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anushka

Bewertungen

Insgesamt 140 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2009
Alle sieben Wellen
Glattauer, Daniel

Alle sieben Wellen


ausgezeichnet

Nach dem Beenden des Buches musste ich erst einmal durchatmen. Denn "Alle sieben Wellen" hat mich auf eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen ... Und das in kürzester Zeit, denn 220 Seiten E-mail Roman sind sehr schnell gelesen.
Mit Glattauers Büchern über Emmi und Leo bin ich zuerst durch eine Leseprobe von "Alle sieben Wellen" in Berührung gekommen. Davor hat mich der Hype und die lange Anwesenheit in den Bestsellerlisten von "Gut gegen Nordwind" sehr skeptisch gemacht. Zudem wurde das Buch immer wieder von Frauen empfohlen und beschwärmt. Auch das ließ mich vorsichtig sein, denn ich bin kein Fan klassischer "Frauenbücher". Doch durch die Leseprobe war ich neugierig geworden, besorgte mir "Gut gegen Nordwind" und befand es für gut. Dann gab es natürlich kein Halten mehr und ich musste den zweiten Band auch lesen ...
Hätte ich nicht vorab schon gewusst, dass es einen zweiten Band gibt, hätte ich am Ende des ersten Buches wahrscheinlich geheult wie ein Schlosshund. So aber wußte ich schon, dass Emmi und Leo sich wieder schreiben werden. Mehr kann man zum Inhalt des zweiten Bandes auch nicht sagen, ohne wichtige und vielleicht auch überraschende Entwicklungen vorweg zu nehmen. Denn wie gibt man eine Inhaltsbeschreibung zwischenmenschlicher Beziehungen? Beide treiben die Entwicklung ihrer Beziehung voran, denn keine Beziehung bleibt je stehen. Aber Entwicklungen können unterschiedliche Richtungen einschlagen, das müssen auch Emmi und Leo feststellen. War im ersten Buch noch Gott und die Welt Thema ihrer E-mails, ist es jetzt überwiegend die Frage der Art ihrer vorhandenen oder nicht-vorhandenen Beziehung zueinander und miteinander.
Im ersten Buch hatte ich manchmal wenig Geduld mit Emmi. Sie kam mir besitzergreifend, zickig und neurotisch vor und so manches Mal wäre diese E-mail Beziehung gescheitert, hätte ich sie führen müssen. Denn Emmi ist auch hartnäckig und klammert. Doch wäre sie nicht so, wäre uns ein zweiter Band vorenthalten geblieben.
Glattauers Schreibstil gefällt mir sehr und die E-mails waren teils witzig, teils philosophisch, manchmal traurig, aber oft auch herzerwärmend. Inhaltlich kann man aus diesem Buch sicher wenig mitnehmen, das hängen bleibt, aber emotional hat mir dieses Buch wunderschöne (leider viel zu wenige) Lesestunden beschert. Mir fällt zuallererst immer dieses Wort ein, wenn ich an "Alle sieben Wellen" denke: Wohlfühlbuch. Und genau das ist es auch.

8 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2009
Die dunklen Engel
Kells, Susannah

