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Benutzername: 
NiliBine70
Wohnort: 
Duisburg

Bewertungen

Insgesamt 184 Bewertungen
Bewertung vom 03.01.2012
Wintermoor
Foster, Sara

Wintermoor


gut

Das Vergessen im Moor

Inhalt:
Die junge Grace und ihr Mann Adam haben den Schritt gewagt und sind in ein Cottage aufs Land gezogen, in die Heimat Adams. Sie sind nunmehr zu Dritt, die kleine Tochter der beiden soll in einem schönen Umfeld aufwachsen.

Eines Abends verschwindet Adam mit der Kleinen und taucht nie wieder auf. Seltsamer Weise steht der Kinderwagen mit der kleinen Tochter auf den Stufen vor der Haustür. Doch Adam bleibt verschwunden.

Grace zieht mit ihrer Tochter zu ihren Eltern, doch jetzt, ein Jahr nach den merkwürdigen Vorkommnissen, kehrt sie zurück, um ihre Angelegenheiten zu regeln, das Haus auf Vordermann zu bringen und endlich zu entscheiden, wie alles weitergehen soll.

Der Verlust ihres Mannes lässt sie nicht los und so fängt sie an, zu hinterfragen und scheint damit in ein Wespennest gestochen zu haben und in der kargen, aber doch schönen Umgebung scheinen viele viele Geheimnisse zu schlummern, die die Dorfbewohner lieber als solche belassen würden.

Meine Meinung:
Angekündigt ist dieses Buch als Krimi. Und so bin ich auch daran gegangen, es zu lesen. Ich habe gewartet, auf Bösewichte, auf Täter. Doch was ich bekam, war eine Familiengeschichte, in die mehr Personen involviert waren, als gedacht. Alles, was einem in der Einsamkeit eines Dorfes im Moor einfallen kann an bösen Gedanken, das passierte in der Vergangenheit. Und die arme Grace muss das jetzt ausbaden. So kam es mir vor.

Aber das soll nicht heißen, dass mir das Buch nicht gefallen hätte. Mitnichten! Ich habe nur festgestellt, dass es ein sehr sehnsuchtsvolles Buch ist, typisch englischer Lokalkolorit, in einem Dorf, jeder kennt jeden, jeder weiß alles über den anderen und Grace ist ein Fremdkörper, die Arme.

Schön, dass auch ein wenig Gefühl dabei war, als Ben ihre Wege kreuzt und es hat mir persönlich dann auch Freude bereitet zu raten, welche Rolle er in dem „Stück“ spielt.

Wie ich finde, ein schöner Schmöker, um es sich abends unter der Wolldecke gemütlich zu machen und jetzt im Winter im Moor der Geschichte zu versinken und sich in die Familiengeschichten treiben zu lassen. Inklusive einigen Horrorgeschichten über Höllenhunde und Poltergeister, die ihr Unwesen treiben sollen. Typisch britisch eben!

Bewertung vom 15.11.2011
Moonlight Mile / Kenzie & Gennaro Bd.6
Lehane, Dennis

Moonlight Mile / Kenzie & Gennaro Bd.6


gut

Thriller vs. Humor

In seinem 6. Fall soll Patrick Kenzie, Privatdetektiv, ein Mädchen suchen, dass er schon in der Vergangenheit einmal gesucht und gefunden hat. Nur dieses Mal hat sie sich wohl mit den falschen Leuten eingelassen, denn ehe Patrick es sich versieht, gerät er in den Clinch mit der russischen Mafia. Was er dort entdeckt, ist ein Netz aus Identitätsklau, Babyhandel und Brutalität. Und mittendrin die nunmehr 16jährige Amanda, die vor der Zeit gereift scheint und nicht nur Patrick, sondern auch den Leser mit ihrem Verhalten sprachlos macht. Erst recht, als er herausfindet, dass sie nicht nur nicht gefunden werden will, sondern auch noch ein Baby bei sich hat.

