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Benutzername: 
mrs-lucky
Wohnort: 
Norddeutschland

Bewertungen

Insgesamt 196 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2018
Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2 (eBook, ePUB)
Moström, Jonas

Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

ein temporeicher, solider Krimi aus Skandinavien:
„Dominotod“ ist ein temporeicher Thriller, bei dem es mir schwergefallen ist, ihn zwischendurch aus der Hand legen zu müssen, so sehr habe ich mich von dem Zeitdruck anstecken lassen, unter dem die Ermittler in diesem Fall stehen.
In der Nähe der schwedischen Stadt Sundsvall wird die Leiche des Arztes Thomas Hoffmann gefunden, der vier Tage lang von seinem Mörder gefangen gehalten und vor seinem Tod gequält wurde. Dann verschwindet ein weiterer Kollege aus dem Krankenhaus spurlos, sein zurückgelassenes Namensschild und ein Dominostein deuten darauf hin, dass auch Erik Jensen in die Hände desselben Täters geraten ist. Zur Erstellung eines Täterprofils wird die Psychiaterin Nathalie Svensson aus Uppsala mit einem Team zu den Ermittlungen hinzugezogen. Die Zeit drängt, wenn Erik noch lebend gefunden werden soll. Nathalie muss erfahren, dass ausgerechnet ihre Schwester die letzte Person war, die ihn lebend gesehen hat, und dass Estelle ihr nicht die ganze Wahrheit verrät. Könnte Sie etwas mit dem Fall zu tun haben? Es gibt aber noch andere Verdächtige, die über glaubhafte Motive verfügen, so dass die Teams parallel in verschiedene Richtungen ermitteln müssen.
Eine Stärke des Buchs ist das Tempo, die Geschichte spielt sich während zwei ereignisreicher Tage ab, es gibt viele Hinweise, mehrere Verdächtige, der Leser weiß wenig mehr als die Ermittler und kann miträtseln. Einige Rückblicke in die Jahre 2005 und 2008 geben dem Leser ein paar zusätzliche Informationen, die jedoch nicht eindeutig den Täter entlarven. Neben Nathalie ist auch einer der Polizisten aus Sundsvall persönlich in den Fall involviert, da der verschwundene Arzt sein bester Freund ist. Das schafft eine besondere emotionale Nähe zu dem Fall, auch wenn die Charaktere ansonsten etwas blass wirken.
„Dominotod“ ist der 2. Band um die Nathalie Svennson, es werden ein paar Hintergrundinformationen zu ihrer Vorgeschichte und dem ersten Teil eingestreut, um ihre Gemütsverfassung zu erklären. Ich kenne den ersten Band nicht, hatte aber auch nicht den Eindruck, dadurch im Nachteil zu sein. Wer „So tödlich nah“ ebenfalls lesen möchte, sollte das vorher tun, da hier einige Details auch zum Ausgang der Geschichte verraten werden.
Der Krimi wirkt solide und ist spannend aufgebaut, die Charaktere können nicht ganz überzeugen. Die Reihe dreht sich zwar um Nathalie Svensson, ihre Rolle bei der Lösung des Falls ist aber eher gering, Johan Axberg wirkt da als Persönlichkeit und kompetenter Ermittler überzeugender. In Schweden gibt es übrigens eine eigene Krimireihe um Johan Axberg, die bereits vor dieser Serie von Jonas Moström geschrieben und veröffentlicht wurde.

