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Benutzername: 
dorli
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Berlin
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Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2020
Im Namen der Lüge / Melia und Vincent Bd.1
Eckert, Horst

Im Namen der Lüge / Melia und Vincent Bd.1


ausgezeichnet

Düsseldorf. Melia Khalid, Leiterin des Referats für Linksextremismus beim Inlandsgeheimdienst, bekommt ein Geheimpapier zugespielt, das die Terrorpläne einer neu gegründeten RAF offenbart. Melia hat bezüglich der Echtheit des Papiers Zweifel, doch die Bestätigung durch eine weitere Quelle, zeitgleiche Überfälle auf Geldtransporter durch RAF-Rentner und der Brandanschlag auf eine Geschäftsstelle der AfD zerstreuen ihre Bedenken und lassen sie entsprechend handeln. Als sie erkennt, dass ein falsches Spiel mit ihr gespielt wird, ist es schon fast zu spät…

Auch Hauptkommissar Vincent Che Veih hat alle Hände voll zu tun. Ein Mord im Umfeld einer Gruppe Reichsbürger lässt auf den ersten Blick eine Beziehungstat vermuten. Doch es gibt ein paar Ungereimtheiten, die Vincent stutzig machen…

Horst Eckert hat mich mit „Im Namen der Lüge“ von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Der Thriller wird fesselnd erzählt und besticht vor allen Dingen durch die gekonnte Verknüpfung von Realität und Fiktion – einmal mehr stellt der Autor äußerst brisante politische Themen in den Mittelpunkt seines Romans und geht dabei der Frage nach, ob zur Eindämmung von Terror und Gewalt jedes Mittel recht ist. Dürfen Politik, Justiz und Verfassungsschutz die Grenzen der Legalität zur Vermeidung von Anschlägen überschreiten? Und was passiert eigentlich, wenn Beamte die ihnen verliehen Macht missbrauchen?

Mit Melia Khalid schickt der Autor eine Protagonistin ins Rennen, die ihren Job sehr ernst nimmt. Das Ziel der Tochter einer politisch Verfolgten aus Somalia und eines deutschen Spitzenpolitikers ist es, Terroranschläge zu verhindern; dafür schöpft sie alle ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen voll aus und schreckt auch nicht davor zurück, sich am Rande der Legalität zu bewegen.

Vincent Veih hat es als Sohn einer ehemaligen RAF-Terroristin selten leicht in seinem Leben gehabt – ein Umstand, der ihn stark gemacht hat. Er lässt sich von niemandem gängeln, sondern ermittelt, wie er es für richtig hält. Dass er dabei immer wieder aneckt, kümmert ihn nicht.

Neben dem fesselnden Schreibstil hat mir der vielschichtige Handlungsaufbau besonders gut gefallen. Mehrere Handlungsstränge, unterschiedliche Schauplätze und häufige Perspektivewechsel sorgen für ein lebhaftes und abwechslungsreiches Geschehen. Zudem sorgen unvorhersehbare Ereignisse und Wendungen dafür, dass die Sogwirkung des Thrillers bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Im Namen der Lüge“ hat mir sehr gut gefallen - ein rasanter Politthriller, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 04.03.2020
Die zweifelhafte Miss DeLancey / Regency Romantik Bd.3
Miller, Carolyn

Die zweifelhafte Miss DeLancey / Regency Romantik Bd.3


sehr gut

Brighton, 1815. Eigentlich war es geplant, dass Clara DeLancey den Grafen von Hawkesbury heiraten sollte, doch dieser hat sich für eine andere Frau entschieden. Eine Demütigung, die die 25-Jährige auch nach Monaten noch nicht überwunden hat. Tief verwurzelte Selbstzweifel sorgen für schlaflose Nächte, die Clara auf den gefährlichen Klippen vor der Stadt verbringt. Als sie in einer stürmischen Nacht in den Abgrund zu stürzen droht, wird sie von einem Fremden in letzter Sekunde gerettet. Clara rennt aus Angst davor, erkannt zu werden, eiligst davon…