Patricks Frau, Angie, will ihren Mann unterstützen, trotz der Gefahr für sich selbst und nicht zuletzt ihre kleine Tochter, die sie schleunigst aus der „Schusslinie“ der Russenmafia bringen muss, die auch noch ein unscheinbares Schmuckstück, das „Weißrussische Kreuz“ an sich bringen wollen. Eine teilweise slapstickartige Jagd beginnt.

Ich muss sagen, vielleicht wäre mir der Einstieg in die Geschichte, das Buch, deutlich leichter gefallen, wenn ich die anderen 5 Teile vorher auch gelesen hätte, wenn Patrick und Angie mir bekannter gewesen wären. So habe ich mich erst mal nur am wirklich sehr leichtfüßigen Schreibstil und dem tollen Humor ergötzt. Gebremst hat mich dann immer nur, dass mir Dinge aus der Vergangenheit –so auch Amandas Geschichte- nicht präsent war. Es wurde zwar immer wieder mal auf die Vergangenheit eingegangen, aber ich musste mir schon einiges selbst zusammen reimen, was teilweise störte.

Aber wie gesagt, der Stil hat mir sehr gut zugesagt, die Personen waren so gut beschrieben, dass man sie wirklich vor sich sah, wie die Geschichte als solches auch, ich könnte mir demzufolge auch sehr gut vorstellen, dass die Geschichte als Film gut funktionieren würde, inklusive Witz.

So denke ich, dass Moonlight Mile eher etwas für Leute ist, die die Vorgängerbände -5 an der Zahl- schon kennen und Fans sind, oder die sich vornehmen alle anderen vorweg zu lesen. Dann ist das eine tolle Fortsetzung mit lieb gewonnenen Figuren, die man in ihrem Leben gern weiter verfolgen und bei ihren –teilweise skurrilen- Ausführungen von Aufträgen begleiten möchte.

Bewertung vom 13.11.2011
Never Knowing - Endlose Angst
Stevens, Chevy

Never Knowing - Endlose Angst


gut

Tödliche Familienbande
Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt. Sara, eigentlich so kurz vor ihrer eige-nen Hochzeit glücklich, weiß von klein auf, dass sie adoptiert ist. Immer hat sie sich wie ein Fremdkörper gefühlt, bestärkt durch das doch sehr befremdliche Verhalten ihres Adoptivvaters und einer ihrer beiden Stiefschwestern. Nun brennt es ihr unter den Nägeln, bevor sie das Leben auch ganz offiziell und vor Gott mit ihrem Verlobten teilen wird, endlich ihre Vergangenheit ganz zu kennen. Vor allem auch, da sie ihrer kleinen Tochter irgendwann ja auch Fragen beantworten muss, wenn diese alt genug ist, alles zu erfahren.

So setzt Sara einen Privatdetektiv auf ihre Vergangenheit an und dieser findet un-schönes heraus: Sie ist aus einer Vergewaltigung durch einen berüchtigten und ü-beraus brutalen Serienkiller hervorgegangen, so wie es scheint. Eine Enthüllung, mit der Sara nur schwer umgehen kann, verständlicher Weise. Und obwohl ihr alle abra-ten, versucht sie, mit ihrer leiblichen Mutter Kontakt aufzunehmen. Und von da ab gerät ihr Leben, so wie sie es sich nach einer harten aber doch von Erfolg gekrönten Therapie aufgebaut hat, völlig aus den Fugen. Besonders, als nicht nur die Presse und ein Haufen Verrückter mit ihr Kontakt aufnehmen, nein, auch ihr leiblicher Vater entdeckt seine Gefühle für sie und will unbedingt mit ihr normal umgehen. Wenn man denn von normal in dem Zusammenhang reden kann…

Doch dann stellt er Forderungen und knüpft daran Bedingungen, dass er nicht wieder mordet, sofern Sara sich mit ihm trifft und auch noch ihre Tochter, seine Enkeltoch-ter, zu diesem Treffen mitbringt. Und dann lässt Sara sich darauf ein…