Bewertung vom 31.08.2017
Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


sehr gut

ein Spion in den Wirren des spanischen Bürgerkrieges :
Von mrs-lucky
„Der Preis, den man nicht zahlt“ ist keine einfache Kost. Er spielt zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) und behandelt damit ein geschichtliches Thema, das mir wenig vertraut ist, und in das ich mich etwas hineinlesen musste, um die Charaktere und politischen Gruppierungen innerhalb der Geschichte einsortieren zu können.
Hauptfigur des Romans ist der charismatische Spion und Lebenskünstler Falcó Lorenzo, der die verworrene politische Situation zu seinen Gunsten nutzt und dabei gegebenenfalls auch skrupellos über Leichen geht. Er erhält zu Beginn der Geschichte einen brisanten Auftrag, der ihn im Süden Spaniens in die sogenannte „rote Zone“ führt, in der die Kommunisten das Sagen haben. Dort soll er eine Operation leiten, während der ein hochrangiger Politiker aus dem Gefängnis in Alicante befreit und vor der Exekution bewahrt werden soll, um die Partei der Nationalisten zu stärken. Vor Ort wird Falcó von drei jungen Aktivisten unterstützt, unter anderem von Eva Rengel, deren entschlossene Art Falcó fasziniert. Er ist es gewohnt, sich bei seinen Einsätzen auf seine Instinkte und Menschenkenntnis zu verlassen, doch diesmal gerät er in ein gefährliches Spiel, in dem bald nichts mehr ist wie es scheint.
Falcó ist eine charismatische aber auch zwiespältige Hauptfigur. Er nutzt seine smarte Erscheinung und gute Ausbildung nicht nur für seine Geschäfte aus, sondern auch für zahlreiche Affären, bei denen sein Charme ihm meist spielend zu erfolgreichen Eroberungen verhilft. Seine Unabhängigkeit und seine scharfe Beobachtungsgabe haben ihm in seiner geschäftlichen Laufbahn neben seiner Skrupellosigkeit zu einigem Ruf verholfen, eine Portion Glück und die schützende Hand seines Chefs, dem „Admiral“ haben ihn bislang mit einer heilen Haut davonkommen lassen. In dieser Geschichte geht es aber um mehr, die politischen Entwicklungen sind brisant und führen geschürt durch den Bürgerkrieg dazu, dass auf beiden Seiten unklar ist, wer noch wem vertrauen kann. Den Einstieg in die Geschichte habe ich als schwierig empfunden, die vielen Personen und politischen Gruppierungen als verwirrend, es hat gut bis zur Hälfte gedauert, bis die Spannung zunahm und mich die Geschichte fesseln konnte. Sprachlich ist das Buch überzeugend und sehr pointiert, insbesondere wer sich für die spanische Geschichte interessiert, dem kann ich dieses Buch empfehlen.

Bewertung vom 31.08.2017
Kein guter Ort
Stäber, Bernhard

Kein guter Ort


sehr gut

interessanter Psychothriller mit mythischen Elementen:

Profilbild von mrs-lucky
mrs-lucky
Veröffentlicht am 15.08.2017
interessanter Psychothriller mit mythischen Elementen
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„Kein guter Ort“ ist bereits Bernhard Stäbers drittes Buch über den Psychologen Arne Eriksen und die Polizistin Kari Bergland, erreicht jedoch meiner Meinung nach nicht ganz die Spannungsdichte und Atmosphäre des ersten Teils.
Arne Eriksen ist inzwischen in die Region Telemark gezogen, wo er eine Anstellung in einer psychiatrischen Klinik gefunden hat und unter anderem Suchtpatienten betreut. Zu der Bergener Polizistin Kari Bergland hat er nur noch wenig Kontakt, doch kurz nachdem er mal wieder an sie gedacht hat, kommt es zu einem unerwarteten Wiedersehen. Kari ist bei einer Festnahme auf Janne, die Tochter ihres Vorgesetzten gestoßen, die ein offensichtliches Drogenproblem hat. Mit Karis Vermittlung lässt sich Janne darauf ein, bei Arne eine Therapie zu beginnen. Dort wird Janne aufmerksam auf ein verlassenes Hotel in der sogenannten Rabenschlucht, in dem es nach einigen Todesfällen spuken soll, und dessen Geschichte um den ungeklärten Mordfall an einem jungen Mädchen sie so sehr in den Bann zieht, dass sie sich bei riskanten Alleingängen in Gefahr bringt.
Der Mordfall in der Rabenschlucht ist eher der Aufhänger der Geschichte, als das er im Mittelpunkt stünde. Es dreht sich viel um die Beziehungen der Hauptpersonen zu einander sowie um die persönliche Geschichte Arnes aber auch Jannes. Im ersten Band hat mir insbesondere die Mischung aus Psychothriller und mythischen Elementen gefallen, gerade letztere habe ich diesmal als zu konstruiert empfunden, während sie sich im ersten Band eher aus der Geschichte heraus ergeben haben. Sowohl Arnes als auch Jannes Motive, sich auf die Geschichte um den Todesfall zu stürzen, wirken mehr gewollt als schlüssig.
Ansonsten habe ich auch diesmal wieder Arne und Kari als sehr sympathische Hauptfiguren empfunden, obwohl ich Band zwei nicht kenne, wirkt ihre charakterliche Entwicklung glaubwürdig und authentisch. Mir gefällt, dass in dieser Reihe statt der klassischen Ermittlungsarbeit eher psychologische Ansätze im Mittelpunkt stehen und mit der Möglichkeit von übersinnlichen Einflüssen gespielt wird. Zudem ist der Kriminalfall insich schlüssig und führt zu einem nicht nur dramatischen sondern auch schlüssigen Finale.

Bewertung vom 16.03.2017
Die Schwangerschaft des Max Leif
Käppler, Juliane

Die Schwangerschaft des Max Leif


sehr gut

urkomisch und bewegend zugleich:
Die sieben Tode des Max Leif haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet, das Leben geht weiter und hat für Max so einige Überraschungen parat. Seine Hypochondrie glaubte er im Griff zu haben, als plötzlich Maja krank wird. Zum Glück stecken keine fremdartigen Parasiten oder gefährlichen Krankheiten hinter ihren seltsamen Symptomen, sie ist einfach „nur“ schwanger - und das auch noch doppelt! 
Das stürzt Max erst einmal in eine Krise und türmt einen Haufen Sorgen vor ihm auf. Was kann in einer Schwangerschaft nicht alles passieren?! Mit Übereifer macht Max sich daran, alle möglichen Stolpersteine während der Schwangerschaft zu ergründen und zu umgehen, was nicht nur Majas und Dr. Bärbeißers Geduld so manches Mal strapaziert, sondern wie schon im ersten Band zu einigen urkomischen Szenen führt.
Es gibt aber auch immer wieder nachdenkliche und auch sehr berührende Momente, wenn Max sich beispielsweise an seinen verstorbenen Freund Max erinnert, der auch jetzt noch großen Einfluss auf sein Leben besitzt.
In neun Kapiteln analog zu neun Schwangerschaftsmonaten kann der Leser an Max und Majas Leben in Form vieler kleiner Anekdoten teilhaben und sich an einem Wiedersehen mit wunderbaren Charakteren wie Jekaterina Poljakow oder dem eher nervigen Machete erfreuen. Aber auch neue Figuren bereichern und beeinflussen die Geschichte.
Es hat mich beim Lesen wieder einmal begeistert, wie lebendig und lebensnah die Figuren wirken. Im ersten Band fand ich Max stellenweise sehr anstrengend, inzwischen wirkt er im Leben mehr angekommen, so dass ich ihn mir noch eher als einen Kumpel von Nebenan vorstellen könnte.
Max Leif hat seine Ängste seit dem ersten Band ein gutes Stück bändigen können und wird sowohl durch seine Beziehung zu Maja als auch seien stabilere Lebenssituation geerdet. Entsprechend schwanken auch seine Stimmungen nicht mehr so ins Extreme wie im ersten Band, was der Fortsetzung ein wenig von dem Charme des Vorgängers nimmt, so dass ich 4 von 5 Sternen vergebe.