Ein Schiffsunglück vor der afrikanischen Küste hat Benjamin Kemsley nicht nur eine hartnäckige Knieverletzung eingebracht, sondern ihn auch seine Karriere als Kapitän bei der Königlichen Marine gekostet. Obwohl er allgemein als Held gilt, hadert er mit seinem Schicksal und fühlt sich als mittelloser Krüppel…

„Die zweifelhafte Miss DeLancey“ ist der dritte Teil der Regency-Romantik-Reihe von Carolyn Miller, der Roman ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände gut verständlich. In diesem Buch stehen wichtige Themen wie Vertrauen, echte Freundschaft und Vergebung im Mittelpunkt.

Nach einem dramatischen Beginn lässt Carolyn Miller die Handlung zunächst einmal in sehr ruhigen Bahnen verlaufen. Die Autorin stellt ihre Protagonisten intensiv vor und schildert deren Umfeld, Alltag, Gefühlswelten und Leidensgeschichten ausgiebig.

Clara und Ben sind mit ihren jeweiligen Problemen fest verwachsen und sehen sich nicht in der Lage, mit vergangenen Ereignissen abzuschließen. Dass sie in einer Welt leben, in der jede kleine Abweichung von den gesellschaftlichen Konventionen als Verfehlung gilt und Getratsche und Ausgrenzung nach sich zieht, macht es beiden besonders schwer, Vergangenes hinter sich zu lassen und einfach nach vorn zu schauen.

Clara kann sich erst von ihren Selbstzweifeln befreien, nachdem sie dank ihrer Freundschaft zu Bens Schwestern Matilda und Tessa zum christlichen Glauben gefunden hat. Ihr Vertrauen auf die Güte Gottes stärkt die junge Frau und hilft ihr nicht nur, alte Fesseln zu lösen, sondern ermutigt sie auch, für eine Liebe zu kämpfen, die aufgrund unterschiedlicher Gesellschaftsschichten eigentlich nicht sein darf.

„Die zweifelhafte Miss DeLancey“ hat mir sehr gut gefallen. Eine bestens ausbalancierte Mischung aus Historie und Romantik, die aufzeigt, dass der christliche Glaube bei der Überwindung von Selbstzweifeln eine wertvolle Stütze sein kann.

Bewertung vom 26.02.2020
Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung / Sophia Bd.1
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung / Sophia Bd.1


ausgezeichnet

Berlin, 1926. Die 20-jährige Sophia Krohn studiert Chemie und träumt davon, eigene Kosmetika herzustellen. Als sie ungewollt schwanger wird, noch dazu von einem verheirateten Mann, setzen ihre Eltern sie vor die Tür. Auch ihr Dozent Georg Wallner, der Vater ihres ungeborenen Kindes, lässt Sophia im Stich. Einzig ihre Freundin Henny bietet Sophia Unterstützung an. Die Tänzerin gewährt Sophia Unterschlupf und verschafft ihr im Theater einen Job als Garderobiere. Als Henny ein Engagement in Paris bekommt, begleitet Sophia ihre Freundin in die französische Hauptstadt. Um Geld zu verdienen, versucht sie, mit einer selbst kreierten Creme die berühmte Helena Rubinstein von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Ihr Vorhaben gelingt, Madame Rubinstein bietet Sophia eine Stelle als Chemikerin an – in New York…

Bei „Sophias Hoffnung“ handelt es sich um den Auftaktband der Saga „Die Farben der Schönheit“. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die mit einem Schlag all ihrer Zukunftspläne beraubt wurde und daraufhin ihr Leben in die eigene Hand nimmt, um allen Widrigkeiten zum Trotz ihre Ziele zu erreichen und ihren Platz im Leben zu finden.

Corina Bomann hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Dank der lebendigen Schilderungen habe ich mich direkt in die 1920er Jahre katapultiert gefühlt und gespannt das Geschehen verfolgt.