Ich bin ehrlich, auch wenn sich das alles sehr sehr grausam und schrecklich anhört und ich jetzt von etlichen anderen schon gelesen habe, dass sie dieses Buch toll und total spannend fanden, ich leider nicht. Mir war das nicht drastisch genug, mir schlug nicht das Herz bis zum Hals, irgendetwas fehlte mir persönlich. Ich habe es dann bis zum Ende gelesen, weil ich dachte, die Therapeutin würde vielleicht noch eine ge-wichtigere Rolle spielen, da an andrer Stelle darauf verwiesen wurde, dass sie auch im ersten Buch der Autorin –Still Missing- vorkam. Aber dem war ja nicht so.

Alles in allem war es für mich doch eher „leichte Kost“, also nichts, was ich ver-schlungen hätte oder was mir schlaflose Nächte beschert hätte. Ich würde nicht von einem Thriller sprechen, sondern doch eher von einem guten Krimi der es durch sei-nen flüssig und leicht geschriebenen Stil leicht macht, ihm zu folgen.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2011
Bleicher Tod
Winkelmann, Andreas

Bleicher Tod


ausgezeichnet

Vorsicht: Nachgeschmack!
Wie meine Überschrift schon erahnen lässt, handelt es sich bei „Bleicher Tod“ um keine leichte Kost, nichts für wirklich schwache Nerven.
So ist denn schon der Beginn des Buches sehr schwer verdaulich. Eine junge Frau ist gefangen, in Dunkelheit, keine Geräusche, nichts dringen zu ihr durch und sie glaubt, dass dies ihr schlimmster Alptraum wäre, doch da irrt sie gewaltig, denn als ihr Peiniger sich ihrer wieder annimmt, kommt für sie die Stunde des echten Grauens.
Und auch Nele Karminter, Kriminalkommissarin aus einem früheren Buch von Andreas Winkelmann, macht eine erschreckende Erfahrung. In einem Seminar erfährt sie von der Dozentin, dass einer unter 25 Menschen gewissenlos ist, ein potentieller Psychopath, mehr oder minder gefährlich. Diese Eröffnung verändert ein für alle mal die Sicht auf die Mitmenschen.
Und doch hat Nele weitaus größere Probleme, vordringlich. Die Beziehung zu Anou, ihrer Kollegin, bzw. Untergebenen, darf nicht bekannt werden, auch nicht, als die beiden in eine Krise geraten. Anou scheint eine Todessehnsucht zu entwickeln und Nele möchte ihr helfen, doch darüber geraten sie in Streit.
Zeitgleich wird die Leiche einer Frau in einer verlassenen Mastanstalt gefunden, merkwürdig bleich und verwest erscheint diese. Und keine Spuren deuten auf einen Täter hin.
Gleichzeitig recherchiert der ehemalige BKA-Agent Alex Seitz, der nun als Privatdetektiv seine Brötchen verdient, im Auftrag der Eltern von Daniela, die spurlos und scheinbar grundlos verschwunden ist. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf einen „Literaturkenner“, der jungen Schriftstellern eine Chance geben möchte, dies aber hauptsächlich bei jungen Frauen Anwendung zu finden scheint und auch nicht ganz frei von Geheimnissen ist.
Als sowohl Nele, als auch Alex auf eben diesen Literaturkenner kommen, ist scheinbar ein Verdächtiger gefunden.
Doch da ist noch Nicola, die von ihrem Mann seit Jahren misshandelt wird und der in einem für sie verbotenen Raum merkwürdiges treibt. Ebenfalls ein dankbarer Verdächtiger.
Und Miriam Singer. Eine junge Frau, deren Erfahrungen sie dazu gebracht haben, einen Selbstverteidigungskurs zu besuchen. Aber auch ihr widerfährt merkwürdiges auf einer einsamen Autofahrt. Doch wer dahinter steckt, bleibt erst einmal ein Geheimnis…
Etliche Szenarien, etliche Handlungsstränge und ebenso viele beteiligte Personen. Einige Verdächtige werden dem Leser präsentiert, genauso schonungslos, wie die Beschreibung der Leiche(n). Und eben diese Bilder lassen mich nicht los, obwohl es jetzt schon einige Tage her ist, seit ich das Buch beendet habe. Das spricht eindeutig für das Vermögen Andreas Winkelmanns, dem Leser durch Worte das Kopfkino zu befeuern.
Mich hat er von der ersten Seite an gefesselt, durch die sehr deutliche und wirkungsvolle Beschreibung der handelnden Personen und wie gesagt, auch der Leichen. Ich habe mich gefühlt, als ständ ich immer mit im „Bild“ und sehe den Leuten über die Schulter, bin live dabei. Ich habe die Kälte gespürt, die Angst „gerochen“ und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Es ist ein wirklich gelungener Thriller, hart, für viele mag er auch zu hart sein, ich fand ihn genau richtig und eben mit Nachgeschmack, den man nicht so leicht los wird.
Und bitte zwei Dinge beachten:
Diese These, dass 1 unter 25 ein möglicher Psychopath ist, ist wahr!
Und die Widmung, die der Autor an den Beginn des Buches gesetzt hat und die -so denke ich- ihre Bedeutung jedem im Laufe des Buches sehr deutlich offenbart.
Ich habe mich auf jeden Fall wunderbar unterhalten gefühlt und freue mich darauf, hoffentlich bald wieder von Herrn Winkelmann zu lesen!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2011
Geisterfjord / Island-Thriller Bd.1
Sigurdardóttir, Yrsa