Bewertung vom 14.03.2017
Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
MacMillan, Gilly

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit


sehr gut

beindruckender Psychothriller und Familiendrama:
Im Winter ereignet sich nach einer Party ein tragischer Unfall, bei dem drei Jugendliche uns Leben kommen. Am Steuer sitzt die erst 14-jährige Zoe Guerin. Dieses Ereignis erschüttert Zoes Leben zutiefst, auch die Ehe ihrer Eltern zerbricht daran. Nach ihrer Zeit im Jugendarrest, zieht Zoe mit ihrer Mutter Maria nach Bristol, wo deren Schwester Tess lebt. Dort beginnt ihr 2.Leben mit Marias 2. Ehe und einer neuen Familie. Auf einem gemeinsamen Klavierkonzert mit ihrem Stiefbruder kommt es jedoch zu einem Eklat, Zoes Geheimnis droht ans Licht zu kommen, und am nächsten Morgen ist Zoes Muttet tot.
In diesem Thriller wird das Geschehen in kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Dabei wird schnell klar, dass in dieser Familie hinter der glänzenden Fassade einige Geheimnisse lauern. Aufgrund der sehr persönlichen Schilderungen ist der Leser sehr nah dran an der Handlung. Dieser Thriller ist etwas besonderes, denn er dreht sich nicht um besonders psychopathische oder grausame Taten, sondern spielt raffiniert nicht nur mit den Gefühlen der Charaktere sondern auch mit denen der Leser. Wonach bemisst sich Schuld? Wäre ich selber fähig zu vergeben? Wiesehr lassen wir und von Vorurteilen und oberflächlichen Eindrücken leiten? Abgesehen von den Rückblenden findet das Geschehen in einer sehr kurzen Zeitspanne und einem sehr eingeschränkten Raum statt und erinnert damit ein wenig an ein Kammerspiel. Umso intensiver sind die Erlebnisse für einzelnen Personen und die zum Teil dramatischen Folgen für ihre weitere Zukunft. Das Buch hat mich inhaltlich und sprachlich sehr beeindruckt, der Spannungsbogen ist durchgehend hoch, ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen. Dies wird ganz sicher nicht mein letztes Buch von Gilly Macmillan gewesen sein.

Bewertung vom 20.02.2017
Das Buch der Spiegel
Chirovici, Eugene O.

Das Buch der Spiegel


ausgezeichnet

ein außergewöhnliches Buch, spannend und komplex erzählt:
„Das Buch der Spiegel“ ist ein außergewöhnliches Buch, nicht nur aufgrund der Idee hinter der Geschichte, sondern auch aufgrund der ungewöhnlichen Erzählweise.
Zu Beginn erhält der Literaturagent Peter Katz einen Auszug aus dem Roman des Autors Richard Flynn zur Begutachtung. Flynn erzählt darin eine sehr persönliche Geschichte aus seiner 27 Jahre zurückliegenden Studentenzeit. Damals war er privat mit dem Psychologieprofessor Joseph Wieder bekannt, dessen brutale Ermordung nie aufgeklärt wurde, Richard Flynns Leben aber nachhaltig beeinflusst hat. Nach all den Jahren haben neue Erkenntnisse seine Sicht auf die Vorfälle geändert, so dass er sich die Geschichte in Form eines Romans von der Seele geschrieben hat. An entscheidender Stelle endet das Manuskript, der Literaturagent ist jedoch von Stil und Inhalt der Geschichte so begeistert, dass er mit dem Autor Kontakt aufnehmen und das Buch veröffentlichen will. Leider muss er feststellen, dass Richard Flynn ist zwischen verstorben und der Rest des Manuskripts nicht auffindbar ist. Die Geschichte lässt ihn nicht los, so dass er versucht, die Wahrheit hinter der Geschichte zu ergründen.
Inklusive Richard Flynn sind es 4 Ich-Erzähler, die nacheinander jeder auf ihre Art zu der Aufklärung der Geschichte beitragen. Die Wechsel der Erzählperspektive sind klar voneinander abgegrenzt, die Charaktere unterscheiden sich deutlich voneinander und verleihen dem Buch so einen besonderen Charme. Am Ende sind nicht alle Fragen eindeutig geklärt, aber das passt zu der Aussage des Buches.
Es spielt gewissermaßen damit, dass die Wahrheit, die man zu kennen glaubt, oft nur einen Teil der tatsächlichen Wahrheit widerspiegelt und uns eine Realität vorgaukelt, die es so gar nicht gibt. Der Leser wird immer wieder in die Irre geführt und kann mit darüber nachgrübeln, wie die Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben.
Ich finde dieses Buch mit seinen geschickten Wendungen sehr bemerkenswert, weil es viele Denkanstöße gibt und mit einer klaren Sprache eine wunderbare komplexe Geschichte erzählt.