Mit Sophia schickt die Autorin eine Protagonistin ins Rennen, die sich als wahre Kämpfernatur erweist. Trotz mehrerer Rückschläge zerbricht sie nicht an ihrem Schicksal, sondern blickt immer wieder nach vorn und versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Corina Bomann hat nicht nur ein gutes Händchen dafür, Sophias Umfeld und ihre zum Teil dramatischen Erlebnisse anschaulich und authentisch zu schildern, sie lässt den Leser auch intensiv an den Gedanken und Gefühlen der Chemikerin teilhaben, so dass man durchweg mit ihr mitleiden und mitfiebern kann und stets neugierig darauf ist, was wohl als nächstes passieren wird.

Die Autorin erzählt in dieser Saga nicht nur Sophias Geschichte, sie ermöglicht dem Leser auch einen Blick in die Kosmetikbranche der 1920er Jahre und schildert den als „Puderkrieg“ bezeichneten legendären Konkurrenzkampf zwischen den Helena Rubinstein und Elizabeth Arden - zwei Ikonen des 20. Jahrhunderts, die als Pionierinnen der Kosmetikentwicklung gelten.

„Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger Roman, der mit ausdrucksstarken Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 19.02.2020
Du bist die Nächste
Dylan, Rachel

Du bist die Nächste


ausgezeichnet

Fulton County/Georgia. Staatsanwältin Sophie Dawson hat vor kurzem ihre neue Stelle in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität der Bezirksstaatsanwaltschaft angetreten. In ihrem neuesten Fall ermittelt sie gegen den Bankangestellten Glen Shelton, der Kunden betrogen haben soll.

Als Sophie sich nach einem anstrengenden Tag in einem Tankstellenshop Chips und Schokolade holen will, wird sie Zeugin eines Doppelmordes. Sie kann den Täter identifizieren und soll als Hauptzeugin vor Gericht gegen ihn aussagen. Da es sich bei dem Angeklagten um den Bruder des Anführers der größten Straßengang Atlantas handelt, hat Sophies Vater zu ihrer Sicherheit den Personenschützer Cooper Knight engagiert – zu Recht, wie sich schon nach kurzer Zeit herausstellt, denn es werden Anschläge auf Sophies Leben verübt…

„Du bist die Nächste“ ist bereits der zweite Band aus Rachel Dylans Atlanta-Justice-Reihe, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des vorherigen Bandes bestens verständlich.

Rachel Dylan hat einen sehr fesselnden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Da sie jahrelang selbst als Prozessanwältin gearbeitet hat, kennt sie die Tricks und Kniffe, mit denen in der Gerichtswelt agiert wird und lässt dieses Wissen gekonnt in die Handlung einfließen.

Die Autorin schont ihre Protagonistin nicht und setzt Sophie im Verlauf der Handlung sowohl physisch wie auch emotional immer mehr unter Druck. Neben den verzwickten Nachforschungen in dem Betrugsfall, ihrer nervenaufreibenden Zeugenaussage und den immer bedrohlicher werdenden Anschlägen ringt Sophie auch mit ihrer wachsenden Zuneigung zu Cooper, da ihre Gefühle von ihm nicht so erwidert werden, wie sie es sich wünscht.

Die Krimihandlung ist knifflig und wird durch immer neue Hinweise, Indizien und Ereignisse lebendig gehalten. Geschickt lenkt Rachel Dylan den Blick des Lesers in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Motive, Zusammenhänge, Hintergründe und Täter miträtseln und mitgrübeln kann. Überraschungen und Wendungen sorgen zudem dafür, dass die Sogwirkung des Krimis bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Du bist die Nächste“ hat mir sehr gut gefallen – ein mitreißender Krimi, der mir mit seiner fesselnden Handlung ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 18.02.2020
Der rote Judas / Paul Stainer Bd.1
Ziebula, Thomas

Der rote Judas / Paul Stainer Bd.1


ausgezeichnet

In seinem Kriminalroman „Der rote Judas“ nimmt Thomas Ziebula den Leser mit in das Jahr 1920 nach Leipzig und zeichnet ein facettenreiches und glaubwürdiges Bild von Zeit und Ort.