Geisterfjord / Island-Thriller Bd.1


ausgezeichnet

Isländische Geisterstunde
Drei Leute und ein Hund begeben sich in ein Wahnsinnsabenteuer: Sie wollen in der kargen Natur, irgendwo im Nirgendwo in Island, in einem verlassenen Fischerdorf, eine kleine Pension hochziehen. Dies soll wie ein Ausstieg aus ihrem alten Leben sein. Katrin und Gardar haben nicht mehr viel zu verlieren, nachdem Gardar arbeitslos wurde und Lif hat ihren Mann, Gardars besten Freund, verloren, er starb plötzlich an einem Herzinfarkt. Der Plan, dort in der Wildnis wieder anzufangen, den gab es schon vor dem Tod von Einar. Und keiner wollte einen Rückschritt machen. So werden die drei plus Hund und einigem Baumaterial, nötigem Essen und sonstigem Kleinkram von einem alten Einheimischen mit einem Boot dorthin gebracht, mit ausreichend Warnungen versehen und merkwürdigen Andeutungen, die die jungen Leute aber nicht ernst nehmen. Schauergeschichten werden schließlich überall erzählt, wo verlassene Orte sind! Abholen will er sie in ein paar Tagen, wenn das Wetter es zulässt, ansonsten sollen sie ihn bei Schwierigkeiten sofort anrufen. Wenn er kann, holt er sie dann sofort dort ab. Bis dahin sind sie auf sich allein gestellt. Und schnell merken die drei, dass es nicht nur Gerede und künstliche Panikmache des Alten war. Es geschehen mehr als merkwürdige Dinge, Unfälle passieren und dann verschwindet Gardar auch noch spurlos.