Bewertung vom 22.01.2017
Minus 18 Grad / Fabian Risk Bd.3
Ahnhem, Stefan

Minus 18 Grad / Fabian Risk Bd.3


sehr gut

:ein ebenso spannender wie erschreckender Krimi aus Schweden
„Minus 18 Grad“ ist bereits der dritte Krimi um den Ermittler Fabian Risk, er setzt zeitlich 2 Jahre nach dem ersten Band „Und morgen Du“ an, spielt wieder in erster Linie in Helsingborg und ist ebenso spannend und komplex wie die anderen Bände.
Es geht um einen seltsamen Todesfall; bei einer Verfolgungsjagd durch Helsigborg landet ein Auto im Hafenbecken. Alles deutet auf einen Unfall hin, doch der Gerichtsmediziner Flätan entdeckt, dass der Fahrer bereits seit 2 Monaten tot war und in der Zwischenzeit offenbar tiefgefroren. Doch wie kann es sein, dass Zeugen den Toten ein paar Tagen zuvor noch lebendig getroffen haben wollen?
Das Team um Fabian Risks Chefin Astrid Tuvesson ist derzeit in keiner guten Verfassung, da einige mit privaten Problemen zu kämpfen haben, dennoch kommen sie schnell zu dem Schluss, dass der Täter offenbar systematisch die Identität des Opfers angenommen hat. Und wie es scheint, ist der Tote im Hafenbecken weder der erste noch der letzte Fall dieser Art. Der Täter geht raffiniert vor, hinterlässt keine Spuren und macht es dem Team schwer, seine wahre Identität zu entlarven.
In einem anderen Handlungsstrang gibt es ein Wiedersehen mit der dänischen Polizistin Dunja Hougaard, die immer noch mit den Rachegelüsten ihres ehemaligen Chefs Kim Sleizner zu kämpfen hat und während ihres Streifendienstes auf die Zeugin eines brutalen Mords trifft. Die Aufklärung des Todes fällt zwar nicht in ihren Kompetenzbereich, die halbherzigen Ermittlungsansätze ihrer Kollegen veranlassen sie jedoch auf eigene Faust zu ermitteln und führen sie unter anderem auch nach Schweden und zu Fabian Risk. Diesmal kommt es zwar zu keiner direkten Zusammenarbeit, dennoch sind beide Handlungsstränge spannend und halten den Leser in Atem.
Der Titel ist als Krimi eingestuft, hat in vielen Punkten aber eher das Potential eines Thrillers mit einigen brutalen Szenen, die die beteiligten Personen psychisch an ihre Grenzen treiben.
Neben der belastenden Ermittlungsarbeit wird Fabian Risk auch in seinem Privatleben schwer beansprucht. Sein Sohn Theodor erholt sich nur sehr langsam von dem zwei Jahre zurückliegenden Trauma, die daraus resultierenden Spannungen zwischen Vater und Sohn schwelen weiterhin, in Fabians Verhältnis zu seiner Frau Sonja überwiegen weiterhin die Misstöne.
Auch dieser Band hat mir mit seiner Vielschichtigkeit wieder sehr gut gefallen. Der Spannungsbogen ist hoch, die Charaktere sind glaubhaft, wenn auch nicht unbedingt sympathisch. Die bildhafte Sprache und die zum Teil schonungslosen Schilderungen der Szenen vermitteln eine große Nähe zu den Personen und lassen den Leser an ihren Schicksalen teilhaben. Die Geschichte ist in sich schlüssig, auch wenn die Motive der Täter etwas zu kurz kommen. Die skrupellose und teils wahllos wirkende Gewalt erscheint erst unglaubwürdig und konstruiert. Leider basiert insbesondere der Handlungsstrang um Dunja Hougaard auf realen Fällen und verleiht dem Krimi zusätzlichen Schrecken und Authentizität.
Das Buch steht für sich allein, gibt kurze Hinweise auf die Vorgeschichte, ohne zu viel von den anderen Bänden zu verraten, um die Entwicklung der Charaktere und ihre Reaktionen zu verstehen, ist es aber durchaus ratsam, die Bände in der chronologischen Reihenfolge zu lesen.

