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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1035 Bewertungen
Bewertung vom 22.06.2023
Tränen aus Gold und Silber / Spiegelstadt Bd.1
Handel, Christian;Suchanek, Andreas

Tränen aus Gold und Silber / Spiegelstadt Bd.1


ausgezeichnet

Auf ins magische Berlin der 1920er
Nach Jahren kehrt Max zurück nach Berlin, in die Stadt seiner Kindheit. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen schleppt seine beste Freundin Robin ihn auf eine Motto-Party rund um die Goldenen Zwanziger. Dorthin flieht auch Lenyo vor seinen Verfolgern, gerät mit Max aneinander - und ehe sie sich versehen, sind alle drei vor Lenyos Feinden auf der Flucht. Dass sie dabei plötzlich in einem Berlin landen, das der Stadt vor 100 Jahren ähnelt, muss ein Traum sein... doch der Traum wird noch um einiges schräger und entpuppt sich leider als eine Wahrheit voller Magie, Intrigen und mächtiger Feinde. Und Max, Lenyo und Robin stecken mittendrin.
Wer ausgefallene fantastische Ideen, Spannung und überraschende Wendungen mag wird bei diesem ersten Band der Dilogie das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen. Gleich zu Beginn schnellt die Spannungskurve hoch und die Handlung bietet jede Menge Abwechslung, magische Details, schwarzen Humor und einige echt fiese Wendungen. Ein wenig queere Lovestory ist ebenfalls vorhanden, der Schwerpunkt liegt allerdings im fantastischen Abenteuer selbst, ohne sich allzu lang mit Nebensächlichkeiten aufzuhalten. Diverse Geheimnisse gilt es hierbei zu entdecken, die Story bleibt unvorhersehbar und die Charaktere sind herrlich vielfältig gestaltet. Auch das Magiesystem rund um die im Titel benannten Tränen aus Gold und Silber bietet so manche Überraschung.
Rasante Story, überraschende Wendungen und faszinierende magische Details - ein herrlicher Start in eine fantastische Dilogie.

Bewertung vom 22.06.2023
Das Versprechen / Ein mörderisches Paar Bd.1
Wolf, Klaus-Peter

Das Versprechen / Ein mörderisches Paar Bd.1


ausgezeichnet

Knallhart aber herzlich
Wer die Ostfriesenkrimis von Klaus-Peter Wolf kennt, dem ist auch Dr. Bernhard Sommerfeldt ein Begriff. Dieser betreibt nun, optisch ein wenig modifiziert, eine lukrative Privatklinik der besonderen Art an der ostfriesischen Küste unter dem Namen Dr. Ernest Simmel. An seiner Seite seine schlagfertige Partnerin im wahrsten Sinne des Wortes, welche manchen LeserInnen seit dem letzten Spin off bekannt sein dürfte.
Die Hochzeit der beiden steht kurz bevor. Während sie sich um die ersten Vorbereitungen kümmert, möchte Sommerfeldt alias Simmel ein letztes Mal Ungerechtigkeit rächen, nachdem ein Schüler sinnlos an einer Überdosis Drogen gestorben ist. Dass er damit eine unvorhersehbare Kette an Ereignissen in Gang setzt, in welche nicht nur das bekannte Ermittlungsteam um Ann-Kathrin Klaasen involviert wird, sondern auch Sommerfeldts Erzfeind auf den Plan ruft, kann ja niemand ahnen.
Ich liebe die Spin offs der Ostfriesenkrimis, diese sind noch eine Spur lustiger und bieten so manch schräge Szene sowie trockenen Humor. Neben dem gewohnten Lokalkolorit darf natürlich der ganz besondere Blick des Autors auf die Menschen nicht fehlen, beschreibt er doch Details und Gedanken, welche in anderen Romanen ignoriert werden, dem Ganzen aber eine besondere Note verleihen. Und aus einem Superbösewicht auch schnell mal einen Typen mit Schwächen und Fehlern machen. Ich hab mich bei dem ersten Band des Mörderischen Paars gut unterhalten gefühlt, auch wenn etwas mehr Sommerfeldt, pardon: Simmel, mir noch besser gefallen hätte. Zudem bietet der Autor mal wieder Raum für eine nicht minder unterhaltsame Fortsetzung. Bin gespannt.