Gleichzeitig passieren in und um Isafjördur seltsame Todesfälle und Dagny, die Polizistin, die in den Fällen ermittelt, wird von Freyr, einem Psychologen, unterstützt. Doch dieser leidet darunter, dass sein Sohn vor 3 Jahren spurlos verschwand und seine Exfrau ihn damit malträtiert, dass sie weiterhin felsenfest behauptet, ihr Sohn würde versuchen, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Als dann Freyr selbst glaubt, er sehe seinen Sohn überall und alte Polizeiakten merkwürdige Parallelen zu einem aktuellen Fall aufweisen, spitzt sich die Lage immer und immer mehr zu. Geister, wohin man sieht, die sowohl in dem verlassenen Dorf, als auch in Isafjördur und Reykjavik alle in die selbe Richtung zu deuten scheinen…

Selten habe ich ein Buch mit einer so gruseligen Atmosphäre gelesen, selten hat mir ein Buch so eine Gänsehaut beschert und selten wurde ein Buch so falsch bezeichnet. Auch wenn im Lauf der Geschichte schlimme Verbrechen aufgedeckt werden, im Vordergrund stehen für mich die Geister und so betrachte ich das Buch auch als eine anrührende, teilweise mit bösartigen Elementen versehene Geistergeschichte. Die aber keinesfalls kitschig oder übertrieben wirkt. Die Stimmung, die die Autorin erzeugt, ist dermaßen dicht und mitreißend, dass man vorsichtig sein sollte, wenn man allein in der Wohnung das Buch liest. Schnell kann es passieren, dass einen die Schatten narren und man glaubt, selbst von Geistern besucht zu werden, die eine Botschaft überbringen wollen.

Ja, ich bin begeistert und ich persönlich empfinde „Geisterfjord“ als mit das beste Buch bisher von Yrsa Sigurdardottir, auch wenn ich es nicht als reinen Krimi sehen würde.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.08.2011
Höllendämmerung / Sandman Slim Bd.1
Kadrey, Richard

Höllendämmerung / Sandman Slim Bd.1


gut

Durchgeknallt – das triffts!

Die Geschichte beginnt damit, dass Stark auf der guten alten Erde aufwacht, nachdem er 11 Jahre lang in der Hölle geschmort hat. Vor 11 Jahren haben ihn seine Kumpanen aus dem Magierzirkel überlistet und ihn dorthin verfrachtet. Seine große Liebe wurde ebenfalls von einem der Zirkel-Magier getötet und nun sinnt „Sandman Slim“ Stark auf Rache. Die er auch bekommt und sich einen nach dem anderen vorknöpft, bis auf den größten, mächtigsten Widersacher.

Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt, auch wenn sie durch wahnwitzige Szenen, urkomische Begebenheiten, viel Gossensprache aufgepeppt wurde. Die ganze Zeit habe ich gedacht, schöner wärs, wenn man das jetzt in Bildern säh. Ich denke wirklich, dass die Geschichte besser funktioniert, wenn sie als Graphic Novel/Comic vorliegt. Oder sogar als Film. Das wäre ein echtes Highlight. Mit den passenden Typen in den Rollen wäre es ein echtes Schmankerl. Lustige Dialoge, die sarkastische Ader von Sandman Slim richtig umgesetzt, das wäre perfekt.

So empfand ich die Story als zu sehr mit wirrer, dauernd wechselnder Magie überfrachtet und ein bisschen zu wenig Urban Fantasy. Wer neu in dieses Genre einsteigt, könnte überfordert sein und ein Fantasy-Lexikon benötigen, bei den ganzen „Fachbegriffen“, mit denen da um sich geworfen wird.

Unbestritten ist aber der Humor ein ganz toller, den Kadrey da verarbeitet und auch seine Darstellung der Figuren ist sehr sehr gut. Unglaublich, wie witzig der Kopf einer seiner Widersacher im Schrank beschrieben wird und welche Situationen sich daraus ergeben!

Zu guter Letzt sei noch das famose Cover erwähnt. Es sprach mich sofort an und hat mir zugerufen „Les mich“ und vielleicht kommt auch daher mein Hang zu der Vorstellung, dass dieses Buch besser als Comic wäre.

Auf jeden Fall möchte ich unter dem Strich empfehlen, sich erst mal gründlich auf dem Fantasy-Sektor zu tummeln, um bestimmte Begrifflichkeiten auch zu verstehen, ansonsten sehe ich schwarz für Fantasy-Neulinge, dass sie sich im Magie-Dschungel verlieren und dabei mit der Geschichte nicht mehr mitkommen.

