zum Buch weist.

Zwischendurch geben sie das eine oder andere Rezept preis: Riesling-Krautfleisch oder Hagebuttenmark – nur finden muss man sie im Buch! Denn es gibt keine Hinweise im Inhaltsverzeichnis und ein Stichwortverzeichnis fehlt auch. Das macht es dann doch immer wieder zu einer Suchaktion: Wo war doch gleich die Beschreibung von Schloss Luberegg? (Seite 92).

Sehr viele Bilder, seitengroße, große, kleine, ganz kleine, helle und dunkle: der Jamek-Wein scheint einen düsteren Charakter zu haben und der ehemalige Wirtschaftshof des Klosters Melk in Kettenreith bei Kilb scheint ebenfalls eine düstere Vergangenheit zu haben; jedenfalls suggeriert einem dies die Dunkelheit des Bildes. Ob die manchmal etwas mangelhafte Bildqualität Sache des Druckes, also Verlagsangelegenheit ist oder die Vorlagen eben nicht besser waren, kann ich nicht eindeutig sagen. Aber die meisten Bilder sind gut und stimmungsvoll. So richtig kitschig-touristische Bilder fehlen, was das Buch durchaus sympathisch macht. Nicht jeder Reisende hat das Glück, die Wachau (und ihre Umgebung) bei strahlendem Sonnenschein mit reifen Marillen und lesebereiten Weintrauben zu erleben. Also ist es gut, dass die beiden Autoren dem Leser die Wachau so zeigen, wie sie eben auch sein kann.

Im vorderen und hinteren Bucheinband kann man sich auf einer Karten orientieren, wo sich die beschriebenen Orte befinden. Die Gestaltung und der Satz sind gut gelungen. Wer also ein paar Tage Wachau und Umgebung plant, sollte sich dieses Buch vorab schon einmal besorgen. Es gibt darin viel zu entdecken.

Bewertung vom 29.07.2017
Großglockner Hochalpenstraße
Mair, Walter

Großglockner Hochalpenstraße


sehr gut

Beschreibungen und Infos ausführlich und klingen brauchbar, bei Geschichtsnotizen kleine Fehler

Es ist ein Buch mit 65 Wander- und Bergtouren östlich (bis zum Hohen Sonnblick), westlich (bis zum Johannisberg) und südlich (Elberfelder Hütte, Schobergruppe) der Großglockner Hochalpenstraße und entlang seiner beiden Stichstraßen, der Gletscherstraße zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe und der Edelweißstraße zur Edelweißspitze.

Der Bogen spannt sich von kurzen Spaziergängen von einer Stunde (beispielsweise in Heiligenblut zur Hohen Wand) über familienfreundliche Wanderungen wie beispielsweise am Erlebnisweg Ferleitental oder den Gamsgrubenweg bis zu tagesfüllenden Wanderungen (Beispiel Rundtour im Leitertal, 7:30 Std.) und anspruchsvollen Touren, die unbedingt bergsteigerische Erfahrung voraussetzen (Beispiel die Hohe Dock, 6 Std. oder Schneewinkelkopf, 5:45 Std.).

Mair hat die Touren gut mittels Symbolen beschrieben: empfehlenswerte – sehr lohnende – Paradetour, farbliche Pfeile für leicht, mittel und schwer, ob wenig, durchschnittlich oder häufig begangen (letzteres beispielsweise der Großglockner) und anderes mehr; dazu gibt es bei jeder Tour noch einen Infoblock mit Angaben zu Talort, Ausgangspunkt (beides mit Höhenangaben), Gehzeit, Anforderung und Einkehrmöglichkeiten. In der Einleitungen werden diese Punkte vom Autor erklärt, wie sie zu verstehen sind. Dann gibt es noch bei jedem Artikel ein Höhenprofil, dem die Höhenmeter, Steigungswinkel und ungefähren Gehzeiten zu entnehmen sind. Und einen Kartenausschnitt der Freytag & Berndt Wanderkarte Nr. 120 im Maßstab 1:50 000.

Bei den Beschreibungen kann man sich gut orientieren und Mair verweist mittels Zahlen, die im Kartenausschnitt eingetragen sind, auf wichtige Punkte oder Sehenswertes. Ob die Beschreibungen inhaltlich richtig und ausreichend sind, kann ich natürlich nicht überprüfen. Jedenfalls lesen sie sich professionell und zutreffend.