Bewertung vom 16.06.2023
Der Bojenmann
Schlenz, Kester;Jepsen, Jan

Der Bojenmann


sehr gut

Hanseatisch-maritime Ermittlungen in einem aussergewöhnlichen Fall
In diesem Krimi muss man nicht lange auf die erste Leiche warten, steht diese doch dekorativ in der Hamburger Elbe. So aussergewöhnlich, wie das mutmaßliche Opfer präpariert wurde, gestalten sich auch die Hintergründe, welche den Ermittlern erst mit der Zeit klar werden. Den Ermittelnden Thies Knudsen und Dörte Eichhorn steht neben Forensikerin Susi Dierks inoffiziell der ehemalige Kapitän und Lotse Oke Andersen zur Seite. Und schon kurze Zeit später dekoriert eine weitere Leiche das Tor zur Welt.
Der Bojenmann ist ein Krimi mit viel Lokalkolorit, in welchem diverse Details zu Hamburg Erwähnung finden. Für den hanseatischen Einschlag sorgt der frühere Seemann Oke mit seiner nordischen Art, geheimnisvoll wirken die Rückblicke in die Kindheit des Täters. Zusätzlich sind einige Fakten rund um die Seefahrt, hier insbesondere zu Containerschiffen, mit eingebaut, welche so manche Dinge kritisch beleuchten. Aber ob oder inwiefern dies mit dem Fall zu tun hat oder nicht bleibt zunächst offen.
Der Fall gestaltet sich in der Tat als aussergewöhnlich, die Spannung wird durch viele interessante Details ein wenig in die Länge gezogen. Als erfrischend empfand ich die Szenen mit Oke und dem ihm ganz eigenen Charme, während mich bei Thies und Dörte deren wiederholten Rechtfertigungen gegenüber den Lesern, warum sie wie leben, einfach störten.
Alles in allem ein aussergewöhnlicher Fall mit viel interessanten Fakten und einem sympathischen Sidekick (Oke), der leider ein wenig in der Spannungskurve schwächelt. Das Ende bietet einen gelungenen Aufhänger für eine Fortsetzung, ist vielleicht nicht jedermanns Ding, mir hat es gefallen.
Kleiner Fun Fact: Bei Klaus-Peter Wolf liegt dieser Roman bei einem seiner Ermittler auf dem Nachttisch.