Die dunklen Engel


gut

"Die dunklen Engel" ist der zweite Band um die Lazender-Familie und viele, die den ersten Band gelesen haben, werden verwirrt sein. Denn dort hießen die Protagonisten ebenfalls Campion und Toby, waren allerdings ein Liebespaar. Auch mich hat diese Verwirrung lange begleitet bis dann irgendwann relativ spät im Buch alles erklärt wird: Dorcas Slythe alias Campion aus dem ersten Band ist die erste Gräfin von Lazen. Danach wird es Familientradition, weibliche Nachkommen Campion zu nennen. Die Geschichte des zweiten Buches nun beschäftigt sich mit dem Leben des fünften und sechsten Grafen von Lazen. Allerdings finde ich dafür den zeitlichen Abstand etwas eng gewählt, sodass es für mich ein wenig unrealistisch schien, dass im Jahr 1792 bereits die sechste Generation erwachsen ist ...
Die äußere Gestaltung des Buches seitens des Verlags finde ich völlig missglückt, denn auf mich macht es den Eindruck, als hätte da jemand das Buch nicht richtig gelesen! Campion ist blond und hat blaue Augen, aber das Cover zeigt eine schwarzhaarige Frau mit braunen Augen. Zudem ist im Buch niemals die Rede von den dunklen Engeln, sondern immer nur von den gefallenen Engeln, einem Geheimbund innerhalb des Illuminatenbundes. Wenn also auf diese Gruppe angespielt werden soll, ist der Titel falsch.
Auch die Geschichte konnte dieses Mal nicht überzeugen und ist für Fans von Bernard Cornwell eine ziemliche Enttäuschung (allerdings sollte man bedenken, dass dieses Buch ursprünglich schon in den 80er Jahren veröffentlicht wurde). Lange zieht sich die Vorgeschichte hin und vor allem gegen Ende des Buches wandelt sich das Ganze zu einer einzigen Seifenoper mit einer kitschigen Liebesgeschichte. Zudem werden einige Überraschungen schon frühzeitig aufgedeckt, sodass das Ende eher vohersehbar ist. Allerdings ist das Hin und Her um den Zigeuner gut gelungen, sodass man immer wieder zweifelt, wem seine Loyalität gilt. Da wäre es besser gewesen, die Geschichte nicht immer aus zwei Perspektiven zu schildern und für den Leser die ein oder andere Überraschung bis zum Ende aufzuheben.
Gut gelungen fand ich dafür die Darstellung der französischen Revolution, die letztlich für die Bevölkerung nicht die ersehnte Befreiung war, sondern eher eine Schreckensherrschaft, die einen schnell den Kopf kosten konnte - und dank der Guillotine wurde dies sehr effizient und mit vielen Todesopfern umgesetzt.
Alles in allem ist dieses Buch jedoch den hohen Erwartungen nicht gerecht geworden und war für mich eher eine Enttäuschung. Trotzdem hatte ich - solange die Liebesgeschichte nicht zu kitschig war - einiges an Lesevergnügen und bewerte das Buch daher insgesamt als mittelmäßig.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.01.2009
Licht am Ende des Tunnels
Wolf, Klaus-Peter

Licht am Ende des Tunnels


gut

Robert Sonntag der Zweite ist Millionärssohn. Der Vater ist ständig unterwegs und die Mutter ihm nicht sehr zugewandt. Robert hat eigentlich nur seinen Opa, doch der ist gestorben. Allerdings steht er Robert in Notsituationen und Schwierigkeiten mehr mit Rat als mit Tat zur Seite. Durch eine Nahtoderfahrung findet Robert das Licht am Ende des Tunnels, nach dem er sich immer wieder sehnt, wenn das Leben zu kompliziert scheint. Dann wird Robert plötzlich entführt und der Täter erpresst Roberts Eltern. Nun muss Robert sehr mutig sein und mit Hilfe der mystischen Gegenwart seines Großvaters durchhalten, überleben und versuchen zu fliehen, bevor sich der Entführer entscheidet, ihn umzubringen.

"Licht am Ende des Tunnels" ist ein Thriller für eine jugendliche Zielgruppe. Die Aufmachung durch den Verlag ist sehr originell und weckt sicherlich die Neugier von manchem Leser: eine Pappschachtel in der Optik einer Holzkiste, das Buch, ein "Zeitungsausschnitt" über die Entführung und eine kleine Taschenlampe. Das könnte auch manchen Lesemuffel ansprechen. Oder ist dies nur eine Geschenkverpackung, die nicht zum regulären Produkt gehört?
Das Buch an sich ist ziemlich spannend und bei 180 groß bedruckten Seiten schnell gelesen. Die Handlung ist geradlinig und wenig überraschend und leider fehlt am Ende ein bißchen die Auflösung. Erst hatte ich befürchtet, dass Roberts Nahtoderfahrung und der Kontakt zu seinem Großvater mir recht bald auf die Nerven gehen würden, jedoch hat der Großvater einen guten Sinn für Humor, der manche Situation etwas auflockert. Typisch für ein Jugendbuch, und für mich daher etwas übertrieben, sind die regelmäßigen Lebensweisheiten. Ansonsten konnte man Robert jedoch abnehmen, dass er mit seinem Großvater redet, denn Kinder halten sich selten an die Grenzen der erwachsenen Welt und haben eine rege Fantasie. Sie sind auch eher bereit, an übersinnliche Phänomene zu glauben. Zudem scheint Robert der vermeintliche Kontakt zu seinem Opa zu helfen. Doch auch Loslassen ist ein Thema und die vermeintliche Gegenwart des Großvaters wird nicht übermäßig romantisiert. Allerdings finde ich Roberts Ausdrucksweise für ein Kind doch sehr unrealistisch. Große philosophische und sprachlich anspruchsvolle Gedanken wollen nicht so recht zu einem Kind passen. Alles in allem ist dieses Buch aus Sicht eines erwachsenen Lesers trotzdem recht gelungen. Doch letztlich zählt die Meinung der Zielgruppe und diese kann ich für dieses Buch nicht wirklich einschätzen.
anushka aus Berlin