Ergänzt werden die Beschreibungen mit guten und aussagekräftigen Bildern. Eine Darstellung ist nicht ganz gelungen. Seite 19: da pickt ganz unten links ohne Rahmen am Seitenrand ein sowieso schon Minibild einer Wallack-Rotations-Schneefräse als Hauptinhalt des Bildes, aber leider ist genau diese Fräse um ein Drittel abgeschnitten.

Bei den Tourenbeschreibungen bietet Mair auch 22 Themenboxen mit geschichtlichen Informationen zu den Orten, vor allem aber über die Großglockner Hochalpenstraße. Dabei sind mir einige Ungenauigkeiten aufgefallen. Das Eröffnungsdatum der Edelweißstraße, des ersten int. Automobil- und Motorradrennen sowie des Gamsgrubenwegs stimmen nicht, bei einem österreichischen Motorrad schreibt er es sei ein japanisches Motorrad.

Nun mögen vielleicht manche Leser meinen, ich sei da überkritisch. Da aber das Buch im Auftrag der Großglockner Hochalpenstraßen AG entstanden ist, wie der Autor in der Einleitung erklärt, denke ich, sollten die Daten zur Straße auch korrekt sein. Zumal Mair die ihm zur Verfügung gestellten Unterlagen anführt. Allerdings, so hat meine Recherche ergeben, steht in einer Quelle von Mair auch bereits das falsche Datum der Gamsgrubenwegeröffnung. Ein Fehler, den man weder dem Autor noch dem Verlag anlasten kann, ist der falsche Kartenausschnitteintrag „Gasthof Piffkar“ – der ist schon seit vielen Jahren geschlossen.

Erwähnen möchte ich aber auch die zahlreichen interessanten Hintergrundbeiträge wie beispielsweise über die Tauernhäuser, eine erzbischöfliche Einrichtung, oder der Skirennen von der Adlersruhe zur Pasterze oder die Pasterzen-Langlaufrennen. Das Buch bietet also nicht nur die Beschreibungen der Wanderungen, sondern auch da und dort einen Blick zurück in die Geschichte.

Doch trotz meiner kritischen Bemerkungen stellt dieses Buch ein übersichtliches, informatives und handliches Wanderführerbuch für den Bereich „links und rechts“ der Großglockner Hochalpenstraße dar.

Bewertung vom 20.07.2017
Stadtwandern in Salzburg
Hutter, Clemens M.

Stadtwandern in Salzburg


gut

Gut, aber etwas verwirrend und manche „Wanderungen“ sind geografische „Sprünge“

Das Buch ist in handlichem Kleinformat in französische Broschur (also kein Hartdeckeleinband) und bietet 28, wie der Autor sie bezeichnet, Stadtwanderungen, obwohl dann im Inhaltsverzeichnis von Spaziergängen die Rede ist. Und da sollte der Leser den Begriff „Spaziergang“ sehr weit auslegen, wie beispielsweise im Kapitel „Anhimmler und Abkanzler. Ein Gedankenspaziergang zwischen Lob und Kritik“, denn da geht es um Kritiken von Reisenden des 19. Jahrhunderts. Ebenso kein Spaziergang ist der Beitrag „‘Kaputte‘ Altstadt und diverse Bausünden“.

Doch nun zu den überwiegenden Spaziergängen. Hutter bietet zu jedem Spaziergang eine Einführung und dann heißt es in grüner Farbe „Wir starten unsere Wanderung“. Also doch Wanderungen? Ganz durchschaue ich das jetzt nicht. Hutter beschreibt in unterhaltsamer Art die Spaziergänge, erwähnt aber manches, was ich ihm so nicht ganz glauben kann oder er wechselt zwischen ganz unterschiedlichen Begriffen. Beispiel im Kapitel „wo Mozart lebte“ schreibt Hutter, dass seine Wanderung durch den Petersfriedhof zur Basilika St. Peter führt. Im nächsten Kapitel nennt er die Kirche dann aber Stiftskirche, was ja auch die allgemeine Bezeichnung ist. Dieser Bezeichnungswechsel führt zu Irritationen beim Leser, da Basilika zwei unterschiedliche Bedeutungen hat.