Bewertung vom 07.08.2011
Der Kruzifix-Killer / Detective Robert Hunter Bd.1
Carter, Chris

Der Kruzifix-Killer / Detective Robert Hunter Bd.1


ausgezeichnet

Famoser Auftakt
Detective Robert Hunter erhält einen Anruf. Und zwar vom Kruzifix-Killer, den er eigentlich glaubte, sicher ins Gefängnis gebracht zu haben. Und nun hat er seinen neuen Partner in seiner Gewalt und Hunter weiß, dass es eine Frage von Leben und Tod ist, dass sie keine Zeit verlieren dürfen.

Damit beginnt eine Thriller-Achterbahnfahrt. Es folgt eine zeitliche Rückblende, die Personen werden einem näher gebracht, Hunter und Garcia charakterisiert und auch der Kruzifix-Killer wird dargestellt, mit all seinen perfiden Mordideen und seinem Markenzeichen, dem Einritzen eines bestimmten Kreuzes in die Körper seiner Opfer. Doch dieses Zeichen kennt auch nur der wahre Mörder und wie sich herausstellt, erkennt der vermeintlich verhaftete und geständige Kruzifix-Killer, den alle sicher im Gefängnis wähnten, seine eigenen Markierungen nicht. Eine wahnwitzige, ungleich spannende Jagd beginnt.

Der Leser wird mit grausigen Details gefüttert, Tatorte bilden sich vor dem inneren Auge, man riecht förmlich das Blut und steht während der Autopsie neben dem Gerichtsmediziner und schaut ihm über die Schulter…

Und die Spannung steigert sich sukzessiv, man rätselt, wer der wahre Täter sein könnte, man betet, dass Garcia gerettet werden kann und alles gut wird. Doch die Spirale der Gewalt, aus unsäglicher Folter dreht sich immer schneller und am Ende steht ein Täter, auf den ich nie im Leben gekommen wäre, aber die Erklärung ist logisch, warum und das machte mir dann wieder Spaß!

Chris Carter hat mit diesem Erstling ein wahres Thriller-Highlight hingelegt. Der Stil ist eingängig, man wird nicht mit z.B. Fachchinesisch des Gerichtsmediziners erschlagen, der Aufbau der Situationen ist schlüssig. Es gruselt einen, man merkt auch manchmal dass man die Stirn runzelt oder einem gedanklich ein „Oh Gott“ entfleucht und das Herz schlägt auch des Öfteren schneller.
Ich bin begeistert und wünsche mir noch etliche Fälle gemeinsam mit Hunter, dem Einzelgänger und Garcia, dem Familienmenschen. Die beiden gefallen mir als Ermittler-Duo ausgesprochen gut!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.07.2011
Strindbergs Stern
Wallentin, Jan

Strindbergs Stern


sehr gut

Alles in Einem?
Ein ziemlich paranoider, egoistischer, ehrgeiziger Höhlentaucher entdeckt bei Falun bei einem seiner riskanten Einzelgänge eine Leiche und ein kleines Gebilde, ein Kreuz, zu dem auch eigentlich noch ein Stern gehört, der aber verschollen ist. Nur mit dem Stern entfaltet es seine wirkliche Macht. Damit nimmt alles seinen Lauf. Plötzlich sind alle hinter diesem Stern her, der wohl schon in der Geschichte seine weitreichenden Spuren hinterlassen hat. Eine Mythologie spielt eine Rolle, die Nazis haben sich auch in Szene gesetzt, berühmte Forscher hatten Berührung…und immer wieder müssen Menschen sterben. Als dann ein von der Nazizeit und ihrer Greueltaten Besessener, drogensüchtiger Forscher die Bühne betritt, wird es richtig strange, erst recht, als sich noch eine mysteriöse Italienerin dazugesellt, wo ich bis jetzt nicht so recht weiß, welche Rolle ihr nun wirklich zugedacht war.