Paul Stainer hat Krieg und Gefangenschaft überstanden und versucht, wieder in sein altes Leben zurückzukehren. Gar nicht so einfach, denn neben den Albträumen, Gedächtnislücken und ständig wiederkehrenden Halluzinationen macht ihm die Tatsache, dass seine Frau Edith ihn für tot gehalten und mittlerweile einen neuen Lebenspartner an ihrer Seite hat, enorm zu schaffen. Ein Lichtblick erwartet Stainer dagegen auf seiner alten Dienststelle in der Wächterstraße, hier wird er nicht nur willkommen geheißen, sondern direkt befördert. Kaum hat der frischgebackene Kriminalinspektor seinen Dienst angetreten, hat er auch schon alle Hände voll zu tun, denn Leipzig wird von einer rätselhaften Mordserie heimgesucht…

Inspektor Stainer bekommt es in seinem ersten Fall mit der „Operation Judas“ zu tun. Eine Gruppe ehemaliger Offiziere hat es sich zur Aufgabe gemacht, die im August 1914 im belgischen Dinant geschehenen Kriegsverbrechen zu vertuschen, indem sie Mitwisser, die die Gräueltaten öffentlich machen wollen, aus dem Weg räumt.

Der Krimi wird fesselnd erzählt und besticht vor allen Dingen durch die gekonnte Verknüpfung von Realität und Fiktion - dass Thomas Ziebula die Hintergründe intensiv recherchiert hat und er über eine gute Kenntnis der lokalen und historischen Gegebenheiten verfügt, merkt man dem Roman auf jeder einzelnen Seiten an.

Außerdem beweist Thomas Ziebula einmal mehr, dass er ein ausgesprochen gutes Händchen für mitreißende Figuren hat. Alle Akteure sind detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht, selbst Nebenfiguren werden lebendig und ausdrucksvoll dargestellt und wirken in ihrem Tun überzeugend.

Gut gefallen hat mir auch die stimmige Atmosphäre – die Trostlosigkeit der Zeit und die Unsicherheit der Menschen werden hervorgehoben. Die Einwohner Leipzigs kämpfen mit den Nachwehen des Krieges, man ist von Normalität und einfach nur Mensch sein noch meilenweit entfernt, aber man berappelt sich so langsam und bemüht sich, nach vorne zu schauen.

Neben der spannenden Krimhandlung und den Problemen und Sorgen des Alltags spielt auch die damalige Politik eine wichtige Rolle – die Veränderungen, die der Krieg mit sich gebracht hat, sind genauso Thema, wie das Gerangel um die politische Macht in der noch jungen Weimarer Republik.

„Der rote Judas“ hat mir sehr gut gefallen – die gut ausbalancierte Mischung aus Historie und Spannung wird anschaulich und lebendig erzählt und hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2020
Die Schleusen des Himmels
Martin, Charles

Die Schleusen des Himmels


ausgezeichnet

Charles Martin beginnt „Die Schleusen des Himmels“ mit einem kurzen Prolog, ein Ausflug in das Jahr 1964 – Joseph und Bobby Brooks, 9 und 11 Jahre alt, wurden gerade von ihrem Vater verlassen und erleiden dadurch einen tiefen Schmerz, der sie noch jahrzehntelang begleiten wird…