Über Sinn und Wichtigkeit mancher Spaziergänge mag jeder Leser selbst urteilen. Ein Teil eines Spazierganges führt vom Bürgerspital in den Mönchsberg hinein durch die abgasreichen Kavernen der Mönchsberggaragen und zurück durch den jetzt nicht unbedingt sehenswerten Fußgängertunnel parallel zum Siegmundstor. Im Kapitel über die Bergputzer bietet er zwei Beobachtungspunkte an -inwieweit Bergputzer-Beobachtungspunkte Stadtwanderungen sind sei dahingestellt.

Bei einigen Spaziergängen liegen die einzelnen Besichtigungspunkte schon sehr weit auseinander: beim Beitrag über Hochwässer beginnt er im Petersbrunnhof in Nonntal und endet beim Haus der Natur. Dazwischen gibt es aber nur drei weitere Hochwassermarken zu sehen, wobei zwei fast nebeneinander sind. Beim „Balkonien“-Rundgang von der Neutorstraße bis zum Rochushof geht es entlang einer stark befahrenen Straße, um ein paar Balkone (?) zu bewundern.

Ich meine damit, dass Hutter viele Spaziergänge nach Themen anbietet, die sich immer wieder mit anderen Themen kreuzen oder ähnlichen Verlauf haben. Ich fände es geschickter, Spaziergänge von A nach B anzubieten und alles zu erwähnen, was ich entlang dieser Strecke sehe. So aber muss ich im Buch ständig suchen: jetzt wär‘ ich unterhalb des Nonnbergs – welchen Spaziergang gäbe es in diesem Bereich noch?

Der Rundgang durch die Durchhäuser - ein einstündiger Zickzack-Spaziergang – wie Hutter selbst schreibt, ist der eigenartigste aller Spaziergänge: 19 „Durchhäuser“ und 1,35 Kilometer Weglänge an der Getreidegasse, die selbst nur wenige hundert Meter lang ist. Nun sind bei den Durchhäusern, die man auch als solche bezeichnet, auch der Ritzerbogen, der jetzt aber nicht wirklich zu den Durchhäusern gezählt werden kann, die eine ganz andere Entstehungsgeschichte haben. Manches ist ja in den tatsächlichen Durchhäusern interessant, aber wie man den Ausführungen von Hutter entnehmen kann, sind auch etliche darunter, die kein besonderes Erlebnis darstellen.

Das Buch ist in meinen Augen nicht schlecht, eben gut, weil es viel Information bietet. Allerdings, auch für einen Salzburger sehr kreuz und quer und da es im Buch weder eine Übersichts- noch Detailkartenausschnitte gibt, braucht man einen Stadtplan. Ich denke, das Buch ist ein Sammelsurium aus dem umfangreichen Wissen des Autors, das er nun eben einmal in dieser Form wiedergeben will.

Bewertung vom 19.07.2017
Die Villen von Bad Ischl
Arnbom, Marie-Theres

Die Villen von Bad Ischl


gut

Ein eher schwermütiges Buch über Ungerechtigkeiten gegenüber Juden in Bad Ischl

Die Autorin ist mir von anderen Büchern und einer Buchvorstellung auch persönlich bekannt. Sie ist eine ausgezeichnete Historikerin, die in diesem Buch der Geschichte von 40 der rund 60 Villen, die sich ehemals im Besitz jüdischer Familien befanden oder in Zusammenhang mit ihnen standen, nachgeht.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass eine „Abrechnung“ mit der Bevölkerung von Bad Ischl in Hinblick auf den Umgang mit den einst geschätzten jüdischen Kurgästen in der Zeit des Nationalsozialismus und auch in den Jahren nach Kriegsende darstellt.

Wie sie immer wieder feststellt, war ein gewisser Wilhelm Haenel ein besonders skrupelloser Scherge des Regimes, der jüdischen Besitzern ihre Villen abpresste oder plünderte. Wie Arnbom im Buch schildert, war Haenel nach dem Krieg ein angesehener Bürger, der ein „Museum“ mit zusammengetragenem (jüdischem) Besitz aufbaute. Selbst eine 1991 ausgestrahlte ORF-Dokumentation hinterfragte dieses Museum und dessen Besitzer nicht kritisch.