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.01.2009
Das Schiff
Máni, Stefán

Das Schiff


ausgezeichnet

Das Frachtschiff Per se begibt sich auf eine Reise von Island nach Surinam. An Bord sind neun Männer, von denen jeder von einem Geheimnis geplagt wird. Einer ist ein Mörder, den die Angst vor Entdeckung in Panik versetzt. Einer ist ein Spieler mit Schulden, der von Surinam aus ein Päckchen schmuggeln soll um seine Familie zu retten. Einer ist ein Alkoholiker, der nur auf See halbwegs nüchtern ist und auch dort mit seiner Sucht zu kämpfen hat. Auch ein Schwerverbrecher ist eher zufällig an Bord gelangt - Satan, der König der isländischen Unterwelt. Zudem geht das Gerücht um, dass der Crew von der Reederei gekündigt werden soll. Also planen fünf Männer eine Meuterei. So läuft das Schiff in Grundartangi aus und wenig später muss es mit dem schlechten Wetter auf hoher See kämpfen. Doch es zeichnet sich noch ein anderer Sturm ab: als die Kommunikations- und Navigationsgeräte ausfallen, übernehmen Misstrauen, Angst und Wahn das Kommando über die Crew.

Mani schafft mit seinem Roman "Das Schiff" ein spannendes Buch mit bedrückender und düsterer Atmosphäre. Sehr gelungen ist der Perspektivenwechsel zwischen den einzelnen Personen, wodurch unterschiedliche Aspekte der selben Situationen beleuchtet werden. So werden plausible Erklärungen geliefert für Geschehnisse, die in den Augen eines der Beteiligten unerklärlich sind. Umso trauriger fand ich es, dass dies am Ende nicht mehr statt gefunden hat und dass das Ende sehr kurz und knapp abgehandelt wurde mit einem Ausgang, der sich so nicht wirklich angekündigt hat und der für mich sehr unbefriedigend war. Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch sich mit diesem Ende mehr befasst, denn es wirkt doch sehr weit hergeholt und rutscht ins Fantastische ab. Und gleichzeitig fand ich dieses Ende doch auch genial. Ich habe sogar im Buch zurück geblättert, um die Hinweise auf dieses Ende zu überprüfen. Es lässt den Leser mit sich überstürzenden Gedanken zurück und hat mich lange grübeln lassen. Sehr wehmütig war ich auch bei diesem traurigen Ende, bei dem Mani dem Leser deutlich gemacht hat, dass der Mensch die Natur nicht beherrscht und dass es Gebiete der Erde gibt, in denen der Mensch völlig ausgeliefert ist. Ich konnte die Verzweiflung der Crew förmlich spüren, erst auf dem Meer und später im Eis völlig verloren und hilflos zu sein. Das ist dem Autor sehr gut gelungen.
Auch die Charaktere waren gut gezeichnet und am sympathischsten war mir Jon Karl, oder besser: Satan, der in den meisten Situationen abgebrüht war und immer ein flapsigen Spruch parat hatte, und doch hat Mani den Leser - manchmal nur mit sehr kleinen Handlungen - nie vergessen lassen, dass Satan ein skrupelloser Schwerverbrecher ist.
Dem Autor ist mit diesem Buch ein sehr spannender und düsterer Roman gelungen, bei dem philosophische Betrachtungen und Tragik nicht zu kurz kommen und den ich wärmstens weiterempfehlen kann.
anushka aus Berlin

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.11.2008
Landliebe gesucht
Hamberg, Emma