Bewertung vom 16.06.2023
SOL. Das Spiel der Zehn
Thomas, Aiden

SOL. Das Spiel der Zehn


ausgezeichnet

Kunterbuntes from-Zero-to-Hero Abenteuer
Mit dem ersten Band der SOL-Dilogie hat Aiden Thomas ein kunterbuntes Feuerwerk fantastischer Ideen geliefert. Gleich zu Beginn lernt man das Worldbuilding im wahrsten Sinne des Wortes kennen, die Entstehung der Welt, die Erschaffung der Gottheiten und Menschen und der anschließende, tragische Verlauf, welcher zur heutigen Gegenwart führte. In dieser Welt lebt der Jugendliche Teo, Sohn der Göttin Quetzal, Patronin einer der vielen Städte in Reino del Sol. Als Halbgott hat er, ebenso wie alle anderen Halbgöttinnen und -götter, besondere Eigenschaften und Fähigkeiten, die ihn von den Menschen abheben. Der Umgang hiermit ist unterschiedlich, einige Halbgottheiten haben mit starken Vorurteilen zu kämpfen, während andere als regelrechte Superheldinnen und -helden bejubelt werden.
Dieses Jahr finden die alle zehn Jahre stattfindenden Sonnenspiele statt, in welchen zehn auserwählte, halbgöttliche Jugendliche um den Platz der lichttragenden Person wettstreiten. Ein ehrenvoller ebenso wie äusserst wichtiger Titel in Reino del Sol. Und obwohl Teo nicht zu den Favoriten zählt und in keinster Weise für den Wettbewerb vorbereitet wurde, wird er als Wettkämpfer erwählt. Das Problem: Wer verliert, wird als Opfer dargebracht. Welche Chancen hat Teo da schon zwischen all den Heldenhaften?
Mich hat Aidens Ideenvielfalt diesmal stark fasziniert. Beginnend mit Teos Heimatstadt, in welcher alles kunterbunt ist und Vögel in allen Farben und Formen das Leben aktiv bereichern. Vögel, mit denen Halbgott Teo dank seiner Mutter Quetzal sogar kommunizieren kann. Teo selbst trägt sein Herz am rechten Fleck, fällt vielleicht nicht immer die vorbildlichsten Entscheidungen und hat mit diversen Vorurteilen zu kämpfen, auf welche nach und nach eingegangen wird. Generell geht Aiden auf die Gefühle und Probleme diverser Charaktere wieder angenehm einfühlsam ein. Doch Teo selbst trägt auch so manche Vorurteile in sich, insbesondere gegenüber den Golds, den mächtigeren unter den Halbgottheiten: In seinen Augen alles arrogante Angeber, seine beste Freundin Niya mal ausgenommen, welche mir als toughe und erfrischend direkte junge Frau am besten von allen gefallen hat.
Die gewählten Prüfungen mochte ich ebenfalls gerne lesen, zumal sie endlich mal nicht aus unnötigeren Quälereien der Jugendlichen bestanden, sondern vielmehr Mut, Herz und Verstand forderten. Neben dem unterhaltsamen Verlauf der Spiele sowie dem Verhalten der Jugendlichen untereinander gibt es zudem eine überraschende Wende in der Handlung, welche sich in kleinen Details ankündigt.
Ein leicht zu lesendes Fantasy-Abenteuer mit lauter kunterbunten Ideen und queeren Charakteren, dessen Fortsetzung ich sehnsüchtig erwarte.

Bewertung vom 04.06.2023
Babel
Kuang, R. F.

Babel


gut

Gute Idee minderspannend umgesetzt
In den 1820er Jahren einer Welt ähnlich der unseren bezieht die Kolonialmacht Großbritannien ihre Stärke aus dem Silberwerk, einer auf besonders behandelten Silberbarren beruhenden Magie. Doch das Streben nach noch mehr Macht und Reichtum kann nur auf Kosten anderer Länder und Kolonien erfolgen. Über all dies macht sich der junge Robin zunächst keine Gedanken, als er, beinahe von der Cholera dahingerafft, von einem fremden Briten geheilt und aus dem chinesischen Kanton nach London gebracht wird. Hier wird er darauf vorbereitet, in Oxford im Turm Babel zu studieren, welcher für die Produktion der Silberwerk-Barren eine entscheidende Bedeutung trägt. Zunächst begeistert von dem vielen neuen Wissen rund um Worte und Sprachen erhält Robins Enthusiasmus einen ersten Dämpfer, als er mit kritischem Gedankengut rund um die politischen Interessen Großbritanniens in Kontakt kommt. Doch seine Loyalität gilt zunächst Großbritannien - bis seine eigene Heimat China im Visier steht.
Die Idee an sich gefiel mir, ein magisch gestärktes Großbritannien und ein dort aufgewachsener chinesischer Junge, welcher sich vor einem drohenden Opiumkrieg entscheiden muss, wem seine Loyalität gilt. Eine Idee mit jeder Menge Potential. Auch das Magiesystem, welches man mit Robins Betreten von Babel endlich genauer kennenlernt, ist aussergewöhnlich. Was mir jedoch weniger gefiel war die Umsetzung des Ganzen. Mag sein, dass es Leute gibt, die mit Begeisterung gern noch ein und noch ein und noch ein Beispiel lesen wollen, wie das Magiesystem funktioniert. Nachdem ich das Prinzip verstanden hatte brauchte ich diese unzähligen Beispiele allerdings nicht mehr, zumal sie die Handlung in den meisten Fällen nicht voran brachten sondern eher in eine Sammlung interessanter Beispiele als Anhang gepasst hätten. Auch bremsten sie die Spannung aufs Ärgste aus. Ebenso war Robin als Erzählperspektive einfach langweilig: Der Junge lebt die ganze Zeit in seiner eigenen kleinen Blase und bekommt kaum mit, was um ihn herum geschieht, von der Weltpolitik ganz zu schweigen. Entsprechend bekommt man von der Welt nur das mit, was andere erwähnen oder jemand aus der Zeitung vorliest. Und selbst dann ist Robin primär mit sich selbst beschäftigt. Auf Dauer empfand ich das als ziemlich enttäuschend, statt unzähliger Magiebeispiele hätte ich lieber etwas mehr vom brisanten Weltgeschehen mitbekommen, welches die Autorin einem schlichtweg größtenteils vorenthält. Oder einfach von Robin und seine Kommilitonen, welche nicht selten mit Diskriminierung konfrontiert wurden. Da hätt man so viel draus machen können. Stattdessen liest sich das Buch über Längen wie eine Mischung aus Bericht und Sachbuch über Sprachforschung, entsprechend distanziert und flach blieben die Charaktere. Und der versprochene Bezug auf die Opiumkriege war auch eher enttäuschend.
Mir hätte das Buch deutlich besser gefallen, wenn die Autorin sich nicht nur auf ihre vielen magischen und nichtmagischen Sprachbeispiele, sondern auch auf die Charakterentwicklung und das Weltgeschehen konzentriert hätte. Zudem war die Perspektive des weltfremden, ichbezogenen Robin auf Dauer einfach öde. Ebenso hätte mehr „show, don’t tell“ dem Roman gut getan. So waren es statt großer Ereignisse und Erlebnisse doch nur die kleinen Appetithäppchen des großen Abenteur-Buffets.