Bewertung vom 12.01.2017
Glücksmädchen / Ellen Tamm Bd.1
Bley, Mikaela

Glücksmädchen / Ellen Tamm Bd.1


sehr gut

interessantes Thema aber mit kleinen Schwächen
Die Journalistin Ellen Tamm hat im Alter von 8 Jahren bei einem tragischen Unfall ihre Zwillingsschwester Elsa verloren und dieses Trauma nie überwunden. Das Thema Tod lässt sie nicht los auch während ihrer Arbeit als Kriminalreporterin beim schwedischen Fernsehen. Als die 8-jährige Lycke von ihren Eltern als vermisst gemeldet wird, brechen Ellens Erinnerungen wieder durch und sie ist quasi besessen von dem Gedanken, Lycke zu retten. Je mehr sie in die Geschichte eintaucht, umso deutlicher wird jedoch, dass Lyckes Leben ihrem Namen nicht gerecht wird. Aufgerieben zwischen dem Rosenkrieg der Eltern und der Stiefmutter, der sie im Weg ist, hat Lycke sich immer mehr zurück gezogen und findet selbst in der Schule keine Freunde.
Der Thriller berührt, denn bei Lyckes Verschwinden geht es kaum jemanden um sie selbst, die Familie und auch Ellen sind mehr mit sich selbst beschäftigt, die Medien suchen nach einer bestmöglichen Vermarktung. Der Fokus liegt weniger beim Täter als vielmehr bei den Reaktionen und Emotionen der betroffenen Personen. Die Journalistin Ellen Tamm steht im Vordergrund, was vielleicht daran liegen mag, dass die Autorin wie ihre Protagonistin zeitweise bei einm TV-Sender gearbeitet hat.
Der Thriller spricht brisante Themen an, allerdings fehlt es etwas an Spannung und Ellens persönliche Geschichte steht ein wenig zu sehr im Mittelpunkt. Sie wird durch den Fall nicht nur indirekt an ihre eigene Vergangenheit erinnert, sondern gezielt manipuliert, um bei den Ermittlungen und Berichterstattungen ihre Grenzen zu überschreiten. Bei ihren Ängste und Beklemmungen gibt es zu viele Wiederholungen, das Motiv des Täters bleibt dabei leider etwas auf der Strecke. Abgesehen von Ellen bleiben die Charaktere etwas blass, da hätte man mehr herausholen können. Insgesamt ist dieses Buch jedoch ein vielversprechendes Debüt, in Schweden ist bereits der Folgeband erschienen, in dem Ellens Vergangenheit erneut mit einem Mordfall verquickt ist.