Ich muss gestehen, so ganz habe ich das Buch nicht verstanden und zeitweise habe ich mich gefragt, ob wir als Leser die gesamte Geschichte mit den Augen des ständig „zugedröhnten“ Don Titelmann zu sehen bekommen und deswegen über allem dieser diffuse Nebel liegt und alles wie ein psychedelisches Bild anmutet. Aber zwischendurch gab es immer wieder Stellen und Dinge, die ich höchst interessant fand. Die leichte Fantasyfärbung des Ganzen war mir auch nicht unangenehm, das gab dem ganzen einen tollen Touch.

Wem ich das Buch empfehlen könnte, kann ich leider nicht sagen, da wirklich alles enthalten ist, ein bisschen Krimi, Thrillerelemente, Mythologie, daraus resultierend Fantasy. Wirklich sehr schwer. Und wie ich gesehen habe, bin ich da nicht ganz alleine mit, viele Leser sind sich nicht so ganz schlüssig, welchem Genre dieser Titel zugerechnet werden soll, oder was eigentlich der Rote Faden im Buch ist.

Weil ich so verwirrt bin, werde ich das Buch wohl noch mal nach einer gewissen Zeit Abstand lesen, vielleicht klärt sich für mich zumindest dann doch so einiges auf!

Bewertung vom 06.07.2011
Letzter Kirtag / Gasperlmaier Bd.1
Dutzler, Herbert

Letzter Kirtag / Gasperlmaier Bd.1


ausgezeichnet

Wunderbarstet Lokalkolorit!
Zum Kirtag findet Polizist Gasperlmaier im Bierzelt einen Toten, offenbar erstochen. Er ist in der Zwickmühle. Einerseits ist da sein Pflichtbewusstsein, sofort auf der Wache anrufen, Meldung machen, die Maschinerie in Gang bringen. Doch dann, der Kirtag soll doch richtig starten und eine Mordermittlung würde allen Unmut auf ihn lenken – denkt er zumindest.

Und so schleppt er –wider allem, was er als Polizist weiß und denkt- den Toten in eine Toilette, die hinter dem Festzelt steht. Und damit wird eine ganze Reihe an merkwürdigen, manchmal urkomischen Entscheidungen in Gang gebracht, welche die ganze Geschichte tragen.

Neben dem Verbrechen in der wunderschönen Idylle in Aussee, mit allem was man aufbieten kann, wird durch Gasperlmaiers Art und Weise eine unvergleichliche Komik zu Tage gefördert, die wirklich ihres Gleichen sucht. Selten hab ich bei einem Krimi so schmunzeln können und fühlte mich trotzdem nicht gestört, bzw. der Krimi blieb erhalten.

So taucht ja auch noch die Frau des Toten als Leiche im See treibend auf, der Sohn wird ebenso tot aufgefunden und all dies gehört aufgeklärt. Gasperlmaier wird mit einer attraktiven, fähigen Ermittlerin konfrontiert, die ihn zwar ganz schnell durchschaut, aber seine Fähigkeiten genauso sieht, wie seine Fehler und es ihm nicht unbedingt nachträgt, welche fatale Fehlentscheidung er getroffen hat, indem er die Leiche vom ursprünglichen Fundort entfernt hat.

Wunderbar hat Dutzler die Dorfbewohner –wenn auch manchmal sehr klischeehaft- skizziert, bei Gasperlmaier aber hat er ein echtes Prachtexemplar geliefert. Ich habe da so ein Bild vor Augen gehabt, einen rotwangigen, in Krachlederne gekleideten Polizisten, mit Schnauzbart, ergraut und einer schon recht üppigen Körperfülle, der ein bisschen dümmlich daherkommt, aber doch eigentlich gar nicht so dumm sein kann, wenn er Polizist ist… Also kann man schon sagen, dass dieser Krimi eine hervorragende Vorlage für einen Samstagabend-Krimi im TV darstellen könnte, so bildhaft ist die Sprache!