Bewertung vom 28.05.2023
Angriff der Dämonen / Der Druide von Mistle End Bd.1
Mirow, Benedict

Angriff der Dämonen / Der Druide von Mistle End Bd.1


ausgezeichnet

Herrlich spannendes Abenteuer mit Kobolden, Einhörnern und Dämonen
Gleich zu Beginn möchte ich betonen, wie begeistert ich vom Einfallsreichtum des Autoren bin. Hat mich die erste Trilogie, die Chroniken von Mistle End, schon in ihren Bann schlagen können, legt die Fortsetzung nochmal einiges obendrauf. Sowohl an Spannung als auch in der Vielfalt der Götter- und Fabelwesen. Dabei beginnt es zunächst ganz harmlos mit einem Ausflug der Kinder nach Edingburgh, wo Jungdruide Cedric, Gestaltwandlerin Emily und ihr Bruder und Hexer Elliot bei einem Verwandten der Geschwister unterkommen. Grund ist eine Einladung zur Party des dortigen Hexenzirkels. Doch bevor die Party steigt, geht es schon los: Ein mysteriöser Kater spricht eine Warnung aus, ein wütendes Einhorn taucht auf und Elfen verschwinden. Hinter allem steckt eine Verschwörung so immensen Ausmaßes, dass die Kinder diese nur gemeinsam mit einem alten Bekannten und dessen aussergewöhnlichen Begleiter bekämpfen können.
Die Spannung steigt schnell an und bleibt stetig hoch, zumal die Bedrohung diesmal Figuren aus Mythologie und Götterwelt einschließt. Es gibt ein Wiedersehen mit verschiedenen Figuren aus den früheren Büchern, was mich sehr gefreut hat. Zusammenhalt und Vertrauen werden wieder groß geschrieben und von den Kindern und Cedrics Seelentier, der Aderdame Skye, wunderbar gelebt. Ebenfalls schön zu lesen waren diverse Details den Haushalt des Verwandten betreffend, bei welchem die Kinder in Edingburgh unterkommen. Da liegen so einige Überraschungen verborgen.
Ein wunderschönes Abenteuer voller Spannung und Ideenvielfalt, welches man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Bewertung vom 28.05.2023
Das grüne Königreich
Funke, Cornelia;Hartung, Tammi