Zeitsprung in die Gegenwart. Der Leser lernt Allie kennen, die am Telefon einen heftigen Streit mit ihrem Mann Jake hat; kurz darauf stirbt Jake bei einem schrecklichen Unfall. Außerdem trifft man Catalina und ihre Kinder Diego und Gabriela; die drei befinden sich seit Jahren in den Fängen des brutalen Drogenschmugglers Juan Pedro.
Und man begegnet Joseph wieder. Er ist mittlerweile 62 Jahre alt und lebt allein in einer Hütte in den Bergen North Carolinas. In einer verschneiten Nacht landen Catalina und ihre Kinder bei ihm. Sie sind auf der Flucht vor Juan Pedro. Joseph hilft der kleinen Familie und bringt sie nach Florida in Sicherheit. Auf dem Rückweg lässt eine Rauchsäule nahe Cape San Blas, dem Ort seiner Kindheit, ihn anhalten. Er erfährt, dass bei dem Unfall, der sich hier vor kurzem ereignet hat, der Mann seiner Jugendliebe Allie ums Leben gekommen ist. Joseph zögert nicht, sondern besucht Allie und kümmert sich um sie. Und damit beginnt die Aufarbeitung des Schmerzes, der sich 53 Jahre zuvor tief in Josephs Brust gefressen hat…

Charles Martin hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Er erzählt Josephs Lebensgeschichte so spannend und mitreißend, als wäre sie ein Krimi. Schon nach wenigen Seiten entwickelt sich das Buch zu dem grandiosen Pageturner, den der Klappentext verspricht.

In „Die Schleusen des Himmels“ geht es um Liebe und Loyalität, um Opferbereitschaft und Vergebung und um die Hoffnung auf eine zweite Chance.

Joseph und Bobby entwickeln sich nach dem prägenden Ereignis in ihrer Kindheit ganz unterschiedlich. Obwohl sich ihre Wege als Jugendliche trennen, verbindet die Brüder ein Geheimnis, das Josephs Lebensweg nachhaltig bestimmt. Physisch und vor allen Dingen psychisch versehrt aus dem Vietnamkrieg zurückgekehrt, hat er ganz unterschiedliche Phasen durchgemacht, aber nie in ein zufriedenstellendes Leben gefunden und sich deshalb schließlich in die Hütte in den Bergen zurückgezogen.

In geschickt eingeflochtenen Rückblenden kann der Leser an Josephs Werdegang teilhaben. Man erlebt die zahlreichen Höhen und Tiefen, die er über die Jahre hinweg durchgemacht hat, intensiv mit und erfährt so, wie er zu dem Mann wurde, der er heute ist.

Charles Martin wartet im Verlauf der Handlung mit einigen Wendungen und Überraschungen auf, die das Geschehen lebendig halten und die Sogwirkung bis zum Schluss nicht abreißen lassen.

„Die Schleusen des Himmels“ hat mich durchweg begeistert – ein abwechslungsreicher, tiefgründiger Roman, der mit ausdrucksstarken Charakteren und einer mitreißenden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 10.02.2020
Sonne, Mord und Sterne
Minck, Lotte

Sonne, Mord und Sterne


ausgezeichnet

Bochum. Der Astrologiekongress schließt seine Pforten und Astrologin Stella Albrecht möchte eigentlich nur noch nach Hause, doch um den Zirkuswagen ihrer Großmutter Maria alias Madame Pythia aus der Messehalle zu schaffen, benötigen sie den Hallenschlüssel, den Holger van Aalen, der Initiator der Veranstaltung, haben müsste. Stella macht sich auf die Suche, findet aber weder van Aalen noch den Schlüssel, sondern stolpert über die Leiche von Marlene Silberstein, dem Star der Astrologieszene…

„Sonne, Mord und Sterne“ ist bereits der dritte Fall für Stella Albrecht, ihre Oma Maria und Kommissar Arno Tillikowski, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Arno Tillikowski ist ein Kommissar, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. Als er den Tatort in Augenschein nimmt und ihm klar wird, dass er zwischen Auralesern, Geistheilern und Hellsehern ermitteln muss, verflucht er als erstes seinen Bereitschaftsdienst. Übersinnliche Phänomene und kosmische Schwingungen sind nichts für Arno. Alles Humbug und esoterischer Firlefanz. Doch es hilft nichts – Arno muss ran. Schließlich wurde eine Frau erschlagen und ihr Mörder läuft frei herum.