Mir hat das Buch als kurzweilige Unterhaltung sehr sehr gut gefallen und ich würde mich freuen, Gasperlmaier und seine Kollegen (und seine Frau!) in einer weiteren „Folge“ wiederzusehen!

Bewertung vom 26.06.2011
Bataillon d'Amour
Pilz, André

Bataillon d'Amour


ausgezeichnet

Schmerzhafte Realität
Mayra, 21 Jahre jung, bildhübsch und leider auch bettelarm, lebt in den Slums von Bogotá in Kolumbien. Ihre Mutter ist schwer krank durch die jahrelange Arbeit in den Quecksilberminen, ihre Schwester hat einen Job als Reinigungskraft bei reichen Leuten und ihr Vater ist verschwunden. Eine Familie, wie es sie zu Hauf gibt und immer geben wird. Auch der Wunsch Mayras nach Liebe, nach einem besseren Leben ist nichts ungewöhnliches und leider auch ihr Versuch, dem armseligen Leben mit allen Gefahren und allem Bösen zu entfliehen.
Sie lernt per Internet einen vemeintlich Deutschen kennen, der ihr den Floh ins Ohr setzt, zu ihm nach Deutschland zu kommen, um dort mit ihm zu leben. Bei diesem Deutschen handelt es sich allerdings um den durch einen Unfall verkrüppelten Sohn der reichen Leute, bei denen ihre Schwester Donna putzt und der sich in Mayra verliebt hat und hofft, auf diese Weise an sie heranzukommen. Mayra ist ernsthaft bestrebt, nach Deutschland zu kommen, doch hierfür begibt sie sich in die Hände einer dubiosen Agentur, die ihr vormachen, sie würde dort beim Oktoberfest arbeiten, alle Formalitäten würden von der Agentur abgewickelt und alles an Kosten ausgelegt. Dass es sich hierbei um einen Mädchenhandelring handelt, der junge, ahnungslose Kolumbianerinnen an bestimmte Bordelle verkauft, dass will Mayra wohl nicht sehen, für sie zählt nur, nach Deutschland zu ihrem „Geliebten“ zu kommen. Doch bei ihrer Ankunft in Deutschland folgt das böse Erwachen und Mayra findet sich in einem heruntergekommenen Zimmer wieder, eingeschlossen und muss nun Männern zu Willen sein…

Wie gesagt, die Geschichte ist eigentlich nichts Neues, doch in ihrer Klarheit, der drastischen und schonungslosen Ausgestaltung und der wirklich mehr als krassen Sprache ist man schockiert. Und bekommt ein ziemlich schlechtes Gewissen, wenn wir bedenken, worüber wir tagtäglich jammern und dann lesen wir die Geschichte eines jungen Mädchens, dessen Traum geradewegs in die Hölle führt. Ich für meinen Teil musste an mancher Stelle schwer schlucken, nicht mal ob der „Gossensprache“ oder wenn es um Sex-Szenen ging, nein, viel eher wenn mir vor Augen stand, dass irgendwo in dem Moment so etwas tatsächlich einem jungen Mädel widerfährt.

Da braucht es keine filmische Dokumentation, Worte können viel schmerzhafter sein und so ist es bei diesem Buch. Ich möchte alle bitten, die sich das Buch zutrauen, immer daran zu denken, das KÖNNTE die Realität sein, keine Fiktion, nein, so oder so ähnlich ergeht es jungen Frauen oder Mädchen im Deutschland heute und ich glaube auch nicht, dass hier bei den Ausführungen, welche Qualen Mayra erleidet, wirklich viel fantasiert wurde.

Aus diesem Grund würde ich dieses Buch auch nicht als Roman bezeichnen, eher als ungeschönten Tatsachenbericht, der dem Leser einiges abverlangt aber genau deswegen sehr zu empfehlen ist.