Das grüne Königreich


sehr gut

Brooklyn wider Willen, und doch schöner als gedacht
Was ist schlimmer, als die Sommerferien ohne die besten Freunde zu verbringen? Ganz klar: Über den Sommer mit den Eltern in eine stinkige Großstadt zu reisen. Alles ist laut und dreckig und vor allem kennt die zwölfjährige Caspia niemanden. In einer Kommode ihres Appartments entdeckt sie ein Bündel alter Briefe, welche ein blindes Mädchen damals an ihre Schwester schrieb. Und in jedem Brief befindet sich ein Rätsel. Da Caspia eh nichts Besseres zu tun hat versucht sie ebenfalls, die Rätsel zu lösen. Und lernt auf diese Weise ihre Umgebung und ein paar sehr nette Leute kennen.
Eine Erzählung, welche sich wirklich aussergewöhnlich entwickelt. Zunächst allein, versucht sie nach und nach, die Rätsel mit immer mehr alten und neuen Freunden gemeinsam zu lösen. Dabei müssen stets ganz besondere Pflanzen anhand einiger Hinweise gefunden werden. Die Rätsel an sich sowie das Rätselraten sind unterhaltsam und sympathisch. Was mich allerdings die ganze Zeit störte: Warum ist nicht eine einzige Person im Buch verwundert, wie ein blindes Mädchen zwölf Briefe geschrieben haben will. Das war gleich das Allererste, was ich mich gefragt habe. Auch wenn es dafür eine Erklärung geben muss, zumindest eine Person muss diese Frage doch mal äußern - nichts! Das war unnötig frustrierend, diese Frage nicht beantwortet zu bekommen.
Von diesem Kritikpunkt abgesehen ist das Buch ebenso wunderschön geschrieben wie auch optisch gestaltet. Von fantastischen Elementen hat die Autorin in diesem Buch ebenso Abstand gehalten wie von unnötigen Superlativen. Entsprechend ist es eher ein sympathisches, ruhigeres Wohlfühlbuch, ohne große Action oder Spannungselementen.

Bewertung vom 28.05.2023
Tristan Mortalis
Hill, Melissa C.;Stapor, Anja

Tristan Mortalis


ausgezeichnet

Ich weiß nicht, was ihr letzten Sommer getan habt
In Tristan Mortalis wurde eine altbekannte Idee auf eine spannende Weise neu umgesetzt. Letzten Sommer noch feierte die Fünfer-Clique aus der Theater-AG gemeinsam ihr bestandenes Abi in ihren Bühnen-Outfits. Monate später wird im Moor eine Leiche entdeckt, welche Michaels Tristan-Kostüm trägt. Angeblich wollen seine vier Freunde nicht mitbekommen haben, dass Michael alias Tristan seit der Strandparty verschwunden war. Kann das wirklich sein? Kaum vorstellbar, da muss doch mindestens eine Person lügen, oder?
Nach dem Abi in unterschiedliche Richtungen verstreut, kommen die Freunde nach dem Leichenfund wieder in ihrem Heimatort zusammen und tauschen sich seit längerer Zeit untereinander aus. Gelungene Perspektivenwechsel sorgen dafür, jeden den vier nach und nach kennenzulernen. Warum der Kontakt untereinander abbrach wird ebenso schlüssig erklärt wie der Grund, warum niemand Tristans Verschwinden mitbekommen haben will. Angeblich. Denn so nach und nach kommen immer mehr Details ans Licht, welche jedesmal für neue Vermutungen sorgen, was letzten Sommer geschah.
Mir hat der Einblick in die sehr unterschiedlichen Charaktere ebenso gefallen wie das schrittweise Ausgraben weiterer Details zum Sachverhalt, die jedesmal die bisherigen Überlegungen erneut über den Haufen warfen. Und trotz eines frühen Verdachts meinerseits konnten die Autorinnen mich dennoch noch gekonnt überraschen.
Ein bis zum Ende hin spannender und abwechslungsreicher Jugendthriller, welcher mit komplexen Charakteren und diversen Überraschungen punktet.