Für mich wurde das Lesen von Kapitel zu Kapitel schwerer. Einerseits schildert Arnbom durchaus interessante Geschichten aus der k.k. Zeit von Villen berühmter Kurgäste wie Nestroy, Oscar Straus, Max Tauber, dem Ehepaar Lehár, Grünwald, Julius Bammer und anderen. Andererseits berichtet sie schonungslos über das Vorgehen und Verhalten der Behörden und von Einzelpersonen ab den 1930er Jahren bis Anfang der 1950er Jahre gegen die jüdischen Besitzer von Villen.

So interessant manche Lebensgeschichten auch sind, so sehr beschlich mich zunehmend ein unbehagliches Gefühl, dass die Autorin mir einen Spiegel vorhalten will: Schau, so haben deine Vorfahren unrecht gehandelt. Nochmals, das waren meine ganz persönlichen Empfindungen. Natürlich hätte sie manches in der Geschichte der Villen weglassen können. Natürlich hätte sie auch Geschichten von nicht-jüdischen Villen erzählen können. Hat sie aber nicht (mag die eine oder andere Ausnahme dabei sein, ohne dass ich jetzt nochmals alle Kapitel auf diesen Fokus hin überprüfe). Und das gibt in meinen Augen dem Buch etwas Düsteres. Vielleicht habe ich mir einfach nur Baugeschichten erwartet und nicht eben die Schilderungen von Familiengeschichten. Aber das ist eben die Interpretation eines Lesers, wenn er den Klappentext liest.

Abschließend möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass die Autorin sicherlich gut recherchiert hat und keine Unkorrektheiten im Buch veröffentlicht. Das kann der Leser auch schon an den zahlreichen Anmerkungen auf Zitate und Quellen erkennen. Aber es ist eben nicht mein Buch.

Bewertung vom 19.07.2017
Thüringen
Metzner, Ulrich

Thüringen


sehr gut

Kein Reiseführer, kein Geschichtsbuch, aber ein Buch, das viele Facetten von Thüringen aufzeigt

23 Kapitel über Geschichte, Land, Leute, Kulinarik und Feste im deutschen Thüringen sowie ein Kapitel über die Greinburg an der Donau im österreichischen Oberösterreich, die sich noch heute im Besitz des Adelshauses Sachsen-Coburg und Gotha befindet.

Das Kapitel „Kelten, Könige, Kurfürsten“ ist ein etwa sechsseitiger Streifzug durch die Geschichte des Landes. Es folgen Kapitel über zwei Künstler und darauf das Kapitel über den Thüringer Wald. Darin wird man mit der Thüringens Hymne bekannt gemacht, liest von der Romantik des Rennsteigs, einem Wanderweg, vom Urwald der Buchen, einem Freilichtmuseum aus der Germanenzeit, über Fauna und Flora sowie über Frau Holle. Dann gibt es Informationen über den Kyffhäuser, einem Mittelgebirge mit mythologischen Geschichten.

Es soll einen „Robin Hood“, den Rhönpaulus, gegeben haben, berichtet der Autor. Dann nimmt er sich der Wartburg und seiner Geschichte an, gefolgt von der Sage des mittelalterlichen Sängerstreits in dieser Burg. Zur Wartburg gehören natürlich auch die Geschichte der heiligen Elisabeth, der Schutzpatronin Europas und Informationen über Martin Luther, der 1517 die römisch-katholische Kirche spaltete.

Und so folgen noch verschiedene Kapitel, über Städte, Kulinarik, Feste, ein Bier-Gebräu von Weißensee und anderes mehr. Durchaus informativ und unterhaltsam geschrieben. Aber so recht sah ich keinen „roten Faden“ durch das Buch. Das einzige, was rot darin ist, sind die Überschriften. Die heben sich aber nicht wirklich gegenüber den fett gedruckten schwarzen Unterkapitelüberschriften ab. Aber das ist eine Sache des Verlags und nicht des Autors. Das Bildmaterial gibt einen guten Überblick über das Geschriebene. Das ganzseitige Bild von der Urkunde des Reinheitsgebots aus 1516 hätte jetzt vielleicht nicht so groß sein müssen, weil die Schrift nur Historikern verständlich ist. Auch das ganzseitige Bild vom Einband des Stadtbuches des Städtchen Weißensee ist jetzt nicht unbedingt aussagekräftig. Beide Bilder auf einer Seite hätten es auch getan. Doch sonst meist gute Bilder.

Wer sich über Thüringen einen Überblick verschaffen möchte, der wird in diesem Buch einen breiten Querschnitt finden.