Landliebe gesucht


gut

Drei Frauen, drei völlig unterschiedliche Leben, und doch sind sie alle verbunden. Denn sie sind Schwestern.
Lena ist Mutter von vier Kindern, arbeitet halbtags im Supermarkt und Lenas Mann, Robert, arbeitet rund um die Uhr an seiner Tankstelle. Lena ist mit den Kindern, den vielen Haustieren und dem Haushalt völlig überfordert und kurz vor dem Durchdrehen.
Asa ist ein Computer-Genie und hat durch Aktien jede Menge Geld verdient. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann Adam in einer riesigen Eigentumswohnung und kann sich alles leisten, außer dem, was sie wirklich will: ein Kind. Denn Adam und Asa wünschen sich ein Kind, doch bisher hat es nicht funktioniert.
Marie ist die älteste der Schwester. Mit knapp über Vierzig arbeitet sie immer noch als Barkeeperin in einer Rock-Kneipe. Marie lebt gern allein, will keinen Mann und keine Kinder. Doch irgendwie ist auch sie nicht glücklich und zufrieden.
Dann stirbt plötzlich der Vater der Schwestern und sie kommen auf dem Hof der Eltern wieder zusammen. Der Lauf der Geschichte ist nicht mehr aufzuhalten und es wird ein Disaster. Die Leben, Träume und Fehler der Frauen sind miteinander verwickelt und verstrickt und so müssen sie unweigerlich gemeinsam durch Dick und Dünn.

Wer das Cover dieses Buch und den Titel sieht, erwartet wohl eher einen heiteren, seichten Frauen-Liebes-Roman mit einer Prise Humor. Allerdings ist dieses Buch keinesfalls so. Denn es handelt von alltäglichen kleinen, aber auch ganz großen Problemen des Lebens. Keine der drei Frauen ist mit ihrem Leben zufrieden und jede neidet der anderen das Glück und kann nicht verstehen, warum sich die anderen über ihr Leben beschweren. Mutter Irene ist nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes nur noch ein Häufchen Elend und Selbstmitleid und auch die Töchter nehmen sich nichts in ihrer Selbstsucht. Trauer und Verzweiflung führen zu folgenschweren Fehlern, die die ganze Familie zerstören könnten. Wer leichte Kost erwartet hat, merkt also, dass dieses Buch an die Substanz geht. Statt heiterer Frauenroman kommt es zu einem wahren Familiendrama, das so trübselig ist wie das Herbstwetter. Und doch ist das Buch dadurch besonders realistisch. Die Frauen begehen äußerst "normale" Fehler, deren Folgen sie vorher nicht bedacht haben. Doch da sie Schwestern sind, sind sie auf eine Art und Weise aneinander gebunden, die die Konflikte zusätzlich verstärkt und von den Frauen unweigerlich eine Lösung verlangt.
Von diesem Buch war ich eher positiv überrascht, da ich es nach den ersten drei Kapiteln eigentlich als "Frauenromanchen" abgetan und nicht weitergelesen hätte. Herausragend ist es trotzdem nicht, denn in seiner Alltäglichkeit wirkt die Handlung manchmal äußerst trivial und der einfache Schreibstil der Autorin ist auf Dauer anstrengend. Hätte sie es nicht geschafft, mich an die Charaktere zu fesseln, hätte ich das Buch vielleicht gar nicht zuende gelesen. So aber ist es - abgesehen von den falschen Erwartungen, die durch Cover und Titel geweckt werden - doch recht gelungen für jeden, der mal wieder etwas mit Herzschmerz lesen will.
anushka aus Berlin

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2008
Die Zwerge von Amboss
Plischke, Thomas

Die Zwerge von Amboss


gut

In Amboss geschieht ein Mord. Einem Komponisten steckt seine Silberflöte im Rücken. Der Täter soll ein Mensch sein. Doch die Sucher Garep Schmied und Bugeg Gerber können ihn nicht mehr befragen. Kurze Zeit später geschieht ein weiterer Mord in aller Öffentlichkeit; der Täter: ein Mensch. Braut sich im Zwergenbund eine Verschwörung der Menschen gegen die herrschenden Zwerge zusammen? Die Wahlen zum obersten Vorarbeiter stehen kurz bevor. Gibt es politische Motive? Gleichzeitig finden in einer Heilanstalt Experimente an Menschen und Halblingen statt. Und in den Zerrissenen Reichen - der Welt der Menschen - macht sich der Bestienjäger Siris auf den Weg in den Zwergenbund um seine Schwester zu suchen. Was verbindet all diese Ereignisse?