Schnell steht fest, dass das Opfer eine knallharte Geschäftsfrau war, die wenig zimperlich mit ihren Mitmenschen umgegangen ist. Ein Strudel aus dreisten Lügen, Halbwahrheiten und Verdächtigungen droht Arno den Boden unter den Füßen wegzureißen – da ist es gut, dass Stella, Oma Maria, Journalist Ben Glaeser und auch Hackerin Ruby dem genervten Kommissar mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Lotte Minck kann auch in dieser Ruhrpott-Krimödie wieder mit einem frischen, lebendigen Schreibstil, außergewöhnlichen Charakteren und einer überaus humorvollen Handlung punkten. Es macht einfach Spaß, das Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten, die spannenden Ermittlungen zu verfolgen und dem wahren Täter nach und nach auf die Spur zu kommen.

„Sonne, Mord und Sterne“ hat mir sehr gut gefallen – ein durchweg kurzweiliges Lesevergnügen.

Bewertung vom 10.02.2020
Dorthin, wo der Tag anbricht
Camen, Elizabeth

Dorthin, wo der Tag anbricht


ausgezeichnet

Pennsylvania, November 1897. Die Medizinstudentin Julia Broeder hat ein großes Herz für Tiere. Als sie einen übel zugerichteten Hund operiert und danach vor seinem Besitzer versteckt, weil dieser das Tier bei brutalen Hundekämpfen starten lässt, wird Julia vom College verwiesen und kann damit ihren Traum, als Missionsärztin zu arbeiten, ad acta legen. Da die reichen Vandermarks Julias Familie schon immer großzügig unterstützt haben, bittet Julia in ihrer Verzweiflung deren Anwalt um Hilfe, wird aber von dem geschniegelten Ashton Carlyle barsch abgewiesen. Als Nickolaas Vandermark davon erfährt, ist er erbost und fordert Ashton auf, alles daranzusetzen, dass Julia ihr Studium unverzüglich fortsetzen kann, doch das ist leichter gesagt als getan, denn Julia hat mittlerweile andere Pläne…

„Dorthin, wo der Tag anbricht“ ist in der Reihe „Kleine Auszeit“ des Verlags der Francke-Buchhandlung erschienen. Das Büchlein ist so etwas wie eine Vorgeschichte zu dem bereits 2018 erschienenen Roman „Das Anwesen“.

Elizabeth Camden hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich mit den Akteuren vertraut und habe gespannt das Geschehen verfolgt.

Die Autorin hat ein ungewöhnliches Setting für ihre Protagonisten vorbereitet – während Julia und Ashton eine Woche lang gemeinsam einer Ziegenherde beim Ablammen helfen, lernen die beiden einander besser kennen, sprechen über Verantwortung, ihre Kindheitsträume und ihre Pläne für die Zukunft.

„Dorthin, wo der Tag anbricht“ hat mir sehr gut gefallen - ein unterhaltsamer Kurzroman, der mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert hat.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2020
Kein schlechter Tausch
Witemeyer, Karen

Kein schlechter Tausch


ausgezeichnet

Texas, Oktober 1890. Die junge Witwe Ruth Fulbright hat sich den Kurort Hope Springs ausgesucht, um hier gemeinsam mit ihrer 7-jährigen Tochter Naomi einen Neuanfang zu wagen. Dafür hat sie einen Job als Köchin im Homespun Café angenommen. Ruths größtes Problem ist es, eine Unterkunft zu finden, denn sie ist nach der Zwangsversteigerung ihres bisherigen Zuhauses mittellos und kann sich die teuren Mieten in Hope Springs nicht leisten. In ihrer Verzweiflung bittet sie den reichen Vermieter Beauregard „Bo“ Azlin um einen besonderen Tauschhandel …

Bo ist reich aber einsam. Seit einem Unfall in seiner Kindheit hat er mit einer Lähmung von rechtem Unterarm und Handgelenk zu kämpfen und lebt deshalb sehr zurückgezogen. Es wird höchste Zeit, dass ihn jemand aus seinem Schneckenhaus befreit…

„Kein schlechter Tausch“ ist in der Reihe „Kleine Auszeit“ des Verlags der Francke-Buchhandlung erschienen und liest sich locker und angenehm zügig. Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im Geschehen und kann ausgezeichnet mit den Akteuren mitfiebern und mitfühlen.

Karen Witemeyer hat einen frischen, lebendigen Schreibstil. Die Autorin erzählt die Geschichte im lockeren Wechsel mal aus Ruths, mal aus Bos Sicht, so dass man als Leser beide sehr gut kennenlernt und bestens verfolgen kann, was sie über den jeweils anderen denken.

„Kein schlechter Tausch“ hat mir sehr gut gefallen. Der unterhaltsame Kurzroman eignet sich hervorragend für einen gemütlichen Lesenachmittag.

Bewertung vom 06.02.2020
Tage des Lichts / Das Schicksal einer Familie Bd.3
Renk, Ulrike

Tage des Lichts / Das Schicksal einer Familie Bd.3


ausgezeichnet

In ihrer auf wahren Begebenheiten beruhenden Seidenstadt-Saga erzählt Ulrike Renk von den dramatischen Erlebnissen der jüdischen Familie Meyer während der NS-Zeit.

„Tage des Lichts“ ist der dritte Band der Saga und knüpft direkt an die Geschehnisse des zweiten Teils an. Ich halte es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da man so das Leben und das Schicksal der Meyers besser nachempfinden kann.

Die Handlung dieses Bandes beginnt im August 1939. Die 18-jährige Ruth ist seit einigen Monaten in England und arbeitet als Dienstmädchen auf dem Bauernhof der Familie Sanderson. Gerade noch rechtzeitig hat Ruth die nötigen Papiere eingereicht, die ihren Eltern und ihrer Schwester Ilse die Einreise nach England ermöglichen. Die Erleichterung nach Tagen der Ungewissheit währt allerdings nur kurz, denn der Krieg bricht aus und die Bedrohung durch die Nazis rückt wieder näher. Die Meyers wollen nach Amerika fliehen, doch das ist aufgrund der politischen Lage kaum noch möglich…

Ulrike Renk lässt den Leser intensiv an Ruths Schicksal teilhaben. Sehr mitreißend schildert die Autorin die Ängste und Sorgen der jungen Frau. Ruth hat sich zwar recht schnell an die überaus harte Arbeit auf dem Hof gewöhnt und erträgt die damit einhergehenden Unannehmlichkeiten ohne zu murren, jedoch belastet sie die Furcht, doch noch in die Fänge der Nazis zu geraten, mit jedem Tag mehr – man kann durchweg sehr gut nachvollziehen, wie die Angst an Ruth nagt und leidet Seite um Seite mit ihr mit.

Als besonders gut dargestellt habe ich Ruths Entwicklung in den Monaten bei den Sandersons empfunden. Nach und nach gewinnt sie ihr - durch die massiven Anfeindungen und Diskriminierungen der Nazis in den letzten Jahren geschrumpftes - Selbstvertrauen wieder zurück, indem sie beginnt, ihre Interessen gegenüber ihrer herrischen Arbeitgeberin durchzusetzen.

Gut gefallen hat mir auch, dass man neben dem Leben und den alltäglich anfallenden Arbeiten auf einem Bauernhof auch einiges über den Umgang der englischen Bevölkerung mit dem herannahenden Kriegsgeschehen und den damit verbundenen Herausforderungen und Einschränkungen erfährt.

„Tage des Lichts“ hat mir sehr gut gefallen – eine eindringlich erzählte Mischung aus realer Familiengeschichte und fiktiver Handlung, die den Leser intensiv am Leben einer jüdischen Familie zur Zeit des Nationalsozialismus teilhaben lässt.