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Benutzername: 
dorli
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Berlin
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Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 06.04.2020
Die Maske der Schuld
Wind, Jennifer B.

Die Maske der Schuld


ausgezeichnet

Jennifer B. Wind beginnt diesen Thriller mit einem neugierig machenden Prolog – die Beschaulichkeit eines idyllischen Fleckchens an der Alten Donau findet durch das Auftauchen einer Wasserleiche ein jähes Ende.

Richard Schwarz und Paul Marek vom LKA Wien übernehmen die Ermittlungen und stellen schon nach kurzer Zeit fest, dass es sich bei dem Toten um einen schwer erkrankten ehemaligen Kollegen handelt. Jan Dorns Leichnam weist eine seltsame Schädelverletzung auf. Außerdem ergibt die Obduktion, dass er bereits tot war, bevor er in der Donau gelandet ist…

Gleichzeitig bittet Theres Lend Richard um Hilfe. Die von einer unheilbaren Augenkrankheit gebeutelte Gerichtspsychiaterin hat sich auf ihrer verzweifelten Suche nach Heilung einem Schamanen und seinen Anhängern angeschlossen und hat den Eindruck, dass es in der Gruppe nicht mit rechten Dingen zugeht. Nicht nur, dass sie sich täglich schlechter fühlt, sie macht sich auch Sorgen um Gruppenmitglied Maik Schlögels, der seit einigen Tagen spurlos verschwunden ist…

Neben dem gegenwärtigen Fall ist Richard immer noch auf der Suche nach dem Mörder seiner Mutter – er kommt diesem Ziel näher, denn der 28 Jahre zurückliegende Fall wird Dank der Bemühungen eines Kollegen neu aufgerollt…

„Die Maske der Schuld“ ist bereits der zweite Fall für Richard Schwarz. Auch wenn es für das Verständnis der Handlung nicht unbedingt vonnöten ist, den ersten Teil gelesen zu haben, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannenden Fortsetzung noch erhöht.

Jennifer B. Wind hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Der Thriller wird spannend erzählt und entwickelt schon nach wenigen Seiten einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Die aktuelle Handlung mit den Ermittlungen im Mordfall Dorn und den persönlichen Angelegenheiten der Akteure wird immer wieder von kurzen Einschüben unterbrochen: Eine Reha-Patientin erzählt ihre Leidensgeschichte. Ein Monster, das sich selbst für eine Koryphäe hält, will Kranke mittels Gehirnoperation heilen. Außerdem gibt es einige Rückblenden in Richards Kindheit. Jennifer B. Wind beherrscht es ausgezeichnet, all diese unterschiedlichen Fäden miteinander zu verknüpfen und dem Leser so ein vielschichtiges und reichhaltiges Geschehen zu präsentieren, dem man trotz häufiger Perspektivwechsel, unterschiedlicher Schauplätze und diverser Nebenhandlungen problemlos folgen kann.

„Die Maske der Schuld“ hat mir sehr gut gefallen – ein abwechslungsreicher Thriller, der mit ausdrucksstarken Figuren und einer fesselnden Handlung punkten kann. Eine Geschichte, die aufzeigt, wie Scharlatane und auch die Pharmaindustrie Hoffnung schüren und sich die Todesangst erkrankter Menschen zunutze machen.

Bewertung vom 25.03.2020
Die Schule am Meer
Lüpkes, Sandra

Die Schule am Meer


ausgezeichnet

In ihrem auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman „Die Schule am Meer“ nimmt Sandra Lüpkes den Leser mit auf eine fesselnde Zeitreise und erzählt die Geschichte eines Internats, dass von 1925 bis 1934 auf der Nordseeinsel Juist existierte und einen überregionalen Ruf hatte.

Anni Reiner und ihr Mann Paul wollen gemeinsam mit befreundeten Kollegen eine reformpädagogische Schule auf Juist gründen. Optimistisch und voller Elan starten sie in das Projekt, die Schule soll sowohl für Schüler wie auch für Lehrer ein Zuhause werden. Neben einem gleichberechtigten Miteinander ist den Gründern vor allem praktisches Lernen im Einklang mit der Natur und eine musische Ausbildung wichtig.