"Die Zwerge von Amboss" ist der Auftakt zu einer neuen Fantasyreihe. In dieser Welt herrschen die Zwerge und die Welt der Menschen ist von Krieg zerrissen. Sehr gefallen hat mir dabei, dass der Autor eine Karte der tatsächlichen Welt verwendet und nicht eine gänzlich neue Welt erfunden hat. Der Zwergenbund ist ein Arbeiterstaat mit vielen Motiven der Gleichverteilung und doch zeigen sich Tendenzen individueller Bestrebungen. Diese politischen Hintergründe des Buches fand ich sehr interessant. Allerdings gefiel mir die Leseprobe (das 1. Kapitel) besser, als das Buch letztendlich selbst. Das erste Kapitel macht neugierig auf eine alternative Welt. Allerdings zeigen sich bald große Ähnlichkeiten zur tatsächlichen Welt der Menschen und der Unterschied besteht nur darin, dass in dieser fitkiven Welt alle Menschen ein wenig minderbemittelt oder auch zivilisationstechnisch zurückgeblieben scheinen und alle Erfindungen von Zwergen gemacht wurden.
Der Zwergenbund befindet sich in der Phase der Industrialisierung und muss sich mit altbekannten Problemen herumplagen: Arbeitslosigkeit durch zunehmende Technisierung, Überbevölkerung, Verarmung ganzer Bevölkerungsgruppen, Expansions- und Eroberungsgedanken, Feindseligkeit gegenüber Fremden. All dies ist seltsam vertraut, genauso wie die von den Zwergen gemachten Erfindungen: Züge als schnellere Fortbewegungsmittel, beheizte Wohnräume, Gewehre mit Trommeln, sodass nicht nach jedem einzelnen Schuss nachgeladen werden muss. Ich fand es sehr irritierend, dass in diesem Buch einfach menschliche Erfindungen den Zwergen zugeschrieben wurden, ohne sich Neues auszudenken. Aber gleichzeitig wurden die fremdartigen und oft komplexen Gebräuche und Ansichten der Zwerge so detailliert beschrieben, dass ich als Leser zeitweise das Gefühl der Reizüberflutung hatte.
Zudem fand ich unrealistisch, dass unter anderen Bedingungen die Entwicklung der Zwerge sowie ihre Erfindungen genau den gleichen Verlauf nehmen wie in der dem Leser bekannten Welt. Das mag eine tiefgründigere Botschaft sein: dass sich gewisse Ereignisse und Ansichten auch durch unterschiedliche Systeme nicht unterdrücken lassen. Ich fand das jedoch sehr unglaubwürdig, dass sich Entwicklungen unter derart unterschiedlichen Gegebenheiten so gleichen sollten.
Ich hatte schon zu Anfang Schwierigkeiten, in das Buch hineinzufinden und konnte auch zu den Charakteren kaum eine Beziehung aufbauen, weil ich das Buch zu überladen fand und es mir sehr viel Konzentration abforderte. Bei diesem Buch jedenfalls hat mich die Leseprobe etwas fehlgeleitet und ich mußte mir eingestehen, dass diese Art von Fantasy nicht nach meinem Geschmack ist. Daher werde ich die Folgebände nicht lesen.
anushka aus Berlin

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2008
Die Bucht am Ende der Welt
Bambaren, Sergio

Die Bucht am Ende der Welt


sehr gut

Sergio Bambaren reist nach einem anstrengenden Arbeitsjahr nach Tobago um dort zu surfen. Doch als er dort ankommt, ist weit und breit keine Welle in Sicht. Auf den Vorschlag einer einheimischen Kellnerin hin beschließt er, zu tauchen. Unter der Meeresoberfläche findet er endlich die Ruhe, die er schon lange braucht und Antworten auf Fragen, die er sich schon lange gestellt hat.

"Die Bucht am Ende der Welt" ist kein klassischer Reisebericht, der die bereisten Orte und Anekdoten im Umgang mit den Einheimischen schildert, sondern es ist der Bericht einer Reise zu sich selbst. Da das Buch lediglich 125 Seiten lang ist, kommt Bambaren recht schnell zu seinen unerwarteten Tauchgängen, um die es sich auch fast ausschließlich im Rest des Buches handelt. Dabei schildert er die Unterwasserwelt in wunderschöner Sprache und bildgewaltig, sodass auch allein beim Lesen die Zeit stehen bleibt. Ich finde, für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen, damit sich die Ruhe und Ausgeglichenheit der geräuschlosen Schönheit unter Wasser beim Lesen übertragen kann und doch ist das Buch sehr schnell gelesen. Unterstützt werden Bambarens Schilderungen durch acht Farbfotos, die ich jedoch teilweise unnötig fand, da sie zum einen an den Stellen, an denen sie eingefügt wurden, fehl am Platz wirkten (weil sie thematisch nicht passten), zum anderen aber auch nicht annähernd die Schönheit des Gesehenen wiedergeben können. Der Autor selbst schreibt, man muss alles mit eigenen Augen gesehen haben.
Völlig euphorisch ist der Autor von seinen Erkenntnissen, die er auf seinen Tauchgängen sammelt und die sein Leben in Zukunft verändern sollen. Da das Buch recht kurz ist, folgt eine Weisheit der anderen sehr dicht aufeinander. Aufrufe wie "Sei du selbst! Befreie dich von deinen Fesseln. Es liegt ganz allein an dir." wirken sehr abgedroschen und die Suche nach dem Sinn des Lebens mag kitschig klingen. Und doch beschäftigt sie die Menschen schon seit Jahrtausenden. Bambarens Werk hat beim Lesen sehr auf mich abgefärbt und sein Abstreifen der Zivilisation hat auch in mir ein Gefühl der inneren Ruhe ausgelöst. Ich habe selbst schon Orte erlebt, die außerhalb jeder Zeit zu liegen scheinen und deren Einwohner im Hier und Jetzt leben und sich nach nichts weiter sehnen, als dass das Leben so bleibt, wie es ist. Daher kann ich Bambarens Begeisterung und Euphorie vollkommen nachvollziehen. Ein bißchen weniger "Weisheit für jedermann" hätte dem Buch allerdings nicht geschadet und ist daher kein Buch für jeden Geschmack. Auch werden Leser auf der Suche nach einem Reisebericht über Tobago sehr enttäuscht sein. Dennoch hat es mir persönlich sehr gefallen und gut getan.
anushka aus Berlin

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2008
Dem Tode nah
Barclay, Linwood

Dem Tode nah


ausgezeichnet

Der 17jährige Derek ist mit dem Nachbarsohn Adam Langley befreundet. Als Adam und seine Eltern in Urlaub fahren, versteckt sich Derek in deren Keller und läßt sich dort einschließen. Er will das Haus in der Abwesenheit der Familie Langley als Liebesnest für sich und seine Freundin nutzen. Doch unerwartet kehren die Langleys noch am selben Abend zurück und während Derek noch überlegt, wie er das Haus am besten unbemerkt verlassen kann, fallen in den Räumen über ihm Schüsse. Derek erzählt seinen Eltern zunächst nicht, dass er Zeuge eines Dreifachmordes wurde, doch die Spurensicherung bekommt schnell heraus, dass an seiner Aussage etwas nicht stimmen kann und so fällt der Verdacht auf ihn. Dereks Vater, aus dessen Sicht die Geschichte ab dem ersten Kapitel erzählt wird, versucht alles, um die Unschuld seines Sohnes zu beweisen. Nach und nach deckt er dabei die dunklen Geheimnisse der verschiedenen Bewohner der Kleinstadt Promise Falls und auch seiner eigenen Frau auf. Wer hätte das stärkste Motiv, die Langleys zu töten?

Bereits das erste Buch ("Ohne ein Wort") von Linwood Barclay fand ich sehr spannend. Daher habe ich schon auf das neue Buch hingefiebert und wurde nicht enttäuscht. Nach dem Prolog, der die Ausgangssituation erläutert, flaut die Spannung erst einmal ab, um die Charaktere und deren Verhältnis zueinander vorstellen zu können. Doch relativ schnell nimmt das Buch wieder Fahrt auf und man muss sich bewusst daran erinnern, das Atmen nicht zu vergessen, weil man am Ende zahlreicher Kapitel die Luft vor Spannung anhält. Thematisch ist dieses Buch anders als das erste, die Handlungsmuster gleichen sich jedoch. Auch literarisch ist das Buch nicht gerade anspruchsvoll und einige Phrasen tauchen gehäuft auf. Dadurch ist der Lesefluss jedoch gewährleistet und das Buch sorgt für etliche kurzweilige Lesestunden. Linwood Barclay konnte mit diesem Buch nahtlos und erfolgreich an sein Debüt anknüpfen. Auch "Dem Tode nah" ist sehr spannend und der Täter nicht sofort enttarnt, sondern durch die sukzessive Aufdeckung der einzelnen Geheimnisse und möglichen Motive rücken immer wieder verschiedene Personen als potentielle Täter in den Mittelpunkt. Das Ende ist so kaum vorhersehbar. Fazit: gelungen, sehr spannend und für alle Thriller-Fans absolut empfehlenswert.
anushka aus Berlin

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.