Bewertung vom 28.05.2023
Rabenjagd (Band 1): Dunkles Flüstern
Farley, Jamie L.

Rabenjagd (Band 1): Dunkles Flüstern


sehr gut

Düstere Fantasy, bereits für Jugendliche geeignet
Er hat es wieder getan: Ein neuer Dark Fantasy Roman aus Jamie L. Farleys Schreibfeder, wie gewohnt spannend, düster und mit brisanten sozialen Themen. Diesmal mit einem Vampir, der nach rund 200 Jahren aus einem mächtigen Bann befreit wird und nun auf Blutrache aus ist. Zunächst hat er es auf eine Gruppe Jugendlicher abgesehen. Doch ist es wirklich so einfach, oder steckt mehr dahinter? Wer Jamie L. Farleys Romane kennt weiß, dass nichts so ist, wie es zunächst scheint, stattdessen gräbt er sich fleißig durch die Oberfläche in die Psyche seiner Charaktere. Und genau das ist es, was seine Romane so besonders macht.
Hier sind es ein paar Jugendliche, die auf den Sarg des Vampirs Krátos stoßen und diesen aus seinem Gefängnis befreien. In einigen Rückblicken lernt man den Vampir etwas besser kennen, ebenso erhält dieser auch in der Gegenwart seine eigenen Abschnitte. Sehr genial zu lesen!
Viele besonders für Jugendliche relevante Themen wie Mobbing, Homophobie, Gewalt und Vorurteile generell finden ebenfalls Erwähnung. Auch sind die Charaktere in verschiedenerlei Hinsicht bunt durchmischt, was auf jedenfall positiv zu erwähnen ist.
Ich empfand das Buch stellenweise sehr bewegend, die düstere Handlung ist spannend konstruiert und die Charaktergestaltung hat auch einiges zu bieten. Am besten hat mir hier die Entwicklung des Vampirs gefallen, während bei den anderen noch so einiges an Potential offen ist. Thematisch könnte das Buch für Jugendliche sehr interessant sein, da einige für das Alter wichtige Themen behandelt werden. Auf die Fortsetzung bin ich jedenfalls sehr gespannt.

Bewertung vom 13.05.2023
Einsteins Hirn
Franzobel

Einsteins Hirn


gut

Das Leben des Mannes, der Einsteins Gehirn stahl
Dieses Buch zu bewerten ist gar nicht so einfach, da die eigenen Erwartungen hier eine gewichtige Rolle spielen können, wie man das Buch empfindet. Tatsächlich hat es den Pathologen Thomas Harvey wirklich gegeben, welcher 1955 das Gehirn Albert Einsteins illegal entnahm und jahrelang unter diversen Vorwänden nicht wieder herausrückte. Der Fokus liegt in Franzobels Roman auf dem Leben Harveys, welcher in meinen Augen wirklich nicht gut wegkommt, so, wie er sich sein eigenes Leben immer wieder selbst ruiniert hat. Neben vielen Tatsachen hat der Autor natürlich auch eigene kreative Details eingefügt, wobei ich leider nur wenig Ansporn hatte herauszufinden, was Wahrheit, was Fiktion ist. Dazu empfand ich das Leben Harveys über gewisse Längen einfach zu öde. Vielleicht hatte ich mir ein paar mehr historische Highlights gewünscht, die zwar auch vorkamen, aber zwischen vielen langweiligen Passagen aus Harveys Leben ein wenig untergingen.
Interessant waren definitiv die fiktiven Gespräche Harveys mit dem Hirn, so z. B. über Religion. Dagegen empfand ich auf Dauer Harvey einfach immer langweiliger und irgendwann einfach nur noch abstoßend. Klar, sowas kann polarisieren und allein dadurch wiederum spannend sein, das war hier leider nicht der Fall. Die Dynamik, welche zu Beginn noch vorhanden war, plätscherte einfach irgendwann nur noch vor sich hin, da in Harveys Leben einfach kaum noch Interessantes geschah. Vielleicht hätte es mich mit ein paar weniger Gedankenspiralen und strafferer Handlung insbesondere zum Ende hin mehr überzeugen können.