Von den Insulanern wird die Schule unterschiedlich aufgenommen – viele sind skeptisch und lehnen die neuartige Bildungseinrichtung ab, manchen ist das als „Hort für Kommunisten und Juden“ verschriene Internat sogar ein Dorn im Auge. Aber es gibt auch Einheimische wie Kea Joosten. Die Hauswirtschafterin und Köchin setzt alles daran, dass ihr Patenkind Marje die Schule besuchen kann.

Der Roman wird fesselnd erzählt und besticht vor allen Dingen durch die gekonnte Verknüpfung von Realität und Fiktion - dass Sandra Lüpkes die Hintergründe intensiv recherchiert hat und sie über eine gute Kenntnis der lokalen und historischen Gegebenheiten verfügt, merkt man der Geschichte auf jeder einzelnen Seiten an.

Sehr anschaulich berichtet die Autorin über Schulalltag und Inselleben. Häufige Perspektivwechsel machen es möglich, dass man die Entwicklung auf Juist aus unterschiedlichen Blickwinkeln beobachten und damit sehr intensiv am Leben von Schülern, Lehrern und Einheimischen teilhaben kann. Das Zusammenspiel zwischen den zahlreichen historisch belegten Persönlichkeiten und den fiktiven Figuren funktioniert dabei ganz hervorragend.

Neben dem vielfältigen Miteinander der Akteure spielt auch die damalige Politik eine wichtige Rolle – der allmähliche Vormarsch der NSDAP ist auch auf der Insel zu spüren und bringt schließlich alles, was die Gemeinschaft über Jahre hinweg mühsam aufgebaut hat, ins Wanken.

„Die Schule am Meer“ hat mir sehr gut gefallen – die Mischung aus historische Fakten und einer spannenden fiktiven Handlung hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert und mir gleichzeitig einen facettenreichen Blick in den Alltag einer Schule zur Zeit der Weimarer Republik ermöglicht.

Bewertung vom 24.03.2020
Krabbenkuss mit Schuss / Ostfriesen-Krimi Bd.7
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Krabbenkuss mit Schuss / Ostfriesen-Krimi Bd.7


ausgezeichnet

Neuharlingersiel. Lehrerin Rosa möchte mit ihrer Klasse einen Ausflug zur Alpakafarm der Ewenbergs machen. Als sie einen Termin dafür vereinbaren will, entdecken sie und Edda Ewenberg deren Mann Fritjoff am Fuß der Treppe liegend – tot! Ermordet, wie schnell feststeht. Für Oberkommissar Schnepel ist der Fall sonnenklar, als Täter kommt nur die Ehefrau infrage…

Und auch eine Erpressung hält die Kripo Wittmund in Atem: Dreiste Diebe haben das vergoldete Nasenschild von Olsens Teemuseum abmontiert und fordern als Lösegeld einen kostenlosen Jahresvorrat Tee für sämtliche Seniorenheime im Umkreis. Da Fritjoff als Teetester bei Olsen gearbeitet hat, stellt sich den Ermittlern die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Teekannenklau und dem Mord gibt…

Auch die Liebe nimmt in diesem Krimi einen größeren Part ein, genauer gesagt, die Suche nach der großen Liebe. Dafür haben Rosa und Dörte sich bei der Partnervermittlung „Krabbenkuss“ angemeldet. Erste Kontakte lassen nicht lange auf sich warten…

„Krabbenkuss mit Schuss“ ist bereits der siebente Fall für das Neuharlingersieler Ermittlertrio, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Es ist den Autorinnen Christiane Franke und Cornelia Kuhnert wieder einmal ganz hervorragend gelungen, Humor und Spannung miteinander zu verknüpfen. Situationskomik, lockere Sprüche und eine abwechslungsreiche Krimihandlung sorgen durchweg für kurzweiliges Lesevergnügen und bieten zudem viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln. Es macht einfach Spaß, Henner, Rudi, Rosa und alle anderen mittlerweile zum Stammpersonal gehörenden Neuharlingersieler zu begleiten und ihnen bei ihren Nachforschungen wie auch bei ihren privaten Angelegenheiten über die Schultern zu schauen.

Punkten können die Autorinnen auch wieder mit einer großen Portion Lokalkolorit – der Landstrich wird mit all seinen Eigenarten, Besonderheiten und Spezialitäten interessant dargestellt, so dass man schnell von der Nordseeküsten-Atmosphäre eingefangen wird.

„Krabbenkuss mit Schuss“ hat mir sehr gut gefallen – ein Ostfriesen-Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite vergnügliche Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 23.03.2020
Echo des Schweigens
Thiele, Markus

Echo des Schweigens


ausgezeichnet

Strafverteidiger Hannes Jansen ist nur noch zwei Stunden von seinem größten Karrieresprung entfernt - die Partnerschaft in seiner Kanzlei. Nur noch das Plädoyer. Der Freispruch seines Mandanten ist sicher; obwohl die Indizien gegen den Polizisten Maik Winkler, der den Senegalesen Abba Okeke in seiner Zelle ermordet haben soll, erdrückend sind, reichen sie für eine Verurteilung nicht aus. In diesem Moment bringt Jansens Referendarin ihm ein weiteres Beweisstück und alles gerät ins Wanken…

Mit dieser Szene beginnt Markus Thiele seinen Roman „Echo des Schweigens“. Danach springt er einige Monate zurück und lässt den Leser an den Ereignissen teilhaben, die vor diesem Tag am Magdeburger Schwurgericht geschehen sind.

Neben den Fall Winkler gibt es drei weitere Handlungsstränge. So lernt Hannes die Ärztin Sophie Tauber kennen und lieben. Die aufkeimende Beziehung bekommt einen mächtigen Dämpfer, als die beiden feststellen, dass sie in dem Fall Winkler auf gegensätzlichen Seiten kämpfen, denn Sophie ist diejenige, die ein äußerst belastendes Gutachten vorgelegt hat.
Das ist nicht der einzige Grund, der Sophies Leben derzeit kopfstehen lässt. Ihre Mutter ist kürzlich verstorben und hat ihr unter anderem einen Brief ihres vor ihrer Geburt verschwundenen Vaters sowie einige Fotos hinterlassen, die Sophie zu einer Spurensuche animieren.
Außerdem gibt es noch einen historischen Part, der in den 1940er Jahren spielt und die Liebe zwischen dem Unternehmersohn Carl und der Jüdin Lea Rosenbaum zum Inhalt hat.

Der Roman beruht sowohl auf der zeitgenössischen wie auch auf der historischen Ebene auf wahren Begebenheiten. Die Ereignisse rund um den Fall des Sierra-Leoners Oury Jalloh, der am 7. Januar 2005 in einer Zelle des Polizeireviers Dessau-Roßlau aus bis heute nicht gänzlich geklärten Umständen ums Leben kam, spielen in der Handlung genauso eine Rolle, wie die nach wie vor unklaren Verflechtungen eines Wolfenbütteler Kräuterlikörherstellers mit dem NS-Regime.

Die Geschichte wird spannend erzählt und übt einen ungeheueren Sog aus. Stets ist man begierig darauf zu erfahren, wie es in den einzelnen Handlungssträngen weitergeht und ist gleichzeitig neugierig, wie am Ende alles zusammenpassen wird. Dass es gleich mehrere Zufälle sind, die die einzelnen Fäden schließlich zu einem Ganzen verknüpfen, hat mich dabei nicht gestört; manchmal schlägt das Schicksal eben seltsame Kapriolen.

Der Autor wirft im Verlauf der Handlung viele interessante Fragen auf. Besonders die Zwickmühle zwischen Gesetz und Moral hat mich beschäftigt. Wie schafft es ein Strafverteidiger, der von der Schuld seines Mandanten überzeugt ist, auf Freispruch zu plädieren? Wie kann er es mit seinem Gewissen vereinbaren, dass ein Mörder ungeschoren davonkommt? Ein Dilemma, das intensiv von den Protagonisten diskutiert wird.

„Echo des Schweigens“ hat mir sehr gut gefallen – ein tiefgründiger Roman, der kurzweilig erzählt wird und zum Nachdenken über Recht und Gerechtigkeit einlädt.

Bewertung vom 21.03.2020
Das Lächeln des Drachen
Büchle, Elisabeth

Das Lächeln des Drachen


ausgezeichnet

Lynmouth/Devonshire im Januar 1859. Nur wenige Wochen nach dem Tod ihres Vaters hat die mittellose Olivia Kramer ihrer Heimat Schlesien den Rücken gekehrt, um bei ihrer Patentante Olivia Matthews ein neues Zuhause zu finden. Auf Broomglade Manor angekommen, muss die 20-Jährige allerdings erfahren, dass Lady Matthews bereits vor einigen Jahren verstorben ist. Um nicht wieder in die stürmische Nacht hinaus zu müssen, nimmt Olivia das Angebot an, in einem der Gästezimmer zu übernachten, nicht ahnend, dass ihr Leben damit eine gänzlich unerwartete Wendung nehmen wird…

Sable Island im Sommer 2013. Falk Jäger wurde von seinen Eltern auf die Insel an der kanadischen Ostküste beordert. Magda und Hendrik Jäger sorgen sich um die Studentin Junia, die schon zweimal fast von Unbekannten entführt wurde. Als Hintergrund der Kidnappingversuche vermuten sie den nie aufgeklärten Mord an Junias Eltern vor einigen Jahren und möchten, dass Falk seinen detektivischen Spürsinn einsetzt und Licht in das Dunkel um die mysteriösen Vorkommnisse bringt…

In der ersten Hälfte des Romans nimmt Elisabeth Büchle den Leser mit auf ein beschauliches Landgut im englischen Devonshire. Neben der Liebesgeschichte zwischen Olivia und dem Gutsherrn Simon Matthews sowie den hinterhältigen Machenschaften des jüngsten Matthew-Sprosses Charles greift die Autorin ein interessantes Thema auf - es geht um Waisenkinder im England des 19. Jahrhunderts und die beeindruckende Arbeit des Evangelisten und Waisenhausleiters Georg Müller.

In der zweiten Hälfte wird die Handlung dann turbulenter und actionreicher. Falk und seine Freunde Emma und Daniel sowie Rahel und Duke - mit denen er schon in „Das Mädchen aus Herrnhut“ bzw. „Skarabäus und Schmetterling“ allerlei Abenteuer erlebt hat – versuchen, den Mördern von Junias Eltern auf die Spur zu kommen und die Hintergründe der Tat aufzudecken. Eine Spurensuche, die nicht nur gefährlich ist, sondern auch Stück für Stück eine Verbindung zu den Matthews und Broomglade Manor knüpft.

Elisabeth Büchle erzählt diese Geschichte sehr anschaulich und wartet mit einer Fülle von Details auf – die feine Charakterisierung der Figuren, die Beschreibungen der Schauplätze, die Schilderungen des abwechslungsreichen Geschehens oder auch Falks Faxen und freche Sprüche machen diesen Roman zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis.

„Das Lächeln des Drachen“ hat mir sehr gut gefallen. Die gut ausbalancierte Mischung aus Historie und Romantik sowie Abenteuer und Humor hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

Bewertung vom 19.03.2020
Im Namen der Lüge / Melia und Vincent Bd.1
Eckert, Horst

Im Namen der Lüge / Melia und Vincent Bd.1


ausgezeichnet

Düsseldorf. Melia Khalid, Leiterin des Referats für Linksextremismus beim Inlandsgeheimdienst, bekommt ein Geheimpapier zugespielt, das die Terrorpläne einer neu gegründeten RAF offenbart. Melia hat bezüglich der Echtheit des Papiers Zweifel, doch die Bestätigung durch eine weitere Quelle, zeitgleiche Überfälle auf Geldtransporter durch RAF-Rentner und der Brandanschlag auf eine Geschäftsstelle der AfD zerstreuen ihre Bedenken und lassen sie entsprechend handeln. Als sie erkennt, dass ein falsches Spiel mit ihr gespielt wird, ist es schon fast zu spät…

Auch Hauptkommissar Vincent Che Veih hat alle Hände voll zu tun. Ein Mord im Umfeld einer Gruppe Reichsbürger lässt auf den ersten Blick eine Beziehungstat vermuten. Doch es gibt ein paar Ungereimtheiten, die Vincent stutzig machen…

Horst Eckert hat mich mit „Im Namen der Lüge“ von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Der Thriller wird fesselnd erzählt und besticht vor allen Dingen durch die gekonnte Verknüpfung von Realität und Fiktion – einmal mehr stellt der Autor äußerst brisante politische Themen in den Mittelpunkt seines Romans und geht dabei der Frage nach, ob zur Eindämmung von Terror und Gewalt jedes Mittel recht ist. Dürfen Politik, Justiz und Verfassungsschutz die Grenzen der Legalität zur Vermeidung von Anschlägen überschreiten? Und was passiert eigentlich, wenn Beamte die ihnen verliehen Macht missbrauchen?

Mit Melia Khalid schickt der Autor eine Protagonistin ins Rennen, die ihren Job sehr ernst nimmt. Das Ziel der Tochter einer politisch Verfolgten aus Somalia und eines deutschen Spitzenpolitikers ist es, Terroranschläge zu verhindern; dafür schöpft sie alle ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen voll aus und schreckt auch nicht davor zurück, sich am Rande der Legalität zu bewegen.

Vincent Veih hat es als Sohn einer ehemaligen RAF-Terroristin selten leicht in seinem Leben gehabt – ein Umstand, der ihn stark gemacht hat. Er lässt sich von niemandem gängeln, sondern ermittelt, wie er es für richtig hält. Dass er dabei immer wieder aneckt, kümmert ihn nicht.

Neben dem fesselnden Schreibstil hat mir der vielschichtige Handlungsaufbau besonders gut gefallen. Mehrere Handlungsstränge, unterschiedliche Schauplätze und häufige Perspektivewechsel sorgen für ein lebhaftes und abwechslungsreiches Geschehen. Zudem sorgen unvorhersehbare Ereignisse und Wendungen dafür, dass die Sogwirkung des Thrillers bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Im Namen der Lüge“ hat mir sehr gut gefallen - ein rasanter Politthriller, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 04.03.2020
Die zweifelhafte Miss DeLancey / Regency Romantik Bd.3
Miller, Carolyn

Die zweifelhafte Miss DeLancey / Regency Romantik Bd.3


sehr gut

Brighton, 1815. Eigentlich war es geplant, dass Clara DeLancey den Grafen von Hawkesbury heiraten sollte, doch dieser hat sich für eine andere Frau entschieden. Eine Demütigung, die die 25-Jährige auch nach Monaten noch nicht überwunden hat. Tief verwurzelte Selbstzweifel sorgen für schlaflose Nächte, die Clara auf den gefährlichen Klippen vor der Stadt verbringt. Als sie in einer stürmischen Nacht in den Abgrund zu stürzen droht, wird sie von einem Fremden in letzter Sekunde gerettet. Clara rennt aus Angst davor, erkannt zu werden, eiligst davon…

Ein Schiffsunglück vor der afrikanischen Küste hat Benjamin Kemsley nicht nur eine hartnäckige Knieverletzung eingebracht, sondern ihn auch seine Karriere als Kapitän bei der Königlichen Marine gekostet. Obwohl er allgemein als Held gilt, hadert er mit seinem Schicksal und fühlt sich als mittelloser Krüppel…

„Die zweifelhafte Miss DeLancey“ ist der dritte Teil der Regency-Romantik-Reihe von Carolyn Miller, der Roman ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände gut verständlich. In diesem Buch stehen wichtige Themen wie Vertrauen, echte Freundschaft und Vergebung im Mittelpunkt.

Nach einem dramatischen Beginn lässt Carolyn Miller die Handlung zunächst einmal in sehr ruhigen Bahnen verlaufen. Die Autorin stellt ihre Protagonisten intensiv vor und schildert deren Umfeld, Alltag, Gefühlswelten und Leidensgeschichten ausgiebig.

Clara und Ben sind mit ihren jeweiligen Problemen fest verwachsen und sehen sich nicht in der Lage, mit vergangenen Ereignissen abzuschließen. Dass sie in einer Welt leben, in der jede kleine Abweichung von den gesellschaftlichen Konventionen als Verfehlung gilt und Getratsche und Ausgrenzung nach sich zieht, macht es beiden besonders schwer, Vergangenes hinter sich zu lassen und einfach nach vorn zu schauen.

Clara kann sich erst von ihren Selbstzweifeln befreien, nachdem sie dank ihrer Freundschaft zu Bens Schwestern Matilda und Tessa zum christlichen Glauben gefunden hat. Ihr Vertrauen auf die Güte Gottes stärkt die junge Frau und hilft ihr nicht nur, alte Fesseln zu lösen, sondern ermutigt sie auch, für eine Liebe zu kämpfen, die aufgrund unterschiedlicher Gesellschaftsschichten eigentlich nicht sein darf.

„Die zweifelhafte Miss DeLancey“ hat mir sehr gut gefallen. Eine bestens ausbalancierte Mischung aus Historie und Romantik, die aufzeigt, dass der christliche Glaube bei der Überwindung von Selbstzweifeln eine wertvolle Stütze sein kann.

Bewertung vom 26.02.2020
Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung / Sophia Bd.1
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung / Sophia Bd.1


ausgezeichnet

Berlin, 1926. Die 20-jährige Sophia Krohn studiert Chemie und träumt davon, eigene Kosmetika herzustellen. Als sie ungewollt schwanger wird, noch dazu von einem verheirateten Mann, setzen ihre Eltern sie vor die Tür. Auch ihr Dozent Georg Wallner, der Vater ihres ungeborenen Kindes, lässt Sophia im Stich. Einzig ihre Freundin Henny bietet Sophia Unterstützung an. Die Tänzerin gewährt Sophia Unterschlupf und verschafft ihr im Theater einen Job als Garderobiere. Als Henny ein Engagement in Paris bekommt, begleitet Sophia ihre Freundin in die französische Hauptstadt. Um Geld zu verdienen, versucht sie, mit einer selbst kreierten Creme die berühmte Helena Rubinstein von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Ihr Vorhaben gelingt, Madame Rubinstein bietet Sophia eine Stelle als Chemikerin an – in New York…

Bei „Sophias Hoffnung“ handelt es sich um den Auftaktband der Saga „Die Farben der Schönheit“. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die mit einem Schlag all ihrer Zukunftspläne beraubt wurde und daraufhin ihr Leben in die eigene Hand nimmt, um allen Widrigkeiten zum Trotz ihre Ziele zu erreichen und ihren Platz im Leben zu finden.

Corina Bomann hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Dank der lebendigen Schilderungen habe ich mich direkt in die 1920er Jahre katapultiert gefühlt und gespannt das Geschehen verfolgt.

Mit Sophia schickt die Autorin eine Protagonistin ins Rennen, die sich als wahre Kämpfernatur erweist. Trotz mehrerer Rückschläge zerbricht sie nicht an ihrem Schicksal, sondern blickt immer wieder nach vorn und versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Corina Bomann hat nicht nur ein gutes Händchen dafür, Sophias Umfeld und ihre zum Teil dramatischen Erlebnisse anschaulich und authentisch zu schildern, sie lässt den Leser auch intensiv an den Gedanken und Gefühlen der Chemikerin teilhaben, so dass man durchweg mit ihr mitleiden und mitfiebern kann und stets neugierig darauf ist, was wohl als nächstes passieren wird.

Die Autorin erzählt in dieser Saga nicht nur Sophias Geschichte, sie ermöglicht dem Leser auch einen Blick in die Kosmetikbranche der 1920er Jahre und schildert den als „Puderkrieg“ bezeichneten legendären Konkurrenzkampf zwischen den Helena Rubinstein und Elizabeth Arden - zwei Ikonen des 20. Jahrhunderts, die als Pionierinnen der Kosmetikentwicklung gelten.

„Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger Roman, der mit ausdrucksstarken Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 19.02.2020
Du bist die Nächste
Dylan, Rachel

Du bist die Nächste


ausgezeichnet

Fulton County/Georgia. Staatsanwältin Sophie Dawson hat vor kurzem ihre neue Stelle in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität der Bezirksstaatsanwaltschaft angetreten. In ihrem neuesten Fall ermittelt sie gegen den Bankangestellten Glen Shelton, der Kunden betrogen haben soll.

Als Sophie sich nach einem anstrengenden Tag in einem Tankstellenshop Chips und Schokolade holen will, wird sie Zeugin eines Doppelmordes. Sie kann den Täter identifizieren und soll als Hauptzeugin vor Gericht gegen ihn aussagen. Da es sich bei dem Angeklagten um den Bruder des Anführers der größten Straßengang Atlantas handelt, hat Sophies Vater zu ihrer Sicherheit den Personenschützer Cooper Knight engagiert – zu Recht, wie sich schon nach kurzer Zeit herausstellt, denn es werden Anschläge auf Sophies Leben verübt…

„Du bist die Nächste“ ist bereits der zweite Band aus Rachel Dylans Atlanta-Justice-Reihe, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des vorherigen Bandes bestens verständlich.

Rachel Dylan hat einen sehr fesselnden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Da sie jahrelang selbst als Prozessanwältin gearbeitet hat, kennt sie die Tricks und Kniffe, mit denen in der Gerichtswelt agiert wird und lässt dieses Wissen gekonnt in die Handlung einfließen.

Die Autorin schont ihre Protagonistin nicht und setzt Sophie im Verlauf der Handlung sowohl physisch wie auch emotional immer mehr unter Druck. Neben den verzwickten Nachforschungen in dem Betrugsfall, ihrer nervenaufreibenden Zeugenaussage und den immer bedrohlicher werdenden Anschlägen ringt Sophie auch mit ihrer wachsenden Zuneigung zu Cooper, da ihre Gefühle von ihm nicht so erwidert werden, wie sie es sich wünscht.

Die Krimihandlung ist knifflig und wird durch immer neue Hinweise, Indizien und Ereignisse lebendig gehalten. Geschickt lenkt Rachel Dylan den Blick des Lesers in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Motive, Zusammenhänge, Hintergründe und Täter miträtseln und mitgrübeln kann. Überraschungen und Wendungen sorgen zudem dafür, dass die Sogwirkung des Krimis bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Du bist die Nächste“ hat mir sehr gut gefallen – ein mitreißender Krimi, der mir mit seiner fesselnden Handlung ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 18.02.2020
Der rote Judas / Paul Stainer Bd.1
Ziebula, Thomas

Der rote Judas / Paul Stainer Bd.1


ausgezeichnet

In seinem Kriminalroman „Der rote Judas“ nimmt Thomas Ziebula den Leser mit in das Jahr 1920 nach Leipzig und zeichnet ein facettenreiches und glaubwürdiges Bild von Zeit und Ort.

Paul Stainer hat Krieg und Gefangenschaft überstanden und versucht, wieder in sein altes Leben zurückzukehren. Gar nicht so einfach, denn neben den Albträumen, Gedächtnislücken und ständig wiederkehrenden Halluzinationen macht ihm die Tatsache, dass seine Frau Edith ihn für tot gehalten und mittlerweile einen neuen Lebenspartner an ihrer Seite hat, enorm zu schaffen. Ein Lichtblick erwartet Stainer dagegen auf seiner alten Dienststelle in der Wächterstraße, hier wird er nicht nur willkommen geheißen, sondern direkt befördert. Kaum hat der frischgebackene Kriminalinspektor seinen Dienst angetreten, hat er auch schon alle Hände voll zu tun, denn Leipzig wird von einer rätselhaften Mordserie heimgesucht…

Inspektor Stainer bekommt es in seinem ersten Fall mit der „Operation Judas“ zu tun. Eine Gruppe ehemaliger Offiziere hat es sich zur Aufgabe gemacht, die im August 1914 im belgischen Dinant geschehenen Kriegsverbrechen zu vertuschen, indem sie Mitwisser, die die Gräueltaten öffentlich machen wollen, aus dem Weg räumt.

Der Krimi wird fesselnd erzählt und besticht vor allen Dingen durch die gekonnte Verknüpfung von Realität und Fiktion - dass Thomas Ziebula die Hintergründe intensiv recherchiert hat und er über eine gute Kenntnis der lokalen und historischen Gegebenheiten verfügt, merkt man dem Roman auf jeder einzelnen Seiten an.

Außerdem beweist Thomas Ziebula einmal mehr, dass er ein ausgesprochen gutes Händchen für mitreißende Figuren hat. Alle Akteure sind detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht, selbst Nebenfiguren werden lebendig und ausdrucksvoll dargestellt und wirken in ihrem Tun überzeugend.

Gut gefallen hat mir auch die stimmige Atmosphäre – die Trostlosigkeit der Zeit und die Unsicherheit der Menschen werden hervorgehoben. Die Einwohner Leipzigs kämpfen mit den Nachwehen des Krieges, man ist von Normalität und einfach nur Mensch sein noch meilenweit entfernt, aber man berappelt sich so langsam und bemüht sich, nach vorne zu schauen.

Neben der spannenden Krimhandlung und den Problemen und Sorgen des Alltags spielt auch die damalige Politik eine wichtige Rolle – die Veränderungen, die der Krieg mit sich gebracht hat, sind genauso Thema, wie das Gerangel um die politische Macht in der noch jungen Weimarer Republik.

„Der rote Judas“ hat mir sehr gut gefallen – die gut ausbalancierte Mischung aus Historie und Spannung wird anschaulich und lebendig erzählt